Neue Nachrichten

Beratungen in Berlin

Berlin, 2. Okt. Vor der Abreise der deutschen Abordnung nach Locarno fanden im Reichskabinett noch Beratungen über die Sicherheitskonferenz, den deutsch-russischen Handels­vertrag und andere wichtige Angelegenheiten statt. Die Vor­vertrag und andere wichtige Angelegenheiten statt. Dr. Stresemann hatte gestern abend und heute nachmittag lange Unterredungen mit dem russischen Volkskommissar T s ch i t s ch e r i n.

Die Staats- und Ministerpräsidenten der Staaten hielten mit den Finanzministern eine Beratung über Sparmaß­nahmen.

Die Innenminister der Länder sind mit dem Reichsinnen­minister Dr. Schiele zu einer Beratung über die Gestal­tung der Polizei und über den Preisabbau zusammengetreten. Die Schutzpolizei soll bekanntlich nach den Forderungen des Botschafterrats wesentlich vermindert und anders ein­geordnet werden.

Der Staatssekretär im preußischen Ministerium des In­nern, M e i st e r, soll infolge Meinungsverschiedenheiten mit dem Minister Severing aus dem Ministerium ausgeschieden und einen Verwaltungsposten in der Provinz übernehmen.

Die Grundfrage der Preissenkung

Berlin, 2. Okt. In einer Besprechung der Vertreter des Stüdtetags, des Landgemeindetags, der Girozentralen usm mit dem Reichskanzler erklärten sich die Vertreter bereit, ihren Verbänden die Herabsetzung des Zinsfußes bei Dar­lehen aus öffentlichen Geldern zu empfehlen. Die Maßregel werde jedoch erst wirksam sein, wenn auch die Priatbanken ihren Zinsfuß herabsetzen und dafür sorgen, daß die Ver­billigung des Geldes auch tatsächlich der Wirtschaft zugute komme.

Zustimmung des Reichskabinekks zum deutsch-russischen Handelsvertrag

Berlin, 2. Okt. Zur Unterzeichnung des deutsch-russischen Vertragswertes hat das Reichskabinett in seiner gestrigen Abendsitzung die grundsätzliche Zustimmung erteilt. Halb­amtlich wird niitgeteilt: Wenn auch einige Teile des Ver­trags noch keine auf die Dauer befriedigende Lösung der bestehenden Schwierigkeiten bringen, so stellt die auf breiter Rechtsgrundlage geschaffene umfassende Regelung der beider­seitigen Beziehungen doch gegenüber den bisher ungeregelten Zuständen einen unverkennbaren Fortschritt dar. Darüber hinaus kann der Vertragsentwurf als wertvoller Ausgangs­punkt für w e itere wirtschaftliche Abmachungen betrachtet werden, sobald genügend Erfahrungen über seine praktische Auswirkung vorliegen. Die Tragweite des Vertragswerks ist umso größer, als Deutschland das erste Land ist, das eine so umfassende Regelung mit der Sowjetregierung trifft. Das Vertragswerk wird ein Mittel sein, die freundschaftlichen Beziehungen beider Länder auszugestalten und in gemein­schaftlicher Arbeit den beiderseitigen Wiederaufbau zu för­dern.

Die Beamkengehallserhöhuna abgelehnk

Berlin, 2. Okt. In der gestrigen Besprechung erklärte der Reichsfinanzminister den Vertretern der Beamtenverbände unter ausführlicher Darlegung der Wirtschafts- und Finanz­lage des Reichs, eine Erhöhung der Bezüge würde voraus­sichtlich ein Steigen der Preise zur Folge haben, die Beamten würden also keine Besserung der Lebenshaltung erreichen. Reichsbankdirektor Dr. Schacht habe ihn (den Reichssinanz- minister) ersucht, die Beamten auf den Ernst der Wirtschafts­lage hinzuweisen; vom Standpunkt des Reichsbankdirekto­riums würde die Gehaltserhöhung geradezu als ein Unglück angesehen werden müssen. Die Reichsregierung könne daher in Uebereinstimmung mit der Mehrheit der Regierungen der deutschen Staaten eine Gehaltserhöhung nicht verant­worten.

Lohnbewegung in Berlin

Berlin, 2. Okt. Der Magistrat Berlin hat die von den städtischen Arbeitern verlangte Lohnerhöhung abgslshnt.

