Freiheit zu Men, sachlich aber an dem bisherigen Standpunkt fesizuhalken.
Die Presse gegen den Volksentscheid Berlin, 11. Mai. Fast die ganze Presse spricht sich gegen > den Antrag der Sozialdemokratischen Partei, die Stellungnahme zu den Sachverständigen-Berichten dem Volksentscheid zuzuschieben, ab. Es sei ein feiger Versuch, die Verantwortung für die Entscheidung von der Partei abzuwälzen und den Wählern aufzuladen. Er würde überdies wenig Zweck haben, denn nach dem Reichs- geseh habe der Volksentscheid nicht irgendwie an die Stelle eines Reichstagsbeschlusses zu treten, sondern nur über die ^ Gültigkeit eines bereits gefaßten Beschlusses zu entscheiden. Der Reichstag müßte also unter allen Umständen erst Farbe bekennen. ^ ..
Westarp über die Monarchie
Mailand. 11. Mai. Der Berichterstatter des „Corriere della Sera" meldet über eine Unterredung mit dem Grafen Westarp, dieser habe gesagt, die deutschnationale Fraktion stehe aus dem monarchischen Standpunkt, aber es sei jetzt nicht die Zeit, die Frage, ob Monarchie oder Republik anzuschneiden, die Partei werde daher auch keinen solchen Antrag im Reichstag einbringen.
Die Leitung der Deutschnationalen Volkspartei fordert ihre Anhänger in Hannover auf, bei der Volksabstimmung gegen den Lostrennungsantrag zu stimmen; Preußen dürfe nicht zerrissen werden und Hannover habe die wichtige Stellung im preußischen Staat, die Brücke zwischen dem Osten und Westen zu sein.
Der Kampf um die Arbeitszeit
Essen, 11. Mai. Den Arbeitern der Betriebe wurde mitgeteilt, daß unter der Bedingung der Anerkennung des Schiedsspruchs (8 bezw. lOstündige Arbeitszeit) die Arbeit jederzeit wieder ausgenommen werden kann. Die Radikalen werben gegen die Wiederaufnahme der Arbeit.
Eine Bergarbeiterversammlung in Gelsenkirchen wählte einen Ausschuß, um mit der französisch-belgischen Jn- genieurkommission die Lage zu besprechen. Die Kommission verlangt die unverminderte Weiterlieferung von Kohlen, widrigenfalls Sanktionen ergriffen werden.
In Dortmund liegt das Eisenstahlwerk Hösch still, abgesehen non zwei halbbeschüftigten Hochöfen, ebenso das Martinwerk. Der Dortmunder Verein hat seit 4 Tagen ^ keine Kohlen mehr erhalten, bei der Dortmunder Union und bei Phönix machen sich erhebliche Betriebsschwierigkeiten bemerkbar.
Die Bergarbeiterverbände verlangen von den Gemeindeverwaltungen kostenlose Abgaben von Lebensmitteln an die Streikenden.
Die Lage im Ruhrgebiet
' Recklinghausen, 11. Mai. Die Verhandlungen in der Kergwerksdirektion Recklinghausen zwischen dem Vertreter des preußischen Handelsministeriums, dem Vorsitzenden der Bergrverksdirektion, Geheimrat Raiffeisen und den Vertretern der Bergarbeiterverbände sind ergebnislos geblieben. Darauf fanden Besprechungen mit den Vertretern der Zechenverbände statt.
Der preußische Handelsminister Siering erklärte, daß infolge des Industrie-Abkommens der französischen Kommission unbedingt an der 8-stündigen Arbeitsschicht unter Nacht und der lOstündigen Schicht über Tage festgehalten werden müsse. Neben den Kommunisten, Syndikalisten und Anarchisten gewinnen hetzerische Sonderbündler Einfluß auf die Arbeiter.
hindenburg, 11. Mai. Eins Betriebsräteversammlung lehnte die Ausführung von Notstandzarbeiten ab. Auf den Straßen kam es zu schweren Ausschreitungen. Das Essen, das Ki^ier von Arbeitswilligen in die Werke bringen wollten, wurde aus die Straße geschüttet, ein Bergrat von Weibern schwer mißhandelt. Die Streikenden versuchten die Arbeitswilligen der Oberschlesischen Elektrizitätswerke mit Gewalt aus den Werken herauszuholen. Der Polizeischutz ist ungenügend.
