Peilung des deutschen Volkes gegenüber den Kontrollkommissionen Gewähr für eine ungestörte Ausübung dieser Kontrolle zu geben. Wie wir hören, wird die Regierung demnächst wegen einiger Vorfälle, die sich mit einem belgischen und einem englischen Mitglied der Kontrollkommission zugctragen haben, veranlaßt, offiziell ihr Bedauern über diese Vorfälle auszusprechen.

Die gewohnte Hetzarbeit des französischen Kriegsministers.

Paris, lg. Dez. Bei einem Bankett der Gesellschaft der Lo­thringer, das gestern abend in Paris veranstaltet wurde, hielt Kriegsminister Maginot ein« Red«. Der Burgfriede, der den Sieg gegeben und das Schicksal bezwungen habe, sagte er, mutz es auch dahin bringen, datz wir den Frieden gewinnen. Wir find nicht entschlossen, den Leuten zu folgen, die aus dem Krieg nichts gelernt haben, wenn man sich einem Feind gegenüber be­findet, und das ist jetzt noch der Fall, wenn man sich einem Deutschland gegenüberbefindet, das weder moralisch noch mate­riell abgerüstet hat und dos insgeheim die Revanche vorbereitet. Man würde Verrat üben, wenn man diesen Dingen gegenüber die Augen schließen wollte. Aus diesem Grunde mutz der Burg­friede unter den Franzosen wieder hergestellt werden.

Eine neue indirekte Niederlage der französischen Negierung im Senat.

Berlin, 20. Dez. Wie dieDeutsche Allgemeine Zei­tung" aus Paris meldet, hat sich der Wahlrechtsausschutz des Senats mit allen gegen eine Stimme für die Rückkehr zur Arrendisiementswahl ausgesprochen, welche die Regie- rung in der Kammer bei der Debatte über die Novelle zum Wahlgesetz unter Stellung der Vertrauensfrage abgelehnt hatte.

Der französisch« Senat und die RMnngskredit« an die Vasallen > Frankreichs.

Pari», 18. Dez. Der Senat verhandelte gestern über die Kre­dite für di« außerordentlichen Ausgaben und für die auswä^ tigen Militöroperationen, Kredite, die nach der Bewilligung des Parlaments beoürfen. nachdem dieses im Frühjahr das Budget für 1923 und 1931 angenommen hat. Vor der Abstimmung über die französischen Vorschüsse an Polen und Südslavien (409 bezw. 300 Millionen Francs) erklärte der radikale Senator d'Estour- nelles de Tonstant. wenn die Vorschüsse, die der Senat jetzt be­willigt, dazu bestimmt werden, die wirtschaftliche Erholung der Völker, denen sie zugutekommen, zu sichern, würde er begeistert dafür stimmen. Aber dem sei nicht so, die Vorschüsse würden dazu bestimmt sein, diesen jungen Völkern Rüstungsbestellungen bei französischen Industriellen zu ermöglichen. Frankreich, so werde behauptet, verliere also nichts dabei. Vielleicht komme «r nicht recht mit, aber er fei außerstande, bis zu diesem Grade das Nationalinteresse und das Interest« einiger Industrieller miteinander zu verwechseln. Es werde behauptet, Frankreich wolle sich durch diese Kredite die Unterstützung mächtiger Ar­meen sichern. Man müsse sich fragen, ob man Polen, Jugoslawen und Rumänien wirklich einen Dienst erweise, wenn man sie in dieser Weise nötige, sich sozusagen zwischen zwei Feuer zu stel­len. Frankreich werde Polen und Südilavicn Kriegsmaterial schicken. Wer werde es unterhalten und wer für seine gute Ver­wendung sichern? Werde nicht Frankreich einige Aufwiegler ver­anlassen, sich seiner zu bedienen? Unter Umständen könnten sie Frankreich selbst in größte Verlegenheit bringen. Ministerpräsi­dent Poincarö unterbricht den Revner mit der Frage: Ist es der richtige Augenblick, unsere Freunde wehrlos zu lasten, wenn sie. wie St« selbst sagen, zwischen zwei Feuern stehen? Senator

»> Das Auge des Buddha.

