Der Staatsanwaltschaft Magdeburg ist eine Strafanzeige gegen den Berliner Kriminalkommissar Busdorf wegen strafrechtlicher Begünstigung zugegangen.
Die Wertlosigkeit des Dawes-Plans
Die demokratische „New Dort World" bespricht in einem Leitaufsatz den Dawes-Plan.
Sechs Jahre lang, erklärt die Zeitung, haben sich der Präsident und der Kongreß in dem Glauben gewiegt, daß die gesamten Schulden Europas einkassierk werden könnten. Diese schönen Träume sind langsam, aber sicher verdorrt. Jedesmal, wenn einer derselben zu Grc'e getragen wurde, erblickte an seiner Stelle ein zwar weniger schöner, dafür aber praktischerer Traum das Licht der Welt, und auf diese Weise gelangte man schließlich zu dem Dawes-Tilgungsplan, der aber immer noch schöner als praktisch ist. Es ist nur eine Frage der Zeit und von einigen Erfahr' n mehr, bis auch der Da- r es-Plan neben ^»n Verträgen von Versailles, Spa und "--don und andere" gessenen Abkommen, die aut die Dauer nichts erreichten, der Geschichte angehören wird.
Die Stimmen aus dem Ausland mehren sich. Zu Anfang voriger Woche erklärte der Verband der britischen elektrischen Industrien aus einer Betrachtung der deutschen Wirtschaftslage in ihrer Auswirkung auf die internationale und insbesondere auf die englische, daß eine Umgestaltung oder besser noch Abschaffung dss Dawes- Plans im eigenen Interesse der englischen Firmen geboten sei. Andere Industrien sind, wie der Economist zutreffend bemerkt, noch nicht so reif, sich solchen Anschauungen anzuschließen. Aber sie werden folgen. Wir werden es wohl noch in Bälde erleben, daß die amerikanische Abteilung der internationalen Handelskammer ihre schon einmal zuruck- genommene Verrufserklärung des Dawes-Plans wieder zur Geltung bringt und wirtschaftliche Erkenntnis über Kriegskameradschaftsgefühle siegen läßt.
Neue Nachrichten
Anerkennung für die Reichswehr
Berlin. 1. Aug. Reichswehrminister Dr. Geßler hat den Reichswehrtruppen, die in letzter Zeit vielfach bei lleber- schwemmungen usw. der Bevölkerung tatkräftig und opferbereit Hilfe geleistet haben, volle Anerkennung ausgesprochen,
Kündigung der Lohnordnung im rheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbau
Bochum, 1- Aug. Die Bergarbeiterverbände haben die bestehende Lohnordnung im rheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbau bis zum 31, Auoust 1926 mit dem Ziel einer Lohnerhöhung, deren Höbe sie erst am Verhandlungstage bekannt geben wollen, gekündigt.
Englischer Eifer für die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund
London, 1. August. Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Telegraph" schreibt, es liege England sehr viel daran, daß sich die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund und in den Rat in der Tagung im September ohne Störungen vollziehe. Es werde gefordert, daß die Aufnahme Deutschlands schon am ersten Verhandlungstag erfolge, während über die nichtständigen Ratssitze erst am achten oder zehnten Tag entschieden werden soll. (Deutschland könnte dann gegen die Ratserweiterung nichts mehr machen.) Polen stelle jedoch, wenn es sich mit einem nicht st ändigen Sitz begnügen solle, verschiedene „A u s- g l e i ch s f o r d e r u n z e n", die Bedenken erregen; für einen ständigen Ratssitz Spaniens scheine auch Deutschland stimmen zu wollen. In diesen Fragen werde gegenwärtig eifrig zwischen verschiedenen Staaten verhandelt.
Briand und Vandervelde
Paris, 1. August. Der belgische Außenminister Vandervelde hatte eine Besprechung mit Außenminister Briand. Nach den Blättern sollen die Minister übereingekommen sein, an der Ueberlassung eines Sitzes im Völkerbundsrat an Deutschland sestzuhalten, dagegen auch den Rat zu erweitern, wodurch Argentinien und Spanien veranlaßt werden dürften, Mitglieder des
Völkerbundes zu bleiben. (Diese beiden Staaten sollen also Ratssitze erhalten.) Mit dem anspruchsvollen Polen Pil- sudskis scheinen die Außenminister weniger zufrieden zu sein, als sie es mit dem gewiß nicht bescheidenen Polen Skrzinskis waren.
