Immer seit Locarno ist es mir und Stresemann möglich gewesen, miteinander offen und freimütig als Freunde zu sprechen, die möglicherweise verschiedener Meinung in besonderen Fragen sind, die einander aber rückhaltlos sagen können, was sie denken. Was ich eben über Stresemann und mich gesagt habe, das gilt, wie ich fest glaube, auch von Briand und Stresemann und allen anderen, die in Locarno zusammentrafen. Kein zum Urteil Berechtigter wird seine Ansicht bestreiten, daß seit Locarno die Freimütigkeit im Verkehr ungeheuer zugenommen hat. Keiner osn uns zögert, sich den anderen voll mitzuteilen. Chamber- lain erklärte weiter, der Locarnogeist sei in Genf erheblich gestärkt worden. Seine nüchterne Erfahrung erlaube ihm, mit den erzielten Fortschritten zufrieden zu sein. Neue Verpflichtungen seien von niemand eingegangen, aber, nachdem man sich ausgesprochen und ein besseres Verständnis für den gegenseitigen Standpunkt erhalten habe, dürfe Wau überzeugt sein, auf dem Wege zur Lösung der Schwierigkeiten fortgeschritten zu sein. Chamberlain schloß: Es ist sehr schwierig, die öffentliche Meinung zufriedenzustellen, denn wenn wir in Genf'Vereinbarungen treffen, beschuldigen uns alle unsere Kritiker, die Interessen unserer Nation der allgemeinen Atmosphäre in Genf zum Opfer gebracht zu haben. Wenn wir Mitteilen, daß keine Beschlüsse erreicht wurden, sagen unsere Kritiker: Warum seid ihr dann überhaupt nach Genf gegangen?
Enttäuschung ln England
London, 19. Juni. In den abschließenden Betrachtungen der englischen Presse über die Ergebnisse der Genfer Tagung, insbesondere die Ministerbesprechungen kommt durchweg Unzufriedenheit und Enttäuschung zum Ausdruck. Der Berichterstatter der Times sagt, die allgemeine Ausfassung -gehe dahin, daß die jetzt geschlossene Tagung in Völkerbundskreisen hinsichtlich ihrer Ergebnisse am schlechtesten von allen bisherigen Tagungen beurteilt werde. Praktische Erfolge feien kaum erzielt worden, so insbesondere nicht in dem Streit über das polnische Munitionslager in Danzig und anderen Fragen, von denen der Friede Europas in hohem Grade abhänge. Dagegen sei ein bemerkenswerter Fortschritt in der Frage der Abrüstung erreicht worden, insofern als der Völkerbundsrat nunmehr zu der Ueberzeugung gelangt sei, daß die deutsche Abrüstung nicht länger mehr eine Angelegenheit der Botschafterkonfercnz sein könne. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" bezeichnet die letzte Völkerbundsratstagung gleichfalls als einen Fehlschlag. Auch in den privaten Besprechungen der Außenminister seien greifbare Ergebnisse nicht erreicht worden. Dabei sei wenigstens eine teilweise Erledigung der Meinungsverschiedenheiten zwischen Deutschland und Verbündeten im gegenwärtigen Augenblick dringend erforderlich zur Herstellung einer solidarischen Front geg<m den Bolschewismus. Wie verlaute, habe die deutsche Regierung es als ihre Pflicht bezeichnet, Moskau über die Fortschritte in Genf zu unterrichten. Das zeige, wie weit der deutsch-russische Vertrag gehe und welche Gefahr er für Genf und Europa in sich berge. Eine solche Lage sei nicht nur „paradox", sondern unerträglich, und es sei Zeit, daß ein Einspruch hiergegen eingelegt werde.
Neue Kämpfe in China
London, ist. Juni. Rach mehrtägigen Verhandlungen, zu denen sich Tfchangtsolin und seine Unterführer Tschang- tschungtschang und Suntschuanfang in Peking zusammengefunden hatten, wird jetzt bekannt gemacht, daß die A n s- g l e i ch s v e r h a n d l u n g e n mit dem Süden sich zerschlagen haben. Der Kamps geht also weiter. Das Vorrücken der Südtruppcu, das wegen de's ihnen zur Verfügung stehenden geringen Eisenbahnmakerials nur verhältnismäßig langsam verläuft, hat den kriegerischen Geist des mandschurischen Marschalls von neuem gestärkt. Tschang- tsolin hat gestern verkündet, daß er seinen Posten als Generalissimus der Streitkräfte zur Bekämpfung der Noten wieder ausgenommen habe.
