Württemberg
Stuttgart, 22. August. S a chs e n s p e n d e. Der Gemeinderat hat für di« Hochwassergeschädigten m Sachsen einen Beitrag von 10 000 <ckt bewilligt.
Leipziger Herbstmesse 1927. Von der Reichsbahndirektion wird mitgeteilt: Anläßlich der vom 28. August bis 3. sept. dieses Jahres in Leipzig stattfindenden Herbstmustermesse werden in den Berliner Schnellzügen durchlaufende Lagen 2. und 3. Klasse zwischen Stuttgart und Leipzig geführt. Fer- ner sind Sonderzüge 2. und 3. Klasse mit 33 Proz. Fahr- Preisermäßigung von Stuttgart nach Leipzig vorgesehen.
Freispruch. Schultheiß Kümmel von Strümpfelbach hatte sich mit vier weiteren Angeklagten vor dem Schöffengericht in Cannstatt wegen Vergehen der Beihilfe zum Betrug zu verantworten. Kümmel hatte Baudarlehensgesuche der anderen Angeklagten bescheinigt, obwohl diese Gesuche Unrichtigkeiten enthielten. Sämtliche Angeklagten wurden frei gesprochen und die Kosten des Verfahrens auf die Staatskasse übernommen.
Zur Toülvvlgssahr. Getötet wurden in Stuttgart bis jetzt 25 Hunde, einesteils, weil sich der Besitzer nicht meldete oder weil der Eigentümer keinen Wert darauf legte, seinen Hund wiederzuhaben. In einigen Fällen wurden Tiere getötet, weil sie trotz vorhergegangener Verwarnung wiederholt abgefangen wurden. Die Tötung erfolgte ohne Rücksicht auf den Wert. Durchschnittlich werden im Tag 4—5 vierbeinige Strolche eingefangen. Im Tierheim befinden sich gewöhnlich etwa 40 Hunde. 80 Proz. der eingefangenen Hunde kommen wieder frei. Die Zahl der getöteten Hunde ist verhältnismäßig gering, wenn man in Betracht zieht, daß es in Groß-Stuttgart 11 000 Hunde gibt.
Stuttgart, 22. August. Festnahme eines Hochstaplers. Einen gefährlichen Betrüger hat dieser Tage die Stuttgarter Polizei in der Person des 26 Jahre alten Kaufmanns Walter Dorn von Nördlingen ergriffen. Dorn ist wegen Amtsanmaßung, Betrugs und Urkundenfälschung im In- und Ausland schwer vorbestraft. Er kam Anfang August nach Stuttgart, lockte durch Zeitungsanzeigen Stel- lsnsuchcnde an, versprach ihnen Vertreterposten für eine Neuyorker Firma und veranlaßte sie zur Leistung von Kautionen. In einem Fall kam es zu einem Betrug in Höhe von 2000 -R, jn den anderen Fällen blieb es infolge des Eingreifens der Polizei beim Versuch.
Wegen betrügerischer Anpreisung von Heilmitteln ist dieser Tage der in Stuttgart wohnende 36jährige Maschinenarbeiter Johann Schmidt von Zuchering bei Ingolstadt durch die Polizei festgenommen worden. Schmidt hat sich auf diesem Gebiet schon früher betätigt. Er ist erst im Juni d. I. nach Verbühung einer längeren Strafe aus dem Gefängnis entlassen worden. Neuerdings hat er, als Arzt sich aufspielend, unter dem Begeben, ihm sei die Herstellung eines neuen, gegen mancherlei Krankheiten sicher wirkenden Heilmittel-; gelungen. Kranke angelockt und ihnen gegen teures Geld ein Gemisch von Salatöl und Mohnöl aufgehängt.
Aus dem Lande
Hohenheim, 22. Aug. Starkes Fernbeben. Jn der Nacht auf Sonntag verzeichnet« die hiesige Erdbebenwarte ein ziemlich starkes Fernbeben. Die Vebenwellen, die aus einer Entfernung von über 10 000 Kilometer (Sumatra oder Südamerika, Provinz Peru) an der hiesigen Warte ankamen, hielten den Apparat etwa eine Stunde in Bewegung.
Vaihingen a. F., 20. Aug. Unterschlagung. Der frühere Amksdiener Grau wurde gestern von dem erweiterten Schöffengricht Stuttgart wegen einfacher Unterschlagung zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis und zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt. Zwei Monate und 15 Tage wurden für Untersuchungshaft angerechnek. Der Haftbefehl gegen Grau wurde, weil kein Fluchtverdacht bestand, aufgehoben.
