hielt. Die Verluste überstiegen fast um das Vierfache die uns amtlich mitgeteilten. Es war offensichtlich, daß die Verbündeten die tatsächlich^- Fah­len nicht veröffentlichen konnten, ohne hiedurch den Feinden Mitteilungen von ungeheurem Wert zukommen zu lassen. g,,

Es ist unmöglich für uns, den Krieg kort zusehen, wenn die Verluste in gleichem Maß wie bisher anhalten, erklärte mir Jellicoe: wir vermehren unsere Kampf­mittel gegen die deutschen U-Boote, soweit uns dies irgend möglich ist, jedes einigermaßen brauchbare Fahrzeug wird zur Bekämpfung der U-Boote herangezogen. Wir bauen U- Boot-Jäger und andere für diesen Zweck geeignete Fahr­zeuge. Die Lage ist aber se-hr ernst und wir bedür­fen dringend jeder Hilfe, die uns gewährt werden

^Die Ausführungen des Admirals Sims werden bestätigt durch den Bericht des Untersuchungsausschusses des ameri­kanischen Abgeordnetenhauses vom 15. Juli 1919, in dem es wörtlich heißt:Die Transportlage war soschlecht, daß, wenn die Deutschen nicht Schluß gemacht hätten, die amerikanische Armee es hätte tun müssen. Daß die maßgebenden Leute drüben (in Deutschland) das nicht wußten, ist kaum glaublich oder ein Wunder."

Cs sei noch angeführt, daß Großadmiral v. Tirplh im April 1917 an den Kaiser schrieb:Wenn wir den ver- sthärfsten U-Bootkrieg führen, aber auch nur wenn wir ihn führen, werden wir einen Erfolg über England erzielen, der uns ermöglicht, Flandern zu behauvten und damit den Krieg siegreich zu beenden." Allein Tirpih kam gegen Beth- mann und die hinter ihm stehenden Leute nicht auf und der Krieg wurde verloren für Deutschland.

Neue Nachrichten

Deutschland bleibt neutral

Berlin. 26. Mai. Die »Tägliche Rundschau', die die Ansicht Dr. Stresxmanns wiederzugeben pflegt, schreibt, bei dem Schritt der englischen Regierung gegen Moskau handle es sich weniger um eine außenpolitische Handlung als um eine innerpolitische Schutzmaßnahme. Deutschland habe mit Rußland einen Neutralikätsverkrag abgeschlossen und werde von diesem Kurs auch in Zukunft nicht ab- weichen.

Die »Akademie der Wissenschaften' in Moskau wendet sich an die englischen Gelehrten mit der Aufforderung, für Erhaltung des Weltfriedens einzutreken.

Deukschnakionale Beschwerde gegen Dr. Wirkh Berlin, 26. Mai. Wie der «Reichsdiensk der deutschen Presse' meldet, haben die Deutschnationalen bei der Partei­leitung des Zentrums gegen den Reichskagsabgeordneten Dr. Wirth wegen der fortgesetzten beleidigenden Angriffe Wirths Beschwerde erhoben. Die Parteileitung des Zen­trums habe dem Verlangen der Deutschnationalen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, entsprochen. Damit sei Dr. Mi " vor ernsthafte Entscheidungen gestellt.

Der Anschluß Waldecks an Preußen Arolsen, 26. Mai. Im Waldeckschen Landtag machte Präsident Waldschmidt Mitteilung über die mit der preußischen Regierung geführten Verhandlungen betreffend den Anschluß Waldecks an Preußen. Preußen habe bezüg­lich der Vermögensauseinandersetzung, der Beamtenwünsche usw. großes Entgegenkommen in Aussicht gestellt, Loch ver­lange es eine bindende Zusage in dem Entwurf eines neuen Staatsvertrags. Preußen übt in dem früheren Fürsten­tum Waldeck nach den Staatsverträgen von 1867 und 1877 die Verwaltung seit 1867 bis zur Gegenwart aus.

Eine Rede des Papstes

Rom. 26. Mai. sin einer feierlichen Versammlung im Damaskushof des Vatikans anläßlich der 300-Jahr- feier des Kollegiums zur Verbreitung des Glaubens hielt der Papst eine Rede, in der er u. a. betonte: Aeber China sagte er, daß das Böse in China nicht aus dem Inneren des heldenmütigen chinesischen Volks komme, son­dern daß es ein Beben sei, das aus der Ferne 'Moskau) kam und d's. wo "wer es hinkommk, jede Zivilisation, alle Gefühle, jede Religion und insbesondere die katholische Reli­gion bedrohe. Der Papst verurteilte dann noch die Ver­folgungen in Mexiko aufs heftigste.

