zweiten Wahlgang. DerMatin" erklärt, das Schicksal Deutschlands hänge in politischer Beziehung vom Zen­trum >ch.

In der Londoner Presse enthalten sich die konservativen Blätter der Stellungnahine; die liberalen Blätter freuen sich über Ludendorffs Niederlage und sind überrascht über die Stimmenzahl von Dr. Jarres.

Amerikanische Pressestimmen liegen noch nicht vor.

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Der Wahltag ist auch nach den Meldungen am Montag überall mit Ausnahme von der Reichshauptstadk, ruhig ver­laufen. Im Laufe des Nachmittags war es an verschiedenen Stellen Groß-Berlins zu Zusammenstößen zwischen feind­lichen Parteien gekommen. Ein Zug von etwa 60 Kommu­nisten riß in der Fraunsbergerstraße die schwarz-weiß-roten Fahnen, die erreichbar an den Häusern angebracht waren, herunter. Harmlose Fußgänger wurden angegriffen, be­schimpft und mißhandelt. Beim Herannahen einer Nad- iabrerstreife der Schuknolizei zerstreuten sich die Demon­stranten, doch konnten 10 festgestellt werden.

Um 4 Uhr nachmittags wurde das Ueberfallkommando nach der Werneuchener-Straße gerufen, wo 40 Kommunisten, die in einem Lastauto die Straße entlang fuhren, eine Gruppe von Bismarckbündlern überfielen. Ms um 4.30 Uhr nachmittags ein Lastkraftwagen des Reichsblocks die Sol- dinerstraße durchfuhr, wurden dessen Insassen von Kommu­nisten mit Steinen geworfen. Dabei wurden drei Personen verletzt. Nach Angabe der Verletzten sollen die Angreifer Mitglieder des Roten Frontkämpferbundes sein. Um 4 Uhr wurde ein Propagandawagen der Deuischnationalen bei der Durchfahrt durch die Hauptstraßen in Schömberg durch Kommunisten mit Steinen beworfen. Einer der Insassen trug eine Verletzung am Kopf davon.

Neue Nachrichten

Deutscher Wahlerfolg in Schleswig-Holstein

Sonderburg, 30. März. Bei der hiesigen Bürgermeistec- mabl wurde der bisherige Bürgermeister Johann Iaeobsen (Soz.) auf vier Jahre wiedergewählt. Zum stellvertreten­den Bürgermeister wurde an Stelle des Kaufmans Keck (Konserv. dänisch) der deutsche Justizrat Alexanderjen mit den deutschen bürgerlichen und sozialdemokratische^ Stim­men gewählt.

Frankreichs Bedingungen in der Sicherheiksfrage Paris, 30. Mürz. Herriot wünscht, daß die Antwort auf die deutschen Sicherheitsoorschläge von den Regierungen der Verbündeten anerkannt und dann nach Berlin gesandt werde, lieber den Inhalt dieser Note verlautet, daß Frank­eich erkläre, eS wolle zwar die deutschen Anträge nicht ohne weiteres zurückweisen, daß aber folgende Bedingungen er- üilt werden müßten: Vorbehaltloser Eintritt Deutschlands r den Völkerbund und Anerkennung sämtlicher Bestimmun­gen der Völkerbundaktc, deutsche Anerkennung der Unver- derlichkeit der jetzigen Grenzen Polens.

SowZetwahlen in Rußland

Moskau, 30. März. Die Wahlen zu den Moskauer und Leninograder Sowjets haben ihren Anfang genommen. In Moskau sind von den bisher Gewählten 60 v. H., in Leninograd 65 v. H. kommunistische Abgeordnete. Die übri­gen Gewählten sind parteilos.

Aus der Werrstatl des Reichswahlleilers

Der meiftbeschäftigte Mann Deutschlands ist in der Nacht vorn Sonntag auf Montag sicherlich der Reichswahlleiter Geheimrat Professor Wagemann gewesen- Die Ungeduld der Wähler und der Parteien erwartet von ihm ebenso schnelle wie richtige Auszählung der bei der ersten Präsi­dentenwahl abgegebenen Stimmen. Der Reichswahlteiter, dem vierzehn Beamte zur Verfügung stehen, um die ein­laufenden Meldungen zusammenzurechnen, hat jetzt die Auf­gabe, seine Ausstellung durch den Reichswahlausschuß, be­stehend aus Vertretern der sechs größten Parteien, prüfen zu lassen und den Schlußbericht im Reichsanzeiger zu ver­öffentlichen.

