Der Sejm gegen Ptksvdskl
Warschau, 1. Okt. Die Ablehnung der 50 Millionen Zloty, die.Pilsudski für Heeresbesoldungen mehr gefordert hatte, durch den polnischen Senat hat im ganzen Parlament eine gereizte Stimmung gegen die Regierung geschaffen, die gesteigert wurde dadurch, daß nach der Mißtrauenserklärung des Sejm (Abgeordnetenhaus) gegen den Innen- und den Unterrichtsminister dasselbe Kabinett von Pilsudski wieder berufen wurde. Der Sejm hat nun, nachdem er eben erst die 50 Millionen bewilligt hatte, sich dem Antrag des Senats angeschlossen, die Staatsausgaben für das letzte Vierteljahr von 384 auf 350 Millionen Zloty zu beschränken. Mit 206 gegen 94 Stimmen wurde die Mehrforderung der Regierung abgelehnt. Das Kabinett Bartel ist darauf zum zweiten Mal zurückgetre- t e n. Pilsudski, der der Sitzung des Sejm anwohnte, war über das Ergebnis sehr bestürzt, denn die große gegen ihn gerichtete Mehrheit tzibt ihm für die beabsichtigte Auslösung des Sejm und sür Neuwahlen wenig Aussicht. Die Sozialdemokraten stellten den Antrag zur Auflösung, über den in der nächsten Sitzung abgestimmt wird.
Erregung in Polen gegen Rußland
Polnische Blätter melden, daß der Kriegsminister die vorzeitige Einziehung der Rekruten angeordnet habe. In Polen herrscht große Aufregung über den Abschluß des
russisch-litauischenSicherheitsvertrags, der
übrigens seine Spitze wohl ebensosehr gegen Deutschland (wegen der Sicherung des Memelgebiets zu Gunsten Litauens) wie gegen Polen richtet.
Nach einer Meldung aus Kopenhagen sollen die polnischrussischen Verhandlungen über einen Sicherheitsvertrag abgebrochen worden sein.
Ueberfall auf einen früheren polnischen-Minister
Warschau. 1. Okt. In die Wohnung des früheren Finanzministers Zdziechowfki (nationaldemokratischer Abgeordneter) drangen 15 polnische Offiziere in Uniform ein und schlugen ihn besinnungslos. Zugleich legten sie in seiner Wohnung eine Bombe nieder, die von dem Diener aber rechtzeitig ent- fernt werden konnte. Der Abgeordnete hatte im Sejm die Regierung Bartel bzw. Pilsudski scharf angegriffen.
Küdtirol — militärisches Schutzgebiet
Bozen. 1. Okt. Durch Maueranschlag wird in Südtirol das ganze deutschsprachige Gebiet der Provinz Trient als militärisches Schutzgebiet bezeichnet. Topographische Aufnahmen für ganz Südtirol sind verboten. Das Photographieren ist verboten im Münstertal, in Reschen, am Nordabhang des Vinschgau, am Westabhang des Passeiertals, in der Zone nördlich des Jausen und von Sterzing und an den Nordabhängen des Pustertals. Das Betreten verschiedener Zonen, unter anderm des Brennergebiets, wird streng bestraft.
Württemberg
Sluklgark, 1. Okt. Arbeitsmarktlage und Er- werbslosensürsorge. Die Arbeitsmarktlage hat sich gegenüber der Vorwoche nicht wesentlich verändert. Im Arbeitsnachweisbezirk Stuttgart waren am 21. September 6984 männliche und 2277 weibliche Erwerbslosenunterstützungsempfänger vorhanden. Am 28. September waren 6995 männliche und 2232 weibliche, insgesamt 9227 Erwerbs- losenunterstützungsempsänger vorhanden.
Stuttgart» 1. Okt. Todesfall. Der langjährige Herausgeber der Südd. Apotheker-Zeitung, Geheimer Hofrat Friedrich Kober, ist im Alter von 78 Jahren gestorben.
Gestern sprang zwischen Mühlacker und Illingen eine bis jetzt unbekannte Frau aus dem fahrenden Schnellzug. Sie starb auf dem Transport nach dem Krankenhaus Mühlacker. Die Frau, die in Pforzheim eingestiegen war, ist etwa 25 Jahre alt.
