Sitzung des Gemeinderats vom 4» März 4924.
Wildbad, 5. März 1924.
Die Sitzung beginnt nach V 26 Uhr. Es fehlen die Ge- meinderäie Götz und Karl Schmid (krank).
Der Vorsitzende kommt zunächst auf die Mieter, er- hältnisse in hiesiger Stadt zu sprechen. Im allgemeinen sollten die vom Ministerium des Innern festgesetzten Prozentsätze auch für Wildbad maßgebend sein. Es seien aber namentlich die Bestimmungen über die Zuschläge für gewerbliche Räume unklar. Stuttgart hatte für den Monat ^ Januar 18 Zuschlag für größere und 13,5 °,o für kleinere gewerbliche Räume, für Februar 23 bezrv. 17,25°/». In Eßlingen waren 17—23 bezw. 11,5—23 und 6 —11,5°» festgesetzt. In Wildbad sei aber zu berücksichtigen, daß die Mieter nur einige Monate, nicht das ganze Jahr Geschäftsgang haben. Nach längerer Aussprache werden die Zuschläge für größere gewerbliche Räume pro Monat März auf 15 °», für kleinere auf 10 °/° für Wildbad festgesetzt. (Diese Sätze gelten für Läden, Wirtschaften u. Werkstätten.) Bezüglich der Sätze für Wohnungen wird beschlossen, für Februar 25°/«, für Monat März 30°,« von der Friedensmiete festzusetzen, ferner für After- oder Untermiete 5°/», für Zimmer an Kurgäste ebenfalls 5 °/» (beantragt waren 10°«). In Streitfällen entscheidet das Mietseinigungsamt.
G.-R. Schlüter tadelt die im Verhältnis zu den niedrigen Verdiensten der Arbeiter und kleinen Geschäftsleute unverhältnismäßig hohen Mietbeträge, die nun noch mit den Gebäudesteuer- und den Brandschadenssützen der Hausbesitzer verquickt werden. Kein Mieter sei mehr in der Lage, diese Beträge aufzubringen. Zudem herrsche große Unklarheit bezüglich der genannten Steuern; Aufklärung sei dringend nötig.
Der Vorsitzende, Herr Stadtschulthelß Bätzuer, erklärt, dies ganze System.sei verbesserungsbedürftig. Wenn die volle Friedensmiete erreicht sei, fallen diese viel bean- , standeten Steuern ja weg. Gebäudesteuer und Brandschaden seien übrigens vom Mieter nur im Verhältnis der tatsächlich von ihm gemieteten Räume zu bezahlen. (Wenn also z. B. ein Hausbesitzer nur einen Mieter hat, der fünf von seinen zwölf Wobnräumen inne hat, so kann er diesem Mieter auch nicht einfach die , Hälfte seiner Steuer aufhulsen, zumal dann, wenn auch ein Garten beim Haus im Gebäudekataster miteingetragen ist, an dem der Mieter keine Nutznießung hat, wie es hier verschiedentlich der Fall ist. .Es muß eben alles richtig und gerecht aus- und abgerechnet werden! Der Hausbesitzer, welcher z. B. zwei Etagen allein bewohnt, darf auch nicht einfach feinen beiden Mietern in einem Stock die Hälfte seiner Steuern aufladen wollen usm)
Ein neuer Bebauungsplan ist nach iun Ausführungen des Vorsitzenden für Wildbad nötig geworden, damit das Stadtbild nach und nach ein anderes Gesicht bekommt, wie es der Würde und dem Ansehen einer Badestadt von der Bedeutung Wildbads entspricht. Das Vocgartensystem soll bei dem Bau von Villen möglichst Eingang finden und der Bau von Scheuern direkt an den Straßen und Wegen, soweit irgend möglich, vermieden werden. Nachdem auch die G.-R. Bopp und Stephan sich in diesem Sinne befürwortend geäußert hatten, wird die Beschaffung eines neuen Bebauungsplanes für die Stadt zum Beschluß erhoben
Da die Schlachtgebühren am hiesigen Platze im Verhältnis zur Rentabilität und zu anderen Städten zu nieder sind (Rottweil z. B. hat wesentlich höhere Sätze), wird die Erhöhung derselben beschlossen, und zwar sollen die Gebühren betragen: für Großvieh im Gewicht bis zu 400 kg 6 Mk., über 400 k§ 8 Mk., für Schweine 2 Mk., für Kälber 1,50 Mk., für Schafe und Ziegen 1 Mk. — Auf Antrag des G.-R, W. Eit el wird dem Gemeinderat so bald als möglich eine Berechnung über Einnahmen und Ausgaben im Schlachthausbetrieb vorgelegt werden.
