anstaltung gedeutet und behaupte werde, daß er sich von der demokratischen Opposition zu parteipolitischen Zwecken habe mißbrauchen lassen.
Die Arbeitsgemeinschaft des württ. Handwerks gibt gleichzeitig eine Erklärung in gleichem Sinn ab.
kornivestheim, 10. Dez. Aus der Lokomotive gefallen. Auf dem Verschiebebahnhof fiel der Aufseher Josef Falle von Rohrdorf von der in voller Fahrt b, Kindlichen Verschiebelokomotive und erlitt schwere Kopfverletzungen.
Hirschlanden OA. Leonberg, 10. Dez. Viehhändler und Aufwertung. Eine hiesige arme Bauerswitwe, die unter den heutigen Verhältnissen schwer zu kämpfen hat, kaufte am 20. März 1922 von einem Cannstatter Viehhändler eine Kuh um 16 000 °1k. Am 4. Mai 1922 mußte diese Kuh jedoch, da sie offenbar nicht viel taugte, wieder ejngetauscht werden und die Witwe mußte selbstredend, da sie doch eine bessere Kuh wollte, ein Aufgeld, und zwar weitere 5000 -1t bezahlen. An Zahlungen wurden geleistet: am 30. März 1922, also bei Kauf der 1. Kühl 5000 -1t, am 22. Dez. 1922 weitere 10 000 -tt und der Rest mit 9000 -1t um 23. Mai 1923. Die Käuferin erhielt nun dieser Tage per Einschreiben eine Aufwertungsforderung von 1131,20 -1t. Der Viehhändler will sich jedoch bei einer sofortigen Bezahlung gütigst mit der Hälfte zufrieden geben, und von einem Prozeß absehen, wenn die Aufwertungsforderung im Betrag von 565,60 --1t bis 1 Dez. 1926 anerkannt wird. Die Käuferin soll demnach für ihre Kuh, die noch nie mehr als 400 -1t wert war, und die sie, wie seinerzeit vereinbart wurde, bezahlt hat, noch eine Aufwertung zahlen, die höher ist, als die Kuh je im Wert war.
Neckarjulm, 10. Dez. Beginn der Sulmver- b e s s e r u n g. Die als Notstandsarbeit vorgesehene Ver-^ bssserung des Sulmlaufs wurde gestern mit zunächst 10 bis 15 Arbeitern in Angriff genommen. Weitere Einstellungen von Arbeitern werden erfolgen.
TNergenlheim. 10. Dezember. F e st g e n o m m e n e r Schwindler. Hier wurde in einer Gastwirtschaft der 29 I. a. Karl Schreiber aus Igersheim festgenommen, der in Mergentheim schon früher Schwindeleien verübt hatte und neuerdings Betrügereien in Tauberbischofsheim, Ger- lachsheim, Lauda und Umgebung begangen hat. U. a. hat er fünf Fahrräder gestohlen oder erschwindelt.
Eüwangen. 10. Dez. Beyerle über das Reichsbanner. In einer Zenkrumsversammlung sagte Justiz- minister Beyerle u. a., solange es eine Gefahr für die Republik von Rechts gebe, werde man auch das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold nicht entbehren können.
Heidenheim, 10. Dez. Eisenbahnbau. Der Bezirksrat hat beschlossen, in der Frage des Eisenbahnbaus Ger- stetten—Herbrechtingen sich mit der Württ. Eisenbahngesellschaft ins Benehmen zu setzen wegen einer etwaigen Fortsetzung der Linie Amstetten—Gerstetten bis Herbrechtingen.
Reutlingen, 10. Dez. Technikum für Textilindustrie. Der Gemeinderat besichtigte das Technikum für Textilindustrie, dessen Erweiterungsbauten in diesem Jahr vollendet worden sind. An drei Industrien sind zurzeit 40 Lehrer, Beamte, Assistenten und Meister, sowie 60 Arbeiter tätig. Die Schülerzahl beträgt im laufenden Semester 410.
Würtingen OA. Urach, 10. Dez. Der Hund in der Schafherde. Der led. Schäfer Georg Wörner von hier befindet sich zurzeit mit seiner Herde auf der Wanderschaft in der Gegend von Worms. Dort drang ein Hund in die Schafherde und hat 40 Schafe angefressen. Vier Stück wurden förmlich zerfleischt und sind sofort verendet. Der Verlust trifft den Schäfer um so schwerer, da er im Begriff stand, eine eigene Schäferei zu gründen.
