Bella

Wlldbader Tagülatt.

Nummer 31

Fernruf 179

Wlldbad, Samstag, den 7. Februar 1S25

Fernruf 179

60. Jahrgang

Der Kampf um die Auswertung

Das polnische Vorbild

Im Reichstag hat nun auch der Aufwertungsausfchuß mit seiner Arbeit begonnen. Die Wirtschaftsverbände haben ihre warnenden Stimmen noch am 28. Januar bei den Mini­sterien abgegeben. Die Sparer und Gläubiger dagegen haben zu dem vielgenannten Gesetzentwurf des Oberlandes­gerichtspräsidenten Dr. Best Ausführungsbestimmungen eingereicht. Diese wollen nach gerichtlichen Richtlinien über Leistungsfähigkeit und Sachwerte die einzelne Aufwertung genau vorausbestimmen, um alle Prozesse zu vermeiden. Der veränderte Gesetzentwurf berücksichtigt auch durch Schaffung von Tilgungshy'potheken und Krediterleichterungen die von der Wirtschaft den Gläubigern entgegengehaltenen Nöte. Die Gläubiger sind auch zu dem Opfer bereit, für die notwendigen Betriebsmittelkredite die erste Stelle im Grundbuch bis zu 10 Prozent des Wehrbeitragswerts freizugeben.

Die Sparer erwarten vom Gesetzgeber sine bedeutende Erhöhung der Aufwertung und eine baldige umfassende und tiefgreifende Neuregelung unter Einschluß der öffentlichen Anleihen. ^

Die Gesetzgebung in Polen hat pch schon vor längerer , Zeit der Sache angenommen. Der polnische Staat, der sich aus drei höchst verschiedenen Bestandteilen, nämlich aus den früher russischen, österreichisch-ungarischen und deutschen Ge­bieten zusammensetzt und so mit ganz besonders schwierigen Umständen kämpfst hat die Lösung der Aufwertungsfrage versucht. Vor mehreren Monaten erschien bereits ein pol­nisches Aufwertungsgesetz. Auch eine Ergänzungsverord­nung ist herausgekommen. Der polnische Gesetzgeber behan­delt bis jetzt allerdings nur die privaten Rechtsverhält­nisse, nicht die öffentlichen Schulden. Letztere sollen später an die Reihe kommen. Man muß abwarten. Jedenfalls: In der polnischen Aufwertung ist das Höchstmaß der volle Goldwert, als Mindestmaß der Kurswert nach polnischer Mark festgesetzt. Der Aufwertungssatz für Hypotheken auf Häuser, die unter der Mietenschutzgesetz­gebung stehen, stellt sich folgendermaßen: in Kongreßpolen 25 Prozent, im westlichen Kleinpolen und in den Ostgebieten 20 Prozent, im preußischen Teilgebiet und im östlichen Klein­polen IS Prozent der nach Stufen anzurechnenden Zloty­parität. Hypotheken auf freien Grundstücken werden bis zu 50 Prozent aufgewertet, hypothekarisch nicht fundierte An­leihen, Schuldforderungen von Warenkrediten und bisher noch nicht gedeckte Wechselforderungen durchweg mit 10 Pro­zent, Jndustrieobligationen durchschnittlich mit 33 Prozent, ebenso in die Lebensversicherungen eingezahlke Prämien. Bei den Sparkassenguthaben will man sich ledig­lich nach den Aktiven der Kassen richten. er.

Zur Lehrerbildungsfrage

Cs wird stns geschrieben: Der Württ. Semlnar- lehreroerein stimmt in der gegenwärtig zur Erör­terung stehenden Lehrerbildungsfrage weitgehend mit den Vorschlägen des Kultministeriums überein. Seine Stellung­nahme im einzelnen ist folgende.

