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wir wißen, daß wir sie nie einläsen können, würde einen unaufhörlichen Vorwand für fremde Eingriffe bieten. Wir wollen uns keiner „Ruhrbesetzung" aussetzen. Auf der Konferenz von Lausanne lastet schwer der Schatten von Versailles."
Ln Paris befürchtet man, daß die Art und Weise, wie die französischen Vertreter in Lausanne die Verhandlungen geführt haben, eine gewisse Bindung Frankreichs gegenüber der englischen Politik geschaffen habe, jedenfalls möchte man vermeiden, daß durch den Abbruch der Konferenz Frankreich seiner Handlungsfreiheit gegenüber Angora, wenn auch nur für eine gewisse Zeit, verlustig gehe. Tatsächlich ist in Paris wie in London in gewissen Kreisen die Neigung vorhanden, die Ruhrbesetzung zu einem kleinen Kuhhandel zu benützen- Wenn sich auch Bonar Law bezüglich der französischen Gewaltpolitik etwas festgeleat hat, so ist es noch unberechenbar, ob die Richtung der „Verständigunaspolitiker" von der Art des Krieg^ministers Lord Derby nicht doch Oberwasser bekommen werden. Die Gefahr einer solchen „Verständigung" auf Kosten Deutschlands liegt sehr nahe, da ja die englische Regierung es geflissentlich vermeidet, eine klare Stellungnahme hinsichtlich der Ruhrbesetzung zu ergreifen. Alle die Gewalttaten der Rheinlandkommission, die zu den Massenausweisungen der Beamten, zur Beschlagnahme der Eisenbahnen usw. im linksrheinischen Rheinland geführt haben, sind ohne den Widerspruch der englischen Mitglieder verfügt worden. _
Steuerabzug bei den me'b i bsn Angestellten
Vom 1. Januar 1923 ab ändert sich der Steuerabzug wieder einmal infolge der durch die Eesetzesnovelle vom 23. Dezember 1922 erhöhten gesetzlichen Abzüge und dann auch infolge der Heraufsetzung des Werte» der Naturalbezüge (Beköstigung, Wohnung usw.).
Der Steuerabzug für eine alleinstehende weibliche Hans- «ngestellte mit voller freier Station ist danach für größere Städte, wenn beispielsweise der bare Monatslohn 1500 beträgt, wie folgt zu berechnen:
Darlohn für den Monat 1 500
Monatswert der vollen freien Station 9 000 -ll Steuerbares Monatseinkommen zus.: 10 500
Der Steuerabzug hierauf beträgt lOv.H. ^ 1050 ^
Davon ab die gesetzlichen Abzüge: persönlicher Abzug 200
Werbungskosten-Pauschalsatz 1000 1 20 0
Bleibt nichts.
Ist der Monatslohn höher und bleibt infolgedessen ein einzubehaltender Betrag, so ist dieser auf volle Mark nach unten abzurunden.
Zu dem vorstehenden Berechnungsbeispiel ist zu bemerken, daß die Bewertung der freien Station im Reich nicht einheitlich ist. Hausfrauen wollen sich deshalb in ihrem Bezirk nach den Bewertungssätzen erkundigen. Im übrigen sind die Abzüge bei alleinstehenden weiblichen Hausangestellten bis auf weiteres überall dieselben: Steuerabzug 10 v. H., gesetzliche Abzüge monatlich zusammen 1200 -R.
Im Interesse der Angestellten sei schließlich noch darauf hingewiesen, daß ihre Einkommensteuerveranlagung für das Steuerjahr (Kalenderjahr) 1922 durch den Steuerabzug als erledigt gilt, wenn das gesamte steuerbare Jahreseinkommen (in bar unter Hinzurechnung des Wertes der Naturalbezüge) nicht höher war als 400 000 -K, sofern es entweder aus steuer- abzugspslichtigem Arbeitslohn oder aus solchem Arbeitslohn und aus sonstigem Einkommen bis zu 5000 bestanden hat.
Für 1923 ist diese Grenze von 400 000 -tt auf 1 Million Mark und für das sonstige Einkommen von 5000 «tl auf 10 000 erhöht worden.
