Wett yaTlllM fssrHe"ich stets 1n's^8srantrvortunZ"gsterneh? > men werde. Zu diesem Zweck werde ich alle diejenigen zur Mitarbeit heranziehen, die dem Präsidenten Harding wäh­rend seiner Amtszeit zur Seite gestanden haben. Ich wün­sche, daß diejenigen, die ihn unterstützten, auch mich unter­stützen.

Die Aussichten der republikanischen Partei in den Bereinigten Staaten.

Paris, 4. Aug. Zum Tode des Präsidenten Harding berichtet derNewyork Herald" aus Washington, der Tod des Präsidenten habe die republikanische Partei zum min­desten vorübergehend in Verwirrung gestürzt und das Feld für politische Zwistigkeiten, die nur mit Rücksicht da­rauf, daß ein Republikaner das Präsidentenamt inne hatte, sich bisher zurückhielt, geöffnet. Falls nicht Präsident Coolidge das Unerwartete tue und die rivalisierenden Parteigruppen zu einer neuen Einheitsfront zusammen­fasse, sei zu erwarten, daß die Partei in einer Reihe von Fragen sich spalten werde und datz vielleicht ein ganzes Dutzend republikanischer Kandidaten für die Präsidenten­wahl m Jahre 1924 auftreten würde. Lange habe das Empfinden vorgeherrscht» datz die Republikaner mit Har­ding fallen oder stehen würden. Jetzt aber würden mög­licherweise alle diejenigen, die das Amt des Präsidenten antreten möchten, gegen die Präsidentschaft Coolidge kan­didieren. Wenn Coolidge Hervorragendes leiste und auf das Publikum Eindruck mache, werde es vielleicht zu keiner ernsten Opposition gegen seine Ernennung zum Präsiden­ten auch für die nächste Amtsperiode kommen Viel hänge davon ab, wie Präsident Coolidge sich zu der grotzen Ver­sammlungsfrage, zur Frage des internationalen Gerichts­hofs, der Eisenbahnfrage, der Landwirtschaftsfrage und zur Frage der Prohibitionen stelle.

Zur ausrvürtigen Lage.

Frankreich und das Elsaß.

Im Juliheft der MonatsschriftElsatz-Lothrin­gen" veröffentlicht Dr. Robert Ernst eine Darlegung über die Frage, wie die Stellung der Elsatz-Lothringer gegenüber den französischen Plänen sei, die auf restlose rasche Ausrottung der geschichtlich gewachsenen Eigenart dieses deutschen Volksstamms abzielen; dieses Volkstum sei wie eine Figur auf dem Schachbrett verschoben worden; datz Frankreich eine Volksabstimmung verhindert hat, beleuchte seine Ziele; nicht um Menschenrechte habe Frankreich ge­kämpft, sondern um Boden und Macht. In diesem Zu­sammenhang sei noch auf ein-n Artikel in derZe i t" 176 von Bardowiek über Poincare La Euerre! hingewie­sen, in dem u. a. nachgewiesen wird, datz seit 1871 in Elsaß-Lothringen wie seit 1918 an der Saar und am Rhein der Kern der franz. Zielpropaganda darin liege, die Französierung von Ländern germanischer Herkunft zu fördern.

Einsetzung einer Kommission zur Ausbeutung des Saargebiets.

Paris, 4 Aug. Wie dieJourns Industrielle" mitteilt, ist eine interministerielle Kommission eingesetzt worden, die sich mit dem Studium der Absatzmöglichkeiten für die im Ruhrgebiet beschlagnahmten und noch zu beschlagnahmen­den Erzeugnisse zu beschäftigen hat. Die Kommission ist am Mittwoch zusammengetreten. Es hat sich herausgestellt, daß die zu befolgenden Methoden sich einer Anzahl von Sonderfällen, je nach Art, Qualität und Zustand der ein­zelnen Erzeugnisse anpassen müßten, also keinen starren Charakter haben dürften.

Die Räumung von Konstantinopel.

Paris, 5 Aug. Nach einer Havas-Meldung aus Kon­stantinopel haben die türkischen und die alliierten Militär­kommisstonen den Plan für die Räumung Konstantinopels in Vorbereitung genommen. Jsmed Pascha wird ihn auf seiner Durchreise durch Konstantinopel mit General Har- rington besprechen. Es sind alle notwendigen Maßnahmen -vorgesehen, damit die Räumung binnen sechs Monaten nach Ratifikation des Friedenensvertrages durch die türkische Nationalversammlung, deren Einberufung auf den 11. 8. festzustehen scheint, vollzogen werden. Die Verhandlungen über die Ratifikation in Angora sind für den 20. August in Aussicht genommen.

