Bauer im freien Neckar. Die Leiche konnte noch nicht gefun? den werden.

Großingersheim OA. Besigheim, 3. Aug. Todesfall. Hier ist der frühere demokratische Abgeordnete Schmied im 82. Lebensjahr gestorben. Im Jahr 1893, als die würt- tembergische Volkspartei mit 32 Abgeordneten im Landtag einzog, wurde auch er zum ersten Mal gewählt und hat dem Landtag bis zum Jahre 1912 ununterbrochen angehört.

Heilbronn, 3. Aug. Der gefährliche Wespen- st i ch. Die Mjährige Maria Müller von Leibenstadt erhielt vor sechs Blochen einen Wespenstich mitten auf den Kopf. Die Wunde wurde sofort durch Umschläge usw. behandelt, was aber keine Besserung zur Folge hatte. Der Stich brachte eine schwere Blutvergiftung mit sich, die sich durch Anschwel­len des ganzen Oberkörpers bemerkbar machte und der Be­dauernswerten das Augenlicht völlig nahm. Vollständig er­blindet mußte sie in die Klinik nach Hellbronn gebracht wer­den. Gegenwärtig ist noch keine Besserung zu verzeichnen. Doch wird die Patientin nach Urteil des Arztes kaum mehr in den völligen Besitz des Augenlichtes gelangen.

Heilbronn, 3. Aug. JndenRuhestand. Oberschul­rat Goller tritt demnächst in den Ruhestand. Im Jahr 1918 kam er von Ulm nach Heilbronn als Nachfolger von Schulrat Remppis. Seinen Lebensabend wird er in Eß­lingen zubringen.

Neckarsulm. 3. Aug. Ein Opfer des Badens. Ertrunken ist in später Abendstunde im tiefen Neckarkanal 200 Meter unterhalb der Badeanstalt der 19 I. a. fleißige und strebsame Sohn August des Malermeisters Ihle von hier. Die Leiche des jungen Manns, der des Schwimmens nicht kundig war, wurde am andern Vormittag gekündet.

Oehringen, 3. Aug. Tödlich überfahren. Guts­besitzer G. Aoth von Nenzen fuhr mit den Seinigen auf zwei zusammengehängken Erntewagen der Heimat zu. Bei der Löwenbrauerei in Cappel stieg er zwischen den beiden Wagen ab, um zu bremsen, dabei kam er auf unaufgeklärte Weise unter den Wagen, dessen Näder ihm über die Brust weggingen. Bei der Einlieferung ins Bezirkskrankenhaus ist der fleißige, strebsame Mann den schweren Verletzungen, erst 34jährig, erlegen.

Crailsheim, 3. Aug. Gefaßter Fahrraddieb. Der vielgesuchte Fahrraddieb und Zechbetrüger Gottfried Klumpp von Dettingen OA. Haigerloch wurde von Landjägerbeamken in der Nähe von Crailsheim festgenom.nen und ans hiesige Amtsgericht eingelieserk.

Gmünd, 3. Äug. Zugsunfall. Der am letzten Sonn­tag früh 6.27 Uhr in Gmünd Hauptbahnhof abgefahrene Verwaltungs-Sonderzug AalenGmündGöppingen erlitt unweit der Station Metlangen-Hohenrechberg einen Ma­schinenschaden. Der Zug mußte deshalb solange auf offener Strecke stehen bleiben, bis der erste fahrplanmäßige Frühzug GmündGöppingen ankam, dem er angehängt wurde.

Murrhardk, 3. Aug. Brand. Bei einem schweren Ge­witter schlug der Blitz in das Anwesen des Landwirts Hüf­ner in Dexelhof, Gemeinde Oberrot. Im Augenblick standen Wohnhaus und Scheuer in Flammen, so daß die Bewohner, die schon zur Ruhe gegangen waren, nur ihr Leben retten konnten. 4 Schweine kamen in den Flammen um. Der Schaden ist groß.

Schloßberg. OA. Neresheim. 3. Aug. Staatsschult- heiß. Die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körper­schaftsverwaltung hat den Obersekretär Hutter beim Württembergischen Innenministerium zum beauftragten Ortsvorsteher der hiesigen Gemeinde ernannt.