Roman von Friedrich Iacobsen.

Hier ist alles dunkel, Kamerad. Verdammt nette» Mailvetter, was? Und du kannst glauben, datz der Weg, den wir zu machen haben, noch viel schwärzer ist."

Zuerst war es nur der Weg durch eine nebelschwere Großstadt, deren gewaltige Stratzenzeilen immerhin glän- zende Läden bargen; aber als sie das alt« London Bridge passiert hatten und sich rechts wendeten, wurde das allmäh­lich anders.

Drüben auf dem Festlande war ich zuletzt in Ham­burg", sagte Iwan.Es hat seine Winkel, das ist wahr, aber gegen diesen dreieckigen Häuserklumpen ist es gerade wie im Zirkus Morelli, wenn unser Zwerg sich zwischen meine Beine stellte. Du meinst, ich könnte die Gasten mit ausgestreckten Armen reinsegen? Warte nur, wir kommen in Gänge, wo ich es mit den Schuhen fertig brächte. Ich hüte mich davor, denn die alten Baracken würden umsal­len, sie hängen nur noch in deu Gräten."

Er deutete nach oben in den Nebel.

Da der schwarze Kolotz, das ist die Kirche von Whitechapel. Eie hat eine Uhr, die man nie zu sehen kriegt, aber die Uhr schlägt all« Stunden die Zeit tot. Ich glaube, in dieser Gegend vergeht keine Stunde, wo nicht auch ein Mensch totxeschlagen wird. Mir kann es recht sein, an mich wagt sich keiner heran, und du, Kamerad, List hier auch sicher, dies Volk hat einen guten Blick sür jeden, der die Faust nicht in der Tasche ballt."

Es war dennoch unheimlich. Sie kamen wirklich in jene Gänge, die von Iwan» breiten Schultern säst ausge- füllt wurden, und sie mutzte» nicht nur über Lumpe« und

d'Estournelles fährt fort: Drängen wir dt« junge« Völker nicht zu Abenteuern. Werden sie uns nicht, wenn sie einmal gerüstet -ind, weitere Unterstützung abverlangen? Der Redner findet aus keiner Seite des Senats, auch nicht bei seinen eigenen Partei- ^nossen, den geringsten Beifall. D'Estournelles de Tonstant ist Vertreter der französischen Friedeusliga.

Eine amerikanische Stimme über die Kriegsschuld.

Paris, 19. Dez. Nach einer Meldung desNew Park Herald" aus Washington hat der Senatro Robert Lathan Owen (Demokrat) gestern im Senat bei einem heftigen Angriff auf Frankreich das Pariser und das Petersburger Kabinett sür im höchste« Grade kriegsverantwsrtlich er­klärt, höher als das Berliner Ministerium. Es sei von höchster Wichtigkeit, fügte er hinzu, datz die Welt die Zu­sammenhänge jener Tage kennen lerne. Die Welt solle wissen, welche Nolle sie bei der Herbeiführung des Welt­krieges gespielt hätten, wie sie die Presse bestochen und kon- trolliert hätten, wie sie die öffentliche Meinung nach ihrem Belieben geformt und die Völker gelernt hätten, einander zu hasten und zu fürchten und Armeen zu organisieren, so­weit es ihre Finanzkraft nur immer zulieh.

Der Separatistenterror in der Pfalz.

Speyer, 19. Dez. Die französischen Posten vor den öf­fentlichen Gebäuden sind eingezogen worden.

Speyer. 19. Dez. Don den Franzosen wurden 2 Gymna­siasten aus dem Unterricht heraus verhyaftet. Die Verhaf­tung wird in Zusammenhang gebracht mit einer, wie be­hauptet wird, geheimen Organisation gegen die Separa­tisten.

Obermeschsl, 19. Dez. Amtsgsrichtsrat Schöning und Eefängnisverwalter Hulbitz, die wegen Verweigerung der von den Separatisten beantragten Freilassung der Kinds­mörderin Schäfer verhaftet worden waren, wurden heute aus der Haft entlasten. Auch die Kindsmörderin wurde entlasten.