Die Fernsprecherfabrik Mix u. Genest hat wegen eines Teilstreiks 2500 Arbeiter ausgesperrt/

Mac Donald gegen Versailler und Sicherheilsverkrag

London, 2. Okt. In einer Versammlung der Arbeiter­partei in Liverpool sagte Mac Donald, wenn die Arbeiter­partei wieder ans Ruder käme, würde sie einen Ausschuß einsetzen zur Prüfung, wie der Dawesplan auf die englische Industrie wirkt. Sie würde ferner den fürchterlichen Ver­sailler Vertrag, der fast so schlimm sei wie der Krieg, ändern, wenn es möglich sei. Die Arbeiterpartei seigegenden Sicherheitsvertrag. Sollte er abgeschlossen werden, so werde, sobald der Inhalt bekannt sei, eine internationale

Die Referendarin.

Roman von Carl Busse.

(Nachdruck verboten.!

' Und nun ging Peter fort. Es war nicht inehr zu an- dern. Sogar in der Zeitung stand es.

Fort. . . fort.. . fort", sagte sie vor sich hin.

Und Jahre würden gehen ... sie würde dreißig, vier­zig, fünfzig Jahr alt werden, vielleicht sechzig, vielleicht siebzig und in dieser ganzen ungeheuren Zeit würde sie ihn nie mehr sehen, nie mehr sprechen, nie mehr küssen. Leben und sterben würde sie ohne ihn!

Da erlosch das letzte Hoffnungsfünkchen, das sich bis jetzt gequält hatte, und es wurde dunkel in ihr, und ihr Herz schrie.

Es war ja unmöglich ... und sollte sie tausend Meilen laufen, sie mußte ihn noch einmal sehen! p Sie wußte kaum, was sie tat. (H° trieb sie vorwärts.

Sie setzte den Hut auf, hastig, ohne in den Spiegel zu sehen. Sie stach sich mit der Nadel, die ihn halten sollte. Sie zog die Handschuhe nicht an, sie nahm sie lose in die Hand.

s So lief sie hinaus in den Regen.

, unermüdlich floß er nieder. Sie achtete es nicht. Sie hatte keinen Schirm mit sie vermißte es nicht. In der Krempe ihres Hutes sammelte sich das Wasser. Naß sprühte es in ihr Gesicht, i. Weiter weiter

Da war die Rüdigerstraße. Leer, ausgestorben selbst die Hunde jagte man bei dem Wetter nicht hinaus.

> Und da war sein Haus, da wohnte er.

' Ohne Besinnen, wie von einer fremden Macht getrie­ben, trat sie über die Schwelle, stieg die Treppen empor, las feine Visitenkarte. . > ,

sozialistische Konferenz einberusen, uni Nie DereiWärungen zu erwägen. Schade, daß Mac Donald in den 10 Monaten, da er britischer Erstminister war, nicht die Gelegenheit er- isfen hat, denfürchterlichen" Vertrag von Versailles zu dern. Er hat vielmehr mit Herriot das ebenso sürchter- he Genfer Protokoll zusammengebastelt. Wenn Mac Donald - zwischen so stark umgelernt haben sollte, so könnte Deutsch- d- id seiner zweiten Minillerschaft mit Vergnügen entgegen­setzen.