Die Errichtung einer Volksbrbliothek soll im Interesse der Volksbildung in die Wege geleitet werden, und zwar, da der früher hierfür ersammelte Fonds durch die Geldentwertung zu einem Nichts geworden ist, zunächst in bescheidenem Rahmen. Das Stadtbauamt und eine Kommission, bestehend aus dem Vorsitzenden und den G.-R. Kiefer und Stephan, werden beauftragt, Ermittlungen anzustellen und das Weitere zu veranlassen.
Zum Pfalztag, der wie ausgeschrieben am nächsten Sonntag abgehalten werden wird, bewilligt der Gemeinderat einen Beitrag von 100 Mark aus der Stadtkasse und übernimmt die für die Kosten der Aufführung „Das deutsche Leid" geforderte Garantie von 250 Mark. Das Eintrittsgeld soll Mk. 1.50, 1,— und —.50 betragen. Heizung und Beleuchtung übernimmt die Stadt.
Das st ä d t. F 0 rstamt teilt mit, daß ca. 800 Rm. Brennholz pro 1924 vorhanden seien. Es wird beschlossen, das Holz zu verlosen und den verheirateten Einwohnern und Witwen mit Kindern je 3 Rm. und den ledigen und selbständigen Personen je 1 Rm. zuzuweisen (Anmeldung bei der Stadtpflege jedoch Bedingung), Preis für tannene Scheiter 7 Mk, tann. Prügel 5 Mk., Reisprügel 3 Mk, buchene Scheiter 9 Mk., buch. Prügel 6 Mk. Die Nutzungsbürger werden vorweg berücksichtigt. Der Zukauf von Holz ist ins Auge gefaßt, damit möglichst aste Einwohner befriedigt werden können.
» Es folgen noch kleinere, dann geheime Angelegenheiten.
Handelsnachrichten
1 1' März. 4L1V5 BM.M. (unv.). Neuy»
? ^ndon 1 M Sterl.1g.2L Amsterdam 1 G«tb
IM. Sürrch 1 Franken 0,772 Bill.M.
106 ? 5 ^r"l^d^^"^" einen neuen Sturz bis
1 Dollar.
Stert, unö 25. nachbörslich sogar 26Z0 Fr.
Die Reichseinnahmen sind im Monat Februar um 5 Prozent unter den Aus-gat-en tzediieken, wahrend ste im Januar die AuK- tz-aben vm 6 Prozent überstiegen.
« ReubesArifungen der Reichseflenkch«. Seit dem Waffenst ftan- <10. No-v. 1918) find für die Reichseiseirbähnen 850« Lol motwen und 248 358 Güter- und Gepäckwagen beschafft Word LA^denSvertra« mutzten dagegen 8254 Lokomotiven , /SV VIS Gepäck- und Güirrwaqe» auSaetietert werde».
