finanzministör Hilferdrng sind.bereit, der französischen Industrie einen großen Teil des deutschen i n d u st r i e l l e n Aktienkapitals zu opfern (Frankreich verlangt 60 Prozent. D. Schr.) aber in Wirtschaftskreisen ist man über­zeugt, daß diese Hingabe den Tod der deutschen Wirtschaft bedeuten würde, ohne daß von Frankreich ein Zugeständnis von irgendwelchem Wert zu erkaufen wäre. Der Mark­wert hat an den Börsen aufs neue einen vernichten­de n Sturz erlebt, während der französische Fran­ken auch im Verhältnis zur Mark gestiegen ist.

Mnifterral in Payern

München, 12. Sept. Das Kabinett ist gestern zu einer lange dauernden Besprechung der politischen und wirtschaft­lichen Lage zusammengetreten. Wichtige Beschlüsse sollen bevorstehen. ^ ^

Das Gerücht erhält sich, daß Dr. Wirth als Botschafter nach Paris gehen werde.

^ Der Dollar stand am 12. September zeitweise auf 123 Millionen Mark.

Nach einer halbamtlichen Nachricht wird der Reichssincmz- minister die Geldlieferungen in die besetzten Gebiete zur Stützung des passiven Widerstands einstellen.

b ' " --"

.. "--TN-

? Vom Ruhrkrieg

Unterbringung Krupps

Düsseldorf, 12. Sept. Entgegen der früheren Meldung, wonach Krupp in ein französisches Gefängnis verbracht wor­den sein sollte, wird festgestellt, daß Krupp und seine drei Direktoren sich noch im Gefängnis in Düsseldorf befinden und zwar ist ihnen jetzt die Wohnung des Eefängnisdirektors angewiesen worden.

.. Der Mlliardenraub

Esten, 12. Sept. Drei Beamten des Bergbauvereins sind gestern 30 Milliarden Lohngelder abgenommen worden. In der Gersheimer Glashütte haben die Franzosen 25 Mil­liarden geraubt. ,i

Unerlaubte Nokgeldausgabe

Bochum, 12. Sept. Die Bergbau A.-G. Ruhr und Lippe hatte vom Reichssinanzministsrium die Ermächtigung zur Ausgabe von 50 Milliarden Mark Notgeld erhalten, sofern der Betrag durch Hinterlagen gedeckt sei. Das Notgeld wurde aber ohne die Sicherheit in Verkehr gebracht. Die Direktoren John und Falk wurden verhaftet Sie hatten bereits wei­tere 50 Milliarden beantragt. Die Banken nahmen das Not­geld nicht an. 20 Milliarden konnten noch beschlagnahmt werden. - . >

Einziehung des Notgelds im besetzten Gebiet

Berlin, 12. Sept. Das von den Gemeinden und Industrie- Unternehmungen im besetzten Gebiet ausgegebene Notgeld soll so bald als möglich eingezogen werden. (Einzelne Be­triebe sollen die ihnen vom Reich zum Zweck der Lohnzahlung zur Verfügung gestellten Vorschüsse zu Devisenkäufen ver­wendet.haben, während sie die Betriebsausgaben mit eigenem Notgeld deckten).

71 e u e N a ch ri ch L e u

Die Goldnotenbomk

Berlin, 12. Sept. Die Verbindung der Reichsbank mit der neu zu gründenden Goldnotenbank ist, wie verlautet, so gedacht, daß die Reichsbank einen erheblichen Teil des Kapi­tals der Goldnotenbank übernimmt und ihr dafür einen Teil des Goldbestands der Reichsbank zur Notendeckung überläßt; Len restlichen Teil des Kapitals sollen die an der Bank be­teiligten privaten Kreise durch Devisenzahlung übernehmen. Die neuen Goldbanknoten sollen zu einem hohen Prozentsatz durch Gold und Devisen, ferner durch Goldwechsel und Gold­kredite der Wirtschaftskreise gedeckt werden.

Die thüringische Regierung gestürzt

Weimar. 12. Sept. Der thüringische Landtag hat den An­

trag der bürgerlichen Parteien, der sozialistischen Regierung das Mißtrauen des Landtags auszusprechen, mit 30 gegen 22 Stimmen angenommen. Auch die Kommunisten stimmten für den Antrag. Die Regierung erklärte ihren Rücktritt. In der nächsten Sitzung wird über den weiteren Antrag der Rechten abgestimmt, den Landtag aufzulösen und Neuwahlen abzuhalten.

