unberührt.
Skize von Fritz Müller- Partenkirchen.
Es war die alte Geschichte: der Wertvollste mutz sterben.
L'.uno Stroll war wirklich der wertvollste von uns ", lüden. Wo wir am Rande waren mit unserem Latein, i ng er zu funkeln an. Zu funkeln und zu brennen. Wie oft haben wir uns gewärmt an seinem Feuer und die nehmenden Häiüie darüber gehalten. Auch in jenem Winter noch, als er sterben mutzte. Denn er sprühte bis zuletzt von ':oben. Wir haben keinen wieder gesehen, der dem Leben so gut war wie der Bruno Stroll. Dem Leben in jeder Form, auch in der schmerzhaften. Bis zu dem Tage, da ihm der Medizinmann unter uns Freunden offen sagte:
„Stroll, lieber Stroll, du hast mir leider das Versprechen abgenommen, dir schonungslos die platte Wahrheit zu sagen. Du hast die Darmtuberkulos« —"
„Unheilbar, nicht?" hatte Stroll darauf erwidert.
Und unser Medizinmann gab sich einen Ruck und sagte interessiert:
„Was hast du doch für einen feinen Nietzschekopf dort an der Wand, mein lieber Stroll. Darf ich ihn herunternehmen?"
Und dann hatten sie beide den Nietzschekopf studiert.
„Der Prediger des Lebens," sagte der junge Doktor.
„Aber nicht des Lebens um jeden Preis," gab Stroll zur Antwort.
„Wer weih, wer weih. Er hat es selbst um den Preis der geistigen Umnachtung noch gelebt."
„Hm," sagte Stroll, und hing das Bildnis schweigend wieder an die Wand.
Ein paar Tage drauf lag er im Hospital. Die Schmerzen kamen und gingen wie die Wolken am Himmel. Die dunkelste Wolke hat noch einen Rand von Silber. Und das kleine freie Himmelstück, um das die Wolken drängen, ist von einem schöner» Blau, als der ganze unbedeckte Himmel jemals war. Freund Stroll blieb von einer tiefen Lebensfreude erfüllt in den schmerzfreien Stunden. Die wurden freilich immer schmaler.
Einmal aber zogen sich die Wolken noch über das letzte Blaustück seines Himmels. Ich satz an seinem Bettrand.
„Willst du mir noch etwas Liebes tun?" fragte er, als ich mich erhob» um fortzugehen.
„Natürlich, Stroll. Was ist es denn?"
„Zyankali," lagte' er einfach.' Und es verzog ihm den Mund vor Schmerzen dabei. Ich erschrak, und hob schon an zu einer Predigt. Man kennt sie ja, die Predigt. Aber er sah es und sagte:
„Keine langen Reden, gelt? Ich habe nicht mehr so arg viel Zeit, sie anzuhören, weißt du. Nur „ja" oder „nein", nicht wahr?"
„Nein," sagte ich tiefaufatmend und ging.
Ich wurde eine Woche lang nicht mehr froh darauf. Dann traf ich unfern Doktorfreund. Er war auch bei Stroll gewesen.
„Hat er dich auch darum gebeten?" fragte ich ihn zwischen zwei gleichgültigen Sätzen.
„Um was?" sagte er. Aber er war zusammengefahren.
„Du hast's ihm also doch gegeben?"
Sein Gesicht bekam einen gequälten Ausdruck.
„Konnte ich anders?" fuhr er auf „Da lag er in dem Einzelzimmer, das sie für Sterbende hergerichtet hatten im Hospitai. Und er wußte das. Er spürte, daß sie seinen Sterbetag, seine Sterbestunde jetzt berechnen konnten. Ganz genau. All das sah er durch seine Schmerzen durch, die nicht mehr wichen. Und auf seiner Stirne lag noch ein letzter matter Schimmer seiner alten Lebensfreude, während der Körper von unten her langsam starb. Stück für Stück. »Kannst du deinen Freund so leiden lassen?' fragte er. Mach ein Ende,' fuhr er fort, ,oder besser, gib mir die Waffe in die Hand, es selbst zu tun.' Natürlich sagte ich: ,Jch darf es nicht. Sieh, wenn ich so daläge, so wie du jetzt, und ich bäte dich darum, was würdest du mir sagen?' — ,Ja, würde ich sagen, denn du bist mein Freund,' gab er zur Antwort. Und da — und da — da gab ich es ihm."
„Das Gift?"
„Ja, das Gift. Er hat es in die hohle Stange eingelegt, die am Rande seiner Bettstatt ausläuft, und von der er den abschließenden Knopf abgedreht hat, weißt du. Da liegt es jetzt drin —"
„Noch?"
„Ich weiß es nicht. Es war vor einer Woche."
„Hast du daran gedacht, datz du dich selbst dabei aufs Spiel setzest?"
„Es ist gutes Wetter heute. Wie ist's mit einem Spaziergang vor die Stadt hinaus?" gab er zur Antwort, „willst du ihn besuchen?"
«Ja," sagte ich, Hmd war ein wenig beschämt dein Freunde gegenüber.- ' ^ - -
Diesen Besuch werde ich nie vergessen. Wie ich da an seinem Bette faß, und er trotz seiner Schmerzen doch ein heiteres Gesicht erzwang, froh und leicht schien trotz der> Qualen, wie meine Augen immer und immer wieder aufi der hohlen Stange hängen blieben, in deren Höhlung die weißen Stücke lagen, wie er plötzlich einen starken Echmerz- anfall zu überwinden hatte und die hohle Stange umklammerte, worauf er wieder wunderbar beruhigt schien, wie er am Ende leise, fast zärtlich über diese Stange strich und mir ein fröhliches Adieu bot — all das werde ich nie vergessen.
Und dann weiß ich noch, wie wir — seine Freunde —« jeden Tag die Cterbespalte in der Zeitung mit einem leich- ten Zittern überflogen. E r stand nicht darin. Ein Sonntag nach dem andern kam ins Land. Die Aerzte im Spitals schüttelten die Köpfe — er lebte jetzt schon zweimal so lange als sie vorausgesehen hatten. Der Zerfall des Körpers schien aufgehalten durch eine magische Kraft.
Der ganze Herbst ging vorüber. Der Winter fing schon an. sich weiß auszuschütteln über dem Land — da war es an einem Sonntag vor Weihnachten, daß unser Doktorfreund mit einem Telegramm in der Hand in meine Wohnung kam. Stroll war gestorben.
„Sanft," sagte man uns im Spital. Und es war keine Phrase. Er war wirklich eingeschlafen. Sie hatten ihn schon fortgetragen, hinüber in das kleine Häuslein, wo es nach verwelkten Kränzen roch.
„Herr Kollege," sagte da mein Freund zu einem Anstaltsarzt, „wir möchten noch einmal vor dem Bette stehen» wo er so lang gelitten hat, wo wir bei ihm saßen..."
„Gewiß, gewiß," sagte zerstreut der Anstaltsarzt, „dort, bitte, Nummer hundert Sie wissen ja den Weg. Mich entschuldigen Sie für einen Augenblick — ich werde gerufen."
Wir standen still vor dem leeren Bett. Dann ging mein Freund mit einer entschlossenen Bewegung an das Kopfende, schraubte eine metallene Kapsel an der hohlen Stange los, fuhr mit dem Zeigefinger in die Höhlung, fühlte zögernd, atmete auf und brachte zwei weiße Stücklein hervor...
„Unberührt," sagte er.
Für die SchrlstleUung »er-mtwortUch: Otto Teltmann. Tolw.
Druck und Verlag der il. Oelschliger'schen Buckdruckerei. Lai».
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