Sonntag fand in Neu-Ulm die Einweihung der neuen >ath. Kirche statt. Die Handlung nahm der Augsburger Wsihbischof Är. Reih vor, während Prälat Domkapitular Dr. E b e r l e - Augsburg die Festpredigt hielt.

Sigmaringen, 9. Okt. Turn- und Festhalle. Die bürgerlichen Kollegien stimmten einer Anregung des Vor­sitzenden zu, eine Turnhalle zu erbauen, die zugleich als Fest­halle dienen kann. Die Kosten werden etwa 100 000 Mark betragen, die bis auf einen Nest von 3035 000 Mark bereit zur Verfügung stehen.

Friedrichshafen. 6. Okt. Omnibusverkehr Mon­zel lF i s ch b a ch. Die seit langem geplante Autoverbin­dung FriedrichshafenSeemoosManzellFischbach und zurück wurde nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten gestern in Betrieb genommen.

Baden

Offenburg, 9. Okt. In einem Filmvorführungsraum setzte sich ein Stück Filmstreifen in der Aufrvickelungsstelle fest und entzündete sich, wodurch etwa 200 Meter des Strei­fens verbrannten. Der Schaden beträgt etwa 300 Mark. Personen wurden nicht verletzt.

Singen a. H., 9. Okt. Die Aluminium-Walzwerke in ingen sind durch Unterschlagungen ihres Prokuristen Schiffmann schwer geschädigt worden. Der Mitte der 30er Jahre stehende Prokurist war mehrere Jahre bei der irma tätig und ist seit Montag nicht im Büro erschienen. Es wurde daher eine Revision der Bücher vorgenommen, wobei sich ergab, daß Schiffmann 95 000 Mark unterschlagen hat. Sein gegenwärtiger Aufenthaltsort ist unbekannt.

Steißlingen bei Stockach, 9. Okt. Auch hier ist ein Fall von spinaler Kinderlähmung aufgetreten. Das erkrankte Kind gehört dem Polizeidiener Bindern. Die Kleinkinder­schule ist vorläufig geschlossen. Die gefürchtete Krankheit war bereits vor einigen Jahren hier aufgetreten, ohne daß man ihre Gefährlichkeit in vollem Umfang erkannt hätte. Drei Kinder tragen bleibende Spuren, eines davon ist gänzlich gelähmt.

Konstanz, 9. Okt. Freitag vormittag ereignete sich im Hafen von Meersburg ein schwerer Unfall. Als der bayerische DampferBavaria" sich wieder in Bewegung setzte, war das Schis noch mit dem Drahtseil am Land festgemacht. Der 24 I. alte Matrose Ohneberg von Lindau stand mit einem Fuß in einem Ring des gelockerten Drahtseils, als das Seil plötzlich anzog. Der Fuß wurde ihm oberhalb des Knöchels abgerissen. Im Meersburger Krankenhaus mußte ihm der Fuß abgenommen werden.

Lokales.

Wildbad, den 10. Oktober 1927.

Ein wunderschöner Herbstsonntag war uns gestern beschicken. Goldener Sonnenschein von früh morgens bis abends lag über Berg und Tal, Wald und Flur und zauberte wunderbare Farbenreflexe hervor. Ein Spazier­gang in die Umgebung war da ein Hochgenuß und man freute sich in Dankbarkeit des herrlichen Tages. Eine besondere Freude war es für die noch anwesenden Kur­gäste, wie für die Einheimischen und die zahlreichen Pas­santen, die per Auto, Rad und zu Fuß wieder hierher gekommen waren, daß die Kapelle des Musikoereins von 4 Uhr nachmittags aus dem Kurplatz konzertierte und ein hübsches Programm bot, das dankbare Aufnahme fand. Der Kurplatz war, wie während der Sommermonate, zweck­mäßig abgesperrt, sodaß Störungen durch den Auto- und Motorradverkehr usw. glücklich abgehalten werden konnten!' Unter Leitung ihres tüchtigen Dirigenten Eitel wurden sieben zugkräftige Stücke mit Präzision vorgetragen. Das Fehlen des Kurorchesters macht sich infolge der guten Dar­bietungen der Musikvereinskapelle weit weniger empfind­lich bemerkbar. Am Kirchweihfest kann leider wegen beruf­licher und anderweitiger Abhaltung einiger Mitglieder der Kapelle kein Konzert stattfinden. Später stattfindende Konzerte werden jeweils vorher bekannt gemacht. Möchte uns nun doch noch ein paar Wochen lang solch wunderbarer Altweibersommer beschieden sein, gleichsam als Entschädi­gung für so viele verregnete Sommertagei

