hat. dann geht es auch damit vie leichter. Nicht wahr?"
Sie blickte ihn lächelnd an, gleichsam ein Lob für ihre Dichtkunst heischend. Sie standen abseüs von der alten Frau und dem Kinde, standen dicht am brennenden Weihnachtsbai'in. genau wie damals rar Jahren . . . ^»d es schien, als warte die schöne Frau in Weiß aus ^as erlistende und doch so fest bindmde Wort von seinen Lippen. Dem Prvessor erging es aber seltsam: ihm wa-, es, als habe jemand, ein freundlicher Weibnachtsengel vielleicht, der es gut mit ihm meinte, ibm Plötzlich die Binde von den Auaen genommen. Blitz mell zog allerlei durch seinen Sinn, allerhand, was man über die junge F>au gesprockien, obschon vorst'"'stes Reden über andere niemals gut ist, auch dann nicht, wenn man damit den Nagel auf den Kovf trifft.
„Verzeihen Sie, A rouin,," sagte der Professor, dem Diplomatie böhmische Dörfer waren, und wenn er sich einmal einen seelischen Ruck geneben M direkt auf sein Ziel losstenert'. „verznhen Sie, ^ tzabe vorbin vergessen, Ihrem Fräulein Knsine, F äulein Johanna, eine' Kleinigkeit abzug 'ben " S'uachs. ergri f im Vorzimmer den Strauß Rosen, zog ein kln'nes blaues Heft aus der Brnsttasche seines Rockes und gi ig durch die Zimmer, Johanna suchend. Da saß sie UM nähte am P 'iligen Abend ein^n Svitzenvolant an eine Gese.lschasts- robe der Frau Bcvouin.
„Lassen Sie doch das Zeugs, Fräulein Johanna,." sagte P o'essor Map Seller, miede um sehr undiv'oma- tisch. „Heute ist doch Weihnachtsabend. Bitte, hier ist Ihr Heit, Sie wissen ja wohl, woher ich es habe. Sie hatten es in meinem Buch vergessen Und Jbre Oe lenden, entzückenden Randbemerkungen Hab? ich auch ge e en und danke Ihnen. Aber mehr noch als ihre gute Meinung Lber mein ethisches Werk hat mir das Weihnackitsli d gefallen, das Sie gedichtet haben. Ich nehme an. daß Eie es getan haben, Fräulein Johanna, und ganz leicht sind Ihnm die Ve'sie auch nicht genllen, davon zeugen die Korrekturen. Und bi'te, hier die Rosen."
An diesem Weihnachtsabend bekam die Baronin Loewen so schlimmes Kopfweh, daß sie sich ans ihr Zimmer wrückziehen mußte. So speisten die drei anderen und das Kind allein. Es war trotzdem ein richtiges, echtes Wih- nachtsfest, wenigstens versicherte der Pro'essor beim Abschied einmal über das andere, „so reizend hätte er noch nie Weihnachten verlebt."
Und am Altjahrsabend revanchierte er sich seiner Jugendliebe gegenüber — er sandte ihr seine Verlobungsanzeige niit Johanna Lülh. Die Baronin mar nach St. Mo- itz gereist; die heimatliche Luft bekam ihr nickst, wie sie behauptete. Ter Professor aber gelobte s.ch im stillen: „An jedem Weihnachtsabend in Zukunft müssen meine Kindckr mir das kleine, liebe Weihnachts'ied aufsagen, das ihre Mutter gedichtet hat — diesem W ihnach slied verdanke ich ja gewissermaßen mein Lebensglück."
Die Dichter und Konwonistrn unserer Weih-'achtslieder.
Was gibt es liebliche'/es und schöneres als unstre asten deutschen Weihnachtslieder. Tauchen doch b im An.im- men derselben liebe Erinnerungen an die frohe Kindheit auf, wo man beim Schmücken des Christbanms oder schon Wochen zuvor bei den Vorbereit ngen zum Feste, abends beim trauten Schein der Lampe „Stille Nacht heilige Nacht" und die andern Weihnachtslied w an- stimmte. Es waren dieselben Lieder, welche nun unsere Kinder und wir mit ihnen wieder singen. Das macht der eigene Reiz, die schlichte Innigkeit der Weis n, welche uns trotz aller neuen Weihuackstslieder die lieben alten Gesänge wieder und wieder in der frohen Feststimmung singen lassen. Aber merkwürdig, wenn zufcilligerwei'e im frohen Kreise gefragt wird, wer denn eigentlich der Dichter oder der Komponist dieses oder jenes Weihnachts- lirdes ist, dann folgt gewöhnlich fragende Verwunderung daß niemand da ist, der es weiß bz.v. man ist beschämt, daß man es selbst nicht weiß. Vielfach wird dann auch die Vermutung ausgesprochen, daß unsere bekanntesten Weihnachtslieder schon uralt seien und daß man wohl den Dichter und Komponisten gar nicht mehr wisse. Es ist ja richtig, manche von ihnen sind zum Volkslied geworden, aber sie sind noch, gar nicht so alt, wie man vielleicht meint.
