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Nummer 196

Fevnruf 17S

Mittwoch, den 24. August 1S27

Fernruf 179

62. Zuhrguup

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Der dritte Nationalitätenkongre

Um die Aufnahme der Mazedonier

Der Nationalitätenkongreß, die Vertretung der natio­nalen Minderheiten, tagt zum drittenmal vom 22. bis 25. August d. I. in Genf. In den zwei Jahren seit der ersten Tagung hat sich die Lage der nationalen Minder­leiten in den einzelnen Staaten nicht unwesentlich, aber nicht in günstigem Sinn verändert. Als ganz unverkennbare Tatsache' muß' es festgestellt werden, daß der Völker- immer mehr der Aufgabe, ein der nationalen Eigenrechte der sein, entzogen hat. Die starke Durch- Völkerbundsarbeit mit staatlicher Kabinetts­politik steht eben in zu schroffem Widerspruch mit Len ur­sprünglichen Aufgaben eines Organs, das bei seiner Be­gründung alsTräger des Weltgewissens" gedacht war. Als der Nationalitätenkongreß vor 2 Jahren zum ersten­mal zusammentrat, da war im Grunde ein Zweifel über das sittliche Recht der Bewegung nicht vorhanden. Daß die nationalen Minderheiten ein Recht auf die . Erhaltung ihres Volktsums besitzen, daß die Vergewaltigung des völkischen Eigenlebens durch den Staat ein Unrecht darstelle, das wurde schließlich auch von solchen Staats­männern zugegeben, die in der Praxis sehr andere Be­strebungen erfolgten. Aber seitdem das frühere brasilianische Mitglied des Völkerbunds, Mello Franco, seinen ver­hängnisvollen Satz von der Notwendigkeit des Ausgehens in der Staatsnation gesprochen hat, sind auch diese Grund­festen unserer Stellung erschüttert worden. Und heute erleben wir es, daß Mussolini ganz unzweideutig das Recht auf die Entnationalisierung der Angehörigen des "sasMischen Staats in Anspruch nimmt Das will besagen, daß er schlechthin die gesamte sittliche Grundlage zerreißt, auf der das neuzeitliche Völkerrecht aufgsbaut ist und aufgebaut werden soll. Fast die gleiche Nichtachtung gegenüber dem Recht des Volkstums zeigte der kleine Nachbeter des italienischen Diktators in Litauen-, der als eigentlichstes Ziel seiner Verfassungsreform die Ausschaltung der nationalen Minderheiten aus der parla­mentarischen Arbeit bezeichnete. Erinnert man sich des weiteren des Wahlterrors in Rumänien und beobachtet, wie bürgerliche Kreise in fast allen Staaten mit faszistischen Gedanken spielen, so sieht man, daß der europäischen Natio- nalitätenbewsgung eine Front grundsätzlicher Gegner er­wächst, der gegenüber zielbewußte Kampfarbeit unabweis- liche Pflicht ist.

Die Bewegung der nationalen Minderheiten hat in­zwischen eine beträchtliche zahlenmäßige Stärkung erfahren. Wenn im vergangenen Jahr die Katalanen in Spanien als neue große romanische Minderheit in den Kreis getreten sind, so werden diesmal wiederum zahlreiche neue Gruppen aufgenommer werden. Die Rumänen aus Südslawien, die Serben aus Rumänien, vielleicht auch die Basken und in irgendeiner Form die Mazedonier sollen in diesem Jahr an der Tagung teilnehmen

Der Kongreß wird unzweifelhaft an seinem Grundsatz festhalten, daß er lediglich die Fragen behandelt, die eine Lösung der Minderheitenfrage innerhalb der gegebenen staatlichen Grenzen ins Auge fassen. Nur auf diese Weise wird er die Bewegung von den Einflüssen irgendwelcher staatlicher Kabinettspolitik freihalten können.