Ohne Zweifel hat die bisherige seminaristische Ausbil­dung der Lehrer ihre Vorzüge gehabt. Begabten Schülern vom flachen Land war ohne allzu große Kosten die Möglich­keit des Aufstiegs nicht bloß in den Lehrerstand, sondern auch in andere höhere Berufe gegeben; so wurden den gebildeten -Schichten immer wieder neue Kräfte zugeführt; andererseits besaß dadurch eine große Anzahl von Lehrern die für ihre spätere Wirksamkeit wünschenswerte Fühlung mit den länd­lichen Kreisen. Weiterhin war der Schüler vom Eintritt ins Seminar an auf den künftigen Lehrerberuf eingestellt, und im Unterricht konnte von Anfang an auf denselben in der Behandlung des Stoffes Rücksicht genommen werden. Cs sei in diesem Zusammenhang besonders an die Pflege der Musik in den Seminaren erinnert! Als ein Vorzug ist gewiß auch die Gleichartigkeit der Vorbildung und der Er­

ziehung der künftigen Lehrer zu werten. Enouch yavcn ine Seminare das geistige Leben ihrer Umgebung wesentlich ge­fördert und sind in gewissem Sinn Lildungsmittelpunkte ge­worden.

Trotz der unlaugbaren Vorzüge, die die Seminare gehabt Hoden und die nach Möglichkeit in die neue Bildunzsform zu übernehmen wären, ist doch wegen der Mängel der bisheri­gen Lehrerbildung eine Reform notwendig. Die Entschei­dung der Berufswahl mußte bisher in zu jugendlichem Alter getroffen werden. Ferner hat die Verbindung von Allge­meinbildung und Berufsbildung große Schattenseiten, so die Notwendigkeit eines zu frühen Beginns mit schwierigen Fächern wie Psychologie und Erziehungslehre. Damit im Zusammenhang steht die Uebersülle des Stoffs, die eine Ueberlastung der Schüler mit sich bringt und ihnen die geistige Durchdringung des Eesamtgebietes erschwert. Aus diesem Mißstand ergibt sich auch die Forderung einer Ver- längerung der Gesamtausbildungszeit. Weiter kann nicht verkannt werden, daß die bisherige Lehrerbildung eine Ab- seitsbildung ist, die z. B. den Seminaristen die Wahl eines anderen Berufes fast unmöglich machte, wenn sich der des Lehrers nicht als der richtige erwies. Endlich darf darauf hingewiesen werden, daß der künftige Lehrer in stärkerem Maß als bisher am deutschen Kulturgut der Gegenwart und Zukunft Anteil erhalten muß, um der Aufgabe als Lehrer und als Kulturträger in seinem Kreis gerecht zu werden.

Unter den gegenwärtigen Verhältnissen erscheint die von Preußen geplante Form als der gangbare Weg. Dar­nach hätte die Berufsbildung des Lehrers an staatlichen pädagogischen Instituten in mindestens 2ährigem Bildungsgang zu erfolgen und eine Vertiefung der Lehrer­bildung auf theoretischem und praktischem Gebiet zu brin­gen. Im Zusammenhang damit wäre die von der Unter- richtsverwaltung vorgesehene Umgestaltung der Seminare in Eßlingen, Heilbronn und Gmünd zu pädagogischen Institu­ten zu vollziehen. Bedingung für die Aufnahme in diese Anstalten ist die Erstehung einer Reifeprüfung.

Die AllgLmeinildung der künfkigenn Lehrer und Lehrerin­nen soll nämlich an einer höheren Schule erfolgen. Zu den bisher bestehenden Arten derselben müssen als eine neue die Aufbauschulen treten, die mit Schülerheimen verbunden sind, bis zur Reifeprüfung führen und je für Knaben und Mädchen gesondert zu errichten wären, wobei den am Ort wohnhaften Schülern und Schülerinnen der Besuch des Un­terrichts der Aufbauschulen ermöglicht wird. Die Aufbau­schulen mit ihren Schülerheimen sind in erster Linie begab­ten Kindern der ländlichen Bevölkerung nach Abschluß der Volksschulbildung durch Erstehung einer Aufnahmeprüfung zugänglich zu machen. Durch diese Anstalten allein kann das flache Land den Anschluß an die höhere Bildung erlan­gen, der ihm bisher durch die Seminare zugänglich war. Deshalb sollten die Aufbauschulen staatlichen Charakter er­halten. Denn sie können auf eine genügende Zahl von Schü- ern nur rechnen, wenn für diese in ausgiebiger Weise Frei­stellen vorgesehen werden. So allein würden sie ihren in der Gegenwart besonders notwendigen Zweck erfüllen, den Aufstieg der Begabten zu fördern. Die Städte, in^enen die Aufbauschulen errichtet werden und denen durchrSieselben gewisse Vorteile erwachsen, könnten an ihrem -Unterhalt finanziell beteiligt werden.

