Jahr 1866 als Fähnrich, den von 1870/71 gegen Frankreich als Leutnant im Grenadier-Regiment Königin Olga mitge­macht. Zuletzt war Berrer 1888 bis 1895 Kommandeur des Landwehrbezirks Eßlingen. Ndch seiner Verabschiedung be­kleidete er die Stelle eines Fabrikdirektors in Weißenfels (Steiermark). Im Weltkrieg stellte Oberst von Berrer noch- mals seine Dienste dem Vatersand zur Verfügung und führte das Landsturmbataillon Ludwigsburg 3 in Rumänien. Aus diesem Kriege kehrte er mit dem E. K. l geschmückt nach Hause. E. K. H hatte er sich schon 1870 bei Champigny er- worben.

Ehlingen, 1. Aug. Von der Maschinenbau­schule. Bei der Schlußprüfung an der Höh. Maschinen-- bauschule haben 69 Kandidaten die Befähigung zur Aus­übung des Berufs als Maschinenbauingenieur erworben. Das neue Semester wird am Dienstag, den 11. Oktober be­ginnen. Voraussichtlich wird der Schule mit dem neuen Semester die schon längst geplante Höhere Fachschule für Feinmechanik und Fertigung als weitere, dritte Abteilung angegliederk werden, wofür bereits außerhalb des Schul­gebäudes die erforderlichen Räumlichkeiten gemietet sind. ,

Bietigheim, 1. Aug. 8. Schuljahr. Der katholische Oberschulrat hat beim Gemeinderat den Antrag gestellt, mit Wirkung vom Frühjahr 1928 an wie an der evang. Volks­schule das 8. Schuljahr einzuführen. Der Gemeinderat be­schloß einstimmig, dem Antrag stattzugeben.

Wäschenbeuren OA. Welzheim, 1. August. Vom Zug überfahren. Am Sonntag ist der Arbeiter Alois K. unter den Zug, der 8.01 abends in Wäschenbeuren einläuft, gekommen. Er trug Verletzungen am Kinn und beiden Backen davon. Ob ein Selbstmordversuch oder Unglücksfall vorliegt, steht noch nicht fest.

Gmünd, 1. Aug. Neue Omnibus-Linien. Heute nachmittag wurde die neue, von der Omnibus-Gesellschaft Gmünd betriebene Strecke GmündDonzdorf eröffnet. Morgen nachmittag folgt dann die Linie GmündWeißen­stein. Eine weitere Linie nach Heubach wird im Laufe des Septembers in Betrieb genommen werden.

Böblingen. 1. Aug. Hundetollwut. Hier ist die Hundetollwut plötzlich ausgebrochen. Es wurde sofort die Hundesperre über den Bezirk Böblingen und einige Gemein­den der Oberämter Herrenberg, Stuttgart und Leonberg verhängt.

Heilbronn, 1. Aug. Eine unangenehme Reise. Etwa 40 Reisende, die am Freitag vorm mit dem v 33 von Stuttgart hier ankamen, wurden von Beamten der hiesigen Kriminalpolizei in einem Raum des Bahnhofs festgehalten und einer peinlichen Leibesuntersuchung unterzogen. Von der Bahnstation Bietigheim waren Diebstähle gemeldet, die auf dem Stuttgarter Bahnhof begangen worden sind. Einer Fabrikantenehefrau, die mit 2 Kindern reiste, sind 120 Mark und einem Herrn, der in Bietigheim ausstisg, 100 Mark gestohlen worden. Scheinbar sind diese Diebstähle im Ge­dränge beim Einsteigen auf dem Stuttgarter .Hauptbahnhof geschehen und der Dieb wurde unter den Reisenden ver­mutet, deren Durchsuchung auf dem Heilbronner Haupt­bahnhof aber ergebnislos war.

Bückingen OA. Heilbronn, 1. Aug. Abbau der Er­werbslosenstelle. Das Vezirksarbeitsamt Heilbronn wird vom 1. August d. I. an die Geschäfte der örtlichen Er- werbslosönfürsorge in den Gemeinden Bückingen, Neckar­gartach und Sontheim nach Heilbronn übernehmen zwecks Vereinfachung und Kostenersparnis.

Neckargarlach OA. Heilbronn, 1. Aug. Straßen­bahn. An der Straßenbahn von hier nach Heilbronn wird bereits gearbeitet, und es ist zu hoffen, daß die Bahn bis zum Eintreten der kalten Jahreszeit in Betrieb genom­men werden kann. Wenn der Betrieb sich lohnt, kann an die Weiterführung der Straßenbahn gedacht werden: nörd­lich nach Obereisesheim und Neckarsulm und westlich nach Frankenbach.

