Deutscher Reichstag

Erwsr-slosenfSrsorge Überraschungen

Berlin, 9. Noo.

Der Reichstag setzte gestern die Beratung über die Er­werbslosenfürsorge fort. Nach dem Antrag der Reichsregierung und des sozialen Ausschusses sollen die Be­züge der Hauptunterstützungsempfänger, die keine Familien­zuschläge und nicht dem Haushalt eines anderen angehören, um 15 v. H., die Bezüge aller übrigen Hauptunterstützungs­empfänger um 10 v. H. erhöht werden. Die Sozial­demokraten beantragen eine Erhöhung der Bezüge um 30 v. H. und der Famuienzuschläge um 20 v. H. Die Völkischen beantragen eine Erhöhung der Erwerbslosen­unterstützung für alle verheirateten Erwerbslosen um 20 vom Hundert und eine Erhöhung der Familieuzuschlüge um 30 v. H. Die Kommunisten fordern 50 v. H. Er« Höhung. Ein Kompromißantrag der Regierungs, Parteien verlangt die K r i s e n f ü r s o r g e für die Aus­gesteuerten. In einer Entschließung der Regierungsparteien wird die Reichsregierung ersucht, den Ländern für die er^ höhten Unkosten einen angemessenen Pauschbetrag zur Ver­fügung zu stellen. Die Deutschnationalen empfehlen in einer Entschließung die Einführung des Lohnklassen- systems. Verbunden mit der Aussprache wird der kom­munistische Mißtrauensantrag gegen den Reichs­arbeitsminister.

Nach Ablehnung des kommunistischen Antrag folgt die namentliche Abstimmung über den sozialdemokratischen Antrag, die Sätze für die Hauptunterstützungsempfänger um 30 o. H., die Familienzuschläge um 20 v. H. zu erhöhen. Unter lebhafter Bewegung des Hauses verkündet Präsident Löbe das Ergebnis, daß der Antrag mit 205 gegen 141 Stimmen bei' 8 Stimmenthaltungen angenommen worden ist. Dafür haben neben den Sozialdemokraten und Kommu­nisten die Völkischen und Deutschnationalen gestimmt.

Reichsarbeitsminister Dr. Brauns gibt sofort die Er­klärung ab, daß die Reichsregierung zu diesem Beschluß noch keine Stellung nehmen könne, dies aber sobald als möglich tun werde. Von den anwesenden Ministerkollegen sei er aber ermächtigt, zu erklären, daß auf Grund der Verhandlungen, die bisher über diesen Gegenstand gepflogen worden seien, die Möglichkeit, daß die Reichsregierung diesen Beschluß durchführe, wahrscheinlich nicht bestehe.

Abg. Graf Westarp (Dntl.) gibt eine Erklärung ab, wonach die Anträge, namentlich derjenige auf Erhöhung der Unterstützung, gestellt seien, ohne daß ein klares Bild über die Geldmittel geschaffen worden wäre, die zur Ver­fügung stehen. Es sei nicht anzunehmen, daß die Sozial­demokratie ernstlich mit einer Annahme ihrer Anträge gerechnet habe. Auf die Auffassungen der deutschnationalen Partei habe man keine Rücksicht genommen, sondern sich mehr und mehr den sozialdemokratischen Wünschen genähert. Man habe bei diesem Gesetz auf die Möglichkeit gerechnet, es mit wechselnden Mehrheiten zu verabschieden. Unter diesen Umständen habe die deutschnationale Fraktion durch ihre Abstimmung der Sozialdemokratie Gelegenheit gegeben, zu zeigen, ob sie die prak­tischen und parlamentarischen Folgen aus ihren Anträgen zu ziehen und die Verantwortung zu über­nehmen gewillt sei. Der Regierung und den Regie­rungsparteien könne sie die Verantwortung, die den sozialdemokratischen Forderungen folgen werde, nicht ersparen. Seine Fraktion werde sich bei den weiteren Ab­stimmungen der Stimme enthalten und in der Gesamt­abstimmung den Beschluß als Ganzes ablehnen.

Abg. Hoch (Soz.) wirft den Deutschnationalen partei­taktische Hinterlistigkeit vor. Der Beschluß, der eben gefaßt worden sei, sei gerechtfertigt, angesichts der großen Not, die im Winter bsvorstehe. Abg. Esser (Z.) erwidert, in dieser wichtigen Frage dürfe es keine Parteipolitik geben. Die Regierungsparteien seien bemüht gewesen, den Er­werbslosen das zu geben, was möglich war.

