von, o-as Lloyo George vor kurzem an sen ungarkscyen Zeitungsberichterstatetr Foeldiak gerichtet hat. Es heißt darin: Die britische Oesfentlichkeit erkennt voll an, daß weder das ungarische Volk noch sein Erstminisker für die Katastrophe des Jahrs 1914 verantwortlich waren. Die Urheber aller Friedensvei träge von 1919—1920 haben niemals sur diese Verträge einen solchen Grad der Vollkommenheit oean- spruchi, daß sie sie für unabänderlich ansähen. Wir alle faßten durchaus die Möglichkeit ins Auge, daß gewisse Klauseln und Bestimmungen der Verträge einer Erörterung, einem Reckksspruch und einer möglichen Revision von seiten des großen Tribunals, das in der ersten Klausel dieser Verträge errichtet wurde, nämlich des Völkerbunds, unterworfen werden kennen.
Die englischen Eisenbahner gegen den Gewerkschasksrat
Edinburg. 8. Sevi. Auf dem Gewerkschaftskongreß haben die Vertreter der Eisenbahnergewerkschafi den Beschluß gefaßt, gegen den Vorschlag des Gewerkschaftsrats ,ru stimmen, wonach man die Unterhandlungen mit den russischen Gewerkschaften abbrechen soll.
Ein polnischer General zu 5 Jahren Kerker verurteilt
Warschau. 8. Sept. Der polnische Brigadegeneral Z Y ° mierski, der früher dis Militärlieferungen unter sich hatte, wurde wegen Bestechlichkeit zu 5 Jahren schweren Kerkers, Ausstoßung aus dem Heer und zum Ersatz des Schadens verurteilt, den der Staat durch betrügerische Heereslieferungen erlitten habe. Ein Mitangeklagter Oberstleutnant wurde freigesprochen.
Württemberg
Stuttgart. 8. Sept. Ankunftdes Reichsministers Schiele. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Der Reichsminister Schiele tras gestern abend gegen 6 Uhr, von Kempten kommend, im württ. Allgäu ein. Er wurde in Schlachters namens des württ. Wirtschastsministeriums von Regierungsrat Dr. M ü n z e n m a i e r, namens des Bezirks von Oberamtmann Doll und Vertretern der Allgäuer Milchwirtschaft empfangen. In Begleitung des Ministers befanden sich Geheimrat Dr. Bose, Ministerialrat Kürschner und Oberregierungsrat H i l l e b r a n d t. Die Herren nahmen in Wangen i. Ä. im Hotel „Alte Post" Wohnung. Zur Begrüßung des Reichsministers Schiele waren im Verlaus des Abends in Wangen Staatspräsident Bazille und Staatsrat Rau eingetroffen; in deren Begleitung befanden sich Ministerialrat Dr. S p r i n g e r,' Ministerialrat Köst- lin, Oberregierungsrat B r a i g, Regierungsrat Mo sitz a f und Regierungsrat Vögele. Im Verlauf des Abends fand ein zwangloses Zusammensein mit dem Minister statt. Dabei waren außer den genannten Herren noch anwesend die Vertreter der Landwirtschaftskammer, des landwirtschaftlichen Hauptverbands, des Verbands landwirtschaftlicher Genossenschaften, des milchwirtschaftlichen Landesverbands, der mikchwirtschaftlichen Vereinigungen des Allgäus, sowie der Stadt und des Bezirks Wangen.
Stuttgart, 8. Sept. Gemeindeanteile an der Einkommen-, Körperschafts- und Umsatzsteuer. Die Staatshauptkafse hat heute den Gemeinden als weitere Abschlagszahlung auf ihre Anteile am Einkommen-, Körperschaft- und Umsatzsteueraufkommen des Rechnungsjahrs 1927 überwiesen: 3 v. H. ihrer Gesamtrechnungsanteile an der Körperschaftssteuer und 0,24 SM. auf den Kopf der Wohnbevölkerung.
Neuer Stadtpfarrer. Von dem Bischof von Rottenburg wurde die kath. Stadtpfarrstelle Cannstatt dem Stadtpfarrer Kurz in Untertürkheim übertragen.
