Der Papst und der Nalionalismus Daris. 7. Okt. Für den 28. Oktober ist ein Rundschreiben des Papstes Pius XI. über den National.smus an- aekündiat. Die Agentur Radio glaubt aus dessen Jnhatt auf Grund von Mitteilungen, die die Agentur von emem hochgestellten Geistlichen erhalten habe, folgendes anfuhren zu können: Es handle sich mast um einereine Verdam­mung" des Nationalismus (z. B- des FafziE^) als emer der katholischen Lehre zuwiderlausenden Weltanschauung. Christus selbst sei auf seine Art Patriot gewesen in dem Sinn, daß er sein Vaterland geliebt habe. Man brauche sich nur an die Tränen zu erinnern, die er über Jerusalem ver­gossen babs. Weder der Papst noch die katholische Lehre verurteilt eine berechtigte Vaterlandsliebe und den Wunsch, an dessen moralischem, geistigem und zeitlichem Wohlergehen Zu arbeiten. Aus den Einwuvs, üaA katholische Kirche von gewisser Seite lange als Stütze eines ausschließlich na­tionalistischen und militaristischen Geistes in den verschie- denen Ländern, und zwar mit Hilfe- des katholischen Klerus, gegolten Hobe und noch gelte, soll der vatikanische Gewährs­mann geantwortet haben, der jetzige Papst und natürlich auch der jetzige Kardinalstaatssekretär Gasparry wollten nicht, daß der Protestantismus, der Genfer Völkerbund und die weltlichen Pazifisten ihnen den Rang abliefen bei den Kundgebungen desevangelischen Friedens", der die Her­zen und die Völker einander näherbringen wolle. Aus die Frage, ob nicht ein gewisser wachsamer und gemäßigter Nationalismus dem Friedensgedanken besser diene als ein ungehemmter Pazifismus, antwortete der hohe katholische Geistliche, daß dies vielleicht auch den Anschauungen des Papstes und des Kardinalstaatssekretärs entspreche.

Baldwin gegen das Genfer Protokoll London, 7. Okt. Auf dem konservativen Parteitag hielt Crstminister Baldwin eine Rede. Zum Genfer Protokoll erklärte er, England nehme seine im Locarno-Vertrag über­nommenen Bürgschaftsverpflichtungen so ernst, daß es sie nicht durch weitere Verpflichtungen (Ost-Locarno usw.) schwä­chen lassen könne. Gegen den Zeitungsmacher Rother­me r e richtete Baldwin scharfe Worte. Wenn jemand dank eines ungeheuren Vermögens eine Anzahl Zeitungen be­herrsche, so sei es Sache eines ehrlichen Politikers, daß die Leser wissen, unter welcher Flagge der Zsitungsmacher segelt. Das wisse man aus den Zeitungen Rothermeres nicht. (Zurufe: Er ist ein Anhänger Lloyd Georges!). Er, Bald­win, freue sich, daß die englischen Gewerkschaften sich ent­schieden vom Radikalismus getrennt haben und eine ge­mäßigte Richtung verfolgen.

Hinrichtungen in Mexiko

Morales, 7. Okt. Nach Berichten aus Mexiko wurden in Moreles der General Gonzales, der Kommandant Tillery und 13 Mitglieder der gesetzgebenden Versammlung wegen Teilnahme an dem Aufstand hingerichtet.

Ende des Streiks der amerikanischen Bergleute Kansas Eiky, 7. Okt. Der Streik in den Kohlengruben von Missouri, Kansas, Arkansas, Oklahoma und Texas ist nach halbjähriger Dauer zu den alten Lohnbedingungen bei­gelegt.

Württemberg

Stuttgart, 6. Okt. Gemeindeanteile an der Einkommen-, Körperschaft- und Umsatz- steuer. Die Staatshauptkasse hat heute den Gemeinden als weitere Abschslagszahlung auf ihre Anteile am Einkom­men-, Körperschafts- und Umsatzsteuereinkommen des Rech­nungsjahrs 1927 überwiesen: 1 v. H. ihrer Gesamtrech­nungsanteile an der Einkommensteuer, 2 v. H. ihrer Gesamt­rechnungsanteile an der Körperfchaftssteuer und 0,24 RM. auf den Kops der Wohnbevölkerung.

