Telegramm des A.St.A. an und wünscht Ihrem Kampfe einen glücklichen Ausgang." Die Ausführungen und ein Ankrag einer geringen Minderheit fanden in der Versammlung ent­schiedene Ablehnung.

Auch die Berliner Studenten sagen Hilfe zu Berlin, 16. Juni. Die Studentenschaft der Berliner Hoch­schule hat gestern abend zwei Kundgebungen zum Fall Lessing veranstaltet. Es wurde eine Entschließung angenommen, m der die Studentenschaft aller Hochschulen sich bereit erklärt, rückhaltlos gegen jede Einschränkung der akademischen Frei­heit und für die Würde der deutschen Hochschulen mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln einzutreten. Der Studenten­schaft der Technischen Hochschule Hannover sagt sie getreue geistige und auch geldliche Unterstützung zu.

Der Magistrat von Hannover zum Fall Lessing Hannover, 16. Juni. In einer vom Magistrat zum Fall Lessing gefaßten Entschließung, die dem preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Dr. Becker, über­mittelt wurde, heißt es u. a.: Der Magistrat hat bereits am 11. d. M. dahin Stellung genommen, Lessing solle in per­sönlicher Verhandlung durch den Oberbürgermeister ersucht werden, von seinem Lehramt freiwillig zurückzutreken.Pro­fessor Lessing hat aber die Abgabe einer Rücktrittserklürung abgelehnt, jedoch in anderer Beziehung Erklärungen ab­gegeben, die unseres Erachtens die sofortige Lösung des Streikes herbeiführen müssen. Professor Lesjing dsrk erklärt, daß er innerlich schon längst auf die Dozentur verzichtet habe und sich völlig frei fühle. Für ein weiteres gedeihliches Wirken als akademischer Lehrer fehlt ihm also die Haupt­voraussetzung, nämlich die innere Berufung. Damit muß der Streit nach den Erklärungen Professor Lessmgs selbst ms gegenstandslos bezeichnet werden. Wenn die Staaksautori- kät in diesem Falle weiter eingesetzt würde, so wurde sie pro mhilo angewandt werden. Der Magistrat bittet weiter, ihm in dem zu erwartenden Bescheide zu bestätigen, daß die dem Oberbürgermeister von Herrn Professor Lessing wieder- acgebene angebliche Aevßerung des preußischen Herrn Mini­sters für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, die Stellung des Magistrats sei in dem Streitfall gleichgültig, derWahr- heit zuwiderläuft, denn unmöglich wird der Herr Minister der Stellungnahme der Behörde einer Großstadt wie Hanno- ver bei einer ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Belange bedrohenden Frage kein Gewicht beilegen.

Nach einer Meldung der Vossischen Zeitung aus Han­nover reiste Prof. Lessinq auf telegraphische Einladung nach Berlin, um mit dem preußischen Kultusminister und dem Ministerpräsidenten zu verhandeln.

Rücktritt Briands

Paris. 16. Juni. Das Kabinett Briand hat gestern abend nach einem einstündigen Ministerrat seinen Rücktritt ge­nommen, den der Präsident der Republik auch annahm. Damit hat das 9. Kabinett Briand nach einer Lebensdauer von 99 Tagen sein Ende erreicht. Die Pariser Morgenpresse rechnet allgemein damit, daß Briand als erster mit der Ka­binettsbildung beauftragt wird. Als Finanzminister wird in erster Linie Poincare genannt. Das «Echo de Paris" teilte mit, daß schon in den letzten Tagen Freunde Briands bei Poincare Fühler ausgestreckt hätten. Briand hak nach seiner Rückkehr vom Präsidenten der Republik den Presse­vertretern in einem längeren Interview die Gründe für seinen Rücktritt auseinandergesetzt. Daraus geht deutlich hervor, daß Briand ohn- unmittelbare Notwendigkeit nur zurückgetrecen ist, um die Bildung eines Ministeriums der nationalen Einigung zu ermöglichen. Er erklärte, daß es für ihn nach Perets Rücktritt fast unmöglich gewesen sei, einen neuen Finanzminisler zu finden, und auch dann hätte er vor der Kammer nach wie vor einen Eiertanz aufführen müssen. Er habe deshalb der öffentlichen Meinung nach­gegeben, die ein wirkliches Ministerium der nationalen Eini­gung fordert. Auf alle Fälle aber müssen, wenn dies nicht möglich sei, eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten außer­halb der politischen Gruppen sich vereinigen, die im Jn- und Ausland Vertrauen genießen und so das Werk der Frankenstützung durchführen könnien. Dies sei allerdings bei der jetzigen Zusammensetzung der Kammer nicht leicht. Die Briand nahestehende Presse fordert im Anschluß an diese Ausführungen des Ministervräsidenten ei« Kabinett, vas sich vom Parlament weitgehende Vollmachten für di> Lösung der Finanzkrise geben lassen müßte, d. h. eine Art Diktatur. Sogar die Presse des Kartells, die bisher ein Kabinett Herriot forderte, anerkennt die Notwendigkeit, eine unpolitische Regierung zu bilden.

