Neue Nachrichte«

Genf, 16. März. Auf Mittwoch vormittag 10 Uhr ist eine Vollsitzung der Völkerbundsversammlung anberaumt, in der der Bericht des Ausschusses über die Aufnahme Deutschlands entgegengenommen wird. Nachmittags wird voraussichtlich eine weitere Sitzung stattsinden, deren Tagesordnung aber noch nicht bekannt ist.

Die Barmalveriuste der Oldenburzischen Staatsbank Oldenburg. 16. März. Die Regierung keilte im Landtag mit, daß die Staatsbank durch die Betrügereien Barmaks einen Verlust von 5,9 Millionen Mark erlitten habe, von denen 4.7 Millionen noch ausstehende Forderungen von Bar- Mat sind.

Der spanische Angriff bei Tetuan abgebrochen pari». 16. März. Nach Blättermeldungen haben die Spanier den Angriff gegen die Kalyben bei Tetuan abbrechen müssen. Es ist nicht gelungen, die Rifleute aus. ihren Felsen» stellungen zu verdrängen.

Die Mächte gegen die Sperrung de» peihoslusse« Schanghai, 16. März. Die Kommandanten der Kriegs­schiffe der Mächte vor Taku haben dem chinesischen General Lutschungling die Eröffnung der Beschießung angedroht, wenn er das chinesische Geschwader von Tientsin nicht zurück­ziehe, die Minen aus dem Fluß entferne, die Durchsuchung der fremden Handelsschiffe unterlasse und die Kanäle wieder- herstelle.

Amerikanische Schadensersahansprnche an Frankreich und Großbritannien

Washington, 16. März. Senator Borah brachte ein« Ent­schließung ein, die vom Staatsamt einen Bericht darüber for­dert, welche Schritte unternommen worden seien zwecks Ein­leitung von Verhandlungen über amerikanische Ansprüche gegen Frankreich und Großbritannien wegen Beschlagnahme amerikanischer Handelsschiffe im Weltkrieg, bevor Amerika selbst in den Krieg eintrat. Die Entschließung wurde dem aus­wärtigen Ausschuß überwiesen.

Württemberg

Stuttgart. 16. März. V o m R a t h a u s. Der Gemeinde, rat hat einen Antrag, die Hundesteuer von 40 auf 50 für den ersten, von 80 auf 100 -K für den zweiten und von 120 auf 150 M für den dritten Hund zu erhöhen, abgelehnt. Dabei würde sich der Ertrag der Hundesteuer von 400 000 aus etwa 500 000 -K erhöht haben. In Stuttgart gibt es 1112 000 Hunde. Auf jeden 30. Einwohner kommt ein Hund.

Ernennung. Der Staatspräsident hat dem Forstmeister Merz in Tuttlingen eine Obersorsiratsstelle bei der Forst- direktion übertragen.

GesaAenengedenktafel. Am Sonntag, den 9. Mai findet die Enthüllung des Erinnerungsmals für die Toten der 242. Inf.-Div. auf dem Waldfriedhof statt. Der Divisions­kommandeur Generalleutnant von Erpf wird die Gedenk­rede halten.

Der württ. Frontkämpferbund hat am letzten Sonntag hier seine erste Bertreterverfammlung abgehalten, wozu ihm Glückwunschschreiben u. a. auch von dem Reichspräsidenten, der württ. Staatsregierung, Generalfeldmarschall Herzog Albrecht von Württemberg zugingen. Dem Bund sind im vergangenen Jahr über 3000 Frontkämpfer beigetreten. Seit seinem Bestehen hat er rund 25 000 »st für Beihilfen und zinslose Darlehen gewährt. Beabsichtigt ist Bestellung eines besonderen fachmännisch ausgebildeten Fürsorgeanwalts für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene. Hum Bundes. Vorsitzenden wurde Baurat Ru eff gewählt.

Stuttgart, 16. Mürz Verbotene Darstellung historischer R e v o l u t i o n s b i l d e r". Vom Polizei­präsidium wird mitgeteilt: Bei der von der Kommunistischen Partei, dem Kommunistischen Iugendverband und dem Roten Frontkämpferbund für den 17. d. M., abends 7.30 Uhr. im Festsaat der Liederhalle in Stuttgart veranstalteten Märzfeier sollte auch eine Seriehistorischer Revolutions­bilder" dargestellt werden. Da die Vorführung dieser Bilder ossensichllich nur der Vorbereitung des von der Kommuni­stische» Partei erstrebten gewaltsamen Umsturzes dient, wurde ihre Darstellung vom Polizeipräsidium aus allgemein­polizeilichen Gründen verboten.

