Me Ausnahmestellung der Reichsbahn

Berlin. 11. März. Das Landgericht Berlin ! veröffent­licht die Begründung des abweisenden Urteils in dem Pro­zeß der Eisenbahnergewerkschaften gegen die Reichsbahn­gesellschaft. In der Begründung heißt es: Auf der Reichs- bahn liegt die Dawesentschädigungslast. mit der ihr unter­nehmen dinglich verhaftet ist. Zur Erreichung dieses Son­derzwecks hat man die Reichsbahngesellfchast gebildet, aus der Reichsverwalkung herausgenommen und verselbständigt. Ein Unternehmen, bei dem die Personalausgaben 65 v. H. aller Ausgaben ausmachen und das außerdem mit einer Schuld von seltenem Ausmaß belastet ist, läßt sich nicht ohne weiteres in das allgemeine Schlichtungsverfahren Hinein­pressen wie jede beliebige andere Unternehmungssorm.

*

Von der Völkerbundstagung

Genf. 11. März. In hie Ratlosigkeit, die bis Dienstag in Eens herrschte, hat der gestrige Tag einige Ordnung ge­bracht. Der Rat war nachmittags bei einem Tee versam­melt. Abends lud Chamberlain die Mitglieder zu einem Essen, aber es stimmte immer noch nicht. Spät abends fand dann eine Besprechung beim Generalsekretär Drummond statt. Der schwedische Außenminister Unden blieb bei seiner Erklärung, daß die schwedische Regierung die Erwei. terung des Rats mit Ausnahme Deutschlands unbedingt a b - lehnen werde. Unden ließ sich auch durch die Drohung nicht beeinflussen, daß bei fortgesetzter schwedischer Weigermig die Aufnahme Deutschlands abgelehnt werden könnte. Die Festigkeit Schwedens scheint den Ratsmitgliedern die Ueberzeugung beigebracht zu haben, daß in der gegenwär­tigen Tagung die Ratserweiterung trotz der Drohungen Spa­niens u. Brasiiliens mit ihrem Austritt nicht durchzusetzen sei und daß man sich auf das Kompromiß zurückziehen solle, di« Frage einem Ausschuß zu übergeben, der in der Herbsttagung zu berichten hätte. Die Erweiterung würde dann im Sep­tember beschlossen werden. Im französischen Lager empfin­det man die Vertagung der Frage als eine Niederlage Frank­reichs und als einen Sieg Schwedens bezw. Deutschlands Ein französischer Diplomat äußerte, wenn Frankreich bereii sei, in die Vertagung einzuwilligen, so dürfe es erwarten, daß Deutschland als Ratsmitglied im September der Er­weiterung zustimme. Die deutsche Abordnung hat aber bi- jetzt an ihrem Standpunkt unbeirrt festgehalten, aufs Wirk­samste unterstützt durch die Festigkeit Schwedens.

Die Arbeiten der Völkerbundsversammlung haben bisher geruht, nur der Form wegen tagten einige Unterausschüsse. Ein Unterausschuß hat dem Aufnahme­ausschuß die Aufnahme Deutschlands empfohlen da die in der Völkerbundssatzung enthaltenen Aufnrhme- bedingungen für Deutschland als erfüllt anzusehen seien Der Ausschuß hat den Bericht an die Versammlung weiter­gegeben.

Der Beschluß der Aufnahmekommission über die Auf­nahme Deutschlands erfolgte einstimmig.

Die nächste Vollsitzung der Völkerbundsversammlung ist aus Samstag vormittag 11 Uhr anberaumt. Auf der Tages­ordnung steht bis jetzt aber nur dieErrichtung eines Ver­sammlungsgebäudes"

Briand ist heute in Genf eingetroffen. Von seiner Einwirkung erhoffen einige Kreise doch noch eine Umstim­mung der deutschen oder schwedischen Abordnung. Dies« Hoffnung dürfte allerdings trügerisch sein.

Briand hatte heute vormittag eine Besprechung mit Chamberlain. Nachmittags fand eine Besprechung der Vertreter der Mächte, die am Locarnovertrag beteiligt sind, statt.

Der Jahresbetrag Deutschlands zu den Unkosten des Völkerbunds wurde auf 1.9 Millionen Mark (i) festgesetzt, ebensoviel wie Frankreich zu bezahlen hak. Deutschland wird aber nicht so viele und so wichtige Äemter erhalten, wie Frankreich innehai.

