seit, eine solche Gefährlichkeit, eine solche Menge armer un- chuldiger Opfer, daß man nur hoffen kann, daß sich ein sicher Vorgang nicht wiederholt. Wenn jemals ein Lust- Mörder di« Todesstrafe verdient hat, darin ist es Peter Kürten."

Der Strafantrag

Neunmal Todesstrafe. 60 Jahre Zuchthaus

Nach der Anklagebegründung fuhr Oberstaatsanwalt Dr. Eich fort: Ich beantrage neunmal die Todesstrafe. Ich beantrage ferner im Fall Schulte wegen Mordversuchs in Tateinheit mit versuchter Notzucht und mit vollendeter Vornahme unzüchtiger Handlungen eine Zuchthausstrafe von 15 Jahren. Der Fall liegt so nahe an der Grenze des vollendeten Mords, daß es wirklich nicht dem Angeklagten zuzuschreiben ist, daß die Schulte noch mit dem Leben davon- aekommen ist. Ich beantrage ferner noch in den Fällen Kühn, Meurer und Wanders wegen Mordversuchs in Tateinheit mit gewaltsamer Vornahme unzüchtiger Hand­lungen in den beiden ersten Fällen wegen der Schwere der Verletzungen je 16 Jahre Zuchthaus, ini Falle Wunders, da die Verletzungen leichterer Natur sind, 5 Jahre Zuchthaus. Ich beantrage ferner wegen Mordversuchs im Fall Gold- '»ausen 10 Jahre Zuchthaus, im Fall Mantel S Jahre Zuchthaus, ebenso beantrage ich wegen Mordversuchs im Hall Kornblum 5 Jahre Zuchthaus, insgesamt 60 Jahre Zuchthaus, die aber nach dem Gesetz zusammengezogen wer­den und nicht höher ausfaüen dürfen als eine Gesamtstrafe von 15 Jahren Zuchthaus. Ferner beantrage ich, ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebensdauer abzuerkennen, ihn unter Polizeiaufsicht zu stellen und die zur Ausführung der Taten benutzten zwei Scheren, einen Hammer und eine Dolch­spitze einzuzichen.

Die Verteidigung

Nach einer Pause von 20 Minuten ergriff der gerichtlich bestellte Verteidiger Dr. Wehn er das Wort. Der An­geklagte habe sich wegen einer großen Anzahl von Ver­brechen zu verantworten, wie sie in der Kriminalgeschichte einzig dastehen. Neun Mensschen seien ruchlos gemordet worden, darunter vier unschuldige Kinder. Die Geschwore­nen möchten aber trotz der Scheußlichkeit der Verbrechen einen sachlichen Spruch fällen. Die Sachverständigen halten idie Voraussetzungen für die Anwendung des 8 81 im Fall Kürten für nicht gegeben. Für ihn, den Verteidiger, be­stehen in dieser Hinsicht einige Zweifel. In dem Abschlach­ten unschuldiger Kinder liege ein Grenzfall im Sinn des ß 51. Kürten sei zwangsläufig zu den Taten gekommen. Sein Geisteszustand habe sich zwischenzeitlich verändert und die Sachverständigen können den damaligen Zustand des Angeklagten nach so langer Zeit nicht genau beurteilen. Nicht das Zuchthaus habe Kürten zu dem gemacht, was er geworden sei. Dazu habe eine abnorme Veranlagung ge­hört. Der Vorsatz sei für alle Fälle außer den Fällen Gold­hausen, Mantel und Kornblum zuzugeben. Bezüglich der Ueberlegung der Tat müsse erwogen werden, daß zur Uebcr- legung eine mehr oder weniger rege Verstandestätigkeit ge­höre, die nicht in allen Fällen vorläge, es handle sich h er also nur um Totschlag. Der Fall Hahn beweise am schlagendsten die abnorme Veranlagung des Angeklagten. Bel dem Fieber Dovvelmord Lenzen-Hamacher sei die Ver-

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. Zerlegung sehr schwer, aber auch hier sei dir ^ A'dttagten glaubwürdig, der ausgesagt habe,

