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Nummer 28
Fernruf 179
See englische Mubplan in Afrika
Durch das Diktat von Versailles ist Deutschland seines gesamten Kolonialbesitzes beraubt worden. Damit aber dieser Raub nicht auf den Krieastribut angerechnet werden konnte, den man dem wehrlosen Deutschland noch abzupressen gedachte, erfand man das System der Kolonial-M andale. Die deutschen Kolonien wurden nicht den einzelnen Kriegsgewinnern als „Eigentum" ausgeliefert, sondern dem Völkerbund überwiesen. Und der Völkerbund vergab das Mandat zur Verwaltung der einzelnen Kolonien an die verschiedenen Mächte. Deulsch-Ostafrika, dessen Schutztruppe sich unter General von Leitow-Vorbeck bis zum Waffenstillstand unbesiegt behauptet hatte, wurde an England überwiesen und bildet unter, dem Namen Tanganyika eines der ..Mandatsländer", die England im Aufträge des Völker- bundes zu „verwalten" hat.
Nachdem der Raub unter dem Deckmantel des Mandats- systems wohlgelungen war, empfanden manche Engländer die Beschränkung, die es den Räubern auferlegte, als lästig. Dazu kamen Schwierigkeiten, die namentlich von Kenya ausgingen. Kenya ist das Cchreckenskmd unter den englischen Kronkolonien. Es grenzt nordöstlich an Deutsch-Ostafrika, nordwestlich schließt sich Uganda an. Die drei Gebiete Uganda, Kenya und Tanganyika-Deutsch-Ostafrika sind um den größten der ostafrikanischen Seen, den Viktoria-See, gelagert. In Tanaanyika wirkt die gute deutsche Verwaltung nach, die dieser Kolonie den erfolgreichen Widerstand durch vier schwere Kriegssahre hindurch möglich gemacht hat. Auch mit Uganda läßt sich auskommen. In Kenya aber bilden die englischen Siedler ein unruhiges Element, das selbst dem Chamberlainschen E m e ry, der an der Spitze des Kolonialamts steht, andauernd zu schaffen macht.
In Kenya wohnen weniger als 10 000 weiße Siedler, neben 10 000 Arabern. 23 000 Indern und 2)4 Milli inen Eingeborenen. Am unbequemsten sind den englischen Siedlern offenbar die Inder, die in ihrem Mutterland einen starken Rückhalt haben. Indien verlangt gehört zu werden, wenn die Verhältnisse In Ostafrika neu geordnet werden sollen! Auf dem Aushängeschild des englischen Kolonialamts steht geschrieben, die Fürsorge für die Eingeborenen stehe an der Sp'tze der Aufgaben, die die Verwaltung zu erfüllen habe. Gleichzeitig kann man ln der englischen Presse sogar die Behauptung lesen, die Eingeborenen wirtschaftlich unabbängig zu machen, sei das Ziel englischer Kolo- nialpolitik. Die Siedler von Kenna aber baden nur an einer solchen Verwaltung ein Interesse, die den Eingeborenen ln hinlännlicher Abvörigigkest hält, daß sie für den weißen Mann arbeiten müssen.
Jedenfalls sind die Siedler von Kenna mit der Art, wie das Gebiet verwaltet wird — als Kronkolonie unter einem Gouverneur mit einem Beirat —, nicht wehr zufrieden. Und da sie nicht hoffen dürsen. kür Kenna allein die Selbstverwaltung zu erlangen, so erstreben sie tue Vereinigung von Kenya mit Uganda und Tanganyika zu einem Dominium von Ostafrika mit Nairobi in Kenya als Mittelpunkt und dem Rat von Kenya als maßgebendem Faktor der Verwaltung Dem englischen Kolonialamt ist an diesem Plan sympathisch, daß er die — rechtswidrige — Einverleibung von Deutsch-Ostafrika vorausletzt. Mister Emery hat deshalb eine Abordnung unter Hilton-Iounq. einem Mann, der von ostafrikanischen Ver» hältn-ssen möglichst wenig versteht, erstiandt, der die D nge an Ort und Stelle „studieren" soll. Diese Abordnung bat schon vor längerer Zeit Ihren Bericht erstattet. Er ist aber erst neuerd'ngs veröffentlicht worden. Als Herr Chamb-r- lain noch an seinem Plan eines englisch-französischen Militärbündnisses schmiedte, schien die Zeit dafür nicht günstig zu lein
Der Bericht kommt zu keiner einheitlichen Auffassung. Er vertritt in der Hauptsache aber doch die Meinung, daß die Persassung eines sich selbst verwaltenden Domin'ons vorläufig nichts sei für Ostafrika, am wenigsten für die wilden Männer von Kenya Die drei Kolonien sollten vorläufig ibre Gouverneure behalten. In Aussicht zu nehmen wäre ihre Bereinigung unter einem Generalgouverneur, dem ein örtlicher Beirat zur Seite zu stellen wäre, wozu etn Gegenstück in einem Beirat für den Kolonialsekretär in London sich empfehlen würde. Ein Muster von Klarheit scheint der Bericht nicht gerade zu sein. Was das Kolonialamt auch kaum von ihm verlangt haben wird. Denn er ist sa bestimmt, Plänen als Deckmantel zu dienen, die sich nach bewährter Praxis am besten im Halbdunkeln durchführen lassen.