Pismaserrs, 19. Dez. Das hiesige Bezirksamtspersonal hat die Arbeit niedergelegt, weil die separatistische Negie­rung die Aushändigung eines Personalverzeichnffes ver­langt hatte, was aber abgelehnt wurde.

Zur auswärtigen Lage.

Abreise des Königs von Griechenland.

Athen, 20. Dez. Der König und die Königin werden heute Abend abreisen. In einem Schreiben an 'den Mi- nisterprästdenten erklärte der König, datz er dem Rate der Regierung und der Führer der Revolution Folge leisten und während der Zeit der in der Nationalversammlung bsvorstehrndsn Erörterungen über die Staatsform Grie­chenlands im Ausland Aufenthalt nehmen werde.

Ungültigkeitserklärung der amerikanische« Konzessionen in der Türkei.

London, 20. Dez. Reuter meldet aus Konstantinopel, ein Telegramm aus Angora bestätige, die amerikanischen Chester-Konzessionen seien für ungültig erklärt worden.

Kehricht hinwegsteigen, sondern auch über Leiber betrun­kener Weiber und blutig geschlagener Männer. Die Türen der Häuser hingen in den Angeln, und die Fenster waren mit Papier verklebt wo irgendwo eine Oeffnung klaffte, kamen Gesichter zum Vorschein, die von Hunger, Elend, Laster und Verbrechen Zeugnis ablegten und von einer schrecklichen Anklage gegen diese Stadt mit ihren sechzehn­hundert Kirchen.

Zuletzt blieb der Rüste in ein-m Hof stehen, der eigent- lich diesen Namen nicht verdiente, denn e; war nur ein ungeheurer Brunnenschacht, dessen Wände sieben bis acht Stockwerke in die Lust stiegen. Hütte auch der Nebel die Maisonne durchgelasten, sie wäre niemals in diesen Ab­grund von Moder und Fäulnis gekommen vielleicht mochte in klaren Juninächten ein Sternbild zu sehen sein, aber nach den Sternen hob sich kein Auge.

In einer Dachkammer über unzähligen Stiegen hauste Iwan. Sir war leer bis auf Bett, Tisch und zwei Stühle, aber auf dem Tisch stand ein großer Ginkrug, und der Rüste brachte seinem Gast den Willkomm.

Du darfst nicht glauben," sagte er,datz ich geradezu gezwungen bin, in diesem Loch zu wohnen. Es ist wahr, das Preisboxcn bringt nicht so viel ein, wie ich dachte; es ist eine Kunst, die gelernt nrü> geübt sein will, und die leider ihre Regeln hat. Wenn ich nur zuhauen dürfte, dann wäre bald alles Matsch, aber da heitzt es gleich stopp, und ich laufe Gefahr, aus der Zunft rausgeschmissen zu werden. Ich. Iwan Kasanoff. der zwei Zentner stemmen kann! Aber zum Gin und Porter langt's immer, und auch zu einer Stube, wo ich fest austreten könnte."

Warum hast du dir dies Loch ausgesucht, Iwan?"

»Hm weil es mir patzt, mein Junge. Ich komme hier mit allerhand Volk i« Berührung zum Parlament

^ -l « ^ ^ Amerika mtd So w j etr u hlan». , q

London, 19. Dez. Reuter meldet aus Washington,' Staatssekretär Hughes habe die Eowjetregierung benach. richtigt, die amerikanische Regierung könne keine Berhand- lungen beginnen, bevor die Bemühungen, in Amerika einen Umsturz der bestehenden Ordnung herbeizuführe«, die von Moskau geleitet würden, nicht aufgegebeu seien. ,

" l Waffenstillstand i« Mexiko. ) ^ M '

Londno, 20. Dez. Wie aus Dera Truz berichtet wird, ist ein Waffenstillstand zwischen den Regierungstrupp«» und den Aufständischen vereinbart worden. Huerta ver­handelt mit General Martinet, dem Befehlshaber dev Bundestruppen, über die Einstellung der Feindseligkeiten.

Deutschland.

Bor der Ernennung Dr. Schacht» zum ReichsLankpräfidente«.