".F"be ^ ^ e,n Tier auf die Kinder gestürzt. Der Vor- la». " beantragte daher, mangels Nachmessung die Leber­legung zu verneinen. '

Hierauf erhob sich Kürten zum Schlußwort. Er sagte, die von ihm begangenen Taten seien nach seiner jetzigen ^es-iken"? derart scheußlich, daß er nicht den Versuch wäge, d^den -n irgend einer Form zu entschuldigen. Ueber die des seiner Frau abgelegten Geständnisses sei er ^ er das Geständnis seiner

"'"" der Prozeß gar nicht verhandelt

n -> lewe Talen zu sühnen.

Um 2.30 Uhr zog sich das Gericht zur Beratung zurück.

Kürten zum Tod verurteilt

Nach INskündiger Beratung wurde das Artest verkün­det. Der Angeklagte ist des Mords in neun Fällen, in zwei Fällen in Verbindung mit vollendekex Notzucht und in zwei anderen Fällen in Verbindung mit gewalisamer Vornahme unzüchtiger Handlungen schuldig gesprochen worden. Für seden Fall des Mords wird ex mil dem Tod bestraft. Wegen Mordversuchs in sieben Fällen erhält er insgesamt 15 Jahre Zuchthaus. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihm aus Lebenszeit aberkannt, auch ist die Stellung unter Polizei­aufsicht für zulässig erklärt worden. Schließlich verfügte das Gericht noch die Beschlagnahme der Mordiostrumenke, der zwei Scheren, des Hammers und der Dolch,'pitze.

Mrllemberg

Wirtschaftsbericht der Handwerkskammer Stuttga rt

für März 1SZ1

Skulkgartz 22, April. Auf das Baugewerbe hat die Fortdauer der kalten Witterung im Berichtsmonat noch einen weiteren ungünstigen Einfluß ausgeübt. Das Natur- ftein- und das Pflastersteingewerbe klagen be- wnders auch über die be! der heutigen sehr ungünstigen Wirtschaftslage der heimischen Betriebe ganz unverständlich« Verwendung ausländischer Erzeugnisse, denen an Qualitäl und Haltbarkeit die heimischen nicht nachstehen. Beim B ^ kleidungsgewerbe ist im Herrenschneiderhandwerl im letzten Drittel des Berichtsmonats die lang erwartete Belebung des Geschäfts endlich eingetreten. Auch im Damen­schneiderhandwerk sind die Aufträge von Mitte März ab, allerdings bei gedrückten Preisen, reichlicher eingegangen: ebenso war im Schuhmacherhandwerk der Geschäftsgang lebhafter als im Vormonat. Von den holzverarbei­tenden Gewerbezweigen waren Bau. und Möbel­schreinereien unzureichend beschäftigt. Für das Korbmacher­handwerk wäre eine Belebung des Absatzes durch Wieder­verwendung der schönen, zweckmäßigen und haltbaren Ein­kaufs- und Reisekörbe sehr zu wünschen. Im Modellbau­gewerbe sind bei gedrückten Preisen nur sehr wenig Auf­träge eingegangen. Vom Flaschner- und Jnstallateurgewerbe werden nur 10 v. H. aller Betriebe als voll beschäftigt ge­meldet, 75 v. H. haben Kurzarbeit eingeführt und 15 v. H. liegen still. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich bei den meisten Handwerkszweigen noch nicht wesentlich er­leichtert. Die Lohnbewegung hat sich weiter fortgesetzt. Der Rohskoffmarkt weist insbesondere auch in der Preisgestal­tung keine nenneswerten Aenderungen auf. Die öffentliche Preisabbauaktion kann im ganzen nun als abgeschlossen an­gesehen werden. Im Handwerk sind weiter« Preisänd«-' rungen, solang« nicht ein« Ermäßigung der Gestehungs­kosten erfolgt, nicht zu erwarten. Ein« wettere Zurückhal­tung mit Aufträgen ist deshalb unbegründet.

