Der Pariser „Matin" meldet, die französische Abordnung werde auch die militärische Ueberwachung Deutschlands auf der Konferenz zur Sprache bringen und neue Maßnahmen vorschlagen.
London, 16. Juli. Die „Daily Ma l" schreibt: Auf keinen Fall dürfen die Mittel des britischen Steuerzahlers (für die Ausländsanleihe) i.i Anspruch genommen werden, um einem betrügerischen Bankerotteur wie Deutschland zu helfen. Her- riot werde eine „unsichtbare" Besetzung des Ruhrgebiets annehmen, aber er wird das Gebiet nur im Verhältnis ,mr Unterbringung der deutschen Industrie- und Eisenbahn- Schuldverschreibungen räumen, Herriot sei mit Pomcare der Ansicht, daß die im Vertrag von Versailles festgesetzte Räumungsfrist für das linke Rheinufer noch nicht zu lausen begonnen habe.
Vier Ausschüsse der Konferenz London, 16. Juli. Die Arbeiten der Londoner Konferenz sollen an vier Ausschüsse verteilt werden, 1. einen politischen Ausschuß, der die deutschen „Verfehlungen" behandelt, 2. einen Eisenbahn-Ausschuß, der hauptsächlich die Rückgabe der Bahnen der besetzten Gebiete berät; 3. einen Ausschuß für die verschiedenen finanziellen Fragen und 4. einen Wirtschaftsausschuß vor allem für die deutschen Industrie-Schuldverschreibungen.
Die Bedingungen der Enkschädigungskommission
Paris, 16. Juli. Die Entschädigungskommission hat folgende Bedingungen aufgestellt, die erst erfüllt sein müssen, ehe die Kommission die Ausführung des Sachverständigen- Eutachtens durch Deutschland festzustellen bereit sei: 1. Auslieferung aller Industrie-Schuldverschreibungen, die im Dawesplan bezeichnet sind, an die dafür vorgesehene Gesellschaft; 2. vollendete Gründung und Bewirtschaftung der neuen Notenbank zur Ausgabe der Goldbanknoten: 3. Bildung der internationalen Aktiengesellschaft zur Ausbeutung der deutschen Eisenbahnen: 4. restlose Unterbringung der auswärtigen Anleihe von 800 Millionen Goldmark. — Gegen den letzteren Punkt erhob der Engländer Vradbury Einspruch, er sügte sich aber dem beredteren Franzosen Bar- thou. Was nun wohl die Londoner Konferenz zu dem Machtspruch sagen wird?
Deutsche Bemühungen um Zulassung Mailand, 16. Juli. Der „Corriere Hella Sera" berichtet, der deutsche Botschafter in Rom, Frhr. v. Neurath, sei in einer einstündigen Unterredung bei Mussolini wegen der Zulassung Deutschlands zur Londoner Konferenz und der Entscheidung über den Zeitpunkt zur Wiederherstellung der deutschen Hoheit im besetzten Gebiet vorstellig geworden.
Amerika gegen ein Diktat?
Washington, 16. Juli. Dem „Newyork Herald" zufolge sollen die maßgebenden Kreise wünschen, daß Deutschland auf der Londoner Konferenz „gehört" werde. Ihm ein neues Diktat aufzuzwingen, würde ein schwerer Irrtum sein, weil eine erzwungene Unterschrift nicht den Wert einer freiwilligen Mitarbeit habe. Die amerikanischen Geldgeber wollen eine endgültige Sicherheit für den ungestörten Verlaus der Produktion im Ruhrgebiet haben.
Verhandlungen über die Verbandsschulden Paris, 16. Juli. Die Agentur „Radio" will wissen, Staatssekretär Hughes und Schatzsekretär Mellon werden mit den Vertretern Frankreichs und Italiens über die Rückzahlung ihrer Kriegsschulden an die Vereinigten Staaten verhandeln. Nach einem Plan des Schatzamts sollen alle europäischen Schulden binnen 30 Jahren ungekürzt zurückbezahlt werden mit Ausnahme derjenigen Englands, für deren Tilgung im vorigen Jahr bekanntlich eine Frist von 60 Jahren vereinbart wurde.
Einspruch Frankreichs gegen das deuisch-chinesische Abkommen Paris, 16. Juli. Der. französische Botschafter in Peking hat der chinesischen Regierung drei Noten übergeben, in denen gegen das jüngst abgeschlossene Abkommen zwischen Deutschland und China Einspruch erhoben wird. (Das Abkommen geht zwar den Vertrag von Versailles und Frankreich gar nichts an, Frankreich will aber bei jeder Gelegenheit zeigen, daß Deutschland unfrei und in französischer Hörigkeit sei.)
