ein einziger Minister sei erschienen. Der „staatsanzeiger , das amtliche Organ der württ. Regierung, habe dem Geburtstag der Verfassung nicht ein Wort gewidmet. Abg. Reu ersucht die Staatsregierung um Auskunft darüber, aus welchen Gründen sie nicht auch an der Pflege des Nationalbewußtseins anläßlich des Verfassungstages sich beteiligt und warum der „Staatsanzeiger" darauf verzichtet habe, die deutsche Republik zu feiern.
Vom Konsulatwesen. Dem Honorarkonsul von Haiti in Stuttgart Herrn Erwin K l i n g l e r ist mit Zustimmung der württ. Staatsregierung namens des Reichs das Exequatur erteilt worden.
Falsche Reichsbanknoken über 20 -R. Die Reichsbank teilt mit: Von den im Umlauf befindlichen Neichsbanknoten über 20 mit dem Datum des 11. Oktober 1924 ist eine Fälschung festgestellt worden, die als solche in nachstehenden Merkmalen zu erkennen ist: Pflanzenfaser, Wasserzeichen und die Prägung des Kontrollstempels in der gemusterten Vlindprägung fehlen.
Vom Tage. Montag früh, kurz vor 10 Uhr, entstanden in einer Wirtschaft in der Olgastraße Streitigkeiten: ein 22 I. a. Kellner mußte mit schweren Kopfverletzungen ins Katharinenhospttal überführt werden.
Am Samstag abend stieß auf der Straße nach der Solikude bei Beginn des Waldes in Südheim ein mit fünf Personen besetztes Auto, das von der Solitude kam, mit einem aufwärtsfahrenden Personenkraftwagen zusammen. Drei Personen erlitten leichtere Verletzungen und wurden nach dem Marienspital überführt. Die Schuld an dem Unfall trifft den Lenker des aufwärtsfahrenden Wagens. Er soll sich in angetrunkenem Zustand befunden haben.
Stuttgart, 16. Aug. Unfallfürsorge für Bell m t e. Nach Uebereinkunft sämtlicher Ministerien wird als Dienst im Sinn des Art. 1 Abs. 1 beziehungsweise als Ausübung des Dienstes im Sinn der Artikel 17 und 18 des Unfallfürsorgegesetzes für Beamte vom 23. Dezember 1902 auch behandelt werden: 1. die Zurücklegung des Weges nach und von der Arbeiks- bzw. Dienststätte, 2. Verwahrung, Beförderung, Instandhaltung und Erneuerung des Arbeitsgerätes, soweit sie mit der Beschäftigung oder Tätigkeit in Betrieb oder Dienst unmikelbar Zusammenhängen.
Don einer Wagendeichsel aufgespießk. Am Montag abend um 9 Uhr ereignete sich in der Brauerei Mulle ein schwerer Unfall. Einem 45jährigen Arbeiter drang die Deichsel eines Magens in den Unterleib. Er wurde schwerverletzt in das Kakharinenhospital übergeführt.
Aus dem Lande
Oehringen, 16. Aug. Eröffnungder Po st aut o- linie Bretzfeld-Neuhütten. Ein langersehnter Wunsch, von der dem Mainhardter Wald am nächsten gelegenen Bahnstation Bretzfeld nach Neuhütten eine öffentliche Verkehrsgelegenheit zu erhalten, ist jetzt durch die Eröffnung der Postautolinie Bretzfeld-Neuhütten in Erfüllung gegangen.
Oehringen. 16. Aug. Eigenartige Baumfrucht. In Untersteinbach wurde im Waldteil Winterberg auf einer Fichte ein Damenrad gefunden. Da nicht bekannt ist, daß Fichten Räder tragen, dürfte es sich um ein gestohlenes und dort verstecktes Fahrrad handeln.
Künzelsau, 16. Aug. Jäher Tod. Heinrich Körner, langjähriges Gemeinderatsmitglied und Obermeister der Bäckerzwangsinnung, eine allgemein beliebte und geschätzte Persönlichkeit unserer Stadt, wurde vom Schlag betroffen und war sofort tot.
Mergentheim, 16. Aug. Tödlicher Mokorrad- unfall. Auf der Landstraße Königheim—Tauberbischofsheim rannte der 28 3. a. Sattler Adolf Plappert, Sohn des Möbelhändlers Plappert, mit seinem Motorrad gegen einen Baum. Er war sofort tot.