Nachdem aber England bereits mit seinem Irakmandat Schwierigkeiten Kat. ist dir Oeffentlichkeit aufmerksam geworden und beschäftigt sich mit dem H'lton - Doung - Bericht. Nebenbei: Im Irak hat Mister Hilton-Vounq sich seine Sporen verdient, weshalb man ibn vermutlich für besonders geeignet hielt, die Dinge in Ostafrika zur Zufriedenheit der englischen Regierung zu beleuchten. Im Irak Ist der Erfolg der englischen Verwaltung bekanntlich der, daß das Land je eher je lieber davon befreit zu werden wünscht. Was Ost. afrika ongeht. so leben die Anhänger der regierenden Partei in der Furcht — oder geben vor, in der Furcht zu leben —, ein« vk-ienin- dir Arbesterpartei könnte nichts EWere»
Samstag den 2. Februar 1929
Fernruf 179
64. Jahrgau
Tn einigen Städten Spaniens soll ein Generalstreik ausgebrochen sein.
Für die Nsullinger Skadlvorstandsstelle sind 9 Bewerber ausgesteuert.
nr tun baben. als Tanoanyika an Dem,w,am, zuriwzuaeoen. Nnd dem müsse vorgebevgt werden, solange die Konservativen noch eine M^brbeit hinter sich batten.
Was uns an alledem na^e genug ana^t, ist we kaum wch verhüllte Absicht, das M-utzatsland Deutsch-Ost - afrika dem britischen Reick In irgendeiner Form ein zuverlei ben. Vom Völkerb'-nd dem rechtlichen .,E'gentümer" Deustch-Lsttafrikas — soweit ein einseitige-, Friedem-diktat oültiqes Recht zu frästen vermag —, erwartet man dabei offenbar den gegrinsten Widerstand. Als der Vertreter Chinas sich vor dem Völkerbund gegen die Ueberichwemmung seines Landes mit Rauschgiften euro- päücher Herkunft wandte, wurde der englische Vertreter arob und der chinesische wurde aus englisch-'ronzösischen Be» fehl rüederaeMmmt. Deutschland ging zwar Nicht soweit, sich an der Abwürgung des chinesischen Widerstandes gegen
die Volksvergiftung zu beteiligen, aber es „enthielt sich" — artig und entgegenkommend wie immer — seiner Stimme. Wird es sich auch der Stimme enthalten, wenn die geplante Annexion Deutsch-Ostafrikas im Manöatsausschuß des Völkerbunds zur Sprache kommen wird?
Man könnte daran erinnern, daß der geplante Mandats» raub auch für die bevorstehenden Dawesverhanvlnng»n von Bedeutung sein müßte. Denn durch das System der Mm- date sollte doch nur einer Anrechnung des Gegenwerts der Kolonien auf den deutschen Kriegstribut vorgebeugt werden > *
Lagern gegen Drechen
Scharfe Worte bayerischer Minister
München, 1. Febr. Ministerpräsident Dr. Hel d, Finanzminister Dr. Schmelzte und Iustizminister Dr. Gärtner empfingen gestern die Vertreter der Münchner und auswärtigen Blätter der bayerischen Koalitionsparteien, um sie über verschiedene wichtige Fragen der Gegenwart zu unterrichten. Trotzdem veröffentlicht die „Münchner Tete- grammzeitung", eine Nebenausgabe der „Münchner Neuesten Nachrichten", einen fast wörtlichen Bericht der Besprechungen.
