Neues Lebe» auf der Zeppelin-Werft

Friedrichshasen, 25. März. Dem Luftschiffbau Zeppelin m Friedrichshafen ist aus dem bisherigen Ertrag der Zep- pelin-Eckener-Spende eine erste Rate von einer halben Mil­lion Goldmark zur Verfügung gestellt worden. Da bisher noch nicht feststehl, wie groß der künftige Zeppelinkreuzer fein wird, und die endgültigen Pläne erst nach dem Ergebnis der Pariser Luftfahrtoerhandlungen in Angriff genommen werden können, werden jetzt diejenigen Konstruktionsteile gebaut, die für alle Zeppelintypen normal und von der je­weiligen Größe des Schiffes unabhängig sind.

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Die Auslegung des Dawesplaae,

Haag. 25 März. Das internationale Schiedsgericht zur Auslegung des Dawesplanes hat in öffentlicher Sitzung ent- jchieden, daß die für soziale Versicherungen in Elfaß-Loth­ringen und Oberschlesien an Frankreich und Polen zu leisten­den Beträge in den Jcihreszahlnngen des Dawesplanes e i n- begriffen sind. Auch die für zivile und Militärpensionen in Asaß-Lothringen von Deutschland zu leistenden Beträge sollen in den Jahreszahlungen des Dawesplanes einbegrif­fen sein. Das Schiedsgericht hat dagegen entschieden, daß die Restitutionen, die von Deutschland für eine Reihe verschie­denartiger Gegenstände und Wertpapiere zu leisten sind, nicht in den Dawesannuitäten einbegriffen sind.

Churchill über die interalliierten Schulden

London, 25. März. 2m Verlauf der gestrigen Sitzung des Unterhauses führte Churchill hinsichtlich der interalliierten Schulden aus: Großbritannien stimmte grundsätzlich der Note Balfours zu, nach der die Zahlungen Englands an die Ver­einigten Staaten ausgeglichen werden sollten durch die Zah­lungen der alliierten Länder an Großbritannien und durch die deutschen Reparationen. Churchill gab dann der Erwar- öung Ausdruck, daß Frankreich 12,5 Millionen Pfund Sterling zahlt, Italien 4 Millionen und die anderen Alli­ierten 2 Millionen. Wenn Deutschland zwei Drittel feiner Verpflichtungen aus dem Dawesplan erfülle, werde es jährlich 15 Millionen zahlen. Das mache insgesamt 32,' Millionen gegenüber den gegenwärtigen Zahlungen an die Vereinigten Staaten von rund 33 Millionen Pfund Sterling. In acht Jahren würden die Zahlungen an die Vereinigten Staaten auf 38 Millionen steigen, wodurch eine Lücke ent­stehe, die vielleicht von Rußland gedeckt werden würde. Zu der von Mitgliedern des Hauses geübten Kritik an gewissen Schuldnerstaaten erklärte Churchill dann weiter, wenn er damit auch in seiner Privateigenschaft in mancher Beziehung einverstanden sein könne, so würde es für ihn doch unmög­lich sein, sich ihr anzuschließen, so lange er seine jetzige Stel­lung bekleide. Churchill erklärte ferner, Rußland schulde England 800 Millionen Pfund und habe die Zurückzahlung verweigert. Aber vielleicht sei das nicht das letzte Wort, das man von Rußland hören werde. Die Bedeutung der Weltkredike für Rußland dämmere den Führern Rußlands auf. England verzichte nicht aus seine Ansprüche.

Ankens Haltung in Genf

Berlin, 25. März. In dem Bericht, den der schwedische Außenminister Unden über die Genfer Völkerbundstagung in der 2. Kammer des schwedischen Reichstages erstattet hat, vertritt er die Auffassung, die Haltung der deutschen Dele­gation in Genf habe ihn zur Aenderung seiner ursprüng­lichen Haltung veranlaßt.

Hierzu wird von unterrichteter Seite mitgekeilt: Allen Teilnehmern der Genfer Tagung ist der Tatbestand bekannt, daß die Aenderung in der Haltung der schwedischen Dele­gation völlig unerwartet und zur vollen Ueberraschung sämtlicher Teilnehmer eintrat. Auch der Hinweis, daß der Verzicht Schweden aus seinen Ratssitz durch die Haltung der belgischen Delegation bedingt war, entspricht nicht der Sach­lage. Irgend ein konkretes Anerbieten Belgiens, auf seinen Ratssitz zu verzichten, ist niemals erfolgt. Der schwedische Außenminister Unden erklärte zum Schlüsse seines Be­richtes, er sei niemals irgend einem Druck in Genf aus­gesetzt gewesen. Demgegenüber kann festgestellt werden, daß während der Genfer Tagung unzählige Aeußerungen des schwedischen Außenministers kursierten, die die Haltung gewisser Großmächte Schweden gegenüber in der Ratsfrage sehr eindeutig charakterisierten.

