allem ln Europa. So steht es fest, baß er kn ständiger Fütz- lung mit diplomatisch sehr unterrichteten Kreisen von Lon­don, Paris, Madrid, Rom, Moskau und anderer Staaten, Angora nicht zu vergessen, steht. Ja, er scheint sogar einen regelrechten Vertrag mit einem der großen Internationalen Nachrichtenbüros abgeschlossen zu haben, denn er ist immer im Besitz der allerneuesten Nachrichten. Die spanische Re­gierung bedient sich bei Verhandlungen wegen Rückkaufs der Gefangenen oder in anderen Angelegenheiten stets des spa­nischen Millionärs Echevarrieta, der auf ihm bekannten Pfaden ins Hauptquartier des Rifsultans gelangt. Im inter­nationalen Tanger, in dem aber die Franzosen die Haupt­rolle spielen, unterhält Abd el Krim eine geheime Gesandt­schaft. Außerdem ist er im Besitz neuzeitlicher Funkentele­graphenanlagen. Italienische Zeitungsberichterstatter, die sich bei ihm aufhielten, wurden bei der Abreise von Abd el Krim gebeten, einen Brief an Mussolini zu besorgen, mit der Be­merkung, daß derselbe Brief gleichzeitig durch seine Mittels­personen befördert wurde. Die Italiener kehrten auf dem kürzesten Weg nach Rom zurück, mußten dort aber zu ihrer Ueberraschung erfahren, daß der andere Brief bereits 36 Stunden im Besitz Mussolinis war.

Die Slreikgefahr in England

London, 30. Juli. Die Bergwerksbesitzer haben einen letz­ten Vergleichsvorschlag gemacht, indem sie sich zu einem Mindestlohn bereit erklären, der in den verschiedenen Be­zirken verschieden sein soll, außerdem wollen sie im August einen Teil des Gewinns den Arbeitern überlassen. Die Arbeitervertreter haben den Vorschlag abgelehnt. Die Re­gierung trifft Vorsorge zur Beschaffung der nötigen Kohle, da der Anschluß der Transportarbeiter an den etwaigen Bergarbeiterstreik nicht unwahrscheinlich ist.

Erstminister Baldwin verhandelte gestern 14 Stunden ohne Unterbrechung mit den streitenden Parteien. Die Be­sprechungen wurden heute vormittag 10 Uhr fortgesetzt.

In Wales kam es zu Kämpfen zwischen Streikenden und den arbeitswilligen Grubenarbeitern und Beamten .

Deutscher Reichstag

Die Einkommensteuer Handgemenge im Reichstag

Berlin, 30. Juli.

106. Sitzung. Schluß. Präsident Löbe teilt mit, daß von den Regierungsparteien ein handschriftlicher Antrag eingegangen sei, der eine andere Fassung des Kompromiß­antrags zum Paragraphen 70 vorsieht.

Danach bleiben für die Ehefrau und für jedes minder­jährige Kind je 10 Prozent des Arbeitslohns, der über das Existenzminimum hinausgeht, vom Steuerabzug frei. Es bleiben steuerfrei für die Ehefrau 120 Mark, für das erste Kind 120 Mark, für das zweite Kind 240, für das dritte Kind 420 Mark, für das vierte und jedes folgende Kind je 600 Mark jährlich, wenn der nach Ziffer 15 insgesamt steuerfrei bleibende Betrag höher ist als der nach Ziffer 1 insgesamt steuerfrei bleibende Betrag.

Die Paragraphen 51 und 53 werden nach der Ausschuß­vorlage angenommen, ebenso Paragraph 54, der für die Einkommensteuer folgenden Tarif festsetzt: Bis 3000 Mark Einkommen 10 Prozent, für die weiter angefangenen oder vollen 4000 Mark 12,5 Prozent, für die weiteren 4000 Mark 15 Prozent, die weiteren 4000 Mark 20 Prozent, die weiteren 8000 Mark 25 Prozent, die weiteren 18 000- Mark 30 Pro­zent, die weiteren 34 000 Mark 35 Prozent «nd für die wei­teren Beträge des Einkommens 40 Prozent.

Darauf wird der neue Kompromißantrag zur Lohnsteuer angenommen, der u. a. vorsieht, daß die Mindestsätze für die Ehefrau und Kinder gelten, wenn sie zusammen einen höheren steuerfreien Betrag ergeben als bei dem Abzug nach Prozenten. Verschiedene Gegenanträge der Opposition werden abgelehnt.