Strümpfelbach OA. Waiblingen, 1. Aug. Vorläufige Amtsenthebung. Schultheiß Kümmel hier ist, wie derRemstalbote" berichtet, durch Verfügung der Ministerial- abteilung für Bezirks- und Körperschaftsbeamte von seinem Amt als Ortsvorsteher vorläufig enthoben worden.

Beutelsbach OA. Schorndorf, 1. Aug. Eine Selten­heit. Ein bei einem Neubau in der Kelterstraße gepflanz­tes Feigenbäumchen trägt reife Früchte. Das Bäum­chen wurde vor Jahrzehnten an einer Weinbergmauer, nahe der Stelle, wo früher das Schloß stand, entdeckt und bis­her von dem eifrigen Züchter sorgfältig gepflegt.

Straßdors, O.A. Gmünd, 1. 8. Brand. Samstags nachmittags brannte der Dachstuhl des Schreinermeisters Josef Geiger mit reichen Heuvorräten vollständig ab. Die in der Werkstatt befindlichen Maschinen und zwei Brautaus­

stattungen haben durch die Wassermasfen erheblich gelitten. Brandstiftung wird vermutet.

Tannhausen OA. Ellwangen, 1- Aug. Kriegs­opfer. Hauptlehrer K. Bosch in Tannhausen, der den Krieg von Anfang bis zum Ende als Kriegsfreiwilliger und Offizier mitgemacht hat, starb im Versorgungskrankenhaus Weingarten im 31. Lebensjahr.

Metzingen. 1. Aug. Zeitungsjubiläum. Am Samstag brachte derMetzinger Anzeiger" seinen Abon­nenten eine Ueberraschung. In weißem Umschlag mit ent­sprechender Widmung erhielt jeder Bezieher die umfang­reich«, 92 Seiten starke Festausgabe aus Anlaß des 50jähri- gen Jubiläums. Mit Recht erregte diese wohlgelungene, inhaltsreiche Festnummer allgemeines Erstaunen und der Verlag darf stolz sein auf das gelungene Werk, das weit über den Rahmen eines Provinzblatts hinausgeht. Ein wertvolles Stück dieser Nummer ist die chronologische Zeit­tafel:Aus dem Gedächtnis einer fünfzigjährigen Heimat­zeitung", die alle Geschehnisse der letzten 50 Jahre noch ein­mal dem Leser vor Augen führt und die ein wertvolles Stück Geschichte in sich birgt. Die reiche Illustration, der übrige wissenswerte Inhalt und die vornehme Aufmachung geben der Festschrift einen bleibenden Wert und stellen Schrist- leitung und Verlag das beste Zeugnis aus. Am Abend ver­sammelten sich Angestellte und Arbeiter im trauten Fami­lienkreis der Inhaber E. Köllreutter und G. Schau­weck e r zu einer Feier und hier zeigte sich so recht das gute Verhältnis zwischen Chef und Arbeiter, das seit den 50 Jah­ren Bestehen bei der Firma immerfort geherrscht hat. Die Seniorin und Mitbegründerin desMetzinger Anzeiger", Frau Fr. Köllreutter, überreichte jedem «in ansehn­liches Geschenk und beglückwünschte besonders den alten Fak­tor G. Kittelberger, der seit 50 Jahren der Firma treu gedient hat und noch rüstig seines Amtes waltet. Vom Reichs- und Staatspräsidenten und von der Handels- und Handwerkskammer durfte er bereits Glückwünsche und Eh­renurkunden in Empfang nehmen und auch der Jubiläums- abettd brachte ihm noch manches Andenken der Erkennung seiner treuen Dienste.

Tübingen, 1. August. (Studentische Vollversammlung). In einer Vollversammlung der Studentenschaft erstattete der Vorsitzende stud. jur. Hipp den Tätigkeitsbericht des Asta (Allg. Studenten-Ausschuß) und berichtete über die Vorbe­reitungsarbeiten über das Jubiläum sowie über die Arbeits­organisation. Bezüglich der übrigen Arbeit ist hervorzuhe­ben, daß dieAkademischen Mitteilungen" im nächsten Se­mester zusammen mit denen von Stuttgart und Hohenheim alsWürtt. Hochschulzeitung" erscheinen werden. Das Woh­nungsamt wird im kommenden Semester nicht mehr be­stehen. Im Wintersemester sind Vorträge vorgesehen von Graf Westarp, Reichskanzler Dr. Marx und Reichstags- Präsident Löbe. Stud. Magen au berichtete über den Deutschen Studententag in Würzburg, stud. Würz über das Amt für Leibesübungen. An das Rektorat wurde der An­trag gestellt, dem Amt für Leibesübungen den Rittersaal auf dem Schloß wieder für das Wintersemester zur Verfügung zu stellen. Nach dem Bericht von stud. Spreter haben die wirtschaftlichen Betriebe der Studentenhilfe im vergangenen Semester eine sehr günstige Entwicklung genommen. Der Speisungsbetrieb trägt sich jetzt wirtschaftlich von selbst. Die Inanspruchnahme der Einzelfürsorge beweist, daß die Not in der heutigen Studentenschaft immer noch vorhanden ist. 200 Studenten haben um Werkarbeit für die Sommer­ferien nachgesucht.