Abg. Graf Westarp (Dntl.) stellt fest, daß die Lriurnptz- rede des Abg. Hoch gezeigt habe, daß die Deutschnationalen den beabsichtigten Erfolg erzielt haben. Es sei gelungen, der Sozialdemokratie die Maske des verlogenen Agitators vom Gesicht zu reißen. (Der Präsident rügt den Ausdruck.)

Abg. Thiel (DV.P) betont, daß bei Ausführung der gefaßten Beschlusses 11,6 v. H. der Erwerbslosen die seit­herigen Löhne überschreiten und 30 o. H. an die Nettolöhne heranreichen würden. Abg. Guerard (Z.) beantragt im Namen der Regierungsparteien, den Gegenstand zurzeit von der Tagesordnung ab,zusetzen, da die Grundlage der Vorlage völlig verändert worden sei. (Große Unruhe links.) Die Auszählung ergibt die Ablehnung des Antrages von - Guerard mit 140 gegen 140 Stimmen bei 52 Enthaltungen.

Nunmehr beantragt Abg. Leicht (Bayer. Volksp.) die Rucückverweiiuna der Vorlage an den Auslckuß. Der An«

trag wurde mit 149 gegen 1-38 Stimmen bei 2§ Enthaltun­gen abgelehnt.

Als die A b st i m m u n g e n dann fortgesetzt werden, verlassen die Regierungsparteien den Saal. Auch die Wirtschaftliche Vereinigung hat sich den Regie­rungsparteien angeschlofsen. Die sozialdemokrati­schen Anträge gelangen zur Annahme, da Sozialdemokraten und Kommunisten dafür stimmen und die Deutschnationalen und Völkischen sich der Abstimmung ent­halten.

Schließlich bezweifelt Abg. Schetter die Beschlußfähigkeit . des Hauses. Die Auszählung ergab die Anwesenheit von 230 Abgeordneten. Das Haus war also beschlußun­fähig. Präsident Löbe beraumte eine neue Sitzung auf eine Viertelstunde später an. In der neuen Sitzung wurden ohne Aussprache die Handelsabkommen mit Finnland, Lett­land der Schweiz und Frankreich den Ausschüssen über- wiesen Das Haus vertagt sich auf Dienstag nachmittags 3 Uhr.

Württemberg

Stuttgart, 9. Nov. Das Planetarium. Der Ge­meinderat wird in seiner nächsten Sitzuno über die Auf­stellung des Planetariums, worüber verschiedene Vorschläge vorliegen, Beschluß fassen.

Stuttgart, 9. R r ^ ch e 10 Rente nmark- scheine. Am 21. Eintritt der Dunkelheit hat

man in Stuttgart an einem Verkaufsstand, in einem Spezereiladen und bei einem Schuhmacher je einen falschen Rentenbankschein zu 10 Aentenmark vom 3. 3uli 1925 beim Einkauf von Kleinigkeiten in Zahlung gegeben. Der Unbe­kannte ist etwa 40 3ahre alt, 1,70 Meter groß, hak bleiches Gesicht, gestutzten Schnurrbart, trägt Brille, geht etwas ge­bückt, trug dunklen Schlüpfer, schwarze Schuhe, sprach Stuttgarter Mundart und führte dunkle Ledermappe bei sich. Weitere Falschstücke sind bisher ebenfalls in Mün­chen und in Alm aufgetaucht.

Vom Tage. In einem Haus der Charlottenstraße brachte sich ein 39 I. a. Mann in selbstmörderischer Absicht einen Schuß in die Bauchhöhle bei. Der Lebensmüde wurde in das Katharinenhospital ausgenommen. Durch Einatmen von Gas verübte in einem Hause der Reinsburgstraße eine 33 I. a. Arbeiterin einen Selbstmordversuch. Nach erfo'g- reicher Anwendung des Sauerstoffapparats wurde sie nach dem Marienhospital verbracht.