Bei dem Kapitel Veranlagung zur Kirchensteuer verlangt Aba. Vierath (Komm.), daß die Kirchengläu­bigen ihre Pfaffen selber bezahlen. Das Reich habe nicht nötig, die Kirche zu unterstützen, die im Rheinland die mei­sten Sonderbündler gestellt habe. Die Anhäufung der Schütze in der Kirche sei ein Luxus. Es sei doch unnötig, in der Kirche den feinsten Wein aus goldenen Kelchen zu schlem­men, während man das Proletariat hungern lasse. Wenn die Kirche Geld brauche, so solle sie dochEintrittsgeld" er­heben. Redner spricht weiter gegen dasPfaffentum", wäh­rend im Zentrum und auf der Rechten die Unruhe immer größer wird. Vizepräsident Gräf bittet den Redner, die Gefühle eines großen Teils der Mitglieder des Hauses zu achten. Abg. Esser (Z.) ruft:Halten Sie Ihre Bande In Ordnung!" Wütend stürzt Abg. Jadasch (Komm.) auf Esser los; Abg. Heis stellt sich ihm entgegen, wird aber zur Seile geschleudert. Andere Kommunisten drängen nach.

Unter großem Lärm kommt es zu einem Handgemenge. Der Vizepräsident vertagt die Sitzung um eine Viertelstunde. Es herrscht große Erregung im Saal.

Nach Wiederaufnahme der Sitzung nach 9 Uhr teilt Vize­präsident Gräf mit, daß der Abg. Jadasch im Ein­verständnis mit dem Aeltestenrat für die Dauer der Sitzung ausgeschlossen sei. Große Unruhe der Kommunisten. Abg. Könen (Komm.) ruft dem Zentrum zu:Organisierte Räuberbande!", und erhält einen Ordnungsruf. Minuten­langer Lärm. Abg. Vierath verlangt wieder das Wort, das ihm der Vizepräsident verweigert, weil er seine Rede beendet habe. Tosender Lürstn. Die Sitzung wird wieder auf 10 Mi­nuten unterbrochen. Nach der Wiedereröffnung 9)L Uhr erklärt der Vizepräsident, er habe sich überzeugt, daß die Rede Vieraths noch nicht abgeschlossen gewesen sei, der Ab­geordnete könne weiter sprechen.

Als Abg. Vierath zu sprechen beginnt, verläßt das Zen­trum den Saal. Er habe nicht die Religion herabgesetzt, son­dern die Auswüchse des Pfaffentums gegeißelt. Vierath er­hält einen Ordnungsruf: er kündigt an, seine Freunde wer­den die Beschlüsse der Reichstagsmehrheit mit der Werbung für den Kirchenaustritt beantworten.

Der kommunistische Antrag auf Streichung des Kirchen­steuerparagraphen wird abgelehnt, der Kompromißantrag der Regierungsparteien angenommen. Paragraph 92 a regelt die Rückerstattung der zu viel eingezogenen Lohnabzüge. Hierzu wird mit den Stimmen des Zentrums ein sozialdemokratischer Antrag angenommen, wonach eine Rückerstattung auch dann geschehen sott, wo, wie bei den Heimarbeitern, der Lohn nicht für einen bestimmten Zeit­raum bezahlt wird. Die weiteren Bestimmungen des Ein­kommensteuergesetzes werden in der Ausschußfassung an­genommen, so daß um 10X Uhr die zweite Beratung dieser Steuervorlage erledigt ist.

Abg. NeÄmann - Ostpreußen (Z.) erlitt infolge Ueber- anstrengung durch die endlosen Sitzungen einen Ohnmachts­anfall und mußte ins Krankenhaus verbracht werden.

Im Haushaltausschuß wurde von deutschnationaler Seite erklärt, eine Erhöhung der Beamtengehälter wäre wünschenswert, doch sei die Finanzlage des Reichs maßgebend.

Württemberg

Skukkgark, 30. 3nli. Verfassungstag. Nach einer Bekanntmachung des Skaaksministeriums sind am Dienstag, den N. August ds. 3s. zur Feier des Verfassungstags die staall-chen Dienstgebäude in den Reichs- oder Landesfarben zu beflaggen. Zur Teilnahme an etwaigen Feiern kann den Äeamken und Angestellten, soweit die Dienstverhält­nisse es gestatten, Dienstbefreiung, gewährt werden.

