strengungen aller, den Frieden und geordnete wirtschaftliche Verhältnisse wieder in Gang zu bringen, werden nur bei Zu­sammenarbeit aller großen Nationen Erfolg haben.

Am Mittwoch werden sich Poincare und Hughes laut Chicagoer Tribüne" bei einem Abendessen treffen. Hughes wünsche, die Ansichten Poincares über die Entschädigungs­frage kennen zu lernen. Die könnten ihm genügend be­kannt sein.

Französische Enthüsiungen. Eine Tlebenkonferenz?

Paris, 29. Juli. Die Zeitungen berichten, im Rat der großen Fünf" am Montag habe MacDonald die Räu­mung des Ruhrg biets zur Sprache gebracht. H er- riot habe sofort erklärt, diese Angelegenheit gehe nur die Vesatzungsmächte und Deutschland an. Mac Donald habe zu­gestimmt, weil er fürchtete, Frankreich könnte von England bestimmte Gegenleistungen für die Räumung fordern. Diese Frage werde selbstverständlich nicht von der Konferenz ent­schieden. Herriot und Theunis haben am Montag abends ver­einbart, einen besonderen Ausschuß, bestehend aus einem Franzosen, hinein Belgier und einem Italiener einzusetzen, der mit den deutschen Vertretern über die Räumung gesondert sich besprechen soll. Von England und Amerika soll auch keine Unterstützung in der Frage der Bürgschaft und der Kriegs­schulden erbeten werden, man wolle sich vielmehr nur an Deutschland halten und von ihm die Zusicherung eines für Frankreich und Belgien günstigen Handelsvertrag gesim Jahr 1925 fordern, wobei die Interessen von Elsaß- Lothringen (Weineinfuhr usw.) besonders berücksichtigt wer­den sollen. Außerdem soll Deutschland ein Industrieab- kommen aufgezwungen werden, an dem Frankreich, Belgien und Jto'ttn beteiligt seien. Deutschland soll ferner gezwungen werden, von den ausländischen Gutha­ben (des Privateigentums) von vornherein gewisse Summen an Frankreich abzuliefern, was auch über den Da- wesplan noch hinausgehen würde.

Bestätigung bleibt abzuwarten.

Kurze Dauer der deutschen Mitarbeit

Berlin, 29. Juli. Die abermalige Verschiebung der Ein- ladung an die Reichsregierung nach London .bis zur Eini­gung der Verbündeten" hak in Berlin nicht überrascht. Man glaubt, daß der Aufenthalt der Abordnung in London nur kurz sein werde, da Havas verbreitete, daß die Konferenz bis zum .Jahrestag der deutschen Kriegserklärung" beendet sein solle. Was die Vertreter vorzubringen haben, steht fett acht Tagen fest, mit Ueberraschungen ist nach der Ansicht Dr. Stresemanns kaum zu rechnen: es sei nur ihre Aufgabe, den deutschen Mindestforderungen Geltung zu verschaffen.

Neue Nachrichten

Schuh für die Ernte

Berlin, 29. Juli. Der Reichsminister des Innern Dr. I a r- res hat auf einen Antrag des Reichslandbunds geantwortet, -r habe die Landesregierungen gebeten, zum Schutz der Ernte gegen Streiks usw. die notwendigen politischen Maß­nahmen zu treffen.

Keine Gnade für die Flamen Berlin, 29. Juli. Aus Brüssel meldet die .Deutsche Tageszeitung": In der belgischen Kammer befürworteten abermals flämische Abgeordnete und Sozialdemokraten eine Amnestie für die wegen politischen Vergehens verurteilten Flamen. Die Redner sagten, daß 2100 Flamen wegen ihrer politischen Gesinnung wirtschaftlich vernichtet worden seien. Dreißig seien zum Tod, fünfzehn zu lebenslänglichen Gefäng­nisstrafen, 180 zu im ganzen 1418 Jahren Gefängnis ver­urteilt worden. Jetzt solle man aber endlich alles vergessen, was während des Kriegs geschehen ist, solle die Gefängnisse der politischen Gefangenen öffnen und allen Verurteilten ihre bürgerlichen Rechte wieder geben. Auf Antrag der libe­ralen Gruppe jedoch ging die Kammer zur Tagesordnung über, mit 76 Stimmen der Liberalen und Katholiken geMN 43 Stimmen der Sozialisten und Flamen. Nach dieser Ab­stimmung verliehen die Sozialisten und Flamen den Saab Letztere erklärten, sie würden überhaupt an keiner Abstim­mung mehr teilnehmen. Die Regierung könne sehen, wie sie mit den Regierungsparteien allein die nötigen Mehr­heiten aufbringe.

