1. Die gesetzliche Miete ist für Wohnräume auf 110 v. H-, für die noch bewirtschafteten Geschäftsräume auf 120 v. H- der Friedensmiete festgesetzt worden. Die

kosten, insbesondere Steuern und Abgaben, tznd m diesen Beträgen enthalten. Eine Ausnahme bildet jedoch die Gemeindeumlage, soweit sie den im Rechnungs­jahr 1926 erhobenen Umlagehundertsatz übersteigt. Für die- sen Fall ist eine Umlegung des Mehrbetrags auf die Mieter eingeführt worden. Bei der Berechnung der et­waigen Mieterhöhung ist eine Steigerung der Umlage um 1 v. H. des Katasters gleich ^ v. H. der tzriedttisnuete zu setzen Erhebt z. B. eine Gemeinde für das Rechnungsjahr 1927 eine Umlage von 19 v. H. des Katasters gegenüber nur 15 v. H. im Jahr 1926. so e r h ö h t sichln dieser Ge­meinde die gesetzliche Miete rückwirkend ab 1. April 1927 um 3 o. H. Da für 1927 in den meisten Gemeinden die Umlagesätze noch nicht feststehen, wird über die nähere Durch­führung, namentlich über die Fälligkeit eines hienach etwa eintretenden Zuschlags noch eine besondere Bekanntmachung ergehen. Zunächst kann überall nur die gesetzliche Miete von 110 bzw. 120 o. H. erhoben werden.

2. Seit 1. Juli 1926 war für solche Gebäude, bei denen gewisse Ermäßigungen der Gebäudeentschuldungssteuer aus­geschlossen waren, ein Zuschlag von 5 v. H. zugelassen. Die­ser Z u s ch l a g ist ebenso wie die in diesem Zusammenhang für Erwerbslose und Kurzarbeiter vorgesehenen Befreiungen

nunmehr weggefallen.

3. W e g g e f a l l en ist auch der bisherige Zu- schlagsürunteroermieteteRäume. Infolge des erhöhten Angebots an solchen Räumen sind die Einnahmen der Mieter aus Unteroermietungen im allgemeinen zurück­gegangen, während der Vermieter im Lauf dieses Jahres zwei Mal einen bestimmten Mehrbetrag an Miete erhält. Damit sind wesentliche Voraussetzungen weggefallen, die seinerzeit die Einführung des Zuschlags rechtfertigten.

4. Neu ist die Freigabe größerer Geschäfts­räume, die mit Wohnräumen verbunden oder wirtschaftlich zusammenhängend vermietet sind. Sie unterstehen künftig dem Mieterschutz und der gesetzlichen Miete nicht mehr, wenn die für die Wohn- und Geschäftsräume zusammen entrichtete Friedens­miete das D o p p e l t e der für teure Wohnungen geltenden Grenzzahlen, also z. B. in Stuttgart 4000 <^l, in Ulm 2800 Mark oder mehr beträgt.

5. Endlich ist bei den vom Mieterschutz befreiten Ge­schäftsräumen und teuren Wohnungen eine E r g ä n z u n g der Uebergangsbestimmungen für langfristige Verträge vor­genommen worden. An Stelle der bisherigen Bindung an die gesetzliche Miete bis zur nächsten vertraglich zulässigen Kün­digung tritt in solchen Fällen ab 1. April 1927 das Recht zur Forderung eines angemessenen Mietzinses, der im Streitfall vom Mieteinigungsamt festgesetzt wird.

Deutscher Reichstag

Berlin. 30. März.

Nach Verabschiedung des Nothaushalts setzt der Reichs- tga heute die zweite Lesung des Wehrhaushalts fort. Abg. Lucke (W. V.) bringt Wünsche bezüglich der Unterbringung entlassener Reichswehrangehöriger vor. Abg. Moses (Soz.) bespricht die Selbstmorde in der Reichswehr und fordert eine bessere Erziehungsmethode in staatsbürgerlichem Sinne.

Reichswehrminister Dr. Geßler erklärt, daß wir hin­sichtlich der Selbstmorde vor einer schweren Frage stehen, die nicht nur in der Reichswehr eine Rolle spiele, sondern auch anderswo, im österreichischen Heer und in der Schupo. Hinsichtlich der Soldatenmißhandlungen bestehe nur die Mög­lichkeit, die Täter den ordentlichen Gerichten zu überliefern. Erst wenn dort eine Verurteilung erfolgt sei, könnten die Betreffenden verurteilt werden. Abg. Kopfch (Dem.) weist auch auf die Nachteile der privaten Kantinenpachtverträge hin. Abg. Schneller (Kom.) befürchtet, daß die Reichs­wehr im Rahmen des Völkerbundsheers gegen Rußland marschieren würde. Abg. Kuhnt (Soz.) beantragt Strei­chung der Musikmeisterstellen usw. und spricht sich gegen die 160 Reichswehrkapellen aus.