Die kostspielige französische Hecresreform Paris. 26. Mai. In der Kammer stellte ein Abgec-rd- neter namens des Finanzausschusses bezüglich der EinKH- rung der einjährigen Dienstzeit und der sonstigen Heeres- reform fest: Für die Anlegung von Ausbildungsm-.ttel- vunkten im Lande müssen 25 Millionen Franken vorgesehen

werden, für die Besoldung von 106 000 Berufssoldaten 320 Millionen (statt bisher 72 000 Berufssoldaten), für die An­werbung von 11 000 neuen Militärbeamten 127 Millionen und für die Einstellung von 30 000 neuen Zivilbeamten 10? Millionen. Die einjährige Dienstzeit werde also eine Mehr­ausgabe von 526 Millionen verursachen, allerdings wer­den durch die zahlenmäßige Verminderung des stehenden Heeres um 93 000 Mann wieder 297 Millionen eingespart. Vorausgesetzt, daß diese Verminderung auch tatsächlich ein­gehalten werde, betrage somit die wirkliche Mehrausgabe 229 Millionen Franken.

Vom chinesischen Bürgerkrieg Paris, 26. Mai. Havas meldet aus Peking, das Heer Fengjusiangs sei in der Provinz Honan von Truppen Tschangksolins geschlagen worden. Letztere marschieren wei­ter nach Süden auf Hankau.

Württemberg

Stuttgart, 26. Mai. Vom Landtag. Der Finanzaus­schuß überwies eine Eingabe des Eisenbahnerverbands be­treffend unkündbare Anstellung für die Besoldungsgruppen 1 bis 5 der Regierung zur Befürwortung bei der Reichsregierung. Eine Eingabe des Verbands für berufliche Kranken- und Wohlfahrtspflege bekr. Kürzung der Arbeits­zeit des Pflegepersonals in den Staatsirrenanstalten und in den klinischen Krankenhäusern in Tübingen wird dem Staatsministerium zur Erwägung übergeben in dem Sinn, daß die verschiedenen Forderungen wohlwollend nachgeprüft werden unter Anhörung der zuständigen Vertretungen des Personals. Eine Eingabe der Gemeinde- und Staaksarbeiter um Zulagen für uneheliche Kinder wird der Regierung zur Erwägung übergeben.

Augenschein in der Langenauer Wasserversorgungsfrage. Die Stadtgemeinde Langenau hak an den Landtag wegen der Stuttgarter Grundstücksaufkäufe eine Eingabe gerichtet. Zur näheren Prüfung dieser Wasserverforgungsangelegen- heite-n wird sich der Ausschuß für Verwaltung und Wirt­schaft am Freitag nach Niederstohingen und Langenau be­geben, um einen Augenschein vorzunehmen. Die Beratung der Eingabe findet dann im Langenauer Rathaus statt.

Reichsjugendwetkkämpfs 1927. In einer Bekannt­machung des Kultministeriums wird die Abhaltung von Reichsjugendwektkämpfen auch in diesem Jahr aufs wärmste empfohlen. Am besten hat sich ihre Durchführung durch die Schulen selbst im Rahmen eines Schulfestes bewährt. Auf die tätige Beteiligung möglichst aller Schüler durch gemein­same Freiübungen. Spiele u. a. ist besonderer Werk zu legen. Für die Veranstaltung wird auf Antrag ein schul­freier Tag gewährt: wo aus besonderen Gründen für die Durchführung ein Sonntag gewählt werden muß, ist auf die kirchlichen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Für zehn vom Hundert der Sieger (nicht wie bisher der Teilnehmer) wer­den nach Vorlegung eines Berichts Ehrenurkunden des Reichspräsidenten ausgegeben: die übrigen Sieger erhalten einfache Ehrenurkunden des Reichsausschusses für Leibes­übungen.

Den Verletzungen erlegen. Vor 14 Tagen verunglückte, wie seinerzeit berichtet, der in Stuttgart stationierte 53- jährige Lokomotivführer August Lieb auf dem Bahnhof in Brncksal dadurch, daß er beim Aeberschreiken der Gleise mit einem Fuß in einer Weiche stecken blieb und von einer heranfahrenden Lokomotive erfaßt und schwer verletzt wurde. Lieb ist nun im Krankenhaus in Bruchsal fernen Verletzungen erlegen. Er hinkerläßt eine Witwe mit sieben Kindern.