Freudenskadi. 1. Aug. (Eröffnung des Posterho- lungsheims in Freuden st ad t). Am Samstag er­folgte hier die Eröffnung des neuen Posterholungsheims, Las auf Grund des Schlußprotokolls zum Staatsvertrag zwischen Reich und Württemberg bstr. den Uebergang der Post- und Telegraphcnverwaltung Württembergs an das Reich von der Oberpostdirektion Stuttgart schlüsselfertig er­stellt wurde. Das Posterholungsheim liegt an der Landhaus­straße unterhalb der städtischen Kuranlagen.

Horb, 1. 8. Berufung. Stcwienrat Dr. phil. Stephan Lösch hier, dem beim Universitätsjubiläum der Ehrendok­tor der Kath. Theologie verliehen wurde, hat einen Ruf an die katholisch-theologische Fakultät in Tübingen erhalten. Dr.- Lösch wird bis 1. Oktober Horb verlassen.

Schramberg, 1. Aug. Jubiläum. Am 1. August kann Direktor Dr. Oskar Junghans aus eine 25jährige Tätigkeit in leitender und verantwortungsvoller Stellung in der großen Uhrenfabrik der Fa. Gebr. Junghans zurück­blicken. Es wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil. :

Göppingen, 1. Aug. Besserung der Arbeits- Marktlage. In der letzten Berichkswoche ist eine Besserung der Arbeitsmarktlage zu verzeichnen. Die Zahl (st von 689 am 20. Juli auf 635 am 27. Juli zurückgegangen.

Tekknang, 1. Aug. Von der Landw. Winter­schule. Der Staatspräsident hat dem Oekonomierat Dr. Stöhr in Blaubeuren die Vorstandstelle an der Landwirt­schaftlichen Winterschule hier übertragen.

Klein-Eislingen OA. Göppingen, 1. August. Zusam­menstoß. Freitag abend stieß der des- Radfahrens noch nicht ganz kundige 15 I. a. Sohn des Arbeiters Kopf in der Hauptstraße mit einem Kraftwagen zusammen. Er erlitt einen Schädelbruch. '' !-i-

Ulm, 1. Aug. Erholungsheim. Das vom Caritas­verband Ulm gekaufte, früher im Besitz des Freiherrn von Winkler, 1. Batterie, Art.-Regt. 5, in der Donau ertrunken. Erholungsheim umgebaut worden. Seit 1. Juli ist der Be­trieb eröffnet und das Haus völlig besetzt. ^ , ^

Ulm, 1. Aug. Ertrunken. Sonntag nachm, ist etwa 200 Meter oberhalb der Jllerspitze der Soldat Johannes Winkler, 1. Batterie, Art. Regt. 5, in der Donau ertrunken.

Im Neuen Bau, in den auf 1. Juli die Württ. Polizei­direktion, das Vezirksnotariat, die Gerichtsvollzieherstelle mit Versteigerungslokal, die Strafrcgisterbehörde der Staatsan­waltschaft und die Aufwertungsstelle des Amtsgerichts ein­ziehen sollten, sind die innerbaulichen Arbeiten nicht ganz beendet; auch wird noch die Pflasterung des Hofs durch­geführt. Mit dem Einzug der genannten Behörden kann aber bald gerechnet werden. . ^

Biberach. 1. Aug. Regimentszusammenkunft. Die ehern. Angehörigen des Landw.Jns.Regts. 125 trafen sich am Sonntag zu einer Zusammenkunft in Biberach. Um 10.45 fand eine Gedächtnisfeier für die Gefallenen auf dem Marktplatz statt, wo die früheren Feldgeistlichen der 2. württ. Landw.Dwision, Pfarrer Stöhr und Pfarrer Weis, die Gedächtnisreden hielten. Um 1.30 Uhr nachm, sammelten sich die Teilnehmer beim Theater zum Abmarsch in die Turn­halle, wo ein geselliges Beisammensein stattfand.