Dreikcnholz, OA. Herrenberg, 3. Aug. Schultheißen- Jubiläum. Schultheiß Maurer beging am Dienstag sein 25jähriges Ortsvorsteher-Jubiläum. Bei einer Feier überreichte Gemeinderat Baur dem Jubilar im Auftrag des Gemeinderats und der ganzen Gemeinde zum Zeichen ihres Dankes eine prächtige goldene Taschenuhr mit goldener Kette. Vom Ortsgeistlichen, Pfarrer G ö h n e r. wurde im Auftrag des evang. Kirchengemeinderats dem Jubilar eine Jubiläumsbibel geschenkt. Im Namen des Oberamts über­mittelte Oberamtmann Bertsch di« Glückwünsche. Als Ver- d" Kollegen und Körpersckoftsbamten sprach Stadt­schultheiß H au ß e r-Herrenberg. Schultheiß Maurer dankte gerührt für die vielen Anerkennungen.

Barlenstein OA. Gerabronn, 3. Aug. Todesfall. Am Montag traf aus Salzburg, dem Wohnsitz der Fürstin- Mutter Anna zu Hohenlohe-Bartenstein und Jagstberg, die Trauernachricht ein, daß die Prinzessin Elisabeth Adelheid Germania !m 20. Lebensjahr an einer Blinddarmoperation gestorben ist. Voraussichtlich wird die Verstorbene hier bei­gesetzt.

Ti^ 'ngen, 3. Aug. 3^ n d'H Universität. Für den Rest des. laufenden Jahrs wurde an Stelle des Rektors

Prof. Trendelenburg, der an einen Ruf an die Berliner Universität angenommen hat, Prof- Dr. August Hegte von der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakulwt gewählt. Prof. Hegler ist 1873 in Stuttgart geboren. Er hat schon vor vier Jahren die Nektorwurde bekleidet.

Anläßlich des 100. Stiftungsfestes des Eorps Rhenania hat der Verein alter Tübinger .^"EN dem stadt. Wohl fahrtsamt eine Spende von 1000 Mark für wohltätige

Zwecke übergeben.

Uälberbronn OA. Freudenstadt, 3. Rüg. Kirchen- , in weih unq. Die hiesig« evangelische Gemeinde hat nun als letzte Filialgemeinde von Psa- 3 grafenwe-ler °uch ihr eigenes Kirchlein bekommen, das am Sonniag feleruch eingeweiht wurde. ^

Neuenbürg. 3. Aug. E r w e! te r u n g d es Kranken­hauses Am Samstag fand die Einweihung und Jntr.eb- natuns des erweiterten Bezirkskrankenhauses Neuenburg statt Bei der Feier überbrachte Ministerialrat Dr. v. Scheue rlen die Glückwünsche des Innenministeriums.

Bökenberg. OA. Oberndorf, 3. Aug. Brand durch Blitzscklag. Am Montag abend schlug der Blitz bei einem heftigen Gewitter in das neugebaute Doppelhaus des Metz­gers und Viehhändlers Hermann Keck und zündete. Das schöne Gebäude sowie die angebaute Scheuer mit 50 Wagen Heu wurde ein Raub der Flammen. Keck, der sehr schlecht versichert ist, erleidet großen Schaden.

Nokkweil, 3. Aug. Tödlicher Ausgang. Der Anko- unfall vom vorigen Samstag hat ein Menschenleben gefor­dert. Frau Oberlehrer Herzer ist ihren schweren Verletzungen und einer daraus erfolgten Lungenentzündung vorgestern abend erlegen. Sie erreichte ein Alker von 78 Jahren.

Schwenningen, 3. August. Leichenländung. Die Leiche des am Samstag im Dürrheimer Weiher ertrunkenen 18jährigen Konrad Burkhardt wurde heute morgen nach an­gestrengtem Suchen gefunden und nach hier übergeführt.

Schwenningen. 3. Aug. Ende des Gipser st reiks. Der drei Wochen dauernde hiesige Gipserstreik ist beendet worden. Am Montag wurde die Arbeit wieder aus­genommen.

Bernstadl OA. Ulm, 3. Aug. Den Verletzungen erlegen. Am Samstag verschied im Ulmer Krankenhaus infolge eines Autounglücks Maurermeister Robert Wild. Es ist ein schwerer Schlag für die Hinterbliebenen wie auch für die ganze Gemeinde. Gestern starb durch einen noch nicht aufgeklärten Unglücksfall Schmiedmeister Johs. Rau von hier. Man vermutet, daß er an die Starkstromleitung kam, die an seinem Neubau vorbeisührte.

Rammingen, OA. Ulm, 3. Aug. Erstochen. Der ledige Isidor Braun von hier wurde von dem verheirateten Karl Füchsle durch einen Messerstich tödlich verletzt. Es war nur ein geringfügiger Wortwechsel der Tat vorausgegangen. Füchsle ging flüchtig, konnte jedoch verhaftet werden.