Reichskagspräsident Lobe bei der interparlamentarischen Union

Washington, 2. Okt. In der Eröffnungssitzung der Kon­ferenz der interparlamentarischen Union sprach Reichstags- Präsident L ö b e zur politischen Weltlage. Er hob die Haupt­verdienste des Dawesplans hervor. Dieser habe die Diktatur der Gewalt und der Sanktionen durch ein Abkommen Gleich­berechtigter ersetzt, die Währung festigen helfen und der deutschen Wirtschaft eine neue Grundlage gegeben. Damit sei auch Deutschlands Gläubigern gedient. Dawes und seinen Mitarbeitern gebühre Dank, den er als erster deutscher Redner auf der Tagung diesen Männern aussprechen wolle. Löbe wies auf eine Reihe mit Deutschland geschlossener Schiedsverträge, sowie auf die gegenwärtigen Sicherheits­verhandlungen hin. Er hob das tapfere Eintreten Coolidges in der Abrüstungsfrage hervor. Der Erfolg sei bisher un­genügend, weil Europa nicht allgemein fortschrittliche Ueber- lieferungen habe. Coolidge möge aber nicht verzagen, son­dern seine Bestrebungen fortsetzen. Deutschland habe ab­gerüstet und es erwarte jetzt die allgemeine Abrüstung, wie sie in den Verträgen vorgesehen sei. Neben der Verringe­rung der Kriegsmittel sei auch ein Abbau des Kriegswillens möglich. Deutschland könne seine schweren Lasten nur tra­gen, wenn die Welt ihm die Entfaltung seiner wirtschaftlichen und industriellen Kräfte gewähre und dem Austausch seiner Erzeugnisse keine Hindernisse in den Weg lege. Die große Frage sei die Uebertragung der deutschen Arbeitsleistung auf andere Nationen ohne Störung des wirtschaftlichen Gleichgewichts. Amerika dürfe eine Verschiebung der wirt­schaftlichen Kräfte zwischen den beiden Kontinenten, wie sie seit 1914 vor sich ging, nicht übersehen. Von 1914 bis 1924 sei Europa in Stillstand gekommen, während Amerikas Erzeugung weiter gewaltig anwuchs. Amerika nehme jetzt in der Technik und in der Organisation den ersten Platz ein. Europa habe wenig Aussicht, Amerika wieder einzuholen. Daraus erwachsen aber für Amerika auch Pflichten. Mögen die Söhne der größten Republik der Erde empfinden, daß es zwischen den einzelnen Staaten und ihren Bürgern nicht nur gewaltsame militärische, sondern auch wirtschaftliche, finan­zielle und soziale Sklaverei und Unfreiheit gibt. Möge es die Pflicht zur Solidarität der Kulturnationen fühlen, die auch diese Sklaverei beseitigt. Löbes Rede wurde von der Versammlung beifällig ausgenommen und in verschiedene Sprachen übertragen.

Der Krieg in Marokko

Paris, 2. Okt. Nach einer amtlichen Meldung sollen die Franzosen im Gebiet von Kifan 10 bis 15 Kilometer vor­gerückt sein. Der Vormarsch wurde darauf vorerst eingestellt: die Truppen legen Verschanzungen an.

Die spanischen Truppen haben die vor Ajdir gelegene Kabylenstellung von Adrar-Seddun besetzt. Bei der Beschie­ßung sollen mehrere Häuser in Ajdir, darunter dasjenige Abd el Krims in Brand geschossen worden sein.

Württemberg

Stuttgart, 2. Okt. Vom Rathaus. Der Gemeinderat bewilligte für Unterkunftsstellen für Obdachlose im Bürger- Hospital, in der Mönchhaldenstraße, in Berg (Poststr. 41) und in einem Lagerhaus in Obertürkheim 590 000 -R und genehmigte die Mehrkosten für die Neubauten des Fürsorge- Heims und des Kinderheims in der Birkenwaldstraße im Betrag von 110 000 -R, ebenso die Mehrkosten für das Alters­heim in Berg im Betrag von 1240 000 Der Antrag, die Schulgelder um 20 bis 25 v. H. zu erhöhen, wurde mit einer Stimme Mehrheit angenommen. Durch die vom Land­tag beschlossene Neuverteilung der Schullasten entgeht der Großstadt Stuttgart an Staatszuschuß ein Betrag von zwei Millionen Mark.

Für alle Grundstücksveräußerungen, die nach dem 3t. De­zember 1918 erfolgt sind, soll Wertzuwachssteuer erhoben werden.

Versammlung. Der Landesverband der Deutschen Ge- Werkschaft der Finanzbeamten hielt gestern in Stuttgart eine Versammlung für Berufsfragen. Die aus Berlin eintrefsinde Nachricht von der Ablehnung der Gehaltserhöhung rief in der Versammlung große Enttäuschung hervor.

Er ist also noch da", dachte sie.Er ist noch nicht fort."

Sie klopfte. Einmal zweimal.

Satan begann drinnen zu knurren. Dem Knurren folgte ein kurzes Gebell.

Und dann tönten Schritte.Ruhig!" hörte sie Peter sagen. Er kam aus der Stube nebenan. Jetzt machte er die Tür auf.

Als er sie sah, erschrak er. Sein Gesicht färbte sich. Er wich langsam zwei Schritte zurück.

Du?" sprach er fassungslos.

