Sonnenwende und Wildbad's Ursprung.

Ein zeitgemäßer Versuch zur Erklärung alter deutscher Sagen und Sitten von L. Fischer-Reuß.

Am Sonnenwendtage, den wir nach christlichem Ge­brauch als den Johannistag feiern, ist wohl der beste Zeit­punkt dafür, uns einmal die Frage vorzulegen, wie es kam, daß Wildbads Heilquellen entdeckt wurden. Denn diese Entdeckung hat unseres Erachtens tiefinnere Zu­sammenhäng« mit dem Hochstand der Sonne, der an Jo­hanni wieder erreicht, astronomisch sogar schon überschritten ist. So viele Tausende haben die schöne Balladenfolge von Uhland überGraf Eberhard den Greiner, den alten Rauschebart", schon gelesen und auswendig gelernt, ohne sich darüber klar zu sein, daß unsere alten Sagen immer eine besondere Bedeutung haben. Allerdings müssen wir oft tief schürfen, um sie herauszuschälen. Meist aber hilft uns irgend ein Anzeichen, ein Sprachgebrauch, ein soge­nanntesKennwort", den wahren Sinn zu enträtseln. So auch in diesem Fall.Lin angeschoss'ner Eber, der sich die Wunde wusch". Was kann das wohl anderes be­deuten, alsGullibusti", den goldborstigen Eber, aus dem Sonnengott Froh am Himmelsbogen über die Erde reitet, wie er sich als Sonnenstrahl, daher angeschossen in dem Wässerlein spiegelt, dasin Kluft und Busch" von schweifenden Jägern entdeckt wurde! Dieser Quell war aber, wohl zur ungemessenen Verwunderung der Natur­menschen, warm; also hatte der Sonneneber darin ge­badet und seine Heilskräfte darin zurückgelassen I Und so entstand das sinnige Gleichnis zu Ehren des Sonnengottes Froh, dessen Name gleichbedeutend ist mitHerr", der aber auchFrei" oderFreier" heißt, je nachdem man ihm mitAnliegen" nahen wollte. Er ist der frohe Gott der herrlichen, reichgeschmückten Natur, die durch seine Glut vom Eise befreit ist allerdings muß er, um Gerda, die glühend Geliebte (auch Hertha oder Erda genannt) freien zu können, erst sein gutes Schwert opfern den Sonnenstrahl! Kein Wunder, wenn er dann dem tücki­schen Winterriesen machtlos gegenübersteht! Froh, dem Schirmer der Ehe, zu Ehren schritten an seinem Hochfest (daher Hochzeit) zur Sommersonnenwende Männer und Frauen paarweise in feierlichen Umzügen mit heiligen Ge­sängen, dieFrohn - Leik e" oderF r o h n - L e i ch e" (Leich Gesang, Singspiel oder Gleichnis) genannt wur­den, über die grünen Auen, wobei Kinder vorausgingen und Blumen streuten. Diese Singspiele, auchTanz-Leiche" genannt (siehe likeness, Gleichnis auf englisch) werden neuerdings wieder viel von unserer studierenden Jugend gepflegt). Man muß es der christlichen Kirche lassen, daß sie stets verstanden hat, die Vorgefundenen Gebräuche klüg­lich zu benutzen und die von den jeweils herrschenden Völkern übernommenen Formen mit neuem Inhalt zu füllen. Das Volk aber, welches nach Erhebung des Christen­tums zur Staatsreligion die Weltmacht inne hatte, waren

die deutschen Stämme in ihrer Gesamtheit: die Goten in ihrer nordischen Heimat, sowie in Italien und in Spanien, die Franken in unserem jetzt so feindlichen Nachbarland, die Vandalen in Afrika, die Sueven mit ihren Unter­stämmen der Alemannen, Markomannen, Thüringe und die Niedersachsen im heutigen Deutschland, die Angelsachsen in England, die Normannen in Norwegen und Dänemark wer zählt die Völker, nennt die Namen alle? Und diese deutschen Männer, die sich zu ihrem eigenen Schaden stets untereinander bekriegten, hatten Eines gemeinsam: zäh und treu hielten sie an ihren alten Bräuchen fest, an ihrem alten, guten Recht". Und deshalb handelte die Kirche, wie oben geschildert, mit ihr die weltlichen Herr­scher, vor allem der Franke Karl der Große: sie gossen neuen Inhalt in die alten Formen, sodaß das deutsche Volk kaum oder gar nicht merkte, wie das römisch-fränkische Recht alles deutsche Denken verdrängte und wie es erfüllt wurde mit Ansichten, die seinem eigenen Rechtsempfinden schnurstracks zuwiderlaufen.