Abg. Treviranus (Dn.) vergleicht die Seerüstungen der verschiedenen Nationen und zeigt, wie weit Deutschland hinter den anderen zurücksteht. Das Verhalten der Motte bei Auslandssahrten sei einwandfrei gewesen. Abg. Weg­mann (Z.) wendet sich gegen die falsche Sparsamkeit der Linken, wodurch die Kosten der Marine vermehrt würden. Man müsse im Gegenteil ernsthaft prüfen, ob man nicht das Neubautempo verstärken und die kostspielige Zndiensthal- kung der alten Schiffe ausgeben solle. Abg. Brüninghans

(D.Vp.) weist darauf hin, daß die Erhöhung des Rlartneetars auf die längst beschlossenen Neubauten zurückzuführen sei. Diese Ausgaben seien nicht unproduktiv, denn rund 22 000 Arbeiter finden bei diesen Schiffsbauten ihr Brot und rund vier Fünftel der Ausgaben bestehen aus Löhnen und Ge­hältern.

Darauf werden die Mrßkrauensankräge der Sozialdemo­kraten und Kommunisten gegen die Stimmen der Antrag­steller abgelehnt und gegen dieselbe Minderheit das Mini­stergehalt bewilligt. Auch der Rest des Haushalts wird an­genommen.

Württemberg

Kundgebung gegen die Kriegsschuldlüge

Am Dienstag abend fand im Festsaal der Liederhalle in Stuttgart eine gewaltige Kundgebung gegen die Kriegs­schuldlüge statt. Der Saal war bis zum letzten Platz gefüllt. Unter den Anwesenden bemerkte man Finanzmini­ster Dr. Dehlinger und viele andere hervorragende Per­sönlichkeiten. Zn seiner Eröffnungsrede wies General Bopp darauf hin, daß das deutsche Volk niemals besiegt und in so namenloses Unglück gekommen wäre, wenn es einig, treu und vor allem deutsch geblieben wäre Niemals werde es wieder zu Wohlstand, Macht und Ansehen gelangen, wenn es nicht einig werde. Eine Interessengemeinschaft, die zu wahrer und treuer Volksgemeinschaft führe, sei bereits vor­handen: Die allgemeine Wehrpflicht zum Kampf gegen die Kriegsschuldlüge. Mit lebhaftem Beifall begrüßt, sprach dann Schriftsteller Alfred Roth, der Vorsitzende der Vaterländischen Verbände in Württemberg, über das Thema: Weg mit der Kriegsschuldlüge. Er führte aus, daß wir nie aus der Schuldknechtschaft des Ver­sailler Vertrages und des Dawesplanes kommen, bevor wir nicht als Volksgemeinschaft den moralischen Mut aufbrin- gen, den erpreßten Schuldparagraphen vor der gesamten Welk zu widerrufen. Nichts wäre verfehlter, als zu glau­ben, der Völkerbundseintritt Deutschlands bedeute eine stillschweigende Anerkennung von Deutschlands Schuldlosig­keit durch die anderen. Aus Gründen der nationalen Ehre müsse sich jeder einzelne für die Sache verantwortlich füh­len. Erst wenn der Schuldparagraph von uns genommen ist, dann ist Friede in Europa. Einstimmig wurde sodann fol­gende Entschließung angenommen: Durch die Ver­öffentlichungen des Auswärtigen Amts und durch die Be­kundungen namhafter Staatsmänner, Politiker und Ge­lehrter des Auslandes ist heute vor aller Welt dargetan, daß die Behauptung von Deutschlands Schuld am Weltkrieg in den geschichtlichen Tatsachen keine Stütze findet. Die in Stuttgart zu einer Kundgebung gegen die Kriegsschuldlüge versammelten Tausende deutscher Männer und Frauen aller Stände und Parteien richten daher an den t-errr. Reichs­präsidenten das dringende Ersuchen, getreu seiner Oster- bokschafk aus dem Zähre 1925 an das deutsche Volk, die Reichsregierung anzuweisen, unabläßlich und mit . llen Mitteln die Beseitigung jener Artikel aus dem Versailler Vertrag zu betreiben md damit den deutschen Namen von dem ungerechten Makel zu befreien, der heute noch auf ihm lastet, um durch Selbstachtung zur Achtung der Welt, durch Selbstvertrauen zum Vertrauen der anderen zu gelangen."