Tabaksteuerhinker,ziehung. Das Schöffengericht hat den Ztgarrenhöndler Wolf Schattenfeld wegen Tabaksteuerhinterziehung zu 378420 „ll, seinen Bruder Simon Schatten- selb zu 40 000 ^ Geldstrafe verurteilt. 3m Falle der Zahlungsunfähigkeit tritt an die Stelle der Geldstrafen eine Freiheitsstrafe von 1 Jahr Gefängnis.
Bahnlinie Breiten—Kniltlingen—Verdingen. Auf die Kleine Anfrage des Aba. Winker betr. die Fertigstellung der Bahnlinie Breiten—Derdingen teilt das württ. Arbeitsund Ernährungsministerium mit, daß Reich und Reichs- bahngesellschast zunächst nicht in der Lage sind, die Nebenbahn fertigzustellen, zumal nach den vorliegenden Verschlingen mit einem jährlichen Betriebsabmangel auf der Strecke zu rechnen ist. Es würde ganz außerordentlicher finanzieller Leistungen der beteiligten Kreise bedürfen, um die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft dazu zu bestimmen, an
Des Mitleids Liebe.
28 Roman von Robert Fuchs-Liska.
»Nein, Sine, nein — ich brauche dirs nicht mehr zu verheimlichen, daß mich das alles in den Lebensnerv traf und mich entwurzeln wollte. Ter stürzende Baum, unter dem ich sie fand, bin ich selbst geworden. Der Zusammenbruch kam nicht allein von der Krankheit, die ich mir in der stürmischen Nacht unter den Kastanien holte! Das ist dem Salzberger seine Meinung. . . mag er dabei bleiben. Es ist traurig genug für einen Mann, der unter der Last einer Enttäuschung so töricht zusammensinkt, wie ich. Das könnte der Arzt nicht verstehen."
„Ich habe dich oft genug vor diesen nächtlichen Spaziergängen gewarnt, Justus. Tu wolltest es nicht glauben. daß der Fluß die Luft unter den Kastanien ungesund macht. Nun hast du es ja erlebt!" scmte Sine und wollte damit vor sich selbst die Schuld verkleinern, die sie an der Krankheit des Bruders trug.
. Just schüttelte schwach das Haupt: „Ich weiß es besser, Sine!" Dann aber heftete er plötzlich einen langen, fragenden Blick auf das Gesicht Sinchens. Seine Augen bohrten sich förmlich in den Anblick der Schwester, als versuche er in das zu dringen, was er immer und immer wieder zu ergründen trachtete: die seltsame Wortkargheit der alten Jungfer, sobald er von Suse redete. So war es damals gewesen, als er von seiner Verlobung gesprochen hatte ... er erinnerte sich ganz genau des Morgens . . so war es auch jetzt wieder . . .
Er erhob sich ein wenig aus der beguemen Lage im Rollstuhl und schob die Decke fort.
»Sinchen — trägst du vielleicht mit an der Schuld,
eine beschleunigte Weiterführung des Bahnbaus heran- zutreten, solange sich ihre wirtschaftliche Lage nicht wesentlich verbessert hat. Aus Mitteln der produktiven Erwerbs- lofenfürsorge würde nur ein kleiner Teil der erforderlichen Restbausumme aufgebracht werden können.
Zum SO. Militärdiensljubiläum des Generals der kav. a. D. von Knorzer sandte Reichspräsident von Hinden- bürg, der Lehrer des Generals von Knörzer auf der Kriegsakademie gewesen war, folgendes Glückwunschtelegramm: „Es gedenkt Ihrer am heutigen Tage in alter treuer Kameradschaft. Hindenburg."
Geschäfksjubiläum. Die Kunst- und Papierhandlung C. F. Autenrieth in der Königstraße konnte am 1. Oktober auf ein lOOjähriges Bestehen zurückblicken.
Für treue Dienste. Karl Hub schneid er erhielt für treue, gewissenhafte Pflichterfüllung während 40jähriger Dienstleistung als Oberbote bei der Continental-Telegraphen- Compagnie ÄG. Wolffs Telegraphisches Büro in Stuttgart die Medaille der König-Karl-Iubiläumsstiftung vom Ministerium des Innern verliehen.
Männerheim der Heilsarmee. Die Heilsarmee wird am 7. Oktober ihr neues Männerheim in Stuttgart-Berg, Heinrichstraße 3, einweihen.
