In Erkenntnis dieser Tatsache haben Amerikaner und Kanadier den Versuch gewagt, die begehrtesten Pelzjäger emzufangen und Züchtigungsversuche zu machen. Das war entschieden keine falsche Spekulation und wird sie nie sein, denn im letzten Jahre hat Kanada allein an Pelzen dieser Art einen Umsatz von 15 072 244 Dollar zu verzeichnen. Man war gewiß auch bei uns in Deutschland auf diesem Zweig einer sicheren Geldquelle nicht untätig, denn wir haben jetzt ja noch eine Kapitalsausfuhr ins Ausland für Pelze in Höhe von ca. 80 Millionen Reichsmark jährlich— doch mindestens zu 75 Prozent ist bei uns die Pelztierzucht ganz verkehrt angefangen worden und bedarf einer gründlichen Läuterung. Geldsieber — Spekulantentum — rasches Reichwerden haben unnötig hohe Kapitalien flüssig machen lassen und um das Ziel zu erreichen Hunderte unwiederbringliche Millionen nur zur Einfuhr von Zuchttieren uns opfern lassen. Nicht die Großbetriebe, wo die persönliche Kontrolle über eine Masse der Tiere fehlt, und schon im Vornherein das Ziel der Qualität einer Tierzucht fehlt, bringen den Erfolg, vielmehr wie z .B. die nordischen Länder, die mit Sicherheit arbeiten, der Kleinfarmbetrieb unter der persönlichen ständigen Kontrolle des Tierfreundes sind die Faktoren einer gesunden und sicheren Rentabili- t ä t. Nicht groß anfangen und klein aufhören sondern umgekehrt. Ja, das ist doch eigentlich nicht denkbar, sagt der Laie und vielleicht klingt es wie ein Märchen uns Deutschen, wenn der erfahrene Fachmann ihm sagen muß, daß eigentlich jeder, der nur ein kleines Fleckchen Erde besitzt, mag es auch noch so ein winziges Heimgärtchen sein aus irgendeiner Art Pelztierzucht sich eine sichere Einnahmequelle schaffen kann, wertvoller als eine Zucht von Gemüse, Blumen und anderen Dingen. Wichtig ist hier nur der fachmännische Rat und bereits in Deutschland akklimatisiertes allerbestes Qualitätsmaterial und ferner der Anschluß an eine Gemeinschaft der Verwertung von Nachzucht und Pelz. Man hat viel zu geringe Ahnung, auf welch kleinem Raum unsere besten Edelpelzträger mit sicherem Erfolg, wenn sie schon akklimatisiert sind, ja lOO prozentig und in Pelzqualität wesentlich besser als in der freien Wildbahn gezüchtet werden können. Z. B. Sumpfbiber — Nutria — da stellt man sich vor Sümpfe, große Wasserflächen. Nichts dergleichen, ein ganz einfaches Gehege mit kleinem Wasserbassin und ein ganze Familie Nutria läßt sich wohler gedeihen als im Sumpf der Heimat. Dazu hat Argentinien als Heimatland heute die Ausfuhr seines so wichtigen Pelztieres gesperrt, also sind wir Deutsche vorerst auf eigene Zucht angewiesen, eine Quelle für die kommenden Jahre, die nur beispielsweise erwähnt sein soll.