Gewerbe- und Handelsverein. In einer gut besuchten Versammlung am Samstag abend im HotelWildbader Hof" haben sich nach eingehender Aussprache der Gewerbe­

verein und der Verein für Kleinhandel zu einem großen Verein zusammengeschlossen unter dem NamenGewerbe- und Handelsverein Wildbad". Der große Verein (über 140 Mitglieder) hofft, daß er nicht nur in Gemeinde­angelegenheiten, sondern auch Behörden gegenüber mehr erreicht, als zwei kleinere Vereine. Bei den Wahlen wurde als erster Vorstand einstimmig Herr Oberlehrer Walz, als 2. Vorstand Herr Rometsch jr. gewählt. Schrift­führer wurde Herr Wider; das Amt des Kassiers über­nahm Herr Gustav Eisele. Im Ausschuß sind folgende Herren: Schwerdtle, Schanz, Batt, Kloß, Löbich, Buchb. Riexinger sen. Der Vereinsbeitrag wurde für Ladeninhaber auf 3 für Handwerker auf 2 ^ pro Jahr festgesetzt. Hoffen wir, daß der Verein nun wachse, blühe und ge­deihe zum Wöhle der Gewerbetreibenden nnd der Stadt.

Neue Dienstmarken. Dienstmarken werden von jetzt an in neuer Form hergestellt. Die neuen Dienstmarken in den Werken zu 3, 5, 8, 10, 15, 20, 30 und 40 Pfg. haben die Größe der gewöhnlichen Briefmarken. Das eirunde Marken- biid zeigt eine von einer Randleiste eingefaßte strahlenför­mige Guilloche, in derer, Mitte die Werkziffer steht. Die Umrandung trägt in lichten deutschen Buchstaben die Schrift: Deutsches Reich Dienstmarke". Die Marken haben dieselbe Farbe wie Re Briefmarken aleicher Werke. Die Dienst­marken kommen erst in den Berkehr, wenn die alten Be­stände aufgebraucht sind.

Kleine Nachrichten aus aller WeU

Deutsche Robclpreisanrvärter. Schwedische Blätter be­richten, mutmaßlich sei für den Literaturpreis der Schrift­steller Thomas Mann in München und für den Physikpreis der Forscher Walthaus vorgesehen.

Tagung des Reichslandbunds. Am 7. und 8. November findet im Reichslandbundhaus zu Berlin die alljährliche Führertagung statt. Sie verfolgt den Grundgedanken, Wege und Möglichkeiten zu prüfen zur Rationalisierung des Ver­hältnisses von Reich und Ländern, zur Schaffung einer solchen inneren politischen Organisation des deutschen Volks, die es besser als in Vergangenheit und Gegenwart befähigt, die Aufgaben des Deutschtums zu erfüllen.

Amtsenthebung Gellins. Der preußische Justizminister hat den Landgerichtsrat Gellin in Breslau, der in einem Weinlokal den Landtagsabgeordneten Hermann-Breslau einenJuden" und dasBerliner Tageblatt" in scharfen Ausdrücken einJudenblatt" genannt hatte, des Amts ent­hoben.

Die 18jährige Prinzessin Iuliana von Holland, die künf­tige Königin, hat ein TheaterstückBlaubart" geschrieben, bas kürzlich von den Studentinnen der Universität Leiden, wo die Prinzessin studiert, mit großem Beifall aufgeführt wurde. Die Prinzessin leitete das Spiel und wirkte mit. Das Stück stellt den Blaubart als Seelenforscher dar, der seine Frau (von der Prinzessin gespielt) auf die Probe stellen will

Milchsrühstück in den Schulen. In Dortmund wurde das bisher den Schulkindern verabreichte Frühstück von Kakao abgeschafft; dafür wird je Liter Milch mit einem Weiß­brot gegen geringes Entgelt verabreicht. Mit der Aenderung sind in bezug auf den Kräftezustand der Schulkinder so gün­stige Erfahrungen gemacht worden, daß die Stadt auf den Wunsch der Eltern sich entschlossen hat, das Frühstück auch an Nichtschulkinder gegen je 10 Pfg. täglich abzugeben.