Die Mütterliese

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Lrzählung «us dem Württemberg. Schwarzwalb Von U l r i ch L S r ch « r

Irgendwelche Frechlinge hatten ln der Mühl« während Ihrer Abwesenheit «inen Einbruch verübt. Da sie nur wenig Mehl, ab«r sehr viel Korn in derselben fanden, hatten sie di« Muhl« in Dang gebracht. Bei der abgeschlossenen Einsamkeit de» Waldtals am heutigen Sonntag vormittag konnten s!« ziemlich sicher darüber sein, daß sie dabei von niemand gestört wurden. Der Knecht war schon gestern abend zu einer Höchst der Schwester nach Lauingen twgereist. Di« beiden Mägde blieben den Sonntag über bei ihren Ettern in WaDdorf. Die Tochter wußten sie in der Kirche^ den Müller selbst in Hast. Einer, der dl« Verhältnisse in der Mühle tenau kannte, mußte den heimtückischen Ueberfall zur Ausführung »ebracht haben. Sicher war es Hansjörg Merk, ihr früherer Mahl- knecht, den der Vater dieses Frühjahr wegen Trunksucht entlassen batte und der sich seither in Lauinaen umhertrieb. Der Vater? Wo war er? Lies« erschreckt« in Geoanken an Ihn. War er heut« früh aus seiner Haft entlassen worden, so mußte er spätestens um 11 Uhr in der Mühl« erschienen sein. Und wenn er mit den Schur­ken zusammentraf, um ihnen ihr Diebeshandwerk zu legen? Etwas Furchtbares mußt« sich dann ereignet haben. Ein Schaudern ergriff da» jung« Mädchen bei diesem Gedanken. Di« Frage war, was st« nun tun sollt«, ob sich die stechen Dieb« noch jetzt in der Mühle befanden? Ihr Klappern ließ eigentlich darauf schließen. Und doch muhten sie wissen, daß der Gottesdienst droben in Walddorf längst mr Ende war, sie also mit Ihrem Rachhausekommen zu rechnen hatten. Ob sie allein oder in Begleitung anderer zurückkeyren Erde, konnten sie nicht wissen. Lt«i« schlug «inen Fußweg durch den Wach ein, au? welchem sie sich dem Haus« vom waldigen Ab- dang her nähern konnte, ohne gesehen zu werden. Sie mochte noch hundert Meter von der Mühl« entfernt sein, als sie in derselben Stimmen vernahm, deren Klang ihr völlig fremd und unbekannt vorkam Jetzt sah sie auch deutlich, wie ein Mann auf «inen Schub­karren einen vollen Mehisack lud, wie ein zweiter einen weiteren Sack herbeitrug.und w>« st« dann beide das Mehl aus einem Waldweg zu Tal fuhren. Dann wurde es still. Liese konnte von ihrem Standorte aus, von dem st« den Eingang und den Hof völlig übersah, nichts mehr bemerken. Nur di« Mühle klappert« nach wie vor weiter. Von Ihrem Vater, von Karo, dem treuen Hof­hunde, den sie heute früh noch anaekettet, war nichts zu sehen gnd zu hören, auch konnte sie nicht feststellen, ob sich noch jemand in der Mühle befand. Liese getraute sich nicht allein in das Haus zurück, das ein furchtbares Geheimnis in sich barg. Sie mußt« «in rnännttchss Wesen tzerbeihoken, das imstande war, den Dieben,

Die Verhandlungen über das Jndustrieabkommen abgebrochen

Berlin, 29. Juli. Die Verhandlungen des Secktteraus- schusses der deutschen Industriellen mit der französisch-bel­gischen Ingenieur-Kommission sind wegen der starren For­derungen der Kommission abgebrochen worden. Die Jndu- strievertreter sind in Berlin eingetroffen und haben der Re­gierung Bericht erstattet. Eie erklären sich außerstande, die finanziellen Lasten weiter zu tragen, wenn die Reichsregie- runa nicht mindestens die für den Monat Juli zugeficherten Entjchädiguntzszahlungen fortsetze. Bis der Dawesplan in Kraf trete, könne noch geraume Zeit vergehen. Die Regie­rung dagegen erklärt, wenn überhaupt, so könne nur von außerordentlich beschränkten EntscyäLngungen der Sachlei­stungen durch das Reich die Rede sein. Die Verhandlungen in Düsseldorf sollen am Donnerstag fortgesetzt werden.