Aus dem Lande

harthausen VA. Stuttgart, 26. Mai. In den Ruhe­stand. Der bisherige Schultheiß Friedrich Lodholz legt sein Amt nach lljähriaer Dienstzeit am 31. Juni nieder. Die Neuwahl findet am 29. M-ai statt.

Leonberg. 26. Mai. M o t o r r a d d i e b st a h l. Beim Solitude-Rennen wurde am Sonntag abend auf einem Parkplatz in der Nähe des Starts ein Motorrad gestohlen. Der Täter fuhr damit nach Gerlingen hinunter, stürzte aber bei -Gerlingen mit dem Rad. Er ließ sein Diebesgut im Graben liegen und suchte mit der Straßenbahn das Weite, wurde aber in Weilimdorf festgenommen.

Leukershausen OA. Crailsheim, 25. Mai. Die dia­mantene Hochzeit feierten am 15. d. M. hier in aller Stille die Schmiedsmeisterseheleut? Friedrich und Karoline Frank im Alter von 82 und 83 Jahren. Die Jubilars erfreuen sich noch einer guten Gesundheit und Rüstigkeit.

Dörtel OA. Mergentheim, 26. Mai. A m e r i k a s p e n d e.

Die schon vor vielen Jahren nach Amerika ausgewanoerken Gebrüder Wittmann stifteten ihrer Heimatgemeinde 540 Dollar zur Erbauung eines Turms mit Uhr und Glocke.

Herrenberg. 26. Mai. AusdemZuggesprungen. Der in Böblingen beschäftigte Anton Schmidle von Eßlingen sprang in der Nacht auf 23. Mai zwischen Nufriygen und Herrenberg bei voller Fahrt aus dem Zug und verletzte sich hiebei schwer. Der Verlebte lao üundenwna bewußtlos, war aber in der Frühe des andern Tags imstande, ohne fremde Hilfe sich ins Krankenhaus zu begeben.

Nagold, 26. Mai. Arbeitsaufnahme. In der Firma Schnepf. Möbelfabrik, ist die Arbeit wieder aus­genommen worden, und zwar unter dem Gesichtspunkt, daß ssirma Schnepf die neuerdings Don der Schreiner-Innung festgesetzte Lohnerhöhung ebenfalls bewilligt hat.

Rokkweil, 26. Mai. Wasserversorgung. Eine Versammlung von Vertretern der Gemeinden Feckenhausen, Göllsdorf, Lausten, Neufra, Frittlingen, Wellendingen, Zepfenhau, Neukirch, Dietingen, Jrslingen und Böhringen (zusammen über 7000 Seelen) beschloß nach einem Vortrag von Oberbaurat Groß, die Regierung zu bitten, einen Plan für die Wasserversorgung deroberen Neckargruppe" aus­arbeiten zu lassen. Die in Betracht kommenden Quellen unterhalb der Neckarburg sind Eigentum des Grafen von Bissingen. Sie liefern 40 Sekundenliter.

Schwenningen, 26. Mai. Abgefaßter Schwind- l e r. Vor einiger Zeit wurde vor einem gewissen Fischer aus München gewarnt, der mit seinen Schwindeleien haupt­sächlich Arbeiter-Sportvereine und Arbeiterfamilien heim­suchte. Auch hier in Schwenningen hat er seine Spuren hinterlassen. Nun ist er in Rottweil, wo er eben wieder beim Ärbeiter-Radfahrerverein versuchte, seine Schwindeleien zu treiben, von den dortigen Mitgliedern der Polizei über­geben worden. Cs wurden dreierlei auf verschiedene Ramel? lautende Papiere bei ihm gefunden.

Geislingen a. St.. 26. Mai. Beim Abspringen von dem noch fahrenden Eisenbahnzug wurde der 18jährige Zimmer­mann Jakob Tonnier von Ämstetten zu Boden geschleudert und vom folgenden Wagen so schwer verletzt, daß ihm noch in der Nacht ein Arm abgenommen werden mußte.

Niederstohingen OA. Ulm, 26. Mai. Autoverkehr. Die Autolinie GünzburgNiederstotzingenStetten bzw. Bissingen wurde vom Innenministerium genehmigt.