Und dennoch kam das Glück..

Original-Roman von Irene Hellmuth

36) - (Nachdruck verboten.)

Von den streitenden Stimmen angelockt, kam nun auch die Mutter herbei und betrachtete mit entzückten Blicken ihre Tochter, die sich stolz wie ein Pfau vor ihr drehte.

Schön hast du dich gemacht, Ollychen," sagte sie bewun­derndDas Kleid ist wohl ganz neu? Ich Hab es noch garnicht gesehen! Wie fein der Stoff! Es war gewiß recht teurer?"

dJawohl!" lacht« Olly frech,sehr teuer, und bezahlt ist es auch noch nicht! Wenn du Lust hast, kannst du das Geld einstweilen auslegen! Ich habe nämlich keins mehr!"

Sie lachte laut und lustig auf.

Alfred war empört.

*Wie oft sagte ich dir schon, du sollst erst dann kaufen, wenn du das nötige Geld beisammen hast. Ich werde 6as Kleid nicht bezahlen, dgrauf kannst du dich verlassen!"

Na, das werden wir ja sehen!" rief sie, machte ihm wie ein ausgelassenes Kind eine lange Nase und huschte zur Türe hinaus.

' Draußen in dem halbdunklen Flur huschte sie in den Mantel und schlug krachend die Haustüre hinter sich zu.

Alfred stütze den Kops in die Hand. Ihm war schwer von Sorgen.

Was sollte werden, wenn erst einmal das zu erwartende Kind da war und Olly sich nicht änderte? Sollte es zwi­schen Ellern erwachsen, die sich fast täglich zankten? In solcher Atmosphäre konnte kein Kind gedeihen. Seine Lanze Jugend müßte unter der Entfremdung der Eitern leiden.

^ Bang seufzte er auf. Was sonst den Eltern eine Quelle reinster Freuden bedeutet, wurde ihm zum Eegnestand bit­terer Qual Noch hoffte er, daß der Einfluß, den ein Kind auszuüben vermag, bei Olly ein günstiger sein würde, aber wer vermochte das vorauszusagen?

Spät in der Nacht wachte Alfred auf. Er machte Licht ^ilid sah nach der Uhr. Diese holte gerade zum Schlage aus.

Vom Tage. Zn einem Haus der Gutenbergsiraße hat fich ein -30 3. a. Mann erschossen. sin einem Hause der Fell­bacherstraße in Ilnkerrürkheim verübte ein 41 si. a. Mann durch Einatmen vcn Gas einen Selbstmordversuch. Der Sauerstoffapparak wurde mit Erfolg angewandt. Auch in der Stöckachstraße in Stuttgart verübte ein 51 si. a. Mann einen Selbstmordversuch durch Einatmen von Gas- Auf dem Leonhardsplatz wurden ein 19 si. a. Zimmermann und ein 19 si. a. Maurer von einem 39 si. a. Buchbinder nach vorausgegangenem Wortwechsel durch Messerstiche schwer verletzt. Sie mußten ins Krankenhaus verbracht werden. Der Täter ist festgenommen. sin der Ludwigsbnrgerstraße wurde ein 3 siabre altes Kind von einem PeNonenkraftwagen zu Boden gefahren. Ls erlitt einen schweren Schädelbruch.

Aus dem Lande

Weil im Dorf. 16. März. S cl> u l t h e i ß e n w a h l. Bel der Ortsvorsteberwabl haben 1424 Wahlberechtigte, zirka 70 Prozent, abgestimmt. Auf den bisherigen Schultheißen Dre- h e r entfielen 1381 Stimmen.

Heilbronn. 16. MHrz. Arbeitsjubiläum. Gestern konnte in der Schellischen Buchdruckerei der Maschinenmeister Karl Wagner aus Neckargartach aus ein ZOjähriges Berufs­und zugleich Gsschäftsjubiläum zurückblicken.

Gaildorf, 16. März. Hausoerkauf. Das hiesige sog. Handwerkerhaus, ein in unserem neuen Villen-Viertel von einer Reibe von Handwerker» erstelltes Reklame-Einfamilien­haus. bei dem jeder der beteiligten Handwerker sein Bestes bot, wurde letzter Tage um 14 400 M an Dekan Hummel von Crailsheim verkauft.