Modeschau. Im Festsaal der Liederhalle wurde am Donnerstag und Freitag eine Modeschau veranstaltet, an der sich eine Reihe einschlägiger Firmen von Stuttgart beteiligte. Anschließend fanden gesellige Veranstaltungen mit musikalischen Darbietungen und Vorträgen statt.
Die Wirkschafksräume der Billa Berg bleiben vom 4. Oktober bis nächstes Frühjahr geschlossen.
Vom Tage. In einem Haus des Herdwegs brachte sich ein 17 I. a. Bautechnikerlehrling einen Schuß in die Brust bei. Lebensgefahr besteht nicht. — Auf einem Feldweg auf der Gemarkung Münster versagte an einem Lieserungswagen die Bremse: der Lenker verlor dadurch die Herrschaft über seinen Wagen, der umstürzte. Der 20 I. a. Fahrzeuglenksr erlitt schwere Kopfverletzungen.
Aeuerbach, 1. Okt. Großfeuer. In der Lohgerberei der Lederfabrik C. F. Roser in Feuerbach brach gestern abend zwischen 8 und 9 Uhr Feuer aus, das an den großen Vorräten von Gerbrinde reiche Nahrung fand und infolgedessen sich sehr rasch ansbreitete. Nachdem die Lohgerbers: niedergebrannt mar, griff das Feuer auch noch auf zwei Nebengebäude über, die gleichfalls ein Raub der Flammen wurden. In diesen Nebengebäuden waren Stallungen und teilweise auch Büroräume untergebracht. Ueber die Entstehungsursache ich nichts bekannt. Der Schaden ist sehr erheblich.
Eßlingen, 1. Okt. Zum Postraub. Die Oberpostdirektion 'Stuttgart hat für die Ermittlung des Posträubers und das Beibringen der gestohlenen Postwertzeichen eine Belohnung von 300 ausgesetzt.
Reutlingen, 1. Okt. Einbruch einer Windhose. Am Dienstag nachmittag 4 Uhr, als ein Flieger über unserer Stadt kreiste, brach in die Gemüse- und Blumengärtnerei der Firma I. Weber unversehens eine tückische Windhose ein, die sich durch ein eigentümliches Rauschen ankündigte, und die innerhalb weniger Sekunden etwa 15 Frühbeetfenster zertrümmerte. Merkwürdig ist, daß die Windhose nur diese eine Frühbeetreihe angriff und die übrigen, die zwar daneben lagen, unberührt ließ. Auch die Blumen blieben unberührt. Von den Glasscherben wurden einzelne Stücke über 20 Meter weit fortgeschleudert.
In das hiesige Amtsgerichtsgesangnis wurde der 57 Jahre alte Gottlieb Schwämmle, der in das Pfarrhaus von Wannweil eingebrochen ist, eingeliefert. Er ist ein schwerer Junge, der nicht weniger als 28 Jahre hinter Gefängnis- mauern Angebracht hat.
Lustnau, OA. Tübingen, 1. Okt. Jugendlicher Dieb. Im Laufe der letzten fünf Wochen bemerkte die Familie des Werkmeisters Matthes einigemale, daß in ihrer Wohnung Geldbeträge gestohlen worden waren. Als Täter wurde der noch nicht einmal 16 jährige Arbeiter Wilhelm Märkte von hier ermittelt. Das gestohlene Geld hat Märkte für Rauch- und Schleckwaren ausgegeben.
Lauierbach, OA. Oberndorf, 1. Okt. Ertrunken. Das 4jährige Töchierchen des Karl Hils fiel im Hölzle über die Brücke in den Vach und ertrank.
Laupheim, 1. Okt. S ch w i n d l e r. In den letzten Wochen trieb sich in der Gegend ein gerissener Schwindler herum, namens Hermann aus Ellwangen. Er besuchte hauptsächlich Pfarr- und Schulhäuser und bettelte dort Beiträge für das zu erbauende neue Gssellenhaus in Ellwangen. Das Schreiben, das er bei sich führt, ist gefälscht.
daß alles so traurig endete, das ich als ein Glücklichwerden vor mir sah?"