Degenfeld OA. Gmünd, 16. Aug. Schafdiebskahl. Dem Schäfer Karl Mohring vom Hetzenhof, Gde. Lorch, wurden aus seinem auf dem Kalten Feld aufgeschlagenen Pferch zwei fette Mutterschafe im Wert von 120 oR gestohlen.
Aalen. 16. Aug. Tagung. Der Verband der selbständigen Buchbindermeister und Schreibwarenhändler des Landes Württemberg hielt feine 28. Tagung ab.
Heidenheim. 16. Aug. Einweihung. Am Sonntag vormittag wurde hier das neue Reithaus eingeweiht. Der Vorsitzende des Reitervereins, Dr. Ott. begrüßte die Gäste und sprach über die Entstehung und die Entwicklung des
Reitervereins Heidenheim. Dann folgten weitere Ansprachen und Vorführungen des Vereins.
Am Samstag mittag kam die Frau des hiesigen Stationsdieners Grandy, als sie die Bahnhof- und Brenzstraße mit ihrem Fahrrad überqueren wollte, unter ein von der Bahn» Hofstraße herkommendes Vierauio. Schwerverletzt wurde sie ins Bezirkskrankenhaus überführt, wo sie alsbald gestorben ist.
Alkdorf OA. Nürtingen, 16. Aug. Wundstarrkrampf. Das 5jährige Töchkerchen des Amtsdreners Speidel von hier trat beim Barfußlanfen in einen Dorn. In kurzer Zeit trat Wundstarrkrampf ein, dem das Kind rn der'Tübinger Klinik erlegen ist.
Tübingen. 16. Aug. Bon der Universität. Der ordentliche Professor für Pharmakologie Dr. Iacobi an der medizinischen Fakultät der Universität Tübingen ist von seinen Amtspflichten enthoben worden.
Rokkenburg, 16. Aug. Brand. Gegen 1 Uhr standen auf einmal auf dem Platz der Dreschmaschine beim Schlacht- Hof zwei Garbenwagen lichterloh in Flammen. Man vermutet Brandstiftung.
Rokkweil, 16. Aug. NägelimMagen. Im hiesigen Bezirkskrankenhaus mußte sich ein Schreinerlehrling, der über Magenschmerzen klagte, einer Operation unterziehen. Diese förderte eine große Zahl Nägel und Schrauben zu Tage, die etwa drei Pfund wogen. Die Operation wurde von Dr. med. Walz in Oberndorf vorgenommen. Diese Eisensammlung im menschlichen Magen hat ihre Ursache in der üblen und verwerflichen Angewohnheit der Handwerker, Nägel bei der Arbeit in den Mund zu stecken. Der von seiner eisernen Magenlast befreite junge Mann befindet sich jetzt wohl.
Schwenningen, 16. Aug. Ertrunken. Der 19jährige Feinmechaniker, Rudolf Hörmann, Sohn des Buchbinders W. Hörmann, ob dem Brückls wohnhaft, ist beim Baden im Kirnbergsee zwischen Donaueschingen und Bräunlingen ertrunken.
Schwenningen, 16. Aug. Todesfall. Am Samstag morgen traf die Trauerkunde hier ein, daß Johann Georg Mehne, der Inhaber der gleichnamigen elektrotechnischen Fabrik und der vorm. Fürstlich-hohenzollerischen Maschinenfabrik Immendingen in Baden in der Schweiz nach nur zweistündiger Krankheit aus dem Leben geschieden ist.
Alm, 16. Aug. Schwäbischer Gesellentag. Der Montag wurde eingeleitet mit einem gemeinschaftlichen Gottesdienst in der Wengenkirche. Im großen Saal des Gesellenhauses begannen dann vormittags die Dorstands- kagungen, die von dem Diözesanpräses Hinderberger geleitet wurden. Es wurden verschiedene Vorträge gehalten, die unter dem Leitgedanken «Die Erziehung zum tüchtigen Familienvater" ständen. Die Gesellenvereine und ihre Mikgliederzahl sind in den letzten 20 Jahren um 50 v. H. gestiegen. Von 2 Ahr fand die Tagung ihren Abschluß.
In der Nacht zum Samstag gab es kurz nach Mitternacht innerhalb der Hirschstraße zwischen zwei Männern eine Schlägerei, in dessen Verlauf einer der beiden das Messer zog und den andern am Kopf ziemlich schwer verletzte. Don den vielen Zuschauern soll keiner Anstalten gemacht haben, der Prügelei Einhalt zu tun.