60. Geburtstag. Heute beging Prälat l). Dr. Schoell seinen 60. Geburtstag. Weit über die Grenzen unseres Lan­des hinaus ist er als hervorragender Führer der evan­gelischen Kirche bekannt. Hat er doch als Mitglied des Deut­schen Evang. Kirchentags in bedeutsamer Weise mitgewirkt beim Zustandekommen der wichtigen sozialen Kundgebung von Bethel-Bielefeld; auch in die Verhandlungen der öku­menischen Weltkirchenkonferenz von Stockholm hat er ein­gegriffen und gehört, als einer der deutschen Mitglieder zu deren Fortsetzungsausschuß, der erst diesen Sommer zur Kriegsschuldsrage eine für Deutschland günstige Erklärung erließ. Seiner schwäbischen Heimat hat der Bauernsohn aus dem Albdorf Böhringen als Pfarrer und Religions­lehrer und, nach einer 11jährigen Lehrtätigkeil am hessischen Predigerseminar in Friedberg, die ihm den theologischen Doktorhut von Gießen eintrug, als Prälat des Schwarzwald­kreises, Mitglied des Oberkirchenrats und kirchlicher Ver­treter beim Evang. Oberschulrat sowie als Mitglied des Landeskirchentags gedient. Schon frühe war er für die evang. Arbeitervereine und seit 1919 für den Evang. Volks­bund'tätig, an dessen Gründung und Leitung er beteiligt >st. Möge er noch lange zum Besten der evangelischen Kirche und unseres Volks tätig sein!

Die Spareinlagen bei der Stadt. Sparkasse Stuttgart

haben sich Ende Oktober gegen den Vormonat um rund 1,14 Millionen auf 29 Millionen Mark erhöht. Die Zahl der Sparer beträgt 62 533. Der Einlagebestand der Giro- Kasse belief sich Ende Oktober auf rund 47 MM. Mk. Die Zahl der Girokunden beträgt 16 703.

Die Ausstellung der freien Wohlfahrtspflege, die in der «Gesolei" in Düsseldorf so große Beachtung gefunden hak, soll nun als Wanderausstellung durch eine Reihe deutscher Städte gehen. Als erste Stadt ist Stuttgart in Aus­sicht genommen, wo die Ausstellung, im Zusammenwirken mit der Zentralleitung für Wohltätigkeit durch einen zwei­ten heimatlichen Teil ergänzt, im Mai und 3uni nächsten Jahres in der Skadthalle neu aufgebaut werden soll.

Amerikafpende. Der Deutsch-Amerikaner Johann G. F. Hi eher in Spokane <St. Washington) hat der Stadt Stuttgart kürzlich wieder eine Spende übersandt, durch die

Des Mitleids Liebe.

61 Roman von Robert Fuchs-Liska.

Ich werde niemals merken Sie sich das Wort und bestellen Sie es genau Ihrem Freunde niemals dul­den, daß mein Kind auch nur das Geringste aus diesem Erbe annähme. Das mag Herr von Hartmann bedenken, ehe er sich in Schwierigkeiten begibt, die ihm aus meiner Weigerung erstehen."

Gnädige Frau, Sie versetzen mich in die mir Pein­lichen Lage, Ihnen fortgesetzt widersprechen zu müssen. Die Gesetze haben bestimmt, daß dem Vormunde das Recht zusteht, das Wohlergehen des ihm anvertrauten Kindes in allen solchen Fällen zu wahren, wo die Absichten der Angehörigen einer solchen Waise sich nach seiner Meinung als scharf dem Wohlergehen des Kindes entgegengesetzt er­weisen. Das wäre also hier der Fall, wenn Sie dem Löch- terchen Ihren Willen in den Weg stellen wollten, der es zu einem Verzicht auf ein nach allen Rechten ihm zu­stehenden Erbe zwingen würde."

Da brach Suse unter der Bürde Ihres Verhängnisses zusammen:Also selbst die Rechte auf mein Kind stiehlt mir dieser Mensch! Ich hasse ihn o, wie ich ihn Hassei" Und sie weinte so fassungslos, daß dem mitleidigen Theo- Phil das Herz Weh bat.

Gnädige Frau ich glaube, es wäre gut, wenn Sie einmal offen sagten, was Sie so sehr gegen Herrn von Hartmann einnimmt. Er ist der beste, wohlmeinendste Mensch, den ich kenne. Er vertraute mir an. es bestünde zwischen Ihnen und ihm ein verhängnisvoller Irrtum, der Ihrer beiden glückliche Beziehungen vergiftet habe. Ohne seine Schuld! Und wie er nun immer mehr meint Ansehen zu müssen auch ohne Ihr Zutun. Wäre

unter solchen Leiden und Kümmernissen wie sie Sie

bedrücken und wie sie auch meinem armen Freunde das Leben trüben nicht das einzig Richtige, durch die bei­derseitigen Freunde eine Verständigung herbeizuführen? Wenn Ihnen denn eine persönliche Aussprache undenkbar erscheint!"

