die neuen Noken. Diese wird erst später beschlossen werden. Für die Giro gelber ist außerdem eine besondere Dek- kuna voraesehen, die ebenfalls eine Dritteldeckung in Gold und Devisen vorschreibk. Diese Maßnahme ist auf Wunsch der amerikanischen Sachverständigen zurückzuführen. Die neue Goldwährung soll unbedingt fest bleiben und durch keinerlei volitische Einflüsse oder sonstige Machenschaften der Instakionsgechbr ausacsetzk sein. Der neue Man wurde der Pariser Entschädiaungskommission übermittelt.

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Mac Donald im Kreuzfeuer London, 15. Juli. In der gestrigen Sitzung des Unter­hauses beglückwünschte Asquith (liberal) den Erstminister Mac Donald, daß ihm die Sicherung der Londoner Konfe­renz gelungen sei. Er fragte, ob Mac Donald bereit sei, an der Feststellung deutscher Nichterfüllungen durch die Ent­schädigungskommission mitzuwirken. Es stehen noch zwei wichtige Fragen offen: Die Räumung des besetzten Gebiets und dieSicherheit Frankreichs. Der britische Standpunkt müsse klargestellt sein. Die Sicherheit müsse als Allgemeinverpflichtung Großbritanniens auf Grund der Völkerbundssatzung nicht nur Frankreich, sondern unter den gleichen Bedingungen auch Deutschland angeboten werden. Deutschland müsse daher in den Völkerbund ausgenommen werden. Baldwin (kons.) stimmte Asquith im allgemei­nen bei. Seine Partei wolle am Vertrag von Versailles festgehalten wissen. Im Verein mit Frankreich seien alle Dinge möglich: bei einem englisch-französischen Gegensatz gebe es keinen Fortschritt. Deutschland erhalte durch den Dawesplan Erleichterungen, es dürfe nicht zögern, ihn anzu­nehmen. An der Anleihe werde sich auch England beteili­gen und damit seinen größten Kunden wiederherstellen.

.Mac Donald ging auf die Fragen der Vorredner (Räumung und Sicherheit) nicht ein. Er betonte, nachdem nun einmal die Sachverständigen-Komrnission eingesetzt wor­den sei und Amerika sich beteiligt habe, sei es möglich, freundschaftliche Beziehungen zu Frankreich zu beginnen, lieber die letzten Mißverständnisse wolle er sich nicht aus- lassen, sie seien erledigt. Man sei durch Verzögerungen und Mißverständnisse so sehr außer Fühlung gekommen, daß die beiden Erstminister sich treffen mußten, um das Feld zu klären. Ob man dies Eeheimdiplomatie nennen wolle lAs- guith), sei ihm gleichgültig. Frankreich sei infolge der Um­stände dahin gelangt, den Vertrag von Versailles wie eine Art Bundeslade zu betrachten. Jede Anre­gung, ihn zu ändern, habe erstaunliche Befürchtungen bei den Franzosen hervorgerufen. England müsse zum Vertrag stehen und nicht zu etwas, das darüber hinaus gehe, es müsse aber auch darauf bedacht sein, daß Frankreich die Bestim­mungen des Vertrags nicht erweitere. Cr könne Asquith nicht beistimmen, daß es für Amerika unmöglich fei, einen amtlichen Vertreter in die Entschädigungskommission zu ent­senden.

Austin Chamberlain (kons.) übte scharfe Kritik an den Verhandlungen Mac Donalds mit Herriot in Chequers. Die Konservativen wollen der Vertrag von Versailles auf­rechterhalten, den Bund mit Frankreich den Hauptpunkt - ihrer Politik machen und"die volle Erfüllung des Vertrags durch Deutschland als eine der Richtlinien der Außenpolitik betrachten. Wenn Deutschland die ihm auferlegten Verpflich­tungen aufrichtig erfülle, wollen sie die Unverletzlichkeit seiner Rechte anerkennen und seine Rückkehr in die Gesellschaft will- kommen heißen. Unverschämtheit!

Die Begnadigung von der französischen Kammer an- genommen

Paris, 15. Juli. Die Kammer hat in einer NachtsitzunH die Vorlage betr. Begnadigung politischer Vergehen mit 32s gegen 185 Stimmen angenommen. Daraus vertagte sich die Kammer bis 29. Juli.

Nur unterzeichnen!