Das immer schöne „Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all" stammt von dem bekannten Kinderschriftsteller Christof von Schmid (1768—1854) der „Rosa von Tannenburg", „Tie Ostereier" und viele andere schöne Geschichten für unsere Kinder geschrieben hat. Komponiert wurde es von Johannes Abraham Peter Schulz (1747—1800), der als volkstümlicher Musiker seinerzeit bekannt und längere Zeit Kapellmeister bei dem Prinzen Heinrich von Preußen in Rheinsberg war. Eines der ältesten Weihnachtslieder dürfte das innige „Vom Himmel hoch, da komm ich her" sein, dessen Dichter und Komponist zugleich Martin Luther ist.
„Stille Nacht, heilige Nacht" hat zum Dichter den von 1792—1848 lebenden Josef Mohr, während die an Engelschö e gemahn nde Musik der öste.eichische Organist Franz Gruber in Hallien im Sal'kammergut gesetzt hat. Aelter dagegen ist das zarte „Es ist ein Ros' entsprungen, aus einer Wurzel zart." Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde von dem bedeutendsten geistlichen Liede.'dich'er, dem Organisten Michael P.ätorius in Wolfenbü tel komponirt.
Das frische und ob seiner leicht zu singenden Melodie bei den Kindern beliebte „O du fröhliche, o du selige gnadenbeingmde Weihuachtsz it" hat als Melodie ein italienisches Volksu.d. Dichter ist der S hri tsteller Johannes Falk in Weimar (1768—1826), ein Freund Goethes. Von einigen Weisnach'sliedern, so dem un'eren Kleinsten gesungenen „,M orgen kommt der Weih
nacht s m a n n " u. a. ist allerdings weder Dichter noch Komponist nachzuw. isen; sie sind eben wie eine holde Botschaft der deutschen Volksseele, diesem unerschöpflichen Quell naivster Dichtkunst entsprungen und A lgemerugut des Volkes geworden, um das uns andere Völker mit Recht beneiden. M. K.
Weihnacht iche Rezepte.
! Billiges Weih achsgelräck. Vs Pfund Kunsthonig,
Vs Pfund Zucker, Zsi Liter angerührte Trockenmilch, 1 Teelöffel Zimt oder Zitronensaft, etwa 3 Pfund Mehl und 3 Teelistfel Natron. Die Masse wird ausgerollt und mit Förmchen ausgestochen. Man kann die Hälfte mit verdünntem Eigelb vor dem Backen bestriechen und die andere Hälfte nach dem Backen glasier.n. G.asur: Ein Eiweiß mit Staubzucker steif gerührt, teils mit Kochenille rot oder mit Kakao braun gefärbt. — Diese Masse gibt mehr als 4 P und Gebäck.
Honigku en oh e Pottasche. Da mir die Pottasche beim Honigkuchen stets unangenehm war, so erkundigte ich mich bei meinem Mann, welcher Chemiker ist, ob die Pottasche unbedingt notwendig sei. Nun erfuhr ich, daß Pottasche ohne Säure gar nicht wirke, also gar keinen Zweck habe. Will man etwas haben, um den Teig lockerer zu machen, so nehme mau etwas Hirschhockpalz oder Backpulver, aber nicht zu viel.
Anisplätzchen. Vä P,uud Mehl, 100 bis. 125 Gr. Zucker, 1 Ei schön schaumig rühren, 1 Teelö sel Anis )azu und den Teig eine Nacht stehen lassen. Am andern . Tag Plätzchen ausstecheu und blaßge b back n.
! Cierpmisch. Drei ganze Eier werden mit fünf Löffe stucker recht schaumig gerührt; dann gibt man ein Litv. Weißwein darunter und sch.ägt die Masse in einer Messingpfanne am Feuer bis zum Kochen. Vor dem Australen gibt man noch einige Löffel Arrak darunter.
