dem er nicht nur einen staatspolitischen Charakter, sondern den Eindruck eines tiefen religiösen Empfindens erblicke, und versicherte namens seiner Glaubensgemeinschaft den Willen, an dem Wiederaufbau des Vaterlands und an der Sammlung und Einigung des deutschen Volks mit allen Kräften mitzuarbeiten.
Der fürstliche Prälat Weihbischof Dr. Deitmer sprach die Glückwünsche der katholischen Religionsgemeinschaft aus. Er wies auf die freudige Zustimmung hin, die die bisherigen Kundgebungen des Herrn Reichspräsidenten bei den deutschen Katholiken ausgelöst haben, und gab der Versicherung Ausdruck, daß die katholische Kirche, die sich stets als Trägerin der Autorität und Ordnung^ erwiesen habe, jederzeit die in Religion und Kirche ruhenden Kräfte der Staatsregierung zur Verfügung stellen werde.
Als Vertreter des Landesverbands der jüdischen Gemeinden begrüßte Kammergerichtsrat L. Wolfs den Herrn Reichspräsidenten. Er drückte die Befriedigung der deutschen Juden aus über die von dem Herrn Reichspräsidenten gegebene Zusicherung, allen Parteien und Bekenntnissen in gleicher Weise entgegenzutreten und gelobte namens der deutschen Juden weitere hingebende und eifrige Mitarbeit an den vaterländischen Aufgaben.
Der Herr Reichspräsident erwiderte mit nachstehender Ansprache: Meine sehr verehrten Herren! Ich danke Jhmn herzlich für die Worte der Begrüßung, die Sie als Vertreter der Religionsgemeinschaften soeben an mich gerichtet, und für die Glückwünsche, die Sie mir überbracht haben. Ihre von gleicher Gesinnung getragenen Erklärungen der Bereitwilligkeit, die durch Sie vertretenen religiösen Kräfte des deutschen Volks der Erhaltung unseres Staats und dem Wiederaufbau unseres geliebten Vaterlands nutzbar zu maä>.'n, erfüllen mich mit hoher Befriedigung. Ich erblicke darin um so mehr eine wertvolle Bürgschaft für die Festigung unserer inneren Verhältnisse, als ich mir voll bewußt bin, welch große Aufgaben die Religionsgesellschaften in der Gestaltung des seelischen Lebens der Nation zu erfüllen haben. Ich gebe Ihnen bei dieser Gelegenheit erneut die Versicherung, daß ich in meinem hohen Amt mit gleicher Gewis s e n h ci f t i g k e i t alle Bekennt- nisseundWeltanschauungenachtenundstets denket st innererVolksge meinschaftschützen will.
Wenn ich einen Wunsch anschließen darf, so bitte ich Sie, diesen gemeinsamen Empfang der Vertreter der verschiedenen Bekenntnisse vor dem Vertreter des Deutschen Reiches nicht nur als eine bloße Form anzusehen. Wie Sie sich, meine Herren, hier zusammengefunden haben, um mir Ihre gleichgesinnten Wünsche auszudrücken, so möge auch in Ihren Reihen der Kirchen und Gemeinschaften sich stets der Sinn für Versöhnlichkeit, gegenseitigeAchtung und einträchtige Zusammenarbeit finden, ohne den' die Zukunft Deutschlands nicht gefördert werden kan.
Neue Nachrichten
Besprechung der deutschen Lrstminister Berlin, 12- Juni. Heute mittag fand im Reichsministerium unter dem Vorsitz des Reichskommissars Künzer eine Besprechung der Staatspräsidenten und Erstminister über die Forderung der Entwaffnungsnote betr. die Umformung der Sicherheitspolizei statt.
Der Rücktritt Skresemanns gefordert Berlin, 12. Juni. Wie bekannt wird, ist in der ziemlich erregt verlaufenen Sitzung des Reichstagsausfchusses für Auswärtiges von Rednern der Sozialdemokraten, der Völkischen, aber auch von anderen Parteien der Rücktritt des Außenministers Dr. Stresemann gefordert worden. Es wird mit der Möglichkeit einer Regierungskrise, '»den- falls aber mit sehr scharfen Angriffen auf die Außenpolitik der Reichsregierung zu rechnen sein.
