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(Enztalbote)

Amtsblatt für Wildbad. Chronik unst Anzeigenblatt

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Druck der «uckdrnckerei Wildbader Taablatt: Verla« und SckriMeitung: Td. Sack i» Wildbad.

IlLMmer 2^3

Fernruf 178

^iläbscj, tllittzvocji äen 14. Oerember ldstl

Fernruf 179

36 fsliryoVg

Tagesspiegel.

Die LondonerDaily Mail" erfährt, Llohd George wolle bald nach der Vertagung des Parlaments einen Urlaub «»treten. Er werde vielleicht 3 Wochen in Siid- frankreich bleiben.

Morn'.ng Post" meldet, die Zusammenkunft der Außenminister Englands, Frankreichs und Italien» werde kurz nach Weihnachten stattfinden.

Einer Washingtoner Meldung zufolge ist die Streit­frage über den Besitz der ehemals deutschen Insel Bap im Stillen Weltmeer gestern dnrch Unterzeichnung eines Vertrags zwischen den Ber. Staaten nnd Japan geregelt worden.

Spannung und Hoffnung.

Reichskanzler Dr. Wirth hat die Gelcgenh it er- griffen, um b ei d er Bera ung eines Gesetzentwurfs über die Errichtung einer Kreditvereinigung des den scheu Ge­werbes vor d. in R e i ch sw i r t s ch a f ts r a t ci iges üb r die Londoner V. rhnidlungen zu jagen. Er ha. gewußt, daß er vor dieser Versammlung, die nach gmz anderen Gesichtspunkten urt ilt als die politischen Parlamente, sich nicht dem Vorwurf allzu großer Zurückhiltung aus­setzen würde.Mit Spannung und einiger Ho fnung": s dieses Schlußwort seiner kurzen Rede kann man als Leitwort über die augenblickliche Lage und über die Taten oer Negierung setzen. Was b i den Besprechungen zwischen englischen und sranzösi ch-en S aatsm"nnern in London endlich als wesentlich erkannt worden ist, Hit der Reichskanzler noch einmal ausg spochn: aus der Kreti-- frage für die nächsten Zahlungen ist eine Erörterung der ganzen En schädigungs rage g worden, die die wirtscha t- lichen Kräfte der ganzen Welt bew gt, wenn nicht erschüt­tert. Und im Zusammenhang mit dieser Frage ergibt sich die Notwendigkeit, die deutsche Wirtschaft nur in Ver­bindung mit dr Weltwirtschaft zu beurteilen.

Mit Spannung und einiger Hoffnung fi ht auch ganz Deutschland dem Bericht en gegen, den der aus London zurückgelehrte Dr. Rathenau vorlegen wird. Ob der genannte Gesetzentwurf vom Reichswirtschastsrat ange­nommen wird was wahrscheinlich ist ist an sich belanglos. Der Reichswirtschasisrat hat nur beratende Stimme und ein Recht nur daraus, Gesetzentwürfe zu begutachten. Er hat sich nach vielen Schwierig l eiten, die ihm von politischen St ll.n bereitet wurden und die L teilweise sich" in sehr kleinlichen Schilanen ävße ten, eine wichtige Stellung im Staat zu schassen ge mißt. Seine Zusammensetzung bürg" dafür, daß er Verständnis für die Mahnung d s Reichskanzlers haben wird, im h u igen Augenblick nicht ausführlich über die schwebenden Ver­handlung n zu red n, besonders da der Schwerpunkt nicht- in Deutschland, sondern dort liegt, wo die Geldgeber der Welt zu entscheiden haben. Der Reichswirtschastsrat kann eine gute Gelegenh it ausnutzen, um den politischen Par­lamenten vorzuarbeiten und die Arbeit stier Regierung zu erleichtern, wenn er die Bereitwilligkeit der deutschen Wirtschaftskreise ausspricht, an der Kredithilse mitzu­arbeiten. Denn ohne diese Bereitwilligkeit und ohne diese Mitarbeit, die nicht an schroffe, mehr nach der polistschen Seite gerichtete Bedingungen geknüpft sein sollte, sch int eine Lösung dieser schwersten Schicksalsfrag, n unmöglich.

