Kordoff, ist verhaftet worden. Cr hatte die Geldvermittlung für die kommunistischen Anschläge übernommen.

Borah zur Reichspräsidenlenwahl Neuyork. 27. April. In einer Rede sagte Senator Borah, er hoffe, daß Deutschland starke und schnelle An­strengungen machen werde, um seine nationale Un- -Versehrtheit sowohl bezüglich seines Gebiets als seiner Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Die Welt sei von dem Stand­punkt ausgegangen, das deutsche Volk habe ein Recht, den Mann zu wählen, den es selber wünsche, solange nicht er­wiesen sei, daß seine Kräfte und AnstrSügungen mit den wichtigsten Aufgaben Deutschlands in Widerspruch stehen. Man sollte ja nicht denken, daß Hindenburgs Wahl an sich als Störung zu betrachten sei. Er habe keinen Zweifel, daß sie eine Wiederkehr nationalistischen Geistes bedeute, aber wenn dieser in die richtigen Bahnen gelenkt würde, so könnte das sehr förderlich sein. Er glaube nicht daran, daß Deutsch­land sich für einen Krieg bewaffnen werde oder auch nur die Absicht dazu habe, denn Deutschland sei entwaffnet und für Kriegsrüstungen nicht in der Lage, selbst wenn es solche uusführen wollte.

Borah über die Schulden Frankreichs Washington. 27. April. Wie die Blätter berichten, er­klärte Senator Borah in der Presse, Frankreich sei sehr wohl im Stand, seine Schulden an Amerika zu zahlen, und es habe auch die moralische Pflicht dazu. Es sei in günstigerer Lage als jedes andere Land Europas, habe keine Arbeits­losen und i», allgemeine., sehr günstige Verhältnisse. Frank­reich könnte seine Schulden zahlen, wenn es nur wollte; es habe das Kohlengebiet des Saargebiets und Elsaß-Lothringen erhalten, zusammen etwa 40 000 Geoiertkilometer, die zu den reichsten Gebieten der Erde gehören.

Die LondonerMorgenpost" bemerkt hierzu, in diplo­matischen Kreisen sei man überrascht, daß Borah die Schul­denfrage im gegenwärtigen Augenblick aufgeworfen habe, wo gleichzeitig Staatssekretär Kellogg sich für den Bei­tritt der Vereinigten Staaten zu einem internationalen Weltgerichtshof erklärt habe.

Württemberg

Stuttgart, 27. April. Dienstregelungfür 1. Mai. Nach der Bekanntmachung des Staatsministeriums vom 26. April 1924 ist am 1. Mai der Dienst bei den Staats­ämtern und in den staatlichen Betrieben wie an Werktagen auszuüben. Beamte, Angestellte und Arbeiter, die an diesem Tag dem Dienst oder der Arbeit fernbleiben wollen, haben rechtzeitig bei ihrem Vorgesetzten um Dienstbefreiung nach­zusuchen. Die bewilligte Freizeit ist bei Beamten und An­gestellten auf den Erholungsurlaub anzurechnen. Das gleiche kann auf Wunsch bei Arbeitern geschehen; wird von diesen nicht um Anrechnung auf den Erholungsurlaub nachgesucht, so wird für die versäumte Arbeitszeit kein Lohn gewährt.

In Erwartung des Wahlergebnisses. Vor der Geschäfts­stelle eines Stuttgarter Blatts sammelte sich gestern abend eine auf etwa 6000 Köpfe zu schätzende Volksmenge an, die die durch Lautsprecher und Lichtbild mitgeteilten Wahlergeb­nisse je nach ihrer Einstellung mit Hochrufen oder Pfeifen, mit Gesang der Arbeitermarseillaise oder von VaterlandS- und Soldatenliedern begleitete, nach 12 Uhr aber ruhig nach Hause ging.

