Ai«l« di« Bürgerschaft »egen di» Arbeiter au». Wenn di« Deutschnattonalen in die Regierung eintretrn. dann würde die sich günstig entwickelnde Weltmeinung für Deutschland gefähr- det. Den Spitzenkandidaten der Rechtsparteiten Tirpitz und Ludendorff hatte Deutschland in allererster Linie sein Unglück zu verdanken. General Ludendorff sei nicht nur ein sehr geringer Politiker, sondern auch ein unfähiger Feldherr gewesen. Oberbürgermeister Dr. Bötz, Frau Dr. Luders. Admiral von Truppe! und Dr. Wischler, der Vertreter des österreichischen deutschen Volksbundes forderten in kürzeren Ansprachen die Versammlung auf, am 7. Dezember der Demokratischen Partei ihre Stimmen zu geben. Der Sang des Deutschlandliedes beendete die Kundgebung.
Stresemanns Rede im Großen Schauspielhaus.
Berlin, 30. Nov. Der Reichsaußenminister Dr. Strese- mann sprach gestern in einer Wahlversammlung der D.V.P- über das Thema „Nationale Realpolitik". Es handle sich heute, so sagte der Redner u. a-, um die Schaffung einer neuen Grundlage, auf der Deutschland seine Politik aufzubauen vermag. Die Zusammenfassung der ideellen Kräfte des Volkes zu einer nationalen Einheit, wie sie den Kämpfen um Oberschlefien, im Ruhrgebiet und dem Rheinland« zugrunde lag, die Ausnutzung der weltwirtschaftlichen Möglichkeiten für Deutschland als Absatzgebiet und die Erhaltung Deutschlands als weltwirtschaftlicher Faktor seien Vorbedingung für den außen- politischen Aufbau des Reichs. Deutschlands Weltwirtschaft könne nur durch internationale Kredite gehoben werden. Das Sachverständigen-Gutachten und die Londoner Konferenz haben Deutschland einen großen Schritt vorwärts gebracht. Die Uebernahme der damit verbundenen wirtschaftlichen Lasten auf der einen Seite werde durch di« Erlangung politischer Vorteile auf der andern Seite ausgeglichen. Auf innerpolitische Fragen übergehend, sagte Dr. Sresemann, daß die Heranziehung der Deutschnationa- len zur Teilnahme an der Regierung durch den damaligen unhaltbaren Schwebezustand bedingt wurde. Die Deutschnationale Volkspartei müsse an der Regierung teilnehmen, um die Möglichkeit zu haben, die ihren Wählern gegebenen Verstechen einlösen zu können. Solange jedoch die Deutschnationalen auf ihrem bisherigen Standpunkt beharrten, sei ein Zusammengehen mit ihnen ausgeschlossen, da die Deutsche Volkspartei nach wie vor an der gemäßigten Politik der Mitte festhalre. Daher seien auch die Ausfälle der Linksparteien, besonders der demokratischen Partei, gegen die Deutsche Volkspartei unbegründet. Die sehr allgemein gehaltene Rede des Außenministers wurde mit großem Beifall ausgenommen.
Eine Erklärung de» Reichsbnnds deutscher Mieter.
Berlin, 28. Nov- Zur Reichstagswahl und zur preußischen Landtagswahl sind u. a. zwei Mieterlisten zuaelassen worden, ?ine Mieterpartei Deutschlands und eine Parte, für Volkswohl, fahrt (Mieterschutz und Bodenrecht). Mit beiden Listen Art der Reichsbund deutscher Mieter nichts zu tun. Der Bundes- ausichuß des Reichsbundes hak bei Anwesenheit sämtlicher Mit- alieder einstimmig beschlossen, zu erklären, daß der Reichsbund .Deutscher Mieter mit der Partei für Volkswohlfahrt nichts zu tun hat und daß er die durch einzelne Personen erfolgte Gründung dieser Parteien aufs schärfste verurteilt. Der Reichs- vund Deutscher Mieter empfiehlt seinen Mitgliedern, diejenigen stroßen politischen Parteien bei der Wahl zu unterstützen, die sich bisher als mieterfreundlich erwiesen haben.
Rundfunk im Wahlkampf verboten.