Die Mansfelder Werke vor der Stillegung
Halle, 11. Mai. Die Mansfelder Werke, die über 30 000 Arbeiter beschäftigen, haben dem Demooilmachungskommissar mitgeteilt, daß die Aktiengesellschaft infolge der seit langer
Zeit andauernden sehr erheblichen Verluste genötigt sei, Len Betrieb in vier Wochen zu schließen. Auf alle Anfragen und Bitten habe die Regierung nichts getan und vom Reich seien nur leere Versprechungen gemacht worden. Jetzt seien alle Mittel aufgebraucht. Das hänge damit zusammen, daß infolge des Jndustrieabkommens im Ruhrgebiet die Koks- und Kohlenpreise eine unerschwingliche Höhe erreicht haben und daß die Frachtkosten der Neichseisenbahn zu teuer geworden seien.
Verhaftung von Tschekü-Mtgliedern Schwerin, 11. Mai. In Neudrandcnburg wurden 7 Kommunisten, darunter der mecklenburgische Landtagsabgeordnete Erich Schmidt, verhaftet, die am 11. April bei Peit- zier den Arbeiter Jonas, der aus der kommunistischen Partei ausgetreten war, ermordet hatten.
In Leipzig wurde ein Tscheka-Miiglicd verhaftet, das sich Kronau oder Chronau nennt. Er gab an, er sei der.Sohn eines Fabrikdirektors in Danzig. Die Nachforschungen ergaben jedoch, daß er aus Galizien stammt. ^
Die Pfalzzenkrale iu Heidelberg aufgelöst Karlsruhe, 11. Mai. Auf Weisung der Reichsregierung hat die badische Regierung die von privater Seite eingerichtete Hilfsstelle für die Pfalz aufgelöst, die in Not geratene Pfälzer unterstützt. — Von französischer Seite war das Einschreiten gegen die Hilfsstelle als einem „Geheimbund" verlangt worden. Die Ueberwachung, die daraus zunächst angeordnet wurde, ergab keine Bestätigung der französischen Anschuldigungen, doch sei es vorgekommen, daß ron der Hilfsstelle auch „unwürdige" Personen unterstützt worden seien. — Das soll auch schön anderen Stellen passiert sein.
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Hetzerisch e Wahlmache des französischen Kriegsministers Paris, 11. Mai. Das „Echo de Paris" veröffentlicht eine Erklärung des Kriegsministers Maginot: Die Deutschen werden am Sonntag (11. Mai) die Augen aufreißen über der Enttäuschung, daß ihre Angriffe gegen den französischen Frankenkurs, um bei den Kammerwahlen die Gegner Poin- cares zu begünstigen, vollständig nutzlos gewesen seien. Die deutschen Versuche, vor den Wahlen den Frankenkurs zu werfen, haben ihn (Maginot) nicht überrascht. — Wie sonderbar muß sich in den Pariser Köpfen die Welt malen!
Französische Flottenübungen in der Ostsee. Stockholm, 11. Mai. sin Kopenhagen ist ein französisches Geschwader von vier Torpedobooten eingekroffen, das während der nächsten sechs Wochen Bedungen in der Ostsee abhatten wird. Dabei sollen auch schwedische Häfen besucht werden. Wie aus Libau gemeldet wird, wird dort für den 20. Mai gleichfalls ein französisches Geschwader von vier Zerstörern erwartet.
Der Fall Koppe ^
Brüssel, 11. Mai. Gestern begann der Prozeß gegen den belgischen Großindustriellen Koppe, der angeklagt ist, während des Kriegs seine Betriebe nicht geschlossen, sondern den Deutschen überlassen zu haben. 250 Zeugen sind geladen.
Der Vatikan und di« Popolari Rom, 11. Mai. Der „Corriere d'Jtalia meldet, im Vatikan herrsche große Mißstimmung gegen den Führer der Popolari (Katholische Volkspartei), Prälat Don Sturz o, der in einem Zeitungsartikel über die Beziehungen zwischen Staat und Kirche verlangt hatte, daß sich der Vatikan entweder für den Faszismus oder für die Popolari erkläre. ^
Abschaffung der Patriarchate in der Türkei Konstantinopel, 11. Mai. Kemal Pascha erklärte einigen Vertretern der Presse, das nächste Ziel seiner Regierung nach der Abschaffung des Kalifats werde die Aufhebung christlicher Patriarchate und die Beseitigung des jüdischen Großrabbi- nats sein. Die türkische Regierung könne derartige Einrichtungen, die auf ihren Sonderrechten beharren, im türkischen Reich nicht dulden.