Der Kampf im Westen
Die Verkehrslage im Westen
Da die linksrheinischen Eisenbahner zum großen Teil in den Ausstand getreten sind, machen sie den Franzosen so viel zu schaffen, daß sie das Ruhrgebiet notgedrungen vorläufig in Ruhe lassen müssen. Linksrheinisch liegt d^r Personen- und Güterverkehr gänzlich still auf den Linien Rheydt—M.» Gladbach—Krefeld-Kleve—Geldern und Uerdingen—Hohenbudberg, weiter die Strecken Koblenz—Bonn und Düren— Aachen, sowie Koblenz—Trier. Die genannten Bahnhöfe sind von französischem Militär besetzt, und die französischen
rrsienvayuer, die für das Ruhrgebiet bestimmt sind, bleiben auf den Strecken liegen. Im Ruhrgebiet selbst liegen Recklinghausen, Bottrop, Oberhausen, Oberhausen-West, Großen- bauin, Düsseldorf-Derendorf, Kettwig, Werden, Kupferdreh und Dahlhausen auf der Strecke Hattingen still. Der militärische Eisenbahnverkehr auf dieser Linie ist in den letzten Tagen sehr schwach. Die Franzosen sind mit den Zügen etwas hin- und hergefahren, ohne größere militärische Bewegungen vorzunehmen, wobei sie verschiedentlich entgleist sind. Die Stellwerke stehen unter militärischer Bewachung. Die Bahnhöfe Sterkrade, Hamborn, Lünen und Wedau sind von den Franzosen geräumt worden und daher wieder in Betrieb. Die Lebensmittelzufuhr aus dem Osten und die Kohlenabfuhr zum Osten sind augenblicklich ungehindert.
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Gelsenklrchen, 31. Jan. Durch die feindliche Besetzung verschiedener weiterer Bahnhöfe ist die Linie, die im Norden des Industriegebiets von Lünen nach Westen über Düsseldorf und im Süden des RuhrgebiekS bis nach Borhalle um das ganze Industriegebiet gezogen ist, geschlossen. In Betrieb sind nur noch die Linien Hagen—Hengstei über Dortmund nach Lünen und die Bahnhöfe innerhalb des genannten Rings. Außerdem ist noch frei die Strecke nach Dorsten (Verbindung mit Holland über Wesel).
Bei der Besetzung des Bahnhofs Bommern wurden die Beamten und ihre Familien von den Franzosen aus den Dienstwohnungen ausgewiesen.
Der Reichsverkehrsminister hak der Eifenbahndlrekkion Münster mikgeteilt: Beamten und Arbeitern wird verboten, bei etwaigen Versuchen der Franzosen, deutsches Eisenbahnpersonal zu requirieren, Uesen Befehlen Folge zu leisten.
Soldaten als Räuber
Neuer Word
Bochum, 31. Jan. In Hervest-Dorsten haben französische Soldaten einen Eisenbahnschasfner erschossen.
General Degoutte veröffentlicht eine Erklärung, haß die französische Oberbehörde gegenüber den Angriffen der deutschen Reichsregierung große Mäßigung (!) geübt habe, sie werde aber bei Fortsetzung des Widerstandes zu strenaen Maßregeln greifen.
Ein französischer Militärzug hat bei Plockheisinaen ein bei offener Schranke die Schienen überschreitendes Mädchen überfahren und getötet.
Französischer Raubeinfall auf Mannheimer Gebiet
Mannheim, 31. Jan. Heute vormittag sind französische Truppen zu Schiff, von Ludwigshafen kommend, in den H a- fen von Mannheim-Mühlau eingedrungen, wo sie einen der Fa. Gutjahr in Mannheim gehörenden Schwimmkranen beschlagnahmten und nach Lndwigshafen schleppten.
Da das ganze Cisenbahnpersonal in Ludwigshafen sich einmütig weigerte, sich dem französischen Kommando unterstellen zu lassen und sofort den Dienst verließ, mußte die feindliche Behörde die Beschlagnahme der Eisenbahn rückgängig machen und die Beamten wieder in ihre Stellungen ein setzen. Die französischen Posten wurden von den Bahnhöfen entfernt. Ebenso sind alle übrigen Bahnhöfe der Pfalz wieder befreit worden.