Die Bauarbeiten am Prinzenbau sind in der Hauptsache vollendet, jetzt geht es'an die Innenausstattung. Das Haupt­portal wird gegenwärtig wiederhergestellt, insbesondere das württ. Wappen mit Krone und die heraldischen Figuren darüber. Bekanntlich wird das Justizministerium in den Prinzenbau verlegt.

Auf den Stiefvater geschossen. Das Schwurgericht hat die aus Wien gebürtige 19 I. a. Heimarbeiterin Olga Kotschi von Ludwigsburg, die aus einem Walzenrevolver auf ihren Stiefvater, den Hilfsarbeiter Paul Strobel von Ludwigs­burg, einen Schuß abgab, der diesen am Kopf leicht verletzte, von der Anklage des versuchten Totschlags freigesprochen. Das Gericht konnte der Angeklagten nicht widerlegen, daß sie glaubte, der Revolver sei ungeladen gewesen.

Vom Tage. In der Ludwigsburger Straße fuhr der 27jährige Sohn Adolf des Schmiedmeisters Sturm in Feuerbach in übermäßiger Geschwindigkeit über eine auf­gegrabene, vorschriftsmäßig beleuchtete Stelle. Er stürzte vom Rad und starb nach seiner Verbringung ins Kranken­haus. Beim Abspringen von einem in voller Fahrt be- ftndlichen Straßenbahnwagen kam in der Ludwigsburger Straße ein 28jähriger Mann zu Fall und mußte mit einer Gehirnerschütterung bewußtlos ins Katharinenhospital über­führt werden.

Stuttgart, 7. Okt. Warnung vor Baubeginn. Vor zuständiger Seite wird mitgeteilt: Erneut müssen die Baulustigen, welche bei der Finanzierung ihrer Bauvorhaben auf Darlehen der Wohnungskreditanstalt angewiesen sind, mit allem Nachdruck auf die Gefährlichkeit eines vorzeitigen Baubeginns hingewiesen werden. Ein­mal liegen bekanntlich die Verhältnisse des freien Kapital­marktes für die Beschaffung des erstelligen Vaukredits wieder erheblichungünstiger. Sodann kann die Wohnungs­kreditanstalt noch in keiner Weise übersehen, in welchem Umfang sie Zusagen für das kommende Baujahr erteilen kann. Obwohl die Anstalt im Jahr 1927 über 9000 Woh­nungen bestehen hat, warten noch tausende von bereits eingereichten Anmeldungen auf Bescheidung für Rechnung des Jahrs 1928 (die Mittel des Jahrs 1927 sind erschöpft). Es steht aber schon für diese Gesuche die Grundlage der Finanzierung nicht fest; denn der Entwurf des Reichssteuer­vereinheitlichungsgesetzes, der auch die Regelung der Ge­bäudeentschuldungssteuer für 1928 und die folgenden Jahre enthält, harrt noch der Erledigung, und der Anleiheweg. die zweite Quelle der Baudarlehensmittel, ist wesentlich unüber- Nchtlicher und schwieriger geworden. Mit neuen Gesuchen an die Wohnungskreditanstalt schriftlich oder persönlich her­anzutreten, ist daher zurzeit völlig zwecklos.

Eingaben an den Landtag. In der Zeit vom 23 Juli bis 1 Oktober 1927 sind beim Württ. Landtag insgesamt 44 Eingaben eingegangen.