Aus dem Parteileben. Der frühere langjährige Land- taqsabgeordnete der demokratischen Partei Rechtsanwalt Dr. Eisele II, Vaihingen-Enz, der seinerzeit wegen der unentschlossenen Haltung der demokratischen Partei in der Frage der Fürstensnteignung aus dieser austrat, ist zur Deutschen Volkspartei übergetreten. *
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, Bez. Württemberg. erklärt, daß die in verschiedenen Zeitungen anfangs September gebrachte Notiz aus Nördlingen: „Auf de schwäbische Eisebahna" den Tatsachen nicht entspricht. Richtig ist, daß auf der Station Deinbach die Zugstange hinter der Lokomotive riß, so daß die Lokomotive den Zug nicht mehr weiterbefördern konnte und allein weiterfuhr, um Hilfe zu holen. Eine Ersatzlokomotive beförderte dann mit einer Stunde Verioätuna den Iva weiter bis Gmünd. Aus
der Strecke Gmünd—Nördlingen ist dem Zua nichts passiert, sondern der Zug holte noch eine halbe Stunde Verspätung ein.
Aus dem ?ande
Eßlingen, 8. Sept. Schweres Gewitte r. Mittwoch abend ging über Eßlingen ein schweres Gewitter nieder, das eine Stunde lang anhielt. Um die Obertorstraße herum drang der Schlamm in die Keellr, Kücken und Wobnräume. Die Feuerwehr wurde zweimal zu Hilfe gerufen. In einen Psosten des Wirtschaftsgebäudes bei der Katharinenlinde schlug der Blitz ein, so daß der Pfosten verbrannte.
Hofen OA. Besigheim, 8. Sept. Blutvergiftung durchJnsektenstich. In letzter Zeit kamen hier einige schwere Fälle von Blutvergiftung, hervorgerufen durch Insektenstiche, vor. Durch rasches operatives Eingreifen des Arztes konnte das Schlimmste verhütet werden.
Kirchheim a. N.. 8. Sept. Den Verletzungen erlegen. Der Architekt Hang, der zwischen Cleebronn und Bönnigheim vom Motorrad gestürzt ist, ist seinen schweren Verletzungen im Bönnioheimer Krankenhaus erlegen.
Genkingen OA. Reutlingen, 8. Sept. Sturz von der De n n e. Der 19jährige Sohn des Bauern Michael Bahnmüller fiel von der Scheuer herunter in die Tenne, wobei er schwere innerliche Verletzungen erlitt.
Tribingsn, 7. Sept. Unfall der Herzogin Philipp. Herzogin P h i l i p p, die greise Mutter des Generalfeldmarschalls Herzog Albrecht, die gegenwärtig in Friedrichshofen weilt, erlitt gestern einen Beinbruch und wurde sofort, begleitet von Herzog Albrecht, hieher in die Chirurgische Kstnik überführt.
Horb, 8. Sept. Schwerer Wolkenbruch. Bei dem gestrigen Gewitter ging zwischen Salzstetten und G r ü n m e t t ste t t e n ein schwerer Wolkenbruch nieder. Stundenlang standen die Felder dieses Tals unter Wasser. Die Wassermassen teilten sich bei der Wasserscheide bei Salzstetten in zwei Teile. Der eine ergoß sich gegen A l t h e i m. wo die Fluten gegen 4 Uhr nachmittags derart anschwollen, daß die Feuerwehr ausrücken mußte. Das Vieh mußte aus den <ptällen geholt werden, um es vor dem Ertrinken zu retten. An der Brücke über den Brühlbach erreichten die Fluten ein« solche Höhe, daß die Brücke völlig unter Wasser stand. Teilweise standen die arbeitenden Männer bis zur Hüfte im Wasser. Holzstämme und dergleichen wurden von den Fluten mit fortgerissen. Von Grünmettstetten her brachte dieSteinlach große Wassermassen und überschwemmte die an ihrem Lauf gelegenen Felder und Straßen Ebenso wurden die Ortschaften Ober- und Untertal- heim betroffen, wo die Straßen überschwemmt und Ställe, und Keller, aus denen das Vieh noch gerettet werden konnte, unter Wasser lagen. Auch das Tal gegen Iselshausen wurde unter Wasser gesetzt.
Alpirsbach, 7. Sepk. Wia wet au dös der wissa! Bei der Ausstellung des Kriegerdenkntkils beim K^ostergebäude wurden durch die erforderlichen Grabarbeiten Gräber aus früheren Zeiten bloßgelegt. Die Passanlen interessieren sich für die Gebeine. Ein Pater, der den Skadtpfarrer während seiner Reise vertrat, beschrieb die einzelnen Reste von Menschen und wies auf ein größeres Exemplar hin und sagte: «Dies ist ein Beckenknochen." «Glaubt no dös net, wia wet au der dös wissa, daß dös vom a Becka isch" war die prompte Erwiderung eines «Stadtweisen", der allerdings rasch und kleinlaut verschwand, als der Herr im weißen Bart seine Feststellung begründete.