Lmiterbach OA. Ehingen, 1. Aug. Bel einer Be­erdigung verunglückt. Der 25jährige Xaver Traub von hier gab einem Anverwandten in Kirchen OA. Ehingen das letzte Geleite. Beim Antritt des Heimwegs glitt er auf der Treppe im Gasthaus zum Hirsch aus und fiel auf den Kopf. Der sofort hinzugezogene Arzt stellte einen doppelten Schädelbruchfest. >,tz,,

Unlermarchkal, 1. 8. P 8 pstl. Ernennung. Superior Dr. Eberle wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die große Kongregation der Barmherzigen Vinzenz-Schwestern zum päpstlichen Ehrenkämmerer ernannt.

Leukkirch, 1. Aug. Zum Tod des Grafen Wil­helm von Waldburg-Zeil. Die Beisetzung des bei Disentis (Graubünden) durch einen Autounfall tödlich verunglückten Grafen Wilhelm von Waldburg-Zeil findet am Dienstag vormittag statt. Der Graf erfreute sich hier durch sein leutseliges Wesen größter Beliebtheit.

Infolge des ungewöhnlich hohen Wasserverbrauchs der Stadt ist eine vermehrte Wasserzufuhr in die Hochdruck­leitung notwendig. Die Ergänzungsanlage, deren Kosten sich auf etwa 10 000 Mark belaufen, soll noch in diesem Herbst in Angriff genommen werden. Die Volksschüler werden beim Württ. Gemeindeverstcherungs-Verein Stutt­gart gegen Unfall auf Kosten der Stadt versichert. Durch tauschweise Ueberlassung eines Grundstücks ermöglicht die Stadt dem Kleinkaliber-Schützenverein die Errichtung einer Schießstätte.

Aus dem Allgäu, 1. 8. Besuch des Reichswehr­ministers. Reichswehrminister Dr. Geßler, der mit dem Fugzeug von Berlin über München in Friedrichshafen ankam und zu kurzem Besuch in Lindenberg eintraf, ist wie­der nach Friedrichshafen abgereist, um auf dem Luftwege nach Berlin zurückzukehren, wo er mit dem Reichskanzler dringende Angelegenheiten zu erledigen hat.

Von der bayr. Grenze. 1. Aug. EinschlauesKind. Neulich kam ein vierjähriges Mädchen zu seiner Tante, um ihr zu gratulieren. Als die Kleine ihr Sprüchlein hergesagt hatte, hielt ihr die Tante einen 5-Markschein und ein 3- Markstück entgegen mit der Aufforderung, eines von beiden zu wählen. Man wollte scheinbar dieGeldkenntnis des Kindes des prüfen. Das Mädchen aber war schlauer. Als es sich die Sache einige Zeit überlegt hatte, meinte es, die Tante solle mit demPapierle" die Münze einwickeln.

Von der Bayrischen Grenze. 1. Aug. Ein Pferd von Bienen getötet. Auf einem Gutshof in der Näh« von Donauwörth kam dieser Tage ein Pferd in den Bienenstand. Da das Pferd nach den Bienen ausschlug, wurde es von diesen derart zugerichtet, daß es einige Stunden darauf ver­endete. Der Gutsverwalter und ein Praktikant, die das Pferd befreien wollten, konnten sich nur mit Mühe vor den wild gewordenen 17 Bienenvölkern retten.

^ Ich Hab dich lieb.

62 Roman

Urheberschutz durch Stuttgarter Nomanzentrale C. Ackermann, Stuttgart.

Das wußte ich ja und sagte es den Leuten auch gleich. Wie hätten Sie denn solch einen Schritt gegen den Willen Ihrer Klientin und ohne ihre Zustimmung tun können! Aber Sie wissen ja, wie die Leute sind, Herr Doktor! Die Worte einer Sterbenden das ist ihnen wie ein Evan- s gelium! Daß die Frau vor Schmerz halb irrsinnig war, ' bedenken sie ja nicht. So kann's immerhin eine böse Ge­schichte für Sie werden, darum bin ich auch gleich zu Ihnen gekommen, daß Sie sich vorsehen und wissen, was geschah. Vielleicht könnte man allem Gerede zuvorkom­men, wenn Sie sogleich an die Zeitungen telephonieren , »Ich?" Bernd sah ihn groß an.Soll ich mich ver­teidigen, wo ich nur nach meiner Ueberzeugung handelte? Was kümmert mich das elende Gewäsch dieser Leute?"

Eine Weile blieb es still im Gemach. Finster starrte Bernd vor sich hin. Ganz wohl war ihm nicht bei der Sache, je länger er sie überdachte. Dem Wortlaut nach hatte die Frau ja gelogen aber dem Sinne nach?

