/

//

'k/

- /

x"

V'

i-^

> Ve-

ltstiü

/

V .>-

VZ^tSbaS^v Jert^L^s

Mn^eigevfür Wilöbaö

^LN- öas^sbLvs En^fsl

E^rztslbo^L

ÄmtLblaHunS

/ ^ s» ^

V

Erscheint täglich, ausgenommen Sonn- und Feiertags. Bezugspreis monatlich 1.40 RM. frei ins Haus geliefert; durch die Postchezogenjim innerdeutschen Verkehr monatlich 1.76 RM? Einzelnummer 10 Pf. Girokonto Nr. 50 bei der OberamLsspaA

Wildbad. Bankkonto: EnztalLank HLWerle L Lo., Wildbad; Pforzhermer Gewerbebank Filiale Wildbad. Postscheckkonto 29174Stuttgart. Anzeigenpreis: Die einspaltige Petitzeile oder deren Raum im Bezirk Grundpreis 15 Pf., autz^halb 20 Pf. -- Neklamezerle 50 Pf. Rabatt nach Tarif. Für Offerten und bei Auskunfterteilung werden jeweils 10 Pf. mehr berechnet. Schluß der Anzelgennahme täglich 9 Uhr vormittags. In Konkursfällen oder wenn gerichtliche Beitreibung notwendig wird, fallt jede Nachlaßgewahrung weg.

Druck, Verlag und Schriftleitung: Theodor Gack, Wildbad i Sch«., WUHelmstraße 86, Telephon 479. - Wohnung: Haus Vollmer.

Nummer 259

Fernruf 479

Donnerstag den 5. November 1931

Fernruf 479

66. Jahrgang.

Nur noch oier Monate

Am 28. Februar 1932 läuft das Stillhalteabkom­men ab. Also eine kurze Gnadenfrist! Wir begreifen da­her recht gut, warum der Hindenburgsche Wirtschafts­beirat als allerersten Punkt seiner Tagesordnung eben jenes Basler Abkommen vom 28. August auf seine Tages­ordnung gesetzt hat. Am Freitag wurde darüber verhandelt und ein Ausschuß darüber eingesetzt, daß er alle Vorberei­tungen rechtzeitig treffen soll, um auch nach dem Ablauf des Stillhalteabkommens, d. h. nach dem 28. Februar 1932, die wirtschaftliche und finanzielle Grundlage für Deutsch­land, soweit sie die Auslandsschulden angeht, sicherzustellen und auf diese Weise zu verhindern, daß ein planloses und rasches Zurückziehen der Auslandskredite uns abermals eine Finanzkrise bereite, wie wir sie amSchwarzen Montag" (13. Juli) erlebt hatten. Erst dann, wenn unsere Finanzlage geklärt ist, können die freilich unvermeidlichen Fragen des Lohnabbaus, der Auflockerung des Tarifs und des Preisabbaus behandelt werden. Im andern Fall stehen gerade diese Lebensfragen der nächsten Zukunft völlig in der Luft.

Wir haben uns an den Gedanken gewöhnt, als ob das Stillhalteabkommen ein gewaltiger Vorteil für den deutschen Schuldner wäre. Das ist ganz falsch. Die Basler Herren kümmerte weniger unsere Not als vielmehr das Interesse des Gläubigers. Diesem geht es um sein Geld. Er will es so bald und so vollständig als möglich zurückholen. Macht er es wieder so wie dieses Frühjahr, dann riskiert er unfern Zusammenbruch und seinen Totalverlust. Es gibt nicht nur leichtsinnige Schuldner, es gibt auch Uchtfertigs Gläubiger. Nicht nur wir haben einen großen Fehler be­gangen, daß wir sinnlos darauf lospumpten lz. V. seit 1924 allein 11 Milliarden Trrbutkredite, d. K. Kredite zur Bezah­lung der Dawes- und Vvungtribute). Auch das Ausland hat uns unüberlegt geliehen (bis jetzt im ganzen 28 Milliarden Auslandsschulden!). Der Sinn des Basler Beschlusses ist ein nicht überstürzender, vielmehr geordneter Abmarsch der Auslandskredite aus Deutschland. Also es sind überwiegend Gläubiger-Interessen, die jenes Stillhalteabkom­men diktieren. Daher auch die bekannten Bürgschaftsklauseliip (für den letzten Kreditnehmer und die Golddiskontbank), mit' denen die Auslandsgläubiger ihre Forderungen, um die sie besorgt sind, sichern wollen.