Milionenuntecschlagungtzn bei der Jngenieurkommission

Mainz, 29. Juli. Bei der französisch-belgischen Jngenieur­kommission im Ruhrgebiet sind nach demH. F." Unterschla­gungen, die sich auf viele Millionen belaufen und die bis in den Sommer 1923 zurückführen, aufgedeckt worden. Die schuldigen Beamten haben außerdem hohe Bestechungssum­men angenommen und den deutschen Lieferanten dafür Blankokohlenscheine ausgestellt. Mehrere Beamte, von untergeordneten Kassierern bis zu den Direktoren, sind ver­haftet und in das Mainzer Untersuchungsgefängnis eingelis- fert und haben bereits ein Geständnis abgelegt, andere sind flüchtig.

Schlenrmersleuer

München, 29. Juli. Ein Antrag des völkischen Blocks ver­langt die Elnführmrg einer Schlemmersteuer. Die Gemein­den sollen die Genehmigung erhalten, bei Zechen in Bars, Dielen, Kaffeehäusern, Restaurants usw. eine Schlemmer­und Praffersteuer von Zechen über 10 Mark für die Person zu erheben.

Regierungswechsel in Belgrad

Belgrad, 29. Juli. Nach dem unfreiwilligen Rücktritt Pa- sttschs hat der König Davidowitfch (Demokrat) mit der Bil­dung des Kabinetts beauftragt. Vizepräsident ist Ko rose sich (slowenischer Klerikaler), Unterrichtsminister Spähe (bosni­scher Mohammedaner), Außenminister Marinkowitsch (Demo­krat), Innenminister Petrowitsch (Radikaler).

Verschwörung in VslZrad

Belgrad, S9. Juli. Der Leiter der russischen Abteilung in der Polizeibehörde ist wegen eines geplanten Anschlags gegen König Alexander mrd Pasttsch verhaftet worden- Dis Unter­suchung ergab, daß der verhaftete Polizeipräsident schon an der Ermordung des Ministers Deaskowitsch beteiligt war und von Moskau unterstützt wurde.

Amerikanische Rots an Perftm

WaHingß««, 29. Juki. Die Regierung hat wegen der Er­mordung des amerikanischen Generalkonsuls in Teheran eine scharfe Note an die persische Regierung gerichtet und nach­haltige Maßnahmen für den Schutz der Amerikaner in Per­sien und eine Entschädigung für die Witwe des Konsuls ge­fordert. Im Falle der Nichterfüllung dieser Bedingungen würden die diplomatischen Beziehungen abgebrochen.

Württemberg

Die würkl. Landesregierung gegen unnötige und überhastete Gesetzmacherei

Der Entwurf einer umfangreichen Reichsdienststraford­nung hat der württembergischen Landesregierung Veranlas­sung gegeben, bei der Reichsregierung eindringlich Verwahrung gegen unnötige und überhastete Gesetzes­macherei einzulegen. Die heutige Lage Deutschlands mache es notwendig, daß Reich und Länder von allen nicht un­bedingt erforderlichen Gesetzen absehen. Dis Verein­fachung der Staatsverwaltung und die Ver­ringerung der Beamtenzahl seien undurch­führbar, wenn die Reichsministerien ihrem Drang nach gesetzgeberischer Betätigung nicht widerstehen können. So nehme ein solch umfangreicher Entwurf, wie es die geplante Reichsdienststraforönuna sei, dis Zeit von Hunderten von Beamten in Anspruch, da er wegen seines Ein­greifens in alle Verwaltungsbezirke von allen Reichsmini­sterien, allen Landesregierungen und allen Ministerien der