Für die Schaffung solcher Aufbauschulen kamen vor allem die Lehrer- und Lehrerinnenseminare in Betracht, die nicht in pädagogische Institute umzuwandeln sin.d. Die Errichtung der Aufbauschulen sollte so beschleunigt werden, daß schon im kommenden Frühjahr die Aufnahme von Schülern erfolgen kann.

Durch die hier vorgeschlagene Reform der Lehrerbildung entsteht für den Staatshaushaltsplan 1925 kein Mehrbedarf. Dieser wird erst etwa im Jahr 1933 eintreten. Von da an müßten wohl die auf pädagogischen Instituten ausgebildeten Lehrer in eine höhere Gruppe der Besoldungsordnung ein­gestuft werden. Aber das wird sich in einer langsamen Steigerung des Mehraufwands geltend machen- Die volle finanzielle Wirkung der Reform wird sich frühestens von 1955 an zeigen und dann hoffentlich auch tragbar fein.

Da fast alle anderen deutschen Länder die Reform der Lehrerbildung sei es mit Hochschulstudium sei es mit pädago­gischen Instituten schon durchgeführt haben oder wenigstens planen, erscheint es undenkbar, daß Württemberg auf diesem Gebiet zurückbleibt. Eine baldige Entscheidung in der Lehrev» bildungsfrage liegt im öffentlichen Jnteresfe.

Baden

Pforzheim» 5. Febr. Ein in der Grenzstraße wohnendes 18 Jahre altes Dädchen, das krank zu Bett gelegen hatte, benützte den Augenblick, da es seine Mutter allein lieh, um sich im Fieberwahn aus dem vierten Stock auf die Straße zu ftürzen. Die Mutter konnte gerade noch hinzuspringen und den Fuß der Unglücklichen erfassen. Hilfsbereite Nachbarn ka­men mit Leitern herbei und konnten die Unglückliche aus ihrer entsetzlichen Lage befreien.

Wiesloch, 5. Febr. In den Lederwerken Dadenia verun­glückte der Heizer Josef Gros, indem ihm ein Hebel der Dampfmaschine an der linken Schulter traf und schwer ver­letzte.

Mannheim, 5. Febr. Eine vom Deutschen Eifenbahner- verband, Bezirk Baden, hierher einberufene Landesver­sammlung des Wagenaufsichtspersonals forderte in einer Entschließung, daß eine der handwerksmäßigen Vorbildung dieses Personals entsprechende einheitliche Bewertung ein- tritt, und die Zerreißung in 23 Gruppen beseitigt wird.

Gaggenau, 5. Febr. Der Hausierer, der in der vorigen Woche einen Fabrikarbeiter aus Michelbach überfallen hatte, wurde von der Gendarmerie Gaggenau ermittelt und in das Amtsgefängnis Rastatt eingeliefert.

kehl, 5. Febr. Nach einer aus Straßburg zugegangenen Meldung wurde in der vergangenen Nacht der in Kehl wohnhafte Viehhändler Bodenheimer aus dem Expreßzug im Kehler Bahnhof verhaftet, weil er 20 000 Franken in französischen Banknoten ohne Erlaubnis ausführte. Die Summe wurde beschlagnahmt.

Schönau, 5. Febr. Der verheiratete Arbeiter Johann Beck, der kürzlich auf unaufgeklärte Weise in den Schacht des Kanalbaus bei Kaste! gestürzt war, ist jetzt seinen schweren Verletzungen erlegen.

Mükheim, 5. Febr. Die Gemeinde Müllheim hat in vor­bildlicher Weise beschlossen, daß aus dem Verkaufserlös der städtischen Kleinwohnungsbauten und sonstigen Mitteln ein Baufond gebildet werden soll. Aus diesem Fond sollen die­jenigen Bauzuschüsse erhalten, denen vom Wohnungsverband aus Mangel an Mitteln keine Baudarlehen gewährt werden können. Auch können aus diesem Baufond die erforderlichen Bauhölzer beschafft werden, dessen Rückzahlung bis zu zwei Jahren mit einem Jahreszinssatz von 5 Prozent gestundet werden.

Konstanz, 5. Febr. Der Bürgerausschuß genehmigte gestern nachmittag zur Beschaffung von einheitlichen Grab­platten für den Kriegerfriedhof 15 000 Goldm. Das Haupt­denkmal auf diesem Friedhof wird als Kreuz erstellt.