Ländliche Siedlungsmöglichkeilen im Borden und Osten Deutschlands. Verschiedene LanÄgesellschaften haben günstige Angebote von bezugsfertigest Siedlungen in der Größe, von

1533 Hektar gemacht. Der Preis bewegt sich zwischen 40 000 und 80 000 Mark, die Anzahlung zwischen 10 000 bis 20 000 Mark. Das Restkaufgeld ist bis zur Gründung der preußischen Rentenbank mit 5 v. H. nach Ablauf eines Freijahrs halbjährlich nachtnchstch zu verzinsen. Da der württ. Staat die Bürgschaft für ein Hauszinssteuerdarlehen in Höhe von 6000 Mark übernimmt, reichen die Kreditmittel aus, um eine Siedlung bewirtschaften zu können, voraus­gesetzt, daß die erforderlichen Barmittel für die Anzahlung vorhanden sind. Interessenten ist zu empfehlen, sich mit der Württ. Landwirtschaftskammer Stuttgart, Marienstr. 33. ns Benehmen zu setzen, da die vorhandenen Siedlungen er­fahrungsgemäß rasch verkauft sein werden.

Enktohnunp der Heimarbeit in der Strickerei-Industrie.

Vom Fachausschuß für Hausarebit in der Wirkerei- und Strickereiindustrie in Württemberg und Hohenzollern wurde durch Beschluß vom 28. September 1927 die im Tarifver­trag für dis bei den organisierten Strickereifirmen beschäf­tigten Heimarbeiterinnen enthaltene Entgeltregelung mit Wirkung vom 1. November 1927 ab als allgemeinverbind­lich genehmigt. Darnach sind für die Heimarbeiter grund­sätzlich dieselben Akkordsätze wie für die Betriebsarbeiter sestzusetzen Werden den Heimarbeiterinnen die Maschinen vom Betrieb gestellt, so kann ein Abzug von 10 v. H. an diesen Sätzen eintreten. Die zu bearbeitende Ware ist den Heimarbeiterinnen in derselben Vorbereitung zu liefern, wie den Betriebsarbeiterinnen. Werden die in Heimarbeit aus­gegebenen Arbeiten nicht gleichzeitig auch im Betrieb aus­geführt, so ist die Arbeit im Betrieb auszuprobieren, damit die Löhne entsprechend festgesetzt werden können.

Haussuchungen bei den Kommunisten. Gestern erschienen, wie dieSüddeutsche Arbeiterzeitung" berichtet, Polizei­beamte der Abteilung 4 in der Redaktion derSüdd. Ar­beiterzeitung" und in den Räumen des Sekretariats der KPD. und suchten nach verbotenen Schriften. Auch in Bot- nang fanden gestern erneut Haussuchungen bei den Funk­tionären des Roten Frontkämpferbundes statt.

Aus dem Lande

Ludwigsburg, 7. Okt. Freilassung von Straf­gefangenen. Der Geburtstag des Reichspräsidenten hat auch in den Strafanstalten Ludwigsburg-Hohenasperg einer Anzahl von Gefangenen die Freiheit wiedergegeben. 4 politische und 15 andere Gefangene, meist Familienväter, konnten in ihre Heimat zurückkehren.

Crailsheim, 7. Okt. Gründung eines Bezirks- Feuerwehrverbands. In Anwesenheit des Landes­feuerlöschinspektors und des Oberamtsvorstands tagte hier eine Generalversammlung der Feuerwehrkommandanten des Oberamtsbezirks. Dabei wurde wie in anderen Oberamts­bezirken des Lands ein Bezirks-Feuerwehrverband gegrün­det. Leider haben sich nicht alle Gemeinden sofort zum Bei­tritt entschließen können.

Mergentheim, 7. Okt. Guter Bäderbesuch, lieber die Saison 1927 berichtet Direktor G a l l i o n - Bad Mer­gentheim, daß die Saison 1927 fast ohne Ausnahme den badischen und württ. Bädern und Kurorten eine erhebliche Steigerung des Besuchs brachte. Freudenstadt hat im August 1927 alle Monatsergebnisse früherer Jahre we­sentlich übertrosfen. Auch hier hat der Ausländerbesuch kräftig zugenommen. Auch Bad Mergentheim sieht mit Befriedi­gung auf die Saison 1927 zurück.