Württemberg

Stuttgart, 25. März- Steuererhebung vom 1. April ab. Nach einer Verordnung des Finanzmini­

steriums haben die Gemeinden die staatliche Grund-, Ge- werbe- und Gebäudeentschuldungs-Steuer vom 1. April an bis aus weiteres nach den bisherigen Vorschriften, die Vor- auszahlungen auf die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer für 1926 jedoch nur mit elf Sechzehnteln der für das Rech­nungsjahr 1925 festgestellten Staatssteuer weiter zu er­heben. Die Gebäudeentschuldungssteuer soll jedoch nach einem dem Landtag vorliegenden Gesetzentwurf vom 1. April 1926 ab erhöht werden. Für den Fall, daß dieser Gesetzentwurf nicht oder nicht mit Wirkung vom 1. April 1926 ab Gesetz wird, wird voraussichtlich eine Erhöhung der staatlichen Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer über den im Ent­wurf eines Staatshaushaltsgesetzes für 1926 nd 1927 vor­gesehenen Staatssteuersatz von 5,5 v, H. der Kataster (gleich elf Sechzehntel der Staatssteuer für 1925) hinaus notwen­dig werden.

Aerzkekammer. Der Landsswahlausschuß für die Aerzte- kammer hat im Wahlbezirk 1 (Stuttgart) zwei Wahloor- schläge zugelassen. An der Spitze des einen steht Sanitäts­rat Dr. Karl Bok, an der Spitze des andern Dr- Theodor Durst in Oberiürkheim. Feiner wurden zugelassen im Wahlbezirk 8 (Tübingen) ein Wahlvorschlag mit Dr. Frie­drich Langbein in Pfullingen und im Wahlbezirk 12 (Ulm) ein Wahlvorschlag mit Sauitätsrat Dr. Friedrich Prinz! ng an der Spitze.

ep. Der Vertretertag des Evang. Volksbnnds für Würt­temberg findet dieses Jahr am Montag und Dienstag der Osterwoche in Stuttgart statt. Am Osterdlenstag vor- und nachmittags finden die Beratungen statt, deren Hauptgegen- stand der Kampf um den Sonntag ist.

Dillmann-Rcalgymnasium. Bon zuständiger Seite wird mitgeteilt: Das Kultministerium hat dem Realgymnasium hier zur Erinnerung an seinen Begründer die Bezeichnung Dillmann-Realgymnasium verliehen. .

Vereinigung der Tejlgemeinden Leinfelden. Unteraichen und Oberaichen. Durch Verfügung der Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung ist die Vereinigung der Teilgemeinden Leinfelden, Unteraichen und Oberaichen, Amtsoberamt Stuttgart, zu einer Gemeinde mit dem Namen Leinfelden mit Wirkung vom 1. April 1926 ab genehmigt worden.

Brandstiftung. Das Schwurgericht hat den 23 Jahre alten Schlosser Otto Weidle von Hemmingen wegen vor­sätzlicher Brandstiftung und wegen Versicherungsbetrugs zu 3V- Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Cr hatte im Dezember v. I. seine Scheuer und feine Woh­nung in Brand gesteckt.

Aus dem Lande

Backnang, 25. März. Ausbau des Bezirks­krankenhauses. Nach Bollendung des Dachstockaus­baus des Bezirkskrcmkenhauses konnte ln den letzten Tagen nun auch der 3. Skock in Betrieb genommen und der Krankenhausneubau zu einem vorläufigen Abschluß gebracht werden. Die Bekkenzahl hat sich jetzt auf 65 erhöht, also im Vergleich zum alten Krankenhaus verdoppelt.

Güglingen, OA. Brackenheim, 25. März. Nakur- seltenheit. Ani letzten Sonntag begegnete der Jagdauf­seher Karl Eckert von hier auf dem Weg nach Gündelbach über den Hammberg einer Ricke (Rekgeiß), die ein 6 Wochen altes Kitz führte. Es ist dies eine Seltenheit, da die übliche Wurszelt des Rehs sonst in den Monat Juni fällt.