Rottweil, 10. Dez. Fahrplankonferenz. Hier fand am Mittwoch eine von der Handelskammer einberufene Fahrplanbesprechung statt, wobei insbesondere für eine bessere Verbindung Stuttgart—Schwenningen—Freiburg ein- oetrcten und ekne Entschließung für den baldigen zweigleisigen Ausbau der Strecke Osterburken—Stuttgart—Tuttlingen angenommen wurde.
Der Uebeltäter, der in der Nacht vom 23.Z24. November dieses Jahres den Zigeuner Joh. Georg Pfisterer bei Streitigkeiten in Tübingen mit einer Schußwaffe schwer verletzt hat und flüchtig ging, ist der 35 Jahre alte Zigeuner Heinrich Reinhardt, Korbmacher von Wenzingen. Der Täter wurde einige Tage darauf bei Horb festgenommen und in das Amtsgerichtsgefängnis Rottweil eingeliefert.
Herrenzimmern OA. Rottweil, 10. Dez. An Brand-
Die Spinne.
Roman von Sven Elvestad.
Berechtigte Uebersetzung aus dem Norwegischen von Julia Koppel.
Copyright by G,ei er L Comp., Berlin W 30.
(Nachd-uck verboten.)
8. Fortsetzung.
„Ich hörte einen Schuß," stammelte der Alte, „und ich sah Herrn Konsul die Treppe htnauflaufen."
„Mein Bruder ist tot", sagte der Konsul.
Der alte Diener verbarg sein Gesicht in den Händen. Johannes war so bewegt, daß es eine Weile bauerte, bevor er sprechen konnte.
^ „Sei ruhig," sagte Falkenberg, „hier kann nichts mehr geändert werden. Hils mir, hier drinnen etwas Oro- nung zu schassen."
Sie gingen zusammen ins Atelier, und von neuem ! schien die Bewegung sie übermannen zu wollen. !
Dann wuschen sie Karls Gesicht und legten die Leiche «ruf den Diwan.
Falkenberg trug dem Alten auf, einen Arzt zu holen. Er selbst ging in sein Arbeitszimmer hinunter und setzte sich grübelnd an seinen großen Schreibtisch. >
Seine Gedanken kehrten wieder und wieder zu der! Szene im Hotel zurück, als Valentine seinem Bruder zu- ! geflüstert hatte: „Rettest du mich, Karl?"' — Er wurde mehr und mehr davon überzeugt, daß zwischen dieser Aeußerung und dem tragischen Ereignis der Nacht ein Zusammenhang bestehen müsse.
Wieder untersuchte er die Stahlkassette und stellte fest, daß sie vollkommen in Ordnung sei. Nicht einmal eine Schramme war daran zu sehen. Das Buchstaben- schloß mußte von jemand geöffnet worden sein, der das Wort kannte. Das Wort aber kannte er allein, lind es schien unmöglich, daß jemand es erraten konnte. Das Ganze erschien ihm so über alle Maßen sonderbar, so unmöglich. Er stano einem Rätsel gegenüber, dessen Lösung er nicht auf die Spur zu kommen vermochte.
^ Kallenberg dachte nicht mehr an den Schlaf. Es
wunoen geporven. nie rryefrau ves uaiwwins Heimburger von hier goß beim Feueranzünden Spiritus in den Herd, wobei die Flasche mit dem Spiritus explodierte und die Kleider der Frau Feuer fingen. Trotz sofortiger Hilfe erlitt die Frau so schwere Brandwunden, daß sie nach achttägigem schmerzlichen Leiden gestorben ist.
Tuttlingen, 10. Dez. Bahn Hoferweiterung und Donauverlegung. Der Bahnhof Tuttlingen wird mit dem zweigleisigen Ausbau der oberen Neckar- und Donaubahn umbaubedürftig. Die erforderlichen Bauten werden mit der Donauverlegung auf 8 Millionen Mark zu stehen kommen. Der zweigleisige Umbau der oberen Neckar- und Donaubahn wird auf 64 Millionen Mark kommen. Die Mittel dazu sollen von Reich, vom Land, von den beteiligten Städten und Amtskörperschaften und auch von der Industrie aufgebracht werden. Neben der Geldbeschaffung ist auch die technische Bearbeitung des Plans schwierig. Der Finanzminister ist grundsätzlich bereit, daß das Land seinen Anteil an den Kosten beibringe. Nähere Verhandlungen werden in der-.nächsten Zeit in Berlin stattfinden.
Ehingen, 10. Dez. VersuchterEinbruch. In dem Haus der Allgemeinen O tskrankenkasse und des Versorgungsamts versuchte ein Dieb einen Einbruch zu verüben. Er wurde aber durch einen Hausbewohner verscheucht und entkam unerkannt.