London, 15. Juli. DieDaily Mail" meldet, daß die Kon­ferenz der Verbündeten nur wenige Tage dauern werde, da der Gesamtplan fertig vorliege und von den Verbündeten eine Einigung in allen Fragen zu erwarten sei. Deutschland habe nichts zu tun, als den neuen Vertrag zu unterzeichnen.

Die Londoner Konferenz

London, 15. Juli. Die Teilnehmer an der Konferenz sind fast sämtlich schon in London eingetroffen. Vertreten sind außer England folgende Staaten: Frankreich (Herrivt und sein Stab), Vereinigten Staaten (Mellon, Logan und Jung), Belgien (Theunis und Hymans), Italien (De Stefqni, della Torretta), Jqpan (Hajashi und Graf Jshii), Portugal (her

Als overste Aufgabe der Menschheit wird auch dem Künstler ewig Vorschweben: die Erringung jenes geistigen Allgemeingefühls, das den vom Schicksal ge­triebenen Einzelmenschen über sein Schicksal erhaben macht, über inneres wie äußeres Schicksal. Dehmel.

Die Bauerngräfin.

Roman von Fr. Lehne.

66 ' (Nachdruck verboten.)

Beruhigen Sie sich, Fanny!" Eliane stand starr da so empfindungslos gegen Gewitter wie heute war sie noch nie gewesen: ihre Nerven waren Wohl zu abgestumpft durch das innere Leid. Sie war wie versteinert.--

Das Gewitter hatte ausgetobt.

Nur ein sanfter, erquickender Regen rieselte hernieder und die Sonne versuchte jetzt schüchtern durchzubrechen. Ein wundervoller Regenbogen spannte sich am Himmel.

War er eine Verheißung des Friedens? Der Er­lösung ?

Eine knappe Stunde später wurde ihr Frau Krause ge­meldet. Eliane war darüber sehr verwundert, da Toni noch nie sie aus dem Schlosse ausgesucht hatte. Sie freute sich über den Besuch; denn von der hübschen, resoluten Frau ging es wie ein ersrischender, belebender Strom aus.

Meine liebe Frau Toni, wie nett von Ihnen."

Doch ein Blick in deren ernstes, erregtes Gesicht ließ sie nicht vollenden.Was ist?"

Beklemmend legte es sich ihr aus die Brust; dieser Besuch Tonis batte eine ganz besondere Ursache.

Ich möchte Sie b'iLen, mit mir zu kommen, Frau Gräsin." sagte Frau °rr-ni hastig

Ist etwas bei Ihnen"

Bei uns nicht! Aber ein Unglück das Auto des Herrn Grafen" sie stockte.

Eliane mußte sich setzen.Ein Unglück mit dem Auto," stammelte sie mii versagenden Lipperr.

Dann schrie sie:Mein Mann was ist mit ihm? Sagen Sie mir ich kann alles hören."

Der Herr Gras liegt besinnungslos in unserem Hause. Wir habe« aach Aerzten telephonirrt und geschickt."

Gesandte in London), Südslawien (Davidowltsch), Rumänien (Vitulescu) und Griechenland (der Gesandte Caglamanos). Im sogenannten Warteraum des Auswärtigen Amts ist ein großer hufeisenförmiger Tisch aufgestellt.

Die drei Hauptpunkte der Beratung werden noch dem Daily Telegraph" sein: Die neue. Goldnotenbank, die Um­wandlung der deutschen Eisenbahnen und die Bestimmungen über die Industrie-Schuldverschreibungen.

In England werden nach derTimes" bis nach Beendi­gung der Konferenz alle inneren Streitfragen ruhen.

Der halbamtliche Jung ln London

London, 15. Juli. Das Mitglied des früheren Sachver- ständigen-Ausschusses, Owen Jung aus Neuyork, ist in London eingetroffen. Er erklärte, er habe in London seine Firma (Morgan) zu vertreten, er sei aber bereit, der Konfe­renz jede Unterstützung zu gewähren, die man von ihm wünsche.

Vor seiner Abreise zur Londoner Konferenz hatte Jung Unterredungen mit Coolidge, Staatssekretär Hughes, Finanz­sekretär Mellon und Dawes. Er wohnt der Konferenz in halbamtlicher Eigensthaft auf Einladung Mac Donalds, Her- ciots und. Theunis bei.

Staatssekretär Hughes, der ebenfalls nach London zur Teilnahme an einer Juristentagung abgereist ist, wird am 28. Juli von London nach Paris kommen und von einer Abordnung von Advokaten empfangen werden. (Poincare ist bekanntlich auch Advokat.) Nach seiner ausdrücklichen Er­klärung wird Hughes nicht nach Berlin gehen. Mitte August will er nach Amerika zurückkehren. An der Londo­ner Konferenz wird Hughes sich nicht unmittelbar beteiligen, aber während derselben in enger Fühlung mit dem amerika­nischen Botschafter in London bleiben.