Leonberg, 22. Aug. Notlandung. Jn Vogental bei Gebersheim mußte das auf dem Flug von Mannheim nach Böblingen befindliche Daimler-Leichtflugzeug D 978 wegen Benzinmangel landen. Der Führer halte in dem Gewitter die Richtung verloren und irrte zwischen Leonberg und Ludwigsburg umher. Nachdem das Benzin eingetroffen war, wollte der Flugzeugführer weiter; beim Anlaufen des Flugzeugs blieb ein Flügel in einer Garbe hängen. Das Flugzeug drehte sich um sich selbst, wobei ein Propeller abbrach. Es mußte dann abtransportiert werden.
Grunbach i. Remslag, 22. Aug. Ortsvorsteher- wahl. Die Ortsoorsteherwahl zeitigte nachstehendes Ergebnis: H. 5 erg er aus Waiblingen, zurzeit Obersekretär beim Wohnungsamt in Stuttgart, erhielt 446 Stimmen, H. Beuktler aus Maichingen, zurzeit Gemeindepfleger in Korntal, erhielt 303 Stimmen. Ungültig 10 Stimmen, Jerger ist somit gewählt. Von 834 Wahlberechtigten haben 759 abgestimmt.
Ebingen, 22. August. Erfolgreiche Jagd auf Kreuzottern. Am Sonntag konnte Georg Schüler von hier drei Kreuzottern unschädlich machen. Damit gelang es ihm, diesen Sommer schon 33 dieser gefährlichen Vipern zu erlegen.
Alm, 22, August. Pilzvergiftung. In das städt. Krankenhaus wurde nachts eine Familie mit 5 Personen ein- geliefert, die an Pilzvergiftung erkrankt ist.
Ludivigsburg, 22. Aug. AusdemFen st erge stürzt. Zm ersten Stock seiner Wohnung in der Seestraße bekam ein Herr, der am Fenster lehnte, plötzlich einen Anfall und stürzte in ziemlicher Höhe auf die Straße herunter. Der Verunglückte erlitt einen lebensgefährlichen Schädelbruch.
Markgröningen, 22. Aug. Ein Wohnhaus und fünf Scheunen abgebrannt. Nachts brach im Mittelpunkt der Stadt, wo die Häuser dicht nebeneinanderstehen, in einer mit Ernkevorräten dicht gefüllten Scheuer Feuer aus, das rasch um sich griff und vier weitere Scheuern erfaßte. Auch das große Wohnhaus der Witwe Kaupp wurde vom Feuer ergriffen und ist mit den fünf Scheuern nieder- gebrannt. Von Zuffenhausen, Feuerbach und Ludwigsburg waren Motorspritzen zur Hilfe herbeigeeilk. Die Löschungsarbeiten dauerten bis 6 Uhr morgens, da das Feuer immer wieder emporloderte. Man vermutet Brandstiftung.
Beilstein OA. Marbach, 22. Aug. Motorradunfall mit Todesfolge. Der 21jähr. Karl Euchner aus Grafenberg OA. Nürtingen wollte bei der St. Anna-Kirche mit dem Motorrad ein Fuhrwerk überholen, während ihm ein anderes Motorrad entgegenkam. Dabei fuhr er auf das Pferd auf, das am Fuß stark verletzt wurde; er selbst stürzte mit dem Rad und erlitt einen schweren Schädelbruch, dem er im hiesigen Krankenhaus erlag. Sein löjähriger Beisitzer kam mit dem Schrecken davon.
Heilbronn, 22. August. 50 Jahre Arzt. Medizinalrat Dr. Friedrich Haag konnte im Kreis seiner Familie sein 50jähriges Arztjubiläum und seinen 75. Geburtstag begehen. Der Jubilar ist längere Zeit Oberamtsarzt gewesen und erfreut sich allgemeiner Wertschätzung.
Fräulein Rosine Minier ist 991s Jahre alt. Sie befindet sich seit etwa 10 Jahren im Fürsorgeheim und erfreute sich bis vor kurzem einer guten körperlichen und geistigen Frische. Jetzt fällt sie aber zusehends zusammen und es ist fraglich, ob sie ihr 100. Lebensjahr vollenden wird.
hall, 22. Aug. Schwarzbrenner. Wegen Herstellung unversteuerten Branntweins verurteilte das erweiterte Schöffengericht den 50jährigen Brennereibesitzer Hermann Klingler von Standorf, Gde. Niederrimbach, OA. Mergentheim, zu 200 Mark Geldstrafe und einer weiteren Strafe von 115 789 Mark, evt. zu 4 Monaten Gefängnis, seinen 25jährigen Sohn Hermann zu 50 Mark Geldstrafe und der weiteren Strafe von 28102 Mark, im Fall der Uneinbringlichkeit zu 1 Monat Gefängnis. Der Wert des verbotenerweise abgeleiteten Branntweins ist vom Angeklagten Klingler alt mit 20 102 Mark zu erlegen. Falls diese Summe nicht beigetrieben werden kann, tritt an ihre Stelle eine Gefängnisstrafe von zwei Monaten. Die beschlagnahmten Gerätschaften werden eingezogen. Die Angeklagten haben auch die Kosten des Verfahrens zu tragen.