GeschichtsrabeMn des Kaisers

Die vergleichenden Geschick) stabellen des früheren Kai- strs Wilhelm II. von 1878 bis zum Kriegsausbruch 1914 Md nunmehr der Oesfentlichkeit übergeben worden.*) Ter Kaiser hat diese Geschichtstabelleu aus eigenem Antrieb Zunächst im Jahr 1919 zusammengestellt und dann nach ihm seither zugänglich gewordenen Quellenmalerial vervollständigt. Er hat nicht die Absicht verfolgt, Po.lisch hcrvorzutretcn. Diese Geschichlstab llen waren uriprüng- sch nur für seinen persönlichen Gebrauch bestimmt und sind offenbar dem Bedürfnis entsprungen, sich selber ) vH der Hand genaue'- Feststellung der polnischen Ent­nickelung der Weltlage seit dem B wliner Kongreß Rechen- ZMft davon zu geben, welches die treib ndeu Kräfte die- ler Entwicklung gewesen sind, und ob der Hauptvor-

wurf gegen die deutsche Politik, sie habe schließlich zum Weltkrieg glüh t, berechtigt sei. Ter Kaiser hat sich erst auf Drängen and'rer Prsanen entschlafen, die Ta­bellen der Oessentlichkeit zu üb'» geben. Ter Ertrag der Arbeit ist für dieNotgemeinschast der deutschen Wis en- schast" bestimmt.

Wie schon der Name besagst sind die'e Geschichts abecken kein Geschick! sw rk im g" ähnlichen Sinn. No? weniger eine Tenoenzarbeit. Bis zum 28 Juni 1914 behält die Darstellung die eigentliche Tab llen orm. in em die Hauptereigniss' der eirnelnen Iah e, tabell risch nach den in Äetracht komm ndeu S aalen geordnet, in elf Reihen n beneinander gestest und. .Mit dem Da um der Ermordung des Er herzogs Franz Ferdinand wird die tabellarische Anordnung nach inzelnen Swaten,sti schm rein äußerlich sür di-sen Ich en ZTraum uich meh. durch­führbar gewes'N wäre, verlassen uiw durch eine lo e An­einanderreihung der be'immend n Tageser ig ich ers tzst Das Buch stützt sich ausschließlck-' au Angaben d r ein­schlägigen Literatur und gib^ übnstl, wo cs sich nicht um allg mein b kann e Tatiachen h u elt. die Quel e an.

Das Werk hat Plast s 'en Wer! Für jeden, der sich durch eigenes Studium sein Urteil über di' Ere'gnisse bilden will, ist es ein Lei stideu durch die Wirrnis der bcstimme»d.eu Tatsachen Je wenig r abe die Tab'len eine Verteidigung der srüherm auswärtigen Po i i sein sollen, um so mehr wächst aus den t offnen Sacka gaben der Eindruck heraus, daß die si tlich-, die Willens­schuld am Welt krieg j deufalls nicht b im T utfch n Reich,' sondern bei d u Mächen und Staatsmännern der Entente liegt. Wie England eine friedliche Entwick­lung Den schlands in der Welt immer wieder -u hindern suchte, wie die Eiukreisungspolitik ihre Nche immer enger um T utschland zog, wie Rußland Politik und Rüstung au g'waltsamen Kon litt mit den Mit elmäch­ten einstellte und wie die Entente direkt den Kri'g g'a n Deutschland vorbereitete, das tritt dem Leser der Ge­schick, stab llen mit plastischer Deutlichkeit vor Augen.

*) Kaiser Wilhelm II. V rgl'ichende G schich stcck ecken vom Jahre 1878 bis zum ^riegft'-sftuch 1911. Leip­zig 1921. K. F. hler, Verlag. Halblcinenband 35ffL.

Neue 7 vom Tage.