Berlin, 3V. Nov. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" meldet aus Leipzig: Die Mitteldeutsche Rundfunk A.E. Leipzig erhielt die Nachricht, daß Reichsminister Dr. Zaires die Benutzung des Rundfunks für Wahlreden untersagt habe.
Die Reichswahlvorschläge.
Der Neichsanzeiger veröffentlicht jetzt den Wortlaut der Neichsroahlvorschläge. Es sind, wie bereits gemeldet, 24 Vorschläge, auf denen sich insgesamt 394 Kandidaten um rund 70 Sitze (nach dem Ergebnis der letzten Wahl) bewerben. Man kann die Neichswahlvorschläge in 3 Gruppen teilen: 1) Die großen Parteien, die Aussicht auf eine Reihe von Reichsmandaten haben. Für sie kandidieren insgesamt 240 Bewerber. Die Listen sind im einzelnen fast ausnahmslos bekannt. Bemerkenswert ist nur noch,
baß bei der Lift« der Kommunisten die bekannte« Abgeordneten Remmele und Wendelin Thomas ausgefallen find und daß unter den ersten 5 Kandidaten die zuletzt dort aufgeführten „einfachen Arbeiter" den Führern Frau Rutb Fischer, Frau Zetkin, Dr. Nosenbera und Iwan Katz weichen mußten, welche es anscheinend für gut gehalten haben, ihre Mandat« für alle Fälle an vorderer Stelle der Reichsliste zu sichern. Wirtschaftspartei und Bayerischer Bauernbund haben auch diesmal wieder einen gemeinsamen Reichs-Wahlvorschlag aufgestellt, der jetzt unter der Bezeichnung der Wirtschaftspartei erscheint. Spitzenkandidat ist hier Minister Fehr, während der bisherige Abgeordnete Haindl-Altötting überhaupt nicht mehr in der Reichsliste erscheint. Der bisherige Abgeordnete Hetze!, ein Vertreter des Nürnberger Mittelstandes, ist von der vierten an die achte Stelle der Liste ge» rückt, seine Wiederwahl ist damit zweifelhaft geworden.
2) Die ländlich begrenzten oder kleineren Parteien, die nur 1—2 Mandate aus der Reichsliste zu erwarten haben. Hier kandidieren 41 Bewerber. Der Reichswahlvorschlag der Bayerischen Volkspattei umfaßt diesmal 6 Namen. Der bisherige Spitzenkandidat, Gutsbesitzer Merck, der auch in Oberbayern-Schwaben kandidiert, ist an die 3. Stelle gerückt, während die Abg. Frau Lang-Vrumann die Spitzenkandidatur einnimmt. An 2. Stelle steht wieder Ministerpräsident a. D. Graf Lerchenfeld, der auch in Franken an 5. Stelle aussichtsreich kandidiert und als dessen Wohnsitz Eaibach in Ünterfranken angegeben ist. Die drei letzten Stellen haben der bisherig« Abg. Geheimrat Dr. Bayersdörfer (Pfalz), Geschäftsführer Trotzmann (Nürnberg) und Landtagsabg. Dr. Schlittenbauer. Der Üandbund erscheint diesmal nicht mehr in Verbindung mit der Nationalliberalen Partei, sodaß also die Kandidaten Maretzky und Freiherr o. Lersner ausfallen. Die Liste führt Landbundvertreter aus Hessen, Baden, Württemberg und Thüringen auf. Die Deutsch-Hannoversche Partei führt di« bisherigen Abg. Alpers u. Rotte als Spitzenkandidaten auf. Letzterer ist Hotelbesitzer und hatte bei der letzten Wahl in verschiedenen Kreisen die Unterstützung von Gastwirtegruppen, welche ihre Reststimmen auf die Hannoversche Reichsliste verrechnen ließen. Schließlich ist noch die Deutschsoziale Partei des Herrn Kunze zu erwähnen, die sich wohl durch ihre Verbindung mit einem „Reichsbund für Aufwertung" einen gewissen Zuwachs verspricht.
