Wir heißen das Signal: „Bitte um Chronometerzeit!" Ein Segelschiff ist meist knapp mit Uhrzeit, wenn eS lange von fern war. ^ .
Wir zeigten unS zunächst als Norweger; der Ziml- mantel, der immer im Kartenhaus hing, wurde angezogen. Der Teil der Besatzung, der Waffen trug, lag hinter der Reeling an Deck.
Der Dampfer kam auf uns zu, zeigte das Verstanden- Signal, den AntworLwimpel. Er kam van Inwärts, da konnten wir nicht hin. Ist es ein Engländer? Er hat keinen Namen. Dann ist es aber sicher, denn die srno namenlos geworden im Krieg! Auch der Bau sah nach
England aus. ^ ^
Er kommt näher heran und will dem alten verschlafenen Norweger die erbetene Chronometerzeit geben. „Wollen wir ihn angreifen?" fraglich die Mannschaft, die sich durch die Speigatten den M'iud anguckt. ,,^ 50 , sicher, wi gripcn em, he is 'n Engländer." „Klar zum Gefecht!" Die Trommel rührt an, die Pforte fällt herunter, denn das Geschütz stand so, daß ein Teil der Reeling heruntergeklappt werden konnte. Kriegsflagge hoch, Signal herunter, und dann: Schutz vor den Bug! Endlich der erste Schutz auf den Feind.
Was ist denn das? Er reagiert girr nicht, heißt aber die englische Flagge. Noch ein Schutz, bumssssss . . . da auf einmal dreht er ab. Halloh, jetzt will er ausreitzen. Noch ein Schutz über den Schornstein hinweg, dann noch einen über den Bug, und nun dreht er bei. Ehe wicks uns versehen, hatte er sein Boot zu Wasser, und Kapitän Chewn von der „Gladys Royal", der mit 5000 Tonnen Kohle von Cardiff nach Buenos Aires unter- terwegs war, kam herüb^p, was eigentlich unsere Aufgabe war.
Der alte, schneeweiße Mann bittet nnch: „Lassen Sw doch mein altes Schiff, ich fahre nach einem mMalen Hafen, ich habe Frau und Kinder daheim."
„Glauben Sie, Mister Chewn, datz ein deutsches Schiss, das hier gefunden würde, Schonung «rführet, fragte ich ihn. .
Es erklärte sich jetzt, warum er auf den ersten Schuß nicht reagiert hatte. Er war der Meinung gewesen, wir schössen mit einem Böller, um nach altmodischer Art Uhrverglcich zu machen. Deswegen hatte er die britische Flagge geheißt; diese und nicht der Böllerschuß sollte die Uhrzeit augebett, wenn sie wieder herabgeholt würde. Beim zweiten Schutz hatte sein Koch eine Granate ein- schlageu sehen und ein U-Boot gemeldet, daher die Flucht. Erst beim dritten Schutz hatten sie unser Mündungs- seuer gesehen und daun auch die Kriegsflagge beachtet. „By Jove, thcn's the best catch I ever saw." (Beim Himmel, das ist die beste Falle, die ich je sah.")
Ich schickte den Kapitän wieder an Bord seines Schisses. Dann wurde von ihm, seinen Leuten und unserer Prisenbesatzung unter Leutnant Pries alles Wünschenswerte zusammengepackt und herübergcholt, insbesondre der seine Proviant, den ich ja für unsere neuen Gäste brauchte. Daun wurden die 26 Engländer und Farbigen bei uns einlogiert; der Dampfer, der unserem „Admiralsschiff" Seeadler lm Kielwasser gefolgt war, rasch noch photographiert. Der war ja mehr wert, als der ganze „Seeadler", und unsere Fahrt begann sich zu lohnen. Als der Abend heraufdnnkelte, wurde die Sprengbombe angelegt, denn wir mutzten damit rechnen, datz Kreuzer in der Nähe wären.
Nach zehn Minuten ging der Bug unter Wasser. Das Heck trotzte eine ziemliche Weile. Wie es noch herausschaut, «nähert sich ein Dampfer, den wir nach seinen Seitenlichtern für einen neutralen hielten, der „Unfallstelle". Es war ein Zeitraum höchster Spannung. Aber gerade noch zur rechten Zeit gibt es eine zweite Explosion,. der Luftdruck reißt das Heck auseinander, eine Wasserfontäne springt am, das Schuf verschwindet in der Tiefe und steuert seinen letzten Kurs. Eine Menge Hölzer und Bretter zeigt die Versenkstelle an, und wrr fahr«.
als harmloses Segelschiff weiter und wissen von nichts. Neutrale oder für neutral zu haltende Schisse bedeuten für uns eine große Ungelegenheit. Hielten wir sie an und untersuchten sie, dann konnten sie uns nachher, nachdem wir sie freigegeben hatten, verraten; denn unsere Stärke bestand ja vor allem darin, daß der Feind keine Ahnung von einem Segelschiff als Hilfskreuzer hatte.
