weide zum offenen Bruch mit den Radikalen (Tfchsn usV^ kommen und zwar auf der Grundlage der Annahme dek Sühnenote der 5 Mächte und der Abwehr des Moskauer Einflusses. , ^
Nach dem „New-Pork Herald" haben die Frgu des amerikanischen Gesandten in Peking sowie die Frauen mehrerer anderer Mitglieder der amerikanischen Gesang schaft wegen des wachsenden Ernstes der Lage die Stadt Peking verlassen.
General Tschangkaischek hat die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf den Eisenbahnlinien Schanghai— Hangtschau angeordnet.
Reuter meldet, die fremden Kriegsschiffe seien von Nanking zwei Kilometer flußarifwärts gefahren, um aus der Feuerlinie des chinesischen Forts von Pukau zu kommen. Die Kanonenboote der Kantonesen, die zur Verteidigung von Nanking aus dem Jangtsestrom zusammengezogen wurden, befinden sich noch drei Kilometer weiter flußaufwärts. Bei Tschingkiang sollen die Kantonesen ein britisches Kriegsschiff beschossen haben. Nach Reuter haben die nordchinefi- schen Truppen den Jangtse noch nicht überschritten. Nach einer anderen Meldung sollen sie Pukau ohne Kampf besetzt haben.
Die (englischen) Meldungen von der Mobilmachung Ja pans werden für unglaublich gehalten.
Aus dem Reichstag
Berlin, 13. April. Im Reichstag ist von sämtlichen Fraktionen mit Ausnahme der Kommunisten ein Gesetzentwurf zur Reichsgewerbeordnung eingegangen, wonach die Abhaltung von Mustermessen und allgemeinen Ausstellungen, sowie die Bezeichnung „Messe", sei es allein oder im Zusammenhang mit anderen Worten in einer Firmenbezeichnung oder Ankündigung der Genehmigung durch die Reichsregierung bedarf.
Der handelspolitische Ausschuß des Reichstags nahm eine Entschließung an, die die Reichsregierung ersucht, auf die Länderregierungen einzuwirken, damit diese die Gemeinden veranlassen, auf Grund von 8 4 der Verordnung über zollfreie Einfuhr von Gefrierfleisch dafür besorgt zu sein, daß das zollfreie Gefrierfleisch den Konsumenten unmittelbar oder nur ausnahmsweise und unter Kontrolle durch Berarbeitungsstellen zugesührt wird.
Württemberg
Stuttgart, 13. April. Aufhebung der Finanz- Mi n i st e r i al k a s s e. Die Finanz-Ministerialkasse ist mii Wirkung vom 1. April an aufgehoben worden.
Vom Landtag. Dis kommunistische Fraktion des würtk.
, Landtags hak dem Landtagspräsidenten folgenden Antrag unterbreitet: „Der Landtag wolle beschließen, das Skaats- ministerium zu beauftragen, bei der Reichsregierung schleunigst nachdrücklich darauf zu drängen, daß 1. die Äeichs- regierung die südchinesische Kantonregierung als die einzige rechtmäßige Regierung Chinas anerkennt und sofort Beziehungen mit ihr aufnimmt. 2. siede feindselige Handlung der anderen Mächte gegen diese Negierung bekämpst. 3. Transporte der deutschen Rüstungsindustrie für das gegenrevolutionäre Neer Nordchinas mit allen Mitteln verhindert."
Abstimmungen im Reichstag. Aus dem Reichstag wird uns mitgeteilt: Bei der Abstimmung über das Gesetz zur Uebergangsregelung des Finanzausgleichs zwischen Reich. Ländern und Gemeinden stimmten von den würtk. Abgeordneten für die Erböbuna der Kuweiimia an die Länder von
2,4 auf 2,6 Milliarden, He eine Senkung der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer ab 1. April in Württemberg ermöglicht, von der Deutschnationalen Bolkspartei dis Abgeordneten: Bazille, Haag, Körner, Siller, Freiherr von Skauf- fenberg: vom Zentrum die Abgeordneten: Andre, Bolz, Feilmayr, Groß: von der Deutschen Bolkspartei der Abg. Bickes. Gegen die Zuweisung stimmten von der demokratischen Partei Abg. Dr. Heuß, von der Sozialdemokra- tie die Abgg. Crispien, Hildenbrand, Keil und Roßmann. Der Abstimmung blieb fern der Abg. Dr. Wieland (Dem.). Krank war der Abg. Bogt (DN.). Die gleiche Abstimmung wiederholte sich bei dem Gesetz über den Eintritt der Freistaaten Württemberg, Bayern und Baden in die Biersteuer- gemeinschafk.