Deutschland.

Einschränkung des freien Deoisenhandels.

Berlin, 4. Aug. Im Zusammenhang mit dem in den letzten Wochen unternommenen Versuch, einem weiteren Absturz der Mark entgegenzuwirken, hatte sich die Reichs­regierung entschlossen, durch eine Verordnung des Reichs- Präsidenten vom 22. Juni über den Handel mit auslän­dischen Zahlungsmitteln zum Einheitskurse den freien De­visenhandel einzuschränken und vorzuschreiben, datz Devisen nur nach einem von der Neichsbank festzusetzenden Ein­heitskurse gehandelt werden dürfen. Nach der Entwick­lung des Devisenmarktes in jüngster Zeit und, nachdem sich insbesondere im Zusammenhang mit den Repartierun­gen Stockungen im Waren- und Zahlungsverkehr, sowie Schwierigkeiten für die Versorgung Deutschlands mit Le­bensmitteln und Rohstoffen ergeben haben, sieht sich die Reichsregierung veranlaßt, die Verordnung aufzuheben. Wenn seither Devisen zurückgehalten wurden, weil diese Zurückhaltung höhere Kurse an den Auslandsbörsen ver­sprach, oder weil für ihre Wiederbeschaffung bei späterem Bedarf große Schwierigkeiten befürchtet wurden, so fällt für die Zurückhaltung her, Devisen aus solchen Gründen

Können Sie sich im Jahr verdienen, wenn Sie sich eine Zeitung hatten, die für Ihren Betrieb in Betracht kommt;

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die Sie nicht über Preisbildungen jeder Art, über Käufe und Verkäufe im Bezirk unterrichtet, ist für Sie wertlos.

nun jeder Anlaß fort. Ueberdies bietet die Auflegung der Eoldanleihe dem Reiche nunmehr die Möglichkeit, sich in dieser Anleihe ebenso zu sichern, wie in Devisen.

Tarifgestaltung auf wertbeständiger Grundlage.

Brlin, 4. Aug. Der Reichspoftminister hat den Ver­kehrsbeirat auf den 8. August zu einer Sitzung eingeladen, bei der die beabsichtigte Tarisgestaltung auf wertbestän­diger Grundlage erörtert werden soll. Ein bereits ausge­arbeiteter Entwurf des neuen Gebührengesetzes sieht vor, datz die Post-, Postscheck-, Telegraphen- und Fernsprechge­bühren durch gesetzliche Verabschiedung in gleichbleibenden Grundzahlen festgesetzt und die jeweils zu erhebenden Ge­bühren vom Reichspostminister durch Vervielfältigung mit der Schlüsselzahl ermittelt werden sollen. Die Schlüssel­zahl wird der Entwicklung der Personalunkosten entnom­men. In der Verkehrsbeiratssitzung wird ferner die vom

1. September ab nötige Erhöhung der Postgebühren be­sprochen werden.

Die Forderungen der Sozialdemokraten.

Berlin, 6. Aug. Wie derBerliner Lokalanzeiger" meldet, sprach Reichstagspräsident Löbe am Sonntag in einer von der Sozialdemokratischen Partei veranstalteten Massenkundgebung im Waldtheater Oübin bei Zittau über die politische Lage. Für den Wiederbeginn des Reichstags kündigte er folgende Forde­rung der Sozialdemokratischen Partei an: Versuch einer Ver­ständigung mit Frankreich im Verhandlungsweg. Zur Erzie­lung dieser Verständigungspolitik müßte in der innerett Politik durchgesetzt werden eine weitgehende Lastenbeteiligung des Be­sitzes durch 1. eine Lohnsteuer in derselben Höhe der für Ar­beiter und Angestellte zu machenden Lohn- und Gehaltsabzüge,

2. Erfassung mindestens eines Drittels aller Sachwerte zugunsten des Reichs, 3. Verdreifachung aller Desitzsteuern, 4. Erfassung eines Drittels aller Unternehmergewinne zugunsten des Reichs. Durch diese Maßnahmen sei ein Aufkommen von jährlich 25 Eoldmilliarden zu erhoffen.

Dank des Reichspräsidenten an die Rheinische Zentrumspartei.