Laudenbach OA. Mergentheim, 7. Okt. Brand. Don­nerstag nacht brannte das Anwesen des Landwirts und Farrenhaltsrs Wilhelm Gehring samt Scheuer und Stal­lung vollständig ab. Große Vorräte an Getreide und Futter wurden ein Raub der Flammen. Auch das Mobiliar Geh- rings und seines Schwiegersohns, des Schreiners Zenkert, so­wie dessen Schreinereieinrichtung sind vernichtet. Nur das Vieh konnte gerettet werden.

Junaholzhausen OA. Künzelsau, 7. Okt. ZumFör st er­mord in Tierberg. Nachdem schon 7 Jahre seit dei Ermordung des Försters H a u g - Tierberg verflossen sind, lebt die Frage nach dem Mörder neu auf. Am Dienstao früh erschienen im Auto zwei Polizeikommissare aus Stutt­gart und nabmen nach Verhör verschiedener Personen späj abends die Verhaftung zweier Bürger vor.

Kirchheim-Teck, 7. Okt. Jubiläum. Stadttierarzt Treiber wurde aus Anlaß seiner 25jährigen Tätigkeit in unserer Stadt zum Städtischen Veterinärrat ernannt.

Sparwresen OA. Göppingen, 7. Okt. Tödlicher Un­fall. Auf der Straße von Reichenbach her geriet der 24- jährige Schreiner Friedrich Dannemann im Nebel mit fei­nem Fahrrad zwischen ein Fuhrwerk und ein Auto. Er wurde vom Rad geschleudert und erlitt einen tödlichen Schädelbruch.

Urach, 7. Oktober. Wegen Beschädigung des Marktbrunnens wurden die Erstchargierten der zwei beteiligten Tübinger Verbindungen mit Geldstrafen belegt und der eigentliche Täter mit einer Strafe von 100 Mark wegen groben Unfugs in Strafe genommen, außerdem hat er die Instandsetzungskosten voll zu ersetzen.

Pfullingen, 7. Okt. Deckenein st urz. In dem Neu­bau der früheren L a ibl irischen Fabrik stürzte eine 380 Eeviertmeter große Fläche des Dachs, das in Eisenbeton ausgeführt war, ein. Drei Arbeiter wurden leichter verletzt, ein vierter erlitt einen schweren Beckenbruch und Fleisch­wunden am Rücken: sein Zustand ist sehr ernst. Die Ursache des Einsturzes ist nicht geklärt; doch wird angenommen, daß der anhaltende Regen die Zementierung ausgefpült und da­durch zum Einsturz beigetragen hat. Schon vor 8 Tagen war ein Deckeneinbruch erfolgt, bei dem aber nichts passierte und den die Arbeiter durch zu frühes Wegnehmen der Ver­schalung selbst verschuldet hatten.

Affstätt OA. Herrenberg, 7. Okt. Außerordent­licher Holz hieb. Infolge der durch den Kirchenneubau entstehenden finanziellen Lasten hat sich die Gemeindever­waltung unter fachmännischer Beratung des Forstamts Her­renberg dazu entschlossen, aus seinen Waldungen einen außerordentlichen Holzhieb von 100 Eichen zu schlagen. Der geschätzte Erlös ist auf 15 000 Mark berechnet. ,

Oberndorf a. B., 7. Olt. Ein Schwarzwälder Original. Seinen 80. Geburtstag feiert in diesen Tagen Franz Ade. 30 Jahre lang war er Laternenanzünder, fer­ner Kirchen- und Schuldiener. Zurzeit hat er nur noch das Amt des Stadtgartenwächters inne, das er mit anerkanntem Schneid versieht. Im städt. Spital hat er mit seiner 82 I. a. Frau ein Asyl gefunden. ^

Tailfingen OA. Balingen, 7. Okt. Fabrikbrand. Gestern früh entstand aus unbekannten Gründen im Näh- saal und den daran anschließenden Lagerräumen der Firma kenmüller, Trikotfabrik, ein Brand, der großen schaden an den Gebäuden, fertigen und halbiertigen Waren

anrichtete. Die Betriebsstörung' ist gerade jetzt zur Haupt­zeit außerordentlich empfindlich für die Firma.

