Nonen geschossen werde. Ohne Gerechtigkeit gebe es keinen Frieden und Gerechtigkeit sei nicht der Ausdruck eines bloßen Vertragssystems, sondern sie sei gleichbedeutend mit dem Geist der Zusammenarbeit. /
Keine Unruhen im britischen Heer
London, 24. Nov. Die von holländischen Blättern gebrachte Meldung über angebliche Unruhen im britischen Heer wird amtlich als phantastisch und völlig unbegründet bezeichnet.
Chilenisch argentinische Abrüstungskonferenz?
Paris, 24. Nov. Havas meldet aus Buenos Aires, Argentinien habe eine Einladung Chiles, eine ZweiMächtekonferenz abzuhalten. auf der eine Verständigung über die Abrüstung vor der allgemeinen Abrüstungskonferenz erzielt werden soll, günstig ausgenommen.
Der Boykott japanischer Daren
Nanking. 24. Nov. Der Boykott japanischer Waren, der mit dem Einsetzen des Streits in der Mandschurei neu aufgeflammt war, hat durch die Einnahme von Tsitsikar einen bedrohlichen Umfang angenommen. Von der japanfeindlichen Stimmung der Bevölkerung in der chinesischen Hauptstadt geben besonders Plakate ein Bild, deren Text von Tag zu Tag stärkere Anklagen gegen Japan erhebt. Die Behörden versuchen ihr möglichstes, um die Bevölkerung im Zaum zu halten. Man hält es aber nicht für ausgeschlossen, daß dis japanfeindlichen Gefühle zu Unruhen führen können.
Kampf gegen die kommunistische Bewegung in China?
London, 24. Nov- Nach einer Timesmeldung befaßt sich der Kongreß der Kuomintang in N a n k i n g gegenwärtig mit der kommunistischen Bewegung in den Provinzen Kiangsi, Hupeh, Hunan, Honan, Fukien und Nganhui. Die Vehördenvertreter dieser Provinzen sollen erklärt haben, daß in den letzten Jahren von den Kommunisten zwei Millionen Menschen ermordet und Sachwerte sin Höhe von zwei Milliarden mexikanische Dollars zerstört worden feien. Als Gegenmaßnahmen sollen militärische Unternehmungen in allen sechs Provinzen unter einem Oberbefehlshaber geplant sein. Die Kosten müßten von der Zentralregierung getragen werden.
Neue Richtlinien für die landwirtschaftliche Siedlung
Berlin, 24. Nov. Im Heft Nr. 33 des Reichsarbeiks- blatts vom 25. November 1931 werden neue Richtlinien für die landwirtschaftliche Siedlung veröffentlicht. Die neuen Bestimmungen erstreben eine Verbilligung, Vereinfachung und Beschleunigung der Siedlung und tuchen damit Kleinwirtschaften zu erstellen, in denen heute das größte Siedlungsbedürfnis besteht. Das sind die minderbemittelten Schichten der ländlichen Bevölkerung, insbesondere die Landarbeiter und Handwerker. Anbau- siedlung und Gruppensiedlung stehen im Mittelpunkt der neuen Richtlinien. Dem Siedlungsbewerbsr wird ni-^t nur eine vollkommen ausgebaute Bäuernstelle übergeben. Die Stelle wird vielmehr in einen Zustand bereit- gestellt, wie sie der dringendste Wirtschaftsbedarf für die ersten Jahre erfordert. Deshalb müssen die Siedler mit besonderer Sorgfalt ansgewählt werden, da- j mit eine Gewähr dafür gegeben ist, daß die Stellen ord- > nungsmäßig bewirtschaftet werden j
Die Not der Landwirtschaft
Wichtige Erklärungen der würtk. Regierung
Stuttgart. 24. November.
Im Finanzausschuß des Landtags wurde heute zu den Anträgen des Zentrums und des Bauernbunds Stellung genommen, die sich mit wichtigen landwirtschaftlichen und gewerblichen Fragen befassen. Es wurden die traurigen Verhältnisse in vielen Landgemeinden dargelegt. Alteingesessene Bauernbetriebe seien gefährdet. Größere Bauernhöfe dürfen nicht im Konkursverfahren verschleudert werden. Die Viehpreise gehen immer mehr zurück; für Farren werden noch 18 bis 19 Pfennig für das Pfund Lebendgewicht bezahlt. Die Obstpreise betragen das 5—lOfache von dem, was der Erzeuger bekomme. Die Fleischpreise seien viel zu hoch gegenüber den Preisen für Schlachtvieh. Wenigverschuldete Betriebe kommen jetzt unter den Hammer, weil nirgends Geld ausgenommen werden könne. Der Bauer bekomme für die schönste Kuh keinen Anzug, für eine Kuhhaut kein Paar Schuhe mehr.