Mengen OA. Saulgau, 26. Mai. Tödlich verun­glückt. Auf dem Bahnhof wurde der 59 I. a. Zugführer Heinrich Thum aus RadolfSzell von einer Rangierabkeilung erfaßt und es wurden ihm beide Füße abgefahren. Der Be­dauernswerte starb bald darauf im Krankenhaus.

Hirschegg OA. Saulgau, 26. Mai. Kunstdünger- Vergiftung. Landwirt Alfred Schönle wurde von einem Insekt in die Hand gestochen. Er achtete nicht weiter darauf, streute Kunstdünger und zog sich dadurch eine Blutvergiftung zu. Vorgestern abend verschied der 40jährige Mann. Eine schwere Gasvergiftung im Kriege mag sein Blut aufnahme­fähiger für Vergiftungen gemacht haben.

Wangen i. A., 26. Mai. Württ. Segelflieger­schule. Die erste württembergische Segslfliegerschule soll in Wangen errichtet werden. In Erweiterung ihres Be­tätigungskreises hat sich die Segelfliegergruppe Wangen dem Württ. Luftfahrtverband angeschlossen. Sie führt künftig die BezeichnungWürtt. Luftfahrtverband, Bezirks­gruppe Wangen i. A." Am Fuß des Fluggeländes wird demnächst eine große, freitragende Halle von 30 Meter Länge und 15 Meter Tiefe erstellt werden, die die Unter­bringung von 15 bis 20 Flugmaschinen ermöglicht. Auch für eine Ausbesserungswerkstätte und einen Äächtigungs- raum wird Sorge getragen.

Vom Bodensee. 26. Ma. Aus Seenot gerettet. Zwischen Lindau und Lochau kenterte bei starkem Sturm ein von zwei jungen Leuten besetztes Segelboot. Die In­sassen klammerten sich krampfhaft an das Boot. Zum Glück wurden von dem fahrplanmäßigen DampferBludenz" in ziemlich großer Entfernung die in höchster Not befindlichen Leute bemerkt. Der Dampfer setzte ein Rettungsboot aus» Las die halberstarrten jungen Leute an Bord brachte.

Minister Dr. Dehlinger zur Steuersenkung

Stuttgart, 26. Mai. In einer aus allen Teilen des Lan­des stark besuchten Sitzung erörterte der Steuerausschuß des Württ. Industrie- und Handelstags am 23. Mai die Aus­wirkungen der Uebergangsregelung des Finanzausgleichs auf die württ. Gewerbesteuer und die Möglichkeiten ihrer Senkung. Der anwesende Finanzminister Dr. Dehlinger führte dabei folgendes aus: Es sei richtig, daß auch in Würt­temberg dem Staat mebr an Steuern zugeflossen sei, als

Ich Hab dich lieb.

iS . Roman von < '

Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann. Stuttgart.

Wie schrecklich traurig! Dann freilich ..

Ja, es war gewiß ein hartes Schicksal für den damals siebzehnjährigen Bernd, der nun für die Seinen zu sorgen -hatte. Sie übersiedelten nach S., wo Bernd mit Hilfe von -Stipendien seine Studien vollendete, nebenbei aber bis tief in die Nacht hinein Stunden gab. Später, als Konzi­pient, übernahm er Nachtarbeit bis an die Grenzen der Möglichkeit. Leo sagte oft, es fei unglaublich, was er in diesen Jahren alles geleistet und entbehrt hat, und mit welcher Energie er sich und den Seinen eine neue Existenz schuf."

iWelch ein Manu! Wie müssen ihn die Seinen ver- göttern!" murmelte Maja tief ergriffen.

-Hm. ich glaube, damit ist es nicht so arg. Soweit ich Einblick habe, leiden Mutter und Schwester weit mehr unter seiner Despotennatur. als er ahnt. Er hat ihnen viel geopfert und der alten Frau Haller ja ein sorgloses Alter geschaffen, aber er verlangt dafür auch, daß sie all seine Marotten teilen und denken sollen wie er. Das aber können sie nicht, und darum war ihr Zusammenleben seit jeher ein ziemlich kühleS. Er mengt sich auch in alles! Ich bitte dich, der Mutter hat er direkt verboten, den Namen des Vaters überhaupt nur jemals noch zu nennen! Jella durfte nie in Gesellschaft gehen, weil er die fixe Idee Hai, das ganze Unglück wäre nie gekommen, wenn sein Vater ; nicht so viel außer Haus verkehrt hätte. Und jetzt, wo es sich nach sechsjähriger Ehe seiner Schwester herausstellt, daß Jellas Gatte, der Gutsbesitzer Flamm, seine Frau 'vernachlässigt, will er durchaus, daß sie sich gleich scheiden

läßt.Entweder oder", das ist sein Wahrspruch. Einen Mittelweg, Versöhnung. Ausgleich kennt der gure Bernd eben nicht. Das ist sein großer Fehler, wie Mama, die ihm sonst sehr gut ist, immer sagt."