Mengen OA. Saulgau, 7. Okt. Genehmigte Auto- lini e. Die Autolinie MengenOstrach ist nunmehr durch das Württ. Innenministerium endgültig genehmigt worden.

Aalen, 7. Okt. Ehrung von Hindenburg und Ebert. Der Gemeinderat hat in seiner gestrigen Sitzung einmütig beschlossen, die auf die Höhe des Geyands Bohl führend Straße alsHindenburgstraße" zu bezeichnen und außerdem im Stodtpark eine noch näher zu bestimmende Eiche alsHindenburgeiche" zu benennen. Ferner wurde beschlossen, die zwischen Hauff- und Ziegelstraße liegende Straße alsFriedrich-Cbert-Straße" und die dort stehende Linde alsFriedrich-Ebert-Linde" zu bezeichnen.

Alm. 7. Okt. Unfall. Der mehr als 80jährige Buch- druckereibesitzer G e r st wurde beim Vorbeigehen an einen: Hause, auf dem Dachdeckerarbeiten ausgeführt wurden, von einer Dachplatte auf den Kopf getroffen. Der alte Mann erlitt eine sehr gefährliche Kopfverletzung.

Grunbach OA. Neuenbürg, 7. Okt. Brand Die Scheuer des Robert Schanz (Pächter Friedrich Krazer) ist vollständig abpebrannt. Auch der Dachstuhl des Wohnhauses fiel dem Ft -er zum Opser.

Weingarten, 7. Okt. Todesfall. Im Kloster, Wein­garten ist im 71. Lebensjahr Pater Polykarp Schmidlin gestorben. Er stammte aus der Schweiz und ist im Jahr 1980 ins Kloster Beuron eingetreten.

Aricdrichshafen, 7. Okt. Bodensee-Wasser st and. Der Vodensee-Wasserstand ist nunmehr auf 4,86 Meter zu- rückgsgangen.

Ligmaringe«, 7. Okt. Franziskus-Jubiläum. Vom 1.4. Oktober fand im Franziskaner-Kloster in Gor- heim die Feier des Franziskus-Jubiläums statt, wozu sich auch Bischof Dr. S p r o l l, Erzabt Raphael Walser von Beuron und Abt Ansgar Höckelmann von Weingarten einoefunden hatten. Als Vertreter des erkrankten Erz­bischofs ron Freiburg, Dr. Fritz nahm Prälat Domkapitu­lar Dr. Rösch an den Feierlichkeiten teil.

7 an der bayerischen Grenze, 7. Okt. In Ebersbach wur­den durch Brandstiftung die beiden Anwesen des Gottlieb Waibel ein Raub der Flammen. Dabei ist fast das ganze rigentum der Familien Lcdsrle und Moser vernichtet vordem

Baden

Karlsruhe, 7. Okt. Am 15. Oktober wird der badische Innenminister Remmele (Soz.) vor dem Schöffengericht in Berlin erscheinen müssen. ImFridericus", der von Holz in Berlin herausgegeben wird, war eine Zuschrift aus Gernsheim veröffentlicht worden, worin der Einsender seine Verwunderung aussprach, daß der Bürgermei st er M enges von Gernsheim, gegen den bei der Staats­anwaltschaft ein Verfahren wegen Betrugs und Un­treue im Amt schwebe, nicht entlassen werde. Die Schrift­leitung bemerkte dazu:Vielleicht fragen Sie einmal den Minister Remmele, der mit dem Bürgermeister Menges eng befreundet ist." Minister Remmele fühlte sich dadurch be­leidigt. Die Staatsanwaltschaft hat gegen Holz daraufhin das Verfahren eingeleitet. Es sind zahlreiche Zeugen ge­laden, da Remmele den Nachweis führen will, daß ihm Bürgermeister Mengesnicht näher bekannt" sei.