Wenn Herr von Hartmann zu feige ist. Sie den er Freund nennt über sein Verhalten aufzuklären, so

fragen Sie doch seine Schwester.da auch Sie sa nur

zu gern sich in Tinge mischen, die Ihrer Neugier Stofs bieten." Suse sagte das mit dem kränkenden Hohn jener Ungerechtigkeit, die wie ein furchtbarer Bann in ihrem Wesen lag. Theophil wurde blaß bei ihrem Vorwurf. Aber er beherrschte den Wunsch, wortlos das Zimmer zu verlassen. Etwas war ihm ausgefallen das war die Erwähnung von Justs Schwester. Auch Just hatte ihm einmal leise angedeutet, wie er sich fortgesetzt gegen den peinigenden Gedanken wehre, daß Sinchen ihm irgend ein ungerechtes Tun verschweige. Tann aber hatte er ge­flüstert: Nein, nein verzeihe, Sinchen. Was sollte dich wohl unehrlich gemacht haben?

Und so hatte Theophil diese Andeutung wieder ver­gessen. Nun sagte er inehr zu sich selbst denn zu Suse: Justs Schwester?"

Das alte Fräulein schickte er ja damals zu mir . . . so wie er Sie heute schickt. Wie immer jedenfalls, wenn er sich den Unannehmlichkeiten entziehen will, die der­artige Wege einein Mann von seinem Mute bereiten könnten."

Lange dachte Tbeophil über diese Worte nach. Tann kam es wie eine Erleuchtung über ihn wie ein inner­liches Frohlocken. Ta war plötzlich die Mauer gefallen, die sich immer quer über den Weg stellte, auf dem er mühevoll nach dem Glück des Freundes suchte.

hundert bedürftige Familien mit fünf und mehr Rindern mit einer Gabe von je 30 Mark erfreut werden konnten. Hieber hat schon in der Kriegs- und Inflationszeit würt- kembergische Anstalten usw., besonders aber auch seine Va­terstadt Bopfingen, die ihn zum Ehrenbürger ernannte, mit Spenden reich bedacht.

Das Abfindungsgeld. Der Mitbesitzer eines im 3ahr 1922 mit Inflationsgeld gebauten Hauses verlangte von wohnungsuchenden Mietern für eine Vierzimmerwohnung 200 Mark Monatsmiete und ein sogenanntes Abfindungsgeld" von 900 Mark. Einer der Mieter er­stattete Anzeige und der Vermieter erhielt einen Straf­befehl über 650 Mark. Er beantragte gerichtliche Entschei­dung. 3n der Verhandlung vor dem Schöffengericht erklärte ein Sachverständiger, ein Monaksmietpreis von 120140 Mark wäre für Stuttgarter Verhältnisse genügend gewesen, das weiter verlangte Abfindungsgeld sei nicht zu rechtfer­tigen. Der Staatsanwalt geißelte in scharfen Worten den Mohnungswucher. Der Angeklagte habe zudem entwertetes Papiergeld in einen Sachwert umgewandelt und sei schon dadurch in erheblichem Vorteil gegenüber allen denen, die durch die Inflation ihre Ersparnisse verloren haben. Die sogenannten «Abfindungen" seien ein Anfug. Er beantragte, die Strafe auf 1000 Mark zu erhöhen. Das Gericht ver­warf die Berufung des Hausbesitzers und beließ es bei der Geldstrafe von 650 Mark.

Lausbuben. Am Sonntag abend konnten auf dem Bahnhof Gmünd zwei erst 15 3. a., in Fürsorge-Erziehung gewesene Burschen ermittelt werden, die im Aebermut in Utiterböbingen vom Zug aus mit Terzerolen auf einen an- deren fahrenden Zug geschossen haben. Die Täter sind in Cannstatt wohnhaft.

Vom Tage. Am Montag stürzte sich eine Mähr. Frau in selbstmörderischer Absicht vom Degerlocher Aussichtsturm. Sie wurde schwerverletzt nach dem Katharinenhospital ver­bracht.

Aus dem Lands

Vaihingen a. E., 9. Nov. F u ß b a l l s p o r t und Prügelei. Anläßlich der auf dem hiesigen Sportplatz zum Austrag gekommenen Berbandsspiels Vaihingen 1 gegen Bietigheim 1 kam es zwischen den Parteien zu schwe­ren Schlägereien, in deren Verlauf einem der Beteiligten ein derartiger Hieb mit dem Stock über den Kopf verseht wurde, daß er blutüberströmt zum Arzt geschafft werden mußte.

hellbraun a. 11., 9. Nov. Gefaßt. Der Mann, der vor einigen Tagen das junge Mädchen aus Frankeubach über­fallen hatte, ist in der Person des 27 I. a. Dienstknechis Karl Trinkner von Freudental erkannt, und dem Amts­gerichtsgefängnis zugesührt worden.