Ein neuer Ausruf des elsaß-lothringischen Heimatbundes Daris. 16. Juni. Wie der ..Temvs" aus Straßburg

Schwere Ketten.

Erzählung von F. ArneselLt.

.66 Autorisierte Uebersehung.

Schweigen Sie! Schweigen Sie!" schrie Richard entsetzt und wehrte mit der Hand; der Amtsrat ergriff sie und hielt sie fest.

Halten Sie mich nicht für roh und gottlos. Richard", sagte er.aber ich kann mir nicht helfen. Ich halte es für einen gescheiten und vielleicht für den einzigen verständigen Streich, den dieser Bernini in seinem Leben begangen hat, daß er sich davon machte. Er hat uns von großen Ver­legenheiten, und zwei liebenswürdige, schöne Frauen von schweren Ketten befreit."

Richard stieß einen tiefen Seufzer aus und blickte fin­ster vor sich nieder.Sie vergessen, daß, wenn er auch tot ist, seine furchtbare Aussage bestehen bleibt."

Sie dringt nicht in die Oeffentlichkeit."

Doch! meine Schwester wird sich, sobald sie genesen, wegn der Anklage auf Diebstahl zu verantworien haben."

Richard, was sagen Sie da!"

Habe ich Ihnen nicht erzählt, daß sie Bernini die Schlüssel gegeben hat. um das Geld aus den eisernen Schranke meines Vaters zu nehmen?"

Der Amtsrat schlug sich vor die Stirn.

Fatale, dumme Geschichte!" brummte er;wenn sie nach Paris gehen wollte, mußte sie doch Reisegeld haben."

Ein unbestreitbarer Satz", entgegnete Richard, der über die drollige Logik des Amtsrates trotz seines Kum­mers lachen mußte,nur wird er schwerlich als mildernder Umstand gelten."

Mildernder Umstand, papperlapap", grollte der Amtsrat. »Von der ganzen Geschichte sind schon viel zu

meldet, veröffentlicht das Komitee des elsaß-lothringischen Heimatbundes heute früh in der katholischen Presse des Oberelsaß einen neuen Ausruf, in dem der HeiinaLbund er­klärt, daß er von seiner Kundgebung nichts zurückzunshmen habe und daß er alle diejenigen in Schutz nehme, die von der Regierung gemaßregelt worden seien. Der Aufruf schließt mit den Worten:Elsässer und Lothringer! Jeder neue Gewaltakt der Regierung beweist mehr denn je, von welchen Gefahren die elementarsten Rechte in Elsaß-Loth­ringen bedroht sind. Schließt euch also mehr als bisher zu­sammen zum Kampfe für die natürlichen Rechte des Landes!"

Baldwin zum englischen Streik London, 16. Juni. Das Unterhaus war stark besetzt, als Premierminister Baldwin gestern nachmittag seine lang er­wartete Erklärung über die Kohlenkrise abgab. Baldwin führte aus, er halte es für überflüssig, die ernste Lage be­sonders zu unterstreichen, und müsse sich damit begnügen, als Beweis dafür die Tatsache anzuführen, daß England Kohlen im Auslande kaufen müsse. Das einzige Hilfsmittel sei feiner Ansicht nach die Reorganisierung der Industrie und eine Herabsetzung der Gesamtunkosten. Nach langen Erwägungen sei die Regierung zu dem Schluß gelangt, daß eine Verlängerung der Arbeitszeit im Bergbau unerläßlich sei. Unter diesen Verhältnissen werde die Regierung in den nächsten Tagen einen neuen Gesetzentwurf vorlegen, durch den die Arbeitszeit der Bergarbeiter auf unbeschränkte Zeitdauer von sieben auf acht Stunden erhöht werde. Es sei selbstverständlich, so schloß Baldwin, daß die Regierung, falls eine Einigung auf dieser Grundlage der Regierungs­vorlage zustande kommen sollte, der Kohlenindustrie eine zeitweilige Hilfe gewähren würde.

