Stand der Weinberge

DerWeinbau" schreibt: Das Jahr 1926 erinnert den Weingärtner an das berüchtigte Jahr 1906. Wie damals waren die Bedingungen zu einer katastrophalen Auswirkung der Peronospora-Krankheit durch häufige Niederschläge und Nebelbildung gegeben, nur mit dem Unterschied, daß heut­zutage die vorbeugende Eigenschaft der Kupfermittel besser erkannt ist und dementsprechend die Schutzmaßnahmen früher, gründlicher und häufiger zur Anwendung gebracht werden. Es ist in den durch Winter- und Frühjahrsfrost beschädigten, ertragslosen Weinbergen viel zu lässig und spärlich gekupfert worden. Solche Weinberge haben meist sehr kräftig von unten wieder ausgetrieben, und gerade diese masten Schosse, von denen ein Teil zum Wiederaufbau des Rebstocks und zum Traubenbringen im kommenden Jahr benötigt wird, wären einer häufigeren Kupferung besonders bedürftig ge­wesen.Es hängen ja doch keine Trauben drin, da brauchst du nicht so fleißig zu spritzen", sagte gar mancher. Die Fol­gen solcher Unterlassungen kann man schauen. Beginnender Blattschwund und schlechte Holzreife. Wer Heuer mit dem Spritzen bei der Hand war viele haben 58mal ge­kupfert kann den Erfolg seiner Anstrengungen so deutlich wie selten von seinen Reben ablesen: Soweit die Blüte gut verlaufen war, gesunde, mit Lederbeeren kaum behaftete, kn der Entwicklung weit vorangeschritten« Trauben und der Reife entgegengehendes Holz. Wir hatten Gelegenheit, in den letzten Wochen einen großen Teil der Weinberge des Unterlands zu schauen. Der Gesamteindruck ist: Es gibt im Herbst noch Wein! Die Weingärtner staunen oft selbst, wie sich die von feuchtwarmem Wetter im Wachstum begünstigten Trauben allmählich aus dem Laub Herausstellen. Im allge­meinen sind die hohen Lagen Heuer bezüglich der Behangs im Borzug. Da manche Gemeinden, die vom Frost besonders hart mitgenommen waren, mehr oder weniger ertraglos bleiben, dürfte im Landesdurchschnitt kaum mehr als ein Fünftelherbst eingetan werden. Wenn August und September mit sonnigem warmen Wetter aufwarten, dann kann der Wein auch noch recht werden. Von sämtlichen Rebsorten hat der Trollinger bis jetzt am besten durchgehalten: die schwäbischen Wengerter wissen, was sie an dieser Sorte haben und werden sich von ihr nicht abbringen lassen. Der Limberger ist in diesem Jahr einLump": seine Empfindlichkeit in der Blüte trat wieder einmal deutlich hervor: er zeigte das Durchreiern mehr denn jede andere Sorte. Ries­ling und Sylvaner stehen besser, doch sind die Trauben vielfach etwas ungleich: auch der Elb- ling kann nich befriedigen: die Unfruchtbarkeit vieler Stöcke fällt bei ihm auf. Von den Hybrid­reben zeigt der Taylor, wo er nicht erfroren ist, teilweise reichen Behang: aber die Trauben sind mit Lederbeeren durchspickt wie bei keiner anderen Sorte: die Oberlinhybri­den erleben ein Fiasko: sie haben meist ganz unentwickelte kleine Beeren und unvollkommene Trauben. Mit dem Unkraut ist kaum Herr zu werden: man «ruß da in die­sem Jahr ein Auge zudrücken. Bon Hagelwetter und Ber- schwemmungen schwer heimgesuchk wurde am 19. Juli ein Teil der Weinbaugemeinden des Taubergrunds.

Turnen uns Sport

Line hervorragende Schwiininerleislnng. Eine Rekord­leistung stellte ein Sohn von Maurermeister Jäggle von Ravensburg im Schwimmen auf. Er durchschwamm am Sonntag unter Beisein einer großen Zuschauermenge den Bodensee zwischen Konstanz und Meersburg. Um 10 Uhr vormittags startete der kühne Schwimmer in Meersburg und kam 2.30 Uhr in Kon­stanz an. Nach halbstündiger Pause wurde der Rückweg ange treten. Obwohl der See sehr bewegt war gelang das Wagnis.

Handel und Verkehr

Berliner Dollarkurs, 25. August. 4.20.

Kriegsanleihe 0,405.

Franz. Franken 169.75 zu 1 Pf. St., 34.71 zu 1 Dollar.

Belg. Franken 176.75 zu 1 Ps. St.

Berliner Geldmarkt, 25. August. Tägl. Geld 3,55,5 v. H. Monatsgeld 5,6-6.5 v. H., Privatdiskont 4,75 bezw. 4,625 v. H.

Preußische Amerika-Anleihe. Zurzeit schweben Verhandlungen über «ine Anleihe von etwa 20 Millionen Dollar, die der Staat Preußen in Neuyork für Notstandsarbeiten aufnehmen will. Je nachdem die Anleihe ausfällt, sollen später weitere Anleihen ge­macht werden.

