ewig machten den Idealismus, die Begeisterung für die deutschen Tugenden der Arbeit, der unerschrockenen Rechtlichkeit, der Bescheidenheit, und daß wir den Götzen­dienst verlassen, der nur äußeren Drill, Erfolge und gute Examina erzielen will. Gelingt er solchen wackeren Männern, wie Flemming und der Schulrat Dr. Prell es sind, deren wir ja auch gottlob heute noch viele haben, diesen Götzen mit den tönernen Füßen, der uns den Ma­terialismus, das Schiebertum und die Streberei versinn­bildlicht, zu stürzen und an seiner Stelle in die Seelen unsrer Kinder die reine Saat der freudigen Arbeit zu legen, so ist die Hoffnung nicht verloren, daß auch für Deutschland noch einmal der große Tag kommt, der uns frei sieht! Welch stilles Heldentum, welche Größe ge­hört dazu, lächelnden Mundes, aber mit knurrendem Magen dem Stück Brot zu entsagen, das wir glühend begehren! S"r Helden aber gibt es noch heute, und wir dürfen e suchen in dem Stand, der sehr zu Unrecht manchmal bespöttelt wird, im Lehrrrstand. Diese unerschrockene Recht­lichkeit, diese Ernsognngskraf!, dieser Mut, sie sind es, die wir t-otz mancher Nauhvauzigkeiten hochschützen müssen, denn diesen Eigenschaften verdanken wir es, wenn unsere Kinder wieder ganze Menschen, wieder Deutsche werden. Gespielt wurde das Stück großartig. Wir haben das Stück auf den ersten Bühnen unserer Groß­städte, von den berufensten Kräften dargestellt gesehen- Nirgends besser als gestern! Es klappte alles ganz vor: züglich. selbü bis zu den zwar unsichtbaren, aber durch­aus n-cht unhörbaren kindlichen Mitwirkenden. Vor allen Dingen sei der hervorragenden Leistung des Dr. Prell gedacht, die von Herrn Fritz Schmith, dem Charakter­darsteller der Magdeburger Bühne, aus einem Guß und hinreißend hchg^si.-llt wurde. Ebenso war der Flachs mann des Herrn Demuth bis ins Letzte fein ansaefeilt und geradezu ein Kabinettstück an Abscheulichkeit. Umso prächtiger hob sich da natürlich der Flemming des Herrn Georg Brand hervor, der es verstand, aus dem Helden einen Mann zu machen, wie wir ihn oben als Ideal dar- steüten, von unbestechlicher Rechtschaffenheit und dennoch kein Pedant. Ebenso waren die Vertreter der anderen Lehr rrosien gr. zu Tyren und jeder einzelne Darsteller bot eine Glanzlehrung. Diercks, der richtige Theaterböse- w: ''t, von Herrn Benedikt verkörpert, der zum Trottel herubaes'.nkeue Riemann (W. SLübc-n), dem eben als Stütze der Idealismus gefehlt hat; sodann die Herren Vogelfang und Römer als gute Lehrer (Herr n Becker und Mablau) und der entsetzliche Seelenmörder, der Pe­dant Weidenbaum (Ludwig Laug). Und nun gar noch die qraßmUge Leistung der Fil. Beny Stuhrhahn, die Frl. Gusti Körner prächtig darstellte I Die Leiterin der Fidelen Anarchie" Frl. Gisa Holm, (durch Gertrud Beu- zinger verkörpert) war durchaus, wie sie sich der Dichter

gedacht hatte, ein liebes, frisches, junges Ding, von bestem Willen beseelt, aber zu allem eher als zur Lehrerin geeignet. Die Nebenrollen des Schulinspektors, des Schulinspektors, des Schuldieners, der Frau Dörmann und Frau Wesen­dahl lagen in den besten Händen bei den Herren Kärger, Matzinger, bei Frl. Pocker, Else Schuchhard; auch Alfred, der Schüler, wurde zur Zufriedenheit gegeben von Toni Pokorny. Das Publikum erwies sich denn auch sehr bei­fallsfreudig und dankbar für diesen tatsächlich hervorragen­den Genuß, der so recht etwas für litterarische Fein­schmecker war. Wir möchten nicht versäumen, an dieser Stelle der Spielleitung zu danken für die wirklich be­wundernswerte Reichhaltigkeit der diesjährigen Dar­bietungen. l.. lüsclier-Keuss.