Berlin, 5. Aug. Der Reichspräsident hat dem Generalsekretär der Rheinischen Zentrumspartei auf die ihm übermittelte Kund­gebung der Rheinkonferenz in Heidelberg gegen die Abtrennungs- bestrebungen, gegen den völkerrechtswidrigen Einbruch in das Ruhrgebiet und gegen die Gewalttaten der Besatzung folgende Antwort zugehen lassen: Dem Generalsekretariat der Rheini­schen Zentrumspartei danke ich herzlichst für die Uebermittlung der Kundgebung der Rheinkonferenz der Zcntrumspartei, von deren Ausführungen ich mit lebhafter Teilnahme und Bewegung Kenntnis genommen habe. Die Kundgebung ist ein eindringliches und bedeutsames Bekenntnis der Bevölkerung am Rhein und an der Ruhr zum Reich und zum deutschen Volk und eine deutliche Ablehnung aller durch fremde Mächte in deutsches Land hinein- getvagenen Sonderbestrebungen. Möge Ihr Protest gegen die Gewaltherrschaft über die friedliebende und arbeitsame Bevölke­rung in der Welt nicht ungehört verklingen. Mit Ihnen bin auch ich der Auffassung, daß gesteigerte Opferkraft und stärkerer Leistungswille des ganzen deutschen Volkes unerläßlich sind, um den Schwierigkeiten der Stunde Herr zu werden und den Kampf um unser Recht erfolgreich zu Ende zu führen. Ich habe Ihre Kundgebung dem Reichskanzler übermittelt, damit sie bei den über diese Frage zur Zeit im Gange befindlichen Beratungen als Willensausdruck der hart duldenden Bevölkerung im besetzten Gebiet dis notwendige Beachtung findet.

Streik in der Berliner Metallindustrie.

Berlin, 5. Aug. Nachdem die an der Gehaltsbewegung in der Berliner Metallindustrie beteiligten Angestelltengewerkschaften die Streiksanktion für alle dem Verband der Berliner Metall­industrie angeschlossenen Betriebe erteilt haben, wurde der Be­ginn des Ausstands für Dienstag früh angefetzt. Wie derBer­liner Lokalanzeiger" erfährt, wird der Reichsarbeitsminister, der am Samstag nachmittag mit Vertretern des Arbeitgeber­verbands eine unverbindliche Besprechung hatte, am Montag Leide Parteien zu einer Rücksprache bitten über die Frage der vom Verband Berliner Metallindustrieller angeborenen Ab­schlagszahlungen im August.

Beendigung des Streiks in der Hochseefischerei.

Berin, 4. Aug. Bei den erneuten Verhandlungen im Reichsarbeitsministerium haben sich die Vertreter der Ar­

beitnehmer in her" Hochseefischerei bereis "erklärt, §en ä 25. Juli gefällten und von den Arbeitgebern bereits an­genommenen Schiedsspruch nun auch ihrerseits den Kol­legen zur Annahme zu empfehlen. Mit der baldigen Bei­legung des Streiks in der Hochseefischerei ist bestimmt zu rechnen.

Radau in Dresden.

Dresden, 5. Aug. Nachdem die Polizei gestern am späten Nachmittag den vom Arbeitsausschuß der revolutionären und radikalen Erwerbslosen in der Innenstadt veranstalteten De­monstrationszug aufgelöst hatte, kam es in den Abendstunden zu Zusammenstößen mit einem Trupp junger Burschen, der in eine Schankwirtschaft einzudringen versuchte und mit anderen Radau­brüdern in einem Cafe alle Fensterscheiben eingeworfen hatte. Gegen )41l Uhr war die Ruhe wieder hergestellt. Zwei Polizei­beamte wurden durch Steinwürfe und Totschläger verwundet; acht Demonstranten verhaftet.

Vermischtes.

Fleischvergiftung.

Berlin, 6. Aug. In Hameln sind etwa 100 Personen unter merkwürdigen Erscheinungen erkrankt. Man vermu­tet, datz Genuß von Pferdehackfleisch die Ursache ist. In der Stadt herrscht große Beunruhigung; doch sind die Erkran­kungen zumeist leichterer Natur. Eine bakteriologische Un­tersuchung des betreffenden Fleisches ist veranlaßt worden. Die Launen des Wetters und ihre Ergründung.