Die amerikanische Schiffahrksakke zurückgezogen Washington, 11. Mai. Das Schiffahrtsamt hat seine Verordnung, daß Einfuhrwaren, die auf amerikanischen Schiffen nach den Vereinigten Staaten gebracht werden, auf den ' amerikanischen Bahnen Vorzugstarife haben sollen, zurück- j gezogen. Gegen diese Bestimmung hatten besonders England und Japan Widerspruch erhoben.
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Kein Mensch soll nur Mittel zum Zweck für andere sein, jeder Mensch muß, wenn er daneben fungiert, zugleich als Selbstzweck, als Monade, als auch als dienendes Glied für andere Zwecke m Heiligtum für sich anerkannt werden. Schleiermacher.
Die Bauerngräfin.
- Roman von Fr. Lehne.
13 (Nachdruck verboten.)
? Gleich daraus verabschiedete sich Dr. Krause.
„Morgen erwarten Sie mich, bitte, nicht, Frau Gräfin. Ich habe über Land einige Besuche zu machen."
„Wie der Dr. Krause sich wichtig macht!" spottete Hans Buffo, als die Tür sich hinter der hohen, breitschultrigen Gestalt des Arztes geschlossen hatte.
„Kennst du ihn denn?" fragte Eliane verwundert. Und aus dieser Verwunderung schloß Hans Buffo von Laubenberg, daß Dr. Krause nicht gesagt hatte, daß sie miteinander gespielt hatten und daß er — Dr. Krause — auf Schloß Laubenberg wie zu Hause gewesen war.
- Und dieses Schweigen war ihm sehr lieb und erleichternd.
In ehrerbietiger Haltung saß Hans Buffo der alten Dame gegenüber und lauschte ihrem ausführlichen Krankheitsbericht, jede Miene seines schönen, leichtsinnigen, verlebten Gesichtes anscheinend voll teilnahmsvoller Aufmerksamkeit.
»Ist Ihr Arzt wirklich so tüchtig? Offen gesagt, er hat gar nicht solchen intelligenten Eindruck auf mich gemacht. Ich finde, er sieht plump, bäurisch aus."
„O, sagen Sie das nicht, mein Sobn. Im Gegenteil — seine Hände haben so etwas Lindes, Beruhigendes — und er ist ein so gediegener Mann — ich kenne ihn schon so viele Jahre — Eliane war damals noch ein Kind."
„So?"
Buffo hatte jetzt Interesse.
„Er wohnte vor ungefähr acht Jahren mit uns in einem Hause im Nordwesten. Da hatte ich das Unglück auszugleiten und mir den Knöchel zu brechen. Eliane lief in ihrer Angst zu unserer Flurnachbarin, deren Zimmerherr der Student der Medizin Krause war. Er war uns behilflich und gefällig — von da an datiert unsere Bekanntschaft. Er hals
Eliane manchmal bei ihren Schulaufgaben, ging mit ihr auf die Eisbahn — so hatte das Kind etwas Zerstreuung — kurz, ein Bruder hätte nicht ritterlicher und aufmerksamer sein können. Was vermochte ich dem Kinde zu bieten! Meine Lebensfreude war gebrochen, seit man mir den einzigen Sohn, Lianes Vater, tödlich verunglückt ins Haus getragen."
„Und hat sich der Medizinmann nicht in meine Liane verliebt, als das Kind zu einer holden Jungfrau erblühte?" fragte er, und sein Ton war gesättigt voll Spott bei diesen schwülstigen Worten. Und er sah das Rot, das bei der Neckerei das zarte, durchsichtige Gesichtchen der Braut wie mit Blut übergoß.
„Halt, Herr Dr. Krause," dachte er belustigt, „haben also Feuer gefangen!"
„O, Hans Buffo, wie hätte er das wagen können!" ent- geanete Gräfin Angersbach in naivem Hochmut. „Da müßte Liane ihm doch Veranlassung gegeben haben. Er hat übrigens nie den Anstand vergessen, der ihn, den Bauernsohn, doch von uns trennt."
„So — ein Bauernsohn ist er?" forschte Buffo lauernd.