Nach der Besetzung der Bahnhöfe in Bingen, Bingerbrück und Wiesbaden haben die Eisenbahner sofort die Arbeit eingestellt. Der Zuasverkehr ruht vollständig.
Der Eisenbahnverkehr ruht in Mainz vollständig. Franzosen u. Belgier suchen ihn wieder in Schwung zu bringen. Die Verwirrung wird immer größer.
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Duisburg, 31. Jan. Durch französische Posten, die bei der Reichsbank in Duisburg ausgestellt sind, wurden alle Personen, dis ans dem Gebäude kamen, durchsucht und vor- gelundener Geld geraubt: einem Boten der Schutzpolizei wurden die Gehaltsgelder für die Beamtenschaft geraubt.
Franzalsn und Belaier baben die Zollager in Düsseldorf und Duisburg beschlagnahmt.
Ankündigung neuer Strafen
Bonn. 31. Jan. Der französische Kreisnorsitzende hat in einem Schreiben die Gs"wmden für die Sicherbeit der Verbindungswege in d"m Kreis verantwortlich gemacht. Wenn bei Störunaen die Urheber nicht ermittelt werden, so haben die Ortsmilitärbchörden gceigneie Strafen über die Gemeinden ui verhängen.
Ln verschiedenen Städten fanden neuerdings wieder anläßlich der Beamtenverhaftungen erregte Dolkskundgebungen statt.
Der Vertreter des Generals Degoutte drohte den deutschen Zeitungen Verbot und Zensur an.
Das schlechte-Gewissen der Saarreglerung
Saarbrücken, 31. Jan. Die französische Saarregierung bat die Abreise einer Abordnung aller Parteien des Saarlandesrats nach Paris zur Tagung des Völkerbundsrats nicht gestattet.
TX's Truppennachschübe
Düsseldorf. 3ck Lan. Hier sind neue französische Truppen- Verstärkungen mit Telegraphisten eingetroffen. Alle Kasernen sind besetzt.
Die Massenverhaftnngen und Ausweisungen der leitenden Beamten werden im ganzen besetzten Gebiet fortgesetzt.
Belgische Heldentaten
Essen, 31. Jan. Die von den Belgiern verhüteten Beamten wurden nach Krefeld geschleppt und ohne Essen in Gefängniszellen gesperrt, die aufs ärgste verunreinigt und verlaust waren. Die Beamten mußten sich entkleiden. Ke'n Bett, kein Waschgeschirr, sondern nur überaus schmutzige Decken waren in den Zellen, die weder Tages- noch künstliches Licht hatten. Als sie am andern Tag bekomm, waren b?e Geschirre so schmutzig, daß das Essen ungenießbar war. Die übrigen Insassen der Räume waren belgisch» Verbrecher, mit denen die deutschen Beamten zusammenpesperrt wurden.
Verschiedene Gewerkschaftsführer wurden in Kraftwagen über die Belebungslinie befördert und einfach auf der Landstraße abo»s Ks.
Einspruch gegen die Schlieknna der Schulen im besetzten Gebiet i
Berlin, 31. Jan. Sämtlich? Parteien des Reichsta«? mit Ausnahme der Kommunisten haben einen Antrag eingebracht, der gegen die Schließung von Scknlen und die Störung des Schulwesens sowie gegen die Besetzung von Jugendheimen im Ruhrgeb'et Dermabruno einlea't. Die regienmg wird aufgefardert, gegen diese Uebergriffe ds< - Besatzungsbehörden schärfsten Einspruch zu erheben.
keine Vermittlung des Papstes
Köln. 31. Jan. Der Erzbischof von Köln, Kardinal Schulte, hat einen scharfen Aufruf gegen den Einfall der Franzosen und Belgier veröffentlicht und die deutsche Bevölkerung ermahnt, einig und fest zu ds--bsn iw W'derstand gegen das neue Unrecht. In auswärtigen Blättern war darauf die Melduno erschienen, der Papst werde auf diesen ^ Aufruf hin seine Vermittlung zwischen Deutschland und Frankreich anbieten. Der Narisien" erfährt dagegen
aus Nom, dies sei nicht der Fall, nachdem der Papst ln seinem letzten Rundschreiben zur Mäßigung ermahnt habe. Dagegen sei es möglich, haß er einen neuen Aufruf zum Frieden erlassen werde.