Ein Zwischenfall. Am Samstag nachmittag versuchten Kommunisten vom Stöckach aus eine Umzugsdemonstration, wobei sie Karrikaturen von Hindenburg und Marx mit­schleiften. Hindenburg saß in Generaluniform hoch zu Roß und Marx zog in einer Mönchskutte mit einem Kreuz zu Fuß daher. Als sich der Zug entwickeln wollte, schritt die Polizei sofort ein und verhinderte die Demonstration. Dem Marx-Darsteller gelang es, zu entfliehen, währendHinden­burg", der auf seinem Pferd nicht fort konnte, festgenommen und nach Feststellung der Personalien wieder entlassen wurde. Die Uniform wurde beschlagnahmt. "

Die Iungmannen der Vaterländischen Verbände und die Reichsbannerleute fuhren in Kraftwagen, die mit ichwarz- weih-roten bzw. schwarz-rot-gelben Fahnen und den Bildern der beiderseitigen Kandidaten geschmückt waren, singend durch die Straßen der Stadt. Die Ordnung wurde nirgends gestört.

Die Wieke im Monat Mai. Dem Vernehmen nach wird in der Berechnung der gesetzlichen Miete für den Monat Mai keine Aenderung eintreten, so daß der Aprilsatz von 76 v. H. beibehalten bleibt.

Aus dem Lande

Weil im Dorf. 27. Avril. Eingemeindung. Für

die Verschmelzung von Weil im Dorf mit Feuerdach vor­behältlich der Erfüllung der von Weil im Dorf geäußerten Wünsche stimmten gestern 1188 Einwohner^ gegen die Ver­schmelzung nur 289.

Friolzheim OA. Leonberg, 27. April. Unglücksfall. Der bei der Firma Robert Posch A.-G., Feuerbach, beschäf­tigten'16 >4 Jahre alten Hilfsarbeiterin Keller, Tochter des Jakob Keller, Schmied aus Rutesheim OA. Leonberg, wurde an einer Maschine die rechte Hand bis auf den Dauwcn- finger abgeschnitten.

Sindelfin^en, 27. April. Einbruch. Nachts wurde in dem Kolonialwarengeschäft der Seiler Frohnmaier Wtwe. eingebrochen. Entwendet wurden neben Geld Schmalz, Kaffee und noch verschiedene Waren. Der Dieb ist in der Person des Eisenbahnarbeiters Ernst Heß ermittelt.

Talheim OA. Heilbronn, 27. April. Verhaftung. Unter dem Verdacht der Brandstiftung wurde der anfangs der 30er Jahre stehende Besitze? der in der letzten Montag­nacht abgebrannten Scheune, Landwirt P. Hofmann, ver­haftet und dem Gricht zur weiteren Untersuchung übergeben. Das Anwesen ist erst im letzten Herbst erbaut worden.

Donzdorf OA. Geislingen. Tat der Verzweif­lung. Ein verheirateter Korbmacher hat nachts sein eige­nes Häuschen vorsätzlich in Brand gesetzt. Cr wollte selber darin verbrennen. Der Brand wurde aber entdeckt, ehe ein größerer Schaden entstanden ist. Das Motiv zu dieser Tat sind eheliche Zerrüttungen. Der Korbmacher ist blind und vor einigen Wochen ist ihm seine Gattin mit dem eigenen Korbmachergesellen durchgebrannt. Der Korbmacher wurde in Haft genommen.

Alberweil«.' OA. Biberach, 27. April. Brandstif­tung. Unter dem dringenden Verdachte, das Anwesen sei­ner Mutter, der Frau Barbara Abt, angezündet zu haben wurde der Sohn der Geschädigten, Metzgermeister Anton Abt, verhaftet und ins Gerichtsgefängnis nach Biberach ein­geliefert.

Friedingen. OA. Riedlingen, 27. April. Kein Spiel-- zeug. Zwei junge Burschen.hantierten mit einem Revolver. Unversehens entlud sich die Waffe, das Geschoß durchschlug die Hand des einen und blieb im Arm des andern stecken.

Wangen i. A.. 27. April. Brand. In Nieratzbad ist in der Nacht auf Sonntag das alte Nebengebäude völlig ab­gebrannt. Das baufällige Nebengebäude brannte fast gleich­zeitig an allen Ecken und Enden lichterloh. Brandstiftung wird vermutet.

Ravensburg. 27. April. B l u t i g e Schlägerei. In der Nacht aus Samstag kam es nach einer Versammlung beim Konzerthaus zwischen Bauarbeitern zu einer wüsten Schlägerei, wobei einer derart verletzt wurde, daß er be­wußtlos vom Platz geführt werden muhte.

Sigmaringen 27. April. Dr. M a r x i n S i m a r i n g e n. Reichskanzler a. D. Dr. M a r x ist zum Besteh seiner Tochter hier eingetroffen.