Neuravensburg OA. Wangen, 10. Dez. Erwischt. Hier wurde ein wc...n Diebstahls mehrfach vorbestrafter Dienstknecht aus Bayern, der hier bedienstet war und seinem Nebenkmcht 45 -1t, einem andern eine Uhr und dem Dienstherrn einen Mantel gestohlen hatte, verhaftet. Die gestohlenen Gegenstände konnten bis auf einige Mark den Eigentümern zurückerstattet werden.
Friedrichshofen, 10. Dez. Zur Behebung der Wohnungsnot. Die Wohnungsnot veranlaßt« dis Kriegsbeschädigten, auf dem Wege der Selbsthilfe sich Wohnungen zu verschaffen. Der Gemeinderat hat dazu Gelände angekauft. Bereits haben sich 26 Kriegsbeschädigte bei der Stadtverwaltung um Baup ätze beworben.
Letra OA. Hohenz., 10. Dez. Entsprungen. In der Nacht zum Mittwoch ist der von Betra gebürtige Josef Schäfer, der erst neulich im Wald zwischen Fischingen und Neckarhausen wegen zahlreicher Eigentumsvergehen festgenommen wurde, aus dem Landgerichtsgefängnis in He- chingen ausgebrochen und in Anstaltskleidung entwichen.
Heilbronn, 10. Dez. 14 Einbrüche in Bauernhäuser. Der Eisendreher Friedrich Maier von Stammheim OA. Ludwigsburg hat trotz seiner erst 23 Jahre bereits längere Zeit hinter Gefängnismauern zugebracht und verbüßt zurzeit eine Gefängnisstrafe im Londesgefängnis Schwäb. Hall. Er verlegte sich besonders auf Diebereien, und zwar vornehmlich auf die Beraubung von Bauernhäusern. Gestern stand er wegen weiterer 14 Verbrechen des Diebstahls vor dem Strafrichter. Er wurde zu 1 Zahr 2 Monaten Gefängnis verurteilt.
L o ka L e s.
Wildbad, 11. Dezember 1926.
Die Weihnachtsmesse im Hotel „Kühler Brunnen", welche auf morgen Sonntag angesetzt war, muß wegen Trauerfalles in der Familie Eisele um acht Tage verschoben werden.
Hinweis. Der Nadfahrerverein Wildbad läßt sich's in diesem Jahr nicht nehmen, seinen Mitgliedern und Gönnern mit einer Weihnachtsfeier aufzuwarten. Die Vorbereitungen dazu, darunter zwei schöne Theaterstücke, versprechen einen unterhaltungsreichen Abend, wie man es immer bei diesem Verein erwarten kann.
Vortragsabend Anni Geiger-Gog. Auf Einladung der rührigen Buchhandlung Löbich las Anni Geiger- Gog hier am Abend des 8. Dezember vor einer für Wildbads Verhältnisse zahlreich erschienenen, aufgeschlossenen Zuhörerschaft aus eigenen Werken. Was an dieser Frau fesselt (sie ist noch sehr jung!) und von Anfang an in ihren Bann zieht, ist die geheimnisvolle Tatsache, daß hier ein wirklicher Mensch spricht, ein Geistmensch, dem das tragische Schicksal gegeben scheint, in dieser Welt des Fressens und Gefressenwerdens die göttliche Welt der Liebe zu offenbaren, mit einem anderen Wort: Gott in „dieser"
war inzwischen Morgen geworden und das Leben be- j gann sich aus den Straßen zu rühren. Der Konsul ent- i deckte, daß er noch im Frack war. Er nahm ein Bad und kleidete sich um. Als er wieder herauskam, vom Bao erfrischt und im Alltagsanzug, war er vollständig ruhig geworden. Der Doktor kam uuo sagte ihin einige verbindliche, teilnehmende Worte.
„Ich kann Ihnen jedenfalls den Trost geben, daß der Tod bei Ihrem Herrn Bruder sofort eingetrete» ist. Ter Schuß war tödlich." Der Arzt hielt den Revolver tn der Hand.
„Was soll ich damit machen?" fragte er.
„Geben Sie ihn mir", antwortete der Konsul.
Es war der beste Revolver seines Bruders, auf dem Silberbeschlag des Kolbens standen die Buchstaben K. F.
Ter Konsul untersuchte die Magazine.
„Es ist noch ein Schuß drin", sagte er.
Er wollte die Patrone heransnehmen, besann sich aber eines Besseren.