Wie künstlicher Christbaumschmuck feuersicher gemacht wird. In vielen Familien gibt man dem Weihnachts- baum ein Schneegewand und schmückt ihn nur mit l Lichtern, Eistau und Eiszapfen. Ein so.cher weißer > Weihnachtsbaum sieht wunderhübsch aus und ist für die jetzige ernste Zeit auch viel passender als ein mit buntem Tand beb,(Mater Chrisibaum. Der künstliche Schnee, den man in den Läden rauft, ist aber ziemlich teuer und hat die unangenehme Eigenschaft, zu fasern, und dann so fest auf Teppichen, Tischdecken und Polster- möbe'n zu haften, daß er nur mit Mühe wieder zu entfernen ist. Am natürlichsten sieht es aus. wenn man die Zweige des Tannenbaumes ganz dünn mit behutsam auseinandergezogener Watte belegt, doch hat das die Schattenseite, daß die Watte, wenn sie den herabgeörannten Baumlichtern zu nahe kommt, leicht Feuer fängt, weshalb man sie vorher feuersicher machen sollte. Das ist ganz einfach zu bewerkstelligen. Man vermischt 90 Gr. Wasser mit 10 Gr. phosphorsaurem Ammoniak, schüttelt gut um und befeuchtet damit die Watteftückchen, ehe man sie breitzupft. Um das reizende Flimmern des künstlichen Schnees hervorzurufen, bestäubt man die mit Watte belegten Zweige ganz fein mit gepulvertem A'aup oder Diamantpuder.
Zahenjpiele.
Martin Lang st-llt im neuest?» „Deutschen Knabenbuch" (Band 31 K. Thicuemanns Ve-lag St ttgartl einige höchst me kwürdige Rechenkunststücke z stammen ^ welche geeignet sind, unsere Jugend zur Erfindung weiterer Zahleuwunder anzsipwn n. Eines der me kwürdig- stcn führen wir hier an. Martin Lang nennt es den „großen Elferrat", er hat aber auch einen ebenso wundersamen „mittleren" und einen „kleinen El errat". Beim - „großen Elferrat" wird vervielfacht und vermehrt, i Als feste Mittelgröße wird die Zahl 9 geschrieben mit dem Malzeichen vor ihr und dem Pluszeichen nach ihr. Die erste Reihe heißt also: 1 mal 9 plus 2 --- 11. Nach inander werden nun die Zahlen von 1 bis 10 um die 9 in der Mitte verteilt, so, daß die 9 alsdann mit 12, mit 123, 1234 u. s. f. bis 123456789 multiplizirt und zu dem jeweiligen Ergebnis dann die in der Zählung nächstfolgende Zahl addirt wird; also zu 12 mal 9 die . Zahl 3, zu 123 mal 9 die 4 u.s.s. Es ergibt dies j folgende lustige Figur:
1 mal 9 si- 2 -- 11 12 mal 9 -s- 3 --- 111 123 mal 9 si- 4 -- 1111 1234 mal 9 si- 5 -- 11111 12345 mal 9 si- 6 -- 11N I1 123456 mal 9 si- 7-- 1111111 ÜQ 12345 7 mal 9 si- 8 1111.1 1
12345 78 mal 9 si- 9 -- 111.1 111 12345.789 mal 9 si- 10 --- IQ 1.11111
Go d ne Worte.
Menschen, die nach immer größerem Reichtum jagen, .ohne sich jemals Zeit zu gönnen, ihn zu genießen, sind wie Hurm n w, die immerfort kochen, sich aber nie zu Tische setzten.
»
Werdet zu Kindern!
Meinem Herzen sind die Kinder am nächsten auf der Erde. Wenn ich ihnen zusehe und in dem kleinen Dinge die Keime aller Tugenden, aller Kräfte sehe, die sie einmal so nötig brauchen werden; wenn ich in dem Eigensinne künftige Standhaftigkeit und Festigkeit des Charakters, in dem Mutwillen guten Humor und Leichtigkeit über die Gefahren der Weck hinausschlüpfen, erblicke, alles so unverdorben, so ganz! — immer, immer wiederhole ich dann die goldenen Worte des Lehrers der Menschen „Wenn ihr nicht werdet wie eines von diesen!" Und nun sie, die unseresgleichen sind, die wir als unsere Muster ansehen sollten, be- , handeln wir als Untertanen. Sie so^en keinen Willen i Laben! — Laben wir denn keinen? Und wo liegt das !
Vorrecht? — Weil wir älter sind und gescheiter! —- Guter Gott von deinem Himmel, alte Kinder siehst du and junge Kinder und nichts weiter — und an welchen du mehr Freude hast, das hat dein Sohn schon lange verkündigt. Aber sie glauben an ihn und hören ihn nicht — das ist auch was Altes — und bilden ihre Kinder nach sich! Goethe.