Württemberg

Stuttgart. 11. März. Ausbau württ. Bahn st re k« ken. In der letzten Sitzung des Verkehrsausschusses des Reichstags wiesen die württ. Reichstagsabg. Körner (Dn.) und Groß (Z.) auf die trostlosen Zustände des Murgtalbahn­baus hin und forderten, daß von der Reichsregisrung wei­tere Kredite der Reichsbahn eingeräumt werden zur Voll­endung bereits begonnener Eisenbahnstrecken, wie die Murg- talbahn u. a. Diese Arbeiten sollen als Notstandsarbeiten ausgeführt werden, sodaß damit der Erwerbslosigkeit ge­steuert wird. Die Kredite sollen ferner vor allem zur Per«

And dennoch kam das Glück..

Original-Roman von Irene Hellmuth

32) (Nachdruck verboten.)

Mathilde versorgte ihre Gäste mit Tee und allerlei Deli­katesten. Und wenn zuletzt der Doktor noch ein paar Fla­schen Wein zu einer Bowle spendierte, dann wurde die Stimmung sehr heiter.

Olly besorgte auch manchmal Eintrittskarten für das Theater und saß daun mit glücklichem Gesicht neben Alfred, wenn sie gerade nicht beschäftigt war. Sie benahm sich jetzt sehr zurückhaltend, schien sich überhaupt sehr zu ihrem Vor­teil verändert zu haben. Aber was sie auch versuchte, sie konnte ihr Ziel, Alfred für sich zu gewinnen, nicht errei­chen.

Endlich kam ihr ein Ereignis zu Hilfe, das ihr mit einem Schlag die Erfüllung ihres sehnsüchtigen Wunsches brachte.

Eines Abends, kurz vor Weihnachten, kam Alfred aus dem Geschäft nach Hause und fand Olly in Tränen aufge­löst an dem Bett der Mutter sitzen. Die Lampe war durch einen grünen Schirm verhängt, so daß in dem Zimmer eine matte Dämmerung herrschte.

Erschrocken fragte Alfred, was geschehen sei und Olly berichtet« schluchzend, das Taschentuch an die Augen gepreßt daß ihre Mutter heftig erkrankt sei. Ganz plötzlich sei es gekommen, wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Denken Sie sich, ich trat gerade ins Zimmer, ..ls meine «rme Mutter ohnmächtig zu Boden fiel," fuhr sie in ihrem Bericht fort.In meiner Angst lief ich zum nächsten Arzt, bis zu Herrn Doktor Röder wäre der Weg zu weit gewe­sen, und der Arzt erklärte mir, daß die Sache sehr bedenk­lich sei, daß die Mutter kaum mit dem Leben davonkommen werde! Was fange ich nur an, wenn ich ganz allein in der Welt stehe? Verwandte haben wir nicht, und bei meinem Beruf drohen einem Mädchen so viel Gefahren, wenn es keinen Beschützer hat!"

Schluchzend preßte sie das Taschentuch an die Augen und s ' ' ' '

besterung der Verkehrssicherheit verwendet werden, mn in schlechtem Zustand befindlichen Oberbau, insbesondere Brük. ken, in Ordnung zu bringen. Es wurden dementsprechende Anträge eingebracht.

Von der Reichswehr. Das Stuttgarter Grenadierbatail­lon trifft am 13. März vom Truppenübungsplatz Mün- singen, wo es Gefechtsschießen veranstaltet hatte, hier wieder ein. Am 15. Mürz begibt sich das Gmünder Ausbildungs- bataillon zum gleichen Zweck auf den Truppenübungsplatz Münsingen. Am 29. und 30. März findet die Rekruten­besichtigung statt und am 31. März kehrt das Bataillon nach Gmünd zurück.

Eilstückgukbeförderung. Die Reichsbahndirektion Stutt­gart hat eine Uebersicht über die Eilstückgutbeförderung von und nach Stuttgart Hbf. in Form eines Anschlags bergestellt und an die größeren Stationen und Güterstellen zur Aus­kunftserteilung und zur Abgabe an Firmen mit stärkerem Cilgutverkehr verteilt. Die Uebersicht enthält die Eilgutoer­bindungen zwischen Stuttgart Hbf. und einer Anzahl wich­tiger Verkehrsplätze Deutschlands unter Angabe der regel­mäßigen Beförderungsdauer. Im Lauf des setzten Jahrs ist durch Einlegung neuer Cilgüterzüge und Einführung durchgehenden Nachtdiensts bei der Eilgüterstelle Stuttgart Hbf., die zugleich Hauptumladestelle für den Eilstückgutver- sand und Empfang von Württemberg ist, die Beförderung der Eilstückgüter wesentlich beschleunigt worden.