Aber das konnte die deutsche Volksseele nicht vertragen. Es erging ihr, wie es so anschaulich die alte Sage vom Schneewittchen schildert, es erlag nach dreimaligen An­feindungen dem vergifteten Apfel. Apfel aber ist auch so ein Wort, das tiefe Bedeutung für den Wissenden hat; es bedeutet in diesem FalleAbfall" und zwar bösartigen Abfall von allem, was Leben schafft und erhält. (Auch in der lateinischen Schwestersprache des Deutschen hat das Wort für ApfelMalum" die zweite Bedeutung böse oder das Uebel.) Und nun ist es merkwürdig, wie mit geradezu prophetischer Kraft uns diese Sage das Bild des jetzigen Deutschlands vor Augen führt: so weiß wie Schnee, so rot wie Blut, so schwarz wie Ebenholz, so liegt es scheintot und machtlos, ohne sich rühren zu können, und dennoch unvergleichlich schön, im Sarge. Weiß aber bedeutet in der Sage stets die Weisheit, daß sie vom Himmel stammt, sagt uns der Zusatzwie Schnee". Not ist das Wort für Recht; wo in einem Ortsnamen das Wort Not vorkommt, ist es stets ein Zeichen, daß dort eine Stätte des Rechts war. Heißt es nun ferner: rot wie Hlut, so»bedeutet es das angestammte, durch Blut vererbte Volksrecht; dennBlut ist ein ganz besonderer Saft". Schwarz ist die Farbe für das Eisen, für die Nacht, für die Not.Wie Ebenholz" bedeutet (Erve-Ge­setz, daher auch Ehe) das Schwert des Gesetzes, Notwehr, das Richtschwert.

Wenn nun der Königssohn kommt, d. h. der rechte Mann, der die deutsche Seele trotz ihres Scheintodes als ihm zur Gefährtin bestimmt erkennt, dann wird sich das Wunder begeben, der giftige Abfall wird von der genesen­den Volksseele ausgespieen; sie erwacht zu neuem, herr­lichen Leben und wird in Weisheit, die vom Himmel stammt, für das Volksrecht ihr wiedergefundenes Not- schwert zu schwingen wissen!

Das führt uns zum Ausgang zurück: zum verlorenen Schwert. Es ist geradezu wunderbar, wie so viele deutsche Sagen gleichsam angstvoll die Möglichkeit behandeln, daß diese, der Deutscheu Lieblingswaffe und das Sinnbild für alle Wehrhaftigkeit, uns je abhanden kommen sollte, und wie in dieser Seelsnnot die Sage uns wie eine besorgte Mutter den Weg weist zur Hilfe, falls dieses Aeußerste je eintretsn sollte.

Da ist besonders lehrreich die Siegfriedsage, die unsrem Herzen doch am nächsten liegt. Siegfried's Schwert, in der EddaBalmung" genannt, beweist uns, daß er eigent­lich ein Gott war, nämlich Baldur, den die Sage zum Volkshelden umdichtete, damit wir seiner noch ungestraft gedenken durften. Balmung heißt nämlich ganz deutlich Baldur's Eigentum (ung - eigen) also, da Baldur auch als Licht- und Sonnengott gedacht war, ist es nur eine andere Lesart für das von den Mächten der Finsternis geraubte, unüberwindliche Schwert, den Sonnenstrahl. Es war schon dem Vorfahr Siegfried'sin höchster Not" als Götter­geschenk gegeben, durch eigene Kraft mußte er es aber erringen. Weil er es aber nicht zu guten Zwecken schwang, zerspellt es an dem vorgehaltenen Wotans­speer. In den Vertragsrunen eingerW sind mit den Mäch­ten der Finsternis und Lüge (Loki-Lüge): Wotan, unser Kriegsgott und Heeroater, muß so handeln, weil seine un­vernünftige Gattin ihm so lange zusetzt, bisseine Seele matt wird bis an den Tod". Da zerbricht er selbst sein Schwert. Siegfried aber, der Sohn des Gefallenen, voll­bringt, was allen Andern unmöglich ist: mit starkem Arm schweißt er die Stücke zusammen! Und mit diesem aus eigener Kraft neu geschmiedeten Schwert, nun Rötung (der Not entstammend) genannt, zerschlägt er, der das Fürchten nie gelernt hat, den Speer der Lügen-Verträge, den fremder Haß und eigene Schuld für Wotan schuf! Und so ist uns auch diese Sage eine Hoffnung, ein Ziel. Furchtlos und treu wollen wir handeln, damit wir aus eigener Kraft unser Schwert wiedergewinnen, das siegreich alle Mächte der Finsternis überwindet und nieder­streckt. Das walte Gott!

Handelsnachrichten

Berliner Dollarkurs, 27. Juni. 4.20.

Amerika-Anleihen. Die Bank James Speyer in Neuyork,, wird die 15 MMl.nen-Anleihe für öie Stallt Berlin nächst« Woche zur Zeichnung auflegen. Man glaubt, daß eine 4 MMonen- Dollaranleihe für die Stadt Köln vom Bankhaus Lee Higgenson u. Co. in der nächsten Zeit zur Zeichnung aufgelegt wird. Die Tfchechoslovakei sucht eine Anleihe von 10 Millionen Dollar, doch glaubt man nicht, daß diese zustande kommen wird, solang» die Tfchechoslovakei noch keinen Antrag wegen Feststellung ihrer .Schulden stelle.

Retorbzisser im Hamburger Hr-senverk-hr. Im Hamburger Hafen sind im Monat Mai 1,0 Mill. To.-Schisse eingelaufen, Das ist öle bisher höchste Zahl,

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