Die Dogge war auf sie zugesprungen, wedelte mit der Nute, leckte ihr die Hand. Sie konnte sich der Liebkosun­gen kaum erwehren.

Ich", antwortete sie. Sie stand auf der Schwelle. Sie zog die Tür hinter sich zu.

Mühsam bewahrte er seine Fassung. Er schwieg mi­nutenlang. Dann sammelte sich ein fester Ernst auf sei­nem Gesicht.

Er trat ihr, die ihre Augen nicht von ihm ließ, näher, er nahm ihre regenfeuchte Hand.

Ju", sprach er fest,was du mir auch sagen willst du darfst nicht hier sein. Ich Hab' so schon viel Schuld dir gegenüber warum soll durch mich auch dein Ruf noch gefährdet werden? Hast du gar nicht daran gedacht?"

Das Wasser rann ihr von Hut und Kleidern. Sie hatte den Rock schleifen lassen. Er war über und über bespritzt und der Saum schmutzig. So stand sie in dem kleinen Schlafzimmer.

Sie entzog ihm die Hand. Mit dem halben Arm fuhr sie sich über die Stirn.

An was soll man alles denken", sagte sie.Ich Hab' nur an dich gedacht. Ich Hab' nur gedacht, daß du jetzt für immer von hier... von mir fortaehst."

Ein Messerstecher. Der 22jährige Hilfsarbeiter Wilhelm ^ Ruteshenn OA. Leonberg gehört zu denen die

vom Alkohol in wahre Wut versetzt werden, die aber trotz­dem immer wieder zum Alkohol zurückkehren. Am 9. Mai Richtfest imRößle" in Zuffenhausen, wo es namlich 5 Glas Bier und ein Vesper gab. Mann trank auch ^och und kam mit den Kameraden in Streit drobte

mit Niederstechen, Erschießen usw. Er wurde an die Luft gesetzt, worauf er sich insLamm" begab. Dort saß aucb der 2chahrige Bahnbeamte Ernst Scharr von Degerloch, der sich aber bald enfernte. Auch Mann verließ die Wirtschaft und versetzte auf der Straße dem Scharr, ohne daß ein Wort zwischen beiden gewechselt wurde, einen Stich mit dem Taschenmesser in den Kopf, daß die Klinge bis ans Heft in der Stirnhöhle stak und erst im Spital in Stuttgart ent- ernt werden konnte. Die ärztlichen Sachverständigen mein­ten in der Verhandlung vor dem Schwurgericht, es sei nickt unmöglich, daß Mann sich bei der Tat in einem Zustand befunden habe, der die freie Willensbestimmung ausschloß. Das Gericht sprach ihn frei. Der Staatsanwalt batte 10 Monate Gefängnis beantragt.

Vom Tage. In einem Haus der Augustenstraße hat sich ein 56 Jahrs alter Kaufmann erhängt. Durch mangel­haften Verschluß des Gashabnens erlitt ein älteres Ehepaar in Gablenberg im Schlaf eine Gasvergiftung. Die bereits bewußtlosen Leute konnten mit dem Sauerstoffapparat ge­rettet werden.

Aus dem Lande

Eßlingen, 2. Okt. Ueberfahren. Der 45 Jahrs glte verheiratete Eisenbahnarbeiter Christian Krohmec von Linsenhofen wurde von einem aus der Richtung Obereßlingen kommenden Personenzug erfaßt und getötet. Ohne ersicht­lichen Grund hatte er im letzten Augenblick trotz der recht­zeitig erfolgten Warnungszeichen die Gleisanlage betreten.

Ludwigsburg, 2. Okt. Todestag. Am heutigen Todes­tag des Königs Wilhelm II. wurden prachtvolle Kränze von militärischen Abordnungen und Privatpersonen am Grab des Königs nieder gelegt.

Heilbronn, 2. Okt. Gasfernversorgung. Dis Ver­handlungen mit Großgartach über den Anschluß an das Gas­werk Heilbronn haben zu einem Ergebnis geführt. Der Ver­trag ist bereits beiderseitig unterzeichnet. Verhandlungen mit weiteren Gemeinden sind im Gang.

Gerabronn, 2. Okt. Vesitzwechsel. Landwirt Georg Maß von hier verkaufte sein Anwesen, sowie eine Feldscheuer mit lebendem und totem Inventar, nebst 22 Morgen Güter an Landwirt Müller von Schrozberg um den Preis von 21 000 -ll. Die Uebergabe erfolgte sofort.