Die Sporck'schen Jäger
Roman von Richard Lkowronnek.
4L Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Heinrich Kremzow hob jäh den Kopf, die gleitende Schnur in seiner Hand verwirrte sich.
„Du, Fischerskamerad, wat snackste dorher? De Mike hätt' was mit'n Leutnant?"
„Woll, woll," erwiderte der Alte eifrig, „schon fast zwei Jahre. Und sie kann einem leid tun, denn sie bild't sich natürlich ein, das müßt' 'ne Heirat geben."
Der andere vorn im Kahn richtete sich auf:
„Eck dank schön! Eck bin de Hinnerk Kremzow ut Witten- see, un wann eck fliegen füll, möt allens klar sien. Un rin- lichet Gescherr!"
„Che," meinte Traugott Claassen gedankenvoll, „in eine lütte Stadt mit viel Soldaten is das so 'ne Sache. Zuerst laufen die Deerns immer den bunten Kragen nach, wir von's Zivil kommen erst an die Reih', wenn's ans Heiraten geht! Hier aber hat am meisten die Mutter schuld. Die Mike kenn' ich, wie sie noch mit die lütten Pötten nach meine rote Nase griff, weil sie meint', das wär' was zum Spielen. Und da möcht' ich befürworten, sie war' viel zu stolz, als daß sie sich in Unehren mit diesem Leutnant von Naugaard abgegeben hätt'!"
„So, so," sagte der lange Heinrich von Wittensee, „v. Naugaard heißt dieser Leutnant. Den Namen muß man sich von jetzt an wohl merken!" Und er blickte mit haßerfüllten Augen nach dem Städtchen hinüber, das in unsicheren Umrissen im Mondlichte dalag. Wie ein riesenhaftes Ungeheuer stand die massige Marienkirche darüber mit ihrem kurzen
Wirtschaftsminister Dr. Maier erklärte, daß die Anträge der Richtung der württ. Regierungspolitik entsprechen. Was die Zinsfrage anlangt, so sollte man in erster Linie das behandeln, was mir selbst tun können. Verhandlungen mit den Kreditinstituten sind in die Wege geleitet und lassen gewisse Erleichterungen erhoffen. Die Handelsspanne hat sich gegenüber den Friedeiisverhültnissen starkerwei- tert. Es sind viel mehr Händler vorhanden als früher. Das Rindfleisch ist um 40 Prozent billiger als im Jahr 1927, um 26,3 Prozent billiger als im Jahr 1913, das Vieh aber um 40 Prozent billiger. Die Preise für Wurstwaren sind wohl noch zu hoch. Auch bei den Milchpreisen ist die Handelsspanne viel zu hoch, aber nicht wegen des Milchhofs sondern wegen der Milchhündlerorganisation. Die Deflation bringt viele Kreise in Schwierigkeiten. Die Gehalts- und Lohnempfänger, die durch Neubauten, Lebensversicherungen usw. laufende Verpflichtungen zu erfüllen haben, können diesen zum Teil kaum mehr Nachkommen. Die Maßnahmen des Osthilfegesetzes eignen sich nicht für uns. Notwendig ist dagegen die Schaffung eines Vollstreckungsschutzes für lebensfähige Betriebe. Das Geldhamstern wird zu einer schweren Gefahr für die gesamte Wirtschaft. Der Absatzförderung wird besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Württemberg hat hierzu Reichsbeihilfen erhalten. Die Einfuhr von Vieh und Fleisch beträgt nur noch 1,8 Prozent des Gesamtverbrauchs. Auf dem Gebiet der H o l z w i r t s ch a s t muß die Aeichsregierung Schritts unternehmen. Bei den bisherigen Verhandlungen ist nichts herausgekommen. Ohne Kontingentierung des Holzschlags und der Holzeinfuhr würden die Holz- pceise weiter sinken. Die Einfuhr von Holz ist gegenüber dem Vorjahr um 40—60 Prozent zurückgegangen. Nur die Kontingentierung kann Helsen. Auch im Frieden sind 40 Prozent des Holzverbrauchs eingeführt worden. Bezüglich der M i l ch- wirtschast ist in den letzten zwei Jahren viel geschehen. Der Pasteurisierungszwang ist vollkommen durchgeführt. Beim Rationalisierungsplan wird die Werkmilch schlechter bezahlt als die Frischmilch. Die Weckmilch müßte besser bezahlt werden. Notwendig ist eine Erhöhung des Butte rzo lls.