Ein wichtiger Pelzträger, der sogenannte Garant der Kürschnerindustrie ist dann das Kaninchen. Aus Kaninchenfellen verstand bisher die Kürschnerindustrie kurzerhand eben alles dem Publikum durch ihre Kunst vorzusetzen. Geal-Biberette-Jmitationen jeder Art, alles eben Kunst- felle. Heute ist das schon anders und die Veredelungsindustrie, die Kunstfellerzeugung bangt bereits um ihre Existenz. Die Edelpelzkaninchenzucht, die Zucht von Naturedelfellen hat begonnen. Wenn hier einmal genügend Natur-Edelfelle vorhanden, auch selbst, wenn es Natur-Imitationen sind, ist eben das künstlich präparierte Fell erledigt. Ja, wir haben heute so edle Naturkaninchenfelle wie z. B. Nutria-Blau-Biber-Chin-Schwarz- rexe und andere, die eine Zukunft haben, wenn sie in genü- nügender Menge da sind, daß jedem, selbst dem weniger bemittelten Anfänger schon hierin, auch wenn er nur „Pelz" als Inbegriff einer Geldquelle des Verdienens, mit bescheidenen Anfängen eine gute Zukunft sich schaffen kann. Buch sonstige Edelpelzkaninchenrassen Imitationen naturell wie Silberfuchskaninchen, Braunfuchskaninchen, andere Fuchskaninchenrassen täuschend ähnlich Marder- Opossumkaninchen sind Grundlagen, vom Kleinen zum Großen zu kommen. Sollten wir Deutsche hoch kommen, dann übersehen wir nicht Quellen, die richtig und rechtzeitig ausgenützt nicht nur deutsches Volksvermögen, sondern dem Tierfreund, mag er in Land oder Stadt sitzen, selbst eine Quelle des Erwerbes oder Nebenverdienstes bieten.
Neue Staatskassenordnung in Württemberg
Von zuständiger Seite wird uns mitgeteilt:
Das Staatsministerium hat am 9. Februar 1931 eine Staatskassenordnung erlassen, die demnächst im Regierungsblatt erscheinen wird.
Die bisherigen zahlreichen Bestimmungen über das staatliche Kassen- und Rechnungswesen — im Lauf von über 100 Jahren ergangen und nie zusammengefaßt — waren lückenhaft und ünübersichtlich geworden und sind vielfach veraltet. Das Bedürfnis nach klaren und einheitlichen Vorschriften trat deshalb immer stärker hervor. Die neue Ttaatskassenordnung regelt das ganze staatliche Kassen- und Rechnungswesen den Erfordernissen der Zeit entsprechend.
Das umfangreiche Werk wurde vom Finanzministerium unter Mitwirkung von Kassen- und Rechnungssachverständigen aller Staatsverwaltungen entworfen. Es gliedert sich in 6 Bücher mit zusammen 189 Paragraphen, dazu kommen 24 Anlagen und 19 Muster.
Der Zweck der Staatskassenordnung ist, insbesondere zu erreichen, daß für alle Kassen die notwendigen Kassen- und Rechnungsbestimmungen vorhanden sind, was bisher nicht durchweg der Fall war; die Bestimmungen übersichtlich zusammenzufassen; Vorsorge zu treffen, daß das Kassen- und Rechnungswesen möglichst gut und treu besorgt wird; dessen Einheitlichkeit in dem gebotenen Maß zu erreichen und endlich die staatlichen Geldmittel straff zusammenzufassen. Die Staatskassenordnung hat die bisher in Württemberg als zweckmäßig erkannten Bestimmungen soweit wie möglich beibehalten, aber auch manches Neue eingeführt. Auch Vorschriften des Reichs und anderer Länder wurden verwertet, soweit sie für unsere Verhältnisse geeignet erschienen.
Außer den Grundvorschriften sind auch zahlreiche Einzel- bestimmungen des Vollzugs ausgenommen worden, um zu vermeiden, daß jede Verwaltung die gleichen umfangreichen Einzelheiten für sich zu regeln hat. Andererseits trägt die Staatskassenordnung den Bedürfnissen der verschiedenen Verwaltungen Rechnung und läßt ihnen hinreichend Spielraum für die Vielgestaltigkeit ihrer Aufgaben. Auf einfache, leicht verständliche Sprache wurde besonderer Wert gelegt. Der Aufbau ist klar und übersichtlich, was die Benützung erleichtert. Das Finanzminierium wird demnächst Handstücke mit einem Sachverzeichnis nach Buchstabenfolge herausgeben. An Hand der Staatskassenordnung können sich künftig auch die neu in den Kassendienst eintretenden Kräfte, die Stellvertreter usw. rasch in ihre Aufgaben ein- arbeiten. Ferner ermöglicht sie auch den Beamten, die nur gelegentlich mit Kassen- und Rechnungssachen zu tun haben, das rasche Endringen in den Stoff. Mit der Staatskassenordnung ist die Sammlung des württembergischen Rechts, die seit 1924 betrieben wird, um ein gutes Stück vorwärts geschritten.