Die brasilianischen Aufständischen im Vormarsch auf die Hauptstadt

London, 15. Juli. Die Blätter melden, daß die Aufständi­schen in der Provinz Sao Paolo ein Freiwilligenheer gebildet haben. Sie sind mit Maschinengewehren, Tanks und Flug­zeugen ausgerüstet und haben bereits den Vormarsch auf Rio de Janeiro angetreten.

Wie aus Santos nach Newyork gemeldet wird, war der letzte Kampf bei Sao Paolo außerordentlich heftig. Die Zahl der Toten unter den Truppen und Zivilpersonen wird auf 3000 geschätzt. Das Hotel Esplanade, das in ein Hospital um­gewandelt ist, ist voll von Verwundeten. Flüchtlinge bestäti­gen die Nachricht, daß 600 Mann der Bundestruppcn, die von Santos in der vorigen Woche nach Sao Paola zur Un­terstützung abmarschierten, von den Aufständischen nieder­gemetzelt worden sind. Die Zahl der Aufständischen, die Sao Paolo verteidigen, wird auf 34000 geschätzt, während die Vundestruppen einschließlich derer, die noch auf dem Marsch nach Sao Paola sich befinden, 24 000 stark sein dürften.

Betriebs-Stillegungen

Mannheim, 15. Juli. Wegen Geld- und Kreditmangels kündigt die Firma Heinrich Lanz die Stillegung des Be­triebs vom nächsten Samstag ab an. 5000 Arbeiter werden entlassen. Die Berhandlungen der Firma mit dem Arbeits­ministerium über eine Kreditvermittlung waren erfolglos. Die Automobilfabrik Rabag Bugatti hat zwei Drittel ihrer Arbeiter entlassen.

Düffeldorf, 15. Juli. Im südlichen Ruhrgebiet haben wei­tere Zechen die Betriebe geschlossen oder Kurzarbeit einge­führt.

Am die Befreiung Mannheims

Mannheim, 15. Juli. Das Nachrichtenamt Mannheim teilt mit: Stadt und Handelskammer Mannheim haben >n Eingaben an das badische Staatsministerium und den Reichs­minister des Aeußern dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß in den amtlichen Regierungsäußerungen, ebenso wie in der Presse, immer nur von der Räumung des Ruhrgebiets als Voraussetzung der Erfüllung des Sachverständigengutachtens gesprochen wird, daß dagegen die Räumung der widerrecht­lich besetzten badischen Gebiete, vor allem der M a n n- heimer Häfen, niemals Erwähnung findet. Beide Kör­perschaften weisen darauf hin, daß die von der französischen Seite gegebene Begründung für die Besetzung der Mann­heimer Häfen, sie sei eine Vergeltung für die Sprengung des Rhein-Herne-Kanals, schon längst hinfällig geworden ist. und daß das Mannheimer S 'stoß überhaupt ohne jegliche!: Grund besetzt wurde.

Und wie kam das?" stieß Eliane mühsam hervor; ihre Gedanken waren förmlich verwirrt.

Gottes Gericht das ist Gottes Gericht!" mußte sie immer denken; sie konnte die Worte nicht aus dem Gedächt­nis bannen, während sie sich bemühte, Tonis Bericht zu er­fassen.

Sie hatte es selbst gewünscht! War das nicht Frevel von ihr gewesen?

Der Chauffeur," berichtete Toni,der selbst an Kopf und Schulter arg verletzt sei, habe erzählt, auf Befehl des Herrn Grafen habe er die größte Geschwindigkeit des Wagens einstellen müssen, um vor Ausbruch des Gewitters heimzukommen. Der Herr Graf fei sehr aufgeregt gewesen, habe selbst den Wagen führen wollen, weil es ihm nicht schnell genug gegangen sei. Aber das Gewitter war noch schneller gewesen! Ein heftig flammender Blitz habe den Chauffeur geblendet, gerade an der Wegbiegung nach Klein- schmichow zu und da sei das Unglück geschehen. Sie seien an einen Baum aufgefahren; durch den heftigen An­prall sei der Graf aus dem Wagen geschleudert. Der Chausfeur habe sich mit Mühe und Not ins Dorf geschleppt, um Hilfe für seinen Herrn zu holen.