Mlchwirtschafkliche Fragen. Der milchwirtschaftliche Ausschuß der Landwirtschaftskammer hat am 11. April zusammen mit Vertretern der Negierung, der landwirtschaftlichen Genossenschaften, des milchwirtschaftlichen Landesverbands, der landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und der milchwirtschaftlichen Lehr- und Forschungsanstalt Wangen über Maßnahmen der Verbesserung der Qualität der Milch und Mischerzeugnisse beraten und wichtige Beschlüsse gefaßt, die der Hauvtversammlung der Württ- Landwirtschaftskammer zur Genehmigung vorgelegt werden sollen. Cs ist zu erwarten, daß bei der Durchführung dieser Maßnahmen eine Förderung des Absatzes der Milch und Mlicherzeugnisse erzielt wird.
Heilbronn. 13. April. Ein Schultheiß vor Gericht. Von dem erweiterten Schöffengericht wurde der Schultheiß von Klingenberg wegen Untreue zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte Gelder, die er vom Reich als Winzerkredite erhielt, als Darlehen für sich und die Gemeinde verwendet. Der Staatsanwalt hatte 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus, 3 Jahre Ehrverlust und Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter beantragt.
Rlöckmühl OA. Neckarsulm, 13. April. Leichenlän- dung — Selbstmord. Die vor 14 Tagen ins Wasser gegangene Ehefrau des August Mistele wurde gestern in Züttlingen als Leiche aus der Jagst gezogen. — Vor Tages- , anbruch entfernte sich der in Ruchsen in Arbeit stehende Aug. Friedrich von seiner Wohnung. Alle Anzeichen lassen darauf schließen, daß er seinem Leben ein Ende gemacht hat. Nachforschungen waren erfolglos. Ein schweres Nervenleiden mag den fleißigen und braven Mann zu dem verhängnisvollen Schritt getrieben haben.
Metzingen, OA. Urach, 13. April. Rückgang der Wirtschaften. Die Zahl der Gasthäuser und Schankwirtschaften ist seit dem Krieg hier um 14 zurückgegangen, beträgt aber immerhin noch 25. Eingegangen ist auch eine Bierbrauerei, sodaß nur noch eine besteht, die aber ihren Betrieb erweitert hat. Erheblich vermehrt hat sich die Zahl der industriellen Betriebe, besonders der Strickwarenfabriken. Eine Tuchfabrik ist eingegangen: es bestehen deren noch zwei größeren Umfangs.
Anhausen OA. Münsingen, 13. April. Baudenkmaie. In das Verzeichnis der Baudenkmale wurden eingetragen: Die Kapelle der kath. Filialkirchenpflege, 1792 erneuert: Hammerschmiede und Wohnhaus des Mathias Huber vom 16. Jahrhundert: Scheune mtt Wappen des Abtes von Salem von 1760, Besitzer Anton Pilger: die Ruine Schülz- burg, mittelalterlich, 1884 abgebrannt: das Spethsche Amtshaus 1736 und die Ruine Maisenburg vom 12. Jahrhundert.
Tübingen, 13. April. Verbesserung des Musikplatzes. Der Musikplatz in der Platanenallee hat sich als unzulänalick berausaestellt. Deshalb soll der Vorplatz in
eni'er Länge von 4Z Metern erweitert werden und eine Einfriedigung durch eine einfache Schranke und Heckenanlage erfahren. Zugleich werden einige Bankreihen und Einzsl- bänke für Zuhörer aufgestellt. Der ganze Platz wird chauffiert. Das Musikpodium soll ebenfalls neuzeitig verbessert werden.
Calw. 13. April. Katakomben. Im Mittelalter wurden zwischen dem schönen Schwarzwaldstädtchen Calw und dem etwa 3 Kilometer entfernten, berühmten Kloster Hirsau unterirdische Gänge gebaut, von denen Zweiglinien unter der einstigen Calwer Stadtmauer hindurch zum Schloß der damaligen Grafen von Calw und nach dem Nonnen- klöfterle geführt waren. Diese Gänge waren seit Jahrhunderten zum größten Teil verschüttet. Während der Raubzüge Ludwigs des XIV. und bei der Zerstörung Calws durch Melac 1692 benutzten die Einwohner diese Gänge als Zufluchtsstätte. Mit großen Mühen sind die Gänge nun wieder freigelegt. Calw Hst mit ihnen eine neue Sehenswürdigkeit erhalten. Die unterirdischen Gänge wurden dem Besuch freigegeben.
Alpirsbach, 13. April. Verschiedenes. Das baulich interessante alte Rathaus wird in den nächsten Wochen einer umfassenden Erneuerung unterzogen. — Die Stadtgemeinde beabsichtigt, eine neue Badeanstalt mit Schwimmgelegenheit im Freien zu errichten. — Das Ende Mai hier stattfindende Gaumusikfest wird seit Wochen sorgfältig vorbereitet. Am Wettstreit werden sich 25 Kapellen beteiligen.