Es lag ein Flehen in seinen Augen, unter dem Sine ihr hartes Herz noch starrer werden ließ, um dem traurig vorwurfsvollen Fragen widerstehen zu können. Sie wollte aus dem Zimmer flüchten.
„Nein, nein — bleib nur! Ich tat eir unrecht — du würdest nicht lügen, Sine. Aber das eine sollst du mir sagen: was tatest du in jenem Hause?"
„Nichts, als daß ich dir allerdings Vorgriff. Oder hättest du dir nicht Klarheit verschaffen wollen, wenn du ahntest, daß mit der Frau etwas nicht ganz in Ordnung war?"
Just nickte stumm.
„Nun, so habe ich dir nur erspart, was ich selbst entgegennehmen mußte. Beschimpfungen und Hohn. Lasse dir an dem genügen! Neber alles andere werde ich schweigen, solange ich lebe. Nur das eine will ich dir beschwören können: ich habe nichts versucht, was einer Aufforderung zur Flucht dieser Person ähnlich gewesen wäre!"
„Es ist ein Rätsel . . . aber es darf mir keines bleiben!" sagte Just, und Sine erschrak vor seinem Entschluß.
„Was hast du vor? Willst du dich lächerlich machen — demütigen vor jenem Weibe?"
Und die alte Schärfe ihrer Stimme klana aus der erregten Frage. Tie Furcht vor der Enthüllung ließ sie alle Reue der verflossenen Tage vergessen.
Da unterbrach der eintretende Diener die ängstliche Spannung, die mehr und mehr sich um das Herz der alten Jungfer geklammert hatte.
Baindk OA. Ravensburg, 1. Okt. Rascher Tod. Als heute früh Schultheiß K. Fischer den Wagen besteigen wollte, um der Hochzeit einer Nichte anzuwohnen, sank er plötzlich vom Schlage getroffen tot nieder. Der so jäh Verstorbene war ein in allen Schichten der Bevölkerung und namentlich in landwirtschaftlichen Kreisen bekannter und geachteter Mann.
Friedrichshafen, 1. Okk. Probeflug. Das Dornier- Flugboot «Snperwal" hak heute mit 25 Fahrgästen einen Werkstättenflug über den Bodensee gemacht, der sehr gut verlief.
Dienkenheim, 1. Okt. Brückenbau. Von der OEW. soll eine große Brücke über die Iller von Kirchdorf nach Fellheim gebaut werden. Von Egelsee ist eine Brücke über die Mer bereits erbaut und eine zweite Brücke von Oberopfingen nach Heimertingen in den letzten Jahren erstellt worden. Die dritte Brücke kommt von Korchdorf nach Fell- bsim und einige Kilometer weiter unten von Kellmünz nach Unterdettingen wird ebenfalls eine neue Brücke erstellt.
Esenhausen OA. Ravensburg, 1. Okt. Ab gestürzt. Zimmermeister Gerhard Strobel von hier fiel in Seeseid von einem Neubau auf die unten stehende Kreissäge. Er erlitt schwere Verletzungen.
Friedrichshafen, 1. Okt. Die Post im See. Gestern nachmittag ist der hochgeladene Postkarren mit den Postsachen nach der Schweiz auf dem Landungssteg mit dem Elektrokarren zusammengestoßen und in den See gestürzt. ^ Was nicht schwimmsähig war, ging unter,.und es dauerte ^ eine geraume Weile, bis die Briefschaften allmählich wir- der herausgefischt waren, und auch der Postkarren konnte nicht sofort gehoben werden.
Karlsruhe, 1. Okt. Ein 17 Jahre alter Laufbursche einer hiesigen Firma entwendete ein Scheckformulnr und fälschte die Unterschrift des Firmeninhabers, worauf er bei einer hiesigen Bank 500 Mark abhob. Der Bursche, sowie seine zwei gleichaltrigen Freunde machten mit dem Geld sofort Einkäufe. Den Nest verjubelten sie. Die drei Burschen wurden festgenommen.
Pforzheim, 1. Okt. Anläß'ich einer Streife trafen Beamte der Fahndungsabteilung im Vrötzingertal einen Mechaniker aus Brötzingen beim Vogelfang. Es konnten ihm drei Vögel, sowie Leimruten und Vogelleim abgenommen werden. Weiter konnten bei einem ebenfalls in Brötzingen wohnhaften Fässer sieben Vögel, sowie Leim und Leimruten beschlagnahmt werden. Ein weiterer Fässer aus Brötzingen wurde wegen Beihilfe zum Vogelfang angezeigt. Die beiden Haupttäter wurden vorläufig festgenommen. Die Ili beschlagnahmten Vögel (Zeisige, Distelfinken und Hänflinge) i wurden dem Vogelschutzverein übergeben. !