Das Schwäbische Land." Der 350 000ste Besucher der AusstellungDas Schwäbische Land", der siebenjährige Sohn Robert des Obersteuersekretärs Theodor Lang aus Würzburg, der mit seiner Mutter zu Besuch in Stuttgart weilt, hat am Mittwoch mittag eine schöne silberne Taschen­uhr bekommen. Das gleiche Geschenk liegt für den 400 OOOsten Besucher bereit.

Die deutsche Drogislen-Aussiellung im Handelshof in Stuttgart, die am 1. August durch den Staatspräsidenten Bazille eröffnet wird, bietet des Sehenswerten für Ge­schäftsleute und namentlich auch für die Hausfrauen außer­ordentlich viel. Die Beteiligung der Fachleute und der einschlägigen Industrie ist so groß, daß die ausgedehnten Räume bis zum letzten Platz beseht sind. Für das Publi­kum ist die Ausstellung geöffnet am Sonntag, den 2. Aug. von nachmittags 1 Uhr an, an den Werktagen von vor­mittags 9 Uhr bis 7 Uhr abends.

Der ..Naturheilkundige". Der erst 22jährige Christian Schöffel von Renningen betrieb den Verkauf von Waren einer Firma ,.im Auftrag". Verschiedene Male hat er aber die eingenommenen Geldbeträge nicht an die Firma abgeliefert, sondern für sich verbraucht. Um sein Einkom­men zu verbessern, gab er sich dann als Naturheilkundiger aus, besuchte Kranke auf dem Lande, schwätzte ihnen Re­zepte, die er selbst aufsetzte, auf und ließ sich dafür 2530 oll bezahlen. Das Schöffengericht Stuttgart verurteilte den Schöffel wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Unter­schlagung zu 6l4 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten des Gerichtsverfahrens.

Vom Tage. Bei der Wildparkstakion wurde eine 25 Jahre alle Arbeitslehrerin durch einen Personenkraftwagen zu Boden gefahren. Sie trug einen Bruch der Schädeldecke davon und mußte nach dem Marienspital verbracht werden.

Aus dem Lande

Enzweihingen OA. Vaihingen, 30. Juli. Einbruchs- d ; e b st a h l. Nachts wurden bei Gutsbesitzer Siegle durch Einbruch in die Futterkammer zwei Pferdegeschirre ge-

Ealw. 30. Juli. Wo nichts ist... Bei Neubulach, dem drittkleinsten Städtchen Württembergs, wurde schon zur Zeit der Hohenstaufen Bergbau auf Kupfer und Silber ge­trieben. Die Herzöge Württembergs machten unlohnende Versuche. Nun hat vor einigen Jahren eine Gesellschaft den Bergbau wieder ausgenommen, um auf chemischem Weg den Erzinhalt des Gesteins zu gewinnen. Die Gesellschaft legte sich zunächst auf die Gewinnung von Wismut. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Werke angelegt, doch zeigte sich bald, daß die Ausbeute nicht lohnend genug war. Die Arbeiterzahl wurde immer mehr verringert, und man kann heute schon sagen, daß auch dieser Versuch zu nner Wiederinstandsetzung des Bergbaubetriebs fehlgeschlagen ist. stöhlen.

Geislingen a. S!., 30. 3uli. Milchverwässerung. Wegen fahrlässiger Milchverwässerung verurteilte das Amts­gericht vier Milchlieferer von Böhmenkirch zu Strafen von 20 bis 40 Mark.

Heidenheim, 30. 3uli. Verbandskag der Schrei- nerm eisker. Vom 15. bis 17. August findet hier unter dem Vorsitz des Reichslagsabgeordneten und Vorsitzenden des würkt. Landesverbands der Verbandstag der Schrei- nermeisker Württembergs statt. Die Stadt wird den Gästen u. a. eine Schloßbelenchkung bieten.

Ehingen a. D., 30. Juli. Jubiläum. Am 21. Sept. wird das hundertjährige Bestehen des Ehinger Gymnasiums mit Konvikt als Vollanskalk festlich begangen werden. Die Anstalt besteht als lateinische Schule schon über 600 Jahre.

Roktenburg. 30. Juli. Die herzogliche Familie beimBischof. Gestern überbrachte Herzog Albrecht von Württemberg mit seiner Familie Bischof von Keppler die Glückwünsche zum goldenen Jubiläum und überreichte als Festgabe einen Kelch. Auch die 80 jährige Herzoginmutter Philipp war erschienen. Nach einstündigem Besuch kehrte die herzogliche Familie nach Friedrichshafen zurück.