Mister Chewn war sehr erstaunt, datz ihm eine so nette Kajüte vorgesetzt wurde, noch mehr aber, darüber, datz er darin der erste war. „Onley me?", fragte er recht unglücklich. Wir versprachen ihm, möglichst bald für Gesellschaft zu sorgen.
Etwas vom Inserieren.
In dem in Glöckners Handelsbücherei Leipzig erschienenen Buche „Logik für Kauilente" von Dr. Paul Fcldkeller finden sich auch beherzigenswerte Wmke über Reklame, ohne welche ein Geschäftsmann heute nicht ncehr sein kann, wenn er nicht will, datz Andere ihn überflügeln. Die Reklame mutz aber immer vornehm sein. Dx. Feldkeller schreibt in seinem Büchlein:
Das Wesen der Reklame ist Suggestion. Sie soll die zur Kauflust erwidert iche Stimmung erzeugen, dabei aber zugleich diese Absicht verhüllen, vielmehr auf die Stimmung als eine bercitsgegebene Tatsache verweisen. Denn allen neuen Gründungen, Waren und dergleichen steht das Publikum nun einmal zurückhaltend gegenüber. „Was grau vor Alters ist, das ist ihm göttlich." Jedes neue Unternehmen hat daher mit einem hatten und grausamen Vorurteil der Oepentlichkeit zu kämpfen. Hier nun hat die Reklame eine ihrer wichtigsten Missionen. Sie soll der konservativen Tendenz des Publikums ent- gegenkommen, vorerst also es einmal durch vieles Nennen und Anzeigen an die neuen Namen gewöhnen. Dann aber soll sie betonen oder durch die noch überzeugendere „Logik des Schweigens" den unwiderstehlichen und scheinbar absichtslosen Eindruck Hervorrufen, datz 'man es mit einer weithin berühmten und bekannten Firma zu tun habe. Dadurch wird umgekehrt erst die Firma bekannt. Da diese Geschäftskniffe kein Gehermms sind, andererseits jene schädlichen Vorurteile des Publikums eine Abwehr des Unternehmers erforderlich machen, so braucht man sich über diesen Zirkelschluß nicht zu entrüsten. Ein junges Unternehmen hat nicht selten mit einer Differenz zwischen seiner Leistung und der Anerkennung zu kämpfen. Diese Lücke soll die würdige Aufmachung, zu der auch entsprechende Werbetätigkeit gehört, ansfüllen. Entschieden zurückzuweisen sind dagegen aber die Zirkelschlüsse dort, wo. sie zu einer plumpen Düpi- rung des Publikums ansarten. Dies ist der Fall bei all jenen Anzeigen, in denen die Wendungen gebraucht werden: „Rasche Bestellung empfohlen, da nur knapper Vorrat,". Es ist ratsam, sich bald mit Eintrittskarten zu verseheil, da diese schnell vergriffen sein werden," „Bestellen Sie heute noch, da wegen der ungeheuren Nachfrage morgen schon ausverkauft sein, dürste". Hier ist aus der Art, wie der fehlenden Kauflust mit der Behauptung sie sei übergroß, künstlich nachgehohen werden soll, die Furcht sie könne ausbleiben, und die Absicht, sie zu er- zeugen, gar zu deutlich zu erkennen. Man fälscht das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in der Hoffnung, die Lüge werde sich in Wahrheit verwandeln. Der Leser aber schämt sich für den Unternehmer und fragt sich, womit das Publikum also auch er selbst, es verdient hat, für so dumm gehalten zu werden. Er soll glauben, datz der Unternehmer in seiner Selbstlosigkeit — des Lehrers — Interessen wahrnehmen wolle, und dieser Glaube fällt ihm schwer. Tenn was für ein Interesse kann er, der Unternehmer daran haben, gerade den Lesern des betreffenden Anzeigenblattes noch schnell die Möglichkeit zu verschaffen, sich in den Besitz der Ware zu setzen und sie somit vor allen übrigen Kunden zu bevorzugen, wenn sich die Käufer, wie er zu verstehen gibt, um seine Ware ohnedies reißen? Ihm kann und muß es doch herzlich gleichgültig sein, wer sie ihm abkaust Loaisch verständlich wäre solche Anzeige doch nur
dann, wenn sie sich an einen vom Unternehmer bevor- Maten Kreis von Lesern wendete. Ader e^> lesen !wch nicht nur seine Verwandten, Freunde, Bekannten,^Ve- remsbrüder, Stammtischgenossen, Korpsbnwer o:er Lkat- partner die Anzeige einer Tageszeitung! Der Znkel- schlutz ist zu deutlich, um nicht erkannt zu werden, und es spricht nicht für die logische Schulung unserer kaufmännischen Unternehmer, daß sie diese abgedroschene Redewendungen immer wieder und wieder bringen.
25 Jahre Radium.
Es war im Jahre 1896, daß die ersten, aus Paris kommenden Nachrichten durch die Presse gingen, es sei gelungen, aus einer zu Joachimstal in Böhmen stammenden Pechblende ständig eine Strahlung und Wärmeentwicklung zu erhalten, die man nach ihrem Entdecker zuerst als Bequerel'sche Strahlen bezeichnet^ bis es dann 1898 dem französisch-polnischen Ehepaar- Curie gelang, daraus ein neues Element zu isolieren, das den glänzenden Namen Radium erhielt. Wenn man heute von der Radioaktivität der Elemente wie von etwas Selbstverständlichem spricht, so erinnert man sich keineswegs des Umstandes mehr, daß erst jetzt ein Vierteljahrhundert verflossen ist, seitdem das Radium selbst entdeckt wurde,'über das Raoul H. France in seinem Buche „Bios, Die Gesetze der Welt" (Verlag Franz Hansstaengl, München) in aller Kürze wunderbar klar zusammenfassend also schreibt:
„Radium ist ein Element, das ständig zerfällt, oder richtiger gesagt, das aus seinen Atomkernen ständig etwas Materie ausschleudert. Wer jemals eines der Salze dieses zu den Erdmetallen zählenden Stoffes in seinem blassen Phosphoreszenzlicht leuchten sah, wie dies z. B. im Münchener Deutschen Museum jedermann möglich ist, der hat wohl arrgesichts dieser in der großen Dunkelheit glimmenden Lichtfünkchen auch etwas empfunden von dem großen Rätsel des Seins, das sich nirgends so greifbar verdichtet, wie an diesem Punkt, an dem sich die Materie aufs Unfaßlichste wieder verliert ins scheinbare Nichts, allerdings mit einer Langsamkeit, die jedem Körnchen dieser mit Diamanten nicht auszuwägenden Substans noch 1609Jahre Dauer sichert. Seitdem man uns mit den ersten Nachrichten von dem Wunderstofs verblüffte, von dem die Erde in einer Million Kubikmeter nur etwa acht Gramm birgt, und der durch eine Wärmeentwicklung, welche die energischste aller Verbrennungen gerade um eine millionen- lrche Intensität übertrisst, theoretisch eigentlich dreißigmal so viel Wärme entwickeln müßte, wie die Erde durch Strahlung verliert, seitdem hat sich eine ganz neue Wissenschaft, die Radiologie, entwickelt, von der Kasimir Fasans, einer ihrer besten Förderer, mit berechtigtem Stolz sagen konnte, sie habe das verwirklicht, was die Alchimie nur angestrebt hat.
Viele neue Elemente wurden durch sie ans Licht des Wissens gebracht, die alle die gleiche Eigenschaft, wenn auch in verschiedenem Grade besitzen, aus ihren Atomkernen Masseteilchen abzuschleudern. Und gerade deren Studium hat zu den Erkenntnissen von der tief im Innern der Atome verborgenen Welt geführt, wodurch Radioaktivität als Atomeigenschaft erkannt ist. Die Radioelemente haben denn auch zu dem einem Chemiker der alten Schule völlig unfaßbaren Begriff geführt, datz verschiedene Elemente gleichen chemischen Typus haben, aber doch im Atombau verschieden sein können. Man nennt diese Erscheinung Jsotopie und hat zum Beispiel solche isotope Formen von Blei beobachtet, die dann als Plejade des Bleis nach den Atomgewichten als 206,,0 ?b und 208,0 unterschieden werden. Tie Jsotopie aber war wieder ein Beweis für die Anschauungen vom Bau der Atome, denn zu ihr gelangte man von den Vorstellungen eines Atomkernes aus, wurde sie doch als die gleiche Kernladung verschiedener Atome aufgesaßt und von da aus erst aufgedeckt. So verband sich die Radiologie mit der Atomsorschung; eines griff ins andere, und der absonderliche Bau von Vorstellungen, in dem wir in diesem ganzen Abschnitt bewundernd und erstaunt umhergehsn, findet allseits Stützen in greifbaren Tatsachen, so daß er heute schon weit mehr die Beschreibung von Gesetzen als eine Hypothese ist."
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Anmeldungen zur Ausstellung nimmt noch diese Woche entgegen.
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