Prof. Wagemann hatte schon vor 14 Tagen alle Hände voll zu tun, als es galt, die Wahlvorschläge einzuholen. Jene Arbeit war umso mühevoller, als neben den sieben Namen, die dann auf den amtlichen Stimmzettel kamen, eine große Anzahl von Geisteskranken und Querulanten austauchten, die unbedingt ebenfalls Reichspräsident werden wollten oder doch ihren eigenen Kandidaten auf die amtliche Amtsliste zu bringen versuchen. Merkwürdigerweise waren die meisten dieser Anträge mit roter Tinte geschrieben. Zu ihrem Un­glück fehlten überall di« vorgeschrisbenen 20 000 Unterschrif-

Vs; einlsme Zcklok.

10 Roman von Erich Ebenstein.

Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart.

Wenn ich nur Zeit dazu habe. Manchmal befallen mich schlimme Ahnungen. Man vertraut oft blind und sieht sich dann getäuscht. Es war immer mein Fehler, den Menschen nur Gutes zuzutrauen und bloß mit Ehrlichkeit und Ergebenheit zu rechnen. Nun rächt sich dies vielleicht.

Ich bin ja kein Feigling. Aber gestern glaubte ich etwas in einem Menschenauge zu lesen . . . nein, ich will nicht weiter daran denken. Ich muß mich getäuscht haben."

»Hier endet das Tagebuch, schloß Doktor Wasmut. Aber klingt es nicht wie Todesahnung aus diesen Zeilen?"

Fast!" nickte Hempel nachdenklich.Eigentlich noch mehr; es klingt, als habe der Tote die Hand gekannt, die ihm ans Leben wollte. Welches Datum trägt die Aufzeich­nung?"

Keines. Im ganzen Heft ist überhaupt kein Datum. Das Ganze ist nur eine lose Aneinanderreihung von Ge­danken. Betrachtungen und Erinnerungen, die der Er­mordete offenbar je nach Zeit und Stimmung zu Papier brachte. Da es aber das letzte Blatt der Aufzeichnungen ist, durfte es wohl auch aus seinen letzten Lebenstagen stammen."

Wahrscheinlich. Immerhin wäre es von Interesse, zu wissen..." " °

Die Klingel des Fernsprechapparates neben Doktor Wasmuts Schreibtisch unterbrach das Gespräch. Der Un­tersuchungsrichter griff nach dem Schalltrichter.

Du verzeihst. Es ist wahrscheinlich die Antwort auf meine Anfrage von vorhin, ob man nichts über den Auf­enthalt der Enkelin Bodo Rosenschwerts wisse?"

ten. Nur einer hatte es aus 60 Mitkäufer gebracht, bereu stolze Namenszüge sogar von der Gemeideoerwaltung Han­nover prompt beglaubigt wurden. Der Bewerber bezeichnete sich als kaufmännischer Kontorist und behauptet in einem schwungvollen Gedicht, er sei ein überparteilicher Kandidat, er habe nicht nur ein Perpetuum mobile erfunden, sondern auch das symmetrische System, das einen allgemeinen Welt­frieden verbürgt. Ein anderer Bewerber, ein Breslauer Schneider, verlangte in seinem gedruckten (!) Antrag vor allem die Zahlung eines angemessenen Honorars, falls er Reichspräsident würde, und schloß mit dem Vers:Hurra, Du stolzes Weib, Hurra Germania. Hurra, Hurra, Hurra, Dein Tambour ist jetzt da!" Ein weniger harmloser Post- aushelfer drohte dem Reichswahlleiter in seiner Eingabe mit heftigen Morten, er müsse die notwendigen Schritte tun, wenn man seine Kandidatur nicht zulasse. Wir bringen diese Blütenlese, um zu zeigen, welche bedenkliche Verwirrung po­litische Ereignisse in den Köpfen geistig nicht normaler Be­sitzer des allgemeinen Wahlrechts anrichten. Hat sich doch auch der durch seine verschiedenen Abenteuer unrühmlich be­kannte Apostel Häußer zur Aeichspräsidenkenwahl gemeldet. Bei der letzten Neichskagswahl fiel eine überraschend große Anzahl von Stimmen auf ihn, weil rin Teil der Wähler glaubte, es handle sich um einen Häuserbund, d. h. einen Bund der Hausbesitzer.