Inzwischen wird aus amerikanischer Pekinger Quelle bekannt, daß der nicht mehr zu leugnende Zusammenbruch der Herrschaft Tschangtsolins in der Mandschurei zur Bildung einer neuen nordchinesischcn Partei geführt hat, die sich Necke nationalistische Partei nennt. An der Spitze der neuen Bewegung steht der Pekinger Verkehrsminister Pangsu. Das Programm unterscheidet sich eigentlich überhaupt nicht mehr von demjenigen der Kuomintang- Es fordert gleiches Recht für die vier Klassen der Gelehrten, Kaufleuke, Bauern und Arbeiter, tritt für das Zusammenwirken von Arbeit und Kapital ein und verlangt die kulturelle Entwicklung des Landes sowie die rationelle Ausbeutung der Bodenschätze, stellt sich jedoch in scharfen Widerspruch zum Kommunismus und zum Klassenkampf.
Der Vertrag mit dem Hause Württembc g im Landtag
Stuttgart. 18. Juni. Im Landtag wurde heute die eiste Lesung des Vertrags über die Vermögensauseinauüersetzung zwischen dem württ. Staat und dem vormals landesherrlichen Hause Württemberg vorgenommen. Der Abg. Hey- mann (S.) eröffnete die Aussprache und gab zu, daß eine Auseinandersetzung mit dem Hause Württemberg erfolgen müsse, daß aber auch bestimmte grundsätzliche Forderungen zu erfüllen seien. Das landesherrliche Haus nü ss nach dem gleichen Recht wie jeder andere Bürger behandelt werden. Der einfache Verzicht des Hauses Württemberg aus Entschädigung für die Zivilliste genüge nicht, man müsse von allen Mitgliedern des Herzogshauses auch den Anschluß an den Thronverzicht des letzten Königs fordern. Das persönliche Vertrauensverhältnis zum letzten König lasse sich nicht mechanisch aus seine Agnaten übertragen. Die Entstehung des Privateigentums bedürfe in jedem einzelnen Falle der Nachprüfung. Der Abg. Schees (Dem.) erklärte sich für eine höhere Rente an die Königin, aber nur im Wege des Haushaltsplanes, nicht in einem Vertrag mit dem Herzog, lieber die Ansprüche des jo ungeheuer reichen Hauses Württemberg müsse man sich wundern und diese Ansprüche erleichtern dem Volk den Abschied vom ehemaligen Königshaus. Staatspräsident Bazille wies darauf hin, daß die Mehrheit des Volkes die entschädigungslose Enteignung der Fürsten deutlich abgelehnt habe. Der Vertrag sei ein billiger Ausgleich zwischen den berechtigten Ansprüchen des Hauses Württemberg und der gegenwärtigen Lage des Staates. Nach einem Gutachten des Ober- landesgerichts würden dem Hause Württemberg in einem Prozeß ungeheuer mehr zugesprochen werden als in dem Vertrag. Auch das Haus Württemberg habe durch die Inflation viele Millionen verloren. Der demokratische Finanzminister Dr. Schall habe anerkannt, daß die Kunstkammer Privateigentum des königlichen Hauses sei. Wenn angesichts der Rechtslage das Haus Württemberg darauf verzichte, Ansprüche wegen der Zivilliste geltend zu machen, so sei dies mit Rücksicht auf die Lage des Staats und die Notlage des Volkes geschehen. Der Staatspräsident wies die Angriffe auf H e r z o g A l b r e ch t, der eine Persönlichkeit von vornehmster Denk- und Handlungsweise sei und dem gegenwärtigen Staat nie Schwierigkeiten bereitet habe, entschieden zurück. Der Herzog habe sich stets taktvoll zurückgehalten und die Königin, mit der er keineswegs in Unfrieden lebe, stets unterstützt. Auch mit dem verstorbenen König habe er auf bestem Fuße gestanden. Das Verlangen des Thronverzichts wäre ihm gegenüber taktlos. Ein solches Verlangen sei in einer Revolution nur beim König, nicht beim Thronfolger notwendig. Das Hofkammergut werfe zur Zeit sehr wenig ab und müsse für 11 Personen ausreichen. Jeder große Fabrikbesitzer sei reicher als der Herzog, denn die Rente einer Fabrik sei größer als die des