Zum Fall Höfle
Berlin, 12. Juni. Der Untersuchungsausschuß des preußischen Landtags stellte durch Zeugenaussagen fest, daß Höfle während seiner Untersuchungshaft auf feinen Wunsch betäubende Gifte in geradezu verschwenderischer Weise überlassen wurden. Der Pfleger Müller hatte für Einspritzungen bei Höfle 12, später 100 Fläschchen Morphium im Besitz. Er verabreichte Höfle auf dessen Wunsch auch andere Gifte.
: Lohnbewegung
Berlin, 12. Juni. Der Verband der Metallarbeiter hat beschlossen, die 100 000 Arbeiter der deutschen Holzindustrie, die demnächst ausgesperrt werden sollen, zu unterstützen. Es besteht somit die Möglichkeit, daß der Streik auf die Metallindustrie übergreift.
Die Betriebsräte und Gewerkschaften der Berliner Industrie haben angesichts der neuen Preissteigerungen sofort eine allgemeine Lohnerhöhung von mindestens 20 v. H. beantragt. Die städtischen Arbeiter reichte« Lohnforderungen von 25 v. H. ein. Die Werkstättenarbeiter des Eisenbahndirektionsbezirkes Berlin verlangen Erhöhung der Stundenlöhne um 25. v. H.
Der Sicherheiksverkrag zweiseitig Paris. 12. Juni. Auf die Rede BaldwinZ im englischen Unterhaus geben die Blätter heute zu, daß das Ueberein- kommen über den Sicherheitsvertrag auch eine Sicherung Deutschlands vorfehe. Frankreich brauche sich aber deswegen nicht zu beunruhigen, weil es sinnlos wäre, zu denken, daß man Frankreich jemals in der Rolle des Angreifers sähe,
Die Vereinigten Staaten und der Sicherheiksverkrag ' Washington. 12. Juni. Die Regierung erklärt, daß sie jeden Antrag auf. Beteiligung Amerikas an dem Sicherheitsvertrag gegen Deutschland ablehnen werde. — Die Londoner „Times" erfährt, Amerika werde jeden Sicherheitsvertrag ablehnen, der einseitig Frankreich Rechte gebe, die Deutschland vorenthalten werden. Es würde befremdend sein, wenn England in einen solchen Vertrag willigte, denn es würde die Deutschen geradezu darauf Hinweisen, daß sie ihre Unabhängigkeit und Sicherheit nur durch ein starkes, tüchtiges Heer behaupten können.
Moskau rät Frankreich den Anschluß an Rußland Moskau, 12. Juni. Die Verhandlungen über den Sicherheitsvertrag werden in Moskau aufmerksam verfolgt. Die amtlichen Blätter „Prawda" und „Jswestija" greifen die selbständige Politik Englands an, das Frankreich und Rußland kaltzustellen sich bestrebe. Durch die schlechte Politik Poincares habe Frankreich die beherrschende Stellung in Europa verloren. Das einzige Mittel, sich her Beiseitesetzung zu entziehen, sei für Frankreich der Anschluß an Rußland. Eine Verständigung beider über die Oft- frage würde ihnen das Uebergewicht gegen England in
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Asien verschaffen. Der Sicherheitsvertrag würde dagegen Frankreich nur hindern, Polen und der Tschechoslowakei im Falle eines Kriegs mit Deutschland zu Hilfe zu kommen.
Den polnischen Annäherungsversuchen der letzten Zeit begegnet die Sowjetregierung mit wohlwollender Haltung.
Reue Riederlage der Franzosen
Paris, 12. Juni. Das „Journal" meldet, daß eine beträchtliche Streitmacht der Franzosen, die sechs von den Kabylen umzingelte Stellungen befreien sollte, in der Gegend von Scheschuan zurückgeschlagen worden sei. Die Abteilung mußte den schleunigsten Rückzug antreten, da die Kabylen plötzlich bei der Stadt Uezzan (südwestlich von Scheschuan) erschienen und den Franzosen in den Rücken gekommen waren.
Abd el Krim hat die Stämme in dem von ihm eroberten Gebiet benachrichtigt, daß er Beamte zur Verwaltung des Landes senden werde.