„Sie kann drin kleiden," dachte er, „vielleicht bekomme ich Verwendung dafür."
Er steckte den Revolver zu sich.
Um halb 11 Uhr kam der Geschäftsfreund, Herr Sliegel. Er war sehr ernst und drückte seinem Freunde warm die Hano.
„Ich höre, daß Ihr Pruoer tot ist", sagte er.
„Es ist a.so berei.s bekannt! Was sagen die Leute?"
„Man sagt, er sei eines sehr plötzlichen Todes gestorben."
„Ja. Er ist sehr plötzlich gestorben."
„Ter arme junge Mann. Ich dachte mir, daß es so enden würde. Aus dem Wege der „Spinne" liegen viele solche Menschenschickjale."
„Mein Bruder ist einem Herzschlag erlegen", sagte der Konsul. Herr Stiegel blickte hastig auf.
„Natürlich, natürlich", bemerkte er. „Lassen Sie uns von unseren Geschäften reden."
„Ich habe heute vormittag einige Verfügungen getroffen, die es mir unmöglich machen, die Summe von 2ö0OO Kronen bar auszuzahlen", erklärte Falkenberg. „Ich muß Sie darum bitten, sich die Mühe zu machen, diese Bankanweisung zu beheben."
Welt! Diese Frau schwärmt nicht von Religion und religiösen Dingen — diese Frau hat Religion! Das Reich Gottes ist mitten unter uns; denn: „Hast du deinen Bruder gesehen, so hast du Gott gesehen!" Jenes apokryphe Iesuswort könnte als Leitspruch über allem stehen, was Anni Geiger-Gog redet und schreibt und — tut. — Die Dichterin las zuerst einige Gedichte, danach das Märchen vom Himmelsschlüffel, das zum Heil der Menschen „verloren" gegangen ist, dann eine Erzählung, die zudem in ihrer Art ein kleines Meisterwerk ist, und zuletzt einzelne Stücke aus ihren Franziskusbüchern: „Der Heilige und das Blümlein, neue Legenden vom hl. Franz", und „Im Lands-- des heiligen Kreuzes, Franziskuslegenden aus Brasilien". Das letztere Buch liegt bis jetzt nur in einer (leidest: sehr schlechten) Volksausgabe vor. — Die Zuhörer dankten zum Schluß der Dichterin sichtlich ergriffen lange und herzlich. — Am Nachmittag las Anni Geiger-Gog in einer „Märchenstunde" in der hiesigen Real- und Volksschule; auch diese Stunde soll ihr nicht vergessen sein I Or.
Hausfrauen deckt euren Weihnachtsbedarf rechtzeitig und kauft nicht erst in den Abendstunden ein! Dieser Ruf ist nur zu berechtigt. Alljährlich ist zu beobachten, daß die Einkäufe für den Weihnachtstisch vielfach erst in den letzten Tagen und Stunden vor der Bescherung vorgenommen werden. Hast, Eile und Unbequemlichkeiten trüben dann oft noch die Feststimmung, machen die Stunden des Auswählens der Geschenke für die Lieben daheim eher zur Plage als zur Freude. Geschäftsinhaber und Angestellte müssen, ob sie wollen oder nicht, oft darauf verzichten, ihre Stammkunden mit der gewohnten Sorgfalt zu bedienen. Verdruß und Aerger sind häufig das Ergebnis auf beiden Seiten. Und noch eine weitere wichtige Frage: Haben nicht auch Angestellte und Geschäftsinhaber Anrecht auf Freiheit und Gesundheit? Wollen nicht nutz diese ihre Weihnachtstage mit weniger abgespannten und überreizten Nerven verbringen? Soll nicht jeder Deutsche das Weihnachtsfest und die täglichen Feierstunden fröhlich und so bald als möglich begehe» und genießen können? Diese Fragen sind, wie gesagt, nur allzu berechtigt und werden sicher Verständnis bei den Hausfrauen und M ttern finden. Deshalb nochmals: Deckt Euren Weihnächte! :rf rechtzeitig — Kauft an Wochentagen — Und kauf: auch sonst nicht erst in den Abendstunden ein.
Renkenbankscheine zu 1 u. 2 Renkenmark bis 15. Dezember Umtauschen! Das Reichspostministerium macht darauf aufmerksam, daß mit Ablauf des 15. Dezember 1926 die aufgerufenen Rentenbankscheine zu ein und zwei Rentenmark, die bis dahin noch bei den Kassen der Reichsbank umgetauscht werde können, kraftlos werden und damit auch die Umtausch- und Einlösungspflicht der Deutschen Rentenbank erlischt.