Wir müssen uns also jetzt schon auf jenen Abzug ein­richten und feststellen, wieviel Zinsen wir in diesen vier Mo­naten aufbringen, wieviel wir tilgen müssen und auf wie­viel Auslandskredite künftig noch gerechnet werden darf. Cs sind also in erster Linie Bankfragen, die den Wirt- schaftsbel 'at beschäftigen, Fragen, die hauptsächlich die Reichs­bank angehen. Daher auch die Anwesenheit Dr. Luthers und anderer Banksachverständigen.

Ferdinand Fried (Die Tat", Oktoberheft) berech­net nun für das kommende halbe Jahr an wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Devisenverlusten unter dem Stillhalteabkommen bis 1. März 1932 1950 Millionen Mark, eine Summe, die nach wie vor die deutsche Gesamt­wirtschaft schwer bedroht und ähnliche Erschütterungen mög­lich macht (wie der Verlust von 2 bis 3 Milliarden in den drei Monaten Mai bis Jul! 1931, zumal dieser Blutentzug vorangegangen ist und den Wirtschastskörper geschwächt hat. An Stelle der 750 Millionen Mark Poung-Räten, die durch das Hooverjahr gestundet worden sind, tritt die Sorge um dje Rückzahlung von Ibis 2 Milliarden Auslandsschulden (Markguthaben, Kommunal- und Landersckulden, laufende Zinsen. Rückkäufe deutscher An­leihen. Effektenverkaufe des Auslands).

Werden wir das verkraften? Eins bange Frage. Aber Klagender Beweis dafür, daß wir darüber hinaus >ur T r i b u t z a h l u n g e n keinen Pfennig mehr

s > g h a b e n. So führt das Stillhalteabkommen zwangs­läufig zur endgültigen Lösung der Tributfrage.

Der deutsch-französische Gegensatz. Vas gehl vor: Kur fnskige Kredite oder Reparationen?

« Die Unterredung des deutschen Votschafte

. H oesch mrt Laval und Briand gestern nachmitt auerte zwei Stunden. Zu den Verhandlungen wurden au vmanzmmister rllandin und sein Ministerialdirekt ^oizot zugezogen. Nach dem kurzen amtlichen Bericht gi Laval eine Erläuterung der Washingtoner Vesprechungc fragen schloßt Aussprache über die schwebenden F

Miileilungen der französischen Presse

... Daris. 4. Nov. Die Blätter berichten heute ausst ^ Besprechung H o e s ch - L a v a l.Echo de l, KE'- ^ ^'"t, daß für Deutschland die Lage der sristigen Verschuldung an das Ausland und ein in Boi mng befindlicher deutscher Plan, von den: man in Deuts glaubt, daß er die Zustimmung der ausländischen Bank, im Vordergrund steht. Es wird also die Fra privaten Interessen angeschnitten. Demgegenüber stk

lagesspiegel

Der Reichs';; äsidenk empsing am Mittwoch die wirk- schafksparkeilichen Reichskagsabgeordneten Mollath «nd Hermann.

Der Wohnungsausschuß des Reichstags ist auf 19. Nov. einberufen worden, um einen tzeimstätkengefetzankrag und Anträge zum Miel- und Wohnrecht zu beraten.

Der aus Grund des Franzosenbesuchs in Berlin gebildete deutsch-französische Wirtschaftsausschuß wird am 13. und 14. November seine erste gemeinsame Sitzung in Paris abhalken.

.Die Gewerkschaften haben den Schiedsspruch für die Gemeindearbeiker abgelehnk.

In der französischen Kammer wurde eine Große Anfrage über die Arbeitslosigkeit in Frankreich eingebracht.

Das neue englische Kabinett soll Ende dieser Woche ge­bildet werden.

Lloyd George hak die Führung der liberalen Unkerhaus- fraktion niedergelegt.

Wegen der Meuterei auf den englischen Kriegsschiffen der Atlantischen Flotte sind jetzt 24 Mann aus der Flotte aus- gestoßen worden.

Bei Ersatzwahlen zum Abgeordnetenhaus in den Ver­einigten Staaken errangen die Demokraten einige Siege, so daß sie jetzt im Abgeordnetenhaus mit 217 Mitgliedern die Mehrheit gegen die 215 Republikaner bilden.

Rach einer russischen Meldung hak die japanische Heeres­leitung in der Mandschurei von Tokio den Befehl erhalten, die Skaoüskasfe in Mukden mit den Einnahmen des Salz­monopols. der chinesischen Oftbahn usw. zu beschlagnahmen und für die kosten der japanischen Besetzung zu verwenden. Ein weiteres Eisenbahner-Regimenk soll in die Mandschurei gesandt werden.