Der amtliche Bericht sagt, an der Westfront (Uezzan) sei alles „unverändert". In der mittleren Front (Taounat- Gebirge) werden die französischen Linien noch immer durch abgefallene Marokkanerstämme „belästigt". Seit dem 9. Juni sei die Lage an der Ostsront (nördlich von Tasa) im allgemeinen ruhig. Die Stellungen bei Guerrenaou werden im Westen von Nah durch 11000 Kabylen bedroht.
Württemberg
Stuttgart. 12. Juni. Vom Rathaus. Die Stadt Stuttgart sieht sich wieder in der Lage, nach neuen Einnahmequellen Umschau zu halten. Das Gaswerk hat die Erhöhung des Gaspreises von 16 auf 20 und das Elektrizitätswerk eine Erhöhung des Wohnungspauschaltarifs von 30 auf 40 ^ vorgeschlagen. In der Bürgerschaft ist man von diesen Preiser'ngsn sehr unangenehm berührt, um so mehr, als die Stadt für Ankauf von Liegenschaften, Anlegung von Spörtstraßen, Ausstellungen usw. in der letzten Zeit bedeutendes Aufwendungen gemacht hat.
Die Polizeistunde. Der evang. Gesamtkirchengemeinde- rat von Stuttgart wendet sich in einer Entschließung.an den Bezirkrat entschieden gegen die angestrebte Verlängerung oder gar Aufhebung der Polizeistunde.
Ueber die Milchpreisherabsehung fanden am Mittwoch Besprechungen zwischen dem Ausschuß der Milchproduzentenvereinigung und dem -Verband der Milchbedarfsgemeinden statt, die jedoch ergebnislos blieben. Die Produzentenvereinigung erklärte, sie könne der von dem Gemeindeverband ^einseitig beschlossenen Herabsetzung des Erzeugerpreises um 2 L für das Liter nicht zustimmen. Der Ausschuß fordert die Mitglieder vielmehr auf, am seitherigen Preis festzuhalten. Es wurde darauf hingewiesen, daß die Verarbeitungsmöglichkeiten der Milch- und Molkereigenossenschaften verbessert und ausgebaut werden, um die überschüssige Milch selbst zu verwerten. Der Ausschuß wird weitere Maßnahmen beschließen, damit die Interessen der Erzeuger künftig mehr beachtet werden.
Schwenningen, 12. Juni. Befitzwechsel. Das Kurhaus in Bad Dürrheim ging um 380 000 in den Besitz des Hoteldirektors Elias Schwenk aus Stuttgart über. Die Uebernahme erfolgte bereits letzte Woche.
Königsbronn, OA. Heidenheim, 12. Juni. Ab gestürzt- Im Steinbruch der Gebr. Vollmer stürzte der verheiratete, 36 Jahre alte Taglöhner Graf etwa 6 Meter hoch auf gebrochene Steine. Schwer verletzt wurde er mit dem Sanitätsauto ins Krankenhaus nach Heidenheim gebracht.
Gautagung des Futzballverbands. Als Ort der Tagung zur Abhaltung des Gautages vom Enz-Pfinzgau des sudd. Fußball-Verbands wurde letztes Jahr Wildbad ge- wählt und zu dessen Durchführung der hiesige Fußballverein beauftragt. Der Fußball-Verein hat keine Mühe und Kosten gescheut, um den Aufenthalt der ca. 400—500 Gäste so angenehm wie möglich zu gestalten! Wir hoffen und wünschen, daß unsere Gäste sich in Wildbads Mauern wohl fühlen und von hier auch den besten Eindruck mit nach Hause nehmen werden. Nachmittags versammeln sich die Sportjünger auf dem Sportplatz, wo sich die Wildbader Elf mit der A-Klasse-Mannschaft Erstngen im Privatspiel mißt. Den Schluß des Tages bildet noch ein Tänzchen im Lokal zur alten Linde. l.
Landeskurtheater. Sonntag abend kommt der große Schlager „Dolly", Operette von Hugo Hirsch, mit Else Schlegel in der Titelpartie, zur Aufführung. — Montag abend wird die heitere Kömödie „Die vertagte Nach t" von Arnold Bach wiederholt. — Dienstag abend gelangt die Neuheit „Ehe streik", eine heitere Dorfbegebenheit von H. Pohl, erstmals zur Aufführung. — Mittwoch abend wird die beliebte Operette „Das SchwarzwaIdmädel" von Leon Jessel, mit Else Schlegel in der Titelpartie, erstmals gegeben. Die Aufführungen beginnen jeweils abends 8 Uhr. — Die erste Wiederholung von Bernard Shaws neuesten? Bühnenwerk „Die heilige Johanna" findet Donnerstag abend 7 Vs Uhr statt.