Kleine Nachrichten aus aller Welt
Anschluß neuer Aurlandsgenielnden an den deutschen Kirchenbund. Der in Berlin versammelte deutsch-evangelische Kirchenausschuh hak auf Antrag den Anschluß der deutsch-evangelischen Gemeinden in Genua, Sofia, Santiago de Chile, Concepcion und Osorno jChile) in den Kirchenbund der deutschen Landeskirchen beschlossen. Der AuslondsauSschuß des Kirchenausschusses hat eine Hilfsaktion für die freigegebene deutsche Chrisluskirche in Paris eingeleitek.
Weidmannsjubiläum. Der fürstliche Oberbüchsenspanner Seemann in Donaueschingen schoß dieser Tage auf der fürstlichen Treibjagd in Geisingen seinen 400. Fuchs. Trotz seiner 67 Jahre ist er heute noch einer der sichersten Schützen im Bezirk. Bis heute hat er über 57 000 Stück Wild gestreckt vom Kronenhirfch bis zur Bekassine.
Der Dortmunder Schulstreik dehnt sich täglich weiter aus. Auch im Bezirk Alten-Bochum hat der Streik eingesetzt, ebenso in Gelsenkirchen. Im Bezirk Langendreer fehlen 60 o. H. der Kinder.
Der „Fascio" als Hoheitszeichen. Der italienische Ministerrat hat einer Verfügung zugestimmt, nach der das Liktorenbündel (kugces), das Abzeichen des Faszismus, dem alten Staatshoheitszeichen in Rang und Bedeutung gleichgesetzt wird.
Der Hau-Briesschreiber entlarvt. Der Schreiber der unterschriftslosen Briefe an die Karlsruher Staatsanwaltschaft, der sich selbst des unfreiwilligen Mords an der Frau Molitor bezichtigte, ist in Wien ermittelt worden. Es ist ein unter dem Sviknamen ..Goldfülliederkönia" bekannter
„Schadet nichts. Ich muß sowieso zur Bank."
„Reisen Sie heute?" ,
„Ja, mit oem Schnellzug nach Berlin."
„Also glückliche Reise und auf Wiedersehen."
„Auf Wiedersehen! Leben Sie wohl!"
Herr Stieget ging. Im Laufe des Tages kamen noch mehrere Herren ans Konsul Falkenbergs Bekanntenkreis, um ihr Beileid auszuorücken. Er aber fertigte sie ebenso kurz ab wie Herrn Stiegel. Zu alle» sagte er: „Mein Brude- ist an einem Herzschlag gestorben." Er war jetzt wieder der kalte, nüchterne Geschäftsmann.
Ans diese Weise glückte es ihm teilweise, den Gerüchten von dem Selbstmord seines Bruders Einhalt zu tun, aber auch nur teilweise, der Klatsch machte sich breit, man flüsterte uno tuschelte.
Falkenberg hatte mehrere Stunden lang vollauf zu tun, um verschiedene Angelegenheiten, die dem Todesfall betrafen» zu ordnen. Darum blieb er zu Hause und leitete die Angelegenheiten durchs Telephon.
Erst am Nachmittag gegen sechs Uhr ging er aus. Ter alte Treuer fragte, ob vorgefahrcn werden sollte, der Konsul aber antwortete: „Nein, ich danke." Er ging zu Fuß, in der Absicht, dadurch weniger Aufsehen zu erwecken.
Als er in die Stadt kam, ging er ganz langsam. Er war etwas blaster als gewöhnlich, aber niemand konnte ihm anmerke», saß er von dem Ereignis sonderlich er. schüttert war. Wer ihn nicht näher kannte, sagte: Er ist eine kühle Natur. Seht, wie ruhig er dort geht und seine Zigarre raucht, als ob nichts geschehen seil Wer ihn aber besser kannte, sagte: Er ist ein Meister der Selbstbeherrschung; er hak seinen Bruder innig geliebt.
Einar Falkenberg fühlte sich etwas ermüdet, weit er keinen Schlaf genossen hatte. Darum ging er ins Theater- cafö und trank einen Absinth. Wenn er sich sonst in einem Cass zeigte, pflegte dieser oder jener auf ihn z- - zukommen. Jetzt aber ließ man ihn in Frieden. L.: ver!ang!e die Abendzeitung, hauptsächlich, um sein Gesicht dahinter zu verbergen. Als er aber auf die Anzeige von seines Bruders Tod stieß, bezahlte er hastst» und ging.
(Fortsetzung solgt.) sj