Ben'l si l" . c Ruhrbesetzung
' rng, 31. IanT^Dm Abgeordnetenausschuß für Auswärtige j erklärte Minister Benesch, die Franzosen seien ganz im Recht, wenn sie das Ruhrgebiet besetzt:n.
Ruhrhtlfe i
Berlin, 31. Jan. Für die Ruhrspende überwies die ! Deutsche W e r k e - AK t i e n g e se l l s ch a ft als Ar- I beitgeberbeikrag den Betrag von 50 Millionen Mark. Die t Sammlungen der Angestellten und Belegschaften sind noch im Gang.
Die Unterstützungssumme des Reichs für das Ruhrgebiet beträgt nicht 500 Millionen, wie in einer Korrespondenz gemeldet war, sondern 500 Milliarden Mark.
Die Landwirtschaft des Kreises Regenwalde (Mark) hat neben den bereits beschlossenen Lieferungen von Natu- i rollen sofort den Betrag von 120 Millionen Mark für das Ruhrgebiet-Hilfswerk zur Verfügung gestellt.
Der Landbund Königsberg N.-M. beschloß, daß pro Morgen land- und fortsiwirkfchaftlicher Fläche 1 Pfund Roggen zu liefern sei, wovon am 29. d. M. die ersten 300 Zentner Mehl zum Versand kommen. Dann wurden noch freiwillige Gaben an Bich gespendet, und .Zwar 20 Stück
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Zm Himmelmoos.
Von Hermann Schmid.
4Z. (Nachdruck verboten.)
Der Meister wollt noch etwas fragen, als die Stein- metzgesellen eintraten, den Meister begrüßten und nach einem kurzen Gebete sich um den Tisch reihten, während Judika in die Küche verschwand, um bald mit einer Schüssel dampfender Kartoffeln zu erscheinen, welche sie auf daS Tischtuch schüttete und eine mächtige Schüssel mit brauner Brühe daneben stellte, in welcher Fleischstücke herumschwammen. Während die Arbeiter sich ihren Anteil Holten und zu es'en begannen, ging der Blick des Meisters in der Runde herum und blieb an dem Platze an der Ofenecke hängen, welcher unbesetzt war.
„Ich zähle nur sechszehn Köpfe," sagte er dann. „Wo ist denn Nummer siebzehn? Das ist gewiß der Fazi. Ich will nicht hoffen, daß er schon wieder blau gemacht hat."
„Das just nicht, aster nicht viel anders," erwiderte lachend der Obergeselle. „Es hat einer hingehen müssen in's Dorf, um beim Obern Wirt wegen dem Grab- steintrauspvrt anzufragen. Der Fazi hat sich dazu an- boten; so Hab' ich ihn gehen lassen, weil ich gemeint Hab', daß er dazu immer noch besser zu gebrauchen ist als in der Werkstatt."
„Das sieht dem Burschen gleich," sagte der Meister ärgerlich. „Wenn er sich nur von der Arbeit losschrauben kann! Da kann er wieder im Wirtshaus ein paar Stunden verludern und versaufen; ich glaub' so, daß er nur wegen der Kellnerin, der unnützen Dirne, dahin geht."
„So heißt's wenigstens," sagte einer der Gesellen. „Ich Hab' erzählen hören, er wolle mit ihr fort und warte nur, bis er das Geld dazu beisammen habe."
Die Gesellen lachten, der Meister aber unterbrach sie.
„Lacht nicht!" sagte er, „es ist kein Spaß mit dem Fazi; dem trau ich alles zu. Gott weiß, wo und auf welche Weise er das Geld zusammenbringen will, mit .-er Arbeit Lewiß nicht."
„Ich möcht nur wissen," unterbrach Judika, welche mit ruhiger Aufmerksamkeit zugehört hatte, „warum Ihr gerade gegen den Burschen so scharf seid. Er hat Euch versprochen, daß er sich bessern will."