Die russische Tel.-Ag. meldet aus Schanghai, Marschall Tschangsueliang habe den General Linginkscheng, der angeb­lich für eine unabhängige Mandschurei kämpft, in Wirklichkeit aber von Iapan bezahlt ist, besiegt und gefangen genommen.

französische Regierung mit Recht aus dem Standpunkt, baß sie sich nach der öffentlichen Meinung in Frankreich richten müsse. Sie will sich daher nur innerhalb des rechtlichen Rah­mens des Poungpians halten. Man rät demgemäß Deutsch­land, sich zunächst einmal der französischen Ansicht anzuschlie- ßen, daß die privaten Interessen vor den Interessen der Gläu­bigerstaaten zurücktreten müssen. Wahrscheinlich wird Deutsch­land diesem Rat entsprechend .die Einberufung des im Poung- plan vorgesehenen beratenden Ausschusses beantragen, der vermutlich seine Arbeiten rasch abschließen und den Regie­rungen Maßnahmen Vorschlägen kann, die die Anwendung oder richtiger die Abänderung des Poungplans zum Ziel haben. Es ist unvermeidlich, daß eine Konferenz der Regie­rungen stattsindet, die den Poungpian unterzeichnet haben, ünid zwar entweder in Paris oder an der Riviera im De­zember oder spätestens Januar.

DerMatin" erklärt, die in der deutschen Presse genann­ten Pläne, die v. Hoesch vorgelegt haben soll, betreffen aus­schließlich die Erneuerung der kurzfristigen Privatkredite. Die Pressemitteilungen über die Unterredung Laval-Briand- Hoesch dagegen besagen, daß man von den Reparationen, folglich also von der Ablösung des gegenwärtigen Hoover- jahrs durch die Vorschriften des Youngplans gesprochen habe. Die Rückkehr zum Poungplan bedeute auch für den Fall eines deutschen Antrags auf einen Zahlungsaufschub die Einhaltung der diesbezüglichen Bestimmungen dieses Plans. Wahrscheinlich habe v. Hoesch über die kurzfristigen Privat­kredite ein dringliches Ersuchen vorgebracht. Aber dann wäre dieser Schritt an die falsche Adresse gerichtet wor­den. Die amerikanischen und englischen Banken, die mit dein Feuer spielten, als sie Deutschland immer wieder Geld nehen, müßten an erster Stelle darüber entscheiden, ob sie im Februar ihre Kredite erneuern wollen. Falls die Mehr­heit der amerikanischen und englischen Banken sich weigern würde, dazu beizulragen, die in Schwierigkeit geratenen Schuldner wieder flott zu machen, dann müßten die Regie­rungen, die das Schlimmste vermeiden wollen, der deutschen Regierung die Frage vorlegen, welche Sicherheiten sie zu geben in der Lage sei. Die weitere Entwicklung der Ver­handlungen hänge also jetzt von Berlin ab.

Der deutsche Standpunkt

Erst Schuldentilgung» dann Reparationen

Berlin, 4. Nov. Das Reichskabinett ist heute vormittag zusammengetreten, nachdem der Bericht des Botschafters v. Hoesch aus Paris eingegangen war. Auch die Vorschläge des Stillhalteansschusses des Wirtschastsbeirats für die Til­gung der kurzfristigen Schulden waren inzwischen fertig­gestellt worden. Im Gegensatz zur französischen Regierung» dlk sofort nach dem Hooverjahr den Voungplan wieder in

Kraft gesetzt wissen will, wenn sie auch vorübergehend einigen Nachlässen und der Einberufung einer Reparalionskonferenz wohl nicht abgeneigt wäre, steht die Reichsregierung auf dem Standpunkt, daß der Poungplan seine Unmöglichkeit nach dem Urteil der besten Sachverständigen der Welt erwiesen hat. Die kurzfristige Verschuldung Deutschlands hat eine Lage geschaffen, die in erster Linie eine Bereinigung ver­langt. ehe man die Möglichkeiten weiterer Reparations­zahlungen überhaupt übersehen kann. Die Reichsregierung will also zunächst diese privaten Schulden ..konsolidieren', d. h. in feste, langfristige Schulden umwandeln, damit sie von einer gefestigten Grundlage aus an dst große Repa- rationssrage Herangehen könne. In der gestrigen Bespre­chung in Paris ist dieser Gegensatz scharf herausgearbeitet worden, und dies war das einzige Ergebnis dieser Bespre­chung. Dieser Sachlage galt die heutige Kabinettssitzung.

