147 im rechtsrheinischen Gebiet. Verurteilt wurden 82 Redakteure und 31 Verleger, ausgewiesen 18 Redakteure und 9 Verleger. Der Vorzensur unterliegen 45 Zeitungen. 35 Zeitungen und Zeitschriften des unbesetzten Gebiets sind im besetzten Gebiet verboten.
Proteststreik — Geiselpolitik
Essen, 21. März. Alle Gerichtsbeamten und Angestellten des Landgerichtsbezirks Essen sind wegen der Verh ütung des Landgerichtspräsidenten Dr. Vollmer als Geisel heute 24 Stunden vom Dienst ferngeblieben.
Die deutsche Staatsanwaltschaft hat auf die Ermittlung des Täters, der einen als Heizer im Keller des Hauptbahn- Hofs Essen verwendeten Franzosen durch ein Fenster erschossen hat, eine Million Mark Belohnung ausgesetzt.
Bei dem Eisenbahnunglück bei Friemersheim sind mindestens 60 französische Soldaten umgekommen. Ueber SO Pferde mußten erschossen werden.
Wegen der Bahnsprengung bei Vollmerstein wurde ein Tiefbauunternehmer als Geisel verhaftet, bis dir der Stadt Hagen auferlegte Buße von 10 Millionen Mark bezahlt ist.
Berlin, 21. März. Die Reichsregierung hat durch den Geschäftsträger in Paris bei der französischen Regierung gegen dis unmenschliche Verhaftung von Beamten als Geiseln Widerspruch erhoben. Der Befehl stelle einen neuen Bereich dar, die Beamten und dis Bevölkerung mit Völkerrechts-- widrigen Mitteln zu Dienstleistungen gegen das eigene Land zu zwingen.
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Für die befehlen Gehlcle.
Trier, 21. März. Auf den Bericht des Bischof, Dr. Bornewasser an den Papst über die traurigen Zustände in den besetzten Gebieten ist ein Schreiben des Bedauerns durch den Kardinalstaatssekretär Gasrari eingetros- fen mit einer päpstlichen Spende von 40 000 Lire.
England gegen den „Pufferstaat"
London, 21. März. Die Blätter „Daily Chronicls" und „Daily News" wenden sich gegen den von Loucheur wieder vorgeorachten Vorschlag, die Rheinlands und das Ruhrgebist als „Pufferstaat" vom Deutschen Reich loszulösen. Dies würde gegen den Friedensvertrag und jedes Völkerrecht verstoßen und könne von England niemals unterstützt werden.
Paris, 21. März. In der Umgebung Poincares wird erklärt, die englische Negierung sei mit einem neuen Vertrag, der die „Sicherheit' Frankreichs gegen Deutschland neu regle und Polen und die Tschechoslowakei in den Schutz einbeziehe, einverstanden.
Neue Nachrichten
Aus dem Reichstag
Berlin, 21. März. In der gestrigen Reichstagssitzung erhob Präsident Loebe Einspruch gegen die Geiselverhaftung des Abg. Quaatz (D. Vp.) in Essen (er ist inzwischen wieder freigelassen worden. D. Schr.) und die Verhaftung des Abg. Hölle in (Komm.) in Paris. Er erinnerte an die Volksabstimmung in Oberschlrsien am 20. März 1921, die von den Feinden so schmählich mißachtet worden sei. Hierauf trat das Haus in die zweite Beratung des Haushalts des Reichspostministeriums ein Minister Stingl erklärte, die Versuche der Franzosen, im Ruhrgebiet den Post- und Telegraphenbetrieb in die Hand zu bekommen, seien am entschlossenen Widerstand der Beamten und Arbeiter gescheitert. Für diese Pflichttreue seien über 200 schwer betroffen und 131 ausgewiesen Abg. Allekotte (Ztr.) führt aus, die Post könnte 316 Milliarden Mark jährlich ersparen, wenn die überschüssigen 70 Prozent der Hilfskräfte wieder in ihre früheren Berufe zurückgeschickt würden.