Allerlei

Die Pflege der Bohne. Die Bohne liebt einen geschütz­ten, warmen, nicht schattigen Standort und gedeiht cm besten in lockerem, warmem, nicht ganz frisch gedüngtem Boden. Zwergbohnen stecke man in 60 Zentimeter entfernten Stu­fen zu je 6 bis 8 Samen. Stangenbohnen werden auf 1,2 Meter breite Beeke in zwei Reihen so gesteckt, daß die 60 Zentimeter von einander entfernten Stöcke einander gegen­über-zu stehen kommen. Darauf gibt man ihnen Stangen, die man in bekannter Weise durch Querstangen miteinander verbindet.

Wiedereinführung der 1. und 2. Klasse im russischen Eisenbahnverkehr. Seit Beginn des Monats Juni ist in Ruß­land in den Eisenbahnwagen der ehemaligen stnternakionaien Schlaswagengesellschaft die seit der Oktoberrevolution abge­schaffte Einteilung in die 1. und 2. Klasse wieder eingeführk worden. Demnächst soll diese Einteilung auch in allen an­deren Zügen eingeführk werden.

Hören mit dem Rückgrat. Der merkwürdige Fall eines Taubstummen, der vermittels seines Rückgrates Musik hört, beschäftigt gegenwärtig dis Schweizer Aerzte. Ein junger Berner namens Eugen Bvtermeister, der taub geboren wurde, betrat kürzlich den Berner Kursaal und war über­rascht, daß er Musikhören" konnte. Er nahm die Schall­wellen nicht mit den Ohren, sondern mit dem Rückgrat auf. Mein Rückgrat," erklärt er,scheint eine Art Leiter von Schallmellen zu sein, und ich fühle genau, wie die Wellen durch das Rückgrat aufwärts zum Gehirn steigen." Dis Aerzte haben die merkwürdige Erscheinung untersucht und gefunden, daß der Taubstumme die einzelnen Melodien ge­nau unterscheiden und die Instrumente angeben kann, di? spielen. Er kann sogarhören", wenn Leute zwischen ihm und dem Orchester stehen. Butsrmeister kann die menschliche Stimme oder ein lautes Gespräch in seiner Nachbarschaft nicht hören undspricht" nur mit Hilfe der Zeichensprache.

Ein blinder Bildhauer. Unter den plastischen Werken des diesjährigen Pariser Salons wird besonders eins Marmor­gruppe von Fandst viel beachtet, eine Gruppe, die einen knieenden Knaben darstellt, der vor dem Kamin den Weih-

nachksmrmn erwartet. Die Pariser Kritik rühmt einstimmig die frische Lebendigkeit und die Grazie der Darstellung, die am allerwenigsten darauf schließen läßt, daß hier das Takt­gefühl allein die meißelnde Hand des Künstlers geführt hat F^dot ist blind. Cr erhielt im zi'veiten Jahr des ^EErreges einen Kopfschuß, der chn des Augenlichtes beraubte. Mit eiserner Energie hat der Künstle-- daran ge­arbeitet, das Gesicht durch den Tastsinn zu ersetzen und wie gut ihm das gelungen ist, bewiesen schon die plastischen Kunstwerke, die er in den früheren Salons ausstellte. Die heute ausgestellte Gruppe erbringt einm neuen vollgültigen Beweis für die Höhe der Leistungsfühigke.t, die der blinde Künstler erreicht hat.