Auch diesmal rannten die Anhänger dieses Wunder­mannes dem Reichswahlleiter das Haus ein, um eine Prüsi- dentschaftskandidatur durchzusetzen. Sehr wahrscheinlich ha­ben diese Leute dann bei der Wahl den Namen ihres Götzen auf das freie Feld im Stimm,zettet geschrieben. Dieser freie Raum hatte nur für den Fall Sinn, daß ein amtlicher Kan­didat zurückgezogen oder etwa das Opfer eines Unfalls wird und die betreffende Partei in letzter Stunde einen Ersatz­mann empfiehlt. Das Einschreiben solcher Sonderkadidatu­ren in den amtlichen Stimmzettel erschwert di« Auszählung natürlich ungeheuer. Auch die Sucht vieler Wähler nach originelle,, Handlungen und witzigen Demonstrationen hat dem Zählgeschäft nur geschadet. Denn entweder machen sie die Stimmabgabe ungültig oder sie trüben das Bild des Stimmenverhältnisses zwischen den großen Parteien. Immer wieder muß man übrigens dabei die Bobachtung machen, daß die städtischen Wühler mit schlechtem Beispiel voran- gehsn. Die Landbevölkerung faßt die Wahlen viel ernst­hafter auf.

Gegen die Ungeduld, die das genaue Resultat nicht er- . werten kann, noch ein Wort: Die Üebermittlung der Siimm- zahlen an die Kreiswahlleiter und von dort nach Berlin ist ein schwieriges und verwickeltes Geschäft Telephon und Te­legraph und Eilbrief sind die Mittel. Aber das Telephon versagt sehr oft und der Telegraph verstümmelt. Bleibt meist nur der Eilbrief als sicherster Bote. Die sog. Abstim­mungsniederschrift, d. h. die Aufstellung über die gültigen, ungültigen und zweifelhaften Stimmen, die Nachzählung und Versiegelung hält sehr auf. Alles das bewirkt, daß das Bild des Wahlergebnisses noch nicht am Tage nach der Wahl f,!k und fertig in die Oeffentlichkeit treten kann. Lieber noch etwas Spannung, dann aber volle Klarheit!

Württemberg

s iiWrk, 30. März. Hochverräterische Flug­blätter. Am Donnerstag, den 26- d. M-, wurden vom Polizeipräsidium Stuttgart im Parteibüro der kommunisti­schen Partei in der Geißstraße 15 500 Flugblätter wegen hochverräterischen Inhalts beschlagnahmt. Es handelte sich dabei, wie zwei Tage zuvor bei der Nummer 65 derSüd­deutschen Arbeiterzeitung", um einen Aufruf, in dem u. a. zur Entwaffnung der Bourgeoisie, zur Bewaffnung des Proletariats, zum Sturz der Lutherregierung und zur Er­richtung der Diktatur der Arbeiter- und Banernregierung angereizt wird. Die Beschlagnahme wurde richterlich be­stätigt.

Zur Aufführung der «Nationalen Bühne ' (Berlin) aus Anlaß des «Deutschen Tages" am 5. April in Stuttgart werden auch Sonderkarten ausgegeben. Zur Auffüh­rung gelangt von ersten Schauspielkrüfken Berliner und an­derer Theater unter der künstlerischen Leitung von Frau Prof. Elfriede Binder eine Tragödie deutscher Not:Kultur- Schande" in drei Akten. Es werden nur Einzelkarten ver­abfolgt zum Preife von 1 M für Mitglieder der Bereinigten B.üerländifchen Verbände von Württemberg und Hohrn- zollern und von 2 -K für Nichtmitglieder. Die Geschäftsstelle ist Stuttgart, Weißenburgstr. 29. Falls es sich als nötig er­weisen sollte, ist eine Wiederholung der Aufführung am 6. April vorgesehen.

Aus dem Lande

Feuerbach, 30. Mürz. Straßenbahn nach Ger­lingen. Nach Beschluß der beteiligten Gemeinden hat der

Bitte. Laß Dich nicht stören."

Nach fünf Minuten wandte sich Doktor Wasmut wie­der an Hempel. Sein Gesicht zeigte den Ausdruck von Ueberraschung.

Das ist ja sehr interessant. Stelle Dir vor, die Majorswitwe lebt mit ihrer Tochter hier in unserer Stadt und wohnt Gartenstraße 5, also im Neben Haus, wo der Mord geschah! Wenn der Tote eine Ahnung gehabt hätte, wie nahe ihm seine einzigen noch lebenden Verwandten waren!"

Ein beinahe tragischer Zufall. Wie heißt die Dame?"

Frau Luckmanu."