Am Geld- und Kreditmarkt haben sich die hohen Zinssätze für langfristige Gelder, an denen nach wie vor Mangel besteht, leider noch nicht ermäßigt. Ueber sehr stark« Kreditinanspruchnahme und schlechten Geldeingang wird insbesondere auch vom Bekleidungsgewerbe geklagt.

Frühjahrsversammlung der evang. Lehrer , und Lehrerinnen

ep. Stuttgart, 22. April. Unter dem Vorsitz von Ober­lehrer Kühnle in Canstatt und in Gegenwart des Vor­sitzenden des Verbandes deutscher evang. Lehrer- und Lehrerinnenvereine in Deutschland, Stadtschulrat Adams. Bremen, hielt der Verein evang. Lehr x und Lehrerinnen in Württemberg am 11. April seine Frühjahrstagung in Stuttgart ab. Regierungsrat Dr. Azone hielt einen Vor­trag über die Frage:Welche Anforderungen werden an den gewerblichen Nachwuchs gestellt und was ergibt sich daraus für Volks- und Berufsschulen?" An den gedanken­reichen Vortrag schloß sich eme lange Aussprache an..

MWrlge Eöinund Schalik aüZ Neudorf und der 28M- rige Jean Mendeling aus Straßburg verhaftet worden. Weitere vier bis fünf Personen, darunter zweiDeutsche, sollen noch verhaftet werden. Die Verhafteten sollen ein- gestanden haben, die Befestigungsanlagen längs der Rhein- und Saargrrnzs .im Dienst einer auswärtigen Macht" auSspioniert und wiederholt solche Pläne nach Stutt­gart gebracht haben. Der Mittelpunkt dieser Spionage be­find» sich in Bitfch. *

wie von zuständiger Seile in Stuttgart mitgeteilt wird, ist an der französischen Meldung, jedenfalls soweit sie Stutt­gart mit hereinzieht, kein wahres Morl.

Ausländische Opfer des Aufstands in Nicaragua

WaHington. 22. April. Die Gesamtzahl der von den Aufständischen in Nicaragua in letzter Zeit getöteten Aus- länder beträgt 16. Darunter befindet sich der deutsche Missionar Karl Bregenzer, der von dem Ban- -»nführer Pedro Blanöon ermordet wurde.

Ser Prozeß kiirlen

Dis Anklagereden

Düsseldorf. 22. April. Am heutigen 9. Verhandlungstag ergriff als erster Staatsanwaltschaftsrat Jansen das Wort zur Anklage, Er führte u. a. aus: Man stehe am End« eines Prozesses von einem Ausmaß, wie er gegen ein« einzige Person wegen solcher Scheußlichkeiten wohl kaum je geführt worden sei. Drei Personen haben Kürt.n als den mutmaßlichen Täter angegeben. Aber durch un­glückliche Umstände sei es nicht dazu gekommen, Kürten Mher zu entlarven. Schon von früher Jugend an habe Kürten sich zum Verbrecher herausgebildet. Er war 17mal vorbestraft, aber niemals wegen Sittlichteitsverbrechen.

1913 wurde Kürten aus dem Gefängnis entlassen und es ereigneten sich die ersten Ueberfälle und der Mord an der Mein, sowie das Niederschlagen von zwei Männern und verschiedene Brandstiftungen. Alles innerhalb zweier Mo­nate. Der Mordfall Klein war der erste Sexualmord Kür­ten». Ueberlegung und Vorsatz des Mords sind unbestreit­bar. Von Dezember 1926 bis Mitte 1928, nachdem er nach Düsseldorf übergesiedelt war, verübte Kürten 17 Brand­stiftungen. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis am 27. Oktober 1928 beging er bis zu seiner 1930 erfolgten Festnahme S Morde, 26 Mordversuche bzw. Ueberfälle und 11 Brandstiftungen. Der Mordversuch an Frau Kühn sei nur dadurch glimpflich abgelaufen, daß die Ueberfallene um Hilfe rief. In allen Fällen versuchte der Angeklagre, di« empfindlichsten Körperteile zu treffen.