7.1 Billionen Mark Fehlbetrag Berlin, 21. März. Im Reichsrat stellte der Berichterstatter bei der Beratung des Nothaushalis fest, daß der Fehlbetrag des Reichshaushalts für 1922 sich auf rund
7.1 Billionen Mark belaufe. Seit dem Herbst sei er um
6.2 Billionen angewachsen. Für Nahrungsmittel seien 400 Milliarden Mark bereitgestellt, für Erfüllung des Friedensvertrags seien 2.3 Billionen vorgesehen. Die Ausgaben für die Besatzungstruppen seien infolge der Geldentwertung um 82 Milliarden, für Cntschädigungsleistungen um 820 Milliarden und für andere Lieferungen um 26.5 Milliarden gestiegen.
Blaubart.
L) Roman von Marianne MewiS. ' '.
Gott sei Dank! Dann wird die Speisefolge nicht endlos sein. Ich verspüre nicht den geringsten Appetit!" klagte Lola.
Thea dachte: Wir haben ja auch erst unlängst ge- frühstückt. Und nicht schlecht.
„Wir sind auf dem Dorf, nicht im Schloß", meinte ^Attmatt lächelnd. „Folglich lassen wir allerdings ein paar Gänge fort. Also: Kraftbrühe. Hühnerbraten und Salat. Und den berühmten Auflauf."
„Warum berühmt?" fragte Thea.
„Nun, der Kaiser hat extra einen Koch nach Schlobit- ten geschickt, damit dieser gewiß geschickte Mann der Wirtin die Kunst ablernen sollte. Aber er könnt' es nicht!"
„Ist es denn solch eine Hexerei?"
„Ich weiß nicht, Fräulein Rütte, wie weit Ihre Küchengelehrsamkeit reicht. Doch traue ich Ihnen alles zu, was andere Frauen vermögen —"
„O weh! — Ich will jedoch bei Tante Tine lernen."
„Das Interesse ist also vorhanden. Stellen Sie 'ich nun einen ganz einfachen Zitronenauflauf vor: außen zarte gelbbräunliche Kruste. Innen dotterfarbene schwammlockere süße Masse. Haben Sie?" Er kniff die schönen ganz dunkelblauen Augen halb zu und blinzelte lüstern.
„Ich Hab!" versetzte Thea lachend.
„Und nun denken Sie sich: Oben aus der Kuppe quillt es wie goldiger Schaum. Nur eben solch ein leichtes, wolkiges Gekräusel. Es rieselt nicht herab. Es steht da wie hingespritzt" — er malte mit den, Finger, — „dringt jedoch aus dem tiefsten Innern. Das kriegte der Berliner Koch nicht fertig. Denn wie sollt' er? Im Ueinen Prökrlwitzsr Jagdschlösse sind «L wenig« Schritte
Beschwerden der Landwirtschaft
Berlin, 21. März. Der Reichskanzler empfing in Anwesenheil des Reichsernührungs- und des Wirtschaftsmini- sters die Vorstände des R e i ch s l a n d b u n d s, die über die ungerechten Härten des Umlageoerfahrens gegen dis Landwirtschaft Beschwerde führten und auf die Gefahren für die ganze Volksernährung hinmiesen, wenn die Landwirtschaft nicht bald eine bessere Behandlung erfahren und namentlich auch schon in allernächster Zeit entschieden würde, welche Haltung die Reichsregierung für das bevorstehende Erntejahr bezüglich der Wirtschaftsform einzunehmen gedenke. Der Landwirtschaft können die Sonderlastcn von vielen Milliarden, die ihr durch die Getreideumlage zugemutet worden leien, nicht länger auferlegt werden, sonst würde ein starker Rückgang des Getreidebaus die unvermeidliche Folge sein.
Sondergerichk
Koblenz, 21. März. Das große Interesse, das die Rheinlandkommission für den Landesverräter Smeets hat, bekundete sie in der Aufforderung an ihren Vertreter und an den englischen Oberkommandierenden in Köln, die Untersuchung wegen der Anschlags gegen Smeets aus» schärfste zu führen. Dabei seien den von der Familie und dem Sekretär des Smeet» gemachten Angaben vollste Beachtung zu schenken (!). alle erforderlichen Haussuchungen und Verhaftungen rücksichtslos durchzuführen, namentlich unter den Mitgliedern der „alldeutschen" Vereinigungen und der Redakteure der nationalen Blätter, auch bei den Polizei- beaniten, den Direktoren und Beamten der Hauptsernsprech- stells in Köln, die seit mehreren Tagen dem Herrn Smeets alle Verbindungen verwehrt haben. Die deutsche Polizei sei in dieser Sache als unzuständig erklärt worden und die Rhcinkandkommission habe sich mit einem Plan befaßt, ein militärisches Sondergericht wie gegen die Deutschen in Oberschlesien im Jahr 1922 einzusetzen.