Hall, 16. März. Vom Zug überfahren. Gestern morgen fuhr der ledige Pcstaushelfer Karl Schweikert trotz Verwarnung, da der Gülerzug schon in Sichk war, mit.seinem Postkarren über die Gleise des hiesigen Bahnhofs. Er kam unter die Lokomokive und wurde geköket.

Der 20 siahre alte ledige Dienstknechk Wilhelm Spriegel von Steinbach Gde. Honhardt OA. Crailsheim, wurde vom Schöffengericht wegen eines Verbrechens der vollendeten und zwei Verbrechen der versuchten Vergiftung sowie wegen füns Vergehen des einfachen Diebstahls zu 1 siahr 6 Monaten Zuchthaus und 3 siahren Ehrverlust verurteilt.

Trochtelfingen, 16. März. Markterlaubnis. Es wurde die Genehmigung erteilt, daß mit den im Januar, März und November jeden Jahrs hier stattfindenden Märk­ten auch jeweils ein Pferdemarkt verbunden werden darf. Im Januar wird außerdem gleichzeitig ei» Viehmarkt hier abgehalten werden.

Leonberg, 16. März. Ein deutscher Pionier. Der Nordpolflieger Karl Feucht aus Heimorbingen ist im Auftrag seiner Firma am Sonntag nach Brasilien abgereist.

Gerlingen OA. Leonbera. 16. März. TödlicherAus- g a n g. Der bei der Schießerei am Abend des 3. Februar verwundete junge Mann ist nunmehr im Krankenhaus Leonberg seinen Verletzungen erlegen.

Großfachfenheim. OA. Vaihingen, 16. März. Stein- wurf gegen einen Schnellzug. In kindlichem Uebermut warf ein etwa 10 Jahre alter Knabe einen Stein nach einem vorbeifahrenden Schnellzug. Dabei wurde das Fenster zertrümmert. Glücklicherweise kamen keine Menschen zu Schaden.

Großbottwar, OA. Marbach, 16. März. In denR u He­ft a n d. Stadtschultheiß Burckardt tritt auf 1. April in den Ruhestand.

Freudenstadl. 16. Mär§. Der 7. und der 8. Sohn. Hur Geburt des siebten Sohnes erhielten die Maurersehe- leure Johannes Würth in Baiersbronn-Ferrwies ein Glück­wunschschreiben des Staatspräsidenten und eine Ehrengabe von 20 »Ä. Die Gipserseheleute Johannes Völker in Dietersweiler haben den 8. Sohn bekommen. Reichspräsi­dent von Hindenburg hat die Patenschaft des jungen Staats­bürgers übernommen.

Baiersbronn OA. Freudenstadt, 16. März. Brand. In der Leinenspinnerei von Kolb u. Schüle in Mitteltal brach gestern ein Brand aus, der über 100 Htr. Brechflachs usw. zerstörte. Der Gebäudeschaden ist Dank dem raschen Ein­greifen der Feuerwehr weniger bedeutend.

Alm, 16. März. Eingemeindung. Das Ministe­rium des Innern hat der Eingemeindung von Grimmelfingen nach Ulm zugestimmt, diejenige von Wiblingen ist noch um­stritten.

,Drei Uhr," murmelte er und sprang mit beiden Füßen zugleich aus dem Bett.

Olln war noch nicht daheim, wie er sich sofort überzeugte. Er fuhr sich über die Stirn. .

Was sollte er tun? Sie suchen?

Ihm graute vor dem Gedanken, in welcher Verfassung er seine Frau finden wurde. Unruhig öffnete er das Fen­ster und sah hinaus.

Totenstill lag die Straße, nichts rührte sich weit und breit. Der volle Mond stand hoch am Himmel.

Doch plötzlich vernahm Alfred aus der Ferne lärmende, lachende Stimmen. Eine ganze Schar ausgelassener Men­schen kani daher. Sie bildeten eine ganze Kette über die ganze Breite der Straße, immer in Herr und eine Dame nebeneinander.

Alfred verlöschte rasch das Licht, um nicht gesehen zu wer­den und stellte sich hinter den Vorhang. Vor dem Hause machte die ganze Gesellschaft Halt, und nun entstand ein Händeschütteln und ein solches Geschrei und Gelächter, daß Alfred fürchtete, die Nachbarschaft möchte davon aufgeweckt werden.

Gute Nacht, Olly!" tönte es von allen Seiten.