Die bulgarischen Mazedonier, rund 60000V Seelen, die, um ihre Nationalität zu retten, vor den Serben und Griechen, den nunmehrigen Machthabern in Maze­donien, nach Bulgarien flüchten mußten, sind vom ersten und zweiten Kongreß als nicht vertretungsberechtigte Min­derheit anerkannt worden. Ihre Vertreter wurden über­haupt nicht, sondern nur Vertreter der in Konstantinopel und den Vereinigten Staaten wohnenden Mazedonier, und diese nur mit beratender Stimme, zugelassen. Diese Hal­tung wurde damit begründet, daß die nach Bulgarien ge­flüchteten Mazedonier unter dem Einfluß der bulgarischen Regierung stünden. Die bulgarischen Mazedonier versuchten vergebens, die Kongreßleitung von der Unrichtigkeit dieser Ansicht zu überzeugen. Der wirkliche Grund der Zurück­weisung der bulgarischen Mazedonier ist ja natürlich die Tatsache, daß die Serben und Griechen, die neuen Macht­haber Mazedoniens, das Vorhandensein einer bulgarischen Bevölkerung in Mazedonien überhaupt leugnen. Es ist aber eine unbestrittene Tatsache, daß vor der Flucht der bulgarischen Mazedonier aus Mazedonien die bulgarische Bevölkerung dieses Landes in dem heute griechischen Teil die Mehrheit, in dem heute serbischen Teil die überwiegende Mehrheit bildete, so daß sie darin auch heute noch die Mehrheit ausmacht. Mit Recht haben daher die bulgarischen Mazedonier die Zulassung von Kontantinopeler und amerikanischen Ersatzvertretern und noch dazu mit bloß beratender Stimme als einen Hohn auf ihr Volkstum zurückgewiesen. Es ist überhaupt selt­sam, daß der Kongreß der völkischen Minderheiten gerade diejenige völkische Minderheit anzuerkennen sich weigert, die durch die Flucht in das Gebiet des ihr stammverwandten bulgarischen Volkes am schlagendsten das ihrem Selbst­bestimmungsrecht zugefügte Unrecht erweist. DMt wenn

Tagesspiegel

Vizepräsident Dawes hat die Bewerbung um die Präsi­dentschaft in den Vereinigten Staaten abgelehnk.

Ein englisches Kriegsschiff hat in Nanking (dm Jangksej 150 Marinesoldaten gelandet.

sie sich den serbischen und griechischen Eroberern nicht durch die Flucht entzogen hätte, wäre sie vernichtet, min­destens aber der im serbischen Teil verbliebene Rest als völkische Minderheit unterdrückt und verleugnet worden. Gerade um dieser Vernichtung oder Unterdrückung zu ent­gehen, ist sie ja geflüchtet. Ihre Flucht ist er bündigste Beweis ihrer Vergewaltigung. Wenn ein Kongreß der völkischen Minderheiten der Vergewaltigung der Minder­heiten durch die Siegerstaaten Einhalt gebieten will, so ist es wohl in erster Linie seine Aufgabe, sich dieser bedauerns­werten Flüchtlinge anzunehmen. Hoffentlich wird der dritte Kongreß sich dieser Aufgabe bewußt werden und die bul­garischen Mazedonier nicht wieder durch Abweisung ihrer Vertreter mundtot machen.

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Die Eröffnung des Kongresses

Genf, 23. Aug. Der Kongreß für die nationale Minder­heiten wurde gestern durch den slowenischen Abgeordneten im italienischen Parlament, Dr. Wilfan, in deutscher Sprache eröffnet. Vertreten sind die Volksminderheiten von Deutschland, Polen, Ungarn, Spanien, Südslawien, Tschecho­slowakei, Dänemark, Rumänien, Bulgarien, Lettländ^Li- tauen, Italien und Oesterreich. Der deutsche Abgeordnete im lettischen Parlament Dr. Paul Schiemann führte aus, der nationale Gegensatz müsse aus den Gebieten vertrie­ben werden, in denen dis Zusammenarbeit der Menschen verschiedenen Volkstums geboten sei. Es müsse ein Minder­heiten recht verlangt werden, das die Verwaltung eigener nakionalkultureller Belange in die Hände der Minderheiten lege. In ähnlichem Sinn sprechen sich auch dieiLDertretrr der ungarischen und spanischen (katalanischen) -Msndt'- heiten aus. i-

Neue Nach^chtW

Hebung der deutschen Milchumts«HaW^

Berlin, 23. Aug. Reichslandwirtschaftsminister Schiele hat folgendes Rundschreiben an die Landesregierungen ge­richtet: - , .pf