Keiner kann in leichtem Spiel Dieses Lebens Preis erjagen;
Fest ins Auge faß dein Ziel,
Bis die Pulse höher schlagen
Und sich dir an Fuß und Hand
Wieder straff die Sehne spannt. I- Sturm.
Die Bauerngröfin.
Roman von Fr. Lehne.
67 (Nachdruck verboten.)
Das ist es ja nicht, Doktor, das nicht," unterbrach sie ihn hastig „Wir sind in Unfrieden geschieden. Ich hatte in meinem Groll gewünscht, daß er nicht wiederkäme," flüsterte sie, ich hatte ungute Gedanken, ich bin schuld an seinem Tode. Eine irre Angst leuchtete in ihren Augen, sprach aus ihren Worten. „Wie soll ich jemals Ruhe finden?"
Er nahm ihre Hände. Um Gottes willen, womit quälte sie sich?
„Gräfin Eliane, das dürfen Sie nicht denken. Sie sind überreizt, Ihre Nerven gehorchen Ihnen nicht, machen Sie irre. Bedenken Sie: ein höherer hat gesprochen. Der Tod versöhnt. Haben Sie Vertrauen und Kraft, ihr Schicksal zu Nagen."
s».
„Ach, du bist schon zurück, Nosemarie? Ich erwartete dich nach deiner letzten Nachricht erst morgen!" ries Hans Eckardt Laubenberg überrascht, als er seine Fran unvermutet aus der Terrasse sitzen sah. „Warum hast du nicht depeschiert? Bist du schon lange da?"
„Seit einer Stunde. Toni wollte heim, und da Hab' ich mich ihr gleich angcschlosscn."
Rosemarie batte sich erhoben und reichte ihrem Mann die Hand. „Die Eltern sowie Gottlieb lasten dich grüßen, auch Eliane."
Er rückte sich einen der Korbsessel zurecht. „Erlaubst du?" Fragend sah er sie au
„Aber selbstverständlich. Und wenn du rauchen willst, Hans Eckardt, bitte, geniere dich nicht."
„Danke." Er nähin aus einem silbernen Zigarrenetui eine Zigarette und setzte sie in Brand.
Verschiebung der Vereidigung der Faszislcn-Rüliz Rom, 16. Juli. Die Vereidigung der Nationalen Miliz auf den König ist wieder verschoben worden, weil am 22. Juli der Große Faszistenrat und am 2. August der Nationalrat der Partei unter dem Vorsitz Mussolinis in Rom zusammentreten werde.
Amerikas Kampf gegen die japanische Einwanderung Washington, 16. Juli. Das Staatsamt beabsichtigt, die Cinwanderungsämter der pazifistischen Häfen dahin'anzuweisen, daß sie das Eindringen von zurzeit auf Hawai lebenden Japaner» nach Amerika verhindern.
Kämpfe zwischen Hindus und Mohammedanern London, 16. Juli. 3n Delhi fanden neue Kämpfe zwischen Hindus und Muselmanen stakt. 6 Personen wurden geköket, über 100 verwundet. Auch in Simla kam es zu Zusammenstößen, weil die Muselmanen bei einem Hindufest das Mitführen einer heiligen Kuh verhinderten. Die Polizei griff mit Panzerwagen in den Kampf ein.
Württemberg
Stuttgart, 16. Juli. Ablauf der württ. Staats- k a s s e n s ch e i n e. Von zuständiger Seite nurd darauf auf- merksam gemacht, daß die Gültigkeit der württ. Staatskassenscheine mit dem 21. Juli 1924 abläuft. Die Staatshauptkasse und die Staatsschuldenkasse in Stuttgart, sowie die württ. Staatsrentämter lösen die Scheine nur noch bis zu dem genannten Tag ein.
Vom Landlaa. Abg. Skröbel (B.B.) hak eine kleine Anfrage für die Erhaltung der Orkssteuerümter eingereicht.
Abg. Jakob Wernwag richtete eine Kleine Anfrage an das württ. Staatsministerium mit dem Ersuchen, die Forstdirektion zu veranlassen, daß den Landwirten Laubstreu zur Verfügung gestellt wird.