Der Staatsanwalt schildert nun ein Verhältnis Kürtens mit einer Frau K,, der gegenüber er sich etwas verraten hatte und aus diesem Grund einige Monate verstreichen ließ, bis er zur nächsten Mordreihe, beginnend am 11. August 1929, schritt. Der erste Fall war der der Maria Hahn. Er bildet ein Musterbeispiel der Ueberlegung schon vor der Tat. Am 21. August unternahm der Angeklagte mit einem Dolch drei Mordversuche, und zwar in den Fällen Goldhausen, Mantel und Kornblum. Drei Tage später geschah der Fleher Mnderdovpelmord. Durch die Fußspuren ist Kürten in diesem Fall überführt. Am nächsten Tag verübte er den Ueberfall auf die Schutte. Zwischen diesen Morden und dem Fall Reuter am 29. September verübte Kürten eine Reihe von Mordversuchen. Im Fall Reuter führte er das Verbrechen mit kalter Ueberlegung aus. Aehnlich liegt der Fall vörrter am 13. Oktober. Weitere Mordversuche an Frau Meurer und Frau Vanders folgten am 25. Oktober. Auch in diesen Fällen ist Kürtens Täterschaft unwiderleglich fesigesiellk worden. Jede einzelne Tat je nach ihrem Gedeihen bis zum Ende ist ein Mord bzw. ein Mord­versuch. Im Falle Reuter liegt außerdem vollendete Not­zucht vor. In jedem Fall handelte es sich um die Vornahme unzüchtiger Handlungen mit Gewalt.

Hierauf begann Oberstaatsanwalt Dr. Eich seine An­klage. Das Bild des Täters sei in seiner sadistischen Ent­wicklung zu erweitern. Aus den Taten Kürtens sei nicht zu ersehen, daß sie in einem Zustand geschahen, der dis freie Willensbestimmuna ausschloß. Kürten sei der leben­digste Beweis dafür, daß die Unheimlichkeit der Taten nicht die Unzurechnungsfäkigkeit beweise. Er habe nicht unter einem unwiderstehlichen Zwang gehandelt. Das beweise» daß er nur in seiner dienstfreien Zeit und in Abwesenheit seiner Frau seine Verbrechen verübte und bei Gefahr sich sofort in Sicherheit brachte. Der Angeklagte könne daher für sich den § 51 nicht in Anspruch nehmen.

Der Oberstaatsanwalt schloß:Meine Herren! Sie haben nicht nur ein Bild der Taten, sondern auch ein Bild der Täterperfönlichkeit entrollt bekommen. Dieses Gesamtbild ist so traurig, zeigt einen solchen Abgrund, tiefe Verkommen-

Ver Walzerkönig

Roman aus dem^Leben eines großen Künstlers

17 . A«MsttzUn- Rachdruck>»boten von Gustav Lange

Wie Graf Lubanitzky in seinem Brief angekündigt hatte, fuhr die Kutsche zu der bestimmten Stunde vor dem Hause vor, in dem die Witwe Strauß mit ihren Söhnen wohnte. Joseph Strauß, der sich in seinen besten Sonntagsstaat ge­worfen hatte und dem sein großer Bruder noch einige Rat­schläge mit auf den Weg gegeben hatte, nahm darinnen Platz.

Im Palais des Grasen Lubanitzky war man schon auf das Kommen des Musiklehrers der jungen Gräfin vorberei­tet, denn er wurde von der Dienerschaft sehr höflich em­pfangen und nach dem Musikzimmer geleitet.

Hier erwartete bereits Komtesse Lubanitzky den Musik­lehrer.. Sie schien aber auf das Höchste betroffen zu sein, als sie des eintertenden Joseph Strauß sichtbar wurde, der ihr vollkomen unbekannt war.

Wer sind Sie?" stieß sie hervor.

Strauß Joseph Strauß, Musiklehrer, gnädigste Komtesse."

Ich erwartete Johann Strauß," fuhr Gräfin Lubanitz­ky fort, die sich von ihrem Erstaunen wieder erholt hatte.

Mein Bruder läßt sich entschuldigen"

Ganz recht, man hat vergessen, daß ein Johann Strauß zu hoch steht, um noch Musikunterricht zu erteilen!" unter­brach die Komtesse den Sprecher mit silberhellen Lachen.