Der Bürgermeister von Windschläg verhaftet
Offenburg, 21. Mürz. Unter französischer Bewachung ist Hute, wie uns aus Offenburg gemeldet wird, in einem Kraftwagen der Bürgermeister von Windschläg emgetrofsen. Seine Verhr-'tung soll erfolgt sein, weil er Räumlichkeiten, die von den Besatzungstruppen im Bahnhofsgebäude von Windschläg angefordert wurden, nicht zur Verfügung stellte.
Ofsenburg, 21. März. Die Franzosen haben nun einmal mit den oeutschen Eisenbahnen kein Glück. Trotz Verbilligung der Fahrpreise fährt kein Mensch auf „ihrer" Eisenbahn. Am Sonntag ließen sie den Verkehr auf der Strecke Ofsenburg—Windschläg ganz ruhen. Bei dem Versuch, eins größere Anzahl Personenwagen wegzubringen, verunglückte die Lokomotive und zwei Wagen entgleisten.
Die beiden Zollbeamten Heitz und Weis in Kehl sind mrhastet worden.
Französische Gendarmen verhafteten mehrere Mitglieder der christlichen Gewerkschaft der Eisenbahner, die sich in einem Gasthaus zur Besprechung von Gewerkschastsangelegenheiten zusamwengeftmden hätten. Dis Wohnung des Obmanns Vieser wurde durchsucht und Prwat- und Aewerkichoftsgelder sowie Briefe usw. „beschlagnahmt". Es scheinen Verräter im Spiel zu sein.
Die aus Ofsenburg abgezogene Schutzpolizei hält sich in Geugenbach zur Verfügung des Bezirksamts auf.
Bei Vermeidung schwerer Strafen sind die Ladeninhaber gehalten, die Warenpreise für Lebensmittel und andere tägliche Gebrauchsgegenstände >m Loden auszuhängen; von den Franzosen dürfensteine höheren Preise verlangt werden, als von den Einheimischen.
Württemberg
Stuttgart, 21. März. Keine ausländischen Hetzer! Das Ministerium des Innern hat das Polizeipräsidium beauftragt, in der heute abend in der Licdsrhalls stattfindendsn kommunistischen Versammlung das Auftreten ausländischer Redner nicht zu dulden. (Es sollte in der Versammlung auch ein Franzose sprechen.) Die Versammlungsteilnehmer dürfen keinerlei gefährliche Gegenstände (Gummiknüppel, Totschläger usw.) bei sich führen. Die Versammlungsleitung wird dafür verantwortlich gemacht werden.
Stuttgart, 21. März. Neue Negierungsbaumeister. Bei der im Dezember bis Februar abgehaltenen Staatsprüfung im Bauingenieurfach sind 17 Prüflinge für befähigt erklärt worden. Sie haben di« Bezeichnung „Regierungsbaumeister" erhalten.
Stuttgart, 21. März. Weiterer kleiner Fleisch- oreisabschlag. Die Stuttgarter Metzgerinnung hat, mit
von der Küche bis in den Speisesaal. Und wenn der Braten auf den Tisch kam, schob unsere nervenstarke Wirtin den Auflauf erst in den Ofen und schickte ihn daraus ohne eine Minute Verzug zur Tafel. In Berlin oder Babelsberg hat er eine wahre Reife zu machen. Und die goldene Lava sinkt indes in die Tiefen des leckeren Vulkans zurück. Da hilft keine Kochkunst."
„Ach, Arnold, laß den Kutscher zufahrenI Mich
verlangt nach dem Mittagessen!"
„Siehst du,'Lolachen, das muß auch sein. Du sollst doch zunehmen. — Johann, vorwärts! Die gnädige Frau hungert!"
Er ist allerdings reizend zu ihr! dachte Thea etwas Wider Willen. Wie er die kleine verwöhnte Person zu nehmen weiß! — Und nach einem kurzen Besinnen: Natürlich! Solch einem liebenswürdigen Schwerenöter laufen die Weiber stets nach! Mag auch noch so wenig hinter all dem äußeren Blendwerk stecken!-
Das Reichenauer Mittagessen mitsamt dem Pudding, nach Attmatts Urteil „schaumgeboren wie Aphrodite", war verzehrt. Die Wirtin hatte von dem gemütlichen Jagdaufenthalte des Kaisers erzählen müssen und es gern getan.