Luckmann! Warte mal ... ich traf einmal bei Be­kannten ein bildschönes Fräulein Luckmann, das dort Kla­vierunterricht erteilte . . ."

Das muß die Tochter sein. Sie ist Mnsiklehrerin. Die Damen sollen, wie mir der Polizeikommissar mitteilt, in recht beschränkten Verhältnissen leben, obwohl sie sich alle Mühe geben, nach außen hin standesgemäß aufzutreten. Nun, das wird jetzt eine doppelte Freude geben, wenn sie von der unverhofften Erbschaft erfahren! Ich will mir die Majorin gleich morgen vorladen lassen."

Ziegelbauer, der Amtsdiener, steckte den kahlen Kopf zur Tür herein.

Herr Untersuchungsrichter, es sind zwei Damen hier, die Sie durchaus sprechen wollen. Sie waren bereits aus der Polizei, wo sie Auskunft über den ermordeten Rosen haben wollten. Van dort wies man sie zu Ihnen, da Sie die Nachlaßpapiere haben. Polizeirat Menger gab ihnen auch eine Empfehlung mit."

Wie heißen die Damen?"

Luckmann. Hier ist die Visitenkarte und auch die Empfehlung voin Polizeirat."

Geineinderat non Feuerbuch in seiner letzten Sitzung ein­stimmig beschlossen, beim Ministerium um Erteilung der Erlaubnis an die hiesige Stadtgemeinde zum Vau "einer elektrischen Straßenbahn von Feuerbach nach Weilimdorf und Gerlingen nnchzusuchen-

Flacht, OA. Leonberg, 30. März. Im Brunnen, er­trunken. Auf dem Heimweg zu seiner Behausung machte sich nachts der Landwirt David Essig am Brunnentrog zu schaffen. Vermutlich erhielt Essig Lv.s Uebergewicht und stürzte in den Brunnen. Am andern Morgen wurde er «ffs Leiche in dem Brunnentrog aufgefunden.

Herrenberg, 30. März. Verwahret die Garben- loch er! Von grundsätzlicher Bedeutung für die Landwirte ist folgender Eerichtssall: Wegen fahrlässiger Tötung hatte sich die Bauerswitwe Marie Binder von Oeschelbroun zu verantworten. Am 13. Dezember v. I. stieg der 34 Jahre alte, geistig nicht ganz normale Stiefsohn der Beschuldigten, Johann Martin Binder, als es Nacht war, auf den Heustock in der Scheune, um Futter für die Pferde zu holen; dabei kam er dem Garbenloch, das mik keinerlei Schutzvorrichtung versehen war, zu nahe und stürzte in einer Höhe von 4,70 Mkr. herunter, wodurch er sich so schwere Verletzungen zuzog, daß er am folgenden Morgen tot in der Scheune aufgesunden wurde. Obwohl keine baupolizeiliche Vorschrift besteht, daß z. B. die Garbenlöcher mit Schutzvorrichtungen zu versehen sind, war die Beschuldigte dennoch verpflichtet, eine solche anzubringen, denn sie war sich der Gefährlichkeit bei dem Verkehr auf dem Futterstock bewußt. Der Staatsanwalt hatte eine Geldstrafe von 150 Mark beantragt und das Ge­richt ließ insofern Milde walten, als es anstatt einer Ge­fängnisstrafe von 10 Tagen auf 60 Goldmark und Tragung der Kosten erkannte. Darum Nutzanwendung für die Landwirte: Verwahret Eure Garbenlöcher gut!

Heilbronn, 30. März. Z u s a m m e n k u n f t d e s Land­stu r m b a t l s. Am 17. Mai wird hier eine Zusammenkunft des ehem. Landsturmbat. Heilbronn mit Gedächtnisfeier für die Gefallenen des Bataillons abgehalten. Dabei soll die im Felde bewährte treue Kameradschaft wieder neu ausleven. Die Bataillonsangehörigen werden gebeten, ihre Adressen an Verwalter A. Krieger, Nordbergstraße 40 zu senden.

Knikklingen, OA. Maulbronn, 30. März. Das Bahn­projekt B r e t t e n K ü r n b a ch. Seit 1905 ist der Bahnbau BreitenKnittlingenVerdingenKürnbach ge­plant. Fertig ist nur eine kurze Strecke DerdingenKürn- bach. 3n einer Versammlung von 42 Vertretern der inter­essierten Gemeinden wurde nun beschlossen, an die badische und württembergische Negierung den Antrag auf Fertigstel­lung der Bahn zu rüsten.