Langenburg OA. Gerabronn, 22. Aug. VielLeidin kurzerZeit. Bahnhofrestaurateur Greiner verlor in den letzten 11s Jahren durch Tod drei Brüder und eine Schwägerin. Ein vierter Bruder hier, der noch überlebende von sechs, erlitt anfangs letzter Woche einen Schlaganfall, dem er am Samstag nacht erlegen ist. Seine 46 Jahre alte Frau, die schon seit Jahren an einer unheilbaren Krankheit litt, starb am Montag früh. Der nun Alleinstehende mußte an zwei aufeinanderfolgenden Tagen den schweren Gang zum Friedhof machen. Und jetzt liegt seine Schwägerin, die ihre Schwester pflegte, im Trauerhause krank darnieder.
kirchheim u. T., 22. Aug. Lebensrettung. Der hiesige Kriminaloberwachtmeister Hilbert hat unter eigener Lebensgefahr ein Fräulein von Dettingen u. T., das beim Baden an eine tiefe Stelle griet, vom Tod des Ertrinkens gerettet.
Reutlingen, 22. Aug. 6 0. Geburtstag. Der bemo- kratische Landtagsabg. Emil Roth- Reutlingen feierte am Sonntag seinen 60. Geburtstag.
Rottenburg, 22. August. Erntedankopfer. Am Erntedankfest werden in den katholischen Kirchen des Landes die Opferbecken für eine Kollekte für den Notstandsfonds der Zentralleitung für Wohltätigkeit in Stuttgart ausgestellt. Das Erträgnis ist für die durch Hagelschlag und Hochwasser Geschädigten bestimmt.
Möhringen OA. Horb, 22. Aug. Hohes Alker. Am 22. August ds. 5s. feiert Frau Babette Weil, geb. Hauser hier ihren 95. Geburkstag. Sie ist geistig und körperlich noch sehr rüstig.
Spaichingen, 22. Aug. Todesfall. Unerwartet rasch ist Oberamtmann a. D. Andreas Locher gestorben. Er trat 1924 in den Ruhestand.
Reichenbach OA. Geislingen, 22. Aug. 9 9 Jahre. Stationskommandant a. D. Josef Kühle hier trat am 20. August in sein 100. Lebensjahr. Er diente 30 Jahre beim Militär und wurde dann Landjäger. Im Ruhestand war er noch Pförtner im Mauserwerk in Oberndorf a. N, Kühle, der körperlich und geistig noch erstaunlich ist, war mit Ausnahme eines leichten vorübergehenden Augenübels nie in seinem Leben krank und führte auch keine besondere Lebensweise. Seine Frau erreichte ein Alter von 83 Jahren. Von seinen fünf Kindern lebt noch eine Tochter, die ihm den Haushalt führt.
Ulm. 22. Aug. Untreue. Das große Schöffengericht verurteilte den 58 I. a. verh., bisher nicht vorbestraften Landwirt und Straßenrvart Moll in Uttenweiler, der seit 1912 geschäftsführendes Vorstandsmitglied einer dortigen Genossenschaftsmolkerei war, wegen erschwerter Urkundenfälschung und Untreue unter Zubilligung mildernder Umstände zu 3 Monaten Gefängnis und 100 ^ Geldstrafe. Moll hat mehrere Jahre hindurch Register und Bücher der Genossenschaft gefälscht, kleinere Mengen und mindere Preise für ihre von der Molkerei bezogene Magermilch eingetragen, wodurch er um etwa 180 -R und der Rechner um etwa 440 -K zum Nachteil der Molkerei sich bereicherte.
Die 22jährige Verkäuferin Braun von hier stahl im Juni d. I. ihrem Prinzipal aus einer im Kontor liegenden Mappe 310 tti Papiergeld und gab es ihrem Bräutigam, dem 21 Jahre alten, schon wiederholt und erheblich vorbestraften arbeitslosen Former Heudier hier, der es als Anzahlung für eine gekaufte Schlafzimmereinrichtung verwendete. Die Braun, die schon 7 Jahre in dem betreffenden Geschäft ist, erhielt vom Amtsgericht Ulm wegen Diebstahls an Stelle von 10 Tagen Gefängnis 100 Geldstrafe, ihr Bräutigam wegen Hehlerei 1 Jahr Gefängnis.