Infolge der außerordentlich hohen EinfuhranMol- kereierzeugnissen aus dem Ausland ist vielfach eine ausgesprochene Absatzstockung für deutsche Molkereierzeug­nisse insbesondere Käse hervorgerufen worden. Da die Milchviehhaltung vorwiegend in den Händen der landwirt­schaftlichen Klein- und Mittelbetriebe ist, so bedeutet diese Entwicklung eine starke Gefährdung der bäuer­lichen Besitzer. Gleichzeitig stellen die hohen Einfuhren an Molksreierzeugnissen eine nicht mehr tragbare Belastung der deutschen Handelsbilanz dar. Infolge von handelsvertraglichen Bindungen kommen zur Zeit zur Beseitigung dieser Umstände zollpolitische Maß­nahmen nicht in Betracht. Umsomehr sollten wir die Mittel ergreifen, die aus eigener Kraft eine Besserung her- be-izuführen vermögen. Hier sollen in erster Linie die Standardisierungsbestrebungen (Herstellung einer gleichartigen und guten Qualitätsware) der hierzu be­rufenen Stellen nach Kräften gefördert werden. Dazu soll die Qualität der gewonnenen Milch und der Milch­erzeugnisse allgemein gehoben werden. Ein besonderes Augenmerk soll auf eine Rationalisierung der Molkereibetriebe zu richten sein. Soweit die Her­stellung von Standardwaren und die Erreichung der son­stigen Ziele davon abhängig ist, daß die modernen tech­nischen Einrichtungen für dis Milchgewinnung, den Milch­transport und die Milchverarbeitung ergänzt oder neu be­schafft werden, ist die Reichsregierung entschlossen, sich für eine Bereitstellung der erforderlichen Mit­tel im Kreditwege einzusetzen. r--

Die Landesregierungen sind daher aufgefordert worden, anzugsben, welche Kreditbeträge für ihr Staats­gebiet voraussichtlich erforderlich sein werden und ob eine Verbilligung des Zinssatzes dieser Kredite geboten erscheint.

Der Fall Kleinfranz

Berlin, 23. Aug. Die Berliner tschechoslowakische Ge­sandtschaft hatte kürzlich den Mut gefunden, das an dem böhmischen Arbeiter Franz Klein in Heidenheim in Gegenwart von zwei französischen Offizieren angestellte Verhör über dessen Aussagen über die Franzosengreuel in Orchies rundweg abzuleugnen. Da aber die Tatsache doch zu offenkundig ist, wird nunmehr zugegeben, daß einVer­treter" des tschechoslowakischen Konsulats (in München) in Heidenheim gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft hat die jedem Völkerrecht ins Gesicht schlagende Verletzung der deutschen Staatshoheit in Untersuchung g ezogen. . ^

Der Nationalsozialistische Reichsparleitag Nürnberg, 23. Aug. Zum Reichsparteitag der National­sozialistischen Arbeiterpartei war eine ungeheure Menge von Teilnehmern aus Bayern und dem ganzen Reich in Nürnberg zusammengeströmt. Der Vorbeimarsch des Fest­zugs durch die Hauptstraßen der Stadt, der sich in mili­tärischer Ordnung und ohne Störung vollzog, dauerte zwei volle Stunden. Immer neue Tausende marschierten an und begrüßten den Führer Adolf Hitler mit stürmischen Heil- Rufen. In den verschiedenen Versammlungen sprachen Land- tagsabg. Streicher, Reichstagsabg. Dr. Fr ick, der be­sonders an dem Parteiwesen und an der Außenpolitik Strefe- manns, die einen vollständigen Zusammenbruch erlebt habe, scharfe Kritik übte; ferner Landtagsabg. Dr. Vuttmann, Stadtrat F i e h l e r - München, Graf Reoentlow, Fe­der, Dr. Dinter, Dr. Göbbels und Rosenberg. In der Hauptversammlung sprach unter ungeheurer Be­geisterung Adolf Hitler.

Die auf dem Parteitag anwesenden Reichstagsabgeord­neten, sowie die preußischen, bayerischen, rvürttembergischen, sächsischen und thüringischen Landtagsabgeordneten sandten einen schriftlichen Protest gegen die gesetzwidrige Festhaltung von 435 Nationalsozialisten in Berlin durch das dortige sozialistische Polizeipräsidium an den Reichsprä­sidenten von Hindenburg und ersuchten um sein Eingreifen. Der Protest wurde an Len Reichsminister des Innern zur Behandlung weitergeleitet.