Die Erklärung Baldmins über die Kohlenkrise hat die englische Presse im allgemeinen enttäuscht. Man hatte ein energisches Durchgreifen und eine großzügigere Behandlung des Problems erwartet. Die Konservativen zeigen keinerlei Enthusiasmus über die Vorschläge Baldwins und klammern sich daran, daß die Einführung des Achtstundentages die einzig mögliche Lösung darstelle. Die liberalen Zeitungen nennen die Rede Baldwins einen Versager; er habe den Grubenbesitzern gegenüber nicht genügend Autorität ge­zeigt. Die Mitglieder der Arbeiterpartei sind geschlossen gegen die Vorschläge Baldwins. DieTimes" veröffent­lichen den Wortlaut der englischen Note an Rußland und die Antwort der Sowsetregierung, in der es heißt, in Ruß­land bestehe kein vollständiges Ausfuhrverbot für Geld, son­dern es sei jeweils ein besonderer Erlaubnisschein not­wendig, der in diesem Falle entsprechend dem Willen der russischen Arbeiter erteilt worden sei. Beide Noten zeichnen sich durch ihre Mäßigung aus.

Rücktritt Beneschs?

Prag, IS. Juni. Der Sturmlauf der Opposition gegen das Bsamten-Kabinett Cernyhat die Stellung des Außen­ministers Dr. Beneschs als einzigen parlamentarischen Mi­nister unhaltbar gemacht. Der Klub der Abgeordneten und Senatoren der tschechischen Sozialisten, der Partei des Außenministers, hak gemeinsam mit dem Vollzugsausschuß der Partei heute beschlossen, den Minister Dr. Benesch, der augenblicklich in Genf weilt, telegraphisch zum Austritt aus der Regierung aufzufordern.

Polen beharrt aus seinem Raub

Posen, 16. Juni. Aus Anfrage der enteigneten deutschen Besitzer hat die polnische Staatsregierung eine Mitteilung gegeben, die vom 12. d. M. datiert ist und der zufolge eine Rücknahme der verfügten Liquidationen nicht in Aussicht genommen ist. Bekanntlich hat das Haager Schiedsgericht in dieser Frage gegen Polen entschieden. Daß sich Polen einfach über den Schiedsspruch hinwegzusetzen scheint, be­weist wieder die völlige außenpolitische Ohnmacht des Deut­schen Reichs, das keine Zwangsmittel mehr hat, um gegen­über seinem kleinen Nachbarstaat zu seinem Recht zu kom­men.

Württemberg

Evangelischer Landeskirchentag

Am Mittwoch vormittag setzte der Landeskirchentag seine Beratungen fori. Dabei stand im Mittelpunkt die Frage, wie die weitgehenden Forderungen, die die Gemeinschaften des Brüderbundes für Freigabe der Abendmahls­sei er stellen, zu beurteilen seien; im Gegensatz zu den­selben erfolgten bedeutsame Erklärungen von Vertretern der älteren Gemeinschaften. Zunächst erläutert Kirchenprä­sident v. Dr. von Merz die besonderen Anlässe, die der Oberkirchenrat für Abendmahlsfeiern im engeren Kreis ins Auge gefaßt hat: Freizeiten, besondere Veranstaltungen von Jugendbünden und von Gemeinschaften, nicht aber Miß­

viel Umstande geinacht. Ich dächte, die hochweisen Herren vom Gerichte wären froh, wenn andere Leute still wären und es nicht an die große Glocke schlagen, daß sie unschul­dige, vernünftige Menschen einsperrten und einen gefähr­lichen Narren frei umherlaufen ließen."

In seinem Eifer sprang er die Stufen hinab und rannte ein paarmal um den Rasenplatz herum, während Richard langsam und mit gesenktem Haupte seinen Gang über die Terrasse fortsetzte. Plötzlich stand der Amtsrat wieder vor ihm und rief mit strahlendem Gesicht:

Jetzt Hab' ich'L!"

Was?"

Daß Sie ein Narr sind, Richard!"

Der junge Mann blickte ihn mit großen Augen an, Wie so?"