Ulm, 22. Aug. Wem gehört das Geld? Bei der Kriminalabkeilung wurde Mitteilung darüber gemacht, daß eine Brieftasche mit verschiedenen hundert Mark Inhalt in Papiergeld und Münze in der näheren Umgebung der Wilhelmshöhe Ende Juli oder Anfang August 1927 gefunden worden sei. Der Verlust ist nicht zur Anzeige gebracht worden.
Rereshelm, 22. Aug. E i n P r i n z i m Kl o ste r. Prinz Emanuel von Thurn und Taxis emvfing in der hiesigen Schloßkirche die niederen Weihen. Die fürstliche Familie wohnte der Feier an.
BerghLlen OA. Blaubeuren, 22. Aug. Zündender Blitz. Die Scheuer des Landwirts und Boten Georg Vöttinger ist durch einen Blitzschlag mit der ganzen Ernte eingeäschert worden. Böttinger ist versichert.
RieLlingen, 22. Aug. Gaukag der Oberschw. Gewerbe- und Handwerkervereine. Am Sonntag fand hier der 23. Gautag Oberschwäbischer Gewerbe- und Handwerkervereine stakt. Nach Begrüßungsworken durch den Gauvorsiand B r u d e r - Weingarten und durch den Vorstand des Gewerbevereins Niedlingen, Fischer, sowie Stadtschultheiß Fischer-Riedlingen, hielt der Syndikus der Handwerkskammer Heilbronn, Dr. Frey, einen Vorkrag über das Handwerk in Staat und Wirtschaft. Buch- druckereibesiher Krauß-Weingarken ging näher auf Steuer - fragen ein. Angenommen wurde eine Entschließung Kah betr. die Förderung verschiedener Verkehrsverbesserungen für das Oberland. Der nächste Gaulag findet in Schussen- ried, der übernächste in Wangen statt.
Vom Oberland, 22. August. Das Radio als Unglück s b o t e. Bekanntlich ist vor kurzer Zeit in der Schweiz Graf Wilhelm v. Waldburg-Zeil bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Seine Gemahlin ist eine geborene. Gräfin
Die WindeggbSuerin.
Roman aus dem Hochtal von Wolfgang Kemter.
Copyright by Greiner L Comp., Berlin W 30.
Nachdruck verböte«
7. Fortsetzung.
Während Brigitta in den Vormittagsstunden der folgenden Tage in dem kleinen Gärtchen vor dem Hause, das zum Schutze gegen naschhaftes Hühnervolk mit einem grüngestrichenen Holzzaune umgeben war, kleine Salrt- pflänzchen versetzte, hatte sie, in ihre Arbeit vertieft, einen sich nähernden Schritt überhört und war daher nicht wenig erstaunt, als sie Plötzlich mit den Worten angeredet wurde: „Guten Tag, Brigitta, bist alleweil fleißig?"
Arm richtete sie sich auf, schob mit dem Handrücken ein paar widerspenstige Haare, die sich aus ihrer glatten Frisur gelöst hatten und in die Stirne hingen, zurück und erwiderte: „Guten Tag, Bartl, bist auch da heroben?"
„War schon im Revier. Was i dir sagen möcht, Bri- gitta, in deinem Wald war Holz zum Schlagen."
„Weiß schon, Bartl. I Hab letztes und vorletztes Jahr koa Leu- kriegt zu der Arbeit. Bin mehrmals beim Bor- steher gewesen, er hat mir aber nit helfen können. Ob s Heuer besser wird? An Knecht hält t, aber der allein kann a nix tun."
T«r Jäger dachte einen Augenblick nach, dann meinte
vs 1 dir irvt a paar Mann .mshelfen.
^ zum Holzfällen enthoben."