Auf der Chaussee fuhren die Wagen stundenlang hintereinander den beiden Nachbargütern zu, bis ein jeder von ihnen auf den Landweg abblegen sollte.
„Die Nodewalder Straßen sind nicht hervorragend gehalten: Attmatt besitzt keinen Kraftwagen. Deshalb lassen auch wir den unseren zu Hause", batet der Rat erklärt.
Attmatts Gespann bestand aus ein paar prächtigen jungen Goldfüchsen, leichtes ostpreußisches Warmblut und Eigengewächs, wie der Züchter Fräulein Rütte mit Stolz
erzählte. Der Rot bevorzugte für Fcunilierrfahrten zwei
sofortiger Wirkung den Preis für Hammelfleisch von 3300 auf 3000—3100 Mb, den Preis für Schafsieisch von 2500 bis 2700 auf 2300—2500 Mk. herabgesetzt.
Ulm, 21. März. Vom Rathaus. Die Stadtverwaltung verlangt von allen städtischen Bauplatzkäufern, daß sie die gekauften Plätze bis zu dein festgesetzten Termin überbauen oder daß sie den Bauplatz an die Stadt zurückgeben. Die Konventionalstrafe wird von 250 Mk. auf 50 000 Mk. erhöht. Die Interessenten wehren sich gegen diese Maßnahmen. — Die freie Volksbibliathek, die sich durch die Verhältnisse nicht mehr halten konnte, wurde von der Stadt übernommen. — Die Fremdenverkehrssteiler kür Grsthöfe wird bedeuteiid ermäßigt. — Der Gemeinderat beschloß die Einführung der dreijährigen Handelsschule für wcM-Hc Personen im Alter von 15—18 Jahren. Die Arbeitgeber hatten schwere Bedenken, auch dis Handelskammer und der Handels- verein sprach sich dagegen aus. Die Sozialdemokraten traten für die Einführung ein- — Der Gemeinderat gab dis Genehmigung zur Erstellung von 30 Wohnungen, die etwa 1 Milliarde kosten. Die Ausgaben werden durch einen Vorschuß von 300 Millionen Mark einer Heimstätten-Kolonie, die sich dadurch 10 Wohnungen sichert, teils durch Lieferung iwn Holz und Zement seitens des Staats und schließlich durch Ueberschüsse aus städtischen Betrieben gedeckt. — Für Bestattung von Armen wird eins Armenkasse eingeführt. Dort kostet die Beerdigung 45 000 Mk.. sonst 1. Klasse 300 000 Mk., 2. Kl. 200 000 Mk. und 3. Kl. 114 000 Mk. Für Unbemittelte gibt es eine Freibestattungsklasse.
Alm, 21. März Verirrt. Am 18. März hat sich der Fabrikarbeiter Karl Mayer von hier auf dem Nachhauseweg vom Steinhäuls im Walde verirrt, kam in der- Richtung nach Thalsingen und geriet in die Donau, aus der er sich wieder befreien konnte. In durchnäßtem Zustande irrte er weiter im Walde bis andern Tags gegen 2 Uhr umher, wo er dann von Gendarmeriebeamten in erschöpftem Zustande auf dem Boden liegend aufgefunden und nach Haus» befördert wurde.
Am Samsag wurde die Leiche des Oberweichenwärters Balthasar Stricker von Senden, der tags zuvor irm seinem Fahrrad in den Mühlbach in Ay fiel, in der Nähe vom Gurrenhof aufgefunden. Der Ertrunkene hatte seine sämtlichen Barmittel und Personalausweise bei sich. Eine verbrecherische Handlung liegt nicht vor.
Iogenweiler ÖA. Ravensburg, 21. März. Holzd lebst ah l. Während die ganze Pfarrgememde bei einer Beerdigung war, begannen Holzfrevler im Walde der Witwe Gindels ihre Arbeit, sägten die schönsten Stämme heraus und schleppten sie in den benachbarten eigenen Wald.