Verhütung der Obstruktion in der französischen Kammer Paris, 1. Aug. Da die Sozialisten und Kommunisten planten, die Beratungen der Finanzvorlage durch zahlreiche Abänderungsanträge und lange und häufige Reden zu stören, brachte ein sozialradikaler Abgeordneter in der Kammer den Antrag ein, das Recht der Abgeordneten auf Einbringung von Äbänderungsanträgen für die bevorstehenden Verhandlungen aufzuheben- Der Antrag wurde mit 350 gegen 201 Stimmen angenommen.
Englische Studienkommifsion nach Amerika London, 1. August. Der „Daily Mail" zufolge wird die britische Regierung eine Kommission, die sich aus führenden Arbeitgebern und Arbeitervenretern zusammensetzt, im September nach d-en Vereinigten Staaten entsenden, um die Beziehungen zwischen den Unternehmern und den Arbeitern in Amerika kennen zu lernen.
Fast ganz Syrien im Aufruhr Paris, 1. Aug. Im Gegensatz zu den beschwichtigenden amtlichen Berichten erfährt der „Quotidien" in lieberem- stimmung mit den Londoner Meldungen, daß die Erhebung in Syrien gegen die Franzosen fast das ganze Land ergriffen habe, und zwar außer den Drr-sbergen den ganzen Staat Damaskus, das Haurangediet big Homs-Hama, den nördlichen und südöstlichen Libanon und das Bekahgebiet- Darüber hinaus wird eifrig für den Krieg geworben. Der Waha- bitenkönig Jbn Saud in Mekka soll mitgeteilt haben, die nordarabischen Stämme stehen durchaus auf der Seite der Drusen. Jbn Sauds zahlreiche Truppen sind sehr gut bewaffnet und tapfere Reiter.
Niederlage Tschangtsolins?
London, 1. August. Meldungen aus Tokio besagen, die vereinigten Streitkräfte Tschangtsolins und Wupeifus haben trotz Verwendung zahlreicher Flugzeuge bei Hankau (30 Kilometer nördlich von Peking) eine Niederlage durch die „nationalen" Truppen erlitten, indem zwei Brigaden meuterten. Tschangtsolin habe 2500 Mann verloren. Im Kriegsgebiet herrsche Hungersnot. Anzeichen einer Spaltung zwischen Tschangtsolin und Wupeifu seien vorhanden.
Württemberg
Stuttgart, 1. Aug. Zur Ablösung kirchlicher Anleihen. Der Treuhänder für die Ablösung der Markanleihen der bürgerlichen Gemeinden, Oberregierungsrat Brodbeck bei der Miniskerialabteilung für Bezirks- und Körperschafksverwaltung, ist vom Kultministerium auch zum Treuhänder für die Anleihen kirchlicher Körperschaften und Stiftungen bestellt worden.
Verfassungskag. Nach einer Bekanntmachung des Skaaks- ministeriums sind zur Feier des Berfassungstags am 11. August die staatlichen Dienskoebäude in den Reichs- oder den Landesfarben zu beflaggen. Zur Teilnahme an etwaigen Feiern kann den Beamten und Angestellten, soweit die Dienstverhältnisse es gestatten, Dienstdefreiung gewährt werden.
Ehrendoktor. Die Technische Hochschule Stuttgart hak dem Kommerzienrat Cornelius Kauffmann in Stuttgart und dem Porz llankabrikanken Pfeiffer in Schorndorf die Würde eines Dokkor-Inaenicurs ehrenhalber verliehen.
Schöffengericht. Der 26jährige Schlosser A. W. aus Ehningen. OÄ, Böblingen, geriet am letzten Pfingstabend, als er mit seinem 6jährigen Töchterchen auf einem Motorrad spazieren fuhr, auf der Straße bei Böblingen mit zwei Radfahrern wegen des Ausweichen? in Wortwechsel. Er drohte ibnen mit ..hintendreinfahren" und fuhr ihnen auch nach. Einen der Radfahrer stieß er mit der Lenkstange an, wobei der Radler stürzte, aber auch der Motorradfahrer kam zu Fall und erlitt einen Nippenbruch. sein Kind starb an Unterleih-'verlekungen zwü T""» darauf. Der Radfahrer kam glimpflicher davon. Der Motorradfahrer hatte sich nun wegen fabrlässiaer Tötung und Körperverletzung zu verantworten. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten, das Gericht ließ es bei einer Geldstrafe von 400 Mark an Stelle von 6 Wochen Gefängnis bewenden.