Stuttgart, 30. März. Glückwunsch derwürkt. Re- gierung. Der Staatspräsident und Kultusminister hak an den neugewählten Bischof von Rottenburg folgendes Glück­wunschtelegramm gesandt:Euer Bischöflichen Hochwürden übersende ich zu Ihrer Berufung aus den Bischofsstuhl in Rottenburg die wärmsten Glückwünsche des Kulkministeri- ums und der Staatsregierung. Bazille."

Der Landesvorsitzende der württ. Zentrunispartei hat an Weihbischof Dr. Sproll in Rottenburg folgendes Glück­wunschtelegramm gesandt:Voll herzlichster Freude über Ihre Wahl zum Bischof von Rottenburg spreche ich namens der württ. Zentrumspartei ehrfurchtsvollen Glückwunsch aus. Gott segne Ihre Amtszeit zum Heil von Kirche und Vaterland. Beyerle."

Bausparkasse der Gemeinschaft der Freunde. Das württ. Innenministerium hat die Bausparkasse der Gemeinschaft der Freunde G. m. b. H. in Wüstenrot, im Benehmen mit der Reichsbankhauptstelle Stuttgart und im Einvernehmen mit dem Reichswirtschaftsministerium in Berlin zum ge­schäftsmäßigen Betrieb von Depot- und Depositengeschäfte zugelassen. Diese Berech­tigung, die aber nicht eine staatliche Gewähr für die tat­sächliche Weiterentwicklung eines solchen Unternehmens be­

deutet, ist im vorliegenden Fall u. a. noch an folgende Be­dingungen geknüpft worden: Die vom Innenministerium am 28. August 1926 in rechtlicher, mathematischer und kauf­männischer Beziehung gegebenen Richtlinien sind einzuhalten. Maßgebende Grundlage des Unternehmens ist der neue, von der geschlossenen Bauspargruppe ausgehende Geschäfts­plan. Für den Fall, daß zur Abkürzung der hienach sich ergebenden Wartezeiten die Bausparkasse der Gemeinschaft der Freunde Anleihen auf Grund der ihr zur Verfügung stehenden Hypotheken aufnehmen will, ist die Bausparkasse gehalten, sowohl in der Öffentlichkeit wie den einzelnen Bausparern gegenüber klar zum Ausdruck zu bringen, wie die Verkürzung der Wartezeiten voraussetzt, daß die Bau­sparkasse die in ihrem Eigentum befindlichen Hypotheken von dritter Seite bestehen erhält.

Plastische Darstellung von Schädlingen. In dem Detail­geschäft der Firma F. A. Wider, Tübinger Straße 87, lind für die nächsten 14 Tage eine Anzahl plastischer Tafeln aus­gestellt, aus denen in anschaulichster Weste die Schädlinge und ihre Wirkung speziell für den Rebstock, für den Obst­baum, das Getreide und die Kartoffeln ersichtlich sind. Die Tafeln zeigen die Schwierigkeiten, mit denen der Landwirt zu kämpfen hat. Sie machen es auch verständlich, wenn die Regierung Hunderttausende von Mark zur Bekämpfung die­ser Schädlinge jedes Jahr opfert.

lieber 100 Jahre Zuchthaus. Im Jahre 1925 ist in Stutt­gart der Kellner Spieß verhaftet worden, der Einbruchs­diebstähle im Großen begangen hatte. In Stuttgart erhielt er seinerzeit 116 Jahre Zuchthaus. Inzwischen ist aber Spieß noch anderen zahlreichen Gerichten im Reiche vorgeführt worden. Die Zahl seiner Einbrüche beträgt einige Hundert. Die Einzelstrafen, die er von den einzelnen Gerichten bis jetzt erhalten hat, belaufen sich auf über 100 Jahre Zucht­haus. Er wird sich noch vor weiteren Gerichten zu verant­worten haben.

Stuttgart, 30. März. 9 0. Geburtstag. Frau Ober­lehrer Germann Witwe, hier, Vogelsangstr. 35, deren im Jahr 1905 verstorbener Mann als tüchtiger Schulmann hier noch.in gutem Andenken steht, vollendet am 31. März das 90. Lebensjahr in geistiger und körperlicher Frische.

Bus dem Lande

Heilbronn. 30. März. 70. Geburtstag. Am 31. März feiert Oberst a. D. Fromm in voller Rüstigkeit leinen 70. Geburtstag. Im Feld stand er an der Spitze des kampfbewährten württ. Res.-Jnf.-Regts. 120.