'Toni ängstigte sich, als sie in das starre, Weiße Gesicht der jungen Frau blickte. Liebreich legte sie den Arm um Eliane.

Manches hatte einen schlimmeren Anschein, als es wirk­lich ist, liebe Frau Gräsin; kommen Sie mit mir. Der Graf ist bei uns in den besten Händen. Mein Mann und zwei unserer Leute haben ihn selbst geholt, und an Gottlieb haben wir auch telegraphiert, sobald es wegen des Ge­witters ging."

Und da stand Eliane vor dem Lager ihres Mannes, der bereits von. einem Arzt aus Neustadt verbunden war. Man hatte in aller Eile ein großes Gartenzimmer für den Kranken hergerichtet.

In tiefer Bewußtlosigkeit lag er da, den Kopf und has Gesicht ganz verdeckt durch die Verbände.

Starr blickte sie aus den todwunden Mann.

Mit tiefem Erschrecken fühlte sie da, daß nichts mehr in ihr für ihn lebte, ein ganz fremder war das, der vor ihr lag; nicht mehr der Mann, dem ihr junges, heißes Herz so sehn­süchtig entgegengejubelt hatte.

W8 r 1 Lemberg

, Slukkgürk, den 15. Juli. Im Verkehr tauchen in !

letzter Zeit gefälschte Scheine des Eisenbahnnotgelds in '

größerer Menge auf, und zwar Noten zu A, 1, 2 und 5 Dol­lar. Die Fälschungen weisen in den Schriften verschiedene mangelhafte Buchstaben auf, oder es sind solche auszulassen teilweise fehlt das (durchn-büge) Wasserzeichen, oder es ist schlecht nachgeahmt.

Auch gefälschte Fünfzigpfennigstücke sind im Umlauf, die ->n den echten schwer zu unterscheiden sind.

Aber an zwei Fehlern sind sie zu erkennen: der Rand ist bei den Falschstücken zum Teil gar nicht, zum Teil sehr schlecht ausgeprägt: die WorteDeutsches Reich" sind sehr unvoll­kommen wiedergegeben.

Vom Tage. Beim Aufspringen auf einen sahrenden Straßenbahnwagen verunglückten in der Königstraße zwei Mädchen von 31 und 33 Jahren. Die erstere geriet unter den Wagen und war sofort tot, die andere wurde erheblich verletzt. Ein löjähriger Kaufmannslehrling, den man im- gerecht eines geringfügigen Diebstahls verdächtigte, wollte sich am Feuerbacher Tunnel vom Zug überfahren lassen. Er wurde von der Maschine zur Seite geschleudert und erlitt , einen gefährlichen Schädelbruch. In der Forststraße hat sich ein 53jähriger Witwer durch Leuchtgas vergiftet. In ; der Landhausstraße sprang ein 19jähriges Fräulein vom ersten Stock auf die Straße. Statt des gesuchten Todes erlitt ! sie mehrere nicht lebensgefährliche Verletzungen. In der Bauausstellung erlitt ein 37jähriges Fräulein einen Hitz. schlag. Sie wurde in ihre Wohnung verbracht.

Leichenfund. In einer dichten Tannenkultur des Staats- ! walds zwischen Vaihingen a. F. und Rohr fanden Stuttgarter ! Jäger die Gebeine zweier Menschen mit einem Pack alter ^ Kleider. Es dürfte sich um ein wegen verschiedener Einbruchs­diebstähle steckbrieflich verfolgtes wohnsitzloses Paar aus Möhringen a. F. handeln. Nach dem Befund hat der Mann zuerst die Frau und dann sich selbst mit einer Heeresvistole 08 erschossen. Die Tat ist vermutlich schon im vorigen Herbst ausgeführt worden. ^

Aus dem Lande ^

Ludwigsburg, 15. Juli. Truppenrückkehr. Am Mittwoch trifft das 15. (württ.) Infanterie-Regiment, das feit 11. Juni auf dem bayrischen Truppenübungsplatz Grafen­wöhr Hebungen abhielt, in ihren Standorten Ludwigsburg resp. Stuttgart und Ulm wieder ein. Die 3. (württ.) Ab­teilung Artillerie-Regiment 5 aus Ludwigsburg übt vom 27. Juni bis 14. August auf dem Münsinger Exerzierplatz.