DieDeutsche Ztg." weiß zu berichten, das preußische Innenministerium habe im geheimen Beamte zur Ueber- wachung des Parteitags nach Nürnberg gesandt. Die bay­rische Regierung werde sich gegen diesen Uebergriff beim Reich beschweren. Die betreffenden Beamten seien in Nürn­berg erkannt worden. --

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Das S..ds-Ler Miülärübcenrschung in Ungarn Genf, 23. Aug. Der Generalsekretär des Völkerbunds veröffentlicht ein Schreiben, in dem Briand im Namen des Botschasterrats mitteilt, daß der Interalliierte Mili­tärüberwachungsausschuß für Ungarn seine Arbeiten ein- ' gestellt habe, mit gewissen Vorbehalten bezüglich dLr Ein­stellung der Rekruten nach den Bestimmungen des Friedens­vertrags von Trianon. Es sei Sache des Völkerbundsrats, daraus die ihm als zweckmäßig erscheinenden Schlüsse zu ziehen. Es fragt sich nur, welcher Art die Schlüsse sein werden, die der Rat daraus ziehen soll.

HEsI 80 LL0 Flamen an den Uergräbern Brüssel, 23. Aug. Am Sonntag war die große Bet­fahr t'd e r Flamen zu den Gräbern an der User. Es waren mindestens 80 WO Besucher gekommen, mehr als 500 Fahnen wurden gezählt. In den Ansprachen zeigte sich, wie die Flamen diese sich jährlich wiederholende und immer stärker werdende Kundgebung als den Ausdruck ihres Willens zur Anerkennung ihrer Volksrechte betrachten. Die Schlachten an der Bser, an denen 80 v. H. Flamen be­teiligt waren, haben ihnen schon damals nicht nur als Kampf gegen die Feinde des gemeinsamen Vaterlands ge­golten, sondern auch als Kampf für ihre eigenen Rechte. Sie waren überzeugt, daß nach dem Krieg ihre Befreiung von der Unterdrückung durch die Wallonen kommen würde. Diese Hoffnung hat sich nicht so erfüllt, wie sie glaubten. Darum gewinnen mit dem immer stärker werdenden Na­tionalbewußtsein der Flamen Kundgebungen dieser Art an Bedeutung. Die Rode des Rechtsanwalts Verpoorten schloß mit den Worten:Hier liegen die Toten wie Saatkorn im Sand; Hoff' auf die Ernte, mein Flandernland."

^ Hinrichtung der Anarchisten in Boston Boston, 23. August. Der Gefängnisdirektor teilte gestern abend den Häftlingen S a c c o, V a n z e t t i und M a d e i r o, alle aus Italien eingewandert, mit, daß sie in der Nacht mittels des elektrischen Stuhls (also durch Starkstrom) hin­gerichtet werden. Um 12.02 wurde zuerst Madeiro auf den Stuhl verbracht, 12.09 Sacco und 12.20 Uhr Vanzetti. Nach je 6 oder 7 Minuten wurden sie amtlich für tot erklärt. In der weiteren Umgebung des Gefängnisses waren umfassende Sicherheitsmaßnahmen gegen kommunistische Störungen ge­troffen worden. Die Blätter anerkennen, daß das Gericht und die Regierung sich nicht durch die zahllosen Bomben­anschläge der künstlich aufgereizten Kommunisten habe ein- schüchtcrn lassen, und sie verlangen ein scharfes Vorgehen der Staatsgewalt gegen die Uebeltäter und die hinter ihnen stehenden Kreise. Auch die Cinwanderungsbestjmmungen sollen schärfer gehandhadt werden. DieWorld" sagt da­gegen, es sei nicht ausgeschlossen, daß ein Justizirrtum vor- l'.ege,

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Sacco und Vanzetti sind bekanntlich bereits vor sieben Jahr'en wegen eines doppelten Raubmords zum Tod verur­teilt worden. Madeiro war der Anführer einer Räuber­bande, er hat eine ganze Anzahl von Raubmorden begangen. ^ In G e n f wurden in dem Gebäude, in dem gegenwärtig die Internationale Verkehrskonserenz tagt, von Kommuni­sten die Fenster eingeworfen. Die Räume des amerikanischen Reisebüros Blenk, Ford u. Eie. wurden teilweise zerstört und das.daneben liegende amerikanische Schuhgeschäft Walk-