Rottweil, 13. April. E i n b r u ch s d i e b st ä h l e. In den Pfarrhäusern in Lausten und Niedereschach wurde in der Nacht auf Sonntag bzw. Montag eingebrochen. Es ist anzunehmen, daß der Täter in beiden Fällen der nämliche ist. Außer kleineren Geldbeträgen fielen dem Räuber Kleidungsstücke und Nahrungsmittel in die Hände.
*Dürnau, OA. Göppingen, 13. April. Alte Leute. Kürzlich fand hier eine Altersseier statt, bei der 39 über 70 Jahre alte Personen zugegen waren; ein Fall, der wohl selten ist. Dürnau hat etwa 400 Einwohner.
Alm, 13. April. Tagung der christlichen Gewerkschaften. Am letzten Sonntag fand hier eine sehr stark besuchte Verkretertagung der christlichen Gewerkschaften für die Bezirke Ulm, Laupheim, Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Neu-Ulm und sillerkal stakt. Es sprachen Ber- bandssekretär Nedla ch-Stuttgari über „Die Gliederungen der christl. Gewerkschaftsbewegung und ihre Tätigkeit, Landesvorsitzender Abg. Gengle r-Stuktgark über „Neuzeitliche Wirtschaftsführung und christl. Gewerkschaften". Ueber die Arbeiten und Aufgaben der christl. Gewerkschaften fand eine eingehende Aussprache statt.
Gestern starb hier Postdirekkor Franz Schultheiß.
Aulendorf, 13. April. IInglücksfall mit tödlichem Ausgang. Der 48jährige Dienstknecht von der Gräfl. Meierei Jos. Haberbosch war mit einer Ladung Torfmull auf dem Heimweg nach Aulendorf. Kurz vor Aulendorf muß Haberbosch vom Wagen gestieocn sein, um irgend etwas nachzusehen. Dabei ist er wahrscheinlich zu Fall gekommen und irgendwo hängen geblieben. Das Fuhrwerk trabte weiter. Ein nachfolgender Langholzfuhrmann fand Haberbosch tot auf dem Weg liegen. Nach dem ärztlichen Befund soll der Tod durch einen Nervenschock eingetreten. sein.
Wurzach, 13. April. Friedhof-Dieb st ähle. Seit Beginn des Frühjahrs häufen sich die Klagen über Diebstähle auf dem Friedhof. Endlich ist es gelungen, eine Blumendiebin und Grabschänderin in der Person eines 13
LE*»
MWM
Vom Leven gehetzt
51 Roman von I. S. Schneider-Foerstl.
Ucheberrechtsschutz 1928 durch Verlag Oskar Meister, Werdau.
Und jetzt konnte man auch uich! mehr wie früher auf dem übermoosten Weiher in einer» großen Schiff fahren und mit den Verwalterskindern Verstecken spielen und auf die Bäume klettern.
Sie blieb ein paar Schritte zurück und knickte eine der Kletterrosen, die sich zwischen den wilden Wein drängten. Da fiel ihr Blick auf den oorausgehenden Vetter. Ihre Züge glätteten sich, sie hatte ihn sich nicht so vorgestellt. Er war ihr nur als Student erinnerlich gewesen, wo er sie immer bei den Haaren zauste und ihren Puppen die Arme und Beine ausriß oder den kleinen Hanswurst, den sie so sehr liebte, abzunagen begann, wenn er Hunger hatte.
Sie schrie dann immer jämmerlich, und er lachie — wie eben nur ein ungezogener Junge lachen kann, der ein kleines Mädchen necken will.
Aber er hatte sich wirklich prächtig ausgewachsen! Die Mama behielt recht, man konnte ihn sich ganz gut als eignen Mann denken. Und wie ritterlich er war! Und diese Hab tung! Und wie knapp der graue Anzug saß. Es gefiel ihr olles an ihm. Sie hatte sich immer gesträubt, wenn die Mutter von einer Heirat mit ihm sprach. Nun würde sie nichts mehr dagegen haben, wenn er sie fragte, ob sie seine Frau werden wolle.
Er war zwar verlobt, aber es schien da etwas nicht ganz zu klappen, die Braut ließ sich nicht finden. Von so einem ähnlichen Unsinn hatte die Mama ihr erzählt.
„Berni!"
Sanders blieb stehen und wandte sich nach ihr um.
„Du wünschest?"
„Hast du noch immer nichts von deiner Braut gehört?"
„Nein!"
„Tut es dir leid?"
