prnswenr voroeifchlagen. Auf Ne Frage, ob irgelldweiche Einwendungen zu erheben seien, erklärte nur der württ. Gesandte Hildenbrand, dah Württemberg sich sein« Ab­stimmung Vorbehalte. Der Vorsitzende, Vizekanzler Dr. Zaires, stellte daraus fest, daß der Vorschlag auf Ernen­nung des Herrn Dr. Schacht zum Neichsbankpräsidenten durch Mehrheitsbeschluß erfolgt ist. Nach Mitteilungen des Berichterstatters Dr. v. Wolf hat die Reichsregierung erklärt, dah ihr dieser Vorschlag genehm ist.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 19. Dezember 1923.

Gautag des Ragoldturngaus.

Don Ost und West, Süd und Nord strömten am vorletzten Sonntag die Vertreter der Turnvereine des Nagoldgaues in dem idyllisch gelegenen Schwarzwaldstädtchen Altensteig zusam­men, um aus dem Munde ihrer Gaubeamten die Berichte über das vergangene Turnjahr entgegenzunehmen und mitzuraten über die für 1924 vorgesehenen Veranstaltungen. Höhepunkte im Turnerleben waren das Gauturnfest in Ebhausen, die Gauwan­derung nach Liebenzell und das Deutsche Turnfest in München, letzteres einzig in seiner Art, ein echtes Deutsches Nationalfest. Es bleibt dies jedem Teilnehmer in unvergleich­licher Erinnerung. Di« nach dort entsandte Turnerrieg«, zu­sammengesetzt aus Turnern der größeren Vereine, errang in ihren Leistungen das Zeugnisgu t". Ein Beweis, daß sich der Nagoldgau sehen lassen kann und dah seine turnerischen Lei­stungen auf der Höhe stehen. Allen denen, die ihre Kraft in den Dienst des Gaues gestellt haben, sei es als Turner oder als Kampfrichter, sei auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt. Einen breiten Raum in den Verhandlungen nahm die Frage der Veränderung der Gaugrenzen ein, aufgeworfen durch die Not der Zeit und die mißlichen wirtschaftlichen Verhältnisse. Um den letzteren leichter Rechnung tragen zu können, ist geplant, den Gau in einen oberen und unteren Bezirk zu tei­len. Selbstverständlich müßte dadurch eine einheitliche turne­rische und organisatorische Leitung gewährleistet sein, da es nicht im Interesse der Kreisleitung liegt, Zwerggans entstehen zu ehen, deren turnerisches Leben nach allen Seiten gehemmt ist. Mögen die eingeleiteten Schritte von Erfolg gekrönt sein zu Nutz und Frommen unserer edlen Turnerei. Neu in den Gau rufgenommen wurden die Vereine: Simmersfeld und Oberhaug st et t. Ihnen galt ein dreifachesGut Heill" In einzelnen Vereinen bestehen Schülerabteilungen. Es wurde allerseits für notwendig erachtet, solche Abteilungen mög­lichst vielen Turnvereinen anzugliedern und sie auch aus die McLchen auszudehnen. Dies« Gründungen find doppelt wertvoll, rngestchts unserer völkischen Not; denn in der Jugend liegt die Zukunft. Von der Ausstellung eines Gaujugendturnwartes wurde noch Abstand genommen und wurden Gauober- und Eau- urnwart angewiesen, den Schülerabteilungen besondere Auf­merksamkeit zu schenken und an möglichst vielen Orten Neugrün- oungen zu veranlassen. Möge sich besonders die Lehrerschaft Leser annehmen und ihnen ihre tatkräftige Unterstützung zu Teil .'erden lassen! Der Arbeitsplan für 1924 sieht folgende Ver­anstaltungen vor: 4. Mai: Wandertag, der, falls die Gaugrenzen oerlegt werden, in zwei Teilen ausgeführt werden soll. Die Ziel­punkte werden durch die Eaulcitung bestimmt. Di« Gauturnfahrt oll im Monat Juli nach Hochdorf gemacht und dergestalt aus- .baut werden, daß sowohl Gerate- als volkstümlich« Kämpfe ,.mi Austrag kommen, nur soll sie nicht zu einem 2. Gauturnfest

W, Das Auge des Buddha.

Roman von Friedrich Jacobsen.

Diese letzte Wendung des konfusen Briefes war um so lcrraschender, als Kasanoff sich von einer bisher ganz un- ekannten Seite zeigte; er bot nämlich Luis Sanchez die -Liste seines zukünftigen Vermögens an, ließ aber dabei urchblicken, daß diese großmütige Regung nicht ganz frei­willig in ihm entstanden sei; wahrscheinlich handelte es sich um die Ausführung einer Sache, die nur zu zweitge- oreht" werden konnte wenn man die etwas dunkle Ver­gangenheit des Russen erwog, war diese Vermutung nicht ganz von der Hand zu weisen.