Vom Bodensee, 5. Febr. In Stetten bei Meersburg fiel einem aus unaufgeklärter Ursache entstandenen Brand das Wohnhaus des Metzgers Adolf Horn und der Witwe Minder zum Opfer.

Nicht die Achtung kannst du dem.

Der dich nicht achtet, schenken,

Oder du mußt sogleich

Von dir geringer denken. Rückert. j

Berliner Gespräch. Eine alte Frau steht vor mir am Post­schalter:Ick möchte foor eenen Jroschen eenfache Postpaket­adressen." Der Schalterbeamte:Na, meenen Se, Se kriejen foor Zhren lumpigten Jroschen welche mit 2old- schnitt?"

Der Karnickelbaron

6Oj Humoristischer Roman von Fritz Gantzer

Wer nicht erschien, war Herr von Lessenthin. Man blieb trotzdem. Denn ein Abgesandter des Krachtwitzer erschien. Er kam auch als Jagdbeflissener und stellte sich als der Neffe Ksffenthins, Hans Karl von Bütow, vor.

Man umringte den Ankömmling und bestürmte ihn mit teil» unwilligen, teils 'neugierigen Fragen. Besonders in­teressiert war natürlich Kurt von Gronau, der seinen Riva­len von Kopf bis Fuß verstohlen musterte.

Nun, einen mit körperlichen Vorzügen ausgestatteten Wdam hatte sich der Krachtwitzer gerade nicht herausgesucht. Das konnte niemand behaupten. Hans Karl war ein kleines, trockenes Kerlchen von knapp fünfundzwanzig Jahren. Sein dünnes, semmelblondes Haar harmonierte zwar zu den was­serblauen Augen, aber die glückliche Vereinigung illustrierte das Wortschön" nicht im entferntesten. Dazu kamen Som­mersprossen über die ganze Stirn weg. Auf der oberen Hälfte der Nase hatten sich die dunkelgelben Fleckchen eine Heimstatt gesucht. Das winzige Bärtchen sträubte seine Här­chen nach allen Richtungen, war rostrot und erweckte mit sei­ner Zerfahrenheit den Eindruck eines ungekämmten Stru­welpeters en miniature. Hans Karl konnte nun freilich eben­sowenig für seine Sommersprossen wie für sein zerzaustes Bärtchen und war auch daran unschuldig, daß er klein und dürr war. Er schien von Natur ein herzensgutes Kerlchen, gab sich aber stark verlegen und verschüchtert.

Wenigstens errötete er, sobald eine Frage an ihn gerichtet «->urde, und sah immer zu Boden, wenn er antwortete.

Endlich wußte man's: Der Herr Onkel lasse um Ver­zeihung bitten, daß er nicht zur festgesetzten Zeit erschienen sei. Er hätte wichtige Abhaltungen gehabt, würde aber spä­testens in einer halben Stunde da sein.

Donnerwetter! Noch eine halbe Stunde?

Nee!" erboste sich der Zinnowitzer,Da warte, wer wW Ich laufe stracks gen Zinnowitz!"

Und Hauptmann von Kattenbusch war auch fürs Nach- Hausegehen. Man sei doch kein dummer Junge j

Hans Karl wurde noch verlegener und glaubte, sich als Gündenbock betrachtet zu sehen. Seinen Bitten und den Vor­stellungen Baron von Krusewitz' gelang es endlich, die bei- Mrünnig werden wollten, noch einmal zu halten, i

Es war schon weit nach fünf, als der Krachtwitzer endlich wirklich erschien. Ganz in der Ferne noch bemerkte man ihn jetzt. Der drei Gutsnackbarn bemächtigte sich etwas wie leise Unruhe. Wie stellte man sich iknn gegenüber? Seit dr-i Jah­ren hatte man sich nicht das Weibe im Auge gegönnt, war Gift und Galle aufeinander gewesen. War es schließlich noch. Man hatte sich befehdet, wie es feindliche Jndianerstämme nicht schlimmer tun können, und es hatte gewissermaßen ei­ner nach dem Skalp des anderen getrachtet. Man hatte sich von Gericht zu Gericht gehetzt. Und nun sollte man sich die Hände reichen, sich freundschaftlich begrüßen und vieles an­dere noch tun? ...

Der Krachtwitzer löste bei seinem Erscheinen alle beun- ruhigenden Fragen durch eine geradezu hinreißende Lie­benswürdigkeit. Er kam wie ein Engel des Friedens, wie der Engel des Lächelns, wie ein Freund zu Freunden.