Der Schwellenholzbedarf der Reichsbahn. Nach amtlicher Mit­teilung finden gegenwärtig Erhebungen über den voraussichtlichen Schwellenholzbedarf der Reichsbahn im kommenden Winter, der so viel als möglich aus inländischem Holz gedeckt werden soll, statt. Die Reichsbahndirektion wird gebeten, die Ausschreibung mög­lichst frühzeitig zu veranlassen, damit Waldbesitz und Handel sich danach einrichten können.

Auch die Reichspost Verwaltung wird ersucht, ihren Bedarf an Telegraphen st angen möglichst schon vor Be­ginn des Wintereinschlags auszuschreiben.

Die Reichewasserskraßenverwalkung. Aus der Denkschrift der Rcichswasserstraßenverwaltung, nach der die Strombauverwaltun­gen aus das Reich übergeführt werden sollen, ist u. a. folgendes m entnehmen: Die Reichswasserstrahenverwaltung wird eine eigene Verwaltung einrichten. Während es jetzt 166 Ortsbehörden gibt, werden künftig nur noch 122 bestehen, woraus sich eine Verein­fachung und Vereinheitlichung erzielen läßt, die eine Geldersparnis von rund zwei Millionen jährlich mit sich bringt. Die Reichswasser- straßen umfassen eine Länge von über 9000 Kilometer, wovon mehr als 75 v. H. auf Preußen entfallen.

Kanal von Aachen zum Rhein. Ueber den Plan eines Kanals von Aachen zum Rhein wird im Reichskabinett und im Reichstag im Oktober ds. Js. entschieden werden.

Zollerhöhung in Uruguay. Der Nationalrat von Uruguay (Südamerika) hat ein Gesetz angenommen, durch das die Zölle aus französische Gewebe und Weine vom September ab beträcht­lich erhöht werden.

»

Sluktgarker Börse, 25. August. Die Börse verkehrte in ruhiger Haltung ohne größere Veränderungen. Die Umsätze hielten sich in engen Grenzen, die Haltung blieb bis zum Schlüsse behauptet. Der Nentenmarkt wies auch heute keine Veränderungen auf.

Württ. Vereinsbank, Filiale der Deutschen Bank.

Berliner Gelreidepreise. 25. August. Weizen märk. 27.30 bi« 27 l 0. Roggen 20 7021.30. . reeisir 16.8017.40, Sommer­

gerste 19.7024.20, Hafer '"8019. Weizenmehl 39.2540-75, Roggenmehl 3032. Weiz«t..,eie 10.25, Roggenkleie 11.1011.5-, Raus 320.

Märkte

Heilbronn. 25. August. S ch l a ch t v i e h m a r k t. Zufuhr:

1 Ochse, 1 Bullen, 84 Jungrinder, 14. Kühe, 64 Kälber, 150 Schweine. Erlös aus je 1 Ztr. Lebendgewicht: Jungrinder 1. 53 bis 54. 2. 4448, Kühe 1. 24-34, 2. 1522, Kälber 1. 7275. 2. 6870, Schweine 1. 8082, 2. 7477 Mark. Marktverlauf: mäßig belebt, bei Schweinen langsam.

Mehpreise. Göppingen: Großvieh 600800, Kleinvieh 200 bis 400 »K. Laichingen: Kühe 400525, Kalbeln 400550, Rinder und Jungvieh 160350ll. Nagold: Ochsen 530600, Stiere 205250, Kühe 320553, Rinder und trächtige Kalbinnen 205580, Schmalvieh 160276 »1t. Oberndorf a. N: Schlachlochsen 600800, Zugstiere 400550, trächtige Kühe und Kalbinnen 450600, jährige Rinder 260300, halbjährige 220 bis 250 -lt. Welzheim: Farren 350500. Ochsen 500800, Stiere 400600, Rinder 280640. Kalbeln 400650, Kühe 300 b!S 450 -4t d. St.

Ein liebes Lichtlein für Abendstunden.

Wer mag nicht, wenn es dunkel wird, ein freundliches Licht über seiner Stube schimmern sehen? Besonders im Winter, wenn die Nacht sich schwer über das Land legt und die Abendstunden in ihrer tiefen Stille anbrechen. Da kann solch ein freundliches Licht einem wohltun wie eine gute Hand, die man in der seinen spürt, und solch ein liebes Licht ist ein feines Buch, das in das Dunkel hineinschimmert und einem bis tief ins Herz hineinstrahlt.