Lanpheim. 16 Aug. Tödlicher Unfall. Direktor Büllacher bei der Allg. Ortskrankenkasse lief auf dem Bahnkörper am Montag früh 5 Uhr vom Laupheimer Hbf. der Stadt zu. Infolge seiner Schwerhörigkeit vernahm er den ihn einholenden Zug nicht: «r wurde von der Maschine beiseite geworfen und erlitt einen tödlichen Schädelbruch.
Nokkum OA. Biberach, 16. Aug. Brandstiftung, Vergangene Woche brannte auf dem Einöohof Brauchte ein Strohschober nieder. Brauchte hatte erst vor kurzer Zeit den Hof übernommen. Als Brandstifter wurde der Vorbesitzer festgenommen,
Waldsee, 16. Aug. UnterfalschemVerdacht. Ein Iagdpächter in einer nahe gelegenen Gemeinde wurde des Wilderns verdächtigt und ein Forstbeamter und ein Landjäger kamen zur Durchsuchung seiner Behausung, die aber trotz Durchsuchung von jedem Winkel noch dem vermeintlichen Bock ergebnislos verlief. Am gleichen Tage hatte dei Dienstknecht desselben Pächters das Unglück, während des Roggenmähens von dem bereits totgeglaubten Bock niedergesprungen zu werden
Herbrazhofen OA. Leutkirch, 16. Aug. Schwer geschädigt, Vom Unglück verfolgt wurde ein hiesiger Land
Die Win-eggbäirerin.
Romar aus dem Hochtal von Wolsgang Kemter.
. Copyright by Grüner L Comp., Berlin W 30.
Nachdruck verboten.
1. Fortsetzung.
Me Dienstboten, bis auf einen alten Knecht, kamen und gingen in immerwährendem Wechsel, nur Brigitta mußte bleiben, obwohl sie oft die wieder Ziehenden beneidete und es Tage gab, in denen sie nahe daran war, mit ihrem Kinde und den wenigen Habseligkeiten, die ihr gehörten, auf und davon zu gehen. Sie hatte keine Freundin, überhaupt keinen Menschen, der ihr Teilnahme bezeugt hätte und an den sie sich in ihrer Not hätte wenden dürfen, so konnte sie ihr Elend nur in der Beichte dem Pfarrer klagen. Der Geistliche mahnte sie mit eindringlichen Worten, daß ihr Platz an der Seite ihres Mannes sei und bleibe, ihres Mannes, mit dem sie für das ganze Leben verbunden sei. Auch Christus, der Herr, habe Unsägliches erduldet, sie möge ihn sich zum Vorbilde nehmen.
Solche Worte machten tiefen Eindruck auf Brigittas frommes Gemüt. Und obwohl es mit ihrem Manne immer schlechter wurde, besonders wenn er, was häufig vortam, betrunken war, blieb sie auf ihrem Posten und Buben zuliebe die schier unerträgliche Last acht Jahre lang. Sie halte nie viel für ihren Mann ernst- dieser Jahre aber war alles in ihr erstorben. Vollkommen gleichgültig war ihr der geworden, der ihr am nächsten stand von allen Menschen, und wenn er sich m seiner Raserei ihr wieder näherte, danntraf ihn ein so verächtlicher Blick aus Uzren dunklen Augen daß er mit einem lästerlichen Fluche zurückwich und es bei der bloßen Drohung bewenden ließ.
Es war tm Dorfe schon bekannt, daß auf dem Windegg nicht alles stimmte, uno einsichtige Menschen bedauerten das junge Weib, das bet einem solchen Rohling sicher viel zu leiden hatte, aber erstens mischte sich niemand gern
in solche Dinge, und zweitens hatte schließlich auch kein Mensch die Brigitta gezwungen, den Christian zu nehmen.
So blieb Brigitta immer sich selbst überlassen, und später kam es ihr oft merkwürdig vor, daß sie so lange dort oben ausgehalten hatte.
Nach acht Letdeusjahren brachte man ihr eines Sonntag abends die Nachricht, ihren Mann habe im Wirtshaus mitten in einem Zechgelage der Schlag getroffen. Er fei, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, verschieden.
Brigitta blieb bet der unerwarteten Nachricht ganz ruhig. Das Bewußtsein, daß sein Tod schnell und schmerzlos gewesen, tat ihr wohl. Sie trug ihm nichts nach und hatte ihm verziehen. — — —
Brigitta richtete ihren Kopf, den sie im Gebet gesenkt hatte, mit einem Rucke auf, machte das Kreuzzetchen, besprengte das Grab wieder mit Weihwasser und verließ dann mit ihren ruhigen, gleichmäßigen und energischen Schritten den Friedhof. Sie wandte sich dem Wirtshaufe zu, dessen Besitzer zugleich der Vorsteher des Dorsers war.