Skukkgarl, 27. April. Lohnbewegung- Die Trans­portarbeiter von Groß-Stutlgart, Feuerbach und Zuffen­hausen sind unter Ablehnung eines Schiedsspruches des Schlichtungsausschusses, der eine Lohnerhöhung von 3 vorsieht und von den Unternehmern für Stuttgart und Heil- bronn angenommen, für das übrige Land aber abgelehnt wurde, in den Ausstand getreten.

Kuppingen OA. Herrenberg, 27. April. Im Streit erstochen. Von einem Tontaubenschießen in Unterjett­ingen heimkommend, traf Ochsenwirt Beerstecher in seiner Wirtschaft den Feldschütz Joh. Roller an. Es entspann sich zwischen beiden und den andern Gästen ein Gespräch über Giftlegen, in dessen Verlauf Beerstecher und Roller in Mei­nungsverschiedenheiten gerieten, was schließlich zur Folge hatte, daß Beerstecher den Feldschütz aus seiner Wirtschaft wies. Nach kurzer Zeit begleitete der Wirt einige auswär­tige Gäste auf die Straße, wo er den Feldschütz Roller schimpfen hörte. Beerstecher griff nach einer Reitpeitsche und versetzte dem Ruhestörer einige Streiche, erhielt aber plötzlich von diesem einen Messerstich in die Brust. Beer­stecher konnte sich noch in seine Wohnung schleppen, wo er bald das Bewußtsein verlor und nach zehn Minuten starb.

Kusterdingen, OA. Tübingen, 27. April. Brand. Am Sonntag brannte die den Landwirten Martin Zeeb und Karl Wandel gehörige Doppelscheuer ab.

Oekisheim, OA. Maulbronn, 27. April. Brand. Abends brach in der Scheune der Firma E. Bester Söhne Feuer aus. Die eine Hälfte der großen Scheune mit Stallung, die durch eine feuerfeste Wand geteilt war, konnte gerettet wer­den. Drei Feuerwehrleute verunglückten infolge der

mangelnden Ausrüstung der Feuerwehr. Cs liegt Brand­stiftung vor-

Göllsdorf. OA- Rottweil, 27. April. Brand. Abends brach hier im Hinterhause der Wirtschaft zurSonne" Feuer aus. Der Feuerwehr gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und das bedrohte Hauptgebäude zu retten.

Gmünd, 27. April. Freiwilliger Tod. Reallehrer Bl., Turnlehrer am Gymnasium, eine in weiten Kreisen der Stadt bekannte und beliebte Persönlichkeit, ist in einem An­fall starker nervöser Ueberreizung, die sich schon längere Zeit bei ihm bemerkbar machte, durch einen Schuß in die Schläfe freiwillig aus dem Leben geschieden.

Alm, 27. April. Gründung eines Münsterbau- Vereins. Hier ist die Gründung eines Münsterbauver­eins in die Wege geleitet worden, um die Mittel für die Erhaltung des Almer Münsters beschaffen zu können. Der llahresbekrag ist auf mindestens 10tt festgesetzt. Ein ent­sprechender Aufruf ist auch von Staatspräsident Bazille un­terzeichnet. Der Geschäftsführer des Vereins ist Oberpost- inspekkor a. D. Hans Baur in Alm.

Verunglückter Damenlrinkspruch. Bei einem Festbankett brachte ein begeisterter Redner einen Trinkspruch auf die anwesenden Damen aus:Wollte ich hier nockstein Loblied auf die Schönheit des versammelten Damenflors singen, so hieße das im wahrsten Sinne des Worts, Eulen nach Athen tragen."

Baden

Pforzheim, 27. April. 3m Rausch. Nachts stürzte auf dem Römerweg eine 53 3ahre alte Taglöhnersfrau in be­trunkenem Zustand hin und zog sich Verletzungen am Kopfe zu, so daß sie im Krankenhaus verbunden werden mußte.

Berghausen bei Durlach, 27. April. Gestern morgen ist in der Ziegelei Eder hier der verheiratete 45 Jahre alte Friedrich Ringwald, jedenfalls aus Unvorsichtigkeit, mit dem Kopf in den sogenannten Rollergang gekommen. Er war sofort tot.