Justizminister Dr. Beyerle erörterte die Rechtslage! Fahrnis- und Nutzvieh, Heu und Saatgetreide können nicht zwangsversteigert werden, sofern nicht gleichzeitig eine Versteigerung des Grundstücks vor sich geht. Den Gerichtsvollziehern werden entsprechende Anweisungen zugehen. Die Möglichkeiten, der Verschleuderung von Vieh usw. zu begegnen, sollten mehr beachtet werden. Schwieriger liegen die Verhältnisse bei Grundstücksversteigerungen. Wenn die Znsen bezahlt werden, so ist beabsichtigt, die Kapitalzurück- ziehungen zu unterbinden. Auch für den kleinbäuerlichen Besitz muß eine ArtKreditschiedsamt geschaffen werden, um Zwangsversteigerungen zu verhindern, sofern es sich um erhaltungswerte Betriebe handelt. In der Osthilfe ist eine Entschuldungsaktion vorgesehen: hierüber muß auch in Württemberg noch verhandelt werden. Auch bei uns ist eine Auffangorganisation notwendig. Die württ. Regierung wird in Berlin bestimmte Vorschläge machen.
Nach umfangreicher Aussprache wurden die Anträge des Zentrums und des Bauernbunds teils mit großer Mehrheit, teils einstimmig angenommen.
Dehlmger über die Lage
Bad Mergentheim. 24. Nov. In einer von der Dentsch- nationalen Volkspartei eingeladenen Versammlung unter Vorsitz von Schulrat Huber sprach am Samstag Finanz- minister Dr. Dehlinger. In der deutschen Not habe sich, so führte der Redner aus, Württembergs Land und Volk bisher als eine der besten Ordnungszellen im Deutschen Reich erwiesen. Die Arbeitslosigkeit ist in Württemberg immer j noch am geringsten, und Württemberg würde mit einem « Arbeitslosenversicherungsbeitrag von 3,5 v. H. auskommen. Es hat auch die niedrigste Zahl der Wohlfahrtserwerbs- losen. Das ist darauf zurückzuführen, daß in der Staatsregierung eine von marxistischem Diktat wenig beeinflußte Finanzpolitik in den letzten Jahren getrieben und der Grundsatz eingehalten wurde: Keine Ausgabe ohne Deckung. Es wurde keine Tagespolitik getrieben und damit den Massen geschmeichelt, auch wurden die Gemeinden zum Sparen gezwungen.
So konnte ein Betriebs- und Vorratskapital geschaffen, die Staats-Steuern von 8 auf 5 v. H. herabgesetzt und schließlich eine langfristige Schweizer-Anleihe ausgenommen und Land und Leute vorwärts gebracht werden. Für den Haushalt 1931—32 war noch ein Ausgleich erreicht wor- ^ Sen, aber dann gab es Cinnahmeausfälle, die die Regierung nicht verhindern konnte, so daß im Staatshaushalt ein A b- mangel von 45 Millionen entstand, der durch die Maßnahmen im September auf 10 Millionen herwbgedrückt werden konnte.
Der Minister kam dann auf die Frage eines eventuellen werteren Beamken-Gehalksabbkns zu sprechen und erklärte, Ebingen gesagt, daß das Reich, namentlich mit Rücksicht auf die Ausfälle bei der Reichsbahn und bei der Reichsposk, nicht darum herum kommen werde, vom 1. Dezember, spätestens vom 1. Januar ab, eine allgemeine Ge- halksabkürzung von 10 Prozent eintreten zu lassen, auf die tn Württemberg die bereits eingetretene sünfvro'entigs Kürzung angerechnet werden wird! Ich kann selbstverständlich nicht in den Kopf des Rc:chssinanzministers hineinsehsn und hüte mich, Reichspolitik in Württemberg zu treiben Aber nach meinen Erfahrungdn ist es so, daß man um diese Sache nicht herumkommk. Cs werden deshalb diejenigen württ. Beamten im Lauf der nächsten Zeit anderen Sinnes werden, die noch vor 6 Wochen etwa gesagt haben: «Lieber Aeichs- bcamter mit höherer Besoldung als Landesbeamter mit hochgehängtem Brotkorb." Gegenwärtig fehlen im Etat noch 10 Millionen. Sie müssen hereingebracht werden.