Auf der Oktobertagung der Länderkonferenz bzw. ihres Ausschusses wurden bekanntlich zwei Unterausschüsse eingesetzt, die nach gegebenen Richtlinien Vorschläge für die Reichsreform ausarbeiten sollten. Die Unterausschüsse sollt.n Anfang Januar zusammentreten, dann wurde die S tzung angeblich wegen Erkrankung zweier Mitglieder auf Ende Januar verschoben. Aber auch der Januar ging ungenutzt vorüber. Jetzt spricht man vom März. In Süddeutschland hat die Verschleppung verstimmt, weil man vermutet, daß Bestrebungen am Werk sind, die Arbeit dieser Unterausschüsse in eine bestimmte Richtung zu drängen, indem man in Berlin inzwischen neue Tatsachen schafft.
Auf Grund der Ende voriger Woche erfolgten Besprechungen von Ministern der „Eisenbabn"-Länder mit >em Reichskanzler Müller und anderen Mitgliedern des Reichskabinetts führten nun die genannten bayerischen Minister vor den Vertretern der Presse folgendes aus:
Die Erfahrungen, die man in Berlin wieder machen mußte, sind die denkbar ungünstigsten und die Lage ist als sehr ernst anzusehen. Es geht setzt um Leben und Sterben der Staaten. In den strittigen Fragen der Baku- und Postabfindung und der Biersteusr- verteilung bzw. -Erhöhung bestehen große Gegensätze. Das Haupthindernis einer befriedigenden Lösung ist die heutige preußische Regierung, besonders der Ministerpräsident Braun, der den Wortführer der Diktatur und Bormund des Reichs spielt. Die preußische Regierung legt es darauf an, sich selbst in der Finanzwirtschaft möglichst breit zu machen und so, da es die zweite Absicht anders nicht erreichen kann, die Länder zu vernichten. Die Haltung Preußens ist eine Schamlosigkeit, wie sie un Staatsleben noch nie dagewesen ist. Das Reich soll ein Zroßpreußen werden. So erklärte Braun: gegen das Reich gebe es ke'v»n Exekutor. Dieses Wort sei so unerhört, daß man sich frage, wie es unter ernsthaften Staatsmännern überhaupt habe ausgesprochen werden können.
Die preußische Regierung finde den Mut, heute Bayern und den andern Eisenbahnländern zum Vorwurf zu machen, daß sie wegen der E i s e n b a h n a b f i n d u n g den Staatsgerichtshof angerufen hätten. Die'elbe preußische Regierung habe aber in der B i e r st e u e r f r a g e zuerst den Staatsgerichtshof angerufen und selber den Vorgang geschaffen.
Auf der Konferenz voriger Woche habe Braun behauptet, die Länder können für ihre Bahnen weder Kapital noch Zinsen vom Reich bekommen, sie müßten sich vielmehr damit begnügen, wenn das Reich zwar seine Zahlungsver- xflichtungen anerkenn«, die Zahlung aber so lange aussetze.
vis die Reichsbahn wieder in den Händen des Reichs sei. In Wirklichkeit würde dies den glatten Verzicht der Länder auf ihre Vertrags- und rechtmäßigen Forderung»« bedeuten.
Von einer P ost a bf i n d u n g ai. Bauern und Würst-m- berg wolle die preußische Regierung überhaupt nickts w'ssen. obwohl sie im Jahr 1920 die Staatsverträge den Ab- findungs- und Verzinsungsbestimmungen nü. . .-genommen hatte, ja sie sucht den Forderungen der anderen Länder auch noch dadurch die allergrößten Schwieriakeiten zu machen, daß sie behauptet, sie müsse sonst vom Reich für durch den Friedensvertrag erlittene Verluste an Forsten, Domänen Mw. eine Entschädigung von 3 5 Milliarden verlangen. Für die bayerische Post, deren Wert selbst in der Cröffn 'Ngsdilanz der Reichspost mit 152 Millionen GM. beziffert war. werde jetzt die geradezu lächerliche, beleidigende und unmögliche Summe von 3 ^ 4 Millionen genannt. Van Vertragstreue und Rechtsempfinden, von Treu und Glauben könne nicht mehr die Rede sein. Selbst gegenüber offenkundigen Rechtsansprüchen der Länder werde der rücksichtsloseste machtpolitische. Standpunkt vertreten zu dem Zweck, rascher als durch Länderkonferenzen und Au<chöblungsvolsiik die Länder zu vergewaltigen und finanziell lebensunfähig zu machen. Auch hinsichtlich des Biersteueranteils wird preußischer» seits alles getan, um den Anteil Bayerns zu schmcllern, der im Jahr 192? mit 45 Millionen annehmbar bemessen war, wenn schon auch dieser Betrag nickt einmal die Hälfte des Aufkommens allein in Bayern ausmacht.