Aus dem Lande
Marbach a. N., 30. Juli. Traurige Botschaft. Die Familie Wilhelm Jackisch hat aus Wilhelmshaven eine traurige Botschaft bekommen. Ihr 23 Jahre alter Sohn, der in Wilhelmshaven als Matrosengefreiter bei einer Torpedo- bootsflottille stand, erlitt eine Gasvergiftung, an der er starb.
Aalen, 1. Aug. Sn Mission?- und Ausver- kaufsblüken oder was anderes? Beim Bau eines Amtskörperschaftsgebäudes hier betrug der Unterschied in den Angeboten bei der Givserarbeit o' in 5000 Mark. Das betr. Geschäft bekam die Arbeit, und sie wurde von der Bauleitung. als richtig und gut ak»genommen; dabei will das Geschäft auch noch etwas verdient haben. Aehnlich ist es mit den augenblicklichen Ausverkäufen. Man liest da von 10, 20, in einem Fall sogar von 50 v. H. Abschlag.
Boll, OA. Göppingen, 1. Aug. Einbrecher. Am Abend der Einweihung der Nebenbahn Göppingen—Boll am 30. 6. waren in der Wirtschaft zur Krone durch Einbruch 1800 Mark gestohlen worden. Als Täter wurde ein kurz zuvor aus dem Zuchthaus entlassener, von Kirchheim gebürtiger gewerbsmäßiger Einbrecher ermittelt, der am Festtag in der Wirtschaft gezecht hatte.
Geislingen a. St., 1. Aug. Eingefangener Affe. Der am D' skoo in Wtensi^dk gesehene und verfolgte Affe, der einem durchfahrenden Zirkus entsprungen sein dürfte, bot seine Wanderung über Amstetten nach Urspring fortgesetzt, wo er gestern mittag in der Nähe der Haltestelle eingefangen werden konnte. Hunger und Kälte scheinen ihm sehr zuaeseht zu haben, denn er zeigte keine große Lebhaftigkeit mehr.
Dsggingen OA. Gr » gen, 1. Aug. Ertrunken. Gestern abend forderte d r zurzeit ziemlich starke Oelbach wieder ein Ovfer. Vermutlich smelte das 214jähriae Kind des Bauern Josef Mayer am Bach, fiel Ins Wasser und wurde von . r Str ' .ning einige hundert Meter mikgerissen und dann ' Le'rbe bero"^'----"'>n.
Pliezhausen OA. Tübingen, 30. Juli. Verhaftete Räuber. Am 24. Juli wurde der Taglöhner Emil Speier auf der Straße zwischen Pliezhausen und Altenriet von jungen Burschen überfallen. Als Täter wurden jetzt der
18jährige Otto Haug und der 17jährige Willi Fritz von hier verhaftet. ^
Schwenningen, 1. August. Einbrüche. In den letzten Tagen wurden hier nachts verschiedene Einbrüche verübt, in- dem die Diebe jedesmal Fensterscheiben mittels eines Diamanten ausschnitten und einstiegen. Die Einbrecher wurden teils in der Arbeit gestört und entflohen, teils konnten sie nur geringe Beute machen.
Schramberg. 31. Juli. Brand. Nachts brach in dem Anwesen des Landwirts Erhard Armbruster im Hintereselbach Feuer aus, das in kurzer Zeit das Gebäude einäscherte. Nur das Vieh konnte gerettet werden. Als Brandursache wird Kurzschluß vermutet.