Württemberg ist durch die Entwicklung der deutschen Not mit in die Katastrophe hineingerissen worden, weih es durch die Weimarer Verfassung noch viel mehr mit den Gesetzen des Reichs und der Bürokratie des Reichs verflochten ist. Dabei drohen Württemberg besondere Gefahren, denn die Reichsregierung nimmt auf unsere besonderen Verhältnisse keine Rücksicht. Durch die Reichsarbeklslosrnversicherung fließen jeden Monat aus Württemberg Millionen hinaus in andere Länder. Genau so ist es bei der Reichsangestellken- versicherung. Für unsere gute württ. Post haben wir bis jetzt 7 Millionen Mark Abschlagszahlung bekommen Das Reich gewinnt aus ihr 7 Millionen Mark jährlich Was man «us Württemberg zu viel herausholt, wird in keiner Weise ungerechnet. Man nimmt keine Rücksicht auf den besonderen Schaden, den wir durch Holzeinfuhr und Hagelwetter erleiden. So stehen wir vor der Gefahr, daß auch wir ausgesogen werden. Das. was wir schaffen und ersparen, verbrauchen die andern. Darüber herrscht allmählich eine furchtbare Erbitterung in unserem Land. Es wird gefordert, die Selbständigkeit und die Eigenperfönlichkeik unseres württ. Staats zu erhalten. Darin liegt unsere Kraft und unsere Stärke, dies aber dient auch dem Reich. Der Minister betonte zum Schluß, daß man bloß mit wirtschaftlichen und finanziellen Mitteln die deutsche Not nicht beseitigen könne. Man müsse das Rad herumdrehen, das jetzige System umstellen: Los von der Erfüllungspolikik und vom Sozialismus, dabei Rückkehr zur Nationalwirtschaft mit dem Ziel, die landwirtschaftliche Renke wieder herznslellen und die kauf- kraft der Landwirtschaft zu heben. Mit der Landwirtschaft steht urch fällt ein Volk.
Stuttgart, 24. November.
kleine Anfragen. Vom Abgeordneten Dr. Wider (BP.) sind folgende Kleine Anfragen von weiterem Interesse an das Staatsministerium gerichtet worden:
Nachdem die von der Reichsregierun-g den Ländern anempfohlene Vorrückungs sperre im Reich selbst nicht eingesührt und in den meisten deutschen Ländern wieder rückgängig gemacht wurde, frage ich das Württ. Staatsministerium, ob es nicht alsbald auch in Württemberg die Vorrückungssperre aufzuheben beabsichtigt.
Die unteren Beamten find durch die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse und die wiederholten Gehaltsabzüge vielfach außerstande, ihre Verpflichtungen aus den sogenannten Arbeitgeberdarlehen rechtzeitig zu erfüllen. Ist das Staatsmlnisterium bereit, ihnen in der Entrichtung der Zins- und Tilgungsraten durch Verlängerung der Zahlungsfrist oder auf andere Weise entgegenzukommen?
Durch die Einbehaltung des fälligen Wohnungsgelds von Beamten, die Inhaber von Dienstwohnungen sind, sind namentlich die unteren Beamten in geringwertigen Dienstwohnungen in außerordentliche Bedrängnis geraten. Ist das Staatsministerium bereit, offensichtliche Härten zu beseitigen?
Rm die Herabsetzung der Landkagsdiäken. Der Landtag wird sich voraussichtlich am nächsten Donnerstag auch mir der Frage der Herabsetzung der Landtagsdiäten beschäftigen. Wenn dem Vorschlag des Landtagsxräsidenten zugestimmt wird, so würden sich, wie der „NS.-Kurier" berichtet, dis Landtagsdiäten für die in Stuttgart und im Umkreis von 20 Kilometer entfernt wohnenden Abgeordneten auf 240 RM. im Monat ermäßioen, für die im Land draußen wohnenden Abgeordneten auf 300 RM. monatlich. Zur Zeit erhalten die in Stuttgart wohnenden Abgeordneten 288 RM-, die anderen 360 RM. Vor der erstmaligen Senkung der Landtagsdiäten bezogen die Stuttgarter Abgeordneten 360 AM-, die übrigen 450 RM. im Monat.