Sport
Wlnkersporlsanderziige. Am Sonntag, 22. Februar, verehr?': Wintersportsonoerzüge nach Weißenstein (Kaltes Feld), Obscisnmn- >«n, Lichtenstein-Kleinengstinzen und nach Urach.
Handel und Verkehr
Die deutschen Reparationszahlungen an England
Der englische Schahkanzler Snowden teilte im Unterhaufe auf llnlraae mit sink das britiicke Reick an dsuiicker Revaratio.eil
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Iskod Nolinsnn
Pkotogrspbiscbes Atelier disirldingsn, 1 'elspkon 351 .
vom I. September 1930 bis' 15. Februar 1931 an TinnähiruA zu verzeichnen hatte: 1. aus Grund des Recove,ry-Act 4 680 409 Pfund, 2. durch Bartransfer 4 309 700 Pfund, 3. Eingänge aus Frankreich, .Italien und Belgien gemäß den Haager Abkommen in Ergänzung des Anteils des Vereinigten Königreichs an den dezitschen Zahlungen 706 300 Pfund, zusammen 9 696800 Pfund.
lieber diese Summe wurde wie folgt verfügt: An Großbritannien für Reparationen 8 022 100 Pfund, an die übrigen Länder des britischen Reichs für Reparationen 1259 100 Pfund, Zinsen der deutschen 5proz. Anleihe 1930 406 700 Pfund, Vergütung an die BIZ. 8600 Pfund.
Stillegung der Hütte Ruhrort-Meiderich unvermeidlich
In der heute vormittag in Düsseldorf abgehaltenen Besprechung zwischen dem Arbeitgeberverband Nord-West und den Gewerkschaften erklärten sich die Freien, Christlichen und Hirsch-Duncker- schen Gewerkschaften gegen eine außertarifliche Vereinbarung auf der Grundlage des Vorschlages der Vereinigten Stahlwerke zur Fortführung der Hütte Ruhrort-Meiderich. Die Werksleitung steht auf dem Standpunkt, daß ihr, um sich nicht den Folgen eines Tarifbruchs auszusetzen, durch die Haltung der Gewerkschaften die Weiterführung der Hütte Ruhrort-Meiderich unmöglich werde. Von 1000 Angestellten und 6000 Arbeitern haben sich in der Urabstimmung 4538 für Annahme der Verwaltungsvorschläge ausgesprochen.
Berliner Dollarkurs, 20. Febr. 4 204 G., 4,212 B.
Dt. Abl.-Anl. 53.40.
Dt. Abl.-Anl. ohne, Ausl. 5.40.
Berliner Geldmarkt, 20. Febr. Tagesgeld 4,75—6,75 v. H.
privatdiskonl 4,875 v. H. kurz und lang.
Holländische Lokomolivenbeslellung in Deutschland. Die Niederländischen Eisenbahnen haben kürzlich die Lieferung von 12 Lokomotiven vergeben. Die holländische Eisrndahnmaterialfabrik Werkspoor machte ein Angebot von 90000 Gulden, Hen- s ch e l-Kassel von 75 000 und S ch w a r tz k o p f f -Berlin von 65 000 Gulden je Lokomotive. Werkspoor setzte daraufhin ihr Angebot aus 75 000 Gulden herab. Als wegen des bedeutenden Preisunterschieds Schrvartzkopfs den Zuschlag erhielt, erhob Werkspoor Beschwerde gegen das deutsche Dumping mit der Begründung, die 75 000 Gulden decken nur die eigenen Herstellungskosten; unter diesem Preis könne nur mit Verlust geliefert werden.