Rätselecke.
Ein Fisch ist's, den man nicht nur fängt,
Nein, den man obendrein noch hängt,
Bis sich in Gold sein Silber wandelt,
Und erst, nachdem er so behandelt,
Kommt er als Wort ans unfern Tisch.
Doch manchmal ist es gar kein Fisch,
Dann bringt es durch die bloße Haltung Der Herr der Schürfung zur Gestattung,
Sei'» im Sa'on, sei's im Büro,
Bet Hofe oder anderswo.
Es kriegen, die sich drauf verstehn.
Oft schneller, als die andern geh n.
'öUUMA
-ü
Mit dem Gewehr ging aus e ich aus, und bracht' statt e ein u nach Haus.
-usjcknuhiA
<-
Auf dem mit H nahm einst sein Ende,
Ein Mann im alten Testamente.
Am Haus, am Hose wir es kennen,
Wenn wir mit T es nennen.
Im Gotteshaus? steht es dann,
Wenn man ein CH setzt voran.
'LohZ ^aoT cko ß
Maria mit dem Kinde.
O Maria, meine Liebe,
Denk ich recht im Herzen dein,
Schwindet alles Schwer' und Trübe, s Und wie Heller Morgenschein 6
Dringt's durch Lust und ird'scheu Schmerz Leuchtend mir durchs ganze Herz.
Auf des ewigen Bundes Bogen,
Ernst von Glorien umblüht,
Stehst du über Land und Wogen,
Und ein himmlisch Sehnen zieht Alles Leben himmelwärts An das große Mutterherz.
Deinen Jesus in den Armen,
Uebern Strom der Zeit gestellt,
Als das himmlische E barmen Hütest du getreu die Welt,
Daß im Sturm, der trübe weht.
Dir kein Kind verloren geht.
Mit diesen Versen als Eingang bringt der auf dem Gebiete der Reproduktion von Meisternbildern sich verdient gemach e Verlag von Julius- Ho fmann-Stuttgarl ein Büchlein heraus/das sechzig der bedeutendsten Marienbilder aus den Gemäldega eri n E ro"as en hält. Vertreten sind Raffael Santi, Leonardo da Vinci, Tizian, Honthoi-st, Schongauer, van der We .d n. Alb. cht Dürer, Hans Holbein d. I., van Dyk, Rubens, Murillo, Rembrandt von Rijn, Anselm Feuerbach u. a. Das Büchlein ist für jeden Kunstfre md ein sin iges G.schenk.
Joseph von Eichendorff.
Meihnach sde.tamation.
(Bei der Bescherung vorzutragen.)
Nun ist der Christtag wieder da!
Wie freut sich da die Großmama Mit ihren lieben Enkelein Unter des Christbaums Lichterschein.
Er fragt nicht lang mit Kompliment,
Er kommt als Hero.d im Advent Vom himmckschen Jerusalem Im Glanz des Sterns von Bethlehem.
Und leuchtet über jedem Haus, zu teilen seine Gaben aus: M
Besonders liebe Kinderlein Wj
Hüllt er in seinen Gnadenschein.
Doch bösen schickt er, Schreck und Graus,
Knecht Rupprecht mit der Rut in's Haus»
Ter nimmt sie unter seinem Frack Fort wie im großen Lumpensack.
Nicht wahr, geliebte Großmama?
Tu mußt es wissen, sag nur „Ja!"
Drum wollen wir stets folgsam sein Wenn Du winkst mit dem Fingerlein.
Daß Du uns lieb hast, Tag für Tag,
. Solang Dein Herz noch schlagen mag Mit Papa und Mama zugleich,
Dann haben wir das Himmelreich.
Fc..buch. ? Karl Weiland.
Im Walde.
Nachts wacht der Wald in regem Leben, er flüstert, rauscht. Was war das eben?
Am Waldrand dort, am Tauncnbaum, :
der aller Kinder Weihnachtstraum, ' si
da schaut Frau Eichhorn nach dem Wetter. ^ Eidcchslein rascheln durch die Blätter. si
Der Dachs schleicht beutelüstern her; sein Magen knurrt, ihn hungert sehr. i
Wenn's dämmert kriecht er aus dem HauS und fängt sich einen Abendschmaus. '
o hübschen, im Verlag Osfenstadt und
Fellhmmer-Nürnberg erschienenen Bilderbuchs „Im Wa, o e : Dre redenden Gedichte sind von Emmh Landmann, die wunderschönen Bilder von Kurt Böttcher.