„Aber Sissil" mahnte die Mutter, „wo es sich doch um seine Braut handelt! Nicht wahr. Berni, wir wollen schon
sorgen, daß sie wieder zu dir zurückkehrt. — Solche Mädchen, die meinen, wenn sie einen Mann überdrüssig sind, dann brauchen sie nur einfach nnh s mehr von sich hören lasten, und die Geschichte ist abgetan." Sissi wollte etwas erwidern. Aber die Mutter warf ihr einen durchdringend warnenden Blick zu. Das dumme Ding verdarb womöglich alles. Man mußte immer und in allem Diplomat sein, wenn es sich um ein Brautpaar handelte, dann noch viel mehr.
„Du beurteilst Trude falsch," sagte Sanders, während ein Schatten über sein Gesicht glitt. „Es ist ihr eben peinlich, daß sie unbemitteit dasteht, schrieb sie mir. Ich habe aber doch Gott sei Dank so viel gelernt, daß ich mein Weib ernähren kann, auch wenn es bettelarm zu mir kommt."
„Aber es will etwas heißen, sich eine solche Frau auf den Hals zu laden, lieber Nesse! Die hat womöglich kein ganzes Hemd mehr und keinen ganzen Schuh, und du muht ihr am Ende auch noch das Braulkleid kaufen und den Schleier, wie das schon öfter der Fall gewesen ist."
„Mit Vergnügen, Tante!" sagte Sanders ärgerlich. Es handelt sich ja nicht um eine Fremde, die mich nichts angeht, sondern um das Mädchen, das ich liebe und das ich zu meinem Weibe machen will."
Martens kam die Treppe herab. Er hatte sich nach Gubens Befinden erkundigt und trat sofort zur Seite, als er den Besuch heraufkommen sah.
„Gehören Sie auch zur Dienerschaft?" srug Frau von Salden und hielt im Aufwärtssteigen inne.
Ihr Blick glitt wie der eines Jnquisators über die hagere Gestalt und das blasse, feine Gesicht.
„Ja, gnädige Froul"
„Ich bin die Frau von Salden!" verwies sie. „Gnädige Frau kann man auch jedes Bürgerweib betiteln. Wie lang» sind Sie schon auf dem Schloß?"
„Seit Mai, Frau von Salden!"
„Als was?"
„Als Bedienter und Forstgehilfe," ergänzte Sanders. Er schämte sich vor dem stillen, ruhigen Blick der braunen
Augen, mit dem Martens dem taktlosen Examen standhielt. „Wie geht es Ihnen?" frug er. „Keine Schmerzen mehr? — Ich sehe nach dem Abendtisch noch einmal nach Ihnen!"
Er nickte ihm zu und ging mit der dicken Frau am Arme weiter.
„Was machst du für ein Wesen mit diesem Menschen!" tadelte sie. „Man sott sich mit Dienstboten niemals gemein machen!"
„Ich tue nur meine Pflicht!" sagte der Doktor reserviert. „Ich habe ihn auf der Jagd angeschossen, also trage ich auch die Verantwortung, wie die Wunde verheilt, und daß ihm kein bleibender Schaden daraus erwächst. Mehr habe ich nicht mii ihm zu schaffen!"
„Aber ein hübscher Mensch ist es," sagte Sissi, und beugte sich über die Galerie, um dem Martens Nachsehen zu können, der eben über den Hof schritt.
»Ja, er war ein flotter Bursche," stimmte der Doktor zu. „Jetzt ist er nur etwas leidend und bleich wegen des Blutverlustes und des Fiebers. Aber ich hoffe, das wird sich in Bälde wieder geben!"
„Er gefällt mir auch so!" Sissi gab sich ungeachtet ihres weißen Kleides einen Schwung, und saß auf der Brüstung, um ihn um die Ecke biegen zu sehen.
„Wenn er das gehört oder gesehen hätte, Kind!" sagte die Mutter entsetzt. „Solche Leute werden dann gleich frech und anmaßend. Und daß du nichts mit ihm sprichst, wenn du ihm begegnest! — Mein Gott, wenn ich denken müßte, du könntest ihm nur einmal die Hand geben oder dich mit ihm in ei» Gespräch einlastenI . . ."
„Was wäre es dann, Mama?" kam es lächelnd. „Wenn mir jemand gefällt, warum soll ich dann nicht mit ihm reden? — Ich komme hernach mit dir, Berni, wenn du zu ihm hinuntergehst und seine Wunde verbindest. Ist sie arg? Wenn ich von so etwas höre, dann könnte ich immer heulen, weil ich dann an das Mittelalter denke, wo die Leute gefoltert und zerstückelt und ganz langsam dahingemartert wurden."
(Fortsetzung folgt)