Freudenskadk, 8. Sepk. Aus dem Parkeileben. Die sozialdemokratische Fraktion des württ. Landtags hat ihren Iahresausflug mit Damen am Dienstag hierher gemacht. Die Fraktion wurde von der Kur- und Stadtverwaltung begrüßt. Andern Tags wurde eine Autofahrt über Griesbach unternommen, bei der an der Mordstelle Erzbergers ein Lorbeerkranz mit schwarz-rot-goldener Schleife und der Aufschrift «In ehrender Erinnerung" niedergelegl wurde. ^
Dienstag mittag kurz nach 1 Uhr landete auf dem Gelände hinter der alten Ziegelhütte ein kleiner Doppeldecker, das Flugeug v 1002. Der Flieger hatte vollständig die Orientierung verloren und ging nur kurz nieder, um sich Auskunft über den Weiterflug geben zu lassen. Nach wenigen Minuten stieg er aus dem etwas hügeligen Gelände ziemlich glatt auf und flog nun der Bahnlinie entlang nach seinem Ziel Böblingen. -
Schwenningen, 8. Sept. Freiwillia in den Tod.
I Am Dienstag mittag erhängte sich hier ein 69 I. a. Land- wirk im obersten Bühnenraum seines Anwesens. Der Mann zeigte in letzter Zeit Spuren von Schwermut.
Fellbach, 8. Sept. Bran d. Gestern nacht brach in der Scheune des Schneidermeisters H. Fuchs Feuer aus, das sich auch auf den Dachstuhl des Wohnhauses ausdehnte. Zwei heimkehrende Herren aus Fellbach nahmen zuerst durch Rauch den Brand wahr und weckten die ahnungslosen Bewohner des Hauses, die in tiefstem Schlafe lagen. Die Feuerwehr traf noch rechtzeitig zur Brandstelle ein, um das Wohnhaus, dessen Dachstock vollständig ausbrannte, halbwegs zu retten. Die Scheuer, die mit Frucht gefüllt war, ist vollständig ausgebrannt. Wie der Brand entstanden war, ist noch Wermittelt. ^
Mnzerhansen OA. Marbach, 8. Sept. Mord. Gestern nacht wurde auf der Straße die von ihren Eltern heimkeh- rende 35jährige Ehefrau des früheren Wirts zum Grünen Baum, Wilhelm Groß, durch 11 Revolverschüsse getötet. Der Tat verdächtig ist der Ehemann, der auch wegen anderer Vergehen gesucht wird und mit dem die Ermordete in Ehescheidung lebte.
Schadberg OA. Welzheim, 8. Sept. Blitzschlag. Gestern abend schlug der Blitz in die erntegefüllte Scheue? des Anwalts Karl Bauer, die vollständig niederbrannte. Auch ein Pferd ist umgekommen. Das Vieh konnte gerettet werden.
Rokkweil, 8. Sept. Zum Verbandstag der Ge- werbevereine und Handwerkervere in igun - g e n. Der Eewerbeverein Rottweil hat anläßlich des Verbandstags der Gwsrbevereine und Handwerkervereinigungen vom 17.—19. September 1927 einen Festzug der Zünfte vorgesehen mit den herrlichen Zunftfahnen, wie solche keine andere Stadt in Württemberg aufzuweisen hat. Die Ehrenpforte und die Hochbrücke werden abends in elektrischem Licht erstrahlen. Der württ. Staatspräsident hat seine Teilnahme am Verbandstag zuaesaat.
Alm, 8. Sept. In den Ruhe st and. Der Amtsvor- stond der Evang. Kirchenpflege und Münsterbauverwaltung Ulm, Oberrechnungsrat S p r a n d e l, ist nach Zurücklegung einer Dienstzeit von über 44 Jahren, zuerst bei der Städte gemeinde und dann bei der Eo. Gesamtkirchengemeinde Ulm. in den Ruhestand auf sein Ansuchen mit dem 30. November 1927 versetzt worden. Bei der Aufbringung der Baumittel für den Ausbau und die Wiederherstellung des Münsters hat er sich seit dem Jahr 1885 in hervorragender Weise betätigt.
Kloster Reresheim, 8. Sept. Vom Kloster. Am 18. September wird Fr. Emmeran O.S.B., Sohn deg Fürsten von Tburn und Taxis, in der Klosterkirche zu Neres- heim im Pontifikalamt die ewigen Ordensgelübde oblegen,
Bopfmgen OA. Neresheim, 8. September. Betriebsunfall. In der Brauerei zur „Krone" verunglückte ech Arbeiter bei der Bedienung des Fahrstuhls. Cs wurde ihm lln Bein abgedrückt. — Beim Tunnel am Bildwasen ent-.- aleists der Tender einer Lokomotive, was eine mehrstündige Sperrung des Gleises verursachte. Der Verkehr mußte durch Umsteigen und Autotransport arstecht erhalten werden.