Als Sanchez sich eine halbe Stunde lang mit dem Ge­schmier herumgeplagt hatte, warf er es ärgerlich auf den Tisch und beschloß, gar nicht darauf zu antworten; dann aber nahm er den Brief noch einmal in die Hand, denn ir­gend eine unbestimmte Ahnung flüsterte ihm zu, daß noch irgerÄ» etwas darin enthalten sein müsse, was ihm bisher entgangen sei.

Und dann kam es ans Licht; ganz unten in einer Ecke des Briefbogens, so klein und zierlich wie die Athleten« saust Iwans es vermocht hatte, stand Zudicas Name; man sah förmlich, daß er mit einer gewissen Zärtlichkeit hin­gemalt war, denn die schöne Reiterin hatte den ganzen Zir­kus beherrscht und ihren Fuß auch auf den Nacken des Slawen gesetzt.

Nichts weiter als der Name; nicht die geringste An­deutung eines Zusammenhanges, aber ein solcher mußte dennoch vorhanden sein, und Iwan hatte das offenbar sehr schlau berechnet, denn die Neugier des anderen wurde dadurch wachgerufen, und wohl mehr als das: Eifersucht und Rachsucht wiege» schwerer als eine halbe Million, es

werden. Die Gankeikung leg? großen' Wekk darauf, vaff'fAer Gauverein di« durch den kleinen Kreistag festgelegt« Mindest­zahl von drei Turnblättern aus Schwaben hält, da es einen nie wieder gut zu machenden Schaden bedeuten würde, wenn diese Zeitung ihr Erscheinen einstellen müßt«. Eine freiwillige Samm­lung ergab den schönen Betrag von 8 Billionen 72S Milliarden Mark in Papier und 1.68 in wertbeständigen Zahlungs­mitteln zu Gunsten des Turnblattes aus Schwaben. Mit einem kräftigenGut Heil!" auf die Deutsche Turnerschast und unser liebes deutsches Vaterland schloß Gauvertreter Stavden- meyer-Calw den Gautag.

Weihnachtsfeier -es Bismarck-Bundes.

Man schreibt uns: Di« Weihnachtsfeier des jungen Calwer Bismarckbundes fand am Sonnabend, den 15. Dez., abends von 7ZL Uhr ab im Restaurant Schlanderer statt. Wenn man von dieser Veranskrltung, wie es bei solchen Anlässen gewöhnlich geschieht, sagen wollte,das Fest verlief glänzend", so würde man damit in keiner Weise das treffen, was dem schönen Abend Inhalt und Gepräge gab. Die Erundstimmung des Festes war vielmehr eine überaus glückliche Mischung von Weihnachtsfreude und einem aus dem Innersten kommenden Patriotismus, der vollauf dem Ernste und Jammer unserer Zeit Rechnung trug und dem Ganzen eine gehaltene, würdig« Erundnote gab. Dieser Erundstimmung verlieh denn auch der Vorsitzende des Bundes, der ebenso tatkräftige wie opferwillige Herr Messer, in ein­fachen und eben darum um so mehr zu Herzen gehenden Watten beredten Ausdruck; so, wenn er sagte, der junge Bund verfüge zur Zeit leider noch nicht über di« Mittel, um notleidenden Volksgenossen zur Weihnachtszeit hilfreich beifpringen zu kön­nen, aber um so mehr fordere er alle Anwesenden auf, an dem Feste der Liebe der bedrängten Brüder und Schwestern nicht zu vergessen. Sicher haben sein« warmen Wort« in den Herzen aller Festteilnehmer vollen Anklang gefunden und werden, so hoffen wir zuversichtlich, am Weihnachtsfeste auch in dir Tat umgesetzt werden. Diese Erundstimmung gab auch dem Verlauf der gan­zen Feier etwas so Harmonisches und Einheitliches, durchaus Deutsches. Gemütvolles und Festliches, daß sich wohl jeder, der an der Feier teilnehmen durfte, noch lange Zeit des in jeder Beziehung schönen Abends als eines frohen Erlebnisses erinnern wird. Im einzelnen wurden die Erwartungen der Gäste nach allen Seiten hin bei weitem Lbertrofsen, sowohl was die Dar­bietungen für Herz und Gemüt, als auch die materiellen Genüsse anbrtrifft. Was geboten und, man sah es, so gern geboten wurde, war gut und gediegen. Und wie reizend hatten zarte Hände die kleinen Angebinde, mit denen jeder bedacht wurde, in die richtige Weihnachtsform zu bringen gewußt, wie festlich sahen sich die Tische an; wie froh aber auch glänzten die jugend­frischen Gesichter der Bismärcker! Die erhebende Feier wurde dadurch eröffnet, daß unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches die Bundesfahne durch den Saal hindurch zum Vor­standstisch getragen und dort aufgepflanzt wurde. Daran schloß sich das alte, immer wieder neue Weihnachtslied: Still« Nacht, Heilige Nacht, In einem von Herrn Heller verfaßten und von Frl. Zapp anmutig oorgetvagenen Prologe wurde der beson­deren Bedeutung dieses Festes in heutiger Zeit gedacht und dann gaben die Worte des Vorsitzenden in der Festrede dem tiefgefühlten Ausdruck, was jeder lebendig empfand und zur Feier milgebracht hatte. Eine bet dieser Gelegenheit sich beson­ders feierlich Mailende Aufnahme zweier neuer Mitglieder in den Bund verlieh diesem Teile des Abends noch einen gesteigert würdigen und ernsten Ton. Eine Deklamation von Fräulein Rößle beschloß den ersten Abschnitt des Programms. Es