Oehringen, 9. Nov. Jäher Tod. Schultheiß Die­the r in Orendelsall ist an einem Herzschlag gestorben. Er war ein vorbildlicher Landwirt und im ganzen Bezirk hoch angesehen. -

Am letzten Samstag vergnügten sich in Unterohrn mehrere Kinder mit einem für Wegarbeiten verwendeten Rollwagen. Das 6jährige Söhnchen der Familie Böltz stürzte vom Wagen und wurde getötet.

Künzelsau, 9. Rov. Stadkschultheißenwahl. Bei der gestern, staktgefundenen Stadtschultheißenwahl wurde Schultheiß P f l ü g e r-Pfedelbach OA. Oehringen gewählt.

Gmünd. 9. Nov. Gefaßte Einbrecher. In letzter Zeit wurden hier eine Reihe von Einbruchsdiebstählen be­gangen. Der Täter konnte nun nachts, als er auf einen neuen Einbruch ausging, von der Polizei abgefaßt werden. Es ist ein aus München gebürtiger Monteur, der in Gmünd schon in Arbeit stand. Die gestohlenen Waren wurden in einer Bretterhütte, die der Einbrecher sich in einem Dickicht im Schauppenwald errichtet hatte, vorgefunden. Aus Stutt­gart wurde ferner mitgeteilt, daß dort ein gewisser Emil Glaser aus Wäschenbeuren festgenommen worden sei, der ebenfalls in Gmünd und Umgebung zahlreiche Einbrüche verübt hatte.

Vom Rechberg, 9. Nov. G e w i t t e r n a ch t. In der Nacht vom Sonntag zog ein starkes Gewitter auf. Das Unwetter hielt über eine halbe Stunde an, hat aber dem Vernehmen nach keinen Schaden gebracht. Man hat späte Gewitter nicht gern. Ein alter Spruch bei den Bauern lau­tet: Später Donner, früher Hunger.

Nürtingen, 9. Nov. Selbstmord. Gestern früh wurde der Leichnam einer 36jährigen Frau von hier aus dem Neckar geländet. Sie scheint tags zuvor den Tod im Neckar gesucht zu haben. Die Bedauernswerte war schon seit Jah­ren schwermütig.

Gnädige Frau meine liebe gnädige Frau ent- ziehen Sie doch nur ein einziges Mal Ihrem Groll die Macht, mit der er Ihnen die Ueberlegung raubt. Nur ein einziges Mal bannen Sie den bittern Ton aus Ihrer Rede. Und dann lassen Sie mich eine Frage an Sie richten . . . meinetwegen denn, damit meine Neugier frischen Stoff gewinne."

Suse sah ihn an, und ihr düsterer Blick bannte das Lächeln von seinem Munde.

Sie haben recht, gnädige Frau ... die Frage ist nicht mit einem Scherz zu stellen. Sie soll ja für das Glück zweier Menschen entscheidend sein. Zweier Menschen, die sich sicherlich ohne alle Notwendigkeit haßerfüllt betrachten. Und ich müßte ein schlechter Seelenkenner sein Ver­zeihung, aber Klementine behauptet, ich sei ein guter See- lcnkenuer! wenn ich unter diesen abneigenden Gefühlen nicht sähe, daß die Sehnsucht eines nach dem andern ver­geblich sich ans Licht zu ringen sucht. Glauben Sie noch an ein Glück, Frau Suse?"

Vor dem zitternd m Bangen der Güte in dieses lieben Menschen Stimme schmolz die eisige Kälte von Suses Herz. Sie hielt ihm dankbar die Hand hin, als sie antwortete: Ich bitte Sie um Verzeihung und um Nachsicht, wenn ich Sie verletzte, Herr von Springer. Mir ist, als wäre all mein Blut eine einzige Bitterkeit geworden, die mir harte Worte auf die Lippen treibt, gegen alle, die mir nahen wollen."

Und dann schwieg sie lange. Auf den zarten roten Lippen das ganze Weh, das ihr das Nachdenken über die Antwort verursachte. Dann hob sie das schmalgewordsne Kinvergesicht, um dessen Wangen der Schmerz verwachter Nächte einen alternden Z.g geprägt hatte.

Kortietzuna kolat.1 T