Prozeß Becker. Vor dem Großen Schöffengericht Stutt­gart beginnt am Freitag die Verhandlung gegen Bankier Fritz Becker in Stuttgart wegen Bankrotts und Betrugs. Becker hat 1924 verschiedene Industrielle und eine Stutt­garter Bank um mehrere Hunderttausend Mark dadurch geschädigt, daß er ihnen statt Devisen (ausländische Geld­werte) ungedeckte amerikanische Schecks verkaufte^

Vom Tage. In einem Haus der Pfarrstraße in Münster verübte eine 57 I. a. Frau in der Küche ihrer Wohnung durch Einatmen von Gas Selbstmord. Bei Streithändeln brachte abends in einer Wirtschaft in Untertürkheim ein 30 I. a. Eisendreher mit einer Bierflasche einem 48 I. a. Möbel­händler eine erhebliche Kopfverletzung bei. Der Verletzte mußte nach dem Krankenhaus Eßlingen übergeführt werden. Der Täter ist festgenommen.

Stuttgart, 11. März. Osterferien. Die diesjährigen Osterferien an den höheren Schulen dauern vom 1.-19. April.

Unerlaubte Losängebote. Das Bankhaus Albert Bauer in Wien versendet Prospekte, in denen zum Bezug österrei­chischer Baulose aufgefordert wird. Das Polizeipräsidium macht darauf aufmerksam, daß das Angebot nicht statthaft ist und daß auch die Käufer der Lose sich strafbar machen.

Festnahme eines Warenschwindlers. In den letzten Wochen sind in Haushaltungsgeschäften und Flaschnereien in Stuttgart, Cannstatt und Untertürkheim Küchengeräte, insbesondere Gugelhopfformen, erschwindelt worden. Der Betrüger bediente sich der Hilfe eines Kindes, das er auf der Straße ansprach und mit einigen Pfennigen entlohnte. Als Täter ist der 52jährige Händler Adolf Hochstetter von Stutttgari festgenommen worden.

Aus dem Lande

Leonberg, 11. März. Schweres Automobil­unglück. Drei Tote. Ein Pforzheimer Automobil erlitt heute nacht zwischen 12 und 1 Uhr auf der Solitude- Rennstraße an der Kurve bei der Studenberg - Allee einen schweren Unfall. Der Lenker des Wagens hatte sich in der Dunkelheit offenbar im Weg geirrt und fuhr über die Straße hinaus. Das Auto überschlug sich. Drei Insassen, die Me­chaniker Richard Fels und Aab, sowie der Kaufmann Georg Friedrich Beck von Pforzhkeim wurden getötet. Ein vierter Insasse, Konrad Wilhelm, wurde verletzt. Er wollte sich trotz der Verletzungen nach der Solitude schlep­pen, um dort Hilfe zu holen, konnte sie aber nicht mehr er­reichen und wurde heute früh von einem andern Automobil an der Straße angetroffen, das aus der Solitude sofort Hilfe holte. Der Verletzte wurde inzwischen ins Krankenhaus ge­bracht. Eine Kommission der Stuttgarter Polizei begab sich an die Unsallstelle, von der eine photographische Aufnahme gemacht wurde.

Olnhausen OA. Neckarsulm, 11. März. Entgleister Güterwagen. An der Weiche vor dei Einfahrt in den hiesigen Bahnhof entgleiste der beladene Kohlenwagen eines Bedarssgüterzugs. Die Gleise waren 1l4 Stunden gesperrt und die xablreicken Reisenden des um diele Zeit nach Möck-

mühl verkehrenden Zugs Hatten einen unfreiwilligen Düsent- halt. Viele gaben die Reise auf und kehrten nach Hause zurück, da sie in Möckmühl den Anschluß Richtung Heilbronn doch nicht mehr erreicht hätten.

Gundelsheim OA. Neckarsulm, 11. März. Bergrutsch. Ein Teil des in der Nachbarschaft liegenden Hornbergs, auf dem bekanntlich Götz von Berlichingen hauste, setzte sich plötz­lich in Bewegung und rutschte in das darunter gelegene Gipswerk; durch den starken Luftdruck wurden Maschinen verschoben und gewaltige Mengen Gips über den Neckar geblasen.