Hellbronn, 25. März. Straßenbahn nach Bök - kingen. Die Vorbereitungen für den Vau der Böckinger Straßenbahn sind nunmehr beendet. Mit dem Bau selbst soll anfangs nächsten Monats begonnen werden und man hofft, sie bis anfangs Juli zu beendigen.

Heidenheim, 25. März. Die Notbremse gezogen. Auf der Strecke zwischen Rammingen und Niederstotzingen zog ein 23jähriger Bursche die Notbremse. Er gab dem Bahnbeamten einen falschen Namen an, konnte aber er­mittelt werden.

hagenbach OA. Neckarsulm, 25. März. D i e b st a h l. Vor einiger Zeit wurden in einem hiesigen Kaufladen für etwa 100 Mark Zigaretten, Schokolade usw. gestohlen. Die Diebe, drei 19- und 20sährige Bürschchen, hatten sich abends spät eingeschlichen, während einer die Besitzerin im Laden unter­hielt. Die elektrischen Birnen wurden ausgefchraubt. Der Landjäger hat dieGutedel" bereits aufgedeckt.

Tübingen, 25. März Von der Universität. Die Naturwissenschaftliche Fakultät bat Dr. med- Krauß

And dennoch kam das Glück..

- Original-Roman von Irene Hellmuth

44) (Nachdruck verboten.)

Die beiden Frauen ließen sich gewähren. Denn Hilde ahnte wohl selbst kaum, was in ihrem jungen, unberühr­ten Herzen vorging. Hätte man ihr die Augen öffnen wol­len, wäre dies gleichbedeutend gewesen mit den, Unterfan­gen, einen Schlafwandler zu wecken.

Luise sprach zwar manchmal mit der treuen Freundin­nen von den Beobachtungen, die sie an ihrem Töchterchen machte und setzte dann meistens hinzu:Nun, wenn die Herzen der beiden sich finden sollten, wir würden ihr Glück nicht stören. Ich liebe Rudi wie ein eigenes Kind, ich sah ihn aufwachsen und weiß, er ist ein Charakter und würde, wenn er wirklich einmal so weit käme, mein Kind glück­lich machen."

^ Sie sprach auch mit ihrem Mann von der Sache, und da er mit Luise stets einer Meinung war, nickte er ihr zu und lächelte:Ich bin ganz deiner Ansicht, Luise. Laß die Kin­der das Glück genießen, wir wollen uns mit ihnen freuen."

Als Rudi in den Weihnachtsserien nach Hause kam, war im Hildebrandschen Hause schwere Trauer eingekehrt.

Luisens Mann hatte einen Schlaganfall erlitten, dem er, «hne nochmals zum Bewnßlstin gekommen zu sein, am näch­sten Tag erlag.

Die Familie betrauerte den schmerzlichen Verlust lies und aufrichtig.

Hilde reichte dem Freund weinend die Hand, als er zu Besuch kam, um sein inniges Beileid auszudrücken.

Ach, Rudi, wie schrecklich wurden wir heimgesucht," klagte sie schmerzlich.Der gute Vater, ich kann es noch nicht fassen! Wie ein vom Blitz gefällter Baum kam er mir vor. Er war immer so gütig und liebreich!"

Auch Luise weinte dem Entschlafenden aufrichtige Trä­nen nach. Sie hatte es nicht zu bereuen gehabt, ihm ihre Hand gereicht zu haben.

Ein Ehrenmann im vollsten Sinn des Wortes und ein

liebreicher Gatte und Vater war mit ihm heimgegangen. - Unter den gegebenen Umständen konnte natürlich wäh­rend Rudis Weihnachtsferien keine frohe Stimmung auf- kommen, denn auch Mathilde und ihr Gatte trauerten

aufrichtig mit den Freunden.-

In dieser Zeit erwies sich Mathilde wieder als eine rich­tige Trostspenderin.

Ihrem herzlichen Zuspruch gelang es nach und nach, die gebeugten Herzen wieder aufzurichten.

Immer inniger schloß sich Luise an die treue Freundin an. Es verging kaum ein Tag, an dem sie nicht wenigstens eine Stunde beisamen waren.

L >ise fand Trost in dem Besitz ihrer geliebten Kinder, die zu reizenden Mädchen heranwuchsen. Besonders Hilde entwickelte sich nach und nach zu einer Schönheit, die die Aufmerksamkeit der Herrenwelt auf sich zog.