Giengen a. Br., 3. August. Margarette Steif f. Dieser Tage waren es achtzig Jahre, daß hier Margarete Steiff geboren wurde. Sie war an beiden Füßen ge­lähmt und fertigte sich 1880 zur Unterhaltung Puppen und Figuren aus Stoff, die in allen Teilen weich gestopft waren. Ihr Bruder, Baumeister Fritz Steiff, erkannte die Bedeutung der Tierfiguren, brachte sie in den Handel und begründete die heute weltberühmte Industrie der weich gestopften Spiel­zeuge. Margarete Steiff ist im Jahre 1909 gestorben.

Heidenheim, 3. Aug. Hitzschlag. Der 20 Jahre alte Metzger Karl Kkötz erlitt auf der Straße nach Söhnstetten einen Hitzschlag und mußte mit dem Sanitätsauto in das Bezirkskrankenhaus gebracht werden.

Justingen OA. Münsingen, 3. Aug. Ein seltener Fund. Einen Bovist in riesigem Ausmaß fand ein hiesiger Bürger aus einer Wiese. Dieser Pilz wiegt nicht weniger als 11 Pfund, war etwa 23 Zentimeter dick und hatte einen Umfang von 1,30 Meter.

Brislingen OA. Laupheim, 3. Aug. Ein gemeiner Racheakt. Dieser Tage wurde einem hiesigen Bürger das Wasser des Brunnens durch eine teerartige Flüssigkeit, d in den Brunnen gegossen wurde, ungenießbar gemacht. Man vermutet in der gemeinen Handlung einen Racheakt.

Siesten, OA. Saulgau, 3. Aug. Klosterbau. Zurzeit wird der Krankenhausneubau des hiesigen Klosters aufge­richtet. Der im vorigen Sommer begonnene Klosterneubau mit Klosterkirche geht seiner Vollendung entgegen und die Einweihung wird noch in diesem Monat durch Bischof Dr. Sproll vorgenommen werden.

Weingarten, 3. Aug. Hitzschlag. Bei der großen Hitze am Montag wurde ein Mann aus Ankenreute am Fuß

der Gerbersteige vom Hitzschlag betroffen. Er wurde ins städtische Krankenhaus verbracht.

Friedrichshasen. 3. Aug. K! rchenbau. Für den Neu­bau der St. Petrus-Eanisius-Kirche sind im April, Mai und Juni an Spenden und Stiftungen insgesamt 12 500 -st ein­gegangen.

Vom Bodensee. 3. Aug. Unwetter. Gestern abend s'ng über Konstanz und du, Vodenrück in nordöstlicher Nich- ein heftiges Gewitter nieder. In Möggingen zündete .er Blitz und äscherte den Dürerhof vollständig ein. Zur vollen Entladung kam das Unwetter im Bezirk Pfullendorf, wo es durch wolkenbruchartigen Regen und Hagelschlag großen Schaden anrichtete. In Pfullendorf schlug der Blitz ui zwei Häuser, die vollständig niederbrannten.

Jllertisten. 3. Aug. Gründung einer Stahl­helmortsgruppe. Hier und in Dietenheim wurde eine Ortsgruppe desStahlhelm" (Bund der Frontsoldaten) ge­gründet. Der Altveteran von 1870/71, Garnisonverwal- tungsinspektor a. D. Klein-Ulm wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

Vom bayerischen Allgäu, 3. Aug. Zuchthaus wegen Brandstiftung. Erstickungstod. Das Kreuz auf dem Hochriß Kopf. Der ledige Schuh­macher Johann Grünwald von Grotzkissendorf hatte seiner­zeit in dem Anwesen der Landwirkswikwe Göh und kurz darauf in der Scheuer des Müllers Berkele Feuer gelegt, wodurch die beiden Gebäude vollständig niederbrannten. Das Schwurgericht Memmingen verurteilte den Angeklagten zu 2 Jahren 8 Monaten Zuchthaus. Der 21 I. a. Landwirks- sohn Bader von Wildberg bei Lindau, der seit längerer Zeit an epileptischen Anfällen litt, stürzte in einem solchen Anfall in einen Straßengraben und fand den Erstickungstod- Am Sonntag wurde auf dem Gipfel des Hochrießkop'fs nach einer Predigt und Feldmesse unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung das neue, 9 Meter hohe Hochrißkopfkreuz eingeweihk. Mitglieder des Trachtenvereins Oberau hatten die Teile des Wahrzeichens der Berge nach dem Gipfel ge> schleppt.