Der Finanzausschuß hat gegen die Linke einen Antrag Wolfs (BV.) angenommen, die Minister des Kirchen- und Schulwesens und der Finanzen zu ermächtigen, der evang. und kath. Kirche für Juli bis September für den nach den Kirchenordnungen erforderlichen Besoldungs- und Pensionsbedarf der Geistlichen Vorschüsse zu gewähren, soweit die staatlichen Zuschüsse und die kirchlichen Mittel nicht ausreichen. Ferner wurde ein Antrag Gengler (Ztr.) angenommen, beim Reich auf eine Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung hinzuwirken: es soll eine Fürsorge für Kurzarbeiter in die Wege geleitet und Kurzarbeiter von den Beiträgen für die Erwerbslosenfürsorge befreit werden.
Landesverräter und Spione. Der Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart hat verurteilt: den 24jährigen Kaufmann Johannes Wensky von Stuttgart zu 6'^ Jahren Gefängnis und 10 Jahre Ehrverlust, den 23jährigen Bankbe- amen Eugen Hardot von Rauenberg. Amts Wiesloch, und den 20jährigen Photographen Rudolf Graonsko von Oth (Lothr.) zu 10 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und 2000 Mark Geldstrafe, den 24jährigen Schneidergesellen Josef Pelkmann von Clacholz b. Bielefeld zu 4'^ Jahren Zuchthaus und 1500 Mk. Geldstrafe, den 25jährigen Hermann Eisen braun von Winterbach OA. Schorndorf, Oberfunker beim Stab der Nachrichtenabteilung 5 in Cannstatt zu 4 Jahren Zuchthaus und 15 Mk. Geldstrafe, den 21jährigsn Paul Walker von Schlaitdorf OA. Tübingen, Oberfahrer bei dieser Abteilung zu 4 Jahres Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe. Pelkmann und Eisenbraun erhielten außerdem je 7 Jahre, Walker 5 Jahre Ehrverlust. Gegen Eisenbraun und Walker wurde auf Entfernung aus dem Heere erkannt. Die Geldstrafen bei Walker ferner drei, bei Pelkmann und Eisenbraun je zwei Monate der erkannten Freiheitsstrafen wurden durch die Untersuchungshaft für verbüßt erachtet.
Todesfall. Das bekannte Mitglied der Stuttgarter Kickers (Torwart) Paul Mauch ist 'an den Folgen einer Fleischvergiftung gestorben.
Spitzel. Nach Mitteilung der kommunistischen „Südd. Arbeiterzeitung" sind ein gewisser Adolf Diener (Rebhühn) in Heslach wegen Spitzelei für die württ. politische Polizei und ein Karl Heidenreich aus Heslach wegen seiner Aussagen vor dem Reichsgericht aus der Partei ausgeschlossen worden. Eugen Bachofer sei als Agent der Polizei festgsstellt worden. Die Ausschließung eines Jakob Wolf von Möhringen wird noch erwogen.
Landw. Hcmplfest 1924. Die Anmeldefrist für die Abteilung 2 (Ausstellung tankst und Hauswirkschafklicher Ma-
„Jch bin auch erst aus Neustadt zurück. Es fanden da interessante Flugübungen statt. Der kleine Scydewitz ist ein ganz tollkühner, waghalsiger Kerl; übrigens geht es deiner Mutter wieder besser?"
„Danke, ja. Sic ist wieder außer Bett. In der nächsten Zeit kommen sie her zu Wilhelms."
Die Turmuhr vom Dorfe schlug die neunte Abendstunde.
Am opalsarbenen Abendhimmel schwammen kleine, seltsam geformte Wölkchen, die die untergegangene Sonne mit zartem Rosarot gefärbt hatte und die den Tisch, an dem die beiden saßen, für Minuten noch mit goldiger Tageshelle übergossen.
Von den blühenden Jasminkträuchern trug der Abendwind einen schweren, süß berauschenden Duft herüber.
Hans Eckardt sah auf sein Weib, dessen Antlitz rosig zu ihm herüberleuchtete, in den schönen, klaren Augen einen liefen Glanz und um den Vellen, halbgeöffneten Mund ein Weiches, verträumtes Lächeln. Sie war dem Zauber dieses Abends hingegeben, der alle Kühle und Fremdheit aus ihrem Gesicht genommen und es dem Manne so zeigte, wie der es zuerst gesehen, an jenem unvergeßlichen Wandertag.
Eine heiße, unsinnige Sehnsucht nach ihr wuchs in ihm auf; er vergaß seine gewohnte- und so oft geübte Selbstbeherrschung. .