Die Italiener auf Korfu

London, 12. Sept. Hier eingetroffenen Nachrichten zu­folge richten die Italiener auf Korfu einen Militärflugplatz ein. In der Straße von Otranto sollen Seeminsn gelegt sein.

Der Handel Geßler Zeigner

Berlin, 12. Sept. In der Reichskanzlei fand gestern eine Aussprache in der Angelegenheit der Anschuldigungen des sächsischen Ministerpräsidenten Zeigner gegen den Reichs­wehrminister Geßler statt. Anwesend waren u. a. außer dem Reichskanzler eine größere Anzahl Personen, darunter sämt­liche 5 sozialdemokratischen Reichsminister. In der Beurtei­lung des von Zeigner vorgelegten Anklagematerials ergab sich unter den Mitgliedern des Kabinetts vollständige Ueber- einstimmung. Seitens der Reichsregierung wird alles ge­schehen, um den Streitfall aus der Welt zu schaffen. Dunkel ist der Rede Sinnl

keine Entziehung der Ruhrhilfe

Berlin, 12. Sept. Nach derVoss. Ztg." will die Reichs­regierung der Bevölkerung an Rhein und Ruhr die finan­zielle Hilfe nicht entziehen, sondern die Ausnützung der Eeld- flüssigkeit durch einige rheinische Firmen verhindern.

*

Die Franzosen statteten der städtischen Hauptkasse in Gelsenkirchen ihren wöchentlichen Besuch ab. Mit vorgehaltenen Revolvern nahmen sie die Kassenbestände fort, wob^i ihnen nicht weniger als 41,9 Milliarden Mark in die Hände fielen. ^

Eindrücke amerikanischer Kirchenmänner

Einige führende Persönlichkeiten der amerikanischen Kirche haben in der letzten Zeit das Ruhrgebiet bereist und ihre Ein­drücke schriftlich niedergelegt. Der Generalsekretär des Inter­nationalen Komitees der christlichen Vereine junger Männer, Mr. Eddy, Newyork, schreibt:Die Dinge waren schlimmer, als ich mir hatte träumen lassen." Als Hauptkennzeichen der französischen Politik hebt er hervor: die militärische Be­legung der besten Schulen, die systematische Wegnahme von Privatvermögen, die grundlosen Beschimpfungen, Freiheits­beraubungen, Mißhandlungen deutscher Bürger, die Hunger­blockade gegen dies lebenswichtige deutsche Wirtschastszen- trum, das Loslasssn des Kommunismus auf das Ruhrgebiet durch Entwaffnung der deutschen Polizei und aktive oder passive Unterstützung der Kommunisten. Der amerikanische Theologe Professor H. C. Herring faßt sein Urteil folgender­maßen zusammen:Sie (die Franzosen) sind tatsächlich ein Volk, das einen im höchsten Maße reizt. Wenn der ameri­kanische Senat sie in seiner Gesamtheit 1 Monat besuchte, dann würde er glatt gegen den Ruhrbesitz sein. So werden wenigstens einige von uns ihr Bestes tun, um Amerika zu zeigen, was für ein hoffnungsloses Schlammassel die Franzo­sen anrichten." _ _

Württemberg

Winnenden, 12. Sept. Markkunruhen in Win­nenden. Aus Anlaß des heutigen Mehmarkkes kam es hier zu Unruhen, die bedrohlichen Charakter annahmen. Als dns Marktgericht auf Anzeigen von Beamten der Wucher- pvlizei gegen einzelne Marktbesucher einschritt und bekannt wurde, daß zufällig auch ein Beamter des Finanzamts, un­terstützt durch einen Landjäger, Erhebungen anstellte, ent­stand unter den Marktbesuchern eine lebhafte Erregung. Ob diese sich mehr gegen das Marktgericht oder das Finanzamt richtete, läßt sich noch nicht feststeilen. Ein Teil der Markt- besücher machte Anstalt, das Rathaus zu stürmen, um das dort tagende Marktgericht an der Fortsetzung seiner Tätigkeit zu verhindern. Die Beamten der Mucher-

polizei konnten die erregte Menge zurückdrängen: von der Masse wurde kein Gebrauch gemacht, obwohl ein Beamter der Wucherpolizei blutig geschlagen wurde. Da die z. T. mit Stöcken bewaffneten Marktbesucher das Rathaus um­lagerten und Miene machten, dasselbe zu stürmen, wurde ein ^ Kleines Kommando der staatlichen Schutzpolizei im Auto von Stuttgart hierher gesandt. Der Schutzpolizei gelang es rasch, die Ruhe wieder herzustellen.