Länder eingehend geprüft werden müsse. Werde er Gesetz, so müssen sämtliche Landesregierungen ähnliche Bestimmun­gen für die Landesbeamten erlassen, so daß neben Reichsrat und Reichstag auch sämtliche Landtage sich mit einem solchen Gesetz befassen müssen. Die Kräfte der Regierungen, der Volksvertretungen und der Beamten müssen auf die wcrklichnotwendigen Aufgaben beschränkt bleiben. Die Beratung der Gesetzesentwürfe und anderer wichtiger Angelegenheiten in den Ausschüssen und der 8o6- Versammlung des Reichsrats sei so vor^nehmen, daß di« Landesregierungen die erforderliche Zeit zur Prüfung und Anweisung an die Reichs; atsbsvollmächtigten haben. Die gegenwärtige Praxis komme in vielen Fällen geradezu auf eine AusschaltungderLandesregierungen hinaus.

Stuttgart, 2S. Juli. Mit Wirkung vom 1. September ab wird gemeinsam für den Stadtbezirk Stuttgart und die Oberamtsbezirke Stuttgart-Amt, Ludwigsburg und Waiblin- gen eine Zwangsinnung für das Mechaniker- oder das Fein- mechanikerhandwerk mit dem Sitz in Stuttgart errichtet. Auf diesen Zeitpunkt wird die seither für den Stadtbezirk Stutt­gart bestandene freie Mechaniker-Innung gesüstossen.

Vom Tage. In einem Hause der Holzstratze hat sich eine 60 Jahre alte Frau erhängt. In einer Maschinenfabrik der Neckarstraße in Cannstatt wurden einem 19 Jahrs alten Schleifer beim Auflegen eines Transmissionsrismons beide Unterarme abgedrückt.

Bavendorf, OA. Ravensburg, 28. Juli. Jubiläum. Schultheiß Schnetz feiert heute sein ist-jähriges Jubiläum als Schultheiß der Gemeinde Thaldors.

Friesenhofsn, OA. Leutkirch, 28. Juli. Unwetter­schaden. Das letzte Unwetter hat in den Waldungen von Friesenhofen bis Jsny (Adelegg) ungeheuren Schaden unge­richtet, der sich noch in keiner Weise überblicken läßt. Ver­schiedene hundert Morgen 50100jährige Fichtenbestände sind vollständig rasiert. Von den Hausdäck^rn in den Orten wurden Tausende von Ziegeln und Dachplatten herunterae- rissen. In der Nähe von Rimpach drückte der Orkan bei einer Scheuer das verschlossene Tor auf der einen Seite ein und warf den darin befindlichen voll geladenen, schweren Wagen »mit Klee durch das andere, ebenfalls geschloffene Tor hinaus und um. Die Leitungsmasten wurden wie Zündhölzer ge­knickt.

Wilerazhosrn, OA. Leutkirch, 28. Juli. Bruch der Hochspannungsleitung. Xaver Reich wollte sich mit seinen zwei Pferden zum Grasmähen begeben, als die Pferde in der Nähe der Kirche plötzlich zusammenbrachen. Bei näherem Nachsehen entdeckte man, daß der Leitungsdraht der Hochspannung, der an dieser Stelle die Straße kreuzte, gerissen und von den Pferden berührt worden war. Ein Pferd war sofort tot, das andere verendete bald darauf.

Tettmmg, 28. Juli. Lebensmüde. In Prestenberg suchte sich der Gastwirt Geßler, Besitzer eines großen Oekono- mieamvesens, wie es heißt aus Unzufriedenheit über einen Pferdehandel, zu erhängen, wurde jedo chim letzten Augenblick daran gehindert. Darauf schoß er sich mit einem Schrot gewchr in den Mun-d, so daß der Ober- und Unterkiefer teil- weise weggeriffen wurde und das Gesicht völlig entstellt ist. Ob er mit dem Leben davonkvmmt, ist fraglich.

Hessigheim, OA. Besigheim, 28. Juli. Vermißt. Seit 23. Juli wird der 16 Jahre alle Weingärtnerssohn Wilhelm Schaaf von hier vermißt.