„Rosemarie!" flüsterte er, seine warme Hand auf die rhre legend, daß sie erschreckt zusammensuhr.
' Beinahe feindselig blickte sie ihn da an, während ste ihre Hand heftig zurückzog. Sie richtete sich aus ihrer lässigen Haltung aus, und der Ausdruck ihres Gesichts wurde wieder kühl und beherrscht.
Hans Eckardt biß sich auf die Lippen. Er warf die Zigarette in weitem Bogen von sich; wie ein Glühwürmchen leuchtete sie ans dem gelben Kiesweg für Sekunden noch auf, ehe ste verlosch.
Ein peinliches Schweigen war entstanden.
Drückend empfand Rosemarie des Gatten Anwesenheit, die ihr nur Beunruhigung brachte.
Es war das erstemal, daß er seit jener letzten Aussprache die gezogenen Grenzen überschritten hatte. Hier in Laubenberg konnte man sich ja so gut aus dem Wege gehen, besser als in der Garnison.
Hans Eckardt hatte den Dienst quittiert, nachdem ihm
lchknen, Geräke und andere Bedarfsgegenstände) ist äuf zahlreiche Gesuche hin bis zum 1. August 1924 verlängert worden.
Dom Tage. Auf der Fahrstraße Skukkgark - Solikude stwtz gestern nachts ein Kraftwagen an einer gefährlichen Wegbiegung auf einen Bauni. Von den Insassen wurde ein Versicherungsinspckkor tödlich, zwei weitere leichter verletzt. der Alexanderstraße versuchte eine Bankange
stellte sich durch Leuchtgas zu vergiften.
- lkgark, 16. Juli. Verbandstag der Alldeutschen. Der diesjährige Verbandstag des Alldeutschen Versandes findet am 30. und 31. August in Stuttgart statt.
Entschließungen. Die Bereinigten Vaterländischen Verbände von Württemberg und Hohenzollern erhoben in Entschließungen, die in der Landesversammlung am 13. Juli in Stuttgart gefaßt wurden, Einspruch gegen die Politik der Reichsregierung betreffs des Dawesgukachkens und ver- langen, daß dem deutschen Volk die volle Wahrheit über das ihm drohende Schicksal gesagt werde. Die Annahme der militärischen ..Generalinspekkion" durch die Arichsregie- rung wurde mißbilligt und gefordert, daß die Negierung die Gefühle der Bevölkerung schone.
Stuttgart, 16. Juli. Kathol. M i s s i o n s a r zt. Ein Oberschwabs verließ Montag früh Stuttgart, um mit seiner Frau über Rom nach China zu fahren. Es ist der bisher in seiner Vaterstadt als praktischer Arzt tätig gewesene Dr. Fritz Drexler. Sein Arbeitsfeld wird das Gebiet der Kapu- zinermission Ostkansu im Innern Chinas sein. Die Seereise wird 6—7 Wochen dauerp. In Toinchow soll er ein Spital bauen und leiten.
Erzeuger- oder Rampen Milchpreis. Mit der Freigabe des Milchverkehrs wurde von den württ. Milchbedarssge- ineinden die Einführung von Rampenpreisen angeregt und zwischen den Vertretern der landwirtschaftlichen Organisationen und denen der Milchbedarfsgemeinden besprochen. Die Vertreter der Landwirtschaft haben sich mit der Einführung von Rampenpreisen frei Empfangsstation einverstanden erklärt und einen solchen von 25 Pfg. in Vorschlag gebracht. Die Verhandlungen führten zu keinem Ergebnis. Infolgedessen bleibt der Schiedsspruch vom 28. Juni mit einem Erzeugerpreis von 20 Pfg. weiter bestehen.