Wahnsinnstat des Schriftstellers Scheffauer. Der in

Berlin-Schmargendorf lebende deutsch-amerikanische Schrift­steller Georg Scheffauer hat in seiner Wohnung seine Privatsekretärin, die 28jährige Katharina v. Mayer am Schöneberg, mit einem Küchenmesser getötet. Darauf brachte er sich selbst mehrere Stiche in die Brust bei, schnitt sich die Pulsadern auf und stürzte sich vom vierten Stock in den Hof. Kurz darauf verschied er im Krankenhaus. Scheffauer zeigte in der letzten Zeit ein scheues, verstörtes Wesen, so daß mit Sicherheit anzunehmen ist, daß er die Tat in geisti­ger Störung vollbracht hat. Er war ein begabter und er­folgreicher Schriftsteller, der in Amerika mutig für Deutsch­land eintrat. Weit bekannt ist sein schönes BuchWenn ich Deutscher wär" geworden, ferner die interessanten Schrif- "mDas geistige Gesicht Amerikas" undDas Land Got­tes". Scheffauer wurde 1878 in San Franziska geboren und stammte von deutschen Eltern.

Verbotener Flugkag. In Neuwied sollte am 9. Oktober ein Flugtag stattfinden, die Vesetzungsbehörde hat aber in letzter Stunde die Veranstaltung verboten.

Handwerker gemeldet. Zurzeit nehmen sie noch an den Bor­bereitungskursen teil, in denen Buchführung, Kalkulation unk Gesetzeskunde (an Hand des von der Handwerkskammer herausgegebenenRatgeber für Handwerker") gelehrt wird.

Tübingen, 9. Okt. Schwere Brandwunden. Nach­mittags rief eine verh. Anwohnerin der Vursagasse von dem Fenster ihrer Wohnung aus verzweifelt um Hilfe. Einige Leute auf der Straße wurden aufmerksam und bemerkten, daß die Kleider der Frau lichterloh brannten. Auch die Fenstervorhänge hatten bereits Feuer gefangen. Nach ge­waltsamem Oeffnen der Türe erstickten die Leute das Feuer. Die Frau wurde sofort in die Chirurgische Klinik überge­führt: sie ist am ganzen Leib über und über mit Brand­wunden bedeckt, so daß ihr Leben schwer gefährdet ist. Die Ursache des Brand« ist bis jetzt noch ungeklärt.

Roktweil, 9. Okt. Tödlicher Unglücksfall. Die etwa 70 I. a. Landwirts-Witwe Maria Haas wurde abends auf der Balingerstraße in der Nähe ihres Hauses von einem Motorradfahrer überfahren. Sie trug fo schwere Verletzungen davon, daß sie bald nach ihrer Ueberführung ins städtische Krankenhaus verschied.

Tuttlingen, 9. Okt. Fehlbetrag bei der Orts­krankenkasse. Bei der Ueberprüfung der Rechnungs­und Kassenführung der Allg. Ortskrankenkasse ist ein Fehl­betrag von 13 000 Mark entdeckt worden Es wurden zwei Verhaftungen vorgenommen, von denen die eine zunächst aufrecht erhalten bleibt.

In der Schuhfabrik von Rieker u. Co. droht wegen eines Streits über Anbringung von Kontrolluhren ein Streik auszubrechen.

Geislingen a. Sk.» 9. Okt. Obstbaumschädlinge. Von den Obstbaumschädlingen ist neben der Blutlaus beson­ders Frostnachtspanner an einzelnen Bezirksorten im Lauf des Frühjahrs aufgetreten und hat großen Schaden angerich­tet. Es wurde deshalb behördlicherseits daraus hingewirkt üie Baumzüchter durch Anbringung« von Klebgürteln mit gutem Raupenleim zu veranlassen. Bis spätestens Mitre Oktober sollen die Klebringe angebracht sein, späteres An- bringen ist verfehlt. Die rechtzeitige Anbringung von Kleb­gürteln gilt als das wirksamste Mittel zur Bekämpfung des Schädlings. Bei der Anbringung ist daraus zu achten, daß die Klebringe straff um den Stamm angeklebt werden, locker angebrachte Klebgürtel erfüllen den Zweck nicht.

Gerstekten OA. Heidenheim, 9. Okt. Wütender Far- ren. Dieser Tage hat sich ein kräftiger Farren losgerissen: er rannte auf ein Fahrrad und zertrümmerte es. Das wü­tende Tier konnte erst eingefangen werden, nachdem es noch verschiedenen Schaden angerichtet hatte.