Alkshausen OA. Saulgau, 8. Sept. Fehlbetrag i n der Gemeindekasse. Bei der hiesigen Gemeindekasss fehlen laut Oberschwäb. Anzeiger 2000 Mk. Der Gemeinde- ; fleger soll einen zwangsweisen Urlaub angekreten haben.
Jetlkofen OA. Saulgau, 8. Sept. Brand. Gestern nachmittag wurde die mit reichen Futter- und Erntevorräten gefüllte Scheune des Anton Schüler zum „Adler" ein Raub 'er Flammen. Auch ein Teil des Wohnhauses wurde »er-, nichtet. Die Ursache ist unbekannt, der Schaden ist erheblich.'
Mühlhausen OA. Waldsee, 8. Sept. Vom Pferdhuf geschlagen. Der Frau Treß im Geigerhof bei Mühlhausen wurde von ihrem ausschlagenden Pferd am rechten Fuß das Schienbein abgeschlagen, sowie das Knie zersplittert Vergangenes Jahr brach Frau Treß den anderen Fuß durch, einen Unglücksfall.
Ravensburg. 8. Sept. 20 v. H. Umlage. Der Voranschlag für 1927 beträgt in Ausgaben 1 762 500 RM. und in Einnahmen 961000 RM. Der Gemeinderat beschloß zur Deckung des Fehlbetrags von 810 500 RM. eine Umlage von 20 v. H. zu erheben, unter Vorbehalt einer Nachumlage von 3 v. H.
Vom Vodensse, 8. September. Erleichterung r m deutsch-österreichischen Grenz verkehr. Im Grenzverkehr Bregenz-Lindau ist eine weitere Erleichterung eingetreten. Das Land Vorarlberg hat verfügt, daß die
Die W>m>eggbiw-rin.
Roman aus dem Hochtal von Wolfgang Kemter.
Copyright bh Greinei ä Conch., Berlin W 30.
Nachdruck verbalen.
23. Fortsetzung.
Ms Bartl sich endlich niederlegte, da war es schon drei Uhr morz.-n? — —
Lukas Leukner wusch sich oben am Laufbrunnen im Hofe, als ein etwa sechzehnjähriger Bub den Weg, der hinter dem Leuknerhofe die Halde heraufführte, nieoerstieg und in den Hof etnvog.
„Bauer," begann er, sogleich auf Lukas Leukner zu- tretend, „der Christoph schickt mt, er glaubt, wir haben die Seuch auf der Mp. Ihr sollt gleich hinaufkommen und dem Tierarzt Bericht tun."
Eine Weile starrte Lukas Leukner den Burschen er- schrocken an.
Unter der kurzen Bezeichnung „die Seuche" verstand Man in bäuerlichen Kreisen die gefürchtete Piehkrankheit, die Maul« und Klauenseuche, die schon seit Jahren immer wieder im Lande wütete und nie mehr so recht erlöschen wollte.
Leukner war leicht erblaßt. Zu gut kannte er die Be« deutung dieser Nachricht, die ihm der junge Bursch ge« bracht hatte. Jetzt, in der besten Zeit auf der Alpe, wo nur Milchkühe waren, die Seuche, das wäre ein nicht abfchMares Unglück.
„Wc.S redst, Bub, die Seuch habt ihr auf Ta-.negz?"
„Der Christoph weiß es no nit g'wiß, aber er fürchteis. Dem BlachfeUner sei Scheck ist krank, und dem Christoph »'fallt die Sach nur halb. Trum solltet ihr auffikommen. Tein BlachfeUner Hab t's fcho g'meldet, er geht a mit und wird glei da sein."
Leukner war Mpmeister auf Tannegg, von den Rechte- Besitzern auf drei Jahre gewählt, an ihn hatte sich der Senn in allen Atpsachen zu wenden. Er überlegte nur kurz, dann sprach er: „Ist recht, Bub, k bin bald g'richtet."
In diesem Augenblicke kam der Blachsellner aus oer Straße daher.
Leukner rtös einem älteren Knecht zu: „Peter, du spannst sofort ei» und fährst nach Kirchberg zum Herrn Tierarzt anssi. Auf Tannegg sei a Kuh krank, und der Senn meint, es könnt die Seuch sein. Ter Herr Doktor soll so gut sein und heut noch kommen."