hat Menschen gegeben, die ihrer Leidenschaft eine ganze Welt opferten.

Luks Sanchez war ein Mann von raschem Entschluß; früher, wenn seine Sulamith mit der Tatze nach ihm hieb hatte er auch nicht die Westenknöpfe zählen können; er ging zu dem Direktor des Iardin d'Acclimatation und erklärte rustd heraus, daß er die Kinderstube satt hätte.

Der erfahrene Mann lächelte:

Ich will Sie nicht halten, Monsieur; Cie werden doch noch von einer Bestie gefrühstückt; es ist ihr Kismet, und meine Elefanten bringen das nicht fertig."

So war Luis frei; ein paar hundert Franken hatte er noch aus seiner Bändigerzeit erspart; ein Telegramm war schnell aufgesetzt, und dann ging es mit der Bahn nach Talais, wieder einmal in die Welt hinaus einem unbe­kannten Schicksal entgegen. Gleichsam in eine Wolkenwand hinein, deren zackige Gebilde das Antlitz eines Weibes zu formen schienen.

Die wirklichen Wolken hingen schwer und düster über England, als Sanchez in Dover feinen Fuß auf britischen Boden setzte. Es war ein stürmischer, nebliger Maitag, unbehaglich wie der schmutzige Bahnhof der alten Hafen- stadt, und als es in die fruchtbare Landschaft Kent hin­einging, wurde die Sache nicht besser. Luis, der gerade­wegs aus dem sonnigen Paris kam, geriet in eine melan­cholisch« Stimmung und begann zum erstenmal während der ganzen Reise die Zukunft abzuwägen.

Es konnte für Luis kaum einem Zweifel unterliegen, der Russe plante irgendeine Tat, an der die rohe brutale Gewalt ihren Hauptanteil hatte; er war seinem eigenen Geständnis nach wegen Straßenraubs in Sibirien gewesen, und wenn das in Rußland auch nicht schwer wog. der ver- schlagenen Natur des Spaniers lag es nicht im mindesten. Luis konnte seiner Rache ein Menschenleben opfern, er hatte de« Versuch dazu in grauenvoller Form gemacht.

Ä« perflnKHst M überzeuget

Gelegenheit hatte, ganz weidlich ausgenützt wurde, damit auch der Magen nicht zu «urz kommen möge. And er kam zu seinem Recht, sehr sogar. Musikalische Vorführungen der Herren Den. zel. Weiß und Schäberle vergeistigten die kulinarischen Genüsse und erhöhten die Festesfreude. Nun folgten Musik und Deklamation, Ansprachen und Entgegnungen, wie es bei solche» Gelegenheiten zu geschehen pflegt, in buntester, natürlichster und heiterster Form. Ein gemeinsamer Gesang leitete den zweiten Teil des Abends ein. Die Fräulein Breuning und Kömpf erfreuten die Versammlung mit einer Deklamation, Frl. Glück durch Gesang, ebenso Frl. Roth. Frl. Kern und Herr Haas produzierten sich in einem musikalischen Vorträge, desgleichen Frl. Grün. Dann erscheint aus Märchenreichs phantastischen Formen das zierlichste Rotkäppchen mit dem niedlichsten Körb­chen. Und was war da nicht alles an lustigen und ansprechenden Gaben, dargereicht in poesievoller Weise und mit einer Kennt­nis des menschlichen Herzens und seiner Torheiten und Schwä­chen, wie sie eben nur das Feenreich zu besitzen vermag. Kraft tiger, polternder und zottiger trat der alte Herr Nikolaus in die Festversammlung. Aber wag er den jungen Damen brachte, muß gut gewesen sein: das bewiesen ihre leuchtenden Augen. Und als er vollends de» großen bekannten Sack über die Tische leerte, entstand ein lustiges Gehasche, ein fröhlicher Krieg um heiß- begehrte Leckereien. Auf den Weihnachtsmann folgte eine wohl­gelungen« Verlosung, aus der mancher reichlich beschwert her­vorging. Zum Schluß boten noch die Herren Haas und Stolk eine wohlgelungene musikalische Darbietung. Damit war das Programm, aber noch lange nicht die Reihe der Vorführungen erschöpft. Auch hier wurden wieder die Erwartungen der Gäste in jedem Punkte Lbettroffen, da weit über das Programm hinaus ein Genuß sich an den andern reihte. Und ein Gläschen Wein hielt die Frstversammlung in angeregtestem Verkehr zu­sammen, bis der Wächter des Gesetzes mit dröhnender Stimme uns in die Wirklichkeit zurückrief. Sicher ist keiner der an­wesenden Gäste unbefriedigt nach Hause gegangen und wir haben dem Vorsitzenden, dem Ausschuß und dem ganzen einladenden Bunde viel zu danken und werden seiner nicht vergessen. Möge dieser Bund wackerer deutscher vaterländisch gesinnter Jugend erstarken, wachsen und wirken zum Heile des geliebten Vater­landes, und möge er bald viele neue Mitglieder in seinen Reihen zählen.