Tübingen, 28. Juli. Prieskerjubrläum. Prof. Dr. I. B. Sägmüller, Senior an der katholisch-theologischen Fa­kultät, feiert heure sein 40jähriges Priesterjubiläum. Aus diesem Anlaß wurde er gestern abend durch ein Ständchen von Theologiestudierenden des Wilhelmsstifks erfreut.

Sigmaringen, 28. Jul!. Roheit. Ms Bürgermeister Volkin Zungnau abends nach Haufe gehen wollte und eben an der Wirtschaft .Zur Traube" vorbeikam, stürzte aus der­selben der Schöffe u. Kommunallandtagsabgeordneke Weck heraus und fiel mit Drohen, Schimpfen und Zuschlägen über den 54jahrigen Mann her. Gleichzeitig eilten noch mehrere seiner Genossen, 15 an der Zahl, und schlugen auf den Wehr­losen ein. Nicht genug damit, es wurden auch in der Woh­nung Frau und Tochter des Bürgermeisters in gemeiner Weife mißhandelt. Der Bürgermeister mußte noch mitten ln der Nacht ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Der Vor­fall hängt mit der erst erfolgten Bürgermeisterwahl zusam­men.

wenn es jem muß!«, mit bewaffneter Hand gegenüberzutreten. Zum Efchenhofe, zu Mattheis mußte sie zurück. Ihm alles «rzählen, sich seinem Schutzs anvertrauen, fönst befand sich auf Stunden kein Mensch in ihrer Nähe. Mit beflügelten Schritten eilte sie talaufwärts zum Eschenhof«. St« fand Mattheis noch tm Hofe unter der alten Hoflinde sitz«m qualmend aus seiner langen Tabaks- pfeif«. Erst als die junge Müllerin unmittelbar vor ihm stand, bemerkt« er sie und maß st« mir erstaunten Blicken, ohne daß «r ein Wort über seln« Lippen gebracht hätte.Mattheis, du mußt mir helfeni In unserer Mühl« ist ein furchtbarer Unglück passiert , so kamen dl« Wort« aus ihrer angsterfüllten Seele. Er sah in ihr mit einer purpurnen Glut übergossenes Gesicht, auf dem der heiß« Schweiß stand und schaute in Ihre hilfesuchenden Augen. Dann erhob er sich rasch, legte di« Pfeif« weg, nahm den an dem Stamm lehnenden Knotenstock und lockte die beiden Hunde zu sich heran. Du mußt Waffen mit dir nehmen, Mattheis! In rmserer Mühle sind Einbrecher, sie mahlen Korn und tragen Säcke weg, ich selbst habe sie gesehen!"Sei ruhig", sagt« er da, indem er seinen ge­ladenen Armeerevolver aus der Brusttasch« zog und entsicherte Siehst du, den trage Ich immer bei mirl'

Auf dem kürzesten Weg« eilten die beiden zur Mühle, Lies« erzählt« dem Begleiter unterwegs ihre Beobachtung. Jetzt ver- nahmen sie auch das Geklapper der Mühl«. Mattheis stieß einen Fluch aus als er es hörte und begann dann rasch und geschickt o^ie Weg und Steg durch das Tannendickicht und Brombeer­gestrüppe auf die Mühl« zuzulaufen. Liese vermocht« ihm bald nicht mehr zu folgen. Da krachte ein Schuß durch den Wald, sie vernahm Hundegebell und di« Stimme des Eschenbauers, der ole Hunde zur Verfolgung anfeuerte. Das Geklapper der Mühle hörte auf. Liese war außer sich vor Erregung Sie meinte, ihr Herz muss« versagen und seßte sich einen Augenblick völlig erschöpft auf «inen Baumstumpf, ihr« Hände zum Gebet faltend:Lieber Gott, hilf mir, beschütz« ihn, daß er meinen armen Vater aus den Händen dieser Unholde befreit!" So sprach sie halblaut vor sich hin. Dann erholt« sie sich rasch wieder. Sie fühlt« sich wunderbar gestärkt und ermutigt durch diese Gebetswort«.