Gmünd. 30. Juli. Verhaftung von Kommuni­st e n. Im Laufe des gestrigen Tages unternahm die Stutt- aarter politische Polizei hier eine Kommunisten-Razzia. Eine Anzahl Haussuchungen wurde vorgenommen. Man suchte nach verbotenen Schriften. Zwei junge Arbeiter, Ernst Kopp und Robert Ditter, wurden in Haft genommen.

Kleineislingen OA. Göppingen, 30. Juli. Unfall am Göpel. In einem Anwesen an der Pfarrstraße wurde abends Häcksel geschnitten, zu welchem Zweck der »«r dem Hause stehende Göpel in Betrieb gesetzt wurde. Ein 13jähri- gsr Junge wollte auf das Getriebe stehen, geriet aber in ein Kammrad, wobei ihm an einem Fuß der Ballen zum gro­ßen Teil abgequetscht wurde. Der verunglückte Knabe wurde ins Bezirkskrankenhaus übergeführt.

Geislingen a. öl., 30. Juli. Mord. Heute früh wurde im Hasentäle ein Dienstmädchen ermordet aufgefunden. Der Täter ist bereits ermittelt und festgenommen.

Ulm. 30. Juli. Aus Verzweiflung. Freiwillig aus dem Leben geschieden ist ein 19 Jahre alter Mann, indem er sich mit Leuchtgas vergiftete. Er bekam am Fuß ein Lei­den, das ihm die Betätigung körperlicher Uebungen unmög­lich machte. Angesichts des Landesturnfestes und seines Ein­drucks nahm er sich sein Los so zu Herzen, daß er den ver­hängnisvollen Schritt tat.

*

Die Reichswehrmanöver des 5. Wehrkreises, zu dem auch die württembergischen und badischen Truppen gehören, finden vom 10. bis 15. September in Thüringen statt.

Volksbegehren über die Aufwertung. Die Arbeitsgemein­schaft der Aufwertungsvsrbände will über die Aufwertung eine Volksabstimmung herbeiführen.

Erleichterungen bei der Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche. Das Reichsministerium des Innern hat ge­nehmigt, daß bei Maul- und Klauenseuche versuchsweise die Absperrung eines Gebiets sofort aufgehoben werden kann, wenn die verseuchten Viehbestände des Sperrbezirks sofort geimpft wurden und wenn nach amtstierärztlicher Unter­suchung anzunehmen ist, daß eine Verschleppung in die Nach­barschaft nicht stattgefunden hat. Weitere Voraussetzung ist, daß der ganze Seuchenort zum Sperrbezirk erklärt Görden, abgesehen von Städten mit vornehmlich nichtlandwirtschaft­licher Bevölkerung und getrennt liegenden Einzelanwesen mit geringen Verkehrsbeziehungen zur übrigen Ortschaft.

Die Neserendarin.

Roman von Carl Busse.

55 (Nachdruck verboten.)

Horchen Sie mal", rief der Referendar und stieß den ganz versunkenen Vuttche an.Was ist denn das?"

Da kam der Wirt schon.

Feuer, meine Herren! An die Spritzen!" Er lachte und schnallte den Gurt um, in dem ein paar Gerät­schaften hingen.Freiwillige Feuerwehr vor! Aber las­sen Sie sich man nicht stören!"

Doch es war sowieso keine rechte Stimmung mehr. Peter wußte nicht recht, was er dem kleinen Assessor er­widern sollte. Und der schien allmählich in seine übliche Schweigsamkeit versinken zu wollen.

Deshalb ergriff Peter den ersten Grund, um aufzu­brechen.Das muß ich ansehen . . . wollen wir zahlen, Buttche? Sie kommen doch mit?" i ' Und nach wenigen Minuten schon standen sie auf der Straße. Mit klappernden Pantoffeln lief ein Lehrjunge vorbei. Lampen wurden an die Tür gestellt. Es war, als ob überallher Neugierige, glühende Augen auf den dunklen Platz hinaussahen.

Hat Sie das aschgraue Elend schon wieder?" fragte der Referendar, als er im Lichtschein in das Gesicht seines Begleiters sah.Menschenskind, nehmen Sie sich doch mal zusammen! Brust 'raus und vorwärts!"