Vom unteren Neckar, 11. März. Selbstmord. In Bad Rappenau machte ein Schweinehändler seinem Leben durch Erhängen ein Ende.

Tübingen, 11. März. Studentenfürsorge. Das Anwachsen der wirtschaftlichen Not macht sich auch in studen­tischen Kreisen sehr bemerkbar. Die Tübinger Studenten­hilfe hat in dem nun zu Ende gegangenen Wintersemester 120 Studenten mittags und abends regelmäßig einen Frei- üsch gewährt, an 53 Studenten wurden Darlehen im Ge­samtwert von 13 700 Mark gegeben und einer größeren An­zahl von kranken Studierenden konnten Heil- und Er­holungsaufenthalt verschafft werden. Die Gesamtsumme der im vergangenen Semester aufgebrachten Unterstützungen beträgt 35 000 Mark. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen fließen leider auch die größeren Spenden spärlicher. Im Interesse der Erhaltung eines guten akademischen Nach­wuchses ist es daher dringend erwünscht, daß die Studenten­hilfe finanziell tatkräftig unterstützt wird.

Tübingen OA. Rottweil, ll. Mörz. NömischeFunde wurden in hiesiger Gegend in Form von römischen Ziegel­steinen, römischen Gefäßresten mit Verzierungen, gemacht. Die Funde lassen sowohl auf einen Gutshof wie aus eine römische Wegführung in Richtung Rosenfeld-Sulz schließen.

Münsingen, 11. März. Frühjahrsgewitter. Am Mittwoch nachmittag um 2 Uhr zog über die Stadt ein Ge­witter mit Blitz und Donner.

Deffendorf OA. Oberndorf, 11. März. Mäuseplage. Wegen der Ueberhandnahme der Mäuseplage ließ die Ge­meinde bekanntmachen, daß sie sür einen gefangenen Maul­wurf 20 und für eine Wühlmaus 15 Pfg. bezahle. Nach viertägiger Jagd wuiden am ersten Lieserungslag bereits 570 Wühlmäuse und 40 Maulwürfe abgeliefert.

Nusplingen OA. Spaichingen, 11. März. Schenkung. Eine große Freude wurde den Schülern der hiesigen Ober« klasse zuteil, als ihnen von der Firma CH. Weiß in Trossin­gen 70 Mundharmonikas unentgeltlich zur Verfügung ge­stellt wurden. Große und kleine Instrumente dieser Gattung im Zusammenspiel ermöglichen einfachere Harmonien im Umfang von über 4 Oktaven.

Liberach, 11. Mürz. Marktsragen. Hier fand ein« Besprechung von Interessenten über die Frage der Neu­belebung des hiesigen Viehmarkts statt. Das Bestreben geht dahin, den Großmarkt des Oberlands nach Biberach zu be­kommen. Die Besprechung führte indessen zu keiner Ein­heitlichkeit in der Auffassung, doch will die landwirtschaft­liche Organisation gemeinsam mit der Stadt und den Nach­barorganisationen für die Sache tätig sein. Ferner wurde beschlossen, bei der Landwirtschaftskammer wegen der Ein­führung eines Saatgutmarkts vorstellig zu werden.

Mengen. 11. März. Eisenbahndiebstahl. Auf dem hiesigen Bahnhof wurde nachts ein Eisenbahngüter­wagen (Kurswagen) durch Verletzung der Plombe erbrochen. Es wurde ein in dem Wagen befindliches Paket aufgerissen und mehrerer Päckchen Rauchtabak beraubt. Der Täter konnte noch nicht ermittelt werden.

Settenacker in Hohenz., 11. März. Schwerer Ver­lust. Die Pferde des Marius Hanner scheuten an einem scharf um die Straßenbiegung fahrenden Motorradfahrer. Die Pferde gingen durch und rannten an die Ecke eines Hauses. Ein wertvolles Mhriges Tier mußte sofort not- gesckstachtet werden.

»

Abzeichen für Taube und Blinde. Das bayerische Innen­ministerium hat bereits im Sommer 1920 auf die Einfüh­rung eines Abzeichens für Schwerhörige hingewiesen mit dem Zweck, diesen im öffentlichen Verkehr die ihrem Leiden entsprechende Rücksichtnahme zu sichern. Das Abzeichen (3 schwarze Punkte auf gelbem Grund) sollte je nach Wunsch der Schwerhörigen als Nadel, Brosche oder Armbinde ge­tragen werden. Neuerdinas haben nun die aroßen Blinden-

Alfred empfand herzliches Mitleid mit dem trostlosen Mädchen, es tat ihm weh, sie so verzweifelt zu sehen. Er stand am Bett der Kranken, die furchbar blaß aussah. blaß wie der Tod. Das konnte freilich von der grünlichen Be­leuchtung herrllhren, Alfred vermochte es nicht zu unter­scheiden. Die Kranke hatte die Augen geschlossen und lag da, ohne sich zu rühren. Olly schluchzte heftiger.