Hofkammerguts. In Württemberg liege zwar noch kein Gerichtsurteil, aber ein Gutachten des Oberlandesgerichts vor, das dem Hause Württemberg bedeutend höhere Ansprüche zuerkenne als der Vertrag. Die sozialdemokratischen and demokratischen Minister hätten in Preußen dasselbe getan, was jetzt in Württemberg geschehe. Der Abgeordnete Roos (BP.) warf der Linken übelstes Pharisäertum vor, betonte die Verdienste des Hauses Württemberg um das Land und die des Herzogs als Feldherr. Das Land Württemberg könnte einem leid tun, wenn es nicht imstande wäre, die Frau ausreichend zu unterstützen, die einst die Krone getragen und viele Tränen getrocknet habe. Der Abgeordnete Küchle (Z.) bezeichnete den Vertrag als ein Kompromiß, in dem der Staat nicht nur der Gebende, sondern auch der Empfangende sei. Aus Billigkeitsgründen dürfe man der früheren Königin nicht verweigern, was sie vor Gericht ohne Zweifel erreichen würde. Staatspräsident Bazille wies, nochmals das Wort ergreifend, auf das bescheidene Leben der Königin hin, die die ihr bewilligte Pension von 70 000 -R nicht für sich allein verbrauche. Der Abg. Schneck (Komm.) wurde infolge von Zwischenrufen zur Ordnung gerufen. Dann sprach noch der Abg. Köhler (Komm.) von dem Raubzug, den hochbegnadete Herrschaften mit unersättlicher Habgier gegen das Volk unternehmen, und nach weiteren Ausführungen des Abg. Rath (DV.) wurde der Vertrag an den Ver- waltungs- und Wirtschaftsausschuß verwiesen. Auch einige kleinere Vorlagen gelangten nach 1. Lesung noch an die Ausschüsse. Die nächste Sitzung findet in der übernächsten Woche statt.
Ich Hab dich lieb.
25 Roman von < -
Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzcntrale C. Ackermann. Stuttgart.
„Und Wie viele Ehen glauben Sie, daß uns dann überhaupt noch bleiben?"
„Darum habe ich mich nicht zu kümmern. Wenn aber jeder so dächte, würde das allgemeine sittliche Niveau bald ein höheres werden!"
„Glauben Sie doch das nicht! Nur unsägliches Elend würde die Folge eines so unduldsamen Standpunktes sein. Glauben Sie mir altem Praktiker, es steht da nicht viel anders als auf anderen Gebieten: man lehnt sich auf gegen eine Fessel, die einein später bei ruhiger Ueberlegung, wenn die Erregung verrauscht ist, als wohltätiger Halt erscheint. Wie viel tausend Menschen habe ich nicht schon auf dem Punkt gesehen, sich in Haß und Farn zu trennen, die nachher wieder die glücklichsten Eheleute wurden. Ich möchte fast sagen, vielen Ehen ist gerade solch' eine Feuerprobe notwendig, um sie erst richtig festzuschmieden. Freilich, wenn der Sturm die Flammen schürt, darf man nicht noch Del ins Feuer gießen, sondern muß sich Mühe geben, die besten Instinkte der menschlichen Seele wachzurufen: Geduld und Selbstlosigkeit! Dazu sind wir Juristen berufen. Und in diesem Sinne können mir wahrhaft segenbringend wirken wie etwa ein richtiger Priester. Sie sind noch zu jung, lieber Haller, um die Wnnderkraft des Wortes „Toleranz" so recht zu erkennen . .
„Ich will sie gar nicht kennen in — dieser Anwen-
^"O-Dann wird es Sie das Leben lehren gegen Ihren
Willen!" , ^ -
„Papa hat recht", mischte sich Leo Klaudv ein. „du gehst zu weit. Bernd! Weißt du. daß sie bereits anfangen, dir bei Gericht einen Spitznamen zu geben?
„Mir?"
„Ja. „Spezialist in Ehescheidungen" nannte dich Staatsanwalt Hammerberg neulich, und das Wort wurde lachend aufgegrifsen und machte die Runde durch alle Büros!"
„So? Niin, ich nehme es als Ehrentitel an!" sagte Bernd kalt. „Nichts und niemand wird mich darin irre machen, daß ein Zusammenleben zweier Menschen gegen den Geist der Ehe verstößt, wenn eines dieser drei: „Liebe, Treue oder Achtung" verletzt wurde!"