Schozach OA. Besigheim, 30. März. DerWotfshunÜ im -Schafpserch. Hier ist nachts ein Hund in einen Schafpferch eingedrungen und hat zwei Schafe getötet und mehrere übel zugerichtet. Der Verdacht richtete sich gegen einen Wolfshund als Täter, dessen Besitzer ihn aber einer äußerlichen Reinigungs- und Veränderungskur unterzog. Dies sollte aber wenig nützen. Unter den getöteten Schafen war ein schwarzes, das den Täter überführte. Der den Fall untersuchende Landjäger ließ einen Tierarzt holen, der dem Hund ein Brechmittel eingab, das gute Wirkung hatte, denn unter den Magenresten befanden sich Bestandteile des getöteten schwarzen Schafs, womit der Täter einwandfrei überführt war. Der Hundebesitzer mußte den Schaden ver­güten.

Vehringen. 30. März. MutterliebeeinerHäsin. Der Hohenloher Tageszeitung wird geschrieben: Bei einem Morgenspaziergang Mitte März ds. Is. hatte ich folgendes Erlebnis: Auf einem Luzerneacker bemerkte ich ein schwar­zes Tierchen, das ich zunächst für eine Katze hielt; es lief, den Boden abschnuppernd, herum. Am Gang des Tieres konnte ich jedoch bald feststellen, daß es sich um einen Mar­der handelte. Noch während ich, neugierig geworden, dem Gebaren des Tiers zusah, ich glaubte, der Marder suche nach Mäusen, sah ich von der entgegengesetzten Seite des Grundstücks einen Feldhasen heranhoppeln, gerade auf den Marder zu. Der letztere hatte sich geduckt und wollte dem Hasen ins Genick springen, als mein Dackelhund, der den Vorfall, von mir aufmerksam gemacht, aus der Ferne mit­ansah, Laut gab Im Nu waren Hase und Marder ver­schwunden. Der Marder versteckte sich im Dorngestrüpp eines benachbarten Hohlwegs, vcn meinem Hunde heftig verfolgt, während der Hase in einem frisch gepflügten Acker

Deckung fand. Als ich an die Stelle des Zusammentreffens von Hase und Marder kam, fand ich zwei etwa 14 Tage stte Junghäslein vor, auf die es der Marder zweifellos ab gesehen hatte. Die Häsin wollte den Marder von ihrem ..Sak" abbrinaen und bätte obne mein Darwischentreten

Vom Leven gesetzt

40 Roman von I. S. Schneider-Foerstl.

Urheberrechtsschutz 1934 durch Verlag Oskar Meister, Werdau.

Bor einigen Wochen," sprach er,wollte ein Mann bei meinem Onkel Arbeit suchen, der angab, er habe zuvor bei Ihnen gedient. Er hieß Martens."

Das ist gelogen," sagte Guonski hart.Wenn er kommt, werfen Sie ihn hinaus. Es gibt ganz unverfrorene Indi­viduen, die allen Schwindel los haben."

Was wohl der Oheim sagen würde? Aber wissen mußte er es. Er war der Herr auf Eck. Er in erster Linie mußte sich vorsehen, mußte acht haben, was für Leute er in seinen Dienst genommen hatte.

Guben wunderte sich, als fein Neffe mit einem so finsteren Gesicht bei ihm eintrat.

Guonski weiß wohl auch nichts über deine Braut?" sagte er und legte seine Hand in die dargeboiene des Neffen.

Nein, Onkel! Aber der Ritt ist trotzdem nicht umsonst gewesen. Vielleicht von größter Wichtigkeit für dich! Die­ser Martens, den du da im Haufe hast, scheint ein ganz durchtriebener Spitzbube zu fein."

Bernhard!" Luben hatte sich auf dem Sofa ausgerichtet und sah ihn ungläubig an.

Guonski kennt ihn nicht er stand nie im Dienst bei ihm er kennt ihn nicht einmal dem Namen nach! Er hat mir also glattweg ins Gesicht gelogen. Es ist doch so. wie ich dir schon sagte: er kann einem nicht ehrlich in die Augen sehen!"

Mir schon, Bernhard!"

Mir nicht, Onkel! Das macht, well er sich bei dir sicher fühlt, und weil ich ihn durchschaute. Er hat falsche Papiere in der Hand!"

Weißt du da» sicher?" frug Guben nun doch etwas er­regt.

Ganz sicher! Sr hat sich im Fieber verraten!"