Zur Weihnachtsfeier des christlichen Vereins junger Männer.

Man schreibt uns: Dem freundlicken Berichterstatter über die Weihnachtsfeier des Ehr V. j. M. ist ein kleines Mißver­ständnis unterlaufen. Der Darsteller des Sachsenhäuptlings heißt Wilh. Pfrommer; Franz Schäfer hat uns hinter den Kulissen sachkundige Hilfe freundnachbarlich geleistet.

Erne willkommene Weihnachtsgabe.

* Die hiesige Vertretung des Norddeutschen Lloyd ist in der angenehmen Lage, an eine größere Anzahl von An­gehörigen des Bezirks Calw Weihnachtsspenden zu ver­teilen. Die Spenden es handelt sich um Dollars wurden von den Vertretungen dieser Schiffahrtsgesellschaft in den Ver­einigten Staaten von Nordamerika aus Grund von Adressen­angaben gesammelt, und werden jetzt ohne irgend welche Ver­mittlungsgebühr an die Empfänger geleitet. -

lleberwachung -es Auslan-postoerkchrs.

In einer Stuttgarter Zeitung erschien vor einiger Zeit ein Artikel über die Postzensur, in dem aus der Tatsache des Weg­falls der Leitung der Einschreib- usw. Sendungen auf die Post-

aber Einbrechen und Rauben-

Fast wäre Sanchez umgekehrt, aber dann kam ihm wie- der der Gedanke an Judica, die doch in irgendeiner Be­ziehung zu Iwans unbekannten Plänen stehen muhte und möglicherweise gefährdet war.

Und unter dem Ansturm dieser gemischten Empfindun­gen erreichte Luis endlich um die Mittagszeit London.

Aus der Menschenmenge, die stets den Bahnhof von Tharing-Croß anzusüllen pflegt, ragte die Gestalt eines einzelnen Mannes fast um Haupteslänge hervor.

Iwan Kasanoff war, solange er den Vollbart des Far- nestichen Herkules trug, säst ein schöner Mann gewesen; diese Zirde aber hatte er England und seinem neuen Be­rus zuliebe abgrnommen, uiid die slawischen Züge traten, nicht zu seinem Vorteil, stärker hervor. Es hätte kaum der Muskelsülle und des schwarzen Pflasters über dem linken Auge bedurft, um ihn als einen Vertreter der rein tie- rischen Kraft zu kennzeichnen, und obwohl der Brite für dergleichen Verständnis hat, so betrachtete man ihn doch mit einem gewissen Mißtrauen und vermied es, ihm in den Weg zu treten.

Durch eine Gasse von Menschen schob sich der Koloß her­an und reichte Luis die Tatze.

Die Depesche war' nicht nötig gewesen, mein Junge, ich wußte ganz genau, daß du kommen würdest. Koffer? Das Ding ist ja so leicht wie 'ne Flaumfeder. Schätze hast du dir in Paris wohl auch nicht zusammengekrazt!"

Früher hatten die beiden sichEie" genannt, trotz ihrer Zirkuskameradschaft, aber Iwan schien es vergessen zu haben, oder er wollte gleich ein« bestimmte Stellung mar- kieren.

Jedenfalls ließ fich's Luis gefallen und entgegnete:

Ich bin gekommen, um klar zu sehen; dein Briej war

dunkel genug." !

(Fortsetzung folgt.) ^