Hcilbronn, 12. Sept. Schießerei. In Böckingen schoß der 24 Jahre alte Metzger Emil Müller im Streit.auf die Arbeiter R. Moll und Ernst Luithle. Die Verletzungen sind nicht gefährlich. Müller wurde festgenommen.

Tübingen. 12. Sept. Im goldenen Kranz.. Sani- Lätsrat Dr. Länderer und feine Gattin konnten am Sonn­tag Las Fest der goldenen Hochzeit feiern. Beide Jubilars sind körperlich und geistig noch sehr rüstig.

Erolzheim OA. Biberach, 12. Sept. Zündelei. Das Oekonomiegebäude des Söldners und Landpostboten Steuer in Kirchdorf ist niedergebrannt, da der vierjährige Bub den im Hof aufgetürmten Strohhaufen anzündete.

Biberach. 12. Sept. Auch die Viecher werden wild Die verräterische Brieftasche. An der Warthauser Straße siel eines der auf den Wiesen gehüteten Rinder eine vorübergehende Frau an, warf sie zu. Boden und verletzte sie zum Glück nur leicht. Aber die Frau trug emen Korb Eier, die dem Ungestüm des Tieres nicht stand hielten und sämtlich in Brüche gingen. Gleich darauf ver­suchte das an diesem Tage offenbar sehr schlecht gelaunte Tier seine Kraft an einem Radfahrer, der jedoch unverletzt entkam. Bor einigen Tagen wurden von einem Acker Kartoffeln gestohlen. Der Besitzer fand aus dem Platz eine Eeldbrieftasche mit Inhalt und Namensverzeichnis- Der Verlierer hatte mit einem Freunde die Kartoffeln gestohlen. Obwohl die Diebe die Kartoffeln bezahlten, sollen sie zur An­zeige gebracht worden sein. '

Baden

Karlsruhe, 12. Sept. In Karlsruhe kostet jetzt ein Glas Lagerbier 340 000 -lt und ein Glas Exportbier auf 430 000 Mark, eine Flasche Lagerbier 740 000 eine Flasche Export­bier 920 000 -ll, in der Wirtschaft jedoch durchschnittlich 30 . Prozent mehr. :

Der Dreher Erich Wnuck und der Zeichner Emil Wnuck aus Essen, gefährliche Kirchenrüuber, wurden unter Ein­rechnung anderer Strafen wegen mehrfachen schweren Kir­chenraubs in Reichenbach, Busenbach, Grensbach, Offenburg, . Müllheim, Donaueschingen zu 15 und 9 Jahren Zuhthaus,- der Mithelfer Robert Recktenwald aus Mainz zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. >

kniÄingen bei Karlsruhe, 12. Sept. Verheerende Ver< i- Wüstungen richten schon seit zwei bis drei Jahren, ganz be> - sonders aber in den letzten Wochen, die Wildschweine auf den Feldern der Gemarkung Knielingsn an, die aus der Pfalz nach Durchschwimmen des Rheines auf badisches Ge­biet gekommen sind. Ganze Maisfelder werden von den Ru­deln in einer Nacht zerstört; auch Kartoffelfelder, indem sie die Erde aufwühlen und die Kartoffeln herausbeißen. Zur Winterszeit fallen sie über die jungen Keime der Wintersaat her und vernichten so die Ernte des kommenden Jahrs. ' Pforzheim, 12. Sept. Gestern früh kurz nach 7 Uhr stieß ^ der Sohn des Malermeisters Kühn mit seinem Fahrrad mit dem von Mühlhausen kommenden Stationskrastwagen zu­sammen. Er wurde tödlich verletzt. j

Mannheim, 12. Sept. Zwischen mehreren jungen Bur­schen kam es zu einer Schlägerei, in deren Verlauf der 20- jährige ledige Schlosser" Hermann Schäfer durch schwere Messerstiche getötet wurde.

Achern, 12. Sept. Gestern wurde auf dem Ruhstein eine Karlsruherin namens Schoch-Lacroix tot aufgefunden. Die ) Untersuchung ergab, daß die Tote beim einem Ausflug vom Tod überrascht wurde. . ,

M Ligmaringen, l 2. Sept. Zarte Gabe. Eine freudige Ueberraschung wurde einem bedürftigen älteren Fräulein zuteil. Es fand morgens im Briefkasten einen 5-Millionen- Schein, den eine mildtätige Hand über Nacht hineingelegt hatte. i

.... es zöge» drei Bursche« «»HI Mw de» Mein..