Weil Sie sich mit Hirngespinsten Plagen. So lange der Musiker lebte, so lange eine öffentliche Gerichtsverhand- lung zu furchten war, hatte Ihre Besorgnis eine Berech­tigung; setzt könnte eine Anklage gegen Ihre Schwester nur erhoben werden auf Ihren Antrag."

Spitzen, wäre das möglich?"

Ich hätte Sie für einen besseren Juristen wb-lter,! Ta Sie mir aber nicht zu glauben scheinen, sa schlage ich vor. wir machen sogleich dem Untersuchungsrichter in Hall­stadt einen Besuch. Er weiß um die Geschichte, also ist es am besten, wir fangen ihr und weihen nicht erst noch einen anderen ein."

Richard ging bereitwillig ans den Vorschlag ein, und die beiden Herren fuhren nach Hallstadt, wo der Gerichtsrat Spitzen« Anssage bestätigte: die Bestrafung Helenens von Wenden könne nur aus den Antrag ibres Vaters und nach dessen Tode ans den ibres Bruders geschehen. Der Richter gab gleichzeitig das Versprechen seines unverbrüchlichen

yelligreiten zwilchen oem unspsarrer uno Gemeinoegnevern oder Sonderfeiern gleichzeitig mit dem Gemeindecibend- mahl. Es gelte das in Württemberg überlieferte glückliche Verhältnis zwischen Kirche und Gemeinschaften durch diesen neuen Schritt zu festigen, aber der Oberkirchenrat könne den Kreis der zur Leitung von Abendmahlsfeiern solcher Art er­mächtigten Personen' bestimmt nicht erweitern. Gegen­über einer Anfrage des Abg. Schnaufer, warum der Ober­kirchenrat nicht für die Uebertragung der Abendmahlsfeier an einen andern als den Ortsgeistlichen die Ausstellung einer schriftlichen Erlaubnis des letzteren wie sonst in ähn­lichen Fällen forderte, bemerkt der Kirchenpräsident, daß dies die Schwierigkeiten beiderseits vermehren würde; durch die Begrenzung der ermächtigten Personen sei die Kirchen- behörds durchaus in der Lage, gegen Mißbräuche einzu- schreitcn.

In grotz-i"m'''er Darlegung trat der Führer der Gruppe l, Abg. Reiff, sowohl den weitergehendcn Forderungen wie auch den Bedenken gegen die Vorlage entgegen. Am Bei­spiel des württembergischen Methodismus wies er nach, daß die Sonderfeier des Abendmahls zur Kirchenbildung führe. Die Abendmahlsfeier sei aber auch wie nichts anderes ge­eignet, den Blick des engenren Kreises auf das Ganze zu lenken. Den beabsichtigten verantwortlichen Schritt müsse man darauf prüfen, ob er dem Wesen der Kirche und des Evangeliums entspreche und den Faden der Geschichte nicht abreiße; unter beiderlei Gesichtspunkten dürfe er gewogt werden. Die Abg. S n u r und Renz sprechen als Ver­treter der Gemeinschaften dem Oberkirchenrat deren herz­lichen Dank für das in der Vorlage beabsichtigte Entgegen­kommen aus und wenden sich mit Entschiedenheit gegen die Forderungendes Brüüerbundes. In ähnlicher Weise äußert sich Abg. Otto-

Prälat v. Dr. Holzinger stellt als Vertreter des Ober­kirchenrats fest, daß auch dieser durch die Forderung des Brüderbundes überrascht sei, der bei den bisherigen Ver­handlungen mit dem Oberkirchenrat nickt mebr als das in der Vorlage Gewährte gewünscht habe. Der Oberkirchenrat lehne die weiteren Forderungen ab.

Die Beratungen gehen weiter.

«

Stuttgart, 16. Juni. Die Arbeiten des Land­tags. Der Aeltestenrat des Landtags hat in einer heute abgehaltenen Sitzung beschlossen, mit der Beratung des Etats und der Geschäftsordnung bis zum 26. Juni end­gültig fertig zu werden. Alle übrigen Sachen, wie Minister­gesetz usw. sollen auf eine Tagung in Herbst zurückgestellt werden. Ferner wurde beschlossen, daß sich der Landtag am 28. Juni an dem Jubiläum der Fachschulen in Gmünd beteiligt.