Inge war nicht so hübsch wie ihre Schwester, aber sie wurde von allen geliebt, die sie näher kannten, denn sie

besaß ein goldenes Gemüt und ein zärtliches Herz.-

So schwanden wieder ein paar Jahre dahin Eines Tages erhielt Frau Mathilde einen Brief aus Milwaukee, mit dem sie ungesäumt in das Haus ihrer Freundin lief. Ihr Mann war nicht zu Haus«, und sie mußte jemand haben, mit dem sie von ihrer großen Freude sprechen konnte, je­mand, von dem sie überzeugt war, daß er innigen Anteil an allem nahm, was sie und ihre Familie betraf.

Mit Hellen Freudentränen trat sie bei Luise ein.

Die beiden Frauen hatten schon längst das steifeSie" mit dem schwesterlichenDu" vertauscht, und so rief Ma­thilde, den Brief in der Hand schwenkend in einer an ihr ganz ungewohnten Heiterkeit:Denke dir, Luise, mein Bruder Alfred schreibt, daß er in allernächster Zeit heim­kehren werde! Ach, wie ich mich freue! Ich hatte wirklich nicht zu hoffen gewagt, ihn noch einmal wiederzusehen! Und nun kommt er, bald, -- bald, wie er schreibt! Ach diese Freude! Was nur Rudi sagen wird, wenn er hört, daß sein Vater in die Heimat zurückkehrt! Ich kann seine Hnmkeh: garnicht erwarten! Wie er wohl aussehen mag?

wegen seines großen Verdienst uw die Insektenkunde zu ihrem Ehrendoktor ernannt.

Wegen Betrugs wurde der 39jährige Kaufmonn Rud. Fischer, Reisender der Hondwerkersttrl^kasse, verhaftet. Fischer, der mittellos ist, Hot bei Keldgesuchen eine und die­selbe Schreibmaschine wiederholt verpfändet und ist auch wegen anderer Brrgehen uugeklagi.

Onstmettingen OA. Balingen, 25. März. 6 eibstmoi d. Der jüngste Sohn des Mechanikers Guuger hüngtr sich nach kurzem Wortwechsel mit seinem Vater im Schopf auf

Feckenhausen OA. Rottweil, 25. März In den letzten Tagen wurde im Stadtwald Linsenderg von hiesigen Holz­hauern eine Fichte gefällt, die eine Länge von 40 Metern und einen Stockdurchmesser von 1,8 Meter batte. Der Stamm ergab 10^ Festmeter. Das Atter des Baums dürfte 200 Jahre übersteigen.

Mühlheim OA. Sulz, 25. März. Wundstarrkrampf. Landwirt Georg Friedrich Gutekunst beachtete eine anschei­nend harmlose Verletzung an der Hand, die er sich vor eini­ger Zeit zugezogen hatte, zu wenig. Nun ist er am plötzlich eintretenden Starrkrampf gestorben.

Geislingen a. St., 25. März Vom A r b e i t s m a r k t. Die Arbeitsmarktlage des Bezirks hat sich in der ersten Hälfte des Monats März weiter verschlechtert. Die Metall­industrie sah sich genötigt, Kurzarbeit in größerem Umfang einzüführen. Auch die Textilindustrie mußte die Arbeitszeit weiter einschrönken, Kündigungen aussprechen und Ent­lassungen vornehmen.

Ulm, 25. März. Eingemeindung von Grim­melfin gen. Das Ministerium des Innern hat die Ver­einigung der Stadtgemeinde Ulm und der Gemeinde Grim­melfingen zu einer Gemeinde mit Wirkung vom 1. April 1926 ab genehmigt.

Ulm, 25. März Lebensmüde. In Neu-Ulm suchte Frau Schlachthausmeister Kröner den Tod durch Einnehmen von Gift. Die Beweggründe sind noch nicht bekannt.

haigerloch, 25. März. Zusammenstoß. Der im Herbst von hier nach Singen verzogene Monteur Litz ist auf dem Motorrad mit einem Lastauto zusammengeprallt und abends an seinen Verletzungen gestorben.

Vom bayrischen Allgäu, 25. März. Freiwilliger Tod- Der 22 I. a. Gaskwirtssohn Ludwig Bernhard in Hindelang, der seit 1^ Jahren schwer nervenleidend war, hat sich durch einen Schuß ins Herz entleibt.