Berlin, 20. Dez. Wie wir hör«», steht di« Ernennung de» Reichswährungskommissars Dr. Schacht zum Reichsbamkprästden« ten unmittelbar bevor. Im Ausschutz des Reichsrat«» haben zue nächst die Bayern eine Kandidatur Helfferich befürwortet. Da aber die Abstimmung im Ausschuß ergab, daß diese Kandidatur kein« Aussicht auf Annahme habe, hat Bayern Widerspruch gegen die Person des Dr. Schacht nicht erhoben.

Di« Nentenmark in Zürich vollrvertig.

Berlin, 19. Dez. Die Deutsche Rentenbank teilt mit; In einigen deutschen Blättern sind in den letzten Tagen Meldungen aus Zürich veröffentlicht, wonach die Renten« mark dort mit 1,10 Franken, also unter Anrechnung de» gegenwärtigen Standes des Schweizer Frankens mit rund 79 Evldpfennigen gehandelt wurde, was einer Disparität von 21 Prozent gleichkäme. Demgegenüber kann festgestellt werden, datz am 14. Dezember in Zürich telegraphisch« Kaufaufträge für die Rentenmark für 1,15 und 1,20 Fron« ken unausführbar waren. Es wurden vielmehr freiblei­bend für kleinere Mengen Kurse von 1,301,45 genannt. Daraus ergibt sich, datz die Nentenmark tatsächlich in Zü­rich zum vollen Goldwert, ja sogar darüber hinaus, gehan- delt wird.

Der Hungertod in Berlin.

Berlin, 20. Dez. In einer vom Statistischen Amt der Stadt Berlin über dasVerhungern als Todesursache" herausgegebenen Sonderarbeit wird festgestellt, datz im Jahre 1922 und in den ersten 10 Monaten des Jahres 1923 103 Hnngertodesfiille in Berlin zu verzeichnen sind. Es handelt sich meist um alte Leute, unter denen di« Frauen überwiegen. Es sind vorwiegend Rentenempfänge­rinnen, Stiftsinsaflinnen, Privatieren, Schneiderinnen usw. Eine 68jährige Lehrerin a. D. wog, als sie an Unter- ernährung starb, 65 Pfund. Die Statistik ist jedoch als unvollständig anzusehen, da viele Fälle überhaupt nicht zur Kenntnis des Statistikers kommen, weil sie der Fa­milie wegen als Todesursache nicht Unterernährung und Entkräftigung, sondern einfach nur Oeden oder auch Herz­schlag auf dem Totenschein angeben.

haben sie keine Beziehungen, aber in manchen Dingen wis­sen sie mehr als der Lord Oberrichter Gott segne ihn. Hinter dieser Wand -um Beispiel ich könnte sie mit der Faust einschlagen da wohnt Tom Kitt, der große Tom, den sie schon längst hängen wollten, nud so geht es im ganzen Rattennest. Du verstehst mich doch, Kamerad?"

Freilich verstand Luis diese Andeutungen, und er sah fich um.

Also raus mit der Sprache, Iwan. Eins will ich dir gleich sagen: in Rutzland Haft du schon ein Ding gedreht, und mir scheint, datz du hier das Geschäft fortsetzen willst. Für so was bin ich nicht zu haben. Unter Umständen ist mir ein fremdes Leben nicht mehr wert als mein eigenes, und du solltest wissen, wie hoch ich das taxiere, aber die Umstände müssen darnach sein, sonst bin ich für NeinlicPeit und Anstand. Und nun leg los!"

Der Athlet goß ein Glas Branntwein hinunter und stopfte sich die Shagpfeif«.

Du bist ein Narr, Luis, ich hätte dich für klüger ge­halten. Glaubst du, datz ich dich von Paris hole, wenn ich einen Geldschrank knacken will? Erstens kann ich das all­ein. zweitens ist gewöhnlich nichts drin, und drittens habe ich noch Sibirien in den Gebeinen. Old England wendet dafür den Strick an. und bei mir würden sie vielleicht ein Anksrtau nehmen, aber einerlei, Hals ist Hals."

Er rauchte und starrte vor sich hin.

Hast du den Namen in der Ecke meines Briefes ge» lesen. Luis?"

Deshalb bin ich hier", sagte der Spanier langsam und legte seine Faust auf den Tisch.

(Fortsetzung folgt.)