Etwas ^ * dw danken. I brauchet dös Holz,
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„Der macht sich ganz gut, recht zusrieden bin t. Er ist fleißig und versteht die Arbeit. Wegen dem Wildern Hab i's ihm ganz offen g'sagt, er will nix mehr davon wissen/'
Um Bartl Leukners Lippen huschte wieder das etwas ungläubige Lächeln, er sprach aber nur: „Dann ist's jo recht. Tie Hauptfach ist, daß du zufrieden hist/'
Während sie so miteinander plauderten, kam der, von dem sie zuletzt gesprochen hatten, mit einem Bündel Heu, das er in eine große Blähe gebunden hatte — die in diesen Bergen übliche Art des Heueintuns —, von den steilen Wiesen herunter. Vor dem Hause ließ er das schwere Bündel zu Boden gleiten. Wie er dann anfschaute, sah er die beiden ber ihrem gemütlichen Plausche. Brigitta hatte ihre Arbeit wieder ausgenommen, der Jäger lehnte sich über den Zaun, rauchte sein Pfeifchen und sprach mit Brigitta. Eine ganze Weile waren des Knechtes Blicke auf die beiden gerichtet, ohne daß es diese merkten. Tabei flog ein häßlicher Schatten über das Gesicht des Gruber Pepi, und in seinen Augen war ein stechenoer Glanz, wie in denen einer zum Sprunge bereiten Katze. Tann bückte ec sich rasch, raffte das Bündel auf und verschwand damit im Stadel. Bis er wieder erschien, war Bartl schon davon und Brigitta ins Haus gegangen.
„Jäger," brummte er, „i komm dir mit der Büchsen nit mehr in die Quer, kreuz du meinen Weg a nit."
Merkwürdig oft führte jetzt Bartl Leukner jein Weg am Windegghof vorbei, nahezu jeden Tag. Es zog ihn etwas da hinauf, darüber bestand für ihn kein Zweifel mehr. Oft war der Weg über das Windegg ein namhafter Umweg, er machte ihn doch. Was wollte er eigentlich da oben in der Einöde? Nicht viel. Brigitta gefiel ihm von Tag zu Tag mehr. Es ließ sich so prächtig plaudern mit ihr. Tas war noch ein vernünftiges Frauenzimmer, mit Hellem Kopfe und das Herz am rechten Flecke. Keine solche Zierpuppe, kein so zimperliches Ding wie die Blach- sellner Lies. Freilich, Brigitta war viel älter wie die Lies. Trotzdem, Bartl machte sich ganz eigene Gedanken und war recht enttäuscht, wenn er Brigitta einmal nicht antras.
„Hab di gestern nit g'sehn," meinte er dann am anderen Tage so leichthin.
,Last mi gar g'mangelt?" lachte das junge Weib, der Bartl ernst: „Wenn t dt hält." rasch"wen§°?Me Röte ms Gesicht, hör? Wb 7um hätte sie die Worte über-
das Wetter. Bartl? Krieg "wir an?Reg"en?''- „Wird nit euSbleiben. der Föbn KE'
„Kommt mir a also vor. Na, uixjer Heu Hütten wir glücklich unter Tach. Gestern haben wir das letzte vom Nack herab."
„Ist a gut's wieder weg."
„Ja, i bin allweil froh, wenn dös wieder tan ist."
Als Bartl an diesem Tage talabwärts schritt, oa sah ihm Brigitta mit einem eigenen, langen Blicke nach. Uno wieder stieg, ohne daß sie es hindern konnte, eine dunkle Röte in ihre Wangen, in ihre Augen aber trat ein sinnender, weicher Glanz.
Wäre es möglich, daß das Leben auch für sie noch etwas bereit hielt, nach dem sie sich, besonders in ihrer? düstersten Stunden, so oft und heiß gesehnt hatte? Etwa? anderes, als das frühe Witwentum auf der Winoeggl
Was hatte Bartl mit seinen Worten gemacht? Sie hatte ihn nun kennengelernt, den ernsten Mann, er mar kein Vielsprecher und erwog, was er sagte. Das hatte er von seiner Mutter. Er war überhaupt nur der Statur nach ein Leukner, Hochmut und Geldstolz kannte der Bartl nicht.
Plötzlich aber zuckte Brigitta so jäh zusammen, als erschrecke sie vor den eigenen Gedanken. Ein halb bitteres, halb wehe? Lächeln zuckte um ihre Lippen.
„Dummes Ding," schalt sie sich selbst, „was fällt dir ein. Dm und der Bartl Leukner. Der zukünftige Großbauer und die Einödbäuerin passen schlecht zusammen. Ta war die Blachfellner Lies eine andere Partie."
„Mutter," klang Franzls Stimme in ihre Gedarrter hinein, und Brigitta zuckte abermals zusammen, als ob sie sich selbst auf einem schweren Unrechte ertappte. Sie preßte die Lippen fest aneinander und wandte sich dem Hause zu.
Hier oben war und blieb ihr Platz. Dem, der soeben gerufen hatte, gehörten ihre Tage. Bis er flügge war und sie nimmer brauchte — war ihre Zeit schon um.
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(FoUjetzung folgt.)