Bericht Rathenaus. X

Berlin, 13. Dez. Dr. Rathenau hat gestern vor­mittag dem Reichskanzler über die Besprechungen in London Bericht erstattet. Abends fand in der Reichs- kanz.ei eine Besprechung statt, an der auch andere Reichsbeamte teilnahmen. Die Beratungen wurden heute fortgesetzt. Ueber den Inhalt der Besprechung wird strengste? Stillschweigen beobachtet, doch wird der Reichskanzler in der heutigen Sitzung des Entschädi­gungsausschusses des Rcichswirtschaftsrats wahrschein­lich über den Stand der Kredttverhandlungen eine Er­klärung abgegeben.

Ter Nei rkanzker in» Reichswirtschastsrat.

Berlin, 13. Dez. Im Entschädigungsausschuß des Reichswirtschaftsrats, der über die Errichtung einer Kreditvereinigung der deutschen Ge­werbe (Antrag Hachenburg) beriet, ergriff der Reichs­kanzler das Wort, um vertraulich einen Uebsrblick über die politische Lage geben. Seine Darlegung gip­felte in dem Hinweis, daß die wirtschaftliche Lage Deutschlands in ihrer Verflechtung mit der Weltwirt­schaft nunmehr zum Gegenstand öffentlicher Erörte­rung der Staaten geworden sei. Es sei jetzt von Be­deutung. daß diese Erörterung fortgesetzt und vertieft werde. Deutschland müsse sich zur Mitarbeit an die­ser Aufgabe bereit halten. Der Hächenberg'sche Gesetz­entwurf biete anscheinend eine geeignete Grundlage, nm die deutsche Wirtschaft zu wirksamer Mitarbeit an der Lösung dieser deutschen Lebensfrage heranzuziehen.

Tie Teuerung.

Berlin, 13. Dez. Die Großhandslsindexzahl des Sta­tistischen Reichsamts ist von 2460 im Durchschnitt des Monats Oktober auf 3416 oder um 38,9 Prozent im Durchschnitt des Monats November gestiegen und hat dasKatastrophenniveau" vom Februar 1920 in allen Warengruppen weit überschritten. Gegenüber dem Vor­monat stiegen Getreide und Kartoffeln von 2380 auf 3197, Fleisch, Fische und Fette von 2332 auf 3154, Ko­lonialwaren von 3099 auf 4923, landwirtschaftliche Er­zeugnisse und Lebensmittel zusammen von 2417 aus .3308, ferner Häute und Leder von 4539 auf 6077^ !

Webstofse von 4176 aus 6518, Metalle von 2965 aus 5123, Koh'e und Eisen von 1885 aus 2380, Jndnstrie- stoffe zusammen von 2539 auf 3618) die vorwiegend im Inland evzen'gten Waren (Getreide, Kartoffeln, Fleisch, Fische, Fett, Kost en, Eisen) von' 2235 auf 2967. die vorwiegend aus dem Au? and cingeft'ihrten Waren von 3585 auf 5662. Der Do'ftr stieg im Durch­schnitt des Monats November gegenüber dem Oktober in Berlin um 75,1 Pro'ent. Dem kommen Einfuhr­waren mit e uer Preissteigerung um 57,9 Prozent .nahe, während sich der Preisstand der inländischen Waren gftickzeilig um 3' 8 Pro"it bob.

Abschubung russischer Verbrecher.

Berlin, 13. Dez. Wie derBerliner Lolalanz." aus Swinemünde meldet, wurden auf Grund des mit der So oft e ierung abaes h'o"e:irn Aus'ie'e nngsvertrags ungefähr 100 russische Schwerverbrecher, dft bisher in den deutschen Strafanstalten waren, nach Nnßftnd ab- gest-o'en. In Sft'tin wurde der Transport möglichst unauffällig. zum Teil in der Nacht, ans das Schiff gebracht. Der Dampfer wird von zwei Torpedobooten begleitet.

Thürin-Ne ckffn-ei-n-g zu V-chern.