Hürden OA. Heidenheim, 9. Okt. FrecherEinbruch. Nachmittags, als sich die Bewohner auf dem Felde befan­den, wurde bei Jakob,Büchele hier am Ortsausgang nach Burgberg eingebrochen. Der Dieb erbrach die Türen, drang in das Haus ein und erbeutete eine größere Menge Lebens­mittel und auch einen namhaften Geldbetrag.

Biberach, 8. Okt. Sparkassenaufwertung. Der Bezirksrat hak vorbehältlich der Zustimmung durch die Amts­oersammlung und vorbehältlich der Nichkbeanstandung durch den Treuhänder und der Genehmigung durch das Innen­ministerium beschlossen, die Sparguthaben bei der Oberamks- sparkasse Biberach mit 15 Prozent des errechneten Goldmark­werts aufzuwerten. Hierdurch ist der Betrag von rund 1 700 000 GM. aukzubringen, was gegenüber einer Teilungs­masse von rund 1 200 000 einen Abmangel von 500 000 GM. ergibt.

Hohenkengen OA. Saulgau, 8. Okt. Brand. In dem von Landwirt Hilter und Witwe Löffler bewohnten Doppel­wohnhaus brach Feuer aus und legte in einer Stunde das ganze Gebäude in Trümmer. Nur ein Teil des Mobiliars konnte gerettet werden. Zwei neue Aussteuern sind ver­brannt.

Cchweinhausen, OA. Maldsee, 8. Okt. Der Bischof in seiner Heimatgemeinde. Am Donnerstag weilte Bischof Dr. Soroll anläßlich des Skerbejahrkags seiner El­tern in Anwesenheit seiner Geschwister und Verwandten in feiner Heimatgemeinde Schweinhausen, wo ein Requiem für die Verstorbenen gehalten wurde.

Friedrichshafen. 9. Okt. Schiffszusammenstoß. Auf der Höhe von Wasserburg stieß das schwerbeladene Kiesschiff des Schiffmeisters Franz von Langenargen mit einem bayerischen Trajektboot zusammen. Der Hintere Teil des Kiesschiffs wurde glatt abgeschnitten und das Schiff sank so rasch, daß die vier Mann der Besatzung sich nur mit knap­per Not retten konnten.

Neu-Alm, 9. Okt. Kirchen-Einweihung. Am

Der Fluch eines Dorfes

Roman von L. Hanson.

6. Fortsetzung Nachdruck verboten

'Ja ja!" beklagte Gleichmann des Nachbarn Tun und Treiben,er meint jede Stunde sei verloren, in der nicht geschafft, nicht gewühlt wird. Ein Ziel nur verfolgt er: reich zu werden. Reich um jeden Preis und auf jede Art, die sich bietet! Wie oft sehe ich ihn da drüben hinterm Zaune stehen, den Kopf hängend und sinnend und grübelnd. Er sucht nur neue Geld­quellen. Ob er sein Ziel erreichen wird? Er läßt ja selbst verlauten, daß ihm so ungefähr jeder Weg und jedes Mittel recht ist. seinen Zweck zu erreichen, das Glück, worunter er in seiner Kurzsichtigkeit nichts als Reichtum versteht."

Die Pfingsten scheinen für ihn nicht da zu sein," sagte Frau Gleichmann sinnend.Er ist in Wahrheit arm. Wie arm ist der, der da reich werden will! Was ist Reichtum? Vielleicht wissen wir, was er ist: das gegenseitige Verstehen, der Quell der Zufriedenheit und der Freude. Freude hat dieser Mann keine, nur Gier und Gelüste. Warnung hat keinen Wert. Ham- maus sucht das Glück und findet vielleicht das Ver­derben. Wie bedauernswert trotz seinem Wohlstand!"

Gottfried Gleichmann lachte bitter:Redet man zu seinem Nutzen auf ihn ein, so hält er einen für rück­ständig und für einen Müßiggänger. Er ist blind. Nur zammerschade, daß das verständige Kind, die Emma, so von ihm drangsaliert wird, und daß seine arme Frau so frühe zugrunde gehen mußte! Ihr ist wohl. Diese zwei Naturen, wie konnten sie aus die Dauer nebeneinander bestehen! Wir wollen schweigen heute ist Pfingsten! Unser Reden bessert nicht das Geringste."