Nagold, 30. März. Autolinie Nagold Her­ren b e r g. Der Vezirksrat Herrenberg hat zu der geplanten Kraftpostlinie Stellung genommen und ist zur Ueberncchme des hälftigen Abmangels bereit, während die andere Hälfte der Bezirk Nagold zahlen soll.

Rottweil. 28- März. Steuerhinterziehung. Der Bierbrauereibesitzer Karl Kopf, Rosenbrauerei Aldingen, wurde von der Strafkammer zu 5000 Goldmark Geldstrafe und Tragung sämtlicher Kosten wegen Steuerhinterziehung verurteilt.

Balingen, 30. März. Ausstellung. Im Turn- und Fechtsaal der Sichelschule ist zurzeit eine Gemäldeausstellung von Kunstmaler Gustav Kullrich-Karlsruhe, die 50 Werke von Balingen, Burg Hohenzollern, Schloß Ludwigsburg usw. zeigt. Die Ausstellung kommt vom badischen Kunst­verein und geht weiter nach Stuttgart.

Alm, 30. März. Verbesserung im oberschwä­bischen Personenverkehr. Revolverheld.

Frecher Raub überfall. Auf Einladung der Handelskammer Ulm tagte im Russischen Hof eine Konfe­renz von Vertretern der Gemeinden und Berufsskände, um zum Fahrplan Stellung zu nehmen. Ein Vertreter der Neisbankdirektion keilte mik, daß einige frühere Wünsche erfüllt werden könnten, weil die Direktion Stuttgart jetzt 71 gegen bisher 65 v. H. der Züge im Borkriegsverkehr fahren dürfe. Behandelt wurde nur die Strecke UlmFried­richshafen, während eine Aulendorf-Konferenz zu den son­stigen oberschwäbischen Verbindungen Stellung nehmen soll.

Der 20 Jahre alte ledige Landwirt Leonhard Ziegler von Krummwälden, Gde. Großeislingen OA. Göppingen, der anfangs Januar auf den 24 Jahre alten Fabrikarbeiter Schairer von Krummwälden zwei Schüsse abgegeben hatte, die Schairer schwer verletzten, wurde vom Schwurgericht wegen gefährlicher Körperverletzung zu 6 Monaten Gefäng­nis und wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu 50 ^1 Geld­strafe verurteilt. Als der Kassendiener der Deutschen Bank von der Reichsbank zurückkam und das Gebäude durch den Hinteren Eingang betrat, stürzte sich ein Mann auf ihn und

Der Untersuchungsrichter wechselte einen Blick mit sei­nem Freund. Dann erhob er sich rasch.

Führen Sie die Damen sofort herein, Ziegelbauer!*.

4. Kapitel.

Es war Mittag vorüber, als die Damen Luckmann den Heimweg antraten. Stumm schritten sie nebeneinander hin, beide noch ganz betäubt von dem, was sie eben ver­nommen.

Also die Ahnung der Majorin war doch richtig gewe­sen! Meinrich Rosen war der Sohn jenes verschollenen GroßonkAs Hugo, der seinen Namen verkürzt und den Adel abgelegt hatte während der Jahre rastloser Arbeit in einem demokratischen Land.

Aber er hatte seine Abst mmung nicht vergessen und die Sehnsucht nach der Heimat hatte ihn bis ans Grab be­gleitet. Auch dem Sohn hatte er sie eingepflanzt als heilt- gc Vermächtnis.

Wenn die Majorin daran dachte und wie anders viel­leicht alles gekommen tr" :e, wenn Meinrich Rosenschwert sich früher entschlossen hätte, seinen australischen Besitz auf­zugeben, so überwogen Rührung und Schmerz beiGwertem die von Doktor Wasmut so sicher erwartete Freude über eine mögliche Erbschaft.

Denn ganz sicher war diese ja noch nicht. Erst mußte nachgeforscht werden, ob Meinrich Rosenschwert nicht in seiner bisherigen Heimat näher berechtigte Erben hinter­lassen hatte. Aus dem in seinem Nachlaß gefundenen Tagebuch ließ sich zwar schließen, daß er unvermählt ge­wesen war, aber ausdrücklich erwähnt war es nicht. .

Vorläufig dachte die Majorin jedenfalls viel weniger daran, als an das Glück, welches sie empfunden hatte, wenn sie Meinrich lebend in die Arme hätte schließen kön- nen als deir letzten männlichen Sproß ihrer Familie, an der sie mit seltener Treue hing. (Fortsetzung folgt.j a