WürLiembergischer Landtag

Stuttgart, 25 Mär-, Der Landtag beriet In feiner Mitt­woch-Sitzung in erster Lesung den Gesetzentwurf über die Vereinfachung der Staatsverwaltung in Verbindung mit den Gesetzentwürfen über das Staatsminifke- rium und die Ministerien, sowie über die Aufteilung des Oberamtsbezirks Weinsberg.

Staatspräsident Bazille erklärte, wenn es zwei Jahre gedauert habe, bis diese Entwürfe vorgelegt wurden, so des­halb, weil die Regierung wegen der Landtags- und Reiths- tagsberakungen und wegen der wiederholten Wahlen nicht ruhig arbeiten konnte, so daß sie oft monatelang behindert war. Der Staatspräsident betonte, daß ein Abbau von wei­teren Beamten nicht möglich sei. Trotzdem müsse der Land­tag. der Frage der Vereinfachung näher treten, weil Erspar­nisse gemacht werden müßten, auch wenn sie gering seien. Zunächst müsse man mit der Vereinfachung bei der Zenkral­verwaltung anfangen. Bei dem Gesetz über die Aushebung kollegialer Organisationen und Landesmikkelstellen handle es sich nicht um ein diktatorisches Ermächtigungsgesetz wie im Jahre 1923. Sollte das Zentrum Befürchtungen hegen wegen Aushebung des Katholischen und Evangelischen Oberschul­rats, so ki'nne man ja diese Behörden von der Aufhebung ausnehmen.

Der Abg. Heyman n (Soz.) übte an den mageren Er­gebnissen der Staatsvereinfachung scharfe Kritik. Die Vor­lagen seien weder großzügig noch organisch und stellen über­haupt keine Reform dar. Der Entwurf über die Verein­fachung der Staatsverwaltung gebe der Regierung eine Blankovollmacht und ermögliche die Verfolgung parteipoli­tischer Ziele-

Der Abg. Bock (Ztr.) erklärte, daß seine Partei dem Staatspräsidenten keine weiteren Rechte einräumen wolle, als er nach der Verfassung zu beanspruchen habe, und de- gründete mit sachlichen Erwägungen die Forderung, den Abg. Andre als Vertreter der christlich-nakic mlen Arbeiker- >--> . > t > »" > > »»d-m»

Mir ist die Freude förmlich in die Glieder gefahren! Ich bin ganz zitterichl" ^

Sie setzte sich in einen bequemen Sessel und dann las st« zusammen mit der Freudin den lieben Brief noch einmal, j Auch Luise war seltsam erregt vo der unerwarteten Nachricht. Ihre Wangen glühten und in ihren Augen er­wachte ein Helles Licht. H

So sollte sie ihn Wiedersehen den Geliebten ihrer Ju­gendzeit, den Mann, ohne den sie einstmals nicht leben zu können meinte!

Daß er sie nicht vergessen hatte, wußte sie längst aus sei­nen Briefen.

Was lag alles zwischen jener Zeit und der Gegenwart!

Als Mahilde gegangen war, saß Luise noch lang« sinnend und grübelnd in ihrem gemütlichen Wohnzimmer und ge­dachte der vergangenen Jahre und der fernen, ach so fe^-' neu Jugendzeit, dachte an den Schmerz, den sie damals empfunden, als der Vater gebieterisch die Trennung vckn dem Geliebten forderte.

Noch heute, nach so vielen Jahren, meinte sie dest Jam­mer zu spüren, der ihr junges Herz zerriß, als es hieß. Ab­schied zu nehmen von dem süßen Liebestraum. "

So saß sie noch, als ihre beiden Mädchen von einem Aus­gang zurückkehrten und die Mutter gänzlich versunken jä­hen in ihre Grübeleien. ,;

Aber Mutti!" rief die lebhafte Hilde,was ist mit dir? Du hast ja ganz rote Wangen! Wie ein junges Mädchen stehst du aus!"

Luise fuhr sich über die Stirn, wie um die merkwürdigen Gedanken zu verscheuchen. Dann lächelte sie und sagte? Denkt euch nur Kinder, Rudis Vater, der so lange in Ame­rika weilte, hat heute geschrieben, daß er Sehnsucht habe nach Deutschland, nach seinem Sohne, nach der alten Hei­mat und daß er in kurzer Zeit heimzukehren gedenkt! Tante Mathilde war hier und brachte mir den Brief. Sie ist ganz aus dem Häuschen vor Freude, und ich freute mich mit ihr! Die Geschwister hängen in zärtlicher Liebe aneinander, Mathilde besitzt auch nur den einzigen Bruder."

(Fortsetzung folgt,)