Alm, 1. Aug. Deutscher Jmkertag. Der hier vom 30. Juli bis 4. August stattfindende Deutsche Jmkertag wurde am Freitag durch eine Vertreteroersammlung des Württ. Landesvereins für Bienenzucht eröffnet. Nach dem Jahresbericht des Vorsitzenden, Oberlehrer Lupp - Weinsberg, zählt der Verband 106 Vezirksvereine mit 15 000 Mitgliedern. Bienenvölker waren es am 1. Dez- 1925 93 000 gegen 173 000 im Jahr 1913. Der Redner verlangte kn seinen Ausführungen für dieses Mißjahr steuerfreien Zucker. Die Bekämpfung der Faulbrut sollte auch künftig von praktischen Imkern durchgeführt werden. Empfohlen wurde die Einführung von Einheiksgläsern und Dosen. Der Redner empfahl auch, den Honigpreis trotz der Mißernte nicht zu hoch zu schrauben, um nicht die Einführung ausländischen Honigs zu fördern. Oberlehrer Scheel- Tübingen wurde zum Ehrenmitglied ernannt. In der Aussprache erklärte Bundesleiter Reitholz, daß mit einem reichsdeutschen Gesetz nicht zu rechnen sei, weshalb man aus den Erlaß von Polizeiverordnungen hinarbeiten müsse. Man beschloß, nach Berlin ein Telegramm zu rich- eines Amtskörperschaftsgebäudes hier betrug der Unterschied not.
Neu-Ulm, 1. Aug. Wackere Tat. Der 16jährige Schmiedlehrling Hans Eitle von hier geriet beim Baden in der Iller bei Oberkirchberg in einen Strudel und schwebte in Lebensgefahr: ein ibm zu Hilfe eilender Kamerad
Anr den Höchsten Pvetö
Roman von Wolfgang Marken.
39 Urhebsrrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister, Werdau.
„Sie brach ohnmächtig zusammen, als sie die Hiobsbotschaft hörte. Sie muß den Gatten maßlos geliebt haben. Sein Mädchen sah ich. Ein reizendes Kind. Das zweite Kind, ein Junge, ist zwei Monate all. An seinem mutmaßlichen Todestage ist es geboren. Ein Harles Schicksal."
„Glauben Sie, Herr von Römer, daß die Frau schwer ieidet?" fragte Maud angstvoll.
„Wenn ihr die Kinder nicht darüber hinweg Helsen, muß Ke Frau wahnsinnig werden. Unendlich muß die Liebe gewesen sein, die beide vereinte. Es waren zwei bildschöne Menschen."
„Ja. Gehen Sie zu ihr und erzählen Sie ihr von dem Gatten, Miß Maud. Es wird ihr Trost sein."
Eine Blutwelle färbte Mauds Wangen und Hals rot.
„Nein, neinl" stieß sie heftig hervor.
„„Sie sollten es^dochl Vielleicht wartet Frau Aline auf . Argessen sie nicht, daß eine Frau der anderen mehr Trost sein kann, als zehn Männer."
„Ich kann ihr keinen Trost geben. Ich suche selbst nach einem. Wenn Sie wüßten, wie ich leide."
Da erschrak der Gesandte, und vor seinem Blick ward es suhlte, daß der heiße Schmerz die Seele des jungen Mädchens durchtobte.
Alle weinten um Friedrich Karl.
„Gehen Sie doch zu Frau Aline. Eine Frau muß der anderen beistehen in ihrem Schmerze. Gerade weil Sie Arleonch Karl auch sehr lieb hatten. Verzeihen Sie mir. wenn ich es ausspreche."
Da blitzten Mauds Augen auf. und stolz klang es:
„Ja, warum soll ich leugnen? Ich habe ihn lieb gehabt. Mehr als mein Leben. Gegen Tod und Teufel hätte ich ge- ^p/t. um rhn zu erringen. Aber die Frau, die jetzt um ihn klagt, die hat er geliebt mit ganzer Seele, und wie Sie von ihr erzählen. Herr von Römer, dann muß ich mich schämen vor ihr.
„Sie liebes, armes Kind. — Gehen Sie doch zu der Frau. Ich bitte Sie darum. Frau Aline wird es Ihnen danken.
Ein Zittern lief über die schlanke Gestalt.
„Jck> kann itzr nicht ruhig ins Auge sehen. Wie ein Wurm muß ich mich vor ihr verstecken."
„Nein, das müssen Sie nicht. — Und — nun will ich es Ihnen offen sagen. Frau Aline läßr Sie durch mich bitten, sie zu besuchen. Sie möchte alles, was ihren Gatten betrifft, von Ihnen selbst hören."
Maud erschrak. Das Herz ging in stärkeren Stößen, und bebend kam es von ihren Lippen: „Dann, dann muß ich zu der Frau gehen."
Mister Moorefield trat ein. Er war sehr erstaunt, den Gesandten anzutrejsen und begrüßte ihn herzlich.