Ludwigsburg, 15. Juli. Bezirkskriegertag. Der am Sonntag hier >:nter großer Beteiligung abgehaltene Be­zirkskriegertag wurde durch Niederlegung von Kränzen am Grabe des Königs und auf dem Ehrenfriedhof der Gefallenen eingeleitet. Die Stadt war festlich geschmückt. Nachmittags fand ein großer Festzug auf dem mittleren Schloßhof statt, an dem sich etwa 40 Vereine beteiligten. Zahlreiche ehe­malige Offiziere und Offiziere der Reichswehr nahmen daran teil.

Benningen, 15. Juli. Bom Leitungsmast ge­stürzt. Der 9jährige Albert Knoll machte mit anderen Knaben verbokenerweise Kletkerübungen an einem Stark­strommast. Er kam mit der Leitung in Berührung, erlitt schwere Brandwunden und stürzte 10 Meter tief ab. Er war sofort tot.

Geisingen, OA. Ludwigsburg, 15. Juli. Erkranken.

Der 25jährige Fabrikarbeiter Karl Kiefer ist beim Baden im Neckar ertrunken.

Welzheim, 15. Just. Ertrunken. Der am Sonntag nachmittag im Ebnisee Ertrunkene ist der 35 Jahre alte Prokurist Wilhelm O st von der Firma Bleyle in Stuttgart.

Der sofort aus Welzheim herbeigerufene Arzt stellte Herz­schlag als Todesursache fest.

Herrenberg, 15. Juli. Selbstmord. Der nicht ganz zurechnungsfähige und dem Trunk ergebene 54 Jahre alte Georg Junger von Haslach ließ sich am Bahnübergang von Haslach vom Eukinger Schnellzug überfahren. Er hintermhk eine Frau und fünf Kinder.

Schwenningen, 15. Juli. F a b r i k s ch li e ß u n g. Die Uhrenfabrik von Haller u. Benzing mit mehreren hundert Arbeitern schloß ihren Betrieb.

Schramberg, 15. Juli. Berkehrseinschränkung. Wegen ungenügender Benützung wird der Kraftpostoerkehr

War es sogar nicht, als regte sich in ihrem Unterbe- wußtsein ein Gefühl der Erleichterung und Befreiung? Sie stöhnte leise auf und schlug die Hände vor das Gesicht, Weil sie sich dieser Empfindungslosigkeit schämte, und konnte doch nicht dafür. Vor einem halben Jahre noch wäre sie fas­sungslos und jammernd an Hans Buffos Schmerzenslager zusammengesunken, und heute, heute?

Sie zuckte mit der Schulter und senkte tief den Kopf, ge­peinigt von ihrem Schuldbewußtsein. Toni verstand nicht, was in ihr vorging; sie hielt für tiefsten Schmerz, was doch etwas ganz anderes war. Tröstend nahm sie sie in die Arm« und führte sie hinaus. Widerstandslos ließ Eliane das zu. Mechanisch trank sie das Glas Wein, das Toni ihr gereicht: sie sprach nichts, nur in ihren Augen glühte ein unheimliches Leben.

Spät am Abend kam noch Dr. Gottlieb Krause. Er hatte einen Kollegen, einen sehr tüchtigen Chirurgen, mitge­bracht, mit dem zusammen er den Verunglückten untersuchte. Graf Buffo lag noch immer ohne Besinnung, und die Ge­sichter der Herren waren nach Beendigung der Untersuchung sehr ernst. Sie blickten sich an, und jeder sah, daß der an­dere die gleiche Meinung hatte: da war keine Rettung mehr und keine Hoffnung.

Der fremde Arzt fuhr in Dr. Krauses Auto wieder zurück nach Berlin, während Gottlieb dablieb und die ganze Nacht bei dem Kranken wachte.

Und als der Tag sich nochmals neigte, war Graf HanS Buffo Laubenberg hinübergeschlummert, ohne di» Besinn­ung wiedererlangt zu haben.

Dem Arzt fiel es zu, die junge Frau darauf vorzuberei­ten. Es wurde ihm sehr schwer; er suchte nach den schonend- sten Worten; sie unterbrach ihn, ihn starr ansehend:Mein Mann ist tot?"

Er nahm ihre beiden Hände.

Jede ärztliche Kunst war hier zu Ende. Der war so­gar eine Erlösung für ihn, denn sonst" Furchtbar beredt war das Schweigen das er diesen Worten folgen ließ.

Sie legte die Hände verzweifelt ineinander.

Gönnen Sie ihm die Erlösung, Frau Gräfin, mahnte er,tragen Sie darum Ihren Schmerz"

(Fortsetzung folgt )