Si>nnes48est8fchast m. b. H. hat etnsn erhMiche» Leu der Aktien der Nordstern» Gvuppe m Berlin erworben im Austausch gegen Geschäftsanteile der eigenen Gruppe. Damit tut S»go Stiunes den ersten Schritt auf das Bersicherungsgebiet. Stmnes erwirbt zugleich einen großen Teil des gewaltigen Verwaltungsgebäudes, das die Nordstern-Versichcrungsgruppe vor dem Krieg in Berlin-SchSneüerg erbaute. Las aber wegen der ungünstigen Entwicklung des Versicherungswesens m der Zeit Ser WährungSverschlechkerung großenteils leer stand. Stinnes ist mehr und mehr daran, von seinen Unternehmungen aus dem besetzten Gebiet nach Berlin zu versetzen, was sich nur verlegen läßt. Die Neubslebung des Bersicherungsgeschäfis einerseits ermöglicht es Stinnes, stets kurzfristigen Kredit für seine Unternehmung«» zur Hand zu haben, vor dem Krieg haben ja die Dersicherungs- »nternehmungen zu den größten Geldgebern und KafsenverWallungen gehört. Andererseits ist dem Nordstern ein Versicherungs- Kunde wie Stinnes mit den weitverzweigten Unternehmungen ei»- tchlieblick der Damvkerlinien willkommen,
Stuttgart, 4. Marz. Grohmärkte. Die Zufuhr von Obst war heute reichlich, von Gemüse klein. Die Preise sehe» ihre Bufwärtsbewegung langsam fort. Edeläpfel kosteten 24—30 F d«s Pfund. Butter läßt in der Menge oach. Für Landbutker wurde 2 -K, für Tafelbutter 2.20—2.40 »«zahlt. Frische Eier waren reichlich vorhanden zu 12—13 ^ d, Si, Einheimische Kartoffeln 6, neue Maltakartoffeln 45 Z d. Pfd. Südfrüchte sind zu den Preisen des vorigen Markts in großer Menge angeboken.
Berliner Getreidepreise, 4. März. Weizen mark. 16.20 bis 16.70, Roggen 13 bis 13.70, Braugerste 17.50 bis 18.50, Hafer 11.30 bis 12,20, Weizenmehl 24.25 brs 26.75, Roggenmcht 21 bis 23-25. Kleie 7.10 bis 9.20, Raps 295
Luarrre
Stuttgart. 4. März. Schlachkviehmarkk. Dem Dienstagmarkt am Bieh- und Schlachthof waren zugeführt: 48 Ochsen, 23 Bullen, 133 Zungbullen, 100 klungrinder, 63 Kühe, 503 Kälorr (unverkauft 3), 359 Schweine, 36 Schafe. Erlös aus je 1 Pfund Lebendgewicht: Ochsen 1. 35—40 (letzter Markt: 33—36), 2. 28—34 (24—W, Bullen 1. 33—35 (23—31), 2 25—30 (21—26). klungrinder 1. 40—44 (36—40), 2. 34—37 (32—35). 3. 25—32 (23—29). Kühe 1. 28—33 (26—31), 2. 20—26 (19—24), 3. 12—18 (11—16), Kälber 1. 55—58 (53—56), 2. 50 -54 (47—51), 3. 42—48 (35—45), Schweine 1. 73—76 (65—70), 2. 68—73 (62—64). 3. 58 biS KL (50—58). Verkauf des Marktes belebt.
Vermögenssteuer.
Auf die am Rathaus angeschlagene Bekanntmachung betr. die Zahlung der 1. Hälfte der Vermögensste er für 1924 wird hiemit hingewiesen.
Wildbad, den 4. März 1924.
Stadtschultheißenamt.
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FÄ^arkt Karlsnche, 3. Marz. Zufuhr 613 Stück: 35 Ochse«. 31 Bullen, 15 Kühe und 81 Färsen, 25 Kälber, 426 Schweine/d^ unter 83 aus Dänemark und 90 auS Holland. Preise für den Zkr. Lebendgewicht ,n Goldmark: Ochsen 36 bis 46. Bullen 34 dis 38. Kühe und Färsen 16 bis 46, KMer 50 bis 58. Schweine 70 bis 74, ^ deste Qualität über Notiz bezahlt. Verlauf
des Marktes langsam. Der Markt wurde nicht gerärmS.
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