Sie irren, gnädigste Komtesse"

Eine Gräfin Lubanitzky irrt nie, Herr Musiklehrer

Strauß."

Das schalkhafte Lächeln, welches bei diesen Worten um den Mund der jungen Gräfin schwebte, verriet nur zu deut­lich, daß ihr selbstbewußter Ausspruch gar nicht so ernst ge­meint war und freundlicher setzte sie auch gleich hinzu:

Ich wollte ein gegebenes Versprechen einlösen so muh ich es verschieben ich danke Ihnen für Ihre brüder­liche Aufopferung, Herr Joseph Strauß ich bitte Sie, Ihrem Herrn Bruder meine besten Grüße zu überbringen und demselben mitzuteilen, daß ich noch warten werde."

Diese Worte bedeuteten für Joseph Strauß seine Ver­abschiedung die Komtesse wünschte keinen Musikunter­richt durch ihn, für sie hatte nur sein berühmter Bruder Geltung ach, warum war er nicht so berühmt wie er? Aber er konnte der Komtesse doch nicht böse sein, denn schon in den wenigen Minuten des Beisamenseins hatte er sich sterblich in das schöne Mädchen verliebt und bedauert es aufrichtig, ihr keinen Unterricht geben zu können, wie schön wäre das Beisamensein für einige Stunden gewesen, den Wohllaut ihrer Stimme zu hören.

Joseph Strauß war sonst jungen Damen gegenüber nicht schüchtern und befangen, aber das ganze Auftreten der Komtesse, ihre selbstbewußte, wenn auch zuvorkommende Art und ihre große Schönheit hatten ihn so verwirrt, daß er bei seiner Entfernung nur einige Worte des Abschiedes zu stammeln vermochte und es ihm ganz entging, wie die Komtesse innerlich belustigt erschien.

Stolz in der Kutsche war er angefahren gekommen und zu Fuß muhte er nach Hause zurückkehren, denn der Kut­scher hatte nicht mit einer so baldigen Hemkehr des Musik­lehrers gerechnet und so war er einstweilen mit dem Wagen davongefahr»«.

Als sich die Türe hinter Joseph Strauß geschlossen hatte, brach Komtesse Maria in ein Helles Lachen aus. Die Ver­wirrung des jungen Mannes hatte sie belustigt. Dem Bru­der war sie durchaus nicht böse über die Absage, derselbe bewies dadurch nur, daß er Mannes- und Künstlerstolz be­saß, sich durch keinen Titel imponeren ließ und auch nicht, wenn eine Grafentochter von ihm Unterricht in der Musik wünschte. Er wußte demnach auch noch nicht, daß sie die Enkelin war, mit der er bei der Joseph« Bechstein so frohe Stunden bei der Geburtstagsfeier verlebt hatte.

Es machte ihr Vergnügen, 'ihn bei seinem Glauben zu belassen, daß sie die Enkelin der alten Büglerin Bechstein war, deren Wiege zwar in einem Häuschen in der Leo­poldsau gestanden hatte, die aber jetzt bei ihrem reichen Vater in einem der schönsten Palais der österreichischen Hauptstadt wohnte. Diese Unkenntnis ihrer Person sollte ein Prüfstein für Johann Strauß sein, ob er sie wirklich nur um ihrer selbst willen liebte, wenn er noch einige Zeit in seinen Glauben und ihm die Gräfin unbekannt blieb.

Die Zeit sollte schon kommen, wo sein Irrtum aufge­klärt wurde und sie freute sich auf den Augenblick, wo sie ihm in ihrer wahren Person gegenübertreten, sie sich ihm als Gräfin Lubanitzky vorstellen konnte die Enkelin der Frau Bechstein blieb sie immerhin auch.

Mit diesen Gedanken, die ein reizendes Lachen auf ihr Gesicht zauberten, begab sich Maria zu ihrem Vater, um ihm mitzuteilen, daß Johann Strauß vorläufig verhindert sei, den erbetenen Musikunterricht hier im Palais zu ertei­len.

' (Fortsetzung folgt).