Roman von Erica Grupe-Lörcher PI

Er ging durch das Zimmer und zog einen der Vorhänge zurück, welchen unsichtbare Hände vorhin geschlossen. Draußen war die Nacht schnell hereiwgesunken. Aber der Mond stand im ersten Viertel, und die schmale silberne Sichel goß einen zarten Schein rings über die verschneite Gebirgslandschaft. Wenger starrte hin­aus. Seine Stimme senkte sich etwas,fast wie im Selbstgespräch. Es klang wie ein Bekenntnis, das er sich jetzt endlich vom Her­zen rang.

.Seit meiner Knabenzeit stand ja Melusins immer in meinem Heizen. Als einzige! Wenn ich sonst Mädchen und Frauen begeg­nete -und kennen lernte, zog ich jedesmal gleich einen stillen Ver­gleich zwischen ihnen und Melusine, llnd immer siegte Melusine! Keine hat solche Märchenaugen wie sie! Keine ha! ein Lachen wie sie. Gott, was habe ich schon als Zunge für Streiche und Faxen und Allotria angestellt nur, um ihr Lachen zu sehen! M>er nie habe ich den Mut gesunden, sie meine Liebe merken zu las­sen. Zch war immer innerlich voller Zaghaftigkeit. Fühlte mich un­gehobelt, schwerfällig neben ihrer graziöser Liebenswürdigkeit.'

Raymund rührte sich mit keinem Miede. Kein Wort warf er dazwischen. Er ahnte, wie tief das alles in dem Freunde gesessen und gelebt und genagt. Aber gerade, wenn er dem Freunde jetzt Las Schicksal der Schwester vertraute, mußte er wissen: ob diese hoffnungslose Liebe stark genug gewesen war, alle Enttäuschungen zu überwinden, um dennoch immer neue Hoffnung zu schöpfen?

.Zch tat ja auch richtig daran, zu schweigen. Zch hätte mir ja nur eine Absag-' geholt. Zuerst war Dielward so glücklich, sie zu er­obern. Oder wars nicht vielleicht doch sein Unglück wo er sie doch wieder verlor? Und nun soll dieser Monsieur Bouvier der Glückliche sein dieser Hereingeschneite, öiesec Fremd«, von dem sie so gut wie nichts weiß?'

3ehk wandt« er sich wieder vom Fenster weg und Ins Zimmer herein. .Bei ihrer Wahl, die auf Mekward fiel, habe ich mich ernst vor der Tatsache geneigt. Zch wußke ihr Herz bei e-nem Ehrenmann. Du weißt ja, wie ich Herrn v. Schlözer schätzte! Aber daß fle diesen Fremden mir vorziehk, der ich sie seit unser» Kinder­tagen kenne, -dessen Leben so offen vor ihr liegt-.'

Seme Stimme zitterte vor Groll und Empörung. Raymund Mtff seine Worte auf: .And wenn du Melusine noch lieb hast, j Wenger-dann gibst du sie trotzdem nicht auf. Odsr vielmehr:

gerade deshalb nicht auf! Denn ebenso wie du jetzt um die Erhal­tung deiner Heimat hier gegen die Verwischung kämpfst, ebenso mußt du Melusine ihrer Verirrung entreißen, die sie jetzt zu dem Franzosen führt! Zch selbst Kanu nicht alle die Fäden hier zu Ende führen, die ich angefangen habe einzuleiten. Zch will aus Steaß- burg fort sein, will über -den Rhein gezogen sein, wenn sie draußen im Schloß von meiner Großmutter die Hochzeit von Atteste und der ganzen Frangosenclique feiern! Aber dir gebe ick jetzt die Fä­den in die Hand! Und ich fühle es, Wenger, du wicst diesen gan­zen Zauber vernichten können, mit dem Bouvier sie so unerklärlich behext hat, wenn La noch -die Kraft in deiner Liebe zu Melu­sine hast!'

Wenger stand mitten im Zimmer. Den Kopf etwas zurückge- neigk, als sähe er in eine weite Ferne. Stack, klar und gefaßt stand er da. Ein großes Ziel stieg vor ihm unter den Worten von Raymund auf. Er war sich bewußt, daß er in dieser Stunde das Schicksal von Melusine anvertraut erhielt.

Da klang von ferne Gesang auf. Helle, süße, fröhliche Kinder- stimmen! Ein Glanz legte sich in Wengers Züge. .Zetzk singen sie draußen die Weihnacht ein!'