Ich will euch eines verraten, das um ein paar Pfennige zu haben ist. Nehmt es in euer Haus ihr werdet es nicht bereuen. Es ist ein alter Bekannter, den ihr sicher­lich von eurer Kinderzeit her kennt. Der treuherzige, biedere LahrerHinkende Bote. Auf seinem Stelzfuß kommt er herangehumpelt und guckt euch so recht aufrich­tig und warm in oie Augen und fragt euch:Habt ihr nicht noch ein bischen Liebe für mich übrig?" Wer kann da widerstehen? Man muß ihn ja lieb haben, den alten, trefflichen Kumpanen. Und wenn der mit euch ins Haus geht, dann strahlt bald ein liebes Lichtlein von seinen Blättern aus in euer stilles Stüblein hinein. Ja man. kann sich von ihm sagen lassen, was im letzten Jahr in der Welt passiert ist. Das versteht er so gut zu erzählen, daß man alles noch einmal miterlebt, als wäre es funkel­nagelneu erst passiert. Und man hört ihm von Herzen gern zu, wenn er beim Löwenwirt seine Standrede hält. Diesmal hat er's von der Höflichkeit uud der Wahrhaftig­keit. Und es tut manch einem groben Klotz gut, wenn er von diesen zwei Dingen ein lustig und doch ernsthaft Wörtlein zu hören kriegt.

Kurzum wer unseren Kalendermann ins Haus nimmt, der hat einen guten Hausgast, dem er nicht gram werden kann, uud den er nichtüber" kriegt, wenn er noch so lang bei ihm bleibt.

Der Kalender ist im Berlag von Moritz Schauenburg in Lahr (Baden) erschienen. Der Preis des Jahrgangs 1927 beträgt 50 -rZ. Die unter dem TitelGroßer Volks­kalender des Lahrer Hinkenden Boten" erschienene erweiterte Ausgabe kostet 1 30

Bekanntmachung über die Gebäudeentschuldungssteuer.

Das mit Wirkung vom 1. April 1926 in Kraft getretene Gesetz über die Gebäudeentschuldungssteuer vom 29. Juni 1926 (Reg.-Bl. S. 117) sieht neben gewissen von Amts wegen eintretenden Befreiungen folgende Erleichterungen von der allgemeinen Steuerpflicht vor:

1. Steuerfrei sind Einfamilienhäuser, die vor dem 1. Juli 1918 bezugsfertig hergestellt und zu diesem Zeit­punkt mit nicht mehr als 20 v. H. ihres Gebäudesteuer­anschlags dinglich belastet waren, wenn sie ausschließlich vom Eigentümer und seiner Familie bewohnt werden und die Wohnfläche nicht mehr als 70 gm beträgt. Die Frei­stellung wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß das Ein­familienhaus zum geringen Teil auf Grund behördlicher Maßnahmen vermietet worden ist.

2. Einem ermäßigten Steuersatz unterliegen Gebäude, die am 31. Dezember 1918 nicht oder mit nicht mehr als 3V v. H. ihres Gebäudesteueranschlags dinglich privat­rechtlich hypothekarisch belastet waren. Die volle Steuer ermäßigt sich

bei unbelasteten Grundstücken um fünf Siebtel,

bei einer Belastung bis zu 10 v. H.

des Gebäudesteueranschlags um vier Siebtel,

bei einer Belastung bis zu 20 v. H.

des Gebäudesteueranschlags um drei Siebiel,

bei einer Belastung bis zu 30 o. H. des Gebäudesteueranschlags um zwei Siebtel.

Der Nennbetrag der Kapital-Nückzahlungen bis 31. 12. 1917 und im Kalenderjahr 1918 kann durch Vorlage der Quittungen des Gläubigers nachgewiesen werden.

3. Die Gebäudeentschuldungssteuer ermäßigtsich ferner

a) um den Betrag oder Geldwert der laufenden Geld­verpflichtungen aus den vor dem 14. Februar 1924 auf dem Gebäude eingetragenen privat- rechtlichen wertbeständigen Lasten,

b) um den Betrag oder Geldwert der laufenden Geldverpflichtungen aus den vor dem 14. Feb­ruar 1924 auf dem Gebäude eingetragenen, aus schweizerischen Goldhypotheken entstandenen Fran­kengrundschulden oder aus den zur Ablösung solcher Frankenschulden aufgenommenen Hypotheken

Alle diese Erleichterungen treten nur einaufAntrag und näheren Nachweis der die Erleichterung begrün­denden Umstände. Der Nachweis dafür, daß das Gebäude am 1. Juli bezw. 31. Dezember 19l8 nicht oder mit nicht mehr als 20 bezw. 30 v. H. seines Gebäudesteueranschlags belastet war, ist durch Vorlegung einer Bescheinigung des Grundbuchamts zu erbringen.

Die Gebäudeeigentümer, die Anspruch auf eine dieser Erleichterungen zu haben glauben und mit den fraglichen Gebäuden nicht schon bisher gebäudeentschuldungssteuerfrei waren, werden aufgefordert, ihren Antrag hierauf mit ent­sprechendem Nachweis alsbald einzureichen. Die Anträge werden vorerst am Freitag, den 27. ds. Mts. im Sitzungs­saals des Rathauses entgegengenommen.

Wildbad, den 24. August 1926.

Stadtschultheißenamt.

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