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Turm, vor dem die niedrigen Häuschen sich duckten. Irgendwo da drüben saß der, der ihm vorweg gestohlen hatte, was vielleicht das Köstlichste seines Lebens hätte werden können. Saß da im Kreise der lustigen Kameraden und lachte über die dumme Fischersdirn', die sich einbildete, sie könnte einen Leutnant heiraten! Da wuchs ihm der Haß in der Brust, schnürte ihm fast den Atem ab . . .
Danach schwiegen sie beide, warfen mit aller Gewissenhaftigkeit die Aalschnur aus. Nur als das letzte Ende ins Wasser fiel, mit dem großen Schwimmer aus zusammengebundenen Korkstücken, hob der alte Claassen das vom Wind und Sonne braungegerbte Gesicht.
„Du Kamrad, was ich dir eben erzählt Hab', war natürlich nur für dich. Kein Mensch in der Stadt weiß davon, die Retelsdorfin is immer hellschen vorsichtig gewesen. Und bei uns gilt das so: Upt Water blöwt, wat upt Water spraken. An Land is allens wedder vergüten!"
Heinrich Kremzow griff nach dem vorderen Ruder, in sein offenes Gesicht trat ein stolzer Ausdruck.
„Kein' Angst, Traugott Claassen, ich kenn' Fischergebrauch. Und vierzehn Tage muß ich's ja wohl hier noch aus- halten, bis ich wieder weiterzieh'!"
Als Mike Retelsdorf wieder ins Haus kam mit ihrem schweren Herzen, fand sie die Eltern in heftigem Streit. Die Mutter stelzte aufgeregt in der Stube herum wie eine dicke Kropftaube, der Vater aber schlug mit der harten Faust auf den Tisch und schrie so laut, als es ihm sein kurzer Atem erlaubte, was sie an diesem neuen Bewerber um die Hand der Tochter wohl auszusetzen hätte! Aus gutem Hause wäre er, im Handwerk wohlerfahren und ein weitgereister, kluger Mann, dessen man sich vor der Verwandtschaft nicht zu schämen brauchte. Das törichte Gehabe mit diesem Herrn
von Naugaard aber müßte endlich aufhören, könnte zu nichts anderm führen, als die Mike unnütz in böses Gerede zu bringen. Die Mutter erwiderte zornig, er sollte sich um das Schicksal der Tochter nicht kümmern, das wäre ihre Sache! Nicht umsonst hätte sie das Kind in der höheren Bildung erzogen, das teuere Schulgeld bezahlt, sondern weil sie einmal ein anderes Leben führen sollte, als eine gewöhnliche Fischersfrau! Und wozu hätte man all das viele Geld erspart? Vielleicht um es im Kasten schimmeln zu lassen, oder um all dem Volke in der Runde zu zeigen, daß die geliebte einzige Tochter es nicht nötig hätte, auf der gleichen Stufe zu bleiben. „Wer sich unter die Treber mischt," so schloß sie, „den fressen die Schweine. Wer sich aber stolz abseits hält, kann seinen Kopf hoch tragen!"
„Ja," schrie der alte Retelsdorf höhnisch zurück, „w,e der Steinpilz, als ihm der Fichtenklotz auf den Hut fiel.
Da trat die Mike dazwischen, hob die braune, kleine
Hand. , . ^ ^
„Vater, laß nach, und schaö' dir nicht in deiner Gesundheit! Zwischen mir und dem Herrn Leutnant von Naugaard ist es aus!"
„Was?" sagte die Mutter und griff sich nach dem dicken Hals. „Ich Hab' wohl nicht recht gehört? Und ich will nicht hoffen, daß du dich gegenüber dem Herrn Leutnant vielleicht unpassend benommen hast?"
Mike zuckte mit den Achseln und sah ins Leere.
„Wenn's unpassend ist, sich selbst in Gefahr zu begeben, um den andern zu retten, dann wohl!"
„Ein bißchen deutlicher, mein Kind! Hast du ihm den Abschied gegeben oder er dir?"
Fortsetzung folgt.