Baden

Mannheim, 3. Aug. Brand durch Blitzschlag. Montag abend entstand in der Hauptstraße in Seckenheim Großfeuer durch Blitzschlag, wobei zwei Scheunen, gefüllt mit Getreide und Futtermittel, verbrannten. Der entstan­dene Schaden ist bedeutend.

Heidelberg, 3. Aug. Geh. Kirchenrat Prof. Dr. Ludwig Lemme in Heidelberg vollendet am 8. August seinen 80. Geburtstag. Geboren 1847 in Salzwedel, war er von 1872 bis 1874 Repetent in Göttingen, dann Domhilfsprediger in Berlin und habilierte sich 1876 an der Universität Berlin. Im Jahr 1881 wurde er außerordentlicher Professor, 1884 ordentlicher Professor in Bonn und ging 1891 in gleicher Ei­genschaft an die Universität Heidelberg. Im Jahr 1919 trat er in den Ruhestand. Pros. Lemme, der der kirchlich konser­vativen Richtung angehört, hat eine große Anzahl von Büchern und Schriften veröffentlicht, z. B. eine christliche Ethik, eine Theol. Enzyklopädie und eine christliche Glau­benslehre. Vor 10 Jahren begründete er das theol. Studien­haus in Heidelberg für bibelgläubige Studenten und leitet seither die theol. Uebungen. Auch ist er Vorsitzender des süddeutschen Zweigs der evang. Allianz.

Essenz» 3. Aug. In der Scheune des Landwirts Heinrich Doll brach gestern vormittag auf bis jetzt unaufgeklärte Weise Feuer aus, das in ganz kurzer Zeit die Scheune bis auf den Grund einäscherte und auf das Wohnhaus Übergriff. Durch das tatkräftige Eingreifen der Einwohnerschaft und der Löschmannschaft wurde ein Uebergreifen des Feuers auf die benachbarten Gebäude verhütet. Der Schaden ist umso be­deutender, da fast die ganze Ernte des Geschädigten in der Scheune untergebracht war.

Wenzingen, 3. Aug. Der 46 I. a. Friedrich Wöhner von hier stürzte von der Scheune der Gebrüder Huber aus einer Höhe von etwa 2 Meter und brach das Rückgrat. Der Be­dauernswerte, der eine Witwe und acht unmündige Kinder hinterkäht, ist nun seinen schweren Verletzungen erlegen.

Görwihl (Hotzenwald), 3. Aug. Das am Montag abend über dem Hotzenwald niedergegangene schwere Gewitter de? wirkte, daß ein Blitz in das Landwirtsanwesen des Arbei­ters Gustav Stoll im Günnetsmättle einschlug, wodurch das Haus vollständig eingeäschert wurde. Die elf Kinder des Landwirts konnten gerettet werden. Das ganze Mobiliar ist verbrannt. Die Familie ist nur schwach versichert.

Kehl, 3. Aug. Beim Baden ertrunken ist im Rhein der hier auf Besuch weilende serbische Student Sawitsch. Er geriet in starke Strömung, die ihn mit voller Wucht an die

Ich Hab dich lieb.

84 Roman

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Na, erlauben Sie wenn mich einer Schuft nennt."

Nun, wir wollen's vorerst mal beschlafen", brach Flamm kurz ab.Schließlich weiß jeder, der Haller kennt, daß er ein überspannter Mensch ist in gewissen Dingen."

In dieser Nacht fand Jella keinen Schlaf. Von Mi­nute zu Minute wartete sie, daß ihr Mann kommen und sagen würde, was er mit Bernd gehabt hatte. Aber er kam nicht, sondern ging gleich zu Bett.

Und da sie in diesen beiden Tagen nur das Nötigste miteinander geredet hatten, so wagte Jella auch am näch­sten Morgen keine Frage. Flamm aber schwieg. Und gleich noch dem Frühstück teilte er ihr kurz niit, daß er für ein paar Tage verreisen wolle. Kein Wort mehr. Nicht warum, nicht wohin. Ein Handkoffer stand bereits ge­packt, und der Wagen war eingespannt.

Freundlich nahm er Abschied. Als er schon im Wagen saß, beugte er sich plötzlich noch einmal zu ihr hinaus:

Vergib, wenn ich dich gekränkt habe in der letzten Zeit und dir mein Tun auch jetzt noch wunderlich scheint. Wenn ich wiederkomme . . hier brach ihm die Stimme. Er wandte sich hastig ab, drückte noch einmal krampfhaft ihre Hand und murmelte:Denke an mich. Jella! Und denke im Guten an mich!"