Pforzheim, 7. Okt. Der 50 I. a. W. Keller von hier wurde bei Mühlacker als Leiche aus der Enz gezogen.

Baden-Baden, 7. Okt. Der heimische Quellen- und Väder- ingenieur Eugen Maurer ist vor kurzem aus Südslawien zurückgekehrst wo er das Bad Crucica bei Toslic erbaute und im Aufträge der Regierung mehrere Quellen zu begutachten hatte; er wurde von der Regierung des Staates Ulinas Ge- raos in Brasilien als Gutachter für die Quellengebiete dieses Staates gewonnen und für einige Monate verpflichtet.

Mannheim, 7. Okt. Mittwoch nachmittag badeten 64 Sck'üler der Pestalozzischule unter der Aufficht ihres Lehrers mit einem Bademeister im Herschelbad. '> Dabei versank der 13jährige Erich Pfantsch plötzlich, ohne daß es von den an­deren zunächst bemerkt wurde. Nach etwa 2 Minuten wurde das Fehlen des Schülers bemerkt, und der Bademeister holte ihn aus dem Wasser. Unter Aufsicht eines Arztes wurden zwei Stunden Wiederbelebungsversuche vorgenommen, die aber ohne Erfolg waren.

Die vor einigen Tagen von einem Personenkraftwagen angefahrene 72jährige Ehefrau aus Neckarstadt, die starke Verletzungen im Gesicht und am Fuß erlitten hatte, ist in­folge eines Blutsturzes in der letzten Nacht gestorben.

Eberbach, 7. Okt. Die Hirschbestände in den Wäldern von Eberbach haben so stark zugenommen, daß hintereinan­der, außer kleineren Tieren, vier starke Prachtexemplare ge­schossen werden konnten, und zwar ein 8-, ein 10-, ein 12- und sogar ein 16-Ender.

Eppingen, 7. Okt. Justizrat Ludwig Carl ist, als er von einem Dienstgang heimkehrte, von einem Schlaganfall be­troffen worden, der seinem arbeitsreichen Leben ein jähes Ende bereitete. Mit dem Verstorbenen scheidet eine in allen Kreisen der Bevölkerung geachtete Persönlichkeit aus dem Leben.

Rohrdorf bei Meßkirch, 7. Okt. Beim Holzsägen flog dem Schmiedmeister Hermann Vochatzer auf bis jetzt noch un­aufgeklärte Weise ein Stück Holz an den Hals, wodurch ihm der Kehlkopf abgeschlagen wurde. Sein Zustand ist sehr ernst.

Ankereggingen, 7 Okt. Das dreijährige Söhnchen des Kaliwsrkbesitzers Weiß fiel in einem unbewachten Augen­blick in die.Jauchegrube und erstickte. Wiederbelebungs­versuche waren erfolglos.

Schabenhausen bei Villingen, 7. Okt. Unter dem Ver­dacht, den Hanniserhof aiigezündet zu haben, wurde der Taglöhner Johann Heim und seine Ehefrau von der Gen­darmerie Villingen in Untersuchungshaft gesetzt. Heim war einer der Mitbewohner des abgebrannten Hofs. Außer dem Eigentum der Bewohner sind auch große Erntevorräte sonsti­ger Ortseinwohner vernichtet worden, die in den weitläufi­gen Räumen untergebracht waren.

Rheinfelden, 7. Okt. Ein Kommunist und ein Verehrer Hindenburgs kamen anläßlich des Geburtstags des Reichs­präsidenten zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf der Hindenburg-Anhünger mit einem eichenen Stuhl derart zu­gerichtet wurde, daß seine Aufnahme ins Krankenhaus nötig vurde.

SäckinM«, 7. Okt. Der bad. Sparkassen- und Girover- band hält am Sonntag hier seine diesjährige Tagung ab. Bei dieser Gelegenheit soll auch die neue hauptamtliche Prä­sidentenstelle geschaffen werden, für die Oberbürgermeister Dr. Gugelmeier-Lörrach vorgesehen ist.