MZrn Fieber, Bernhard, da gaukeln die Worte durchein­

ander. Nach dem, was er damals gesagt hat, sollst du nicht urteilen! Du als Arzt mußt das doch besser wissen als alle anderen."

Onkel, du verteidigst ihn, und er steckt dir vielleicht schon morgen das ganze Haus in Brand!"

Du tust ihm unrecht, mein Junge! Du siehst zu schwarz. Ich habe ihn ni'v ein Vierteljahr, er hat sich noch nichts zu­schulden kommen lassen außer dem einen damals auf der Bockjagd."

Du hättest ihn entlassen sollen, Onkel, ohne jede Rück­sicht."

Du hast doch selbst für ihn gebeten, Bernhard!"

Leider!"

Die Anne, die unterdessen zum Servieren gekomnn war, wurde rot und blaß während dieses Gesprächs.

Mein Gott, es war ja gar nicht möglich, daß der Ma tens ein Gauner war, so ein durchtriebener, wie man öfte in den Zeitungen las. daß sie sich irgendwo einschlichen ur nach Monaten dann alles plünderten und Herrschaft ur Gesinde mordeten.

Ein Grauen schlich ihr über den Rücken. Sie fuhr m der Hand den Hals entlang, als drückten seine Finger st schon in ihre Kehle. Wie sollte sie nun noch schlafen könne nachts, wo seine Stube doch auf dem gleichen Gang wie d ihre lag. Deshalb hatte er auch wohl am ersten Tag glei gefragt, ob eines der Mädchen im Nordbau schliefe, guter Gott! Die Dina mußte mit ihr tauschen! Die Din war alt und bei der suchte er nichts. Sie sann nach, ob s doch sicher den Schlüssel zu ihrem Schrank abgezogen halt Wenn er jetzt den ganzen Tag so allein in seiner Stuk war, konnte er olles stehlen, was nicht gerade versperrt la Womöglich hatte er auch einen Nachschlüssel und vergru die Sachen, damit man ihm nicht auf die Spur kam.

Sie war immer auf feine guten Augen gegangen, ab« das war sicher alles nur Komödie, daß man chm besst traute, daß man ganz sicher wurde.

Und diesen Menschen hatte sie noch bis vor einer halb« Stunde geliebt! O Gott! O Gott!

Allein würde sie es nun nimmer wagen, durch den dunk­len Gang des Nordbaues nach ihrem A -nmer zu gehen. Am Ende lauerte er ihr einmal auf und überfiel sie!

Sie hörte sich jetzt schon um Hilfe rufen und fuhr zu­sammen. als ein Lachen von drunten aus dem Rondell ka»r. Sie konnte es ka«m erwarten, bis sie wieder in die Küch-e hinunterlauien und das Gehörte erzählen durfte.

Sanders empfand auf dem Heimweg einen maßlosen Zorn gegen Martens.

Das hieß man denn doch die Leute an der Nase herum­führen! . .

Welches war nun die Wahrheit?

Kannte er Guonski, oder kannte er ihn nicht? Hatte er wirklich bei ihm im Dienste gestanden oder nicht?

Da kam es ihm blitzartig zum Erinnern, was der junge Menschen im Fieber gesagt hatte:Lene, Hab' doch Erbar­men. Du mußt mir helfen. Lene, gib mir die Papiere deines toten Enkels, damit ich die Stelle bekomme."

Hier lag des Pudels Kern, und er war noch dazu sehr einfach zu knacken gewesen.

Er segelte mit falschen Papieren. ^

Das war des Rätsels Lösung.

Da konnte er ganz gut bei Guonski im Dienst gestanden haben, aber unter anderem Namen. Er mochte wohl Grund haben, seinen richtigen Namen zu verschweigen.

So war es und nicht anders!

Wenn Hellmuth wiederkam, würde er ihn auf Martens aufmerksam machen. Man durste ihm nur vorher nichts merken lassen, sonst kniff er allenfalls noch zur rechten Zeit aus.

Je länger er darüber nachdachte, desto mehr lebte er sich in seinen Zorn hinein. Aus dem Zorn wurde Mißtrauen, aus dem Mißtrauen ein Ekel der alles in doppelter Größe wiedergab, was der junge Mensch an Fehlern an sich trug. Von heute an wollte er sich nicht mehr von ihm beirren lassen. Er hatte ihn nun völlig durchschaut. Der Kerl tat scheinheilig, machte sich jede Nachgiebigkeit zu Nutzen, log, täuschte Tugenden vor. die er nicht hatte, sein ganzes Ge-