Berlin. 13. Dez. Nach d-mPerl. Loft an'" ha­ben an äßstch der bevoffftlft d-n neuen Kneift'" eiftug in Thürin-en Vertreter der e"ema s we'm'-is enchlte- zirke der Rhön, namentlich O he'm. mit der b ' r:s en Regierung'Vorhand ungen aufte o amen, die den An­schluß dieftr Bezirke an Bayern bezwecken.

Besprechung der Wi.tschaffsministcr. Tarmstadt. 13. Dez. In der gestrigen Besprechung der Wirtschaftsmini'ter des Reichs urtd der fter wur­de auf die Notwendigkeit einer stärkeren Einfuhrbe­schränkung hauptsächlich dnrch höhere Zölle hingewie­sen. Es 'müsse auf eine Steigerung der in'ändischen Erzeugung und eine Verminderung des übermäßigen Verbrauchs hinaewirkt werden. Die Beteiligung des Reichs an den Mehrerlösen des Aickfnbrgeschäfts über die bisherigen Maßnahmen binans sei beabsichtigt, in­dem eine allgemeine Ausfuhrabga'ft beschaffen werde. In der Bekämpfung des Wuchers wolft man die Ver­öffentlichung der verhängten Strafen vorschreiben Da mit einem plötzlichen Umschwung der gegenwärtigen starken - Bes'"mfti-ung der JndiErie gerechnet werden müsse, sei den Aemtern empfostftn worden, vorüber­gehend die Aufträge zurü kznhalten nnd vorerü die Nolstandsarbeiten einzus ft'änken. nm für die Not Ar­beit zu schaffen. Die Kohftnaot sei vielfach dft Ur­sache der Arbeitsverminderung, namentlich auf dem Gebiet des Bauwesens. Im Interesse der ganzen Volks­wirtschaft sei daher anzustreben, daß im Kohlenberg- ^bau wieder Ueberschichten gemacht werden.

Tie Lftffnnngs? e-di-keit der Börse.

Dresden, 13. Dez. Ueber die Nede des Abg. Dr. Stresemann in der Versamm'ung der Dentisten Volkspartei wird noch berichtet: Stresemann meinte, die in Aussicht gestellte Anftihe werde Deutschftvd nur unter Bedingungen gewährt werden, die den Rest der Finanzhostert des Reicks zerstören würden. Ein be- dingungs oser Zahlungsaufschub sei cmsge^chftffen. Tie große Hoffnung, die die Börse scheinbar auf die Kredit­hilfe setze, sei unbegründet.

Gegen die Hochverratsbestrebnngen im Rheinland. Köln, 13. Dez. Eine Vertreterversammlung der Zentrumspartei, der Sozialdemokratischen Partei, der Deutschnationaftn Bolkspartei und der Demokratischen Partei, die in Königswinte r gestern tagte, wandte sich in einem Aufruf gegen die Versuche sondcrbünd- lerischec Kreise, durch offenen Hochverrat das Rhein­land vom Reich zu trennen. Die Parteien erk üren, daß sie auf ewige Zeiten fest am Deutschen Reich ha'ten und von einer Losreißung rheinischen Gebiets nichts wissön wollen. Die Unabhängige sozialdemokratische Partei lehnte es ab, die Kundgebung der übrigen rhei­nischen Parteien zu unterzeichnen, weil sie der Ansicht sei. daß die Beweggründe im Kampf gegen die Los- lösungSversuche anderer Natur seien ccks die ihrer Par­tei. Eine Loslösnng der Rheinlands vom übrigen Reich bekämpfe sie ebenfalls aufs äußerste.

Das Kölner Wuchergericht amtet wieder.

Köln, 13. Dez. Nachdem der Reichskommissar sür die besetzten Gebiete gegen die von der Nheinlandkom- mission angeordnete Haftentlassung SmeetS Einspruch erhoben und die deutsche Reichsregicrung ihre Vertre­ter in Paris, London und Brüssel angewiesen hat, gleichfalls Einspruch zu erheben, hat das Wnchcrgericht bis auf weiteres die Tätigkeit wieder ausgenommen.

Tie Schuldfrage.

. Könlgswinter a. Rh., 13. Dez. Im Provinzialaus-