3) Die 12 Gruppen, die keine Aussicht auf ein Mandat haben. Ihre Listen zählen nicht weniger als 113 Durch- fallskandidaten. Da sind in erster Linie die 3 Gruppen, die man als Familienparteien bezeichnen kann, weil hier offenbar der Einzug ins Neichsparlament gleich familienweise angestrebt wird. Da ist also der unvermeidliche Häu- ßerbund, für den wieder Herr und Frau Häußer und 2 Mitglieder einer Familie Juels, sowie ein Graf Bothmer in Berlin kandidieren. Das letztem«! enthielt dieser Reichs- wahloorschlag 60 Namen, jetzt nur mehr 8. Das ist immerhin ein Fortschritt, aber es sind trotzdem noch 8 Namen zuviel. Für den Starkbund kandidieren natürlich Herr und Frau Stark. Unter der Chiffre .Fraktionslose Partei" kandidiert lediglich ein Händler Otto Witte aus dem Mansfelder Seekreis, natürlich ebenfalls mit Frau Gemahlin. Die zwei Aufwertungsparteien, die Mieterpartei und die „Partei für Dolkswohlfahrt" verzeichnen in ihren Listen überhaupt keinen Süddeutschen. Selbst wenn diese Gruppen 1 oder 2 oder auch 10 Abgeordnete in den Reichstag brächten, so könnten sie für sich allein für die Auf- wertungs- oder Mieterinteressen doch nicht das geringste ausrichten. Die Aktionskraft und die Entscheidung liegt selbstverständlich auch in diesen Din en bei den großen und größeren Parteien. Von den übrigen Listen dieser „Gruppe der Aussichtslosen" sei schließlich noch erwähnt, die der „Nationalen Minderheiten", auf der zwei Polen, zwei Dänen und ein Wende stehen, und die Lisie „Deutsch- völkische Reichspartei", die sich als Prioatpartei des sattsam bekannten Dr. Arnold Nuge entpuppt. Neb?n Rüge kandidiert ein Landwirt aus Baden und ein Architekt Mesch aus Regensburg.
Aus Stadt uud Land.
Lal«, den 1. Dezember 1024.
Ueberlastung de« Gerichtsvollzieherstelle«. ur
,. Da die Ueberlastung der Gerichtsvollzieherstellen mit VÄ- streckungsauftragen wegen öffentlich-rechtlicher Ansprüche noch rmmer andauert, hat das Ministerium des Innern den Nachgeordneten Behörden, insbesondere auch den Gemeindebehörden erneut empfohlen, bis zur Wiederkehr geordneter Verhältnisse soweit moglwh von der Inanspruchnahme der Gerichtsvollzieher abzusehen -und ihre Entscheidungen durch eigene Vollziehungs- beamte Vollstrecker! zu lassen. ^ "
Gemäldeausstellung.
Im Schaufenster der Häußlerschen Buchhandlung hängt ge- gArwartig ein Ausstellung von Oelbildern unseres einheimischen Malers Karl Kleinbub. Die Bilder des Herrn Kleinbub biin- geii viel gutes aus unserer engeren Heimat und es ist erstaunlich, wie ein Maler, der eigentlich nicht zur Zunft gehört und das Malen nur sein Lebtag als Freude und Erholung betrieben hat. sich nicht bloß den guten künstlerischen Blick, sondern auch ein ganz gut Stück Fertigkeit errungen hat. Dazu kommt noch, daß der Maler sich die schönsten Flecke unserer schönen Heimat mit einer Liebe ausgespürt hat, wie sie nur der Eingesessene aufbringt. Waldbilder, Talblicke, Wiesenflächen, reine Landschaften, Landschaften mit Architektur und reine Stadtbilder, auch reizvolle Blumenstilleben sind in bunter Folge zu seheK
Wetter für Dienstag und Mittwoch.
Die Störungen im Westen kommen gegen den über dem Balkan liegenden Hochdruck nicht auf, dessen Wirkungsbereich sich auf ganz Süddeutschland erstreckt. Unter diesen Umständen kann auch für Dienstag und Mittwoch mit trockenem und vielfach heiterem Wetter bei mäßig kalter Temperatur gerechnet werden.
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Freudenstadt, 30. Nov. Zn Unteriflingen ist Schultheiß Keck dadurch schwer verunglückt, daß er unter einen umfallenden Wagen geriet. Er erlitt mehrere Rippen- brüche und schwere innere Verletzungen, sodaß sein Zustand bedenklich ist.