Herr von Römer blieb zum Abendessen und berichtete seinem Gastgeber nochmals, was er bereits Maud mitgeleilt hatte.
Moorefield hörte ergriffen zu.
„Es ist furchtbar. — Und Sie glauben nicht, daß er auf einer der Inseln festsitzt?"
„Der Atlantische Ozean ist nicht so reich mit Inseln gesegnet, daß die Möglichkeit ernsthaft in Erwägung gezogen werden könnte."
Moorefield kam plötzlich ein Gedanke.
„Maud. denke jetzt einmal scharf nach. Hatte kus Flugzeug Friedrich Karls Radio-Sender?"
„Das ist möglich. Ja — mir ist es, als habe Friedrich Karl davon gesprochen."
„Sicher! Als Flugzeug, bestimmt, über den Atlantik zu fahren, ganz gewiß. Man müßte nun Umfragen anstellen, ob Schiffe auf dem Atlantik am 4. Oktober irgendwelche Radio-Anrufe ausgenommen hoben, die vielleicht nicht ganz klar waren. Vielleicht verstümmelte Nachrichten, die die Schiffe außerstand setzten, den in Seenot befindlichen zu helfen. Ich werde heute noch alle Schritte unternehmen."
Da schlug die Hosinrmg wie ein kleines Glöckchen zart und zaghaft in Mauds Seele an.
Maud schrieb noch am gleichen Tage an Aline, ob ihr ein Besuch angenehm sei.
Die Antwort war die telegraphische Bitte Alines. recht bald zu kommen. Die Nachricht bewegte Maud freudig, und die Angst vor der Begrüßung trat ein wenig zurück.
Sie fuhr zu Aline.
Auf dem Bahnhof in Rebberge trat Maximilian von Arnsvera zu lbr.
„Von Arnsperg! Habe ich die Ehre mit Miß Moore- sield?"
Sie nickte. Das Herz schlug ihr heftig.
Maximilian merkte die Befongheit des Gastes. Er kam ihr zu Hilfe. Mit vornehmer Freundlichkeit begrüßte er sie und geleitete sie zum Wagen, der sich unverzüglich in Bewegung setzte.
Er ließ sie erst sich sammeln und betrachtete sie schweigend. Sie war schön, das blonde Kind. Etwas Rührendes lag über ihrer Gestalt. Die Augen blickten wie die eines Kindes.
Und dieses junge, kindhafte Wesen hatte die trotzige Energie besessen, mit seinem Bruder zu kämpfen. Nur um einen Hals war sie in dem erbitterten Ringen geschlagen worden.
Maximilian empfand eine außerordentliche Hochachtung vor dem seltsamen Geschöpf.
Während der Fahrt sah Maud schweigend in die Landschaft. Maximilian versuchte, ein Gespräch einzuleiten. Einsilbig waren Mauds Antworten, so daß er sie rücksichtsvoll ihren Gedanken überließ.
Maud fühlte, se näher sie an Schloß Arnsperg kamen, eine heiße Angst in sich aufsteigen. Ihr bangte davor, Frau Aline gegenüberzutreten.
Der Herbstwind, der über die Stoppeln fuhr, ließ sie fröstelnd zusammenfahren. Wie der rauhe, sturmgepeitschte Novembertag, freudlos mit graublauem Himmel und ragenden entlaubten Bäumen, so sah ihre Seele aus. Es war ihr zum Sterben weh.
Schloß Arnsperg war erreicht.
Diener öffneten eilfertig das Parktor. Der Wagen rollte über die Kieswege und hielt vor der großen Freitreppe.
Oben stand Aline und sah auf den Gast.
Sie war. schmaler und bleicher durch die Krankheit, von einer schier überirdischen 'Schönheit. Als sie das blonde Mädchen sah, geschüttelt wie von einem Sturm, zitternd die Stufen emporsteigen, gestützt von Maximilian, krampste sich ihr Herz zusammen. Das arme Kind mit den totwunden Augen und dem wehen Schmerzenszug jammerte sie.
„Du Arme, wie mußt du Friedrich Karl geliebt haben!
Ihr Frauentum, ihre überreiche Menschlichkeit brach sich sieghaft Bahn, als sie die arme, leidgequälte Mitschwester iak.
(Fortsetzung folgt.)