Oppens», 1. Okt. Die Eröffnung der erweiterten Rench- talbahn Oppenau—Peterstal findet Mitte November statt.
Oberhäuser, bei Emmendingen, 1. Okt- Der 33 Jahre alte verheiratete Franz Metzger von hier war mit Abladen von Klee beschäftigt. Hierbei stürzte er rücklings vom : Wagen, wobei er sich schwere Verletzungen an Kopf und Genick zuzog. s
Söllingen, 1. Okt. Billigen Rolwein gab es gestern im ^ hiesigen Ort. Aus einem mit Weinfässern beladenen Lastkraftwagen lösten sich während der Durchfahrt durch unfern i Ort zwei große Fässer, durchbrachen das eine Seitenschild und fielen aus die Straße. Das edle Rebenblut, anschei- > nend Pfälzer, ergoß sich in die Straßenrinne und wurde i von der Einwohnerschaft kübelweise nach Hause geschafft. ?
Obereggenen bei Müllheim, 1. Okt. Unter dem Verdacht, - den Brand gelegt zu haben, durch den die Scheune des Hirschwirts vernichtet wurde, wurde der 30jährige Sohn Emil des Altrebstockwirts verhaftet.
Lörrach. 1. Okt. Vom Amtsgericht wurde der Reisend« ' Theodor Rottler aus Basel wegen Betrugs zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der Reisende vertrieb photographische Vergrößerungen im Auftrag einer Firma. Als er kein Geld mehr hatte, versetzte er die Mustermappe und schädigte 35 Personen, von denen er Abschlagszahlung erhalten hak. i
In der äußeren Lothringerstraße in Basel kletterte ein ! 12jähriger Junge am Gerüst eines Neubaus empor. Dabei l stürzte er herunter und blieb schwer verletzt liegen. Sein t Zustand ist hoffnungslos. >
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Es gibt so vieles, vorüber man einig werden kann, !
und da sollt, man nicht Zögern, einig zu sein. s
Bismarck.
„Herr van Springer ist gekommen und bittet dm gnädigen Herrn, enipfangen zu werden."
Justus sank kraftlos in seinen Stuhl zurück. Sine fragte erleichtert: „Willst du ihn annehmen?"
„Ich lasse den Herrn hierher bitten!" murmelte der Kranke und versank in tiefes Nachdenken.
Sine aber ging in die Bibliothek, froh, dem quälen- Verhör entfliehen zu können.
Ter eintretende Prokurist hatte etwas von einer komischen Figur. Geckenhaft, geziert in seiner tadellosen Kleidung, stets mit einer auffallenden Krawatte geschmückt, so tänzelte er in der Gießerei umher. Und so ^ trat er auch in die Bibliothek. j
Er klappte die Hacken scharf zusammen und verneigte s sich kurz vor seinem Chef. Dann sagte er mit seiner t knarrenden Stimme: „Gestatten Herr Baron, daß ich ' zur Genesung Glück wünsche! Meine Treue und Er- gebenheit haben sehr vermißt, daß ich nicht mit Ihnen arbeiten durfte. Allein, sie haben mir auch den Mut gegeben, soweit wie möglich allem gerecht zu werden, was ich in meiner Anhänglichkeit an Sie zu tun vermochte."
Theophil von Springer war so etwas wie ein ans der Art geschlagener Aristokrat. Die Vornehmheit seiner Abstammung betonte er lediglich im Anzug und in einem korrekten, kavaliermäßigen Benehmen. Obwohl er den Waffenrock niemals gern getragen hätte, liebte er es doch, sich das Aussehen eines ehemaligen Offiziers zu geben. Als Kaufmann hatte er vom Lehrling auf gedient, weil der poesielose Beruf ihn nun einmal anzog — sehr zum Entsetzen seiner Verwandten, deren Herren ohne Ausnahme dem Waffenhandwerk oblagen.
(Fortsetzung folgt.)