>,Js recht, Bauer, in zehn Minuten fahr t."
„Guten Morgen," rief der BlachfeUner, „Lukas, hast a scho ghört, dös wär a Gschicht, jetzt, wo die Leut so auf Milch, Butter und Käs angewiesen sind. Und grad auf unserer besten Milchalp. Dös hätt uns gfehlt."
„Wär schlimm," meinte Lukas zustimmend, „hoffentlich täuscht sich der Christoph."
„Js a alter Senn, der Christoph," meinte der Mach- fellner zweifelnd, „aber i zahlet «n Liter Roten, wennS nix wär."
Wenig später stiegen die beiden Bauern zu Berg. Der Atphirt, ein Schönwalder Kind, war noch auf einen Sprung zu feinen Eltern geeilt, die Männer sollten nicht auf ihn warten, hatte er gemeint, er komme bald nach . . . —
Als der Bartl dann aus der Kammer kam, etwas später wie gewöhnlich, da war sein Vater. schon fort. Bartl ging also zum Palmhofer, um den Hund abzu- holen.
Während er das Tier an eine Schnur band, trat Kathnn, eine der Schwestern des Palmhofers, zu den Männern und fragte: „Bartl, ist der krumme Gruber nicht mehr bei der Thurnerin?"
„Na," erwiderte Bartl, „mit dem Burschen wars nit viel."
„Ja, dös glaub i," lachte Kathrin, „dort oben hat erS wohl z'leicht ghabt, d« hat er ja förmlich vom Fenster aus schießen können."
„Dös hast richtig erraten, Kathrin."
„Wird dem BlachfeUner leid sein."
Ter Patmhofer stet mit gerunzelter Stirne seiner Schwester ins Wort: „Kathrin, red koa» Unsinn."
Tiefe aber uief: „Ach was, wahr tsts. I Habs mit meinen Augen gesehen und muß es niemandem nachsagen."
Bartl fragte erstaunt: „Ter BlachfeUner?"
„Koan anderen. Er und der Gruber Pepi, die kennen sich gut. Ter Blachsellner hat dem Pepi fei 'Jagdbeut abgekauft," - ,
„Kathnn," ineuile der Palmhoser wieder, dem es nicht angenehm mar, daß seine Schwester so vor dem Jäger daherredele.
„Laß mt, der Bartl macht koan Gebrauch davon, und wissen darf ers. Weißt, Bartl, es war reiner Zufall, daß i eines Tags fcho um drei tn der Früh aufg'wejen bin, wie i zum Fenster aussi schau — es ist jcho ziemlich hell g wesen — da Hab i grad den Gruber mit an g'fütlten Rucksack zum Biachw'lnerhof einischteichen g'sehen. Außer ist er mit an leeren Rucksack, dös könnt t beschwören."
„Ah, da schau her," erstaunte sich der Bartl, „so einer ist der BlachicUner, schau, schau, gut, daß ichs weiß, l dank dir, Kathrin."
„Wirst uns Ständ und Gang machen," meinte der Palmhofer.
Bartl beruhigte ihn.
„Bevor t einfchreit, mutz k selbst was g'sehen haben. Aber für den Fingerzeig bin t der Kathrin dankbar. Lebt'S wohl mitsammen."-
Bartl stieg mit seinem vierfüßigen Begleiter zum Windegg hinauf, wo der Franzi vor Freude über den schönen Hund einen Luftfprung nach dem anderen machte und mit dem gutmütigen Tiere alsbald innige Freundschaft schloß. Brigitta dankte Bartl und lobte den Hund, der ihr sehr gefiel. Auch der Maurer Hans trat herzu und streichelte die Dogge.
„Sapperlot," meinte er, „dös ist aber a stolzer Hund. Na, Franzl, was meinst, der Tyras braucht a Hütten. Heut nach Feierabend zimmern wir ihm eine."
„Kannst du das, Hans?" fragte Brigitta.
Bartl lachte. „Wirst no staunen, Brigitta, was der Hans alles kann. A Schlosser und a Tischler ist an ihm verloren gangen."
„Na," meinte der Knecht in seiner bescheidenen Art, „jetzt übertreibt der Bartl. Aber a bissele von jedem G'werb sollt ma in den Bergen heroben scho verstehen, man tut sie leichter."
„Dös ist freilich wahr und a große Hilf," gab Brigitta erfreut zu. Sie lockte den Hund zu sich, fuhr ihm mit der Hand liebkosend über den Kopf und Rücken und holte schließlich ein paar gute Bissen aus der Küche.
(Fortsetzung folgte