Göppingen, 2. Okt. In der Fremde ermordet. Malermeister Johann B e ck hat aus Detroit-Michigan (Ame­rika) die Nachricht erhalten, daß dort sein Sohn Emil meuch­lings überfallen und ermordet worden sei. Der Ermordete war Werkzeugschlosser und im Jahr 1923 nach Amerika aus­gewandert, um in den Ford-Fabriken eine bessere Ausbildung 'im Autobau zu erhalten, so daß er später in der Lage gewesen wäre, eine eigene Reparaturwerkstätte in Deutschland zu errichten.

Wannweil, OA. Reutlingen, 2. Okt. Junge Diebe. Ins Amtsgericht Reutlingen wurden zwei junge Arbeiter aus dem Oberamt Laupheim eingeliefert, die im Gasthof zum Hirsch zwei englischen Monteuren 92 Mk. deutsches und englisches Geld, eine Taschenlampe, Schokolade und Ziga­retten gestohlen hatten.

Böblingen. 2. Okt. Schadenfeuer. Im Anwesen des Wagners Rommel brach, vermutlich durch Kurzschluß, in der Frühe ein Brand aus, der aber rechtzeitig gelöscht werden konnte. Die Einrichtuigen konnten größtenteils gerettet werden.

herrenbera, 2. Okt. Gauner st ückchen. In Altingen ließ ein Fremder in einem Laden ein Zehnmarkstück wechseln, während indessen anscheinend seine Frau und ein Sohn mit zwei Fahrrädern draußen warteten. Als der Ladeninhaber das Geld auf den Tisch gezählt hatte, ergriff der Fremde rasch die zehn Mark samt dem Schein, sprang hinaus und fuhr mit den beiden davon.

Schramberg, 2. Okt. Selbstmordversuch. Eine "Rührige Fabrikarbeiterin machte aus Aerger über einen i-r im Betrieb erteilten Verweis einen Selbstmordversuch, indem sie etwa 50 Gramm eines ihr zur Verarbeitung über­gebenen Benzolpräparats trank. Da sie kurz nach der Tat c'ner Magenausspülung unterzogen wurde, hatte der un­überlegte Streich außer einer stark berauschenden Augen­blickswirkung keine weiteren Folgen.

Und deshalb bist du bis hierher gekommen."

Es war keine Frage; es war eine Gewißheit, die ihn stark berührte.

Alle Worte, die F reden wollte, wurden ihm schal und leer. Er nahm die Hand, die sie ihm entzogen hatte, wie­der und drückte und streichelte sie scheu. Abbitte, Scham, Dank zugleich.

Sie fühlte es alles: seine Wärme, seine Verlegenheit, seine Zurückhaltung. Aber in der Furcht, das schwere, beklemmende Schweigen könne sich auch jetzt zwischen sie schieben wie das letzte Mal, sagte sie:Ich bin hier. Ich Null gar nichts mit dir reden. Weil du doch nun fort­gehst." . .

Und während sie die Worte sprach, sing sie an zu zit­tern. Sie verstand es plötzlich, wo sie es halb erklären wollte, doch selber nicht, weshalb sie hier war.

Ganz naß bin ich", sagte sie mit wirrem, mühsamem Lächeln und strich sich mit der freien Hand über die feuch­ten Kleider. Diese Hand gab sie ihm dann auch noch: Fühl' nur!"

Nun hielt er sie an beiden Händen.

Es will ja gar nicht aufhören". erwiderte er und

meinte den Regen. .

Sie hatte sich halb umgesehen. Sie bemerkte letzt erst, daß sie in seinem Schlafzimmer stand. Mehr und mehr ergriff sie eine starke Verwirrung und Ratlosigkeit.

Und mit zuckenden Lippen murmelte sie:Verzech, ich weiß selber nicht ... ich war ja ganz wirr. Es steht doch jetzt in der Zeitung. Und das Katzenluischen war auch bei mir . .. urw ..." ^ .

Sie stockte. Sie schlug die Augn nicht mehr auf.

Ich will ... jetzt gehen!" . .

Er zog sie heran an den beiden Händen. Es war, o,-- Wcllte er sie in die Arme nehmen und küssen ... zu cui.'m Abschied fürs ganze Leben. Ein kurzes Zögern.