Sommeschlachk-Ee'-ä'chkmsfeier. Fest fünf Monate lang, vom 24. Juni bis zum November 1916, hat die 26. Aes.-Divi- sion in der Hölle der Sommeschlacht fast ohne Ablösung aus- gehalten eine felsenfeste Mauer ein Vorbild deutscher Einigkeit, wie wir sie heute brauchten. Im Andenken an sie findet am Sonntag, 27. Juni, vorm. 10 Ilhr in Stuttgart eine Gedächtnisfeier aus dem Maldsriedhof statt. Nachmit­tags 3 Ahr Zusammensein in den Räumen des Btirger- museums, Ecke Lange- und Kronprinzstraße. Zur Teilnahme sind die ehemaligen Angehörigen der Division und die Hinter­bliebenen dringend eingetaden. Für die Angehörigen der Kameraden der 26. Nes.-Div., sowie für die Angehörigen der gefallenen Kameraden sind Eintrittskarten für die Gedäch- nisfeier in der Zeit vom 21.26. Juni bei Karl Gerlach, Langestr. 11 a, in Stuttgart kostenlos erhältlich. Ohne Karten ist der Zutritt nicht gestattet. Sie berechtigen gleichzeitig zur Teilnahme an der Zusammenkunft nachmittags.

Werbeschau-Vorträge. Im Rahmen der vielbesuchten Werbeschau"-Ausstellung werden täglich Vorträge über die verschiedensten Wissensgebiete der modernen arbeits­sparenden Betriebsmethoden und Organisationsmittel, der Industrie-, Handels-, Verkehrs- und Export-Propaganda etc. abgehalten.

Wohlsahrkskagung der Ienkralleilung M Wohltätigkeit in Württemberg. Am letzten Montag fand im Festsaal des Handelshofs eine von der Zentralleitung iür Wohltätigkeit veranstaltete Wohlfahrtstagung statt. Ts nahmen an ihr teil die Vertreter der Ministerien, des Landtags, des evong. Oderkirchenrats, des bischöfl. Ordinariats und einer Reihe anderer staatlicher, städtischer und kirchlich^ Behörden usw. In seiner Begrüßungsansprache betonte der Vorstand der ZsntraUeilung, Staatsrat Rau, daß die Zentralleitung es sich zum Ziel setze, die freie Wohlfahrtspflege des Landes zu gemeinsamer, systematischer Arbeit zusammenzufassen und ihr Anregung und Förderung angedeihen zu lassen. Zux Behandlung stand die im Hinblick auf- dss von vielen ge­forderte und in verschiedenen Entwürfen bereits vorliegende

Stillschweigens. Ferner teilte er Richard mit, daß Herta Hedelund am nächsten Tage entlasten werden würde.

Dem Amtsrat entging es nicht, ln welche peinliche Auf­regung die letztere Mitteilung seinen jungen Freund ver­setzte. Während der Fahrt von Hallstadt nach Wenden- bnrg sprach der Baron kein Wort und starrte vor sich hin. Erst beim Aussteigen ermannte er sich und sagte dem Amtsrat einige Dankesworte.

Keine Ursache", lachte dieser,werde mir meinen Lohn schon einkassieren."

Spitzen, Sie sind bewunderungswürdig!"

Ei, so nehmen Sie sich doch ein Beispiel an mir!" flüsterte der AmtSrat mit listigem Augenzwinkern und schnitt Richard sesde Erwiderung ab, indem er sich schnell entfernte.

Der junge Baron blieb in einem Aufruhr oller Gefühle zurück. Schlag auf Schlag waren sich wieder die erschüt­ternden Ereignisse gefolgt: die Entdeckung des wahren Mörders, Spihens Ankunft und tatkräftiges Eingreifen, Berninis Selbstmord. Besonders der letztere hatte in ihm einen wahren Sturm erweckt. Herta war frei von dem schmählichen Bande, das sie gefestelt hatte, ihre Unschuld an dem Morde und auch an dem Diebstahl war erwiesen. .Und dennoch war sie für ihn verloren. das herrliche Bild, das er von ihr in seinem Herzen getragen, hatte einen Schatten erhalten, der es unkenntlich machte.

Cr glaubte über redete sich ein. Hertha nicht mehr zu lieben, und doch beschäftigte der Gedanke an sie und die Sorge uln ihr Schicksal ihn mehr, als die Erinnerung an den Vater und das Geschick seiner Schwester. Er wollte sie nie Wiedersehen, und er schaute, wo er ging und stand, doch nur ihre holde Gestalt. (Fortsetzung tÄübü