holländische Sohlenausbeute aus deutscher Erde. Die Zivilkammer in Maastricht verhandelte über eine Klage, di« Deutschland gegen die Domanialgrube in Kirchrath erhoben hatte. Die Domanialgrube hatte Flöze unter der deutschen Grenze ausgsbeutet. Aus den Staatsverträgen des Wiener Kongreßes von 1815 leitete Holland das Recht der Ausbeutung der Flöze bis zum Wurmbett. Die Wurm stießt einige hundert Meter neben der Landstraße auf deutschem Gebiet, so daß also Holland Kohls aus deutscher Erde gewinnt und erst auf holländischem Gebiet zutage bringt. Es bestand somit die Frage, ob Holland dies« Kohle an Deutschland bezahlen müsse. Das Urteil, da» für das Grubenrecht von großer Bedeutung ist, steht noch aus.
Für Ermäßigung der Auslandspofttarife in Europa. Ein Ausschuß der Internationalen Handelskammer hat die Frage eine, Europa-Po st abkommens geprüft, um für den Postverkehr innerhalb der Länder Europas eine einheitliche Ermäßigung der Auslandstarife einzuführen. Die Frage soll auf einer europäischen Postkonferenz weiter behandelt werden.
Die Kammgarn-Spinnerei Viekigheim schließt für 1930 mit einem Reingewinn von 209 710 Mark ab (einschl. des Vortrags von 1929 von 55 551 Mark). Der HB. am 27. März wird die Ver? teilung einer Dividende von 8 Proz auf da« AK. von 1800 000 Mark und ein Vortrag von 56 298 Mk. auf neue, Rechnung vor- geschlagen.
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Zahlungseinstellung. Emil Gerdts, Fabrik gummi-elastischer Waren (Hosenträger usw.) in Wuppertal-Elberfeld. — Textil» Warenhandlung Hirsch u. Wistinetzki A.-G. Elberfeld.
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Sie Mutter
Roman von Lola Stein.
43. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Die junge Frau nickte schweigend. Ein Würgen saß ihr in der Kehle. Warum ließ Udo sich von dieser unsympathischen Fremden tyrannisieren? Warum mußte sie das Feld vor ihr räumen? Warum verzichtete er nicht lieber auf Ruth Carinis Mitarbeiterschaft?
Sie wußte ja, daß er sich viel von ihrer gemeinsamen Tätigkeit versprach. Sie wußte, wie die Aussicht ihn lockte, endlich wieder etwas mehr zu verdienen. Die schreckliche Geldentwertung, in der man lebte, durch höhere Einnahmen wenigstens einigermaßen auszugleichen. Ruth Carini war eine große Chance für ihn. Ellen und Udo hielten ungeheuer viel von ihrer starken Begabung. Beide nannten die Künstlerin genial. Sie war es vielleicht. Aber dennoch —
Alle Gründe, die der Verstand Uschi sagte, wurden über- tünt von ihrem dummen, ungebärdigen eifersüchtigen Herzen. Udo mit dieser pikanten, raffinierten Frau allein lassen, selbst verschwinden zu müssen, schien ihr unendlich hart und ungerecht.
Udo war ärgerlich, nachdem seine kleine Frau das Zimmer verlassen hatte. Die Carini sah es. Sie beobachtete ihn. Jetzt war erst recht keine Stimmung für den Anfang ihrer Arbeit. Das fühlte sie wohl. Und darum sagte sie:
„Weißt du eigentlich, Udo, daß Schätzt leidet?"
Er wandte ihr ruckhaft seinen dunklen Kopf zu. „Was sagst du da, Ruth? Schätzt leidet? Warum?"