Flor Sieberts Blick hing stammend an ihm. Mit leise girrendem Lachen sagte sie:
„Sie sind köstlich in Ihrer erhabenen Unerbittlichkeit, Herr Doktor! EL fehlt Ihnen zum alten Römer nur die Toga. Ich glaube, Sie würden Schwestern und Brüder Ihrer Ueberzeugung opfern und selbst Ihre Eltern zur Scheidung zwingen, wenn sie sich mal stritten!"
Tiefe Stille folgte diesen halb spöttisch, halb scherzhaft gesprochenen Worten. Klaudys blickten in stummer Verlegenheit vor sich hin.
Majas Herz stand einen Augenblick still vor Schreck.
Wie wahnsinnig taktlos von Florl . . . Freilich, sie wußte ja nicht . . .
Angstvoll suchte ihr Blick sein Antlitz. Es war bleich, aber unbewegt in seiner steinernen Entschlossenheit. Die kühlen, grauen Augen ruhten streng auf Flor, während du- schmalen Lippen antworteten:
„Sie haben ganz recht, gnädige Frau. Ich würde auch vor der Ehe meiner Elter» nicht Halt machen. Gleiches Recht für alle! Fiat justitiu, et pereat munctus! L.as ist nicht nur das Motto meines Berufes, fouderu auch das meines Lebens!"
„Nein, o nein! Sagen Sie das nicht!" rief Maja erschrocken und starrte ihn angstvoll an. „Das ist nicht mehr sittliche Tugend, sondern Härte und Herzlosigkeit!
Württemberg
Stuttgart. 19. Juni.
Neuer Landtagsabgeordneker. Als Nachfolger des tödlich verunglückten sozialdemokratischen Abg. August Hornung ist der Gewerkschaftssekretär Weimer als Abgeordneter in den Landtag vorläufig eingetreten. Der Bericht des Landeswahiausfchuffes wurde dem Legitimationsausschuß zur Prüfung überwiesen.
Archikektenersolg. Der Magistrat der Stadt Kassel hat die Projektierung einer Gemeindedoppelschule Prof. Äonatz- Stuttgart übertragen.
Der Reichsverband Deutscher Dentisten hielt seine 48. Generalversammlung in Stuttgart ab, bei der hauptsächlich Berufsfragen zur Erörterung standen.
WürLt. Landeskheaker. Auswärtige! Beteiligt euch an der Sondermieke für Auswärtige. Preisermäßigung "-b ^ i wie bei der Theatergemeinde — jährlich 20 Vorstellungen, je hälftig Oper und Schauspiel. Borstellungen in der Negel Samstag, ausnahmsweise Sonntag- Borstellungsende ermöglicht Benützung der Abendzüge nach allen Nichtungen. Nähere Auskunft in der Geschäftsstelle der Theatergemeinde im Verwaltungsgebäude der Württ. Landestheater. Anmeldungen schriftlich und mündlich daselbst.
Die schwierige Lage der Milchwirtschaft. Die Mitglieder des Zentrums haben im Landtag folgende Große Anfrage eingebracht: Seit März 1927 ist die Milchwirtschaft in eine katastrophale Lage gekommen. Der Grund liegt vor allem darin, daß die Preise für Berarbeitungsmilch und Mi ch- produkte einen Tiefstand angenommen haben, der eine auch nur annähernd rentable Betriebsführung zur völligen Unmöglichkeit macht. Ist das Staatsministerium bereit, mit allen ihm zu Gebot stehenden Mitteln für Abstellung dieses Zustands schnellstens Sorge zu tragen?
Vom Tage. In einem Haus der Dornhaldenstraße entstand dadurch ein Küchenbrand, daß die Wohnungsinhaberin neben dem brennenden Gasherd mit Benzin Reinigungsarbeiten verrichtete und sich die entstandenen Benzindämpfe entzündeten. Die Frau trug an beiden Armen und im Gesicht Brandoerletzungen davon und mußte in das Marien- hospitwl ausgenommen werden. — Auf der Kreuzung der Möhringer- und Schreiberstraße fuhr ein 19 I. a. Radfahrer gegen einen Lastkraftwagen. Er zog sich eine Kopfverletzung zu und wurde in das Marienhospital verbracht.