Wenig« Augenblicke später stand sie vor der Mühle, In der Mitte des Hofes, in der Nähe der Haustür, lag ein dunkler, schwarzer Körper. Beim Nähertreten erkannte sie ihn. Es war ihr guter Hofhund, ihr Karo; blutüberströmt lag er vor ihr und welch gräßliche Wunde klaffte auf seiner Stirn? Di« Räuber hat- ^n mit einer Art totgeschlagen. Nun wandte sie sich

zur Muhl«, Es war alles still in ihr. Ein Blick in den Mahlraum ^ gefüllte Kornsäck« und einen halbgefüllten

Mehlsack. Mattheis hatte offenbar di« Einbrecher in die Flucht gejagt und ihr« Verfolgung ausgenommen. Wo nun ihr Later geblieben war? Ob ihn die Einbrecher verwundet oder gar ae° tötet hatten? Mit zitternder Angst durcheilt« sie all« Räum« der

Mühle, allein sie vermochte nirgends ein« Dpm von ihm zu ent­decken, Endlich kam Mattheis zurück. In seinem Gesicht malte sich Aerger und Enttäuschung. Es war ihm nicht gelungen, einen der frechen Diebe festzunehmen. Lies» möge ans Amtsgericht gehen und den Fall schleunigst zur Anzeige bringen. Dann werde viel­leicht doch noch einer der Räuber gefaßt werden.Ich habe mein Schuldigkeithier getan und in Eurer MW« nichts mehr zu suchen, mit diesen Worten wandte er sich zum Gehen.Ab«r mein Vater mein armer Vater," stieß die Müllerstochter da weinend hervorl Willst du mich wirklich verlassen, bevor Ich ihn gefunden habe?' Der Müller," gab «r fremd und teilnahmslos zurück,sollten den wirklich ermordet haben? Ich glaub« fest, der hm vor ix Buben Reißaus genommen!"Niemals, soweit solltest du dev Vater doch kennen!"Der Müller Ist in der Tat keiner, der sict so leicht Ins Boxhorn sagen läßt. Wir wollen zusammen das Haus durchsuchen/ Liese halte das schon umsonst getan, doch n? sagte Mattheis nichts davon. Im Augenblick tag ihr alles darcn daß sie der Jugendfreund nicht verließ. Ein ihr sonst völlig freu, des Gefühl der Unsicherheit und Angst hatte sie erfaßt. Sie fürch­tete seden Augenblick, daß bl« Diebe zurückkommen und sie er­schlagen würden. Sorgfältig durchsuchten die beiden dann jeden Raum der gesamten Häuslichkeit. Lies« hätte dabei gern« einen freundlichen Blick mit thm getauscht, ein teilnehmendes Wort mit chm gewechselt. Als sie in die Speisekammer traten, wo sich ihnen Weißbrot, Rauchfleisch und Wurst darbot, nahm sie davon mit in di« Stube und wollte Ihm zu essen anbieten.Die Mittagszeit ist vorüber, du wirst hungrig sein."Es ist mir nicht nach Essen," gab er kurz, fast abweisend zurück-Wir wollen noch den Keller durch­suchen. Ist er nicht dort eingeschlossen, so wird «r wohl nach Waitz­dorf hinauf sein, uns Hilf« zu holen. Er konnte es doch nicht wagen, den drei Einbrechern ohne Waffen geaenüberzutreten. Der Keller! In der Tat, warum hatte sie an ihn bl« jetzt nicht ge­dacht? Eilig lief sie nach dem Schlüssel. Doch er hing nicht <m seinem gewohnten Ort, obwohl sie sicher wußte, daß sie Ihn noch heute früh, als sie di« Milch kaltstellte, an den Nagel neben dem Speise­schrank gehängt hatte. Liese ergriff eine große Unruhe, das Feh­len des Schlüssels gab lhr Gewißheit darüber, daß die Unholde den Vater in den Keller gesperrt hatten. Ob er noch lebt? Ob st« ihr nicht vorher erschossen oder tatgeschlogen hatten?

Mattheis machte sich daras,-, mit der Axt dt« starke, eisenbeschla­gene Eichentür zu sprengen. Lies« schickt« indessen einen Gebets- seufz«r zu ihrem himmlischen Vater empor. Der liebe Gott möge st« doch das Furchtbarste nicht erleben lassen. Als die Tür« zer­trümmert vor ihnen lag, standen sie einen Augenblick ganz Mite, Beide hofften, daß sich der gefangene Müller durch irgend einen Zuruf bemerklich machen würde.

(Fortsetzung folgt.)