Er schritt zur Balkontür, zog die Vorhänge zurück und öffnete die Tür. Ein breiter Altan fügte sich an das Zimmer. Zm Sommer ein luftiger Sitz unter Kübeln von hohen Oleandern und Granak- büschen. Der herrliche weite Blick war auch seht im Winter der gleiche. Das Haus lag auf halber Höhe. Drunten im Dorfe blink­ten die Lichter der brennenden Tannenbäume durch die Fenster. RingS in der Weite die Gebir-gswelt in ch-.er schweigenden Maje­stät voll winterlicher Pracht. Ganz droben auf dem Gipfel des Odllienberges leuchteten Lichter aus den dunkel sich abhebenden Klosiermauern auf: die frommen Nonnen sangen am Toteuschrein der Heiligen Odilia die Weihnochksmesse.

Di« erste Weihnacht im Frieden. Seit vier langen Zähren schwiegen zum ersten Mai wieder die dumpf dröhnenden Geschütze der Vogesenkämpfe. Zum ersten Mal wieder in Ser Heimat und doch aus dem engen Kreis der Seinen war er heute her- ausgestüchtek, well di« drohend« Verwischung ihm das Heimats­gefühl In ihrer Mitte nahm.

Wenger fühlte die Gedanken des Freundes. E- legte seinen Aldi um die Schulter von Raymund und trat niit ihm langsam an die Gittermauer des Maus. .Komm! Nimm noch dieses Hei-maiS- bild rnik dir, Raymund! Hörst du. jetzt kommen die Kurrendekinder und singen von Haus zu Hans. Ist nicht Martin Luther geradeso ö-r Bübchen vor das Haus der Frau Totka gezogen? Sieh, wie

wir im Elsaß unsere alten deutschen Bräuche aus dem deutschen Mittelalter erhalten haben!'

3m Schein des Mondes sah -man jetzt di: junge Schar vor dem letzten Hause des Dorfes am Abhang stehen. Deutlich klang ihr fröhlich-neckendes Liedchen Lurch die winterliche Still-:

.Christkindele, Christkindele! Komm doch zu uns herein!

Wir bringen dir e Heubü-ndele, und auch c Gläsle Mein! E Bündele fürs Esele! Fürs Kindtte e Giüfele!

And beten können wir auch!"

Stark und fest und treu fühlte Raymund sich von dem Arm des Freundes umschlungen. Es war ihm, als hielte die Heimat ihn

Drunten verstummte der Gesang jetzt für ein Weilchen. Der Hausvater trat aus dein Hause heraus und rief die jungen Sänger zum freundlichen Willkomm h:rein, oder spendete ihnen Kleine Gaben oder Geldgeschenke, llnd -dann schrill er in den Stall, seg­nete unter dem wieder davonziehenden Gesang der Kinder Geräte und Vieh mit frommen Sprüchen ein und umwand draußen im Garten einige Obstbäume mit Stroh unter Segenswünschen auf ein kommendes gutes Erntsjahr.

Uralt pflanzten sich -die Gebräuche hier von Generation zu Ge­neration!

Näher kam nun der Helle Gesang. Eines der heiligen asten frommen deutschen Weihnachtslieder stimmten sie nun an: .Es ist ein Ros' entsprungen!'

neigte sich über den Alkan herab: .Zeht kommen Sie zu mir h auf! Zch will Madame Grähling rufen, daß sie Zhn-rn ein aui Willkomm dielet!'

Der Gesang griff ihnen beiden ans Herz. Das waren and« Klänge als die schmetternde Marstllla-ise unter -dem leichten seil gefälligen Siegesschritt der französischen Kadres und den als .< sasser Maidel" zurechkkostürmerken Französinnen aus Nancy usi die für fünfzig Mark Schreigeld zu Vive-la-France-Rufen v, fa-mosrn Comite de recepkion gedungen worden waren.

Hier war das elsässische Volk in seiner Wahrhnk, in sein Urwüchsigkeit, in seiner urdeuffchen Bodenständigkeit. Kultur u

^uwunsi, ryr, untere öligen Sachte Wenger und sah der jungen Schar entgegen. Seine Zi wurden so licht und hell und zuversichtlich, wie fle den ganz Udend noch nicht gewesen waren. Er freute sich auf ihr Komm Nannte ei doch fast jedes einzelne von ihnen und war selbst jed von Ihnen bekannt. O, wie innig verwachsen war er doch i dieser Scholle und ihren Menschen! (Forffehwtz, folgt.)

2