Aus dem Lande
Musberg OA. Stuttgart, 19. Juni. Diamantene Hochzeit. Das Ehepaar Karl S i e r l e, 83 Jahre alt, und Barbara Stierle, 81 Jahre alt, feierte das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Die ganze Gemeinde nahm an dieser Feier Anteil.
Welzheim. 19. Juni- Unglücksfall. Das IXjährige Söhncher, Fritz des Landwirts Gottlieb Weller von Aich- struk, Gde. Welzheim, fiel beim Spielen in einen 1)4 Meter kiesen Brunnen, der mit 80 Kbm. Wasser gefüllt war. Obwohl das Kind sofort aus dem Brunnen gerektek werden konnte und Wiederbelebungsversuche unternommen wurden, verstarb es einige Zeit nachher.
Immenhausen, OA. Tübingen, 19. Juni. Naubüber- f a l l. Donnerstag vormittag wurde die 35 I. a. Ehefrau des Monteurs Burkhard auf dem Weg nach dem Mähringer Bahnhof überfallen und ihrer Barschaft beraubt. Der Täter konnte nicht festgenommen werden.
Alkoberndorf» OA- Oberndorf, 19. Juni. Beim Böl- lerschießen verunglückt. Am Fronleichnamsfest ereignete sich beim Böllerschießen ein gräßlicher Unfall. Als morgens um 8 Uhr die Glocken zum Festgokkesdienst riefen, zersprang schon beim zweiten Schuß ein Böller, dessen Splitter dem Anton Büchels eine Gesichkshälfte wegrissen und ihn am Arm verletzten.
Schramberg. 19. Juni. GroberUnfug. In der Nacht auf Donnerstag wurde aus den Fußboden des Haupteingangs der Kakh. Skadkpfarrkirche in großen schwarzen Buchstaben hingeschrieben: ..Naturschändung — Sünde". Nach dem Täter wird gefahndet-
Winterlingen OA. Balingen, 19. Juni. Brand. Nachts brach in dem Fabrikgebäude der Witwe Luise Scherle hier Feuer aus. Obwohl der Brand frühzeitig entdeckt und gelöscht werden konnte, ist doch ein Schaden au verbrannten und beschmutzten Trikotagen im Wert von etwa 5000 -R entstanden. Die Brandursache ist noch unbekannt.
Tuninaen OA. Tuttlinaen. 19. Juni. Autounfall. Auf
lieber aller Gerechtigkeit steht doch die Gnade! Muß die Gnade stehen! Gerade Sie dürfen nicht so sprechen .. .*
Sie verstummte, bestürzt über einen warnenden Blick, der sie aus Gretls Augen getroffen hatte.
Er aber sah sie peinlich getroffen an.
„Und warum gerade ich nicht?"
Majas Blick irrte scheu an ihm vorüber.
„Ich weiß nicht ... es kam mir so über die Lippen ... Flor setzte doch den Fall, Ihre eigenen Eltern würden ... hätten ..."
„Nun? Warum fahren Sie nicht fort? Ich antwortete: Gleiches Recht für alle!"
„Ja, aber eben das durften Sie nicht sagen. Wie darf ein Kind richten, da, wo es nur lieben soll?"
„Liebe darf nicht blind gegen Verirrungen sein . . . falls solche bestehen sollten!"
Ein kalter Schauer lief durch Majas Leib und wandelte die Rosen auf ihren Wangen in tiefe Blässe. So dachte er? Konnte er dann überhaupt wissen, was Liebe ist?
„Wahre Liebe duldet alles, ist blind, hofft, glaubt und . . . verzeiht", murmelte sie tonlos. „Wenn sie das nicht kann, ist sie nie Liebe gewesen!"
Bernd antwortete nicht. Aber Maja merkte mit tiefem Schmerz, wie seine Hand, die bis dahin zärtlich neben der ihren gelegen hatte, leise und wie zufällig zurückgezogen wurde.
Flor lachte hell auf.
„Sie sind göttlich, Doktor! Der reine rocstec ^ : broiE! Ich gratuliere der Frau, die.Sie einmal wäh! werden, im voraus! Sie muß sehr schwindelfrei fein, wenn sie sich ihr Lebtag auf dem Piedestal — oder soll ich sagen Jsolierschemel? — erhalten will, auf dem Tw ihr den Platz anwetsen. Auch Ihren Eltern ist zu gratulieren! (Fortsetzung folgt.)