Au, nicht zwicken!" rief Olly laut lachend.Du tust mir ja weh! Laß meinen Arm los! Ah, wie frech!"

Gute Nacht, du mein herziges Kind!" gröhlte einer mit tiefem Baß.

Behüt dich Gott, es wär so schön gewesen!" sang ein anderer dazwischen.

So leb denn wohl, du stilles Haus!" brüllte ein Dritter.

Dazu Gelächter, Gekreisch und Geschrei, baß keiner sein eigenes Wort verstand.

Der Lauscher hinter dem Vorhang ballte die Hände zur Faust in namenlosem Zorn.

Herrgott, die Gesellschaft ist ja betrunken," murmelte Alfred, und seine Frau mitten in dem schreienden Haufen und eine der Lautesten und llebermütigsten.

Endlich trennte man sich und Olly schlüpfte ins Haus. Alfred kroch wieder ins Bett und stellte sich schlafend, als

Rottweil, 16. März. Aus dem Parteileben. Am Sonntag wurde hier unter Leitung von Stadtpfarrer Halb­mann ein Kreisparteitag des Zentrums abgehalten. Es sprachen Landtagsabg. Bock für die Landesparteileitung, Reichstagsabg. Andre über die politische Lage im Reich, Landtagsabg. Hermann- Hohenmühringen über die deut­sche Wirtschaftsnot und Landtagsabg. Studienrat Gauß- Heilbronn über württembergische Politik und die kultur­politischen Forderungen des Zentrums.

Laupheim, 16. Mürz. Grundsteinlegung. Unter größter Beteiligung fand am Sonntag die Grundsteinlegung der neuen Turnhalle statt.

Seekirch OA. Riedlingen, l6. März. Gemeine Tal. In einer der letzten Nächte hat ein hiesiger Landwirt ver­sehentlich feinen Keller offen gelassen. Dies benützte eine ihm wohl nicht gutgesinnte Person und ließ den im Keller lagernden Most, 400 Liter, auslaufen.

Mittelbuch OA. Biberach, 16. März. Brand. In der Nacht brach in dem Wohngebäude des Zimmerm.isters Kleinser Feuer aus, dem das ganze Gebäude mit Werkstatt zum Opfer siel. Die Ursache des Brandes ist bis jetzt un­bekannt.

Vom Bayerischer Allgäu, 16. März, Unterdemdrin- enden Verdacht des Giftmords an seinein eigenen ater wurde der Landwiitsschu Franz Wolf von Hobensurch verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis nach Kempten eingeliesert.

Von der bayerischen Grenze, 16. März. Großfeuer, sin Niederschöneberg bei Zusmarehausen ist durch Großfeuer das Anwesen des Landwirts Berchtold ein Raub der Flam­men geworden- auch der Stadel mik den Ernte- und Füller Vorräten brannte vollständig nieder. In Landshausen (bei Gillingen) fielen Wohnhaus. Stadel und Stallung des Land­wirts Martin Keiß sowie große Futtervorräte, landwirt­schaftliche Maschinen usw, einem Brand zum Opfer. Brand­stiftung wird mit Bestimmtheit angenommen.

Oer w"rtt. (^taatshauLhaliplan 1926/27

Dem Landtag ist der Entwurf des Staatshaushaltsplans für die Rechnungsjahre 1926 und 1927 übergeben worden, l .r Planentwurf ist diesmal für zwei Jahre aufgestellt worden.

Der n.ue Planentwurf enthält im Ordentlichen Dienst eine G e s a m t a u s g a b e für das Rechnungsjahr 1926 von 214 258 457 RM. und für 1927 eine solche von 212 828 817 RM. Diesen Ausgaben steht eine Gesamteinnahme für 1926 von 212 160 763 RM. und für 1927 von 212 104 763 RM. gegenüber, so daß also ein Abmangel bleibt für 1926 von 2 097 694 RM. und für 1927 von 724 054 RM.

Von den Gesamtausgaben für 1926 entfallen auf per­fön l i ch e Aufwendungen mit Einschluß der Aufwendungen für Pensionäre und Unterstützungsempfänger, 122 870 771 RM., auf sachliche und vermischte 91 387 686 RM. Das sind 57 und 43 v. H. Für 1927 sind die Zahlen 123 097 731 und 89 731 086 RM. - 58 und 42 o. H.

Beim Außerordentlichen Dienst halten sich die Ausgaben und Einnahmen mit 12 113 798 RM. die Wage.