Einbrechergssindel. Im Juni drangen nachts neun Leute männlichen und weiblichen Geschlechts, die teilweise arbeitslos, teilweise mit Stadtverbot belegt waren, ins Waldheim bei Degerloch em und entwendeten dort außer Lebensmitteln Stiefel und verschiedene Gebrauchsgegenstände. Einem Feldschutzbeamtsn gelang es, sie festzunehmen und das Amtsgericht diktierte ihnen Gefängnisstrafen bis zu 1 Jahr bezw. empfindliche Geldstrafen. Zu der Verhandlung hatten sich sehr viele Zuhörer zweifelhafter Art eingefunden. Die Polizei benützte die Gelegenheit zu einer Razzia. >
. Aus dem Lande
Heilöronn, 16. Juli. W e i n p a n t s ch e r e i. In der Weinhandlung G. Goppelk, hier, waren große Mengen 1922er württ. Weine stark „gejtcreckt" worden und zwar aus 34 Liter We'n 14 Liier Zuckerwasser, das 5—6 Kg. Zucker und 2 Liter Sulsiihefe enth elt. Der Betriebsleiter Kurt Herrmann hatte sich deshalb vor dem, Amtsgericht zu verantworten. Die Untersuchung ergab, daß auch die Weinbücher nicht ordnungsgemäß geführt waren. Der Staatsanwalt beantragte eine Geldstrafe von 1000 Mark, da der gute Ruf der württembergischen-Weine durch solche Pantscherei schwer geschädigt werde, außerdem Einziehung des noch vorhandenen gestreckten Weins, etwa 70 000 Liter. Die Urteilsoerkündigung wurde ausgesetzt, da der Wein nochmals durch Sachverständige untersucht werden soll.
Schorndorf, 16. Juli. Interessanter Fund. Beim Baden in der Rems fand ein Schüler einen wohlerhaltenen Backenzahn eines Mammut. Dieser ist 20 Zentimeter lang,
9 Zentimeter breit, 14 Zentimeter hoch und wiegt 1,9 Kilo. Da der Zahn so gut erhalten ist, kann er nicht weit verschoben worden sein. Also muß der Kopf in der Nähe liegen, und weitere Nachgrabungen könnten einen ganz interessanten Fund zutage fördern.
Gerabronn, 16. Juli. Schwere Körperverletzung. Privatmann Georg Steinbrenner geriet im Haus seiner Brüder in Rückershagen mit diesen in Streit. Als ihm deshalb das Haus verwiesen wurde, verletzte er mit einem Sti- l.-ttmesser seinen Bruder Gottlob durch einen Stich in die linke Seite derart, daß Lebensgesahr besteht. Der Täter wurde in Haft genommen.
durch Hans Buffos plötzlichen Tod das Majorat zugefallen war.
Gar bald hatte er gesehen, daß sich der große Besitz in einem Zustand unbeschreiblicher Vernachlässigung befand, und es bedurfte seiner ganzen Tatkraft, um mit dem alten Schlendrian aufzuräumen.
Er war mit Lust und Liebe dabei; jetzt arbeitete er doch für sich, und Rosemarie war ihm eine verständnisvolle Helferin, mit der er alles besprechen konnte, wenngleich sich ihr sonstiger Verkehr in dem üblichen, kühlen Ton bewegte. So war der Winter vergangen, und der Frühling hatte jetzt die Erde festlich geschmückt.
Mit etwas unsicherer Stimme unterbrach Rosemarie die drückende Pause.
„Eliane hat sich staunenerregend verändert, Gottlieb kann gar nicht genug die Zähigkeit und Energie loben, mit der sie sich ihrer Tätigkeit widmet. Dieses zarte, verwöhnte Geschöps kennt keine Müdigkeit, keinen Widerwillen und Ekel."
„Ich empfinde es noch manchmal fast als Vorwurf, daß sie durch mich hier gewissermaßen Vertrieben ist."
„Nein, Hans Eckardt, das darfst du nicht denken," fiel sie ihm lebhaft in dieRede;„ich habe mit ihr gerade darüber gesprochen, und jetzt hat sie mir gesagt, daß an dem Tage, an dem das Unglück geschehen war, aber ehe sie davon erfahren, sie den festen Entschluß gefaßt hatte, von ihrem Manne zu gehen. Der Abschiedsbrief an Buffo war schon geschrieben. Nimmer wäre sie aus Laubenberg geblieben. Es muß etwas sehr Schwerwiegendes vorgefallen sein zwischen ihr und Hans Buffo, sie hat sich nicht darüber ausgesprochen. Zur Gesundung ihrer Seele, zum Vergessen mußte sie eine ernste, sie ganz ausfüllende Tätigkeit ergreifen, das beste Heilmittel, und Krankenpflege war das ihr Nächstliegende. Eigentlich habe ich mich sehr über diesen ihren Entschluß gewundert, der so fernab von ihren sonstigen Neigungen und Ansichten lag. Gottlieb ist ihr ja in jeder Weise behilflich, nachdem er ihren unerschütterlichen Willen gesehen. Sie sprach von einer Schuld, die sie sühnen müsse."
„Ich habe das Gefühl, daß Gottlieb ein sehr starkes Interesse für sie hat."
(Fortsetzung folgt.)
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