Maja sah nachdenklich vor sich hin.

Und doch ist etwas Großes um einen Menschen, der scsi steht in dieser schwankenden Welt und keine Konzessio­nen macht!" sagte sie langsam.

Grell schüttelte ganz energisch den Kopf.

Fest steht im Guten ja! Aber Bernd Haller will mit dem Kopf durch die Wand, und das ist nicht gut! Wenn er sich etwas einbildet, helfen weder Zureden noch Vernunftgründe. Wie oft hat Mama ihm zu beweisen versucht, daß man die Gesellschaft nicht verantwortlich ma­chen darf für die Fehler einzelner, und daß es besser ist, dem Strauchelnden goldene Brücken zu bauen, als ihn in den Abgrund zu stoßen, wie er es unbarmherzig tut. Er gibt sonst ja viel auf Mamas Worte, mußt du wissen, aber..."

Nun?" Maja blickte die Freundin erwartungsvoll on.Und diesmal? Sah er denn nicht ein, wie recht deine Mama hat?"

Nein. Er wurde ganz aufgeregt, und die Folge war, daß er sich acht Tage lang nicht blicken ließ bei uns."

So hart ist er?"

Ach. der ist schon mehr als hart, sage ich dir! Direkt ^rücktkommt er mir manchmal vor in seiner Manie.

bk^m.nn er sich jetzt gegen seine Schwester

^^st. em gutes Ding, und ihr Mann ist

wenn er momentan auch gegeu Jella nicht nett sein soll. Aber ba bat Bernd irgend­wie Wind bekommen, daß Flamms Vater seinerzell als junger Mensch ein bißchen flott gelebt haben soll, und nun ist er außer Rand und BLnd.Hätte ich das früher ge­

wußt Jella hätte ihn nie heiraten dürfen!" sagt er.' Man sieht ja, wie das Blut des Vaters sich auf ihn ver­erbt hat. Leichtsinn ist eine sittliche Krankheit, die sich ge­nau so weiter vererben kann, wie Krebs oder Tuberkulose. Und so wenig ich je ein Mädchen heiraten würde aus sitt­lich nicht einwandfreier Familie, so wenig würde ich Jella erlaubt haben. Flamm zu heiraten, hätte ich seines Va­ters Vergangenheit gekannt. Nun sehe ich nur eine Ret-; tung für sie: Die Scheidung!"

Aber sein eigener Vater hat doch aus?"

O, das ist natürlich etwas ganz anderes! Er bildet j sich ja ein, zwischen ihm und seinem Vater bestünde kraft ^ seines Willens überhaupt keine Spur von Zusammenhang i mehr. Auch wegen Jella versuchte Mama ihn zu besänf-i tigen. Sie sagte, es sei himmelschreiendes Unrecht, daß er sie zur Scheidung treiben wolle. Er solle lieber zum Guten reden, denn wenn man in der Ehe gleich immer auseinan- derlaufen wolle, sollte man lieber gar nicht heiraten. Ge­rade da seien Geduld und Toleranz so nötig. Na, da kam sie aber schön an bei ihm! Das Wort Toleranz kommt in Bernds Sprachschatz gar nicht vor!"

Grell plauderte noch lange weiter über Hallers Fami-: lienverhältnisse und-seine Beziehungen zu Leo. Maja! hörte stumm zu. Sie glaubte Bernd immer besser zu ver-' stehen. Der Arme! Wie hart war seine Jugend gewesen,' und wie hatte auch ihm die rechte Liebe gefehlt! War es i ein Wunder, daß er verbittert wurde und Weichheit für; Schwäche an sah? . !

Draußen klingelte es. Man hörte Flüstern im Vor-, zimmer und das Rascheln eines seidenen Kleides.

Beide Mädchen horchten auf.

Es ist meine Schwester Flor", sagte Maja dann ver-^ wundert.Aber sonderbar sie wollte doch mit der Ba­ronin Werder heute in die Over?" Gsrjsetzuug folgt.);