Der junge Mann versuchte, tröstend auf sie einzusprechen:

Beruhigen Sie sich doch, es kann ja alles wieder gut werden!"

Sie schüttelte den Kopf.

Nein, nein! Der Arzt sagte doch, die Mutter müsse ster­ben! Ach, was fange ich an!"-

Da schlug die Mutter die Augen aus und sagte leise, in­dem sie Alf eds Hand ergriff:

Verlassen Sie mein armes Kind nicht, wenn ich nicht mehr bin!"

Nein, ich verspreche es Ihnen!" versicherte Alfred rasch, um sie zu beruhigen.

Die Kranke lag wieder still, ohne sich zu rühren, und Olly flehte:Ach bitte, bleiben Sie hier, ich fürchte mich so ganz allein!"

Das versteht sich von selbst," entgegnete der junge Mann ruhig.Ich will nur meinen Schwager holen, er ist doch ein tüchtiger Arzt!"

Aber Olly unklammerte in jäher Angst seinen Arm und jammerte:Gehen Sie nicht fort! Ich fürchte mich! Ich war ja schon bei einem andern Arzt!"

Alfred überlegte. Wenn er jetzt vor das Mädchen hin- tral und sagte:Ich will dich nicht verlassen, ich will dich beschützen, gib mir deine Hand!"-

Er kämpfte mit dem Entschluß. Liebe konnte er ihr frei­lich nicht geben, die hatte eine andere mitgenommen für alle Zeit. Sein Herz würde leer bleiben, würde nie mehr für eine andre schlagen.

Das wußte er.

e--.. ^ dem zufrieden war, was er ihr noch

gebn konnte, wenn sie nur den Beschützer, den guten Kame­raden in ihm sehen wollte, dann wollte er ihr die schützende Hand reichen und sie geleiten durchs Leben. Dann hätte er selbst auch wieder einen Lebenszweck.

es nicht ganz gleichgültig, was die Zukunft ihm noch brachte? Auf Glück hoffte er nicht mehr. Das war zerbrochen, zerschellt von einem grausamen Schicksal! So tat ec vielleicht ein gutes Werk, und gab einer Sterbenden die Beruhigung mit au? den Weg, daß ihr Kind einen Be­schützer gefunden.

Freilich, der Entschluß wurde ihm nicht leicht. Aber was büßte er ein, wenn er Olly die Hand reichte? Er nahm sich vor, ganz offen mit ihr zu sprechen, ohne Rückhalt, seine schwere Enttäuschung einzugestehen. Denn Klarheit mußte herrschen zwischen ihnen. Die Entscheidung wollte er dann ihr selbst überlassen, mochte sie ausfallen, wie sie wollte. Das Ergebnis war ihm gleich.

Er fing an zu erzählen von der Geschichte seiner heißen Liebe und deren traurigem Ende, und fuhr sott:Liebe kann ich Ihnen nicht bieten, Fräulein Olly, aber wenn Sie mit mir als Ihren guten Kameraden vorlieb nehmen wol­len, dann biete ich Ihnen meine Hand an! Ich habe den ehrlichen Willen, Ihnen ein guter Gatte zu werden. Sind Sie damit zufrieden, so schlagen Sie ein."

Mit tausend Freuden!" flüsterte Olly und legte ihre Hand in seine ausgestreckte Rechte.

Es war eine seltsame Brautwerbung. Kein Kuß wurde getauscht. Ruhig, fast geschäftsmäßig besprach Alfred die nächste Zukunft. Mit der Hochzeit wollten sie nicht lange warten, denn das hätte keinen Zweck. Anschaffungen soll­ten vorläufig nicht gemacht werden, alles sollte bleiben, wie bisher. Nur sollte die Mutter, falls sie am Leben blieb, Alfreds Zimmer bekommen, und das junge Paar die Räu­me beziehen, die bisher Mutter und Tochter inne hatten. So brauchte man wenig Aenderung. Nur Olly konnte nicht beim Theater bleiben. Diese Bedingung stellte Alfred so- gleiu).

(Fortsetzung folgt.)