Deine Frage zeigt mir, wie naiv und — egoistisch du bist, mein Junge. So habe ich es mir gedacht. Du lebst in herrlicher Ahnungslosigkeit neben dem besten, edelsten, auf
opferndsten Menschen dahin und siehst nicht einmal, daß er Sorgen und Kummer hat."
Udo wurde nervös. „Willst du nicht deutlicher sprechen, Ruth?" "* ^
Noch deutlicher? Ich denke, ich hätte dir eigentlich genug gesagt. Du vernachlässigst deine Mutter seit deiner Heirat in schmählichster Weise."
„Hat sie dir das gesagt? Sich beklagt?" Er spielte ungeduldig mit einem Papiermesser. Seine Stimme war belegt. Er kämpfte mit einer starken Verlegenheit.
„Ich fand sie gestern verändert, Udo. Versorgt, bedrückt. Sie wollte zuerst nicht mit der Sprache heraus. Aber schließlich habe ich doch manches aus ihr hervorgedrängt. Und du bist wirklich wie blind und taub neben ihr hergegangen und hast nur dich und deine Verliebtheit beachtet? Udo, Udo, wer hätte das von dir gedach!"
„Du sprichst, als ob ich ein Verbrechen begangen hätte!" rief er heftig. Sie aber meinte gelassen:
„In meinen Augen hast du es auch getan, mein Junge."
„Weil ich mich verheiratete!" Es ist ja herrlich, Ruth, so zu reden!"
„Nicht weil du dich verheiratetest, sondern weil du über Ehe und Frau alles andere vergaßest. Auch die Mutter, deinen Kameraden und besten Freund. Die alles immer für dich geopfert hat, die deinetwegen alleingeblieben ist, auf jedes Frauenglück verzichtet hat. Sie hast du plötzlich an die zweite, ach, was sage ich, an eine ganz untergeordnete Stelle gerückt. Sie war dir mit einem Male nicht mehr wichtig."
Udo ging jetzt erregt, mit großen Schritten, durch das Zimmer.
„So wie du die Dinge darstellst, sind sie nicht. Hat Schatzi sie dir so geschildert?" j
„Nein, aber ich hörte dies alles aus ihren viel rücksichts- ! volleren, viel vorsichtigeren Worten heraus. Sie wäre außer i sich, wüßte sie, daß ich jetzt mit dir über sie spreche. Sie will ^ das nicht. Aber ich hielt es für meine Pflicht." j
Er setzte sich wieder an den Schreibtisch. Versank in > Sinnen. Hatte Ruth mit ihren Vorwürfen recht? War er s zu egoistisch gewesen? Hatte er wirklich nur an sich selbst gedacht? >
Ja, es mußte schwer für Schatzi gewesen sein, mit einer i fremden, mit einer jungen Frau zu teilen. Teilen? War ^
es denn eine Teilung gewesen. Wenn er aufrichtig sein ,
wollte, so hatte er Uschi ganz gehört, und für die Mutter , war kaum noch Platz in seinen Gedanken und in seinen
igen gewesen.
„Aber ich liebe sie doch nicht weniger!" sagte er jetzt, s seinem Grübeln heraus, wie ein verzogener Die Carini lächelte. „Das bildest du dir nur em. Die sbe zur Mutter ist bei dir zurückgetretsn vor der Leiden- aft zur Geliebten. Mache dir das nur einmal richtig klar, o. Denke, wie dir zumute gewesen wäre, wenn dir dir utter in früheren Jahren einmal einen Stiefvater ms us gebracht hätte, dem ihre ganze Liebe, ihre Zartllchket, ganzes Wesen gehörte. Wie hättest du dich wohl danm gefunden.?"
„Das ist ganz etwas anderes, Ruth!"
„O nein," beharrte sie. „es ist genau dasselbe."
„Daß die Elterne ihr Kinder an einen anderen Menschen clieren, ist die Norm. Daß man Stiefeltern bekommt,
(Fortsetzung solßt). j
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