Wir sind geneigt, das Wetter als launenhaft anzusehen und gebrauchen sogar den Ausdruckwetterwendisch" bei Menschen, die ihren Launen stark unterworfen sind. Erst das Zeitalter der Luftfahrt hat uns den Blick für die Gesetzmäßigkeiten der viel­seitigen, aus mannigfachen Faktoren sich zusammensetzenden Vor­gänge, die sich über und um uns im Luftmeer abspielen, eröffnet, obwohl ihre Beobachtung und ihr die Jahreszeiten durchlaufen­des Wechselspiel schon seit des Aristoteles und Hippokrates Zei­ten die Menschheit naturgemäß stark beschäftigt haben. Das Mit­telalter schenkte uns dann das Thermometer, um den Wärme­grad, das Hygrometer, um die Feuchtigkeit, und das Barometer» um den Luftdruck zu messen. Heutzutage erhalten unsere Wetter­dienststellen schon sämtlich ihre Nachrichten durch eigenen Fun­kenempfang, der von der Deutschen Seewarte in Hamburg als Zentralstelle vorbildlich ausgebaut ist. Die Beobachtungen, welche an dem Observatorium täglich um 7 Uhr morgens, um 2 Uhr mittags und um 9 Uhr abends nach Ortszeit an den In­strumenten gemacht werden, sind zwei bis drei Stunden später an den Dienststellen zur Bearbeitung der Wetterkarten durch Funkenempfang bereiigestellt. Die danach unter vorsichtiger Ab­wägung entworfene Voraussage wird jetzt nicht mehr, wie das 16 Jahre lang geschah, in 3590 Orten des Reiches an den Post­anstalten angeschlagen, sondern gegen 11 Uhr morgens den Schriftleituijgen der größeren Zeitungen des Bezirks mitgeteilt, damit die Abendausgabe sie den Lesern bringt. Die mit einer kleinen Druckmaschine auf einen Kartenunterdruck gebrachte Wet­terkarte wird mit den Mittagszügen befördert und kann mei­stens noch am selben Tage häufig freilich nur durch Ab­holung von der Post in die Hände der Interessenten kommen. Als solche sind in erster Linie Landwirte, Industrielle und Kauf­leute, deren Versand oder Warenempfang von der Witterung abhängt, anzusprechen. Durch Vorträge und Belehrungen sei­tens der Meteorologen kann und muß noch viel geschehen, um zu erreichen, datz jeder Gebildete den Witterungsfragen und ihrer Beantwortung durch die Wetterkarten besseres Verstehen ent­gegenbringt. Denn das Bedürfnis nach intensiver Wirtschaft und ökonomischer Gliederung aller Betriebe macht heute die Wetter­warten zu wichtigeren Anlagen, als man früher glauben wollte.

Wenn Tiere lieben.

Es gibt Menschen, die eine große, geheimnisvolle Macht über die Tiere besitzen. Ein solcher muß der ungarische Dichter Jokai gewesen sein, aus dessen Leben seine Stieftochter, die Witwe des bekannten Malers Arpad Feßty, in einem kürzlich erschiene­nen Buche interessante Züge erzählt. So berichtet Frau Feßty zunächst eine rührende Geschichte von einem Papagei. Der Vogel verstand nicht bloß, einstudierte Sätze wiederzugeben, sondern er äußerte oft eigene Gedanken. Er wendete seine Liebe allmählich ganz Jokai zu und haßte schließlich dessen Frau. Stundenlang, saß er an einer Ecke des Schreibtisches, bei welchem Jokai ar- > beitete, ganz glücklich, in der Nähe des Dichters weilen zu dürfen, den er niemals beim Schreiben störte. Der Vogel wurde schwer, krank, und seine Schmerzen schienen nur nachzulassen, wenn er seinen Kopf in die Hände des Dichters legen konnte. Die letzten Worte des Papageis waren:Leg' deinen Kopf her." Das waren die Worte, die ihm der Dichter zu sagen pflegte, wenn er ihm den kleinen Kopf streichelte. Eine noch rührendere Ge­schichte weiß Frau Feßty von den Beziehungen zu erzählen, die zwischen dem Dichter und einem Spatzen bestanden. Er war der Liebling des ganzen Hauses, in welchem eine kleine Menagerie hauste: zwei Hunde, eine Katze, verschiedene Singvögel und der kleine Spatz. Die andern Tiere verteilten ihre Liebe an alle Hausgenossen, der Spatz aber kümmerte sich um niemand als um den Dichter. War dieser nicht zu Hause, verließ er selten auch nur seinen Käfig. Er ließ sein Zwitschern auch ..,t ertönen, - wenn er Iokais Schritte vernahm. Er erkannte diese schon von' weitem und täuschte sich niemals. Er liebte es aber auch, sich auf den Lackstiefeln des Dichters zu postieren, in deren Glanz er sich gern spiegelte. Das war auch sein Verhängnis. Eines Mor-. gens, es war noch ziemlich dunkel, lief er dem Dichter entgegen,^ der den kleinen Vogel nicht bemerkte und auf ihn trat. Das arme Tier lebte noch bis zum Abend. Frau Feßty schließt das Kapitel mit den Worten: Dreimal sah ich Jokai heftig schluch­zen: einmal bei Verenden des kleinen Vogels, das zweitem«!- am Sarge seiner Gattin, meiner Mutter, und das drittemal bei der Nachricht des Todes vom Kronprinzen Rudolf.