„Ja, er stammt aus dem Bauernstand. Seine Eltern wohnen allerdings schon seit sechs oder sieben Jahren in Potsdam, es scheinen sehr reiche Leute zu sein. Sein älterer Bruder hat das väterliche Gut übernommen, nachdem er mehrere Jahre in Südwestafrika gelebt hatte. Auf seiner Farm hat er nach Diamanten geschürft, und das Diamantenvorkommen ist so bedeutend gewesen, daß er seinen Besitz mit ungeheurem. Nutzen hat verkaufen können, als ihn das Heimweh nach Deutschland geplagt hatte — so hat mir der Doktor erzählt. Doch das interessiert Sie nickt werter. Nur ick möchte betonen: Dr. Krause ist trotz seiner Jugend ein sehr, sehr beliebter und tüchtiger Arzt — glauben Sie ja nicht, lieber Buffo, daß ich mich einem PftEcker anvertrauen würde. Unter Diskretion: unser alter Sanitätsrat verstand nicht halb so viel." Und in der redseligen Geschwätzigkeit des Alters erzählte die Gräfin weiter, froh, einen dankbaren, intcressevollen Zuhörer gefunden zu haben, indessen Hans Buffo in heimlicher Verzweiflung dasaß und sehr, sehr respektwidrige Gedanken hegte. Aber er mußte geduldig sein, da er einen großen Wunsch auf dem Herzen hatte.
Endlich konnte er ihn äußern: er wollte bald heiraten.
z Württemberg
Skuttgark, 11. Mai. Vom Landtag. Unter Lern Vorsitz des Staatspräsidenten Rau fand eine Sitzung der Parteiführer wegen der Festsetzung des Zusammentretens des neuen Landtags statt. Es wurde nach Ausführungen der Abgeordneten Bazille und Andre 'als unzweckmäßig 'bezeichnet, den alten Landtag noch einmal zusammenzurufen. Der neue Landtag wird sich am 20. Mai versammeln.
Bürgerpartei und Württ. Bauern- und Weingärtnerbund werden wieder eine gemeinsame Fraktion bilden und mit 25 Mitgliedern die stärkste Fraktion im Landtag sein.
Im „Beobachter" führt Abg. Schees (Dem.) aus, daß die Demokraten sich an einer etwaigen Rechtsregierung nicht beteiligen werden.
Der Rundfunk. Am Sonnkag vormittag 11 Uhr wurde im Saal des Erdgeschosses des Neuen Schlosses (Nordflügel) i die neue Rundfunkstelle in Dienst genommen. Die Sendestelle ist im Bäckereigebäude des Heeresverpflegungsamts Feuerbach eingebaut, zu deren Besichtigung die Vertreter der Presse geladen waren. Diese Anlage umfaßt einen Maschinen-, einen Sende-, einen Sammler-, einen Verstärke- und Aufnahmeraum, sowie die Antenne. Die zweidrähtige T-Ankenne für den Rundfunksender ist 45 Meter lang und 4 Meter breit. Sie befindet sich 28 Meter über dem Dach und etwa 45 Meter über dem Erdboden. Zur Aufnahme der durch den Sender zu verbreitenden Darbietungen der Südd. Rundfunk-Aktiengesellschaft dient der Ausnahmeraum. Die im Mikrophon aufgenommenen Schallwellen werden in elektrische Stromstöße umgeseht, im benachbarten Raum verstärkt, je nach den Erfordernissen unter Mitwirkung der künstlerischen Leitung geregelt und von hier aus dem Sender zugeführk. 5m Sender werden die elektrischen Schwankungen der ungedämpften Trägerwelle aufgedrückt und durch die Antenne in den Raum hinausgestrahlt. Die Wellenlänge ist vorläufig auf 437 Meter festgesetzt. Die Vortragenden Künstler sprachen in einem besonderen Aufnahmeraum in der Friedrichscr. 54 in Sttickgark, in nächster Nähe des Hauptpostgebäudes. Dieser Raum ist mit der Funk-Sendestelle durch eine doppelte Fernsprechleitung verbunden. Diese lieberkragungsleitung wird aber erst in einiger Zeit regelmäßig benützt werden können, wenn die Versuche eine einwandfreie liebertragung dauernd gewährleisten. Soweit bis jetzt Mitteilungen über Empfangsbeobachtungen eingegangen sind, läßt sich feststellen, daß der Stuttgarter Sender in ganz Deutschland gehört werden kann. Nachrichten über guten Empfang liegen auch vor aus London, Amsterdam, aus den Nordischen bauten, St. Pölten bei Wien, sowie den Kantonen Bern und Waadt. Die Südd. Rundfunk-A.-G. kennt zwei Kategorien von Abonnenten, nämlich Privatpersonen für 2 -11 monatlich und öffentliche Lokale für 600 -1t jährlich. Das vorläufige Programm umfaßt Unterhaltungsmusik von 4.30—6 Uhr, künstlerische Darbietungen von 8.30—9.30 Uhr und eine heitere VorkraaS- folge von 9.45—11.15 Uhr.