Neue Nachrichten

Die Wirtschaftspolitik des Dritten Reichs

Magdeburg, 4. Nov. In einer Versammlung sprach gestern Reichstagsabgeordeter Feder (Nat.-Soz.) über die Wirtschaftspolitik des Dritten Reichs. Feder wies die Unter­stellung der Gegner zurück, daß der Nationalsozialismus eine Inflation wolle. Der Staatsgerichtshof, werbe gründlich umgebildet nach dem Grundsatz der Gerechtigkeit; dann werde es heißen (wie auch der Stahlhelmer Düsterbsrg sagte): Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das Ziel der Wirt­schaftspolitik des Dritten Reichs werde sein: Gemeinnutz vor Eigennutz. Um die Arbeitslosigkeit zu be­seitigen, seien Uebergangsmaßncchmen notwendig wie A r - b e i t s d i e n st p f l i ch t, Ermäßigung der Hauszinssteuer und deren Verwendung für Hausausbesserungen: ferner müsse ein besonderes Geld geschaffen werden, aber nicht für das Ausland wie bei der Inflation, sondern für die innere Produktion. Dieses Geld brauche durchaus nicht Neu geschaffen zu werben, es könne erzeugt werden durch die Schaffung von Krediten. Es müsse gelingen, daß der deutsche Boden hergibt, was zur Ernährung des deut­schen Volkes notwendig ist. In die Produktionswsrtschaft, selbst dürste der Staat im Dritten Reich nicht eingreifen, dagegen werde er das Verkehrswesen, die Schaffung de» Geldes, die Regelung des Kredits, also das Bankwesen, unter leine Obhut nehmen. Die Rede fand lebhaften Beifall.

ImPressedienst der Zentrumspartei" spricht sich der Führer des preußischen Zentrums, Abg. Heß, entschieden gegen eine Verbindung Brüning-Hitler aus.

Der Mörder Tschierses verhaftet

Königsberg, 4. Nov. Die Polizei hat gestern eine Reihe von Funktionären der Kommunistischen Partei bzw. des Rotfrontkämpferbunds verhaftet. Es gelang, bei dieser Ge­legenheit den Mörder des Nationalsozialisten Tschierfe fest­zunehmen, welch letzterer in der Nacht vor Pfingsten in seinem Haus durch Dolchstiche getötet worden war.

kommunistische Paßfälscherwerkstakt in Wien

Wien» 4. Nov. Die Polizei hat heute den Reichsdeutschen Willi Klose und den österreichischen Kommunisten Emmerich Kliewer verhaftet. In ihrer Wohnung wurden eine Druckmaschine, zahlreiche Formulare von Pässen, Taufschei­nen und Heimatscheinen, Chemikalien und sonstige Materia­lien, die zur Fälschung, besonders ausländischer Urkunden, dienten, beschlagnahmt. Die Fälschungen sollen in großem Umfang betrieben worden sein.

Pilsudski rumänischer Marschall

Warschau, 4. Nov. Der polnische Diktator Pilsudski ist von seinem Besuch in Bukarest zurückgekehrt. Wie ver­lautet, ist in Bukarest beschlossen worden, Pilsudski zum rumänischen Marschall zu ernennen, wodurch ein langjähriger Streit zwischen den rumänischen und polnischen General- lläben abgeschlossen wurde. Der polnische Generalstab ist schon lange bestrebt, das rumänische Heer, das von Pilsudski reformiert worden ist und unter polnischem Einfluß steht, auch dienstamtüch an den polnischen Generalstab zu binüen. Als König Carol den Thron bestieg, wurden die Versuche abgewiesen, was zu einer merklichen Abkühlung der polnisch- rumänischen Freundschaft geführt hat. Der letzte Besuch Pilsudskis in Bukarest scheint nun diese Verstimmung bei­gelegt zu. haben, und seine Ernennung zum rumänisch c Marschall würde bedeuten, daß Pilsudskis Oberkom­mando im Kriegsfall endgültig anerkannt ist.

Indenfeindliche Kundgebungen in Marschau

Warschau, 4. Nov. Die polnischen nationalistischen Studenten warfen gestern unter lauten Rufen nach den uumsrus oluusus die jüdischen Hörer zum Hörsaal hinaus. Bei den Schlägereien gab es zahlreiche Verletzte. Die Stu­denten zogen in geschlossenem Zuge durch die Hauptstraßen. Unter den Rufen: ..Nieder mit den Inden" und .Haut die Juden" wurden jüdische Passanten mehrfach von den Stu­denten belästigt. In Krakau kam es zu ähnlichen Aus- 1chrett«ns-n.- ^ ,