Heidelberg, 27. April. Auf dem Güterbahnhof der Nebenbahn in Handschuhsheim entgleisten von einem Gütör- zug die Lokomotive und drei Wagen. Die Maschine blieb stehen, die Wagen wurden aber weit herausgeschleudert. Der Schaden ist nicht unbedeutend.

Mannheim, 27. April. In den Räumen der Handels­kammer Mannheim wurde gestern die Badisch-Pfälzische Luftverkehrsgesellschaft von 65 führenden badisch-pfälzischön Handels- und Industrieunternehmungen und Kommunal­interessenten zusammen mit dem deutschen Aero-Lloyd mit c>nem ipital von vorläufig 100 000 -k gegründet. Die Rheintallinie wird nach Beseitigung der politischen Schwie­rigkeiten sofort ausgenommen werden.

Der technische Oberleiter der Firma Brown, Boverie u. Cie, A.-G., Mannheim-Käfertal, Direktor Dr. Karl Gaa ist plötzlich aus dem Leben geschieden. Während einer Auf- sichlsratssitzung in München wurde er von einem Herzschlag getroffen. Die Evang. Kirchenrcgierung hat nach erfolgter staatlicher Zustimmung genehmigt, daß im Kirchensprenael der hiesigen Lutherkirche eine dritte Pfarrei mit der Be­zeichnung Westpfarrei der Lutherkirche errichtet wird.

DieMannheimer Zeitung" wurde wegen einer be­kannten Wahlfälschung gegen den Minister des Innern auf 14 Tage verboten.

In der Schützenstraße gerieten vergangene Nacht zwei Hilfsarbeiter wegen Familienangelegenheiten in Streit, wobei der eine ein Messer zog und dem anderen fünf Stich­wunden beibrachte, so daß er aus dem Platz liegen blieb. Der Täter wurde verhaftet.

Dillingen, 27. April. In der Brigach wurde der 53jäh- rige verwitwete Kaufmann Emil Ummenhofer von hier er­trunken aufgefunden. Er hat sich aus Schwermut das Leben genommen.

Singen a. H., 27. April. In Schnaidholz wird eine Alu­minium- und Staniolfabrik gegründet,

Pfnllendorf, 27. April. Beim Breviergebet wurde der katholische Ortsgeistliche von Aftholderberg, Pfarrer Anton Sturm, der im Alter von 50 Jahren stand, von einem Herz­schlag betroffen, der den Tod des Geistlichen herbeiführte. Ueber 25 Jahre hat Pfarrer Sturm in der Gemeinde Aft­holderberg gewirkt.

St. Georgen, 27. April. Der 25 Jahre alte Sohn eines hiesigen Landwirts hat seinem Leben in der elterlichen Woh­nung durch einen Kopfschuß mit seinem Militärgewehr ein Ende gemacht. Er litt an Herzschwäche und Schwermut.

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Da; einlame Zcklsk.

Roman von Erich Ebenstein. Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzeiiirale E. Ackermann, Stuttgart.

Egbert Romberg bat bei Tisch um die Erlaubnis, so sitzen zu dürfen, baß er das Bild Frau Anna Marias sich gegenüber habe. Er schwärme so sehr für alte Bil­der .. .

Lächelnd gewährte es die Majorin, ohne das Stiri runzeln ihrer Tochter zu bemerken.

Nach Tisch trank man schwarzen Kaffee in der rose; umrankten Veranda eines Erdgeschoßzimmers, und dan mußte sich Romberg endlich doch empfehlen, wollte er niö zudringlich erscheinen.

. Die Majorin schlug vor, ihm noch ein Stück das G lerte zu geben. Aber Hella, die bisher wenig genug zr Unterhaltung beigetragen hatte, erklärte bestimmt, s könne nicht mit, da sie dringend im Gemüsegarten zu tu habe.

öche ^ allein", sagte Frau Luckmam k ohnehin heute noch zum Schlosser, der ai Waldsaum wohnt, damit er mir ein neues Schloß a DaS Iam ich d<mn »l-ich b-ii

Indessen Wartete Hella lange vergeblich auf die Hein kehr chrer Mutter Es gm g schon auf den Abends ai die Mazorm endlich vor chr stand und lebhaft über d Ursache ihrer Verspätung berichtete.