So durchschritt Brigittta Thurner die kurze Wegstrecke von der Kirche bis zum Wirtshaus. Eine hübsche und stattliche Gestalt, jung und voll Kraft, der eine natürliche Anmut nicht mangelte, aber vom Leiden und Dulden gereift, viel älter, als sie es den Jahren nach war.
Im Flur des Gasthauses, das den Namen ,.Zum Engel" führte, traf Brigitta mit der Wirtin zusammen.
„Grüß oi Gott, Brigitta," rief die dicke, kleine Frau mit ihrer dünnen Stimme, „bist a schon tm Dorf?"
„Grüß Gott, Engelwirtin. I Hab heut herunter müssen. Ist dein Mann daheim? I hätt was z'reden mit ihm."
„Freili ist er da, drunten im Stall, i werd ihn gleich rufen. Gel, in die Stuben."
Sie öffnete vor Brigitta die Tür, die in die um diese Morgenstunde natürlich leere Wirtsstube führte.
„Nimm Platz. Glei wird der Stefan kommen."
„ . Brigitta Aufforderung nachkam, zugleich
^ Tasse Kaffee bestellte, verließ diese
schnell das Zimmer in das sie aber bald zurückkehrle.
Lle brachte den Kaffee.
l Wirt, der kürzlich 13 Schlachkschweine nach Gkukkgark verladen hatte. Infolge der großen Hitze verendeten auf dem Transport 4 Stück. Einige Tage später ging ihm dann noch ein wertvolles Pferd infolge Blutvergiftung, die es sich durch Kronenkritk zugezogen und der man anfangs keine weitere Beachtung schenkte, ein. Wahrscheinlich ist das Tier durch Insektenstich in die offene Munde infiziert worden.
Friedrichshofen, 16. Aug. Der D.Z.V. am Bod..erisse. Einen eiten Brmch cus der Vorkriegszeit wieder cmfnehmend, kamen am Sonntag die Gaue Schwaben, Bayern, Südw-sit des Deukschnationalen Handlungsgehilfen- verbands und der österreichische D.H.V. sowie der Kreis Schweiz des D.H.B. in Friedrichshafen zu einer Bodensee- kagung zusammen. Es wurde die Lufkschiffwerft und das Zeppelinmuseum besichtigt. In der „Zeppelin-Wohlfahrt" fand eine Knndaekmng und am Nachmittag eine Rundfahrt auf dem Bodensee stakt.
^Herzogin Charlokte ist zu. Besuch bei Herzof Albrecht im Schloß hier eingekroffen.
Ludwigsburg, 16. Aug. Schwerer Unfall. Heute vormittag um 1410 Uhr wurde am Bahnhof ein Mann beim Ueberschreiten der Straße von einem Personenauto angefahren. Wie die Ludwigsburger Zeitung hört, handelt es sich um Freiherrn von Lindenfels. Derselbe ist schwer, jedoch nicht lebensgefährlich verletzt ins Bezirkskrankenhaus eingeliefert worden.
Schwieberdingen OA. Ludwigsburg, 16. Aug. Lebens- röttung eines Kindes. Eine entschlossene Tat vollbrachte hier der 13jährige Sohn des Landwirts Albert Birnbaum, indem er die 4jährige Else Steiner vom sicheren Tode des Ertrinkens im Glemsbach rettete.
Großbottwar, 16. Aug. Einweihung der Stadt- halle Großbottwar. Am Sonntag wurde in feierlicher Weise die neue Stadthalle eingeweiht.
Kirchentellinsfurt OA. Tübingen, -16. Aug. Schwerer Unfall. Auf der Straße Kirchentellinsfurt—Wannweil fuhr die 17jährige Hedwig Walker von hier, die mit ihrem Fahrrad vom hiesigen Bahnhof her kam, auf ein aus Richtung Reutlingen kommendes Auto auf. Durch den Zusammenstoß wurde sie vom Rad geschleudert, erhielt eine schwere Schnittwunde am Kopf, auch brach sie das rechte Schlüsselbein. Der Chauffeur des Autos nahm sich sofort ihrer an und brachte sie in seinem Wagen zu einem Arzt nach" ReMingen.