(SEBZ Münsingen, 29. Nov. Durch eine Schauermär hat eine Dienstmaad in Hundersingen mehrere Gemeinden in nicht geringe Aufregung versetzt. Von ihrer Herrschaft war sie in den Wald geschickt worden, um Holz aufzube- reiten. Offenbar war ihr diese Arbeit zu langweilig und sie sann auf „Abwechslung". NaM>em sie sich zunächst in Bichishausen durch Einkäufe von Schinkenwurst und Schokolade auf Rechnung ihres Bauern zu ihrem „Geschäft" verproviantiert hatte, schritt sie zu „kühner" Tat. Drama» tisch-abenteuerlich wurde ein Ueberfall inszeniert, wobei natürlich ein Vergewaltigungsakt nicht fehlen durfte. Auch Zopfabschneider mußten die „Cenotzüchtigte" in Schrecken und Grausen versetzen. Drei Stunden in Ohnmacht zu liegen, dazu der Schuhe, Kleider und des Haarschmuckes beraubt — was fehlt da noch zur Sensation?! Und — was das Aergste ist — sie fand damit Glauben bei mitleidigen Leuten, auch hat sie die zuständige Behörde mit ihrem Schwindel in Bewegung gesetzt.
Balingen, 30. Nov. Der Bezirksrat hat die Beiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Erwerbsloscnfiir» sorge vom 1. Dezember ds Zs. an von seither 1,5 v. H> des Erundlohnes des Versicherten aus 0,5 v. H. herabgesetzt, nachdem die Rücklage für die Zwecke der Erwerbslosenfürsorge eine angemessene Höhe erreicht hat. — Die Oberamtssparkasse Balingen hat Eeschenksparbücher für Neugeborene eingesührt. Jedes neu geborene Kind erhält ein Sparkassenbuch mit 1 Mark Einlage. — Die Erund- schulausstellung wurde von nah und fern sehr rege besucht. — In der Frage der Erhaltung des alten Zollern- schlosses hat sich das Land-samt für Denkmalspflege, wie Stadtschultheiß Rommel in der letzten Gemeinderatssitzung mitteilte, dahin ausgesprochen, daß der Abbruch des Gebäudes nicht zu umgehen sei. Wie lange das Gebäude bei dem jetzigen trostlosen baulichen Zustand noch stehen bleiben könne, könne nicht gesagt werden, da eine geringe Erschütterung den Bau zum Einsturz bringen könne.
Em Frühlingstraum.
Eine Erzählung aus dem Leben von Fr. Lehne. Uryco-richuv durch Stultqarter Rviiianzentrale E. Ackermann, Stuttgart.
„Wie wunderschön ist Dein Haar, wie entzückend die Farbe — Du trägst Deinen Namen mit Recht. Du bist mein einziges, süßes Märchen!"
Und mir ist es ein Märchen, ein Traum, daß Du mich hältst, mein Einzigerl" flüsterte sie, „Du, den alle anbcten, Du gehörst mir! — Höre, wie die Nachtigall singt! Ach, wie ist es doch schön, Wolf!"
„Ja, mein Mädchen, welches Glück, daß wir uns endlich haben. Du mein —" und immer wieder küßte er sie. So saßen sie und kosten miteinander. Der ernste Mann war wie verwandelt; seine Züge waren durchstrahlt von Glück, wenn er das holde Geschöpf im Arme hielt. — Ihr aber war es noch immer unfaßbar, den Mann zu besitzen, den alle Frauen anbetetcn, ihn liebeflehend zu ihren Füßen zu sehen — sein ein und alles zu sein! Und wie innig er sie liebte, das fühlte sie aus allem heraus. Wie hin- reißend konnte er bitten und flehen, wie unterstützte der Blick seiner Augen die Worte des MundesI Sie war so überselig in dem Bewußtsein seiner Liebe, und in ihrer holden mädchenhaften Weise sagte sie ihm das leise verschämt ins Ohr-„Nun will ich Dir aus meinem
Leben erzählen, Wolf", begann sie nach einer Weile, „viel ist es nicht, aber doch genug des Traurigen für ein schwaches Menschenkind wie ich bin. Ich habe eine schöne Kindheit gehabt und eine sorgfältige Erziehung genossen, bis mir, als ich sechzehn Jahre alt war, nacheinander Vater und Mutter starben — ganz plötzlich. Mein Vater war deutscher Arzt in Riga, und meine Mutter stammt aus einer russischen Fürstenfamiiie. Nun stand ich allein da wohin? Die Verwandten von Mama wollten nichts
von mir wissen; sie hatten sich gänzlich von ihr losgesagt, weil sie einen Bürgerlichen und noch dazu einen Deutschen geheiratet hatte! Vermögen war nicht da; die Eltern hatten ein großes Haus geführt — Mama war so verwöhnt und sollte doch nichts vermissen, und der V ter war in diesem Punkte so schwach und nachgiebig — seine schöne Frau wurde von ihm mit allem Luxus umgeben, mehr als sein Einkommen gestattete! Und er — ach, er wurde von allen, die ihn kannten, geliebt und verehrt, er war so gut und hochgebildet! Ich war sein Herzblatt — wenn er wüßte, wie ich in der Welt herumgestoßen werde, daß ich Ladnerin sein muß, um auf anständige Weise mein Brot
hu verdienen-" vor Erregung konnte sie nicht weiter
sprechen.