Stell' Dir vor, im Schlosserhäuschen sind sie auw Rand und Band über die unerwartete Heimkehr ein- Verwandten aus Australien, der als armer Teufel vc fünfzehn Jahren auswanderte und nun plötzlich als re Mr Mann zurückkehrte. Es ist ein Brudersohn d

Schlossermcisterin, namens Johann Mertel, und die gute Frau weiß gar nicht aus noch ein vor Stolz. Das halbe Dorf war heute schon draußen bei den Brandtners, um den Heimgekehrten anzustaunen. Jetzt feiern sie den Willkomm. Meister Brandtner hat dem Neffen zu Ehren ein Füßchen Wein aus demKrug" kommen lassen, und die Meisterin kocht und brät, baß es nur so eine Art hat."

Und darüber hast Du Dich so lange aufgehalten?" sagte Hella, verwundert den Kopf schüttelnd.Bei die­sen Leuten?"

Ach, weiß Du, mit den Brandtners, bas sst eben eine eigene Sache. Die sind doch auch von altersher mit Gallenhofen und den Rosenschwerts verbunden. Meister Brandtners Mutter war lange Jahre Stubenmädchen auf dem Schloß hier, und ihr Bruder diente bei Groß­papa, bis dieser durch den Bankkrach sein Vermögen ein­gebüßt. Ta nimmt man unwillkürlich Anteil an ihren Schicksalen. Sie sehen auch in mir ein Stück der alten Herrschaft und waren ganz glücklich, daß ich heute gerade zurecht kam, ihr Glück mitzufeiern. Ich mußte gleich einen Ehrentrunk tun aus einem Prunkbecher, den die alte Brandtner als Hochzeitsgeschenk von Herrn Mein- richs Frau erhielt ... i, -

Der junge Mensch, dieser Mertel, kam aus Austra­lien?" > i

Hella sah ihre Mutter neugierig an.

Ja, denke Dir nur! Das interessierte mich auch rie­sig, denn er machte die Ueberfahrt im selben Schiff, wie der arme Onkel Meinrich, mit dem Holländerdampfer Van Zoopten." Natürlich fragte ich ihn gleich, ob er den Onkel gesehen. Aber leider kannte er ihn gar nicht und hörte auch den Namen nicht. Mertel fuhr nämlich Zwischendeck."

Dann lvird es mit dem Reichtum wohl nicht so weit her sein."

Doch. Er scheint wirklich ein hübsches Sümmchen erspart zu haben, denn er will den Fichtenhof kaufen. Du weißt, den großen Bauernhof oben am Berg. Und weißt Du, was ich glaube? Daß er ein Auge auf die hübsche Rosa Brandtner, seine Base, geworfen hat. Er sah sie fortwährend ganz verliebt an, und die alten Brandtners schmunzelten dann glückselig. Natürlich würde ihnen der reiche Vetter nun viel besser als Schwie­gersohn Passen als ber Schlossergeselle Lindwinkler, den sich die Rosa erwählt hat . . . Aber was hast Du denn, Hella? Tu hörst mir ja garnicht zu."

Doch, Mama", beeilte sich Hella zu versichern.Du sprachst von der Rosa Brandtner, und daß ihr heimge- kehrtxr Vetter sie möglicherweise ihrem Liebsten abtrün­nig machen werde. Ist der Mann denn noch jung?"

Mertel? Nein, eigentlich nicht mehr. Ich schätze ihn auf vierzig bis fünfzig Jahre. Aber lassen wir die Leute jetzt, Kind. Sage mir lieber, was heute in Dich gefahren ist? Den ganzen Tag bemerke ich es schon, daß Du verändert bist. Fehlt Dir etwas, Liebling?"

Mir? Gott bewahre. Was soll mir denn fehlen?"

Du bist so sonderbar. Bei Tisch sprachst Du kein Wort, und gegen diesen armen, netten Romberg warst Du von einer Unliebenswürdigkeit ..."

Weil ich mich ärgerte, daß Du so viel Aufhebens um ihn machst, ja, ihn überhaupt hierher brachtest!" fuhr Hella heftig auf.Wozu das? Zwischen Rombergs und Rosenschwerts war seit Urgroßvaters Zeiten keine Freundschaft mehr, und ich finde es sehr überflüssig, daß Du diesen Menschen nach Gallenhofen schleppst, ihn zu Tisch einlädst, als wäre er ein lieber Verwandter, und dann noch zum Wiederkommen ausforderst l"