Handelsnachrichlen

Die Börsenstimmung gestaltete sich heute, ohne daß besondere Anregungen Vorgelegen hätten, etwas freundlicher. Größere Ber- kaussaufträge büeben aus, wogegen sich die Zahl der Käufer mehrte. Die Kurse konnten kleinere Erhöhungen erzielen; im all­gemeinen jedoch waren die Umsätze nicht von Belang. Am Ren­tenmarkt zogen im Einklang mit den auswärtigen Börsen Sproz. Reichsanleihe von 73 aus 92 Milliarden Prozent, Dollar­schütze von 73 auf 80 an. Auf dem Aktienmarkt schwächten sich von den Bankaktien Notenbank auf 63, Vereinsbank auf 1,65 ab, wogegen Hypothekenbank mit 0,6 gut behauptet lagen. Braue- reiwerte waren auch heute bis auf Hohenzollern, die auf 5,5 an- zrgen, unverändert. Ravensburg 2, Eßlinger 4,5, Rettenmeyer- wivoli und Pfauen je 7, Mulle 4. Bon den Metall-Aktien konn­ten sich Württembergische Metallwaren auf das günstige Zusammen- leguugsvrrhältnis von 31,5 auf 35 befestigen, llm übrigen notier­ten hier Hühner 17, Feinmechanik 10,25, öunghaus 4,6, Koch'4,5. Maschinen- und Auto-Werke lagen ohne nennenswerte Verände­rungen ruhig. Daimler 2,2, Neckarsulmer 3,7, Magirus 1,7, Eß­lingen 4,1, Hesser 2,3, Weingarten 8. Bon den Textil-Aktien ge­langten Erlangen mit 7,25, 'Unterhausen mit 22, Kolb u. Schule mit 6,5, Kammgarn Bietigheim mit 25, Süddeutsche Kuchen mit 8, Eßlingen mit 29 und Kattun mit 70 zur vkonerung. Berlagsaktien lagen bis auf Bester, die auf 1,6 nachgaben, unverändert. Der Markt der NahrnngsmittetMerke verkehrte bei zum größten Teil gut gehaltenen Kursen lustlos. Kaiser-Otto 0,65 '(junge 0,6), Knorr 2.5, Krumm 0,9, Konserven Leibbrand 0,325 (junge 0,3), Stuttgarter Zucker 2,3. Bon den sonstigen Werten sind ebenfalls keine nen­nenswerten Veränderungen zu berichten. Es gelangten Badische Anilin mit 12,5, Bremen-Besigheimer Oel mit 11,25, Germania mit 7,1, Köln-Roltweil mit 4,8, Reckarrverke mit 3.2. Salzwerk Heilbronn mit 34, Sektkellerei Machenheim mit 5,5, Stuttgarter Bäckermühls mit 1,8, Stuttgarter Gips mit 75, Stuttgarter Straßenbahnen mit 7, Südholz mit 8,6 und Ziegelwerke Luhwiqs- burg mit 4 zur Notierung. Württembergische Bereinsbank.

Markte

Weildersiadt, 17. llnni. Zufuhr: 16 Ochsen, 18 Stiere, 23 Üur.gsiiere, 5 Külberkühe, 62 Kühe in Milch und 69 Stück Einftell- vieh. Bezahlt wurden für Ochsen 600 Stiere 460 -K, Zung­stiere 280 -K, Külberkühe 520 -/tl, Kühe in Milch 260 -N, Einslell- vieh 80170 -N das Stück. Trotz der zahlreich anwesenden Händ­ler und sonstigen Kauflustigen wurde wenig verkauft. Der Zu­trieb zum Schweillemarkt betrug 34 Läufer- und 560 Milchfchweine. Für Läufer wurden bezahlt: 1. Sorte 130140 -A, 2. Sorte 65 bis 75 »1t das Paar. Milchschweine 1. Sorte 5560 »ü, 2. Sorte 3240 »1t das Paar. Die ganze Zufuhr wurde verkauft.

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