Große Doppelkonzerre Am Montag nachmittag von 4—6 Uhr findet in den Theater-Anlagen das angekündigte Doppelkonzert Männergesangverein „Orphea"-Aachen (Chorleitung: Domorganist Ludwig Pütz) und staatliches Kurorchester Wildbad statt. — Am Dienstag folgt dann um dieselbe Zeit das Doppelkonzert des staatlichen Kurorchesters und des Männerchors Liederkranz Wildbad (Ehorleitung: Musikdirektor Ed. Obergfell). Für beide Doppelkonzerte liegen ganz auserlesene Programme vor.
Kleine Nachrichten aus aller Welt
Typhus- In Neviges, Reg.-Bez. Düsseldorf, sind 20 Personen an Typhus erkrankt. Die Behörde hat den Pilgerverkehr zur Wallfahrtsstätte und das Baden im Rhein verboten.
Waldbcand. Bei Velten (Mark) sind mehrere hundert Morgen Wald abgebrannt.
Gutsbrand. In Sprötze bei Haarburg ist ein großes Gehöft durch Feuer vernichtet worden. Alle Maschinen, 90 Schafe und 8 Pferde fielen den Flammen zum Opfer.
Große tz'tze in London. In London nimmt die Hitze täglich zu. Am Donnerstag mußten 113 Personen, die auf der Straße umfielen, ins Krankenhaus verbracht werden. Todesfälle sind noch nicht zu verzeichnen.
Großer Brand. Nördlich der Stadt Bosten (Amerika) sind einige hundert Sommerhäuser durch einen riesigen Brand eingeäschert omr beschädigt worden. Das Sommerhaus des Präsidenten Coolidge blieb verschont-
Handelsnachrichten
Dollarkurs. Berlin, 12. Juni. 4.20.
Dollarschatzscheine 92.80.
Kriegsanleihe 0.396.
Franz. Franken 100.50 zu 1 Pfd. St., 20.65 zu 1 Dollar.
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Lokales.
Wildbad, 12. Juni 1925.
Enzflotz. Zur Zeit wird das Enzbett im Weichbild der Stadt Wildbad von Unrat wieder befreit. Trotz Verbotes werden immer noch leere Konservenbüchsen, alte Waschbecken, zerbrochenes Geschirr und anderes in das Wasser geworfen. Das darf nicht sein, gilt es doch, das Stadtbild und was damit zusammenhängt, so freundlich und einladend zu erhalten, wie nur möglich. Auf einem schwimmenden, flvßartigeu Bretterboden, befestigt auf einigen Balkenstücken, fährt ein Arbeiter langsam die Enz hinab und holt mit einem geeigneten Gerät heraus, was nicht in das klare Enzmasser gehört. Daß eine solche „Floßfahrt" mit Gefahren verbunden ist, zeigte sich gestern abend in der Zeit von 7—9 Uhr, wobei hiesige Bürger bei ihren Versuchen, die Enz hinabzufahren, wiederholt ins Wasser stürzten und nur mit Mühe wieder aufs Trockene gelangten.
Linden-Lichtspiele: Seit Donnerstag läuft in den Li-Li der bekannte Großfilm „Der Totengräber eines Kaiserreiches" nach authentischem Material des k. u. k. österreichischen Kriegsministeriums unter Mitwirkung früherer aktiver Offiziere des österreichischen Heeres. Jedermann weiß noch die aufsehenerregenden Enthüllungen des größten Spions dieses Jcchrhunderts, welche erst kurz vor dem Kriege der Oeffentlichkeit bekannt wurde». Wer also einmal wissen will, wie es kam, daß die Rüsten zu Beginn des Weltkrieges so schnell in Deutschland und Oesterreich einfallen konnten, sehe sich diesen Film an. Nur einer Strategie und Heeresführung eines Hindenburg war es zu danken, daß die Rüsten so vernichtend geschlagen wurden. Zu dem Programm noch ein glänzendes Lustspiel und jedermann wird von dem Gesehenen befriedigt sein. I.
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ln allen Tellen lies kdi-xl«»