Meine Freunde," sagte er,meine lieben Freunde! Ich bedauere unendlich, daß ich erst jetzt kommen kann und bitte vielmals um Verzeihung. Guten Morgen, mein lieber Krusewitz! Gutten Morgen, Lettow und Struwe! Und auch Ihnen einen schönen guten Morgen, mein lieber Herr Hauptmann und mein lieber Assessor!"

Der Krachtwitzer war tatsächlich verrückt geworden! Komplett verrückt!

Sie dachten es alle, mit Ausnahme Hans Karls, der wie ein hilfloses Kind zur Seite stand und ein verlegenes Lächeln über das andere in die Runde sandte.

Komplett verrückt! Denn der da eben gesprochen, war nicht der Krachtwitzer, wie sie ihn alle kannten, sondern ein ganz anderer. Einer, der entweder seine Grobheit im Sack und in der Asche bereut und abgelegt hatte oder der über Nacht seines gesunden Verstandes verlustig gegangen war.

Man kam aus der Verlegenheit nicht heraus. Der Zinno­witzer vergaß sein noch nachgrollendes heimliches Zürnen und lächelte den Krachtwitzer blöde an. Krusewitz faßte sich nach der Stirn, als sei ihm das Vermögen, klar zu denken, verloren gegangen. Und Hauptmann von Kattenbusch stot­terte:Als wir Anno 70 an der Loire kämpften.., hm... he... ja... happa happa... happa... hm... he... ja... Als wir Anno 7?... wollte sagen 70.., da war ein Major, der trug nie Unterhosen..."

Ich auch nicht, lieber Herr von Kattenbusch," beruhigte der Krachtwitzer.Und wer noch nicht? Du, Hans Karl, gewiß; denn du bist 'n bißchen pimpelig."

Gott, der Mann war verrückt. .

Dem Bardekower wurde es rein gruselig zutdute. E anderes übrig: er mußte grob werden, m sich Befreiung zu verschaffen.

Zum Donnerwetter, Lessenthin, hast du uns zusammen getrommelt, um uns hier faule Witze vorzumachen und Ä was von Unterhosen zu erzählen? Ich denke, Jagd soll sein Und nun endlich los! Sonst gehe ich nach Haufe!"

Der frische, polternde Ton wirkte auf die schier veräntz fügten, verschüchterten Gemüter der übrigen wie ein « frischender Regen nach langer Dürre und war wie ein Do« verschlag in schwüle Stille. Man lacht«, sprach durchsinan der, lachte, lachte sehr laut und rückte Unternehmers cm iW Gewehrriemen. >

Und der Krachtwitzer schien in altes Fahrwasser gekmH von Baron von Krusewitz' Grobheit elektrisch entzündet Der erste vernünftige Ton kam über seine Lippen:

Zum Donnerwetter, Krusewitz! Was fällt dir ein? Gewiß geht's jetzt los!"

Was soll denn eigentlich geschossen werden?" erkun­digte sich Herr von Lettow.

Ja, das möchte ich auch wissen?" sack« der Zirmp witzer.

Das hat 'das Hohe Reichsgericht bestimmt. Selbst««» stündlich Karnickel."

Karnickel?" Aus drei Kehlen kam die Frage wie ck Schrei der namenlosen Ueberraschuug. Der Bardekows« der Zinnowitzer und der Dramburger schrien es.

Ja, wollt ihr nicht? Wollt ihr euren Prozeß nicht M annen hccken? Ich mache sogar zur Bedingung: jeder nmk fünfzig Stuck schießen. Und wenn ihr die Zahl nicht zu ammenkriegt, zeigt ihr damit, daß es euch um die Dinge, leck tut! Daß ihr mir meine Freude noch länger gönnt../ bfllenthin," fiel der Baron in.Das denk»!

. Also fünfzig Stück. Wir nehmen an. Und wenn ich nicht fünfzig zur Strecke bringe, soll unser Prozeß nichj gewonnen sein. > wo

Topp, Krusewitz! So wollte ich'sl" W

Auch die anderen beiden erklärten sich damit einverstan- den. Es war ja ganz selbstverständlich, daß man die ge­nannte Zahl in kürzester Zeit zusammenschoß.

- (Fortsetzmrg folgt.>

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