Baden
Mannheim, 16. Aug, Im Alter von 64 Jahren ist Oberlehrer a. D. Heinrich Schmitt nach kurzer Krankheit aus dem Leben geschieden. Die Mannheimer Lehrerschaft erleidet durch den Heimgang dieses hervorragenden Pädagogen, den nie erlahmende Schaffensfreude und bescheidenes Wesen auszeichnete, einen herben Verlust.
Meinheim, 16. Aug. Der vom Schriftsetzer Karl Zöller geleitete Verein Altweinheim, der sich die Pflege alter Sitten und Bräuche zur Aufgabe macht, veranstaltete am Kirchweihsonntag in den Nachmitagsstunden zum Abschluß der Ernte einen Festzug. Reiter in Odenwälder Trachten zogen mit Musik voraus, dann folgten die einzelnen Fesi- gruppen, darunter ein Wagen mit Hochzeitsgästen, ein weiterer mit dem Kerwe-Brautpaar, ein dritter mit einer Tanzgruppe von Mädels und Burschen in alten Weinheimel Trachten, ein Ehrenwagen mit dem Bürgermeister ufw. Der Festzug bewegte sich in das Barkennauer Tal, wo der Kerwekranz in einem Skeinbruch versteckt worden war. Nachdem ihn das Kerwebrautpaar glücklich gefunden hatte, ging es wieder nach Meinheim zurück, wo auf dem Marktplatz der Kerwebräutigam dem Bürgermeister Dr. Mei- ser und den Raksherren den Ehrentrank kredenzte, während die Kerwebraut den Kuchen spendierte. Dann folgte der übliche Kerwetanz.
Eberbach. 16. Aug. Die Vürgermeisterrvahl ist ergebnislos verlaufen. Es erhielten Stimmen: Dr. Kaufmann- Heidelberg 20, Dr. Frank-Berlin 35, Ratsfchreiber Müßig- Eberbach 13. Bier Stimmen waren ungültig. Ein neuer Wahlgang ist notwendig.
Hausen vor Wald, 16. Aug. Samstag abend wurde etwa 800 Meter oberhalb des Bahnhofes in Richtung Döggingen die schrecklich verstümmelte Leiche einer etwa 20jährigen Frau im Graben neben dem Bahnkörper gefunden. Nicht weit davon fand man Hut, Blumenstrauß und Handtasche. Vermutlich liegt Selbstmord vor.
„So, Brigitta, da wär der Kaffee. Zucker kann r dir a Stückerl geben."
„I dank dir, Engelwirtin. Ist nit nötig. I trink den Kaffee mei Lebtag ohne Zucker. Was gibt es Neues im Ort? I bin feit drei Wochen nimmer herunter gewesen, und zu mir heraus kommen nit viel Leut."
„Dös weißt net?" fragte die dicke Engelwirtin, froh, einmal die Dorsneuigkeiten wieder auspacken zu können. „Ter Bart. Leukner ist wieder daheim. Ein schmucker Jäger ist er worden und wird droben bet dir im Bergrevter ganze Arbei, tun, du wirst ihn gar bald zu Augen bekommen."
„Ter Bartl, schau," entgegnete Brigitta überrascht, und eine leichte Nöte flog über ihre Wangen. „I Hab gedacht, er ist für immer aus dem Dorf fortgegangen."
„Ach, woher denn. Er hat halt das Heimweh bekommen, drüben im Engadin bei den italienischen Hallodris, und vielleicht hat ihn noch etwas anderes zurückgezogen."
„Etwas anderes?"
„Na," lachte die Cngelwirtin, „die Blachfellner Lies wird a rechte Freud haben."
„Me Lies?"
„I moan, sie sieht den Bartl gern."
„Und Geld haben beide. Ist zwar mit die H ipt- sache, aber schlecht tst's a net," lachte die Wirtin.
„Wo ist der Bub dran, Engelwirtin?" fragte nun Brigitta.
„Ter Josef ist in den Sieben Gemeinden, auf am hohen Berg. Es geht ihm aber ganz gut. G'sund ist er, und an guaten Humor Hai er a alleweil, dös ist no'S best."
Währenddem öffnete sich die Stubentür, und der Engelwirt trat ein. Ein großer, breitschultriger Mann, in dessen hellbraunen Kopf- und Barthaaren das erste Weiß schimmerte. Ein mächtiger Vollbart umrahmte das '-on l lohender Gesundheit strotzende Gesicht, aus dem zwei blaue, kluge Augen blickten.
(Fortsetzung solgt.)