Die Justizverwaltung weist mit einem Bedarf von 11 955 700 RM. für 1926 und 11 946 700 RM. für 1927 als einzige Verwaltung gegenüber 1925 einen Zuschuß­minderbedarf für die kommende Planzeit, und zwar von 1 165 230 RM. und von 1 174 230 RM. aus.

Für die Verwaltung des Innern ist der Zu-: schußbedarf festgesetzt für 1926 auf 31 644 450 RM., für 1927 auf 31 566 450 RM. Darunter sind einmalige, fast ausschließ­lich den Straßen- und Wasserbau betreffende Anforderungen von je rund 5,5 Mill. RM., einschließlich eines Betrags von 1920 000 RM. für jedes der beiden Jahre zwecks Fort­setzung der Arbeiten am Neckarkanal.

Im einzelnen ist für die Verwaltung des Innern noch herauszugreifen: Für die staatliche Polizeiverwaltung (Blaue Polizei) ist eine Ausgabenvermehrung um rund 300 000 RM. nachgewiesen. Für die Schutzpolizei (Grüne Polizei), die in Umbildung begriffen ist, sind 3 086 000 RM. in den Entwurf für 1926/27 eingesetzt. Ein Wenigerbedarf von rund 0,5 Mill. Reichs-Mark zeigt sich bei den Irrenanstalten. Das gewich­tigste Kapital im Plan der Inneren Verwaltung ist das für Straßen-undWasserbau. Es weist, wenn man den Staatsbeitrag für die Neckarkanalisierung mit 1920 000 RM. wegläßt, allein teils in fortdauernden, teils in einmaligen Ausgaben einen Jahresbedarf von rund 12,5 Mill. Reichs- Mark auf gegenüber von 7,87 Mill. RM. für 1925 und von > » » . . ... - > >

Olly ins Zimmer trat. Leise kleidete sie sich aus, um ihn nicht zu wecken, und bald verkündeten ihre tiefen Atemzüge, daß sie fest eingeschlafen war. Alfred fühlte, wie ihm ein heftiger Abscheu in der Kehle würgte.

Am andern Morgen schlief Olly noch, als Alfred ins Geschäft ging. Das kam zwar öfter vor, aber gewöhnlich wurde sie wach, wenn er sich ankleidete. Diesmal lag st« mit glühendem Gesicht in den Kissen. Das kurze, wirre Haar hing ihr tief in die Stirn, die Augen waren fest geschlossen.' Das rote Kleid lag zerknittert auf dem nächsten Stuhl, di« Unterkleider, Strümpfe und Schuhe bildeten einen wirren Haufen auf dem Boden. , ^7- Alfred sagte seiner Schwiegermutter, daß er nicht zum Mittagessen heimkehren würde. Er wollte seiner tiefen Verstimmung erst Herr werden, ehe er Olly wieder gegen­übertrat; er mußte erst ruhiger werden, um nicht wieder eine heftige Szene heraufzubeschwören. Am Mittag lief er,' wie er immer tat, wenn ihm etwas das Herz beschwerte/ zu seiner Schwester, um sich bei der klugen, verständigen und gütigen Frau Rat und Trost zu holen. > -

Sie wußte ihn auch diesmal zu beruhigen. Mit sanften Worten, die wie Balsam auf sein verwundetes Gemüt fielen, tröstete sie:Du mußt nicht alles so schwer nehmen/ Fredy! Deine Frau ist jung und unerfahren, doch gewitzs nicht schlecht. Bedenke, dieses Theatervölkchen ist gewöhnlich etwas freier als andere, bürgerliche Leute, es zeigt sich gern lustig und ausgelassen, hat überhaupt eine andere Moral und muß daher mit anderem Maßstad gemessen werden."

So redete sie auf ihn ein, und er ließ sich trösten, so daß er am Abend, als er heimkam, ruhig und besonnen mit Olly zu reden und ihr das Unpassende vor Augen zu stellen. Aber seine Schwiegermutter berichtete, daß Olly sich schon schlafen gelegt hätte, sie befände sich garnicht wohl und^wär sehr müde. - ° - ^'

So saß er wieder einen langen Abend grübelnd und sin­nend einsam in seinem Zimmer. Wieder und wieder mußt« er an Lu denken, obwohl er sich alle Mühe gab, der sehn­süchtigen Gedanken Herr zu werden. (Forts, folgt.)