„Und ich möchte wissen," entgegnete lachend der Meister, „wie Ihr, eine so krmzbrave Person, dem verdächtigen Burschen so die Stange halten könnt."
Judika kam nicht dazu, die. Frage zu beantworten; denn auf dem Gange vor der Tür wurde ein Gepolter hörbar, die Fußtritte eines Mannes, der mit unsicherem Gang herankam und hie und da an die Wand greifen mußte, um sich aufrecht zu halten.
„Wenn man den Wolf nennt, kommt er gerennt," rief der Meister. „Das ist er ohne Zweifel und wieder einmal schief geladen, wie es scheint."
Er trat zur Tür, öffnete und auf der Schwelle erschien Fazi, über und über mit Schnee bedeckt, mit roten, frosterstarrten Händen, aber auch mit rotglühendem Gesicht, nur aufrecht gehalten vom Geiste des Branntweins, der seinen Duft auf mehrere Schritte voraussandte.
„Hab ich's nicht gesagt?" rief der Meister. „Aber nun ist auch mein Äeduldfaden zu Ende."
Fazi, der nur ein schlechtes .Hemd, schlechte Beinkleider und die alte, kragenlose Soldatenjacke am Leibe trug, war dem ungeachtet in der besten Laune. Er schien den Unmut seines Herrn und Gebieters gar nicht zu gewahren, sondern taumelte seinem Sitze zu, auf den er sich mit Lachen niederließ.
„Könnt Jhr's erleiden in der warmen Stube und vor der vollen Schüssel," schrie er und schlug auf den. Tisch, „während ich fast zu Schanden friere?"
„Ruhig mit dem Geschwätz!" unterbrach ihn der Hausherr. „Du bist ein unnütziger Bursche. Du sollst Dich ruhig halten und froh sein, wenn ich nicht mit Dir rede, wie es sich gehört. Ich will nichts sagen davon, daß Dir immer leicht eine Ausrede hast, um von der
Arbeit loszukommen, aber ist das ein Anzug für einen ordentlichen Menschen, um etwa- auszurichten, wenn er beim Steinbruchmeister Harder in Arbeit steht? Hast Du sonst nichts anzuziehen als diesen blauen Janker, der aussieht, als hättest Du ihn irgendwo an der Straße aufgeklaubt oder als hätten Dir die Schergen den Kragen heruntergerissen? Ich gebe meinen Leuten ordentlich Kost und Lohn, daß sie gut leben und sich kleiden können, wie sich'S für anständige Leute schickt. Ich will Dich die längste Zeit in der Jacke gesehen haben, daß Du es nur weißt, und wenn Du bis heut über acht Tag nicht ein Gewand hast, wie ein richtiger Mensch, kannst Du Dein Bündel schnüren, wenn Du überhaupt etwa? zu schnüren hast."
„Oho, mir kann's recht sein," entgegnete Fazi trotzig. „Ich werd' Euch überhaupt nicht mehr lang zur Last Last fallen. Ja, ich will mein Bündel schnüren und geh' dahin, wo unser einer auch etwas gilt, wenn er auch! nicht gleich den Geldsack mit aus die Welt gebracht hat."
„Glück auf den Weg!" sagte der Meister. „Wir werden Dir nicht nachschreien, das ist ja die letzte Hilfe für alle, die zum Soldaten zu schlecht sind."
„Oho!" sagte der Fazi, dessen Betrunkenheit in der Stubenwärme sich nicht minderte. „Was dem Einen recht ist, ist dem Andern billig. Hab' heut' erst erzählen hören, daß der junge Himmelmooser Bauer sein Engerl unter den Arm nehmen und auswandern will, mit all* seinem Reichtum. Ich mach' es auch so. Ich nehnck meine Kellnerin unter den Arm und sobald ich das Reisegeld beisammen Hab', mach ich mich auf den Weg, und um'S Reisegeld ist mir nicht bang." Er lachte tückisch in sich hinein und begann mit lallender Stimme zu singen:
„Der g'scheidteste Vogel Muß der Gugetzer sein.
Die andern bau'n d' Nester,
Und er setzt sich 'nein."
(Fortsetzung folgt.) ,
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