Verwirrt blickte sie dem fortrollenden Wagen nach. Was sollte dies bedeuten? Ging er für immer? Wollte er ihr wirklich das Los ihrer Mutter bereiten? War alles umsonst gewesen? Ihre übermenschliche Selbstbeherr­schung, ihre Liebe, ihre Mühe, ihn nie mehr merken zu Wien, wie web ibr ums Herr war?

Aber er hatte doch gesagt: Wenn ich wiederkomme ...

Und in seinen Augen hatte sie etwas gelesen, das sie lange, lange vergeblich darin gesucht hatte . . .

Trotzdem verbrachte sie ihre Tage in einer Unruhe, die sie nicht los werden konnte. Bald war ihr, als sei seit Flamms seltsamem Abschied alles zu Ende und sie würde ihn nie Wiedersehen. Bald wob die Hoffnung süße Träume in ihre einsamen Tage.

Dann kam die Sache mit Bernd. Entsetzt las Jella 'u der Zeitung täglich versteckte Angriffe auf ihn. Alle die Gerüchte, die über ihn umliefen, fanden ihren Weg auch nach Eberswalde, teils durch die Dienstboten, teils durch Bekannte aus der Nachbarschaft.

Auch die Mutter schrieb lange Episteln, wie düster das Leben oahcim geworden sei. wie einsam sie sich fühle neben Berns, wie zwecklos ihr Dasein sei, nachdem alle Be­mühungen. Bernd etwas zu sein, sich als vergeblich erwie­sen hatten.

Jella fühlte tiefes Mitleid mit dem Bruder und wäre gern zu ihm geeilt, um ihm ein herzliches Wort aus ihrem Schwesterherzen zu sagen. Aber wenn sie auch alles ver­gessen hatte, was er ihr angetan die Beleidigung, die er ihrem Manne zugefügt und Libinsky selbst hatte ihr auf ihre Bitte alles genau berichtet durfte sie nicht igno­rieren.

Als Gustavs Frau gab es darüber hinweg keinen Weg mehr für sie zu Bernd.

Und dann kam etwas, das sie überhaupt alles andere vergessen ließ. Flamm sandte ihr ein Lebenszeichen. Es war nur eine bescheidene Ansichtskarte mit einem Gruß aus Berchtesgaden, aber es regte doch ihr ganzes Innere stürmisch auf.

j Dorthin war er gegangen?! Nach Berchtesgaden, wo

sie beide einst in stiller Seligkeit die ersten Tage nach ihrer Vermählung verbracht hatten! Gerade dorthin!

Zwei Tage später kam eine Karte vom Königssee. Andere folgten. Von Salzburg, vom Untersberg, von Reichenhall, von kleinen träumerischen Gebietsseen, Alpen­dörfern, versteckten Pensionen lauter Punkte, die sie damals in den Flitterwochen gemeinsam ausgesucht hat­ten. Es war, als mache er nun genau dieselbe Reise, nur allein . ..

Tag und Nacht konnte Jella nichts anderes denken, durchlebte sie im Geist noch einmal jene Reise mit ihm, die den Höhepunkt ihres Lebens gebildet hatte. Tage, die verrauscht waren, nie wiederkehren konnten und doch von der Erinnerung unwiderstehlich festgehalten wurden.

Wie im Traum ging Jella in diesen Tagen ihren Ge- schäften nach. Und zu tun gab es wahrlich genug. Man war mitten in der Ernte, es gab keinen Verwalter mehr und der Hausherr fehlte. Aber trotz aller Arbeit blühte Jella förmlich auf. . ^

Ihre schönen, kornblumenblauen Augen leuchteten in geheimem Glanz, ihre schlanke Gestalt bekam wieder die, federnde Bewegung ihrer Mädchentage, und neue Rosen ' blühten auf dem zarten, edel geschnittenen Antlitz.

Es war, als ströme aus den Karten, die täglich kamen, das geheimnisvolle Fluidum eines neuen Lebens auf die junge Frau über.

Eines Tages wartete die Mamsell in der Wäschekam-^ mer vergebens auf ihre Herrin. Und doch war es Sams- tag, und sie war für neun Uhr herbestellt, um das frische. Zeug für die kommende Woche in Empfang zu nehmen, s Und dann sollte es Abrechnung in der Schreibstube geben, ! und draußen auf den Feldern, wo der Kornschnitt begon­nen hatte, erwartete man die Gnädige auch. s

(Fortjetzung folM b.