Höre Frau," fuhr er nach kurzer Unterbrechung fort,ich gehe auf eine oder zwei Stunden ins Freie,

durch das Wäldchen hin zum Kornfeld. Dort geht einem das Herz auf, da kommen andere Gedanken als diese, die nur zu Ärger und Verbitterung führen. Vor Mittag bin ich zurück."

Fm leichten Sonntagsanzug betrat Gleichmann den schattigen Pfad, der mit veredelten Haselbüschen begrenzt, zwischen seinem Garten und dem großen, mit alten, mächtigen Bäumen aller einheimischen Obst­arten bestandenen Garten des Nachbars Hammaus hinzog bis auf eine kleine Ödung, die an einen Teil des großen Dorfes stieß. Sein Blick ging über Ham­maus Anwesen hin, das umfangreichste, vielleicht auch schönste des Dorfes. Auf mächtigem Fundamente er­baut, teilweise an? den Grundmauern eines im dreißig­jährigen Kriege zerstörten Herrschaftshanses, machte es auf den Beschauer einen wuchtigen, etwas ernsten Eindruck. Wie zufrieden märe mancher mit solchem Besitztum! Dachte Gleichmann mit leisem Kopfschüt­teln. Und dieser Hammaus sah all das Schöne nicht, sah nicht die Vorzüge, nicht die heimlische Stille des Gartens, dem keiner im ganzen Dorfe vergleichlich war.

Doch vorwärts!

Tau glitzerte in Gräsern und Büschen. Lerchen wandten sich ans Kleefeldern und fernen Kornäckern singend auf zur sonnendurchfluteten, flimmernden Höhe. Die ganze Neuschöpfnng des Vorsommers ein einzig großes Lebensmeer. Selbst das öde Fleckchen graugrüner Rasen mit den mageren Blümchen und den daraus hervorsehenden schwarzgrauen Felsstücken und Zacken war heute schön, so traut und heimatlich. Gleichmann auf der Feldhöhe angekommen, ließ den freien Blick in die Runde gehen. Drunten das liebe Heimatdorf mit dem schlanken, hohen Kirchturm, da­vor zwei uralte Bäume, eine Linde und eine Eiche, standen mit dem srischgrünen Laub über den mächtigen knorrigen Asten. Die ganzen Gehöfte so breit und an- mntlg gelagert zwischen fruchtbaren Baumgärten, die

ans der Morgenseite weit hinaus und ins Feld empor reichten. Ein schönes, wohlhabendes Dorf. Sein Bild dort im Norden gekrönt von Eisenbergs Jagdhaus unter den alten Eichen am Waldsaume, darüberhin es wie ein Abglanz der Festlichkeit und des Friedens schimmerte. Dann rings die hohen, weiten Feldhänge im jungen Grün und dahinter die Wälderzüge auf sanften Höhen, weitgelagerten Bergrücken, Eichen, Buchen, Tannen, Kiefern vom hellsten Grün bis zum schwärzlichen Dunkel, laufend bis in verschwimmende, lichtblaue Weiten, das tiefere Feld verdeckend, nur Wald und immer wieder Wald.

Innig verwachsene Heimat.

Des Bauern Empfinden wand sich aufwärts wie der Sangesflug der Lerche, auf über die schöne Wirk­lichkeit und den herrlichen Schein und wurde zum Ent­zücken. Wortlos jubelte das freie, jung gebliebene Herz über die Schöpfung, wie und weil es dankesvoll ganz in ihr lebte und Weisheit und Güte des Ur­hebers glaubensvoll in ihr lebte.

Ein Vers ging ihm durch den in Einsamkeit ge­sammelten Sinn:

... Und ich hörte lindes, sanftes Wehen-

Nnd ich sah den Himmel offen stehen, '

Ahne wie das Leben kommt und kreist.

Zeitlos, raumlos, ewig ist der Geist. /

Auf der Staubbahn, Gott nach weiser Weise , ! Leit mein Leben, daß es nicht entgleise! j

Gib mir deiner Liebe neuen Geist!

Feiertag fern und nah.-Vor dem langsam

Schreitenden dehnte sich ein kleines, lichtgrünes Bir­kengehölz auf geringem, unfruchtbaren Boden, durch das sich ein heidebewachsener Pfad schlängelte. Wür-, ztger Hauch zog aus Boden und überschwankem Geäst.

*

(Fortsetzung folgt.)