Die matten Aeuglein versuchten zu blitzen.

Ja ,ja", murmelte er,Sie werden es erleben . . . ich will frei sein, ich ... ich ..."

Aber bei der nächsten Querstraße bog er ab. Cr wollte nach Hause.

Man könnte ihn sehen", dachte der Referendar iro­nisch.Es könnt' herauskommen, daß er bis jetzt in der Kneipe gesessen hat. Armer Kerl!"

Er ließ ihn ziehen. Er selbst aber schüttelte sich im frischen Wind alle Sorgen und Grübeleien ab. Mit raschen Schritten, den Paletotkragen hochgeschlagen, eilte er durch die sich mehr und mehr belebenden Straßen.

Der Menschenstrom wies ihm den Weg. Aber auch die dunstige Röte, die den Nachthimmel färbte, hätte ihm die Richtung zeigen können. Um ihn herum erregtes Rufen und Streiten.

Bei Bäcker Sieverts ist es!"Herrje, nu werden die Semmeln knusprig!"Unsinn, das ist bei Klemp­ner Fehr!"Na, dann spritzt man mit Bier statt mit Wasser. Wasser kann der nicht leiden!"Auch noch aus 'in Bett gekrochen, Mutter Kroeben?"

Und so ging's hin und her, während alles wie zu einer Vorstellung rannte.

Peter mußte lachen, denn er hatte hier am Tage noch nie so viele Menschen gesehen, wie jetzt des Nachts. Es war ihn: egal, ob's einem Bäcker oder einem Klempner gehörte, aber er hätte am liebstenAh!" gesagt, wie viele der an­dern.

Gegen den dunklen Nachthimmel schlug die feurige Lohs. Eine seltsame, aufrechte Flamme stieg vom Giebel empor. Sie schien von weitem ganz frei in der Luft zu schweben und zu tanzen. Eine wilde, zügellose Serpen- tintänzerin bog und reckte sich, warf sich in Begier und Wut hierhin und dorthin, duckte sich und schnellte empor in feurigem Spiel und ewigen Verwandlungen, und der silberne, rötlich durchglänzte Rauch umgab sie gleich zar­ten, phantastischen Gewändern.

Neue Ankömmlinge drängten von hinten nach; mit den andern ward der Referendar vorwärts geschoben. Je näher er kam, umsomehr verlor das Bild sein seltsam phantastisches Gepräge. Es war auch keine Gefahr nur ein größerer, zu spät entdeckter Dachstuhlbrand. Aber die freiwillige Feuerwehr arbeitete im Schweiß ihres An­

gesichts, wenigstens nach dem Lärm zu urteilen, den sie vollführte. Jeden Augenblick gab es neue Kommandos; in größter Aufregung schrie sich jeder heiser; die Zugführer wetterten, die Spritzenmannschaften fluchten irgend etwas war nicht in Ordnung. Endlich, von brausendem Hurra des Publikums begrüßt, der erste Wasserstrahl, dev sausend links vorbeiging. G>

Immer 'n bißchen retour, die Herrschaften", mahn­ten die Stadtpolizisten und versuchten dis Neugierigen zZlrückzuhalten. Dazwischen scholl das Jammern des Hausbesitzers, der händeringend versicherte, er könne es sich nicht erklären.

Peter Körner, mit seinem reichlichen Gardemaß, konnte bequem sehn und amüsierte sich köstlich. Er hatte zu oft die wundervolle Ruhe und Präzision bewundert, mit der die Berliner Wehr vorging, um hier nicht über vieles herzlich lachen zu müssen. Besonders ein dicker Zugführer fiel ihm auf, der in tadelloser Ausrüstung steckte, sich vom Publikum daran bewundern ließ, aber durchaus nicht wußte, was er eigentlich tun sollte.

Aus den vorderen Reihen drehten sich ein paar Köpfe nach dem Lacher um.

Und mit einem Male lachte er nicht mehr.

Ta vorn . . . der wuschelige Knoten, der auf dem hoch- schließcnden Mantelkragen ruhte und halb von ihm ver- dcckt war . . . wenn der nicht derReferendarin" gehörte, wollt' er Hans heißen. -'G

Aber daß sie jetzt, so spät noch, auf der Straße war .. - was hatte sie hier m aller Welt zu suchen?

Er fühlte wieder einen leisen Stich, wie damals, als er sie zuerst hatte sprechen hören.

ist.'nnwung folgt )