„Aber, mein Mädchen; schweige doch darüber, wenn Dich die Erinnerung so aufregt — und wüßte ich nichts von Dir, so genügte mir das Bewußtsein, daß Du mich lieb hast, ja? Dü kannst ja nichts dafür. Du bist süß und gut", tröstete er sie, „sichst Du, nun werbe ich mir alles reiflich überlegen, werde über meine zukünftige Beschaff gung Nachdenken, daß wir uns bald heiraten können; nach dem Manöver werde ich meinen Abschied einreichen, und schon Weihnachten bist Du dann meine kleine Frau — vor allem gibst Du Deine Stellung hier auf; ein passendes Unterkommen für meine Braut finde ich."
„Vor fünfzehnten Juli kann ich das nicht, Wolf; ich bin Frau Gündel etwas verpflichtet und möchte sie jetzt, wo viel zu tun ist, nicht im Stich lassen. Und so können wir uns doch noch öfter sehen, ja? Wir haben uns ja kaum gefunden! Und vor allem, übereile Du nichts, Wolf! Ich weiß doch, wie gern Du Soldat bist! Ach, Wolf, jetzt will ich Dich genießen — ich bin ja so glücklich, so sehr, daß ich das Erwachen aus diesem Traum fürchte! Es ist ja zu schön, als daß es von Dauer sein kann! — ich soll kein Glück haben", setzte sie traurig hinzu. ..
„Aber, Kind, woher die trüben Gedanken auf einmal? Komm, sei gut und laß mich Deinen Mund küssen, damit er nicht wieder so Trauriges sagt."
Weltvergessen, ihrer Umgebung nicht achtend, saßm sie da. Es war so unheimlich still um sie her geworden; eine drückende Schwüle lag in der Luft, und kein Blättchen regte sich. Am Horizont stand eine dicke, schwarze Wolkenwand, die immer näher kam. Da führte ein plötzlicher heftiger Windstoß Marys Hut, der neben ihr lag, hoch in die Luft — erschreckt fuhren beide auf.
„Wolf, ein Gewitter", kam eS ängstlich von ihren Lippen.
„Beruhige Dich, Mary, es wird nicht so schlimm sein"? tröstete er, „ich will schnell Deinen Hut fangen."
„Nein, laß nur, bleibe hier", bat sie zitternd, sich wie^ ein scheues Vögelchen an ihn schmiegend: „o, nur nichts sehen, nichts Horen!" Er knöpfte seinen Waffenrock E und nahm das angstbebende Mädchen an seine Brust,, den Rock um sie schickend und sie vor der Gewalt deSi Sturmes zu schützen suchend, der unheimlich brausend da-z her kam. Die Bäume beugten Nch unter seiner Mach>;j hochauf wirbelte er Blüten und abgeknickte Blumen unch Zweige durch die Luft. Ein Blitz, der auf eine Sekunde! die Gegend taghell erleuchtete, durchschnitt das Gewölk gleich darauf folgte ein krachender Donner, und nun ging, es los — Blitz auf Blitz, Donner auf Donner! Große Rgentropfen begannen zu fallen — ratlos sah sich Wols um — der Baum bot nicht genügenden Schutz — un Gegenteil — aber wohin? Er war für sich nicht ängstlich,! aber das Mädchen in seinem Arm ! Da fiel ihm ein, daß- ganz in der Nähe das Haus des Friedhpfwärters war;,
dorthin wollt? er.^:. - - ' "" ^ ^