Die Heimkehr der Daimler-Sieger. Heute wurden die Sieger im Targa-Coppa-Florio-Kraftwagenrennen Werner, Lautenschlager, Neubauer und Sailer mit ihren Beifahrern in Tübingen festlich eingeholt und von da mit vielen anderen Kraftwagen durch den Schönbuch nach Stuttgart geleitet. Die Fahrt glich einem Triumphzug. In Stuttgart wurde auf dem Rathausplatz und im Rathaus eine Empfangsfeier veranstaltet, der nach einer Rundfahrt durch di« Stadt eine Feier im Verwaltungsgebäude der Daimlerwerke in Untertürkheim folgte.
Aussperrung. In einer chemigraphischen Anstalt in Stuttgart haben sämtliche Arbeiter unter Nichtbeachtung de« Tarifs die Arbeit niedergelegt. Die übrigen Betriebe dieser Art rn Stuttgart haben sich mit der Firma eins erklärt und ihrem Personal auf den 16. Mai gekünd'gt. Der niederste Lohn beträgt zurzeit bei 8 Stunden Trgesarbeit 45 Mark in der Woche, wozu in der gegenwärtigen Zeit starker Beschäftigung ein Mehrverdienst von etwa 15 Mark kommt.
kommunistische Straßenkundgebung. Nach einer Versammlung marschierte gestern abend em langer Zug von Kommunisten zum Amtsgerichtsgefängms, wo die verhafteten Tscheka-Mitglieder sich befinden. Die Polizei trieb die Menge mit blanker Waffe auseinander.
Zeitungsverbok. Die kommunistische „Südd. Arbeiterzeitung" ist wegen Aufreizung zum Bürgerkrieg vom 10. bis 17. Mai verboten worden.
Beinahe erschrocken hob die Gräfin die Hände. „Ein Jahr zu warten wird euch zu lange? Liane ist ja noch da- reine Kind."
„Mit einundzwanzig Jahren doch nicht mehr, verehrte Großmama, und ich bin fünfunddreißig Jahre alt, und mein Haus verlangt nach einer Hausfrau. Warum soll ich Liane nicht Weihnacht schon mein geliebtes Weib nennen?" Er warf der Braut, die neben ihm saß und seine Hand in der ihren hielt, einen feurigen Blick zu. „Wie — oder bist du nicht der Ansicht?"
Ein tiefes Rot färbte das lilienweiße Gesicht des jungen Mädchens bis hinter die Feinen Ohren. Ohne aufzusehen, flüsterte sie: „Großmama muß bestimmen."
Unmutig zog er die Augenbrauen zusammen, und es war ein nichts weniger als freundlicher Blick, mit dem er die beiden Damen streifte.
„Ich sebe Großmamas Weigerung nicht ein — warum bis Pkin'ston Marien?"
„Es wird ihr zu schwer, den Winter allein zu sein."
„Sie kommt mit uns nach Laubenberg."
„Nein, nein, nein, lieber Sohn, das geht nicht, mich loszureißen aus meiner gewohnten Umgebung, von dem Arzt, der mich kennt."
„Allerdings kann ich Ihren Leibarzt Dr. Krause nicht mitnehmen," konnte Hans Buffo sich nicht enthalten zu sagen. Für diesen beißenden Sarkasmus hatte seine Braut einen so schmerzlich verwunderten Blick, daß er sich doch schnell verbesserte. „Der Arzt würde schwerlich seine gute Praxis hier aufgeben, um sich in Laubenberg beinahe zur Untätigkeit zu verurteilen. Großmama ist ja beinahe schon gesund, und unser Glück täglich von neuem zu erleben, wird sie jung und froh machen." Er beugte sich nieder und küßte die Hand der Greisin, um den Eindruck seiner Worte ganz zu verwischen.
„Die Aussteuer — so schnell ist das alles nicht beschafft, lieber Sohn."
„Großmama, Liane braucht ja nichts — nichts, außer dem, was sie für sich an Wäsche und Toiletten nötig hat. Wenn Sie sich nur entschließen und diese schönen Herbsttage dazu benutzen würden, sich Laubenberg anzusehen — es ist auch Papas sehnlichster Wunsch."
(Fortsetzung folgt.) ,
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