Trotzdem lehnte sich alles in ihm auf, sich zu verteidi­gen wie ein Schuldiger. War er für die ra ende Tat eines Berauschten verantwortlich zu machen?

Sie war furchtbar. Sie erschütterte sein ganzes Wesen bis in die Grundfesten. Jahrelang würde er das Bild der armen Ermordeten und ihrer Kinder, denen er Helsen hatte wollen, nicht los werden.

Aber schuldig? Nein schuldig war er nicht!

Draußen- läutete es abermals. Er eilte hinaus. Es war der Reporter einer vielgelesenen Zeitung, der direkt von dem Ort der Schreckenstat kam und Bernd sein Blatt Legenmäßiges Honorar" zurRechtfertigung" anbot.

Wild starrte er ihn an.

Was fällt Ihnen ein? Die Frau hat gelogen. Ich denke nicht daran, mich wider ein albernes Gerede vor der Oesfentlichkeit zu rechtfertigen!"

Der Reporter zuckte lächelnd die Achseln.

Immerhin, Herr Doktor, wäre es sehr unklug, wenn Sie mein Anerbieten zurückweisen würden. Die Oeffeut- lichkeit ist eine Hydra und die Presse eine Macht, die emportragen oder stürzen kann!"

Ich verzichte auf diese Macht. Gerechtigkeit braucht nicht erkauft zu werden. Mein Forum ist allein die Advokatenkammer. Dort werde ich mich rechtfertigen, wenn es sein muß, sonst nirgends."

Mit kurzem Gruß schlug er dem nächtlichen Besucher die Tür vor der Nase zu. Dann schickte er den Schreiber heim.

Er wollte endlich allein sein. Ruhe haben. Fertig werden mit all' diesen Gedanken und blutigen Bildern, die gespensterhaft durch sein überreiztes Hirn spukten.

Erschöpft warf er sich auf das Sofa und schloß die Augen, aber nur um im nächsten Augenblick wieder ent­setzt empor zu fahren.

Stand dort nicht ein Weib mit seinen Kindern blut­überströmt, mit toten Augen, und hob anklagend die bleiche Hand?

Nein ich bin nicht schuld ich bin nicht schuld!" stammelte er bebend und wandte den Blick ab vom Dunkel, in dem das Grauen zu hocken schien, hinaus durchs Fen­ster, wo im Osten der Tag zu grauen begann.

XXI.

Die Sache erregte viel böses Blut in der Stadt. Bernd merkte es schon in den ersten Tagen: alte Freunde wichen ihm scheu aus. und all' die Neider, die seine rasch

aufblühende Praxis mit scheelen Augen verfolgt hatten, begegneten ihm nun mit offenem Hohn im Blick.

SeinFall" war ja vor die Advokatenkammer gekom­men, nachdem Publikum und Zeitungen sich Wider ihn erklärt hatten undGerechtigkeit" verlangten.

Bernds Wartezimmer blieb merkwürdig leer in diesen Tagen. Seine Mutter wagte sich nicht mehr auf me Straße, nachdem man einmal mit Fingern auf sie gezeigt hatte:Da geht die Mutter von dem Haller, der sechs Menschenleben auf dem Gewissen hat!"

Die alte Frau war ganz verstört heimgekommen. Aber sie wagte kein Wort über die Sache zu reden, seitdem Bernd ihr damals, als sie die ersten Nachrichten in den Morgenblättern gelesen und schreckensbleich zu ihm in die Kanzlei gestürzt war, barsch verboten hatte, ihn nunauch noch mit dieser widerwärtigen Tat eines Wahnsinnigen" zu belästigen. Er habe ohnehin schon Aerger genug damit.

Aerger? Nur Aerger! dachte die Mutter fassungslos und begriff nicht, woher er die Kraft nahm, so unbewegt auszusehen und den Kopf womöglich noch steifer im Nacken zu tragen als früher.

Wahre und falsche Gerücht machten in der Stadt die Runde. Wenn man sich bisher um Bernds Privatleben nicht gekümmert hatte, weil einerseits kein Anlaß dazu gewesen und weil er anderseits durch seine Zurückgezogen- heit der tonangebenden Gesellschaft fast fremd geblieben war, so lagen die Dinge n.un ganz anders, lieber Nacht war sein Name in aller Mund gekommen. Alles war nun von Interesse. Alles wurde hervorgezerrt, bekrittelt, kommentiert.

Und wie es immer geht, war es auch hier: was bis­her niemand beachtet hatte, das wußte nun wie durch Zauber alle Welt. Natürlich wurde alles maßlos über­trieben. tSortietzung lolM,