Heute nun. wo der Staatsgerichtsbof auf Betreiben Preußens die seinerzeitigen Gesetze aus verfassungsmäßigen Gründen für rechtsungültig erklärt Hobe, erklärt P-e cken, die 45 Millionen seien viel zu viel, ja es machen sich Bestrebungen bemerkbar, Bayern nur noch 25 Müionen zuzubilligen, womit es einfach «möglich würde, den bayerischen Staatshaushalt weiterzuführen.
Was die noch immer austretende Behauptung anlanak. ein Großstaat Haushalte billiger als em kleines Land, so hat jetzt die amtliche Statistik des Statistischen Reicksamts endgültig und einwandfrei ziffernmäßig diese Behauvting widerlegt, denn durch diese umfangreiche Arbeit ist enka'gen allen tendenziösen anderslautenden Veröffentlichungen nachgewiesen worden, daß die Kopfbelastung für die Bevölkerung in Preußen Häher ist als in Bayern. Es steht jetzt einwandirei fest, daß Bayern hinsichtlich seiner Verwaltungskosten eines 0er billigsten Länder ln ganz Deutschland ist.
Eine Erklärung des preußischen Ministerpräsidenten
Der preußische Mln'-stervräsident Braun hat den preußischen Gesandten in München beauftragt, über di» Aeußerungen der bayerischen Minister Erkundigungen einzuziehen und zur Berichterstattung nach Berlin zu kommen. Bräun beabsichtigt, am Samstag eine öffentliche Erklärung abzugeben.
neueste Lachrichlen
Reichskanzler Müller beim Reichspräsidenten
Berlin, 1. Jan. Reichspräsident v. Hindenburg empfing heute den Reichskanzler Hermann Müller zum Vortrag über die Frage der Umbildung der Reichsregierung.
Ein Rothaushalt
Berlin, 1. Febr. Der Reichsrat wird am 11. Februar mit der Beratung des R'ichshaushaltplans für 1929 beginnen, der Reichstag wird ibn frühestens Anfang März in Beratung nehmen können. Infolge dieser ungewöhnlichen Verspätung wird dem Parlament nun doch ein Notkaushalt vorgelegt werden müssen, damit vom n»»"« Rechnungsjahr (1. April) an gesetzliche Finanzverhältnisse bestehen.
Polizeioffiziere gegen den Berliner Polizeipräsidenten
Berlin. 1. Febr. Auf der gestrigen Tagung des Reichsverbands der Polizeiofsiziere wurden scharfe Klagen gegen das Berliner Polizeipräsidium, besonders gegen Polizeipräsidenten Z ö r g le b e l erhoben, der iein Amt unter parteipolitischen Gesichtspunkten führe und unpartens^es Verhalten namentlich auf dem Personalgebiet verm ssen lasse. Die Entlassung des Polizeiobersten Di'llenburger wurde als ein gehässiger Willkürakt bezeichnet und dem letzteren die Sympathie des Reichsverbands ausgesprochen. Wenn das Vorgehen Zörgiebels nicht korrigiert werden 'ollte. so wurde sich die schlimmste Unsicherheit für die Stellung der Polizeioffiziere ergeben. Der Neichsverband we-d'e daher den preußischen Innenminister ersuchen, die Gründe für die Kündigung des Obersten Dillenburaer nachznvrüien, und man erwarte, daß der Minister den Bolize>v!'äsid»nten veranlassen werde, die Kündigung zurückzuziehen. O'a-ist Dillenburger war gekündigt worden, weil b-i einem Zulam- menstoß der Schutzpolizei mit Kommunisten im vorigen Herbst der Polizeivizepräsident Weiß von einem Schutz, polizeibeamten, den er herrisch angekohren haste, verbauen worden war. Zwischen den Polizeiofsizier-m. namentlich in Berlin, und dem Polizeipräsidium besteht schon lange ein gespanntes Verhältnis. -r ° °