Staatsunterftützung für den Neckarkanal
Stuttgart, 21. Mörz. Das Staatsministerium wird dem Landtag einen Gesetzentwurf zustellen, wodurch die Regierung ermächtigt wird, sich mit einem Betrag bis zu 800 Millionen Mark an der geplanten Erhöhung des Grundkapitals der Neckar-Aktiengesellschaft um 2.6 Milliarden Mark durch Uebernahme weiterer Aktien zu beteiligen. Das Neckarkanalwerk ist bekanntlich vollständig ins Stocken geraten. Um nun die Fortführung der Arbeiten an den Kraftwerken Wieblingen (bei Heidelberg) und Neckarsulm und die Einstellung der begonnenen Tiefbauten an den Staustufen Ladenburg, Horkheim und Obereßlingen zu ermöglichen, bedarf die Aktiengesellschaft weiterer Geldmittel im Gesamtbetrag von 1950 000 Friedensmark (nach handelsüblicher Berechnung von 1 Goldmark gleich 5000 Pa- Papiermark wären dies nach derzeitigem Kurs 9.75 Milliarden Papierniark). Die württ. Regierung würde gemeinsam mit dem Reich und Baden der Gesellschaft Darlehen zur Verfügung stellen, deren Verzinsung und Tilgung durch Vereinbarung mit der Gesellschaft noch zu regeln ist. Von dem für die Einstellungsarbeiten bestimmten Teil dieser Darlehen in Höhe von 170 000 Goldmark würde Württemberg 52 000 Goldmark übernehmen. Auf die Restsumme von 1780 000 Goldmark ist der Betrag auzurechnen, der der Gesellschaft durch die Erhöhung des Aktienkapitals um 2.6 Milliarden Papiermark zusließt. An den darüber hinaus noch durch Darlehen aufzubringendsn Mitteln soll Württemberg in dem Maß sich beteiligen, daß an der Summe auf Württemberg 32, auf das Reich 65 und auf Baden sieben Teile kommen. Die württ. Staatsregierung soll weiterhin ermächtigt werden, in Gemeinschaft mit dem Reich, Baden und Hessen die nötigen Verträge abzuschließen, um der Neckar-Aktiengefellschaft die Aufnahme einer wertbeständigen Anleihe bis zum Betrag von 8 Millionen Goldmark (derzeit 40 Milliarden Papiermark) zu ermöglichen. Zu dem Zweck würde das württ. Finanzministerium
große kräftige Braune, die überaus sicher gingen, wäh-. rend die Füchse den: Kutscher zu schaffen machten.
Ehe nun der Rodewalder Weg abzweigte und Thea in den nachfolgenden Wagen ihrer Verwandten umsticg, tutete plötzlich ein unvorsichtiger Automobilfahrer dicht hinter dem Attmattschen Fuhrwerk.
Die Füchse sprangen zur Seite, senkten die Köpfe und rasten einstweilen die Landstraße geradeaus, die sich zu- erst etwas hob, dann aber zu einer Schlucht und Ueber- führung niederstieg. An dieser Stelle hatten sich schon öfters Unglücksfälle ereignet.
Frau von Attmatt, die in leichten Halbfchlummer versunken gewesen war, schrie auf und traf Anstalten, aus dem Wagen zu springen.
Aber ihr Mann befahl so herrisch: „Sitz still! Niemand rührt sich!" — daß die drei Frauen wie versteinert verharrten.
„Halten Sie sie fest, Fäulein Rütte! — Johann, leg dich zurück! Mit aller Kraft!"
Wenige Augenblicke später gelang es dem stämmigen Kutscher, die bäumenden und schlagenden Tiere etwas zu hemmen.
Da war Attmatt auch schon mit einer Behendigkeit, die Thea dem großen, ziemlich schweren Manne nie zu- getraut hätte, aus dem Wagen, stolperte, raffte sich wieder auf, stürzte nach vorn, faßte die Pferde bei den Nüstern und drückte zu, daß ihnen der Atem ausging.
Zitternd und weißflockig vor Schweiß standen sie gleich darauf wie die Mauern.
Attmatt redete ihnen mit sanftester Schmeichelstimme zu, ließ sie langsam frei, klopfte und streichelte sie, wendete ihre Köpfe nach dem Felde und winkte dem Unheilstifter